Merks ermittelt in Leipzig - Steffen Mohr - E-Book

Merks ermittelt in Leipzig E-Book

Steffen Mohr

4,9

Beschreibung

Steffen Mohr schickt seinen Kommissar Gustav Merks quer durch Leipzig. Der gemütliche und vor allem helle Ermittler muss 40 Verbrechen lösen. Ob ihm das mühelos gelingt? Für den Leser stellt sich die Frage, ist er schneller als Sachsens bekanntester Polizist nach Bruno Ehrlicher? Es gilt, die eigenen kriminalistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und Gustav Merks zum Tatort zu begleiten.

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Seitenzahl: 102

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Steffen Mohr

Merks ermittelt in Leipzig

40 Rätsel-Krimis

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Sven Lang

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Polizeihistorischer Verein Stuttgart e.V.

ISBN 978-3-8392-4310-7

1. Rätsel-Krimi: Der Mantel

Gustav Merks blickte in die von bunten Reklamelichtern glänzende Nacht. Verschwommen blinzelte ihm die uralte Inschrift vom Turm der Pleißenburg zu: ›Der Tod ist gewiss, aber die Stunde ungewiss.‹ Draußen drosch der seit Tagen anhaltende Dauerregen vom Himmel, weshalb Kommissar Merks gestern mit Hauptmeister Arnold ins größte Kaufhaus auf der Petersstraße gegangen war. Sie hatten sich einen dieser nässeabweisenden schwarzen Mäntel gekauft, in denen inzwischen die halbe Stadt herumlief. Jetzt schoben beide Nachtdienst. Hauptkommissar Bert Reinecke besuchte sie, ebenfalls in so einer knitterarmen Pelerine. Gleich darauf schrillte der Notruf. Im Spielkeller von Herbie’s Pub war ein Mann erschossen worden. Als Merks nach dem Namen fragte, legte der Anrufer auf.

»Wir laufen rüber!«, bestimmte der Hauptkommissar.

Alsbald rannten drei gleich bemantelte Kapuzenmänner in die Innenstadt, der kugelbauchige Merks voran, hinter ihm Reinecke mit den polizeiwidrig langen Haaren und der Silberschopf Arnold mit der Einsatztasche. Vorm Pub war ein junger Schäferhund an die Laterne gebunden, der versuchte, seine Leine durchzubeißen.

»Tierfreunde gibt’s«, knurrte Arnold.

Sie stürmten die Treppen hinab ins Spielcasino. Vor der Schwingtür befand sich ein Garderobenständer, auf den Merks im Vorüberlaufen seinen Mantel zu zwei ähnlichen Kutten hängte. Innen befand sich, von der Leiche unter dem Spieltisch abgesehen, kein Mensch. Eine romantische Rotlichtlampe beleuchtete den toten Herrn, von dessen weißer Weste ein breiter Blutfleck grüßte.

»Pik-Zehn«, murmelte Reinecke und identifizierte damit einen der bekanntesten Falschspieler der Region. Arnold begann zu fotografieren. Da klirrte etwas im Halbdunkel hinter dem Billardtisch. Ein Typ, der sich dort versteckt und offenbar gerade ein Glas umgestoßen hatte, sprintete zur Tür.

»Halt, Herzbube«, rief Merks und setzte sich augenblicks in Bewegung.

Der Totschlag oder Mord war also im vertrauten Spielerkreis geschehen. Im Vorbeilaufen riss der Kommissar einen Mantel vom Ständer. Draußen ergriff er den Flüchtigen am Schlafittchen.

»Ich habe Pik Zehn nicht umgelegt!«, schrie Herzbube. Sein roter Dandyanzug hätte jeden Blutspritzer erst einmal gut verborgen. »Es war ein Fremder, der kam … schoss … Ich habe euch gleich angerufen!«

Merks zog die silberne Acht und justierte den Jammerlappen vorübergehend an der Laterne. In diesem Moment biss der Hund die Leine durch. Er sprang Merks an und – kuschelte sich sofort an seine Knie. Als der Kommissar wieder ins Lokal ging, diesmal aber ins Erdgeschoss, sprang das Tier schwanzwedelnd hinterher. Er knallte ihm die innere Tür vor der Schnauze zu.

Am Tresen lungerten außer Herbie bloß zwei Gäste herum. Einer saß alkoholbedingt im Unterhemd da. Merks identifizierte ihn als Joker, also ein weiteres Mitglied aus dem Spielerclub. Der andere trug den zurzeit allseits beliebten Regenmantel. Merks forderte seinen Ausweis. Der breitschultrige, einem freundlichen Pfarrer ähnelnde Mann reichte den Pass ruhig herunter. In diesem Moment erst fühlte Gustav Merks etwas Schweres, das in seiner Manteltasche lag. Er griff hinein und umfasste einen noch warmen Revolver! Nun gab er diesem Hans Blochwitz, wohnhaft in Markkleeberg, das Dokument zurück. »Sie sind eben gekommen?«, fragte Merks.

»Sehen Sie doch daran, dass mein Mantel pitschnass ist«, antwortete der andere.

Merks schmunzelte. Es klang wie ein Lob, als er Blochwitz bestätigte: »Guter Trick.« Gleich darauf lief er zur Tür und ließ das durchnässte Tier herein. Der Hund sprang mit Freudengejaul auf den Markkleeberger zu. »Sie sind wegen eines Tötungsverbrechens verhaftet«, sagte Merks. »Oder sollte das etwa nicht Ihr Hund sein?«

Woraus schloss der Kommissar, dass Hund und Mantel dem Todesschützen gehörten?

Lösung: 1.Rätsel-Krimi

Weil der Hund sich an Merks kuschelte, als der den Mantel von Blochwitz trug.

2. Rätsel-Krimi: Kampfhund im Schnee

Die Connewitzer Friedhofsgärtnerei, aus der Stelzers Anruf kam, lag bloß wenige Schritte von einem chinesischen Restaurant entfernt, in dem Kommissar Merks eben die Befragung des Wirts beendet hatte. Hauptmeister Arnold, der ihm das Gespräch durchstellte, meinte: »Du bist ja in der Nähe. Also sieh mal am Friedhof vorbei.« Dann donnerte Stelzers aufgeregte Stimme in Merks’ Ohr. Er hielt den Hörer eine Armlänge von sich weg.

Der Chinese, dem Merks gerade gute Tipps für die Schutzgelderpressung gegeben hatte, lächelte verständnisvoll. »Deutsche Männel bellen in del Auflegung wie gloße Hunde«, kommentierte er.

»Pst!«, zischte Merks.

Seine Frau, brüllte der Friedhofsgärtner, habe sich daheim eingeschlossen. Bei ihr sei noch das Kleinkind. Denn kaum dass er, also Stelzer, heute früh das Haus verlassen habe, sei der Kerl aus der Nachbarschaft aufgetaucht – mit einem Kampfhund. Er hätte an die Tür gehämmert, wollte unbedingt mit ihm oder seiner Frau reden. Eigentlich jammerte der Gärtner, habe er alle Hände voll zu tun. Der Schnee sei so plötzlich gefallen, und er müsse noch viele Gräber mit Tannenzweigen abdecken.

»Wollen Sie Ihrer Frau helfen oder den Toten?«, unterbrach ihn der Kommissar.

»Bitte begleiten Sie mich zu meiner Wohnung«, bat der Mann am Telefon. »Ich fahre Sie auch persönlich hin.«

»Meinetwegen«, knurrte Gustav Merks. »Werfen Sie einen Blick auf mein Fahrzeug«, sagte er zum Chinesen. Die Gegend war nicht die allersicherste für Polizeiwagen. Dann stand er auf und lief zum Friedhof hinüber.

In seinem tiefgrünen Overall und den schmutzigen Gummistiefeln, aber besonders durch die wettergebräunten Gesichtszüge und ausgreifenden Bewegungen seiner angespannten Glieder gab Stelzer den perfekten Überaktionisten ab. Wo andere Fahrer die Hände am Lenkrad auf zehn vor zwei hatten, presste er sie wie ein Uhrzeigerpaar, das auf eins vor bis eins nach zwölf stand, so als hielte er den Steuerknüppel eines Flugzeuges. Entsprechend jagte er durch die aus der Stadt hinausführenden Straßen. Als sie die Siedlung am Wolfswinkel erreichten, drosselte er das Tempo.

»Wie heißt der Hundehalter eigentlich?«, fragte Merks.

»Fredo Pink!« Stelzer bremste an einem Lichtmast abrupt. »Da lesen Sie seinen Namen!« Ein mit Wetterfolie überzogener Aufruf pappte am Pfahl. Darin wurde die Siedlergemeinschaft vor Pink und dessen ›gemeingefährlicher Bestie‹ gewarnt. »Das habe ich dreißigmal aufgehängt. Meine Bürgerinitiative!«, bemerkte er stolz.

Stelzers Vorgarten war schneebedeckt. Auf dem Pfad, den sie nun zum Haus liefen, zeichneten sich Trittspuren von Stiefelsohlen ab. Jemand war vor ihnen zum Haus und wieder zurück ans Tor gelaufen. »Sehen Sie! Das sind Pinks Stiefelabdrücke«, erklärte Stelzer. Die verängstigte Frau öffnete erst, als sie die Stimme des Kommissars in der Rufanlage vernommen hatte. Ihr Bericht, Pink habe »mit dem Mistvieh an der Leine« Einlass verlangt, deckte sich mit der Aussage ihres Mannes. Im Hintergrund zappte sich ein Kleinkind durch die Fernsehprogramme.

»Gehen wir sofort zu Pink rüber!«, forderte der Bürgerinitiativler. Doch Merks schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Ihre Vortäuschung einer Straftat hat mich wertvolle Zeit gekostet«, sagte er. »Sie aber wird das Spielchen eine Anzeige kosten, die Sie mehr schmerzen sollte als der niemals angedrohte Hundebiss.«

Was war Kommissar Merks aufgefallen?

Lösung: 2.Rätsel-Krimi

Falls Pink das Tier nicht durch den Schnee trug, was unwahrscheinlich war, hätte man auch die Spuren der Hundepfoten sehen müssen.

3. Rätsel-Krimi: Ötzis Tod beim Karneval

Thea nannte sich die Anruferin mit der tiefen Stimme. Ihren Familiennamen verstand Gustav Merks nicht. Zu laut dröhnte der Massengesang im Hintergrund. Thea, offenbar eine Übermutter der zupackenden Art, brüllte schließlich: »Gomm’ Se ändlich. Im Bubligum is ä Arzt, der hat Mischas Tod gorrekt festgestellt. Hoppi, hoppi!«

Über dem Eingang der Gartenkantine flatterte ein fröhlich bekleckstes Tuch. ›Ötzi – hellau!‹ stand darauf. Durch die festlich erleuchteten Scheiben hindurch beschallte die Karnevalsband den idyllischen Gartenverein. Als der Kommissar einen Blick in den Saal warf, fühlte er sich in seiner Winterjacke wie ein Fremdkörper. Nackt, nackter, am nacktesten – hätte das Faschingsmotto lauten können. Denn die Tänzer waren in steinspeerbewaffnete Halbnudisten oder fast unverhüllt ihre Brüste schwingende Ötzifrauen verwandelt.

Kantinenwirtin Thea, gekleidet in ein schrilles Lindwurmkostüm, zog ihn zum Kücheneingang und bestimmte: »Machn Se ja gein Aufsehen, Härr Gommissar, damit nich ne Banik entsteht. Und nu rein mit Ihnen! – Das is Henry, mei Mann«, stellte sie einen Neandertaler vor, der wie besessen Schnitzel klopfte. »Hinden am Gühlschrank lieschd de Leiche.«

Merks durchschritt die von Soljankaduft erfüllte Küche. Tatsächlich lag hinter dem Gefrierschrank ein zu Lebzeiten sicherlich schöner Mann. Er trug nur Lendenschurz. Blicklos stierte er auf den Schnitzel klopfenden Koch. In seinem Bauch steckte ein langes Küchenmesser, und auf die haarlose Brust waren rote Buchstaben gemalt. »Ötzi I«, las Gustav Merks darauf.

Thea erklärte: »Eischendlich heißter Mischa und is unser Garnevalsbrinz.«

Henry, der ungerührt 30 Teller mit Schnitzeln und Salat belegte, berichtete: »Plötzlich tauchte der Ecki auf in der Küche. Der also, der früher selber unser Karnevalsprinz war und sich von uns im Streit verabschiedete. Hat von Mischa Geld verlangt, das der ihm angeblich schuldete. Auf einmal schlug Ecki mit dem mitgebrachten Faustkeil zu. Mischa verteidigte sich mit dem Küchenmesser. Das fiel plötzlich Ecki in die Hände …«

»Da war’s bassiert«, ergänzte Thea. »Dogdor Kunert, der drinne de Disko bediend, gönn Se auch gerne frachen. Mischa is ächt dod.«

»Wo steckt der Täter jetzt?«

»Hab ihn bersönlich in de Gefriergammer geschubst.« Thea schloss eine Stahltür auf. Hinter ihr hockte bibbernd ein fast genauso schöner Mann wie der Tote. Bloß, dass Ecki einen Riesenschnauzer trug, der größer war als ein Lendenschurz. Auf den Fliesen lag der Faustkeil. Sie setzten den fast Bewegungsunfähigen auf einen Stuhl. »Ich hab meinen Garten hier in der Nähe«, wimmerte er. »War in der Laube eingepennt und von dem Musikkrawall aufgewacht. Verspürte auf einmal Bärenhunger. Da wollte ich in der Kantine bloß nach ’nem Schnitzel fragen. Dass hier meine ehemalige Truppe Karneval feiert und was der für’n Motto hat, wusste ich gar nicht.«

Merks sagte zu Thea: » Holen Sie seinen Mantel.« Und zu Ecki: »Sie sind verhaftet. Denn Sie erschienen in der klaren Absicht, brutale Gewalt anzuwenden.«

Was kam Merks unglaubhaft vor?

Lösung: 3.Rätsel-Krimi

Ecki kam als Steinzeitmensch, wusste also vom Karneval und führte sogar eine Schlagwaffe, den Faustkeil, entsprechend dem Motto mit.

4. Rätsel-Krimi: Südpol – hellau!

Mit Louise, von Lästerzungen ›die Diva‹ genannt, konnte Klein Richard, der Neffe des Kommissars, wenig anfangen. Das Mädchen schaffte es immer wieder, als Hofpausenereignis zu schillern, mal in einer ausgefallenen Bluse, mal mit abenteuerlich getöntem Haar oder auf schwindelerregend hohen Absatzschuhen. Sie gehörte zum Gymnasium wie das grellrote Samtbändchen um einen Packen stinknormaler Liebesbriefe. Trotz Richards Abneigung oder vielleicht gerade deswegen belegte sie den als Superhirn beliebten Schüler oft mit ihren unschuldigen Fragen. Sie, die bereits mehrere Vorprüfungen für die Schauspielschule und sonst nur unterschwellige Zensuren im Köcher hatte, und er, der wie sein Onkel Kommissar werden wollte, erschienen vielen als das perfekte Paar – wenn man die Welt aus der Sicht der Vorabendserien im Fernsehen betrachtete.

An einem kalten Vormittag in den Winterferien verstellte Louise, diesmal erblondet und in einem pinkfarbenen Mäntelchen, Richard den Weg zum Schulhaus. Er wollte zu seinen Computerfreaks. Sie aber zirpte ihn strahlend an: »Hi, klügster aller Schuldetektive! Als Projektmanagerin unseres Schulfaschings muss ich dich unbedingt was fragen.« Damit zeigte sie ihm eine mit bunten Faserstiften bemalte Heftseite. »Mein Konzept für die Rosenmontagsshow. Na, du weißt schon … Vielleicht kannst du den Plan mit ein paar coolen Ideen ergänzen.«

Mit etwas Widerwillen zog Klein Richard den Zettel aus den chromgrün gefärbten Fingerspitzen. »Südpol – hellau!«, las er, sollte das Karnevalsmotto lauten. Das, lobte er, war zum Jahrhundertjubiläum der Ersterreichung des Südpols durch Amundsen passend gewählt. Als Dekoteile schlug Louise Kuschelzelte und mit Gleitband beklebte Schlitten vor, außerdem Eisbrocken aus Styropor und ein von den jungen Modellbauern gebasteltes Schiffswrack. Die Funkengarde sollte als Pinguinballett auftreten oder als Schneehäschen und Blaufüchse. Für die Kampfsportler, alles große Jungs, hatte Louise eine poppige Eisbärrevue vorgesehen. Schließlich sollten drei im Theaterklub spielende Jungen die drei berühmten Polarforscher Roald Amundsen, Fridtjof Nansen und Robert Falcon Scott bei ihrem Wettlauf zum Südpol darstellen. »Das könnte eine tolle Kriminalszene werden«, meinte Louise. »Würdest du uns den Text schreiben?«