Metamorphose - Katrin Fölck - E-Book

Metamorphose E-Book

Katrin Fölck

0,0

Beschreibung

Er ist anders. Schon seit seiner Kindheit sind Hohn, Spott und Ausgrenzung seine ständigen Begleiter. Die Einzige, die immer zu ihm hält, ist seine Mutter. Sie macht ihm Mut, richtet ihn immer wieder auf. Doch dann verliert er sie. Für immer. Jetzt ist er bereit, sein Leben zu ändern. Und auch er verändert sich. Plötzlich liegt ihm die Frauenwelt zu Füßen. Er hat leichtes Spiel. Doch das ist mörderisch.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 71

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Metamorphose

Katrin Fölck

Imprint: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Copyright: Katrin Fölck © 2016

Titelbild: Fotolia/tigger11th

Prolog

Jedes Mal, wenn er sich zufällig beim Besuch der Shoppingmall in einer der vielen Schaufensterscheiben spiegelte, blieb er kurzerhand stehen, um sich zu betrachten. Permanent fand er dann diesen verwunderten Ausdruck in seinem Blick, der neben Erstaunen auch Ungläubigkeit über seine außerordentliche wie bedeutsame Verwandlung ausdrückte.

Und während er noch sein Gegenüber, das ihm zugleich nur zu vertraut und dennoch so fremd war, abschätzend musterte und nach Ähnlichkeiten mit ihm suchte, verstörte ihn dieser Zustand zusehends.

Obwohl er meinte, im Inneren der Alte geblieben zu sein, wusste er doch nicht zu sagen, wen oder was er da im Spiegelbild vor sich sah. Es war und blieb ein Fremder. Und diese Erkenntnis war nicht nur außerordentlich befremdlich, nein, sie konnte einen schon verrückt machen.

1

Sie gehört ihm. Ihm ganz allein.

Ein Gefühl der Glückseligkeit befällt ihn.

Er ist seltsam berührt von dem Gedanken, dass er es ist, mit dem sie ihren letzten Augenblick teilt.

Noch ein letzter Atemzug. Dann ist es vorbei.

Er genießt den Moment, erliegt dem Zauber, der von ihm ausgeht und kostet ihn ganz aus, in dem er die vor ihm Liegende ausgiebig betrachtet, als habe er alle Zeit der Welt dafür. Dass es nicht so ist, weiß er nur zu gut. Ab jetzt läuft sie gegen ihn. Ist sein Feind. Spielverderber und Verräter.

Bald schon würde er handeln müssen, um sich nicht zu verraten, nicht in Gefahr zu bringen. Doch noch kann er sich nicht von ihrem Anblick lösen. Zu fasziniert ist er von ihrer Anmut und ihrer außergewöhnlichen Schönheit. Und während er sie eindringlich betrachtet, findet er, dass die Umgebung wirklich nicht der passende Rahmen für dieses Kunstwerk ist.

Jedoch, was sollte er machen? Mehr war eben aus einem kargen Raum einer alten Fabrikhalle nicht rauszuholen.

Ihre langen goldblonden Haare umschmeicheln ihr zartes Gesicht, das mit leichten Sommersprossen besprenkelt ist. Ihre Lider sind geschlossen, geben ihre Augenfarbe nicht preis. Er jedoch weiß, dass die Farbe ihrer Iris blau ist. Fast könnte man annehmen, sie schlafe nur. Er jedoch weiß, dass es anders ist.

Sein Blick gleitet langsam hinunter zu ihrem schlanken Hals, weiter zu den kleinen Brüsten hin, die sich unter ihrer dünnen Bluse abzeichnen, dann über ihr Becken und die langen makellosen Beine mit den hochhackigen Schuhen.

Ihm wird es immer ein Rätsel bleiben, wie man auf diesen Dingern stehen, geschweige denn gehen konnte. Und dann auch noch so grazil wie Lisa hier. Oder hieß sie Luisa?

Er hatte es bereits vergessen. Ihr Name unwichtig. Auch anrühren würde er sie nicht. Das hatte er bei den Vorherigen genauso wenig getan.

Es ist nicht Sex, was ihn antreibt. Ihn dazu bringt, zu tun, was er tun muss. Sein Begehren ist völlig anderer Art.

Einerseits wird er von der Magie ihrer Schönheit angezogen, gleichsam eines Rauschs. Er vermag es nicht, sich dem Zauber zu entziehen. Andererseits ist da noch etwas Anderes. Etwas Dunkles. Etwas, was sich in seine Seele eingebrannt hatte. Etwas, das er gut vor ihnen verbarg, bis es sich einen Weg zurück an die Oberfläche bahnte: Abgrundtiefer Hass.

Und dieser verlangte förmlich nach Vergeltung. Ausschließlich in diesen wundersamen Momenten, in denen er mit den Frauen zusammen war und er darüber Gewissheit hatte, dass sie ab jetzt keinem Anderen als ihm gehören würden, konnte er dieses einzigartige Hochgefühl erlangen.

Und nur, wenn er seinem Drang folgte, ihm nachgab, erlangte er die Genugtuung, die er so dringend brauchte.

Dennoch war er immer wieder gezwungen, es aufs Neue zu tun, da dieser Moment niewirklich lange anhielt. Das Gefühl war dem einen Orgasmus` ähnlich. Er fand darin seine Art Befreiung, Entledigung von der zeitlebens empfundenen Schmach und permanenten Ablehnung, die er zeitlebens erfahren musste.

Im Grunde genommen hatte er nichts persönlich gegen die Frauen, ja, kannte sie ja gar nicht wirklich. Und letztlich war es im Grunde auch nicht so, dass er Frauen nicht mochte…

Gerade in der letzten Zeit, als sich das Blatt für ihn zum Positiven wandte und er immer wieder eindeutige Avancen ihrerseits erhielt, war er hin und her gerissen.

Unzweifelhaft verwirrte es ihn, dass diese himmlischen Geschöpfe plötzlich an ihm interessiert zu sein schienen. Fast glaubte er schon selbst, dass sich sein innigster Wunsch noch erfüllen könnte.

Dass eines dieser göttlichen Wesen ihn sah. So sah, wie er war. Und ihn bedingungslos lieben könnte.

Doch wiederkehrend wird ihm klar, dass dies ein Trugschluss ist. Ein Traum und Fiktion. Das machten sie ihm schon bald immer wieder mit ihrem Verhalten klar.

Also begegnet er ihnen auch weiterhin mit Argwohn. Vertraut keiner.

Und vergessen, geschweige denn verzeihen, kann er schon gar nicht. Zu tief hatten ihn die Erniedrigungen, der Hohn und die Abweisungen der Vergangenheit verletzt.

Und aus welchem Grund auch sollten sie auf einmal ihre Meinung geändert haben?

Im Grunde genommen hatte sich nichts verändert. Nur sein Äußeres.

2

Er beginnt zu frösteln. Es wird Zeit.

Er breitet die Plane aus.

Dennoch, wenn er sie so ansieht, bedauert er es jetzt fast, nicht mehr Zeit mit ihr verbringen zu können. Sie war wirklich eine Göttin. Einfach vollkommen.

Die Perfektion in Person.

Er versucht, sich jedes noch so kleine Detail ihres Aussehens einzuprägen, um es in seinen Gehirnwindungen abzuspeichern.

So ist sie bei ihm. Für immer.

Eine Trophäe braucht er dafür nicht. Weder eine Haarsträhne von ihr, noch Schmuck, den sie trägt, noch irgendetwas in der Art.

Leichte Enttäuschung macht sich in ihm breit.

Das Hochgefühl von eben noch – bereits verflogen.

Der Reiz an ihr – wieder verloren gegangen.

Noch während er sie verschnürt, denkt er darüber nach, wieso es dieses Mal so schnell vorbei ist.

Ist es nur zu normal, dass der Rausch immer schneller verflog, je öfter man sich ihm hingab? Gewöhnte man sich an ihn und brauchte dann immer mehr davon?

Vielleicht sollte er ihm besser eine Zeitlang entsagen. Doch wie lange würde er sich enthalten können?

Als er sie mit Erde zudeckt, überkommt ihn Hochmut. Ein Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit.

Nicht nur, dass er jetzt über ihr stand. Nein. Er hatte über sie gerichtet.

Weil sie so war wie alle.

Mittlerweile weiß er, wie sie ticken. Und sie machten es ihm ja auch nicht gerade schwer. Hatten sie sich erst einmal auf ihn eingeschossen, war es fast unmöglich, sie fernzuhalten. Das ist neu für ihn. Die darauf folgende Erkenntnis jedoch, dass es den Frauen nicht wirklich um ihn geht, sie nicht im geringsten etwas über sein Seelenleben, seine Interessen oder Lebensvorstellungen wissen wollen, sondern sich eher mit ihm schmückten wie mit einem Accessoire, so wie sie es mit einer Handtasche taten, um die Konkurrenz auszustechen oder dadurch in deren Augen Anerkennung oder Bewunderung und damit eine Wertsteigerung zu erlangen, überrascht ihn keinesfalls, sondern stützt nur seine Überzeugung, dass sie alle gleich sind.

Oberflächliche Heuchlerinnen.

Jene Momente bringen neben der Wut und dem unüberbrückbaren Hass auf sie auch jenes unsägliche Gefühl der Demütigung wieder hervor und die Bilder, die sich unlöschbar in ihm eingebrannt hatten. Aus der Zeit, in denen er für sie nur ein Monstrum war.

Gemieden, verspottet, erniedrigt.

Und welche Strafe konnte gerechter sein, als die, dass die Schönsten der Schönen die letzten Minuten ihres Lebens nun mit ihm verbrachten?

Keiner von ihnen hatte er je gesagt, wie er in Wirklichkeit hieß, da er wusste, dass Frauen nichts für sich behalten konnten. Und keine von ihnen hatte er jemals mit zu sich nach Hause genommen. Dies gehörte zu seinen Regeln, die er aus Gründen seiner Sicherheit strikt einhielt. Außerdem traf er sich nur selten mehrfach mit ein und derselben Frau, und eigentlich musste er es ja auch gar nicht.

Wie leicht doch alles sein konnte, wenn man schön war…

3

Es ist ihr Gang, der ihn auf sie aufmerksam macht. Ihn einfängt. Ihn nicht mehr los lässt. Auch, wenn sie ihm dabei vorerst nur ihre Kehrseite zeigt.

Doch für ihn ist bereits dieser Anblick äußerst verlockend.

Wenn jetzt auch noch ihre Vorderseite verspricht, was bereits ihre Rückansicht verheißt, dann…

Nicht nur sein Blick folgt ihr. Wie in Trance geht er ihr nach. Er kann nichts dagegen tun.

Sie bleibt vor einem der riesigen Schaufenster stehen, betrachtet sich und bringt ihre Haare kurz in Form.

Er steht schräg hinter ihr. Damit wird ihm ein flüchtiger Blick auf ihr Spiegelbild gewährt.

Welch Göttin! denkt er, während sein Herz heftiger zu schlagen anfängt.