Azzurro oder die Geschichte vom verschenkten Glück - Katrin Fölck - E-Book

Azzurro oder die Geschichte vom verschenkten Glück E-Book

Katrin Fölck

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Theresa bewirbt sich um eine Anstellung im Seniorenheim "Villa Rosa" in Loreta Aprutino in Italien. Gerade erst hat die junge Frau ihr Studium der Betriebswirtschaft abgeschlossen. Sie reist mit ihrem kleinen Fiat, um unabhängig zu sein und selbst entscheiden zu können, welchen Weg sie nimmt und wo sie Pause macht. Im Altersheim angekommen durchläuft sie erst einmal sämtliche Abteilungen, um sich somit ein Bild von den Tätigkeiten der Angestellten und der Funktion des Heimes zu machen. Sofia, eine Arbeitskollegin, wird für Theresa zur Freundin. Sie hilft ihr, sich einzuleben, zeigt ihr die Umgebung und verbringt ihre freie Zeit mit ihr. Schon bald hat sich Theresa nicht nur in Land und Leute, sondern auch in Luca, den Assistenten der Besitzerin der Residenz, verliebt. Dann jedoch macht sie eine enttäuschende Entdeckung und zieht sich von Luca zurück. Fast kommt es jedoch wegen eines Irrtums zum Bruch zwischen den Verliebten. Die Eigentümerin der Villa, eine echte Gräfin, birgt ein dunkles Geheimnis, welches in enger Verbindung mit Theresa steht. Um dem Glück der Beiden nicht im Weg zu stehen, muss sie Theresa etwas verraten. Doch, um ihr ihr weitaus größeres Geheimnis zu offenbaren, bedarf es erst eines tragischen Zwischenfalls. Ein Erdbeben trifft die Gegend. Theresa und die Gräfin werden unfreiwillig Gefangene. Endlich sieht die Besitzerin des Heimes die Zeit als gekommen, Theresa ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Damit kommt die ganze Wahrheit ans Licht. Doch dessen Offenbarung endet tödlich.

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Seitenzahl: 119

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Copyright: Katrin Fölck 2022

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Titelbild: © Maridav/Adobe Stock

1

„Azzurro“ schallt es aus den Boxen meines roten Fiat. Längst schon wippe ich mit meinem linken Fuß zum Takt der Musik. Ich drehe den Lautstärkeregler des Autoradios noch etwas weiter auf. Erst jetzt bin ich zufrieden und singe lauthals mit Adriano Celentano um die Wette.

Azurblau. Das passt wie die Faust aufs Auge: Bella Italia zeigt sich mir von der schönsten Seite. Weit und breit kein einziges Wölkchen am Himmel, der sich strahlend blau zeigt, während die Sonne scheint.

Ich bin beschwingt. Jede einzelne Faser meines Körpers befindet sich in neugieriger Erwartung und Vorfreude.

Mittlerweile seit zwei Tagen unterwegs, hatte ich unzählige Zwischenstopps eingelegt, um die Landschaft und ihre Sehenswürdigkeiten, besonders schöne auf meiner Strecke gelegene Ortschaften oder die kleine Pension, in der ich gegessen und übernachtet hatte, mit der Kamera meines Smartphones festgehalten.

Dass die Strecke von meinem Heimatort bis nach Loreto Aprutino nicht in einem Ritt zu schaffen war, ist mir dabei von Anfang an klar gewesen. Allen, denen ich davon erzählt hatte, hatten mir davon abgeraten, mit dem Auto zu fahren. Schließlich befand man sich im einundzwanzigsten Jahrhundert. Da gab es angenehmere Möglichkeiten zu reisen. Und außerdem, was unterwegs so alles passieren konnte…

Doch ich blieb dabei. Weder Flugzeug, noch Bahn kamen für mich in Frage. Ich wollte unabhängig sein und selbst entscheiden, welche Strecke ich nahm und wo ich Pausen machte.

Je näher ich meinem Ziel komme, umso aufgeregter werde ich. Längst mischen sich erste Zweifel in meine Gedanken. Was, wenn ich meiner neuen Aufgabe möglicherweise gar nicht gewachsen war? Mit meinen dreiundzwanzig Jahren und einem eben erst abgeschlossenen Studium der Betriebswirtschaft konnte ich schließlich auf keinerlei Erfahrungen auf dem Gebiet verweisen. Erstaunlich, dass ich angenommen wurde. Außerdem war ich noch nie lange von zu Hause weg. Was, wenn ich Heimweh bekam? Kein Wunder, dass meine Eltern nicht sonderlich von meiner Offenbarung begeistert waren, unbedingt eine Stelle in Italien anzunehmen. Ich hatte mich jedoch nicht von meinem Plan abbringen lassen und bin nun mit meinem kleinen Flitzer auf dem Weg in ein neues Leben.

„Azzuro“ - das Leben konnte so schön sein.

2

Ich rutsche auf meinem Sitz hin und her, werde immer hippeliger. Der Endpunkt meiner Reise liegt direkt vor mir: Loreto Aprutino.

Ich kann die kleine mittelalterliche Stadt schon von weitem sehen. Hoch oben, auf einem Felsen, leuchtet sie mir, von der Sonne golden angestrahlt, förmlich entgegen. Ich bin entzückt und lasse die ersten Eindrücke auf mich wirken.

Als ich dann den Ort durchfahre, bin ich wohl Manchem zu langsam, was mir durch mehrfaches ungeduldiges Hupen kundgetan wird. Ich behalte trotz allem meinen Fahrstil bei und lasse mich nicht aus der Ruhe bringen, genieße nebenbei meine erste Stadtrundschau.

Die Straße, die mich schließlich wieder aus der Stadt herausführt, ist von Pinien gesäumt, während Olivenhaine, Weinberge und Sonnenblumenfelder an mir vorbeiziehen. Letztlich dauert es noch weitere zehn Minuten, bis ich mein Endziel erreicht habe: die Seniorenresidenz „Villa Rosa“.

3

Die Anlage ist von der Straße aus kaum einsehbar, denn sie wird von einer hohen Steinmauer umsäumt.

Ich stoppe den Wagen am Eingangstor und steige aus. Ich luge durch die schwarzen Gitterstäbe und besehe mir das Grundstück erst einmal von außen. Mehr als einen langen Kiesweg, der links und rechts von kegelförmigen Zypressen flankiert wird, bekomme ich jedoch von hier aus nicht zu sehen.

An einer der beiden Torsäulen ist eine Klingel mit Gegensprechanlage angebracht. Ich hole tief Luft und drücke den Knopf. Es dauert eine Weile bis sich eine weibliche Stimme meldet: „Si, chi è?“

„Mein Name ist Theresa…“, stelle ich mich vor. Mein Anliegen vorzubringen, dazu komme ich gar nicht erst, denn die Gegenseite erklärt bereits: „Ich weiß, wer Sie sind. Kommen Sie herein, Sie werden schon erwartet.“

Ein Knistern, dann ist die Stimme verstummt. Ich kehre der Pforte den Rücken und begebe mich zurück zu meinem Fiat. Das Tor hinter mir beginnt sich zu öffnen. Damit ist der Blick auf das großzügig gehaltene Areal frei.

4

Im Schritttempo fahre ich den Kiesweg entlang, der von den für die Region so typischen Bäumen gesäumt ist. Dazwischen blühende Rosensträucher.

Es kommt mir alles so unwirklich vor, als träumte ich. Doch spätestens, als ich vor dem Gebäude anhalte, werde ich in die Wirklichkeit zurückversetzt.

An der Eingangstür steht eine Frau mittleren Alters, die bereits auf mich zu warten scheint. Sehr elegant gekleidet, Stilettos, lange schwarze Haare.

Ich öffne die Wagentür und steige aus.

„Bon giorno, Theresa. Kommen Sie doch herein! Ich bin Francesca Marchetti.“

Die etwa vierzigjährige Frau reicht mir freundlich die Hand. „Sie sind spät.“, stellt sie fest, ohne mir jedoch Vorhaltungen über mein Zuspätkommen zu machen. Denn eigentlich hätte ich bereits gestern ankommen sollen.

„Hatten Sie eine gute Fahrt?“, fragt sie. Es klingt jedoch nicht nach Vorwurf. Nichts davon kann ich aus der Stimme heraushören. Dennoch schießt mir die Röte ins Gesicht. Ich fühle mich ertappt und senke den Blick.

Ich könnte leicht eine Autopanne erfinden, denke ich. Die würde man mir sicher abnehmen… Doch, nein. Das wäre nicht richtig. Ich würde nicht lügen. Das Donnerwetter würde ich wohl oder übel über mich ergehen lassen müssen.

„Es war so…“, beginne ich mein verspätetes Eintreffen zu erklären. „Ich war so überwältigt von der Andersartigkeit der Landschaft und der Schönheit und Vielfältigkeit… ich konnte einfach nicht weiterfahren, ohne immer wieder Fotos zu machen… Ich habe dabei überhaupt nicht an die Zeit gedacht…“

Mein Gegenüber lächelt milde: „Signora Donati kann es gar nicht leiden, wenn man zu spät kommt. Ich denke, wir sollten uns eine plausible Ausrede für Sie einfallen lassen. Vielleicht eine kleine Autopanne…“

Ich schlucke. „Es tut mir wirklich leid“, entgegne ich kleinlaut.

„Ach was“, gibt Francesca Marchetti von sich. „Jetzt sind Sie ja da.“

Sie schenkt mir abermals ein Lächeln: „Ich werde Sie zuallererst einmal den Anderen vorstellen, die sind schon ziemlich gespannt auf Sie. Dann essen Sie erst einmal etwas mit uns und danach bringen wir Ihr Gepäck auf Ihr Zimmer.“

Ich nicke befreit und betrete nach Francesca die Eingangshalle.

5

Viel Zeit, mich umzusehen und den Eingangsbereich mit dem prunkvollen Kronleuchter an der Decke auf mich wirken zu lassen, bleibt mir nicht, denn Francesca biegt sogleich in einen der Seitengänge, die von der Eingangshalle abgehen, ein. Das Einzige, was ich bemerke, ist, dass es im Inneren angenehm kühl ist.

Essenduft liegt in der Luft. Mein Magen grummelt. Jetzt erst merke ich, wie hungrig ich eigentlich bin. Ich hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen.

Francesca öffnet eine der hohen Eingangstüren, die sogleich den Blick in den Raum freigibt, an dessen gedecktem Tisch ein Dutzend Frauen unterschiedlichen Alters sitzen und zu Abend essen. Die geräuschvolle Unterhaltung erstirbt, als wir den Raum betreten. Diejenigen, die mit dem Rücken zur Tür sitzen, drehen sich neugierig um. Alle sehen gespannt in meine Richtung. Ich spüre, wie ich rot werde.

„Das ist Theresa Bruggener.“, stellt sie mich vor. Sie legt ihren Arm um mich und schiebt mich vorwärts. „Sie wird mich und Mutter Giovanna Donati in Zukunft bei unserer Arbeit unterstützen. Mutter Giovanna hat unlängst darum gebeten, sich wegen gesundheitlicher und Altersgründen langsam aus den Geschäften zurückziehen zu können.

Bis sich Theresa um alles Finanzielle kümmern wird, soll sie jedoch erst einmal unser Haus, die Mitarbeiter, deren Bewohner und alle Gegebenheiten kennenlernen. Da der schnellste Weg dafür immer noch der ist, jeden einzelnen Bereich unseres Hauses zu durchlaufen, wird Theresa ab morgen ihren Dienst erst einmal in der Küche beginnen.“, schließt Francesca.

„Dio mio!“, erhebt sich eine rundliche Frau mit einem Ruck von ihrem Stuhl und schickt theatralisch ein Stoßgebet gen Himmel. „Das freut mich aber! Endlich, endlich wurde ich erhört und bekomme Unterstützung.“

Die Dicke eilt flink in meine Richtung, wischt sich die Hand an ihrer umgebundenen Schürze ab und reicht mir die Hand, während sie sich mit: „Maria, die Köchin.“ vorstellt.

Francesca stellt jeden der Anwesenden vor und erklärt mir, welche Aufgabe dieser im Seniorenstift innehat. Ich kann mir nur einige der Vornamen merken, es sind einfach zu viele Namen auf einmal. Ich bin sichtlich überfordert und erschöpft.

„Nun setz dich endlich!“ werde ich schließlich von einer jungen Frau, die Sofia heißt und mir sofort sympathisch ist, aufgefordert, neben ihr Platz zu nehmen. „Du hast doch sicherlich Hunger nach der langen Fahrt?“

Ich nicke etwas schüchtern und setze mich. Sofort füllt die Köchin meinen leeren Teller mit heißer Suppe. Dazu reicht sie mir ihr frisch gebackenes Brot. Der wohlriechende Duft steigt mir in die Nase. Und so wie es riecht, so schmeckt es auch. Vorzüglich.

Damit ich nicht alleine essen muss, fragt Maria die gesellige Runde, wer einen Nachschlag wolle. Sie füllt noch einige Teller mit köstlicher Minestrone nach.

Langsam werde ich lockerer. Beim Essen muss ich alles über meine Fahrt erzählen und Fragen zu meiner Familie beantworten, bevor ich mich zurückziehen kann.

Francesca begleitet mich bis zu meinem Zimmer, welches sich im hinteren Teil des Nebengebäudes befindet: „Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Theresa. Schlafen Sie gut und träumen Sie etwas Schönes.“

Bevor sie mich verlässt und mir den Schlüssel übergibt, setzt sie lächelnd nach: „Sie wissen doch, was man in der ersten Nacht in einem anderen Bett träumt, geht in Erfüllung…“

6

Ich öffne neugierig die Zimmertür und betrete den Raum. Er ist klein. Weißes Mauerwerk. Ein Schrank, ein Regal, ein Bett, ein kleiner Tisch, ein Stuhl und eine Holztruhe, das ist das gesamte Inventar. Ich weiß nicht, ob ich der kargen Einrichtung wegen enttäuscht bin. Andererseits, was hatte ich erwartet? Schließlich war ich nicht zum Vergnügen hier, sondern zum Arbeiten. Natürlich würde ich erst einige Veränderungen vornehmen müssen, um es wohnlicher und es damit zu meinem Zimmer zu machen. Doch das hatte Zeit.

Ich besehe mir das kleine Bad, das durch eine Tür von meinem Zimmer abgetrennt ist. Dann lasse ich mich auf das Bett fallen. Ich bin völlig erledigt. Am liebsten würde ich gleich so wie ich bin liegen bleiben und mich meiner Müdigkeit hingeben, doch ich weiß, dass meine Lieben zu Hause auf eine Nachricht von mir warten. Ich entscheide mich zuerst für eine Dusche und danach für das Telefonat. So vergeht eine weitere Stunde. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Bevor ich jedoch ins Bett gehe, öffne ich das Fenster, um noch einmal durchzulüften. Von angenehmer Abendkühle ist draußen jedoch nichts zu spüren.

Ich lege mich ins Bett. Obwohl es ein langer und anstrengender Tag für mich war, finde ich einfach keine Ruhe. Ich kann meine Gedanken nicht abschalten. Drehe mich hin und her, schlage die Bettdecke auf, decke mich wieder zu. Nach einigen Minuten beginnt dasselbe Spiel von vorn. Einerseits wirbeln mir die Erlebnisse der Reise noch im Kopf herum, während ich mir andererseits bereits Gedanken darüber mache, was mich wohl am nächsten Tag erwarten wird. Die Matratze ist zu weich und die Zikaden sind viel zu laut. Ich liege noch lange wach, während die silberne Sichel des Mondes sein fahles Licht in mein Zimmer schickt.

7

Das Mondlicht ist das einzige Licht, das die Dunkelheit erhellt, während die Scheinwerfer meines Wagens die schmale und überaus kurvenreiche Straße nur spärlich ausleuchten. Links und rechts winden sich steile Berghänge- und Schluchten entlang.

Ich bin seit Stunden unterwegs, weiß nicht, wo ich mich befinde. Ich weiß nur, dass ich schnellstens eine Bleibe für die Nacht finden sollte, wenn ich nicht im Auto übernachten will.

Urplötzlich endet die Straße und geht in einen Kiesweg über. Ein hohes schmiedeeisernes Tor macht eine Weiterfahrt unmöglich. Ich stoppe den Wagen und überlege einen Moment, was ich jetzt machen soll. Da öffnen sich wie durch Geisterhand die beiden Metallflügel des Tores und geben mir den Weg frei. Links und rechts des Kiesweges brennen Fackeln und geleiten mich bis zum Ende des Weges. Dort empfängt mich ein prachtvolles Castello, dessen Fenster alle beleuchtet sind. Aus dem Inneren klingt Musik.

Langsam öffne ich die Fahrertür und steige aus dem Wagen. Kieselsteine knirschen unter meinen Füßen, als ich den Weg zum Haus gehe. Die schwere Eingangstür steht offen. Ich zögere. Sollte ich hinein gehen?

„Hallo? Ist da jemand?“ frage ich. Doch nur das Echo meiner Schritte, die nachhallen, höre ich, als ich schließlich die Eingangshalle betrete.

Hinter mir fällt die schwere Tür ins Schloss. Ich schrecke zusammen. Mein Herz rast. Ich traue mich nicht, mich umzudrehen. Als alles ruhig bleibt, tue ich es doch. Es ist niemand außer mir hier. Ich gehe langsam weiter, als plötzlich eine Frauenstimme ertönt: „Sei willkommen in meinem Palast.“

Ich kann nicht bestimmt sagen, aus welcher Richtung die Stimme kommt. Sie scheint überall zu sein. Doch die dazugehörige Person kann ich nirgends ausmachen.

„Hallo? Wo sind Sie denn?“, rufe ich, bekomme jedoch keine Antwort.

Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Wo bin ich hier gelandet? In einem Spukschloss? Ich schüttele den Kopf. Das gibt es nicht, sage ich zu mir, um mir Mut zuzusprechen.

Wieder spricht die Stimme zu mir, während sich eine der Türen öffnet: „Sei mein Gast, Theresa. All meine Räume stehen dir offen, nur das letzte hintere auf der rechten Seite betrete nicht.“

Als ich den Schreck überwunden habe, ist meine Neugier doch stärker als die Angst. Ich betrete den Raum und bin überwältigt von seiner Einrichtung.

In der Mitte steht ein riesiger Tisch, darauf ein Gedeck mit Besteck und Gläsern, Schüsseln und Schalen mit Essen. Ich setze mich und beginne mir von allen Leckereien etwas auf den Teller zu schichten, schenke mir aus einer Kanne ein. Es ist köstlich, was ich da esse. Nach dem Essen stehe ich auf und besehe mir noch einige andere Räume, die diesem an Interieur an nichts nachstehen.

Wie im Rausch öffne ich Tür für Tür, betrete Zimmer für Zimmer. Ich kann mich gar nicht sattsehen und vermag nicht zu sagen, welches das Schönste ist. Als ich schließlich alle gesehen habe, ist nur noch ein einziger Raum übrig: Der Verbotene.

Trotz der eindringlichen Warnung kann ich einfach nicht widerstehen. Die Erwartung und meine Neugier, was sich wohl im letzten Raum befinden mag, ist einfach zu groß. Es ist, als würde eine magische Anziehungskraft von dieser Tür ausgehen.

Meine Hand nähert sich zaghaft der Klinke. Kaum habe ich sie berührt, springt auch schon die Tür auf. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich halte den Atem an. Was würde passieren? Ich warte, doch es geschieht nichts.