MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Lübeck MM-City - Matthias Kröner - E-Book

MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Lübeck MM-City E-Book

Matthias Kröner

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Beschreibung

Reiseführer Lübeck mit Travemünde Das E-Book aus dem Michael Müller Verlag – umfassend, übersichtlich, unentbehrlich Auf 216 Seiten beschreibt Matthias Kröner in der 6. Auflage "sein" Lübeck umfassend und mit dem berühmten Blick fürs Detail. Die FAZ meint: "Kröners Buch erlaubt Entdeckungen auch dort, wo ein Fremder nur vorübergehen würde." 5 Stadtspaziergänge, flankiert von detaillierten Karten, erschließen die Altstadt und führen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, zu besonderen Läden und attraktiven Museen. Dem Seebad Travemünde ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Das E-Book Lübeck mit Travemünde auf einen Blick - Eine Übersicht der Sightseeing-Highlights am Anfang des Buches zeigt Ihnen alles, was man in Lübeck gesehen haben muss: das Wahrzeichen Holstentor und die prächtige Marienkirche, Kunst in der Overbeck-Gesellschaft oder das Buddenbrookhaus. - In den 5 Touren durch die Altstadt steckt aber noch viel mehr! Entdecken Sie mit Matthias Kröners Lübeck-Reiseführer enge Gassen und schöne Höfe, bewundern Sie die Backsteingotik der Hansestadt, und probieren Sie echtes Lübecker Marzipan bei Niederegger. - Unter "Nachlesen & Nachschlagen" sind alle Infos und Adressen versammelt, die man für die Reise braucht: Läden und Lokale für jeden Geschmack, Unterkünfte in allen Preisklassen, ein Veranstaltungskalender, die besten Ausgehadressen sowie alle Museen auf einen Blick. - Ein Extra-Kapitel beschreibt die schönsten Ziele für einen Urlaub mit Kindern, ein weiteres stellt Unternehmungen vor, die günstig oder ganz umsonst sind.Authentisch reisen mit den Reiseführern aus dem Michael Müller Verlag Was ist das Besondere an den Michael-Müller-Reiseführern? Sie sind von Reisenden für Reisende gemacht. Unsere Autorinnen und Autoren recherchieren immer vor Ort, sie schreiben über Dinge, die sie selbst erlebt und getestet haben. Unabhängig, ehrlich, authentisch.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 365

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Matthias KrönerOrientiert in LübeckStadt und StadtviertelSightseeing-HighlightsEssen und AusgehenUnterwegs in LübeckTour 1: Vom Holstentor zum DomTour 2: Vom Museumsquartier zu den EinkaufsmeilenTour 3: Von der Inselmitte zum Heiligen-Geist-HospitalTour 4: Vom Hansemuseum zum ehemaligen HafenTour 5: Vom Museumshafen zu St. MarienUnbekanntes LübeckTravemündeNachlesen & NachschlagenStadtgeschichteLübecker Küche(n) und SpezialitätenKultur- und NachtlebenVeranstaltungenEinkaufenLübeck mit KindernLübeck (fast) umsonstÜbernachtenLübeck in StichwortenLübeck kompaktAlle MuseenÜber dieses BuchÜbersichtskarten und PläneIndex
Alles im Kasten
42 zu 41 – Abstimmung über ein WahrzeichenWeißes GoldDie Lübecker MärtyrerDie CarlebachsErich Mühsam (1878–1934)Mit Storm gegen die Karriere: Thomas Mann und das KatharineumLübecker Gänge und HöfeGünter GrassMehr Demokratie für mehr Frieden – der Weltbürger Willy BrandtDas Genie und der Augenarzt: Edvard Munch in LübeckCarl Hans Lody – ein Amateurspion für die PropagandamaschinerieDer legendäre Lübecker Münzschatz – ein NumismatikerkrimiDr. Dorothea Rodde-Schlözer – die erste Doktorin der Philosophie in DeutschlandHering, Bier und Wirtschaftskrise – die Häfen Lübecks damals und heuteBuddenbrooks: Verfall einer (Lübecker Kaufmanns-)FamilieLübecker TotentanzDie „Schein-Heiligen“ von St. Marien – Lothar Malskats geniale KunstfälschereiLübecker Marzipan: das „Haremskonfekt“ aus dem OrientGustav RadbruchDie Wakenitz – der urwüchsige Amazonas des NordensThomas Mann und TravemündeDie Anfänge der Travemünder WocheDie Kaufmannschaft zu LübeckJürgen Wullenwever – ein gescheiterter PopulistMarzipan selbst gemacht – ein Rezept
Kartenverzeichnis
Tour 1: Vom Holstentor zum DomTour 2: Vom Museumsquartier zu den EinkaufsmeilenTour 3: Von der Inselmitte zum Heiligen-Geist-HospitalTour 4: Vom Hansemuseum zum ehemaligen HafenTour 5: Vom Museumshafen zu St. MarienTravemündeZeichenerklärungLübeck - ÜbersichtLübeck - Innenstadt
Tourenverzeichnis
Tour 1: Vom Holstentor zum DomZu Beginn der Tour steht das Holstentor, am Ende erwarten einen der Dom und das kinderfreundliche Museum für Natur und Umwelt. Dazwischen, im Südwesten der Altstadt, ist die Obertrave ein echter Geheimtipp. Warum? Man kann sehr schöne Abstecher in sehr besondere Straßen und zu St. Petri machen, von wo man den besten Blick auf die „Insel“ hat. Tour 2: Vom Museumsquartier zu den EinkaufsmeilenDer zweite Spaziergang führt Sie hinein ins ehemalige Handwerkerviertel, wo das Museumsquartier St. Annen ein Highlight ist. Doch auch die kleinste und charmanteste Inselkirche, St. Aegidien, und die sich anschließenden Einkaufsstraßen sind einzigartig – und sorgen dafür, dass sogar Hamburger nach Lübeck pilgern ...Tour 3: Von der Inselmitte zum Heiligen-Geist-HospitalWilly Brandt und Günter Grass spielen während dieser Tour eine Rolle: Den zwei „Stadtheiligen“ sind starke Museen gewidmet. Daneben geht es um eine kühle Kirche, ein Museum zur Wohnkultur samt Bildern von Edvard Munch sowie um eine herausragende Sehenswürdigkeit am Koberg: ein mittelalterliches Krankenhaus.Tour 4: Vom Hansemuseum zum ehemaligen HafenDas Hansemuseum konnte das etwas vernachlässigte Quartier im Norden rund ums Burgtor beleben. Doch auch eine Orgelvesper bei St. Jakobi hat was – zumal die Kirche von den Weltkriegsbomben verschont blieb. Danach geht es zu zwei höhlenartigen Gängen, zum Kornspeicher der Manns und zum einstigen Stadthafen.Tour 5: Vom Museumshafen zu St. MarienDer fünfte Spaziergang führt zu den Höhepunkten der Stadt: zum Buddenbrookhaus, zu St. Marien und zu Niederegger. Während der Tour sieht man außerdem die „Skyline“ Lübecks und ein architektonisches Meisterwerk: das Rathaus. Wer nach dieser Grand Tour keine Marzipan-Nuss-Sahne-Torte verspeist, ist selbst schuld ...
Unterwegs mit
Matthias Kröner
Seit 2007 lebt Matthias Kröner in der Nähe von Lübeck. Er schreibt u. a für den BR und den NDR, einige seiner Gedichte und Geschichten sind in Reclam-Bänden erschienen und Schullektüre, 2016 gab’s einen ITB-BuchAward für seinen Verlagserstling „Lübeck MM-City“, 2024 ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds. 2025 erschien Kröners zweiter Kinderroman bei Beltz & Gelberg: „Privatdetektiv Ameisis. Die Suche nach dem Nashornkind“.Nähere Infos unter fairgefischt.de
Lübeck hat sich gewaltig verändert. So sehr, dass ich manchmal staune, wenn ich die 1. Auflage dieses Reiseführers von 2011 durchsehe. Damals bezeichnete ich „meine“ Minimetropole am Meer als die am meisten unterschätzte Stadt Deutschlands. Zwischenzeitlich reichen die jährlichen Übernachtungszahlen an die 1,8-Millionen-Grenze heran, und die Stadt an der Trave wird von 18 Millionen Tagesausflüglern besucht.
Aber, keine Angst, was sich so groß anhört, ist es auch wieder nicht. Lübeck ist sich - trotz seiner neuen Beliebtheit - treu geblieben. Aufgeregtheit würde auch gar nicht passen: zum stets gelassenen und dabei offenen Hanseatenherz.
Trotzdem haben das Europäische Hansemuseum und die beeindruckende 875-Jahr-Feier ihre Spuren in der DNA der Lübecker hinterlassen. Haben sich einst noch einige, mit denen ich gesprochen habe, beinahe dafür entschuldigt, dass sie hier leben, ist man jetzt schon ein wenig stolz - auf sich und diese kleine Stadt. Ein Stolz, der nichts, aber auch gar nichts mit Patridiotie zu tun hat.
Neben der Altstadt, die auf lässige Weise immer schicker wird, hat auch Travemünde entdeckt, dass dem alten Charme eine Auffrischung guttut, und einige spannende Projekte gestartet. Aber sehen und lesen Sie selbst!
Was haben Sie entdeckt?
Haben Sie ein besonderes Restaurant, ein neues Museum oder ein nettes Hotel entdeckt? Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!Schreiben Sie an: Matthias Kröner, Stichwort „Lübeck“ c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19 | D - 91054 Erlangen matthias.krö[email protected]
Orientiert in Lübeck
Stadt und Stadtviertel
Die Hansestadt an der Ostsee ist mit fast 223.000 Einwohnern auf 214 km² größer, als man vermuten könnte. Es lohnt sich, hier mehrere Tage zu verbringen. Denn: Wer nur die Altstadt und Travemünde ansteuert, verpasst viel. Zumal schon allein diese zwei Stadtteile prallvoll mit Kunst- und Naturschätzen sind.
In 5 Etappen durch die Altstadt
Die vorgeschlagenen 5 Touren erschließen die gesamte Altstadt. Besucht man unterwegs die spannenden Ausstellungen, dauert jeder Spaziergang zwischen 2 und 4 Std. Wenn man die Touren „nur“ erläuft, sind sie bedeutend kürzer. Es ist sogar denkbar, alle als Etappen einer einzigen großen Altstadtrunde an einem Tag zu gehen. Sie knüpfen bewusst aneinander an, und man kann immer wieder von einer zur anderen wechseln.
Die Altstadtinsel
Lübecks Herzstück und touristisches Zentrum ist die von Backsteinarchitektur geprägte Altstadt. Sie liegt auf einem Hügel, der inselartig von Trave und Wakenitz umflossen wird. Nach dem dritten Stadtbrand von 1276 hatte der Rat die feuerfesten Ziegelsteine zum Baumaterial der Stunde erhoben - das „Haupt der Hanse“ wurde zu einer Großbaustelle des Mittelalters. Dabei galt das mittelalterliche Fischgrätenmuster der Straßen als geradezu perfekt umgesetzt. Der Stadthügel wurde von einer Hauptverkehrsader in nord-südlicher Richtung vom Burg- zum Mühlentor (heute Große Burgstraße, Königstraße und Mühlenstraße) durchzogen, Gruben und Twieten bildeten die davon abzweigenden Seitenarme. Der Ratserlass aus dem 13. Jh. bewährte sich bis 1942, als 240 englische Flieger die gefährlichen Phosphorbomben auf Lübeck warfen. Es sollte der einzige Angriff dieser Art auf Lübeck bleiben, weshalb vier Fünftel (!) der mittelalterlichen Bausubstanz noch erhalten und über 1000 Altstadthäuser im kleinen, sehr feinen Zentrum denkmalgeschützt sind.
Wer das verzweigte System aus engen Gassen und schönen Höfen betritt, begibt sich auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte: Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko und Klassizismus befinden sich Tür an Tür. Es ist nicht zuletzt dieser Stilmix auf engstem Raum, der den Zauber von Lübeck ausmacht. Den Altstadtauftakt bildet das spätgotische Holstentor, das vielleicht bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Die imposante Marienkirche könnte diesen Titel ebenso beanspruchen, gefolgt vom Buddenbrookhaus und dem brandneuen Europäischen Hansemuseum. Doch auch die Prachtfassaden an den kleinen Sträßchen sind weltweit einzigartig. Nicht umsonst wurden weite Teile des 1,2 mal 1,7 km großen Zentrums mit seinem Sieben-Türme-Ensemble (das man heute nur noch von oben gut sehen kann) als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.
An Trave und Wakenitz
Um die Altstadt herum bis zum Meer gruppieren sich neun weitere Stadtteile: im Uhrzeigersinn sind das St. Gertrud, St. Jürgen, Moisling, Buntekuh, St. Lorenz Süd und Nord; Richtung Lübecker Bucht an der Trave entlang ziehen sich Schlutup und Kücknitz, und last, not least, berührt Lübeck mit Travemünde die Ostsee. Neben Altstadt und Seebad sind vor allem die Quartiere rund um die zwei Stadtflüsse spannend. Während sich die 124 km lange Trave in west-östlicher Richtung zum Meer hinschlängelt, windet sich die gerade mal 15 km lange Wakenitz nach Südosten. Die Trave kommt dabei an Gothmund, einem kleinen Fischerdorf, und am Naturschutzgebiet Dummersdorfer Ufer in Kücknitz vorbei, wo ein faszinierendes Großsteingrab zu sehen ist. In Schlutup verlief die Zonengrenze zur DDR, woran ein Museum erinnert - Lübeck war die nördlichste Grenzstadt der Republik. Der „Amazonas des Nordens“, die Wakenitz, mündet im Ratzeburger See und passiert St. Gertrud und St. Jürgen, beliebte Wohngegenden der Hansestadt.
Der Stadtrand
In St. Gertrud liegt z. B. das Brahms-Institut in einer hervorragend restaurierten Villa: ein guter Ort für die weltweit größte private Brahms-Sammlung. In St. Jürgen befindet sich eine kleine Oase der Erholung, wenn man vom Backsteinmeer der Altstadt einmal genug haben sollte: „Lübecker Schulgarten“ klingt zwar etwas bieder, die Anlage ist jedoch sehr schön gestaltet und mit lauschigen Plätzen versehen. Moisling wiederum, ein etwas vernachlässigter Stadtteil im Westen, ist unauslöschlich mit der Geschichte der Lübecker Juden verknüpft. Dort stößt man auf den größten israelitischen Friedhof von Schleswig-Holstein, mit über 1000 Grabsteinen.
Lübeck am Meer
20 km nördlich der Altstadt und damit direkt an der Ostsee liegt Travemünde, Lübecks Außenposten am Meer. Dank der Infrastruktur und Lage des Ostseeheilbads in der Lübecker Bucht wähnt man sich beinahe in einem Vorort bzw. einer eigenständigen Stadt: Es gibt einige maritime Sehenswürdigkeiten und sehr gute (Fisch-)Restaurants. Besuchenswert sind hier vor allem das sympathische Seebadmuseum oder die „Passat“, einer der letzten Großsegler, der Fahrten zu anderen Kontinenten unternommen hat. Außerdem kann man auf dem Priwallstrand bis nach Mecklenburg-Vorpommern laufen, im Strandkorb entspannen, das Brodtener Steilufer erklimmen - und selbstverständlich ins Wasser hüpfen.
Sightseeing-Highlights
Ist das Hansemuseum wirklich ein Muss? Lohnt sich ein Besuch des Holstentors? Gibt es in der einstigen Mittelaltermetropole auch modernste Kunst? Wie interessant ist Travemünde? Diese Liste weiß Rat.
Lübeck vor der Linse
Denken Sie an Ihr Weitwinkelobjektiv oder an eine Kamera mit einem guten Zoom! In Lübeck ist alles gedrängt, und manche Gebäude wie z. B. die Marienkirche oder die Doppelturmfassade des Doms setzt man tatsächlich nur mit kameratechnischen Extras ins allumfassende Bild.
Drei Wahrzeichen
Europäisches Hansemuseum: Ziemlich neu ist es noch - und sogar in der Tagesschau war es schon: das 2015 eröffnete Museum rund um den Städtebund. So gelungen die Architektur auch ist, die Ausstellung ist leider überladen und extrem gut besucht. Doch das angeschlossene Burgkloster macht einen wieder ruhig und aufnahmefähig. → Tour 4
Holstentor: Es reicht, wenn man das windschiefe Wahrzeichen Lübecks von außen sieht! Das Museum in der einstigen Wehranlage ist kein Muss. → Tour 1
St. Marien: Wer nicht dort war, der war nicht in Lübeck! Die „Bürgerkathedrale“ aus Backstein zeigt, weshalb Lübeck zur Hansezeit das „Venedig des Nordens“ war. So eine prächtige Kirche haben höchstens noch die Ulmer und die Kölner, wobei das Deckengewölbe von St. Marien sogar höher ist ... → Tour 5
Moderne und mittelalterliche Kunst
Overbeck-Gesellschaft: Wer modernste Kunst sehen will, ist hier richtig. In dem kleinen Bauhausgebäude stellen sogar Künstler aus, die sonst auf der Biennale in Venedig sind. → Tour 3
Museumsquartier St. Annen: Die vielleicht schönsten Klappaltäre Deutschlands sind hier zu sehen, darunter der epochale Memling-Altar. In der angeschlossenen Kunsthalle sieht man - mit Glück - das Holstentor von Andy Warhol. → Tour 2
Drei Häuser, drei Nobelpreisträger
Willy-Brandt-Haus: Das Haus zu Ehren des Friedensnobelpreisträgers ist unbedingt zu empfehlen. Man lernt auf unterhaltsame Weise sehr viel über die (deutsche) Nachkriegszeit und die Lebensstationen des Haupthelden. Eintritt frei! → Tour 3
Buddenbrookhaus: Das Haus zum Roman. Ein Muss für Literaturfreunde! → Tour 5
Günter-Grass-Haus: Außergewöhnlich vielschichtig ist diese kleine, feine Werkschau zum dritten Nobelpreisträger. Dabei wird Günter Grass auch kritisch gesehen, Respekt! → Tour 3
Niedliche Einkaufsmeilen
Hüx- und Fleischhauerstraße: Edel geht es zu, aber auch charmant und unaufgeregt. Die Hüx- und die Fleischhauerstraße lassen sich nicht in das gängige Klischee gewöhnlicher Einkaufsmeilen pressen, sondern sind wirklich etwas Besonderes. → Tour 2
Auf Trave und Wakenitz
Per Kanu um die Altstadt: Wer keines der vielen Ausflugsschiffe bemühen, sondern die Altstadt in einem Kanu umrunden mag, wird im Kanu Club Lübeck e. V. fündig. Das Beste: Man muss kein Mitglied sein, Bezahlung auf Spendenbasis.
Bootstour auf der Wakenitz: Die schönste Bootstour kann man auf dem zweiten Lübecker Stadtfluss unternehmen. Auf dem 15 km langen, urwüchsigen „Amazonas des Nordens“ geht es bis zum Ratzeburger See. → Unbekanntes Lübeck
Travemünde
Passat: Ein Viermaster, der ein ganzes Schiffszeitalter symbolisiert. Dabei ist besonders die Ausstellung in Luke 1 hervorragend, doch auch die Ausblicke vom Deck auf die Travemünder Altstadt und den neu gestalteten Priwall haben was! → Travemünde
Ostseestation Travemünde: In den mit vielen Aquarien ausgestatteten Räumen wird man äußerst unterhaltsam von Thorsten Walter über die Fauna der Ostsee informiert. → Travemünde
Uferwelten
Brodtener Steilufer und Priwall: Bei einem Spaziergang am Brodtener Steilufer in Travemünde zeigt sich das Meer von seiner genialsten Seite. Alternativ lässt es sich auf dem Priwall an der Wasserkante entlanglaufen, Wellenrauschen und Meeresgeruch inklusive. → Travemünde
Dummersdorfer Ufer: Das abwechslungsreichste Naturschutzgebiet Lübecks liegt in Kücknitz. Wie in Travemünde sind auch hier die Fähren und Frachtschiffe aus nächster Nähe zu bestaunen. → Unbekanntes Lübeck
Gothmund: Ein versteckter kleiner Fleck, den selbst die Franzosen während der Fremdbesetzung nicht gleich entdeckten. Bei diesem charmanten Fischerdorf lässt es sich auch gut wandern. → Unbekanntes Lübeck
Essen und Ausgehen
Die schönsten und spannendsten Abendaktivitäten erlebt man in der Altstadt, die vielen Restaurants, Theater, Kneipen und Clubs sind gut über die ganze „Insel“ verteilt. Travemünde punktet dafür mit seinem Meerblick, der definitiv jedem Dinner zu zweit gut steht.
Ausführliche Restaurantbeschreibungen finden Sie im Kapitel „Lübecker Küche(n) und Spezialitäten“.
Alle Clubs, Bars und Kneipen sowie Theater- und andere Bühnen werden im Kapitel Kultur- und Nachtleben vorgestellt.
Lübeck kulinarisch
Die Königin der Hanse besteht nicht nur aus Marzipan und Rotspon. In Lübeck gibt es seit zig Jahren immer mindestens einen Sternekoch, erstklassige Fischrestaurants, internationale (Spitzen-)Küche und gute Lokale für regionale Gerichte, außerdem: stilvolle und stylische Cafés für die Kuchen- und Tortenfraktion.
Jugendliche und Junggebliebene zieht es zu einem sehr guten Latte macchiato in die lässige Cole Street oder für einen schnellen Mittagssnack ins Mem û Zîn. Sehr gut frühstücken kann man in der Grenadine in der Altstadt und in der Strandperle in Travemünde. Die besten und abgefahrensten Eiskreationen bekommt man im Soulmade.
Und wer wirklich nur seinen Marzipanvorrat auffüllen mag, kann nicht nur bei Niederegger, sondern auch im winzigen Laden von Mest einkaufen. Dort gibt es das Mandelmus sogar in Bio-Qualität ...
5 Einkehr-Tipps
Momiji: Ich liebe Ramen. Und im Momiji bekommt man das beste Ramen der Stadt und das auch noch in einem authentischen Japan-Look. Das ist wie ein Mini-Urlaub, nur ohne Kofferpacken.
Leo’s Juice & Burger: Hier gibt es die mit Abstand besten Burger der Stadt! Das (Hipster-)Lokal kann es sogar mit den Hamburger Läden dieser Kategorie aufnehmen. Auch die selbstkreierten Säfte, serviert in Marmeladengläsern, schmecken.
Wullenwever: Ein ganz anderes Klientel zieht die Sterneküche von Roy Petermann an. Er war der erste Sternekoch Lübecks und ist derzeit (wieder) der einzige. Hier diniert man nach wie vor ausgezeichnet.
Fangfrisch: Das hippe Fischlokal auf der Altstadtinsel muss ich einfach in diese Liste aufnehmen. Die Karte hat nur eine Seite und die Einrichtung ist genauso stilgerecht-minimalistisch. Anders gesagt: Die Betreiber verstehen ihr Handwerk, und die Fischspeisen haben stets gemundet.
Holstein’s: In diesen Räumen in Travemünde haben bereits die Manns gespeist. Und heute? Hervorragender Meerblick, angenehmer Service, sehr gute (Fisch-)Speisen.
Kultur- und Nachtleben
Die beliebteste Stadt Schleswig-Holsteins ist seit der Jahrtausendwende zu einem kleinen Kulturzentrum aufgestiegen. Science- oder Poetry-Slams sind genauso populär wie die vielen (kleinen) privaten Theater, die über den gesamten Altstadthügel verstreut sind.
Dann sind da noch die zahllosen Events, von denen der stilvolle Weihnachtsmarkt vor der UNSECO-Kulisse die meisten Besucher anzieht. Andere kommen wegen der Travemünder Woche, immerhin die zweitgrößte Segelregatta der Welt. Mir gefallen die etwas unbekannteren Veranstaltungen besser: die Große Kiesau Literaturnacht etwa, die in 16 privaten Wohnhäusern stattfindet. Auch das Travejazz-Festival braucht sich nicht zu verstecken: 2024 hat es sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
Selbst die Club- und Kneipendichte ist für eine kleine Großstadt beachtlich. Neben Kneipen mit Livemusik und dem legendären Tablequiz im Tonfink ist mit einigen echten Kultclubs und Cocktailbars auch für richtige „Nightclubber“ das Passende dabei.
5 Tipps für 5 Abende
Dietrich’s: Ganz klar, wer gepflegt Cocktails in Gin-Varianten trinken will, kommt hierher. Der Barmixer war bereits bei den Europameisterschaften.
Blauer Engel: Jünger geht es rund um die Clemensstraße zu, dem einstigen Rotlichtbezirk der Altstadt. Die Kneipe ist nach dem weltberühmten Film mit Marlene Dietrich benannt (der wiederum auf Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“ gründet) und spielt entspannt mit dieser Tatsache.
Strandsalon: Eine gut gemachte Sommerlocation und einzigartig in Lübeck. Man chillt in beachartiger Atmosphäre vor der Silhouette der Altstadtinsel.
Treibsand: Wer nach fetzigen Livekonzerten sucht, die sogar ziemlich günstig sind, wird in den etwas abgeranzten Räumen einer alternativen Wohnwagensiedlung fündig.
Zaubertheater und Lübecker Wasser Marionetten Theater: Von den spannenden Privattheatern war schon die Rede. Auf zwei ganz besondere, von denen das letztere sogar weltweit einzigartig ist, möchte ich Sie noch hinweisen.
Unterwegs in Lübeck
In der Altstadt
Tour 1
Holstentor, das Wahrzeichen Lübecks, im Inneren unspektakulär
Petrikirche, architektonisch eine Rarität
Lübecker Dom, eine der längsten Backsteinkirchen der Welt
Museum für Natur und Umwelt, uralte und neue Funde, gut präsentiert
Flaniermeile mit Wahrzeichen
Vom Holstentor zum Dom
Lübeck ohne das Holstentor? Undenkbar. Doch Lübeck ist mehr als ein Wahrzeichen. Ein Bummel an der Obertrave ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Einige Straßen später erzählt das TheaterFigurenMuseum auf vier Stockwerken von den Künsten der Puppenspieler (leider hat das Museum bis 2023 geschlossen!). Und von der Petrikirche hat man einen Blick über die ganze Stadt bis nach Travemünde. Im gewaltigen Backsteindom befinden sich zwei Meisterwerke von Bernt Notke, während im gewitzt aufbereiteten Museum für Natur und Umwelt die Flora und Fauna der Lübecker Region eingefangen sind (ein Tipp für Kinder!). Nebenbei erfährt man, worauf Lübeck seinen Reichtum gründete, wie das „Fegefeuer“ zu seinem Namen gekommen ist, was es mit einer ägyptischen Mumie in der Hansestadt auf sich hat und wie vier Geistliche über alle Glaubensgrenzen hinweg gegen die Nationalsozialisten kämpften.
Spaziergang
Altstadtauftakt
Hauptbahnhof und Holstentorbefestigung
Es lohnt sich, einen Stadtspaziergang am Hauptbahnhof zu beginnen. Dann bekommt man gleich einen ungefähren Eindruck davon, wie weitläufig die Holstentorbefestigung einmal war. Die trutzige Wehranlage mit ihren Toren und den drei Wassergräben führte fast bis zum heutigen Hauptbahnhof und war eine der ausgedehntesten Stadtbefestigungen in Nordeuropa. 1853 begann mit dem Bau einer ersten Eisenbahnlinie auf der Wallhalbinsel (eine längliche Insel vor der Altstadt) die endgültige Verkleinerung des so stolzen Bollwerks. Man trug die Wälle im Westen ab, das Äußere Holstentor fiel der Bahn zum Opfer. Der gestiegene Verkehr und Gleisabsenkungen führten dann zwischen 1903 und 1908 zur Realisierung des jetzigen Hauptbahnhofs. Heute ist er der meistgenutzte Bahnhof von Schleswig-Holstein. Trotz der mehr als 30.000 Reisenden pro Tag wirkt der hohe Innenraum des Backsteingebäudes mit der hübschen Jugendstilfassade nie überlaufen.
Pompöse Grabmale und ein Pestkreuz
Abstecher zum Pestfriedhof von St. Lorenz
Vom Bahnhof aus kann man einen Abstecher zum Pestfriedhof und zur Lorenzkirche unternehmen: Einfach die Bahnhofshalle durchqueren und geradeaus weiter. Rechts neben dem Haupteingang der Kirche St. Lorenz verweist ein mächtiges Steinkreuz auf die Epidemie von 1597. Zwischen 7000 und 8000 Lübecker starben damals an der Seuche. Im Laufe des 18. und 19. Jh. erfuhr der einstige Armenfriedhof eine Aufwertung. Lübecker Persönlichkeiten wie die Mitglieder der Familie Niederegger, der geschätzte Prediger Johannes Geibel (Vater des Bestsellerlyrikers Emanuel Geibel) oder der Arzt und Naturforscher Johann Julius Walbaum (auf seiner Sammlung basiert das Museum für Natur und Umwelt) ließen sich auf dem Gottesacker bestatten. Besonders an nebelverhangenen, kalten Tagen wirken die pompösen Grabmale mit ihren griechischen Säulen und Figuren wie Botschafter aus einer anderen Zeit.
Die Kirche St. Lorenz ist ein neugotischer Bau der vorletzten Jahrhundertwende, der nicht mit den großen und kleinen Altstadtkirchen konkurrieren kann. Der Vorgängerbau, eine einschiffige Fachwerkkirche von 1661/64, war bis zum Fall der Stadtmauern die einzige Vorstadtkirche.
Stadtsilhouette oder Mogelpackung?
Sieben Türme
Gegenüber dem Hauptbahnhof steht das repräsentative Geschäftsgebäude der Lübeck-Büchener Eisenbahn-Gesellschaft. Das Unternehmen finanzierte 1847 den Bau einer ersten Stichbahn nach Büchen - und legte einigen Wert auf standesgemäßes Äußeres. Rechts vom Bahnhof „residiert“ der neu renovierte Handelshof; das klinkerverputzte Paradebeispiel eines Kontorhauses aus den 1920er-Jahren beherbergt heute ein Hotel für Business- und andere Reisende.
Auf dem Weg zur Puppenbrücke entlang der Konrad-Adenauer-Straße entdeckt man die Andeutung einer Silhouette, für die Lübeck dank alter Kupferstiche und des Logos einer berühmten Marmeladenfabrik bekannt ist. Allerdings erweist sich der Anblick als kleine Mogelpackung: Alle sieben Türme sind leider nicht mehr auf einen Blick zu sehen - und schon gar nicht in ihrer vollen Pracht. Wer zwischen den Ästen der Bäume hindurchlugt und über die Dächer einiger Bauten spitzt, wird St. Jakobi (links mit den vier Kugeln), St. Marien (links vom Holstentor), St. Petri (rechts vom Holstentor), St. Aegidien (rechts) und den Dom (nur die Spitzen der Spitzen) sehen.
Kleiner Tipp: Auf dem offenen Deck des Parkhauses Hüxstraße (Hüxterdamm 3) hat man den Superbreitbildkinoleinwandblick. Es liegt nur einen Katzensprung von der berühmten Hüxstraße entfernt.
Älteste Steinbrücke der Stadt
Puppenbrücke
„Zu Lübeck auf der Brücken / da steht der Gott Merkur. / Er zeigt in allen Stücken / olympische Figur. / Er wußte nicht von Hemden / in seiner Götterruh; / drum kehrt er allen Fremden / den bloßen Podex zu“, spottete der (stadt)bekannte Dichter Emanuel Geibel (1815-1884) über die berühmteste Figur der Puppenbrücke - Merkur, den Gott der Händler und Diebe. Diese dritte Statue auf der linken Seite hält in der rechten Hand einen Geldbeutel und lehnt sich auf einen Warenballen. Ob die Begrüßung mit dem Hinterteil Zufall ist oder vielleicht doch den Holsteinern oder Dänen gelten sollte, bleibt ein Geheimnis des Bildhauers Dietrich Jürgen Boy (1724-1803).

Wem gilt die Begrüßung mit dem Hinterteil?

Die Puppenbrücke ist die älteste Steinbrücke der Stadt. 1773 erbaut, wurde sie 1907 verbreitert. Die acht Statuen demonstrieren (hanse)städtisches Selbstverständnis: Die Damen der dem Hauptbahnhof zugewandten Seite stellen Freiheit (vorne links) und Vorsicht (vorne rechts) dar, auf der Stadtseite sind Frieden (hinten links) und Eintracht (hinten rechts) zu sehen. Außerdem wurden Neptun, ein römischer Krieger, der schon erwähnte Merkur und ein Flussgott (Trave) sowie vier sandsteinerne Vasen aufgestellt, die Wissenschaft und Künste, Ackerbau und Viehzucht, Vaterlandsliebe und - sehr wichtig für eine protestantische Handelsstadt - Fleiß und Sparsamkeit verkörpern. Bei den Allegorien handelt es sich jedoch um Kopien, die Originale befinden sich im Museumsquartier St. Annen.
Expressionismus und Willy Brandt
Holstentorhalle
Hinter der Puppenbrücke steht rechter Hand nach der Tourist-Information eine lange Halle. Obwohl sie aussieht wie eine moderne Feuerwache, handelt es sich um einen unter Denkmalschutz stehenden Zweckbau des Backsteinexpressionismus. Er wurde 1926 im Zuge der 700-Jahr-Feier des gefälschten Barbarossa-Privilegs (→ Stadtgeschichte) errichtet. Erste Planungen gehen auf den Lübecker Senator und Kaufmann Emil Possehl zurück. Später diente die Holstentorhalle kulturellen, sportlichen, aber auch politischen Veranstaltungen. So trat dort z. B. Herbert Frahm alias Willy Brandt vor seiner Emigration nach Norwegen während einer antifaschistischen Aktion ans Rednerpult. Seit 2007 gehört die Holstentorhalle zur Musikhochschule.
Links hinter der Puppenbrücke befindet sich das Casino Lübeck.
Windschiefes Wahrzeichen
Holstentor
Aus der Ferne sieht es ein wenig wie eine zweidimensionale Attrappe aus - was vielleicht damit zusammenhängt, dass das Wahrzeichen auf der rechten Seite in sich zusammengesunken ist. Diese Neigung nach Westen fiel schon während der Bauarbeiten in den Jahren 1464-78 auf; schuld daran ist der morastige Boden. Damals war das spätgotische Stadttor eines von vier Toren, die Lübeck im Westen gegen Angreifer schützen sollten. Drei Schaukästen auf dem rechten Bürgersteig zeigen, wo sich die anderen Holstentore befunden und wie sie wahrscheinlich ausgesehen haben. 1794, 1808 und 1853/54 riss man sie im Zuge der Entfestigung ab.
Der heute noch existente schwarz-rote Ziegelbau mit den zwei Kegeldächern war das dritte und spektakulärste Tor. 48 Schießscharten konnten mit schwerem Geschütz beladen werden, aus den Fenstern des Mittelbaus hätte man Pech und kochendes Wasser schütten können. Die Mauern haben mit etwa 3 m eine enorme Stärke, und die Haken zur Feldseite, die noch immer zu sehen sind, waren dazu bestimmt, Sandsäcke daran zu hängen, um das Kanonenfeuer der Eindringlinge zu dämpfen. Zu mehr als einer Trockenübung ist es allerdings nie gekommen. Der spätmittelalterliche Trutzbau war das perfekte Bollwerk zur Abschreckung.
Nähert man sich über den Vorplatz, wo man im Sommer wunderbar auf den Rasenflächen entspannen kann, fällt einem - neben den Löwen, von denen einer die Schreitende Antilope von Fritz Behn im Blick hat - sofort ein Schriftzug auf: „Concordia Domi Foris Pax“, „Eintracht innen, draußen Friede“. Er wurde nachträglich eingefügt und beschreibt Lübecks Maxime, sich aus kriegerischen Belangen möglichst herauszuhalten. Ursprünglich befand sich das Motto auf dem Äußeren Holstentor, Wohnhaus des Wallmeisters, der für die Instandhaltung der Fortifikation verantwortlich zeichnete. Während der ersten Restaurierung von 1871 brachte man dann noch auf der Stadtseite ein falsches Datum an: Nicht 1477, sondern 1478 beendete Hinrich Helmstede seine architektonische Meisterleistung.
Die an das Römische Reich erinnernde Abkürzung S. P. Q. L. sollte auf die überragende Bedeutung der freien Reichsstadt hinweisen. Etwas geschwollen bedeutet sie „Senatus populusque Lubecensis“ - „Senat und Volk von Lübeck“. Der eingefleischte Lübecker kommentiert trocken: „Schlechtes Pflaster quält Lübeck.“
Die Seite zur Altstadt ist prächtiger als die Ansicht für Fremde ausgefallen. Die Fassade ist durch zahlreiche Arkaden und drei Türmchen freundlich aufgelockert, und die Mauern sind lediglich einen Meter dick. Diese Altstadtseite diente der Zierde - und sollte im Notfall von den Lübeckern rückerobert werden können. Im obersten Turm wurde vorsorglich, wenn auch nur für Adleraugen erkennbar, eine Marienstatue als guter Schutzgeist angebracht. Das Holstentor, das flandrische Brückentore zum Vorbild hatte, ist neben dem Burgtor eines der zwei erhaltenen Stadttore.
Ein Heimatmuseum
Museum Holstentor
Ich muss es leider so ehrlich sagen: Es gibt spannendere Museen in Lübeck ... Zwar ist es lustig, in diesem ungewöhnlich gebauten Wahrzeichen umherzulaufen, die kleine Sammlung über „Die Macht des Handels“ könnte trotzdem spritziger aufbereitet sein. Sieben Räume („Der Markt“, „Der Fernhandel“ etc.) empfangen die Besucher mit Originalexponaten und kurzen Erläuterungen. Der vielleicht attraktivste Raum befindet sich im zweiten Obergeschoss des Nordturms: Zwischen ehemaligen Galionsfiguren erfährt man einiges zur Seefahrerstadt Lübeck, z. B. über die Angst vor „Schiffeschlürfern“ oder unterschiedliche Schiffstypen und nautische Dinge, die während der Hansezeit von Bedeutung waren.
Lübeck im Kasten
42 zu 41 - Abstimmung über ein Wahrzeichen
Mit gerade einmal einer Stimme Mehrheit (42 : 41) entschied sich der Senat gegen den Abriss des „Symbols alter Macht und Herrlichkeit“. Dieser Abstimmung war 1855 eine Eingabe von 683 Bürgern an den Senat vorangegangen: Man solle das letzte und einsturzgefährdete der vier Tore doch endlich abreißen ... Kurzerhand gründete sich eine Bürgerinitiative zur Wiederherstellung, Geschichtsvereine aus dem ganzen Reichsgebiet warnten vor einem Abbruch. Und wirklich - ein Gutachter erkannte die Möglichkeit einer Erneuerung. Sie führte zu jener berühmten Abstimmung von 1863, und das „Relikt aus Vätertagen“ durfte bleiben. Drei Restaurierungen waren die Folge: Über die erste habe ich schon geschrieben. Die zweite nahmen die Nazis in ihre patri(di)otischen Hände. Zwar fingen sie die Neigung des Südturms durch einen Stahlbetonanker auf, wollten das Holstentor aber zu einem Propagandamuseum machen und die Innenwände mit einer Geschichte von den Wikingern bis zur SA bepinseln. Obwohl es zu dieser Ausgestaltung nicht kam, existiert bis heute in der einstigen „Ruhmes- und Ehrenhalle“ ein „Holstentorschlüssel“ mit einem Hakenkreuz als Schlüsselbart. Auch im Inneren ist man die schmerzhafte Vergangenheit noch nicht losgeworden: Am Ende der Handläufe sieht man - allerdings nur, wenn man es weiß und ganz genau hinschaut - die nationalsozialistische Symbolik, diesmal seitenverkehrt.
Heute lieben die Lübecker ihr Holstentor. Der weltbekannte Schutzbau dient der Stadt und dem Land als bedeutendes Wahrzeichen und identitätsstiftendes Denkmal. Eine überregionale Popularität erreichte es erstmals 1925 als Symbol des Deutschen Städtetages, später durch vier Briefmarkeneditionen, dann auf der Rückseite des 50-DM-Scheins und schließlich mit der 2006er-Serie der deutschen 2-Euro-Stücke. Und auch ich habe - selbstverständlich nur aus Recherchegründen - einen Marzipanabguss des Holstentores mit Genuss verspeist. Schade nur, dass das berühmte Tor auf diesen Abbildungen immer wie ein Bodybuilder aussieht, der vor lauter Kraft nicht mehr laufen kann: niemals so schön schief und krumm, wie man es als Lübecker in sein nordisches Herz geschlossen hat.
Interessante Ausstellungsstücke sind ferner eine Reiseapotheke für fahrende Händler oder ein Heringsahm (ein Eichmaß für den Fischhandel, auf das sich die Lübecker mit den Kaufleuten aus Stralsund, Wismar und Rostock verständigen konnten). Nett ist auch der Nachttopf aus Steingut („Den Teutschen zum Neujahr“), der im Inneren Napoleon I. zeigt und nach der französischen Besatzung von 1806 bis 1813 sehr beliebt war ...

Nosferatu hauste in den Salzspeichern

Wer mehr über das Holstentor als Bauwerk erfahren will, findet einige Details und Abbildungen aus seinen „aktiven“ Jahren in allen Räumen, v. a. aber im ersten Obergeschoss des Mittelbaus; im zweiten befindet sich ein großes Stadtmodell, das 1934 von Lübecker Schülern erstellt wurde. Weniger interessant ist die Folterkammer - im Holstentor gab es keinen derartigen Raum -, obgleich die meisten Besucher dorthin zuerst strömen.
Man munkelt derzeit in der Stadt, dass die Ausstellung neu konzipiert wird - doch wann das passieren soll, steht noch in den Sternen.
Im Holstentor, Holstentorplatz, Tel. 1224129, museum-holstentor.de. Jan.-März Di-So 11-17 Uhr, April-Dez. tägl. 10-18 Uhr. Eintritt 8 €, Kinder frei, Lübeck Day Pass für alle Museen 12 €, 2-tägiger Lübeck Day Pass 16 €.
Mittelalterliche „Schatzkammern“
Salzspeicher
Rechts neben dem Holstentor direkt an der Trave befinden sich sechs Salzspeicher. Man setzte sie zwischen 1579 und 1745 an die Stelle ehemaliger Heringspackhäuser. Der älteste liegt am nächsten zum Holstentor und verwirrt durch eine Jahreszahl: „1694“ war das Jahr der Renovierung, das Richtfest fand früher statt.
Hering war jahrhundertelang eine beliebte Fastenspeise, Lübeck der Salzhafen des Ostseeraums. Um den Speisefisch haltbar zu machen, benötigte man einen Konservierungsstoff: Ein Fass Salz, das aus den Salinen von Lüneburg mühsam mit den Stecknitzfahrern nach Lübeck reiste, wurde für etwa fünf Fässer Fisch gebraucht. Die Hälfte des begehrten Handelsgutes - die Rede ist von fünfstelligen Tonnenbeträgen! - ging nach Schonen, wo der Hering gefangen wurde; die andere Hälfte in die Städte des Ostseeraums.
Sogar Nosferatu nahm Quartier in den Salzspeichern: zunächst in Murnaus Stummfilmklassiker von 1921/22, dann in Herzogs Remake in den 70ern mit Klaus Kinski. Leider sind die Salzspeicher nicht zu besichtigen.
Lübeck im Kasten
Weißes Gold
Erdöl wird oft als das „schwarze Gold“ bezeichnet, Salz war über Jahrhunderte hinweg das „weiße“. Wer das „Salzregal“ innehatte, ein mittelalterliches Monopol für den Abbau, war einflussreich. Wer mit Salz handelte, mächtig. Beides trifft für Lüneburg und für Lübeck zu. Vom 12. bis 15. Jh. waren die Salinen in Lüneburg das einzige Salzwerk für Norddeutschland und die Ostseeanrainer. Lübecker Familien und geistliche Institutionen besaßen „Salzpfannen“ in Lüneburg. Über die „Alte Salzstraße“, eine 127 km lange Route, gelangte das wertvolle Gut in die Hansestadt. Seit 1398 verschiffte man die Ware dann auf dem Stecknitzkanal, doch auch der Wasserweg (97 km) war beschwerlich:
Die Prähme (Lastkähne) mussten vom Ufer aus gegen die Strömung an 13 Schleusen vorbeigetreidelt (gezogen) werden, die Fahrt dauerte zwei bis drei Wochen. Nichtsdestotrotz erreichte der Warenumschlag zwischen 1562 und 1569 einen Höhepunkt. Sage und schreibe 11.000 t Salz gingen jährlich in die Handelsstadt - und von dort in die (nordische) Welt. Erst im 17. Jh. konnte das aus Westfrankreich eingeführte, günstigere Baien-Salz (Seesalz) das Lüneburger Produkt überflügeln. Dennoch blieb der Stecknitzkanal bis 1896 in Betrieb. Somit verdankte Lübeck seinen Reichtum im Mittelalter einem uralten, natürlichen Konservierungsmittel ...
Rechts neben den Salzspeichern hat sich in einer alten Gewerbehalle samt ehemaliger Tankstelle von 1936 (damals die erste in Lübeck) der eingetragene Verein Defacto Art mit seiner Kunsttankstelle eingemietet. Immer wieder finden dort Ausstellungen statt (Infos auf den Aushängen und defacto-art.de), und sogar einen Kunstautomaten gibt es. Was das ist? Ein Zigarettenautomat, aus dem man „kleine“ Kunstwerke für kleines Geld herausziehen kann.
Niedliche Flaniermeile am Wasser
An der Obertrave
Wenn man die Trave auf der Holstentorbrücke überquert hat, kann man rechts in die Straße An der Obertrave einbiegen. Schlendert man die charmante Obertrave bis zum Kleinen Bauhof entlang, präsentieren sich die Häuser in Ufernähe von ihrer besten Seite und werden zum Ende hin immer niedlicher. Manche Einheimische sprechen sogar von der „schönsten Ecke der Altstadt“. In lockerer Folge wechseln sich gotische, barocke und klassizistische Prachtfassaden sowie Baustile der Renaissance und des Rokoko miteinander ab. Wer vermutet, die sechs Restaurants und Cafés zu Beginn der Obertrave verlassen sich v. a. auf ihre zweifellos schöne Aussicht, liegt teilweise gar nicht so falsch.
Zur Historie: Jahrhundertelang lebten auf dieser Uferseite die Flussfischer. Neben Salz wurden Holz und andere Baumaterialien umgeschlagen und hier gelagert. In der abzweigenden Kleinen Petersgrube sieht man z. B. unter den Dachfirsten zweier Speicherhäuser eine Seilwinde. An der Obertrave 8 (Ecke Pagönnienstraße) ist eine Sturmflutmarke angebracht, die auf das schwerste Sturmhochwasser der Ostsee vom 13. November 1872 hinweist. Ganze Straßenzüge standen unter Wasser, im Ostseeraum starben 271 Menschen. Heute befinden sich hier die meisten Anlegestellen der Ausflugsschiffe, darunter ein Anbieter, mit dessen kleinen Booten man führerscheinfrei und eigenständig eine Spritztour um die Altstadt unternehmen kann. Bekanntere Sehenswürdigkeiten sind die Musikhochschule und der Malerwinkel.

An der Obertrave liegen auch die E-Boote von Boat-Now

In der 500 m weiter südlich abgehenden Hartengrube sind dann noch das Amtshaus der Stecknitzfahrer (Nr. 25-27) und ein Renaissancegebäude mit außergewöhnlicher Fachwerkkunst sehenswert (Nr. 20). Einen Blick wert ist auch die beeindruckend bepflanzte Hartengrube, die im Sommer die grünste Straße der „Insel“ sein dürfte.
Bevor es wieder zurückgeht, zeigt sich am Fuße der Straße Kleiner Bauhof die gewaltige Domfassade in ihrer vollen Schönheit. Jetzt kann man darüber nachdenken, den ersten Spaziergang stark abzukürzen und direkt zum Dom zu laufen.
Musik und Münzen
Musikhochschule
In 22 ehemaligen Kaufmannshäusern von der Petersgrube bis zur Depenau ist die einzige Musikhochschule von Schleswig-Holstein untergebracht. Am faszinierendsten ist wohl das klassizistische Hauptgebäude, von dem seit 2007 eine angenehm schlicht gehaltene Brücke zu den Übungsräumen der Holstentorhalle führt. Etwa 40 Professoren und 170 Lehrbeauftragte schreiten, bisweilen mit Instrumenten und Notenblättern bewaffnet, über den einst als „Professoren“- und heute als „Liebesbrücke“ bezeichneten Traveübergang, um rund 400 Studierenden aus aller Welt die Schönheiten von Harmonie und Disharmonie beizubringen.
Die Geschichte des Hauses ist schnell erzählt: Erstmals erwähnt wurde das Gebäude 1301 als Salzhaus. Es wird später zu einer Weingroßhandlung und dem Redaktionsgebäude der in Lübeck bekannten Eisenbahn-Zeitung. Außerdem verbrachte die Schriftstellerin Ida Boy-Ed (1852-1928), Förderin des jungen Thomas Mann und Verfasserin von über 70 Romanen und Erzählbänden, ihre Jugendjahre in diesen Räumen. Ein spektakulärer Fund ereignete sich 1984 beim Umbau der Musikhochschule: Ein Baggerfahrer entdeckte den Lübecker Münzschatz. Doch nicht nur die Archäologen freuten sich. Nach unschönen juristischen Szenen bekam der Finder mit vierjähriger Verspätung eine Prämie von 250.000 DM zugesprochen. Sowohl sein Arbeitgeber als auch das Land hatten Ansprüche angemeldet ...

Der schönste Vorgarten der Stadt: der Malerwinkel

Überquert man die Liebesbrücke - es gab einige Auseinandersetzungen mit den Stadtoberen, bis die Liebesschlösser dort hängen bleiben durften ... -, gelangt man zu einer lebensgroßen Statue von Johannes Brahms (→ Unbekanntes Lübeck). Die schöne Idee dahinter: Man wollte den genialen Komponisten als „normalen“ Menschen zeigen, nicht als unnahbaren Musikheroen auf einem Podest.
Direkt daneben hat der Lübecker Boule Club e. V. eine Spielfläche für seine Sportart ergattern können.
Große Petersgrube 21, mh-luebeck.de. Seit 1987 ist das Schleswig-Holstein Musik Festival (→ Veranstaltungen) jeden Sommer mit seinen international bekannten Meisterkursen in der Hochschule zu Gast. Aber auch außerhalb der großen Auftritte kann man zahlreichen Proben und Abendvorstellungen beiwohnen - häufig kostenlos (→ Kultur- und Nachtleben)! Termine am Aushang vor dem Haupteingang oder im Internet!
Kleiner Platz mit Altstadtblick
Malerwinkel
Die Brücke zum sog. Malerwinkel, wo einst die Künstler saßen und den Panoramablick auf die Altstadt nachzeichneten, befindet sich am Fuß der Dankwartsgrube. Der kleine Platz und der Grünstreifen daneben sind quasi der Vorgarten der Anwohner. Dort trifft man sich im Sommer auf ein Feierabendgetränk und genießt den Blick auf das Wasser und die zahlreichen Wassersportler, die dort auf SUPs vorbeipaddeln. Oder auch mal baden gehen.
Nebenbei bemerkt: Allzu malerisch ging es früher in diesem Abschnitt der Obertrave eher selten zu. Schlechte Trinkwasserversorgung, Tierhaltung auf engem Raum und allgemein unhygienische Verhältnisse sorgten immer wieder dafür, dass sich die Pest und im 19. Jh. die Cholera von hier auf die Altstadt ausbreiteten.
Altehrwürdiger Straßenzug
Große Petersgrube
Wieder zurück im ersten Abschnitt der Obertrave geht es rechts in die Große Petersgrube. Sie ist eine der Straßenfluchten, für die Lübeck zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Heinrich Breloer drehte einige Szenen seines Buddenbrooks-Films in dieser „Grube“. Früher lebten hier vom Sargträger über den Küster bis zum Pastor die Geistlichen von St. Petri; Nr. 4 war im 18. und 19. Jh. das klerikale Amtshaus. Mit der Nr. 27 passiert man das einstige Wohnhaus eines ehemaligen Pastors, der an selber Stelle mit 24 Gesinnungsgenossen die „Gemeinnützige“ (Gesellschaft zur Beförderung Gemeinnütziger Tätigkeit, → Stadtgeschichte) gründete. Vor dem klassizistischen Haus mit der Nr. 19 lagen außerdem mal die Löwen, die heute vor dem Holstentorplatz für die richtige Stimmung sorgen. Johann Daniel Jakobi hatte sie bei dem erfolgreichen Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777-1857) in Auftrag gegeben. Ein reicher Konditor logierte dann noch in Nr. 11: Heinrich Schabbel (1861-1904). Erst seine Stiftung machte das Schabbelhaus möglich (→ Tour 5).

Morbider Charme im TheaterFigurenMuseum

Das einzige seiner Art
TheaterFigurenMuseum / Kolk 17
Achtung: Das bisherige TheaterFigurenMuseum in der angrenzenden Gasse Kolk wird gerade komplett umgebaut und wahrscheinlich erst Ende 2024 unter dem Namen „Kolk 17“ wiedereröffnet. Gleichzeitig wird es mit dem Figurentheater im Haus nebenan vereinigt. Das Museum ist in einem vierstöckigen, verwinkelten Gotikgebäude untergebracht, dem ältesten Backsteinhaus der Stadt. Initiator war Fritz Fey jun., dessen Vater als professioneller Puppenspieler tätig war. Er selbst arbeitete als Kameramann, kam in seinem Job weit herum und trug auf seinen Reisen in Europa, Afrika und Asien ein wahres Sammelsurium an Marionetten, Stockpuppen, Schattenspielfiguren usw. zusammen, das am Ende auf ca. 25.000 Stücke herangewachsen war. Der erstaunliche Fundus deckt einen Zeitraum vom Ende des 17. Jh. bis zur Moderne ab (darunter auch Avantgarde-Marionetten von Harry Kramer), etwa 1000 davon waren als Exponate im Museum ausgestellt. Nach der Wiedereröffnung sollen die Stücke in Themenräumen präsentiert werden, in denen u. a. auch die Arbeit der Puppenspieler und der historische Hintergrund bei der Produktion und Beschaffung der Theaterpuppen thematisiert wird (Stichwort: koloniale Vergangenheit). Fritz Frey jun. hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt, die Verantwortung für das Museum liegt nun bei der gemeinnützigen Possehl-Stiftung.
Kolk 17 (derzeit Baustelle), Tel. 70060, kolk17.de. Aktuelle Infos zur Wiedereröffnung finden Sie auf der Webseite.
Hallenkirche
St. Petri
Nachdem die Flieger der Royal Air Force in der Nacht zum Palmsonntag 1942 die kleine Hansestadt bombardiert hatten, waren bedeutende Teile der Altstadt dem Erdboden gleichgemacht. Auch die Petrikirche wurde empfindlich getroffen: Sie brannte innen komplett aus, und das Dach sowie Teile des Turmes stürzten in sich zusammen. Ursprünglich gehörte das Gotteshaus in seiner frühen Form zu den ältesten Kirchen Lübecks (1170 mit der Marienkirche genannt) und bildete den Südrand des Marktes. Um 1220 entstand aus der Holzkirche ein erster Backsteinbau in dreischiffiger, romanischer Variante, im Spätmittelalter in fünfschiffiger, gotischer.

Fünf Schiffe, in Weiß getaucht

Die erst 1987 wieder komplett aufgebaute fünfschiffige Halle ist eine architektonische Rarität, aber auch ein Produkt des Zufalls: Um hohe Baukosten zu sparen, versuchte man in der Nachkriegszeit, das einsturzgefährdete Gotteshaus den Katholiken zu schenken. Da seitens der römischen Kurie eine Absage ins Haus flatterte, sollte das „ungewollte Kind“ zunächst einfach abgerissen werden. Schließlich entschied man sich für ein Notdach und renovierte den Turm, da der inzwischen eingebaute Aufzug zahlreiche zahlungswillige Touristen über die Dächer Lübecks hievte ... Erst die Gründung eines Bauvereins in den 80ern, der 1 Mio. DM sammelte, brachte die Komplettsanierung in Schwung. Heute ist diese reinste Ausprägung einer Hallenkirche in Lübeck einzigartig; das Gebäude mit dem charakteristischen, 108,22 m hohen Turm mit den vier Ecktürmchen ist auch über die Grenzen der Stadt hinaus populär. Ohne Gestühl, weiß gestrichen, mit 30 Gewölben und 20 Säulen ist das faszinierende Bauwerk als Kulturkirche ohne klassische Gemeinde „eine Kirche für die ganze Stadt“, wie es auf der Webseite heißt. Trotz der Umbauten ist ein harmonisches Ganzes entstanden, in dem kulturelle Veranstaltungen (z. B. Lesungen mit bisweilen nationalen Hochkarätern der schreibenden Zunft) und zeitgenössische Kunst einen festen Platz gefunden haben, darunter das Altarkruzifix von Arnulf Rainer. Auch Ausstellungen mit überregional bekannten Künstlern finden hier statt.
Mit einem Lift gelangt man zum 50,42 m hohen Aussichtsturm der Kirche, dem einzigen in Lübeck (wobei man auch während einer Gewölbeführung in St. Marien eine geniale Aussicht hat). Der Rundblick auf Rathaus und St. Marien, aber auch aufs Holstentor neben den Salzspeichern ist ein Genuss. Allerdings erkennt man auch etwas zu gut die neueste Architektur der Innenstadt, allesamt Konsumtempel, die sich so gar nicht ins eigentlich so charmante Lübeckbild fügen wollen. Zum Glück geht der Blick auf der videoüberwachten Plattform an sonnigen Tagen bis nach Travemünde und Mecklenburg ...
Petrikirchhof, Tel. 397730, st-petri-luebeck.de. Die Kirche ist März-Dez. tägl. 11-16 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Der Lift zum Aussichtsturm befindet sich im Vorraum der Kirche rechts und kann tägl. bis 16.30 oder 18.30 Uhr betreten werden. Ticket 3-5 €, Familienkarte ab 9 €. Im modernen Café wird Herzhaftes und Süßes zu bezahlbaren Preisen angeboten. Die teils kostenlosen Veranstaltungen im Kircheninneren lohnen sich.
Einst ein Areal mit Sonderstatus
Domviertel
Auf dem Weg zum Dom passiert man erstmal zwei Parkhäuser und das 4-Sterne-Hotel Atlantic, bevor im Pferdemarkt wieder etwas geboten ist. Der Straßenname geht selbstverständlich auf den Handel mit traditionellen Fortbewegungsmitteln im Mittelalter zurück. Im Giebel von Nr. 9 der angrenzenden Mühlenstraße sieht man ein goldenes Hufeisen. Gleichzeitig war der Pferdemarkt in der Hand der Künstler: Maler, Goldschmiede, Glaser und Bildschnitzer besaßen hier Wohnungen und Ateliers. Häufig arbeiteten sie für die monetär gut gestellten Domherren.
Wie an vielen Orten in Lübeck lohnt es sich auch in der Parade, den Kopf zu heben. Wo einst das Lübecker Stadtmilitär exerzierte, beginnt das Domviertel.
Die Macht des Domkapitels endete erst mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Bis dahin waren die Domherren von allen städtischen Abgaben (Steuern!) und Aufgaben (Bürgerwehr!) befreit: „Domfreiheit“ nannte man dieses Areal deshalb. Ein winziger, eigenständiger „Staat“ innerhalb der Stadt, der 13 Wohnhäuser, die „Domherrenkurien“, und 26 „Kapiteldörfer“ außerhalb Lübecks verwaltete. Sogar eine eigene Gerichtsbarkeit gehörte zu den Vorrechten der Oberhirten. Dieser Status sorgte nicht unbedingt für ein entspanntes Miteinander. Immer wieder lag der Rat mit dem Domkapitel im Clinch. Nicht zuletzt deswegen entschieden sich die Ratsherren und reichen Bürger 1260 für den Bau einer eigenen Basilika: St. Marien, die einige Meter höher als der Dom werden sollte. Ein empfindlicher Nadelstich in Richtung der Domfreiheit ...
Die letzte Domherrenkurie Lübecks
Stadtpalais Rantzau
Ein kleines Schmuckstück zeigt sich an der Parade Nr. 1. Es handelt sich um das letzte erhaltene Beispiel einer Domherrenkurie. Sie geht auf das Jahr 1290 zurück und wurde - ungewöhnlich fürs enge Lübeck - freistehend mit Nebengebäuden errichtet. Außerhalb des Domviertels ließ das Stadtrecht aus Platzgründen nur Blockbebauung zu. Verantwortlich für die neogotische Form ist Kuno Heinrich Karl zu Rantzau-Breitenburg. Der Graf mit dem langen Namen kaufte das Gebäude 1858 und baute es nach seinen Vorstellungen um: Er war vom mittelalterlichen Rittertum fasziniert. Das „Schloss Rantzau“, wie es sehr bald hieß, entwickelte sich zu einem herrschaftlichen Bau mit markantem Staffelgiebel. Im 19. Jh. residierte Königin Desideria von Schweden bei einem Besuch im Stadtpalais. Heute gehört das Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Gedenkort für vier Märtyrer
Propsteikirche Herz Jesu