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Wenn ein zurückgezogen lebender Schriftsteller und ein selbstsicheres elfjähriges Ninja-Mädchen unfreiwillig zu einem Team werden, sind Turbulenzen unvermeidbar. Zwei diametral unterschiedliche Welten und Weltansichten treffen aufeinander. Wird ein Miteinander des friedfertigen Schriftstellers und des auf Rache für die Ermordung ihrer Familie sinnenden Mädchens möglich sein? Das erste Heft der Tintenklecks-Reihe.
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Seitenzahl: 71
Veröffentlichungsjahr: 2022
Miko
© 2014 Michael T. Köhler
Covergrafik von Cover-Design: © Michael Köhler
Foto Frontcover: © Michael Köhler
Foto Backcover: © Michael Köhler
Grundriß des Hauses: V.Schneider
ISBN Softcover: 978-3-347-58420-4
ISBN E-Book: 978-3-347-58421-1
ISBN Großschrift: 978-3-347-58422-8
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Michael T. Köhler
Miko
Eine Tintenklecks Erzählung
Heft 1
Mick Marcius saß an seinem Computer und schrieb an einer Geschichte. Er hatte gerade eine neue Idee und mußte diese unbedingt festhalten. So kam es ihm recht ungelegen, als sein Telefon klingelte.
Der Anrufer war sein Freund Inspektor Phil Ashton.
„Mick, ich brauche Deine neutrale außenstehende Meinung zu einem Fall. Meinst Du, wir könnten uns im Spoon Café auf einen Cappuccino treffen?“
Mick holte tief Luft.
„Oh, Du schreibst gerade, oder?“
„Jetzt nicht mehr. Okay, gib mir eine Stunde, ja?“
„Wunderbar! Bis gleich, Mick“
„Ißt Du den Muffin noch?“, Phil zeigte auf den Teller seines Freundes.
Mick schüttelte den Kopf.
„Gut, dann nehme ich den, wäre ja schade drum.“
Mit einem Lächeln beobachtete Mick den anderen einen Moment, dann fragte er: „Nun erzähl noch einmal. Ihr beobachtet also seit Monaten diese japanische Familie, weil ihr sie im Verdacht habt, mit den Franconis in Verbindung zu stehen?“
„Da ist etwas, Mick, ich bin ganz sicher. Aber wir haben nach wie vor nichts Greifbares. Mittlerweile komme ich mir vor, wie ein Teil der Familie oder nennen wir es besser Clan. Es gibt eine strenge Hierarchie. Und in der Tat, ich kenne jeden einzelnen, die Gewohnheiten, die Charaktere. Das kannst Du Dir kaum vorstellen.“
„Nun, wenn man jeden Tag virtuell in ihrer Mitte verbringt, ist es sicher nicht ungewöhnlich.“
„Ja, damit hast Du wohl Recht. Was Du aber kaum glauben wirst, dieser ganze Clan, alle sind Ninjas.“
„Ninjas? Du meinst diese lautlosen Killer?“
„Ganz genau.“
„Das ist jetzt aber übertrieben, oder? Ihr hab sie beim Kampfsport beobachtet?“
„Ja.“
„Gut. Und jetzt glaubt ihr, sie sind Ninjas?“
„Nein, Mick, wir wissen es. Wir haben Aufnahmen von ihren Übungen Fachleuten gezeigt.“
„Nun gut, aber das klingt doch trotzdem alles sehr phantastisch. Was soll denn ein japanischer Ninja-Clan hier in Edinburgh wollen?“
„Genau das, mein Freund, ist die Frage.“
„Na ich weiß nicht. Ich glaube, ihr jagt da einer falschen Idee nach. Sicher wird sich in Kürze herausstellen, daß nichts an alledem dran ist und ihr Eure Zeit verschwendet habt.“
„Mick, gerade Du als Schriftsteller solltest doch hier mehr wittern. Du enttäuschst mich.“ Er schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. Sein Telefon klingelte.
Eine aufgeregte Stimme am anderen Ende. Phils Gesicht wurde ernst und zunehmend aschfahl.
Als er auflegte, sah er seinen Freund sekundenlang an.
„Mick. Wir lagen nicht falsch. Es gab ein Massaker im Haus der Tsukinos.“
Er sprang auf, legte Geld auf den Tisch.
„Komm! Komm mit!“
Das Anwesen der Tsukinos war eine große Villa außerhalb Edinburghs mit weitläufigem Park. Der Zugang zum Gelände war von Polizisten bewacht, die den Inspektor durchwinkten. Sie folgen einer mit alten Bäumen bestandenen Allee und erreichten schließlich die Villa. Die freie Fläche vor dem Gebäude war voller Einsatzfahrzeuge, so lenkte Phil seinen roten SUV neben das Gebäude.
„Warte hier. Ich muß da jetzt erst einmal allein hinein.“
Am Eingang erwartete ihn bereits sein Kollege.
„Sergeant?“
„Inspektor, das wird jetzt kein schöner Anblick.“
Er öffnete die schwere Tür und Phil sah sich in der Eingangshalle bereits einem Blutbad gegenüber.
Kurz stockte er, dann blickte er sich um. Drei Tote direkt am Eingang mit blutüberströmten Oberkörpern. Salven automatischer Waffen.
Der Sergeant führte ihn durch die Räume. Die Angreifer waren äußerst brutal vorgegangen und hatten weder Frauen noch Kinder verschont.
„Mein Gott. Wer kann so etwas tun? Und wie haben sie es geschafft, diese hochtrainierten Männer derartig zu überrennen?“
„Sir“, der andere wies auf eine große Hülse in einer Ecke, „Gasgranaten.“
„Wir gehen davon aus, daß viele Opfer bereits ohnmächtig waren, als sie so zugerichtet wurden.“
Phil nickte und betrachtete die Lage der Körper. In der Tat, es sah nicht nach einem Kampf aus. Hier waren Menschen wehrlos hingerichtet worden. Jemand wollte ein Zeichen setzten und er wollte sicherstellen, daß es eindeutig war.
„Ich muß kurz raus. Das übersteigt selbst meine Kräfte.“
Seine Augen flogen über die Leiche des fünfzehnjährigen Sohnes des Familienoberhauptes. Seine Kehle war tief aufgeschnitten und eine große Blutlache hatte sich um ihn gebildet.
Er wendete den Blick ab und trat auf den Gang. Auf seinem Weg nach draußen hielt er zwei Türen weiter inne und sah in das Zimmer. Zögernd trat er in den mit viel violett ausgestatteten Raum. Sein Blick kreiste. Keine Leiche. Er atmete aus.
Dann ging er auf direktem Weg nach unten und hinaus und zur Gebäudeseite, wo Mick am Wagen wartete.
Phil stützte sich auf die Motorhaube. Schweigend verharrte er so sekundenlang.
„Phil?“
Der Angesprochene sah langsam auf.
„Mick, sie sind alle tot. Regelrecht abgeschlachtet. Auch die Frauen und Kinder, alle.“
Er löste sich vom Fahrzeug und lehnte sich gegen das zweiflügelige Garagentor hinter ihm. Stumm folgte ihm Micks Blick.
Das Tor gab nach und Phil stolperte nach innen. Er fing sich ab und wollte gerade wieder hinaustreten, als er eine Bewegung wahrnahm und ein leises Stöhnen.
„Mick!“
Schon verschwand er im Halbdunkel des Innenraumes. Mick folgte ihm augenblicklich und fand seinen Freund an der Stirnseite kniend vor. Ein Fahrrad im Gang zwischen einem Oldtimer und der Werkbank zur Rechten. Er trat heran und erkannte, daß er sich über ein Mädchen beugte, ein Kind, Nase und Mund blutig. Phil tastete vorsichtig ihren Kopf ab, untersuchte dann ihre Kleidung, eine dunkle Lederhose und eng sitzende Lederjacke, nach weiteren Verletzungen.
Phils Kopf schnellte herum, die Brauen zusammengezogen, die Augen suchten hektisch die Tür hinter seinem Freund, der entsetzt in das blutige Gesicht des Mädchens blickte. Ein niedliches Kindergesicht mit Pausbacken und Stupsnase.
„Mick!“, Phils Gedanken rasten.
„Ist sie noch am Leben?“
„Ja. Ich denke, jemand hat ihr brutal einen Tritt ins Gesicht gegeben und dann für tot gehalten.“
Sie bewegte leicht den Kopf, öffnete jedoch nicht die Augen.
„Sie sieht nicht japanisch aus“, stellte Mick fest.
„Es ist das Adoptivkind der Tsukinos.“
„Okay, ich hol Hilfe“, Phil griff ihn fest am Arm, hielt ihn zurück.
„Auf keinen Fall. Das Kind muß hier weg, sofort!“
„Phil, das ist jetzt nicht Dein Ernst. Du kannst doch nicht ein Opfer vom Tatort wegbringen! Du bist Polizist.“
„Mick, hör zu. Dieses Mädchen ist in einer Ninja-Kommune aufgewachsen. Sie ist eine elfjährige tödliche Waffe. Was stellst Du Dir vor passiert, wenn sie erwacht und erfährt, was mit ihrer Familie geschehen ist und das vielleicht in einem staatlichen Kinderheim? Außerdem werden die Franconis sie als Zeugin ausschalten wollen, wenn sie erfahren, daß sie noch lebt.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein elfjähriges Kind…“
„Mick, dieses Kind konnte bereits kämpfen, bevor es laufen konnte. Sie wird seit quasi elf Jahren als Ninja-Elite trainiert. Sie ist in der Lage, einen Menschen lautlos zu töten, noch bevor dieser merkt, daß sie überhaupt in der Nähe ist. Das Kind muß hier weg.“
„Wie stellst Du Dir das vor, Phil?“
Micks Herz klopfte wild in seiner Brust.
„Du lebst abgelegen. Sie muß von der Bildfläche verschwinden. Man wird annehmen, die anderen haben sie mitgenommen, wenn sie nicht unter den Toten gefunden wird. Ich werde Dir Papiere besorgen, ich habe Beziehungen.“
„Phil? Ich soll sie mitnehmen. Bist Du verrückt geworden?“
„Du sollst ihr Leben retten, Mick. Ich brauche Dich jetzt. Nimm meinen Wagen und bring sie hier weg, was dann geschieht, können wir immer noch besprechen.“
Er hielt ihm den Autoschlüssel entgegen.
„Phil, das ist Wahnsinn“, er riß ihm dennoch den Schlüssel aus der Hand.
Der andere erhob sich und ging zur Tür.
„Auf dem Rücksitz liegt eine Decke, versteck sie darunter. Ich werde sicherstellen, daß niemand hierherkommt.“
Er nickte ihm zu.
„Danke! Und ach ja, ihr Name ist Miko!“
Damit eilte er davon.
Mick stand einen Augenblick ratlos vor dem Kind. Dann schlich sich ein Gedanke aus seinem Unterbewußtsein. Was wenn sie wieder zu vollem Bewußtsein kam? Das durfte auf keinen Fall passieren, bevor sie das Gelände verlassen hatten.
Sehr vorsichtig schob er seine Arme unter sie und hob sie hoch mit der Linken ihren Kopf stützend.
In das blutige Gesicht blickend brach es ihm fast das Herz, daß jemand sie so zurichten konnte.
Sie stöhnte leise.