Mile High - Liz Tomforde - E-Book

Mile High E-Book

Liz Tomforde

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Beschreibung

Als der Hockey-Playboy Zanders der taffen Flugbegleiterin Stevie begegnet, fliegen die Funken – doch mit der Affäre riskieren sie nicht nur ihre Jobs, sondern auch ihre Herzen! Der TikTok-Hype endlich auf Deutsch!
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Frauenheld und Badboy Zanders lebt seinen Traum: Er spielt in der National Hockey League für Chicago, reist mit seinem Team durchs Land und nimmt fast jeden Abend eine andere Frau mit ins Bett. Für die neue Saison gibt es erstmals eine feste Crew für den Privatjet und damit eine goldene Regel: Finger weg von den Flugbegleiterinnen! Doch das ist hart: Crewmitglied Stevie ist schlagfertig, anders, ihre Art zieht Zanders an und vor allem ihre Kurven bekommt er nicht mehr aus dem Kopf …

Schon bald kann auch Stevie sich nicht mehr gegen die Anziehung wehren, doch sie weiß, dass sie nicht nur ihren Job, sondern auch ihr Herz riskiert, wenn sie sich auf Zanders einlässt …

Sports Romance trifft auf Forbidden Love und Enemies to Lovers!

Die »Windy City«-Reihe bei Blanvalet:

Band 1: Mile High

Band 2: The Right Move

Band 3: Caught Up

Band 4: Play Along

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 755

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Buch

Frauenheld und Bad Boy Zanders lebt seinen Traum: Er spielt in der National Hockey League für Chicago, reist mit seinem Team durchs Land und nimmt fast jeden Abend eine andere Frau mit ins Bett. Für die neue Saison gibt es erstmals eine feste Crew für den Privatjet und damit eine goldene Regel: Finger weg von den Flugbegleiterinnen! Doch das ist hart: Crewmitglied Stevie ist schlagfertig, anders, ihre Art zieht Zanders an, und vor allem ihre Kurven bekommt er nicht mehr aus dem Kopf …

Schon bald kann auch Stevie sich nicht mehr gegen die Anziehung wehren, doch sie weiß, dass sie nicht nur ihren Job, sondern auch ihr Herz riskiert, wenn sie sich auf Zanders einlässt …

Autorin

Liz Tomforde ist selbst Fan von Sports Romance und hat es sich auf die Fahne geschrieben, in ihren Romanen gesunde Beziehungen zu zeigen und Männer zu erschaffen, in die man sich einfach verlieben muss. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin ist sie selbst Flugbegleiterin für ein NHL-Team und verbindet so ihre beiden weiteren Leidenschaften, das Reisen und Eishockey. Während der Pandemie nutzte sie die Inspiration aus ihrem Job und schrieb ihren ersten Roman, schon bald entstand die ganze »Windy City«-Reihe, die einen regelrechten TikTok-Hype auslöste. Liz Tomforde lebt und schreibt in Kalifornien.

Liz Tomforde

Mile High

Roman

Deutsch von Maike Hallmann

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel »Mile High« bei Hodder And Stoughton Ltd., London.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright der Originalausgabe © 2023 by Liz Tomforde

Translation rights arranged by The Sandra Dijkstra Literary Agency

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2024 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Catherine Beck

Umschlaggestaltung: www.buerosued.de nach einer Originalvorlage von Ever After Cover Design

Umschlagdesign: Ever After Cover Design

JS · Herstellung: sam/er

Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München

ISBN 978-3-641-31654-9V001

www.blanvalet.de

Für meine Mutter.

Weil du die liebevollste Frau bist, die ich kenne.

Ich wünschte, jedes Mädchen könnte eine Mutter wie dich haben.

Kapitel 1

Zanders

»Ich liebe Auswärtsspiele.«

»Ich hasse Auswärtsspiele.« Maddison zieht seinen Koffer aus dem Kofferraum des Mercedes-Geländewagen, meiner neuesten Anschaffung, und zuckt unter der Anzugjacke mit den Schultern.

»Du hasst sie genau aus demselben Grund, aus dem ich sie so sehr liebe.« Ich schließe den Wagen ab, stopfe die Schlüssel in die Tasche und atme die frische Herbstluft Chicagos tief ein. Die Eishockeysaison ist die beste Zeit des Jahres, und diese Woche beginnen die Auswärtsspiele.

»Und warum? Weil die Frauen in sämtlichen Städten Schlange stehen, um dich zu sehen? Die einzige Frau, die mich interessiert, ist meine eigene, und die ist hier in Chicago, mit meiner Tochter und meinem neugeborenen Sohn.«

»Ganz genau.« Ich klopfe Maddison auf die Schulter. Wir betreten den O’Hare International Airport durch einen privaten Eingang, zeigen dem Sicherheitspersonal unsere Ausweise und werden aufs Rollfeld gelassen. »Haben wir ein neues Flugzeug bekommen?« Ich bleibe stehen und mustere den neuen Vogel mit unserem Teamlogo auf dem Heck.

»Scheint so«, brummt Maddison geistesabwesend, den Blick auf sein Handy gerichtet.

»Wie geht’s Logan?«, frage ich, denn ich weiß, dass er gerade mit seiner Frau schreibt. Er ist völlig besessen von ihr und schreibt ihr praktisch ununterbrochen.

»Sie ist knallhart, Mann.« Maddisons Stimme trieft nur so vor Stolz. »MJ ist erst eine Woche alt, und sie hat seinen Tagesablauf schon voll im Griff.«

Das ist keine Überraschung. Ich bin eng mit Maddisons Frau Logan befreundet, und sie ist der kompetenteste Mensch, den ich kenne. Die beiden sind die Einzigen in meinem Freundeskreis, die Kinder haben, und sie haben mich voll in ihre vierköpfige Familie aufgenommen. Ihre Tochter nennt mich Onkel Zee, und ich spreche von ihren Kindern als meiner Nichte und meinem Neffen, auch wenn wir nicht blutsverwandt sind. Ihr Vater ist mein bester Freund und für mich inzwischen wie ein Bruder.

Das war nicht immer so.

In unserer Jugend war Eli Maddison mein verhasstester Rivale. Wir sind in Indiana aufgewachsen und haben für gegnerische Teams Eishockey gespielt. Er war der Goldjunge, dem alles auf dem Silbertablett serviert wurde, und das ärgerte mich zu Tode. Sein Leben war perfekt. Seine Familie war perfekt. Ganz im Gegensatz zu meinem Leben und meiner Familie.

Dann spielte er für die Universität von Minnesota, während ich für die Ohio State aufs Feld ging, und aus unserer Jugendstreitigkeit wurden fünf hitzige Jahre College-Rivalität. Ich hatte damals familiäre Probleme und ließ meine ganze Wut auf dem Eis raus. Kurz vor Beginn des zweiten Collegejahrs bekam Maddison das voll ab … durch ein Foul von mir knallte er so hart gegen die Bande, dass er sich schwer am Knöchel verletzte. Er verpasste die ganze Saison und obendrein die NHL-Draft.

Ironischerweise musste ich im zweiten Studienjahr ebenfalls aussetzen, weil ich einige Kurse nicht bestanden hatte.

Er hasste mich dafür, und ich hasste mich selbst … aus einer ganzen Reihe von Gründen.

Dann fing ich eine Therapie an, mit fast religiösem Eifer. Ich arbeitete mit vollem Einsatz an meinem Scheiß, und in unserem letzten Collegejahr waren Maddison und ich die besten Freunde. Wir spielten zwar immer noch für gegnerische Mannschaften, aber wir respektierten einander und fanden durch unsere psychischen Probleme eine gemeinsame Basis. Er hatte mit Angstzuständen und Panikattacken zu kämpfen, und ich hatte einen so tiefsitzenden bitteren Zorn in mir, dass ich ebenfalls manchmal Panikattacken bekam, weil mir war, als würde diese Wut mich auffressen. Manchmal wurde es so schlimm, dass die Realität dagegen in den Hintergrund trat.

Wie es das Schicksal wollte, landeten Eli Maddison und ich in Chicago im selben Team und spielen jetzt in der Profi-Liga für die Raptors. Diese Saison ist der Beginn meines siebten Profi-Jahrs, und ich könnte mir nicht vorstellen, für eine andere Mannschaft zu spielen. Deshalb muss ich um jeden Preis dafür sorgen, dass ich eine Verlängerung bekomme, wenn mein Vertrag am Ende der Saison ausläuft.

»Scott, haben wir ein neues Flugzeug bekommen?«, frage ich einen unserer Teamleiter, der gerade vor uns hergeht.

»Ja«, ruft er über die Schulter. »So wie alle Profiteams aus Chicago. Neue Chartergesellschaft, also auch neues Flugzeug. Irgendein großer Deal, den sie mit der Stadt abgeschlossen haben.«

»Neues Flugzeug, neue Sitze … neue Flugbegleiterinnen«, sage ich bedeutungsvoll.

»Wir haben ständig neue Flugbegleiterinnen«, wirft Maddison ein. »Und alle wollen mit dir in die Kiste.«

Ich zucke selbstgefällig mit den Schultern. Er hat nicht unrecht, und ich schäme mich nicht dafür. Aber ich schlafe nicht mit Frauen, die für mich arbeiten. Das kann schnell kompliziert werden, und ich kann kompliziert nicht leiden.

»Das ist die zweite Neuerung«, ruft unser Teamleiter zurück. »Wir bekommen eine feste Flugbesatzung für die ganze Saison. Dieselben Piloten und dieselben Flugbegleiterinnen. Dann kommen nicht mehr ständig irgendwelche Besatzungsmitglieder bei euch an und bitten um Autogramme.«

»Oder darum, in deine Hose zu dürfen.« Maddison wirft mir einen anzüglichen Blick zu.

»Ach, das macht mir nichts aus.«

In meiner Anzughose klingelt das Handy. Als ich es hervorhole, finde ich zwei neue Instagram-Nachrichten vor.

Carrie: Ich habe deinen Spielplan gesehen. Du bist heute Abend in der Stadt, wie ich sehe. Ich habe frei, und du solltest unbedingt Zeit für mich haben!

Ashley: Du bist heute Abend in meiner Stadt. Ich will dich sehen! Ich verspreche dir, es lohnt sich.

Ich rufe meine Notizen-App auf, suche die Liste mit dem Titel DENVER und versuche mich zu erinnern, wer diese Frauen sind.

Carrie ist offensichtlich fantastisch im Bett und hat einen enormen Vorbau, und Ashley hat ein großes Talent für Blowjobs.

Eine schwierige Entscheidung. Und dann gibt es natürlich noch die Option, mal zu sehen, ob ich meine Denver-Liste um ein paar neue Kontakte erweitern kann.

»Gehen wir heute Abend aus?«, frage ich meinen besten Freund, während wir die Treppe zu unserem neuen Flugzeug hinaufsteigen.

»Ich gehe mit einem Kumpel aus dem College essen. Mein alter Teamkollege, er wohnt jetzt in Denver.«

»Ach Scheiße, stimmt ja. Dann lass uns nachher noch was trinken gehen.«

»Ich gehe früh ins Bett.«

»Du gehst immer früh ins Bett«, erinnere ich ihn. »Du willst doch bloß in deinem Hotelzimmer abhängen und mit deiner Frau telefonieren. Du gehst nur dann mit mir aus, wenn Logan dich dazu zwingt.«

»Tja, ich habe einen kleinen Sohn, der erst eine Woche alt ist, also gehe ich heute Abend garantiert nicht aus. Ich brauche Schlaf.«

»Wie geht es dem kleinen MJ?«, fragt Scott vom oberen Ende der Treppe aus.

»Ein unglaublich süßer kleiner Scheißer.« Maddison zückt sein Handy, um Scott unzählige Bilder zu zeigen, die er mir im Laufe der Woche bereits geschickt hat. »Schon jetzt zehnmal so entspannt wie Ella im selben Alter.«

Als ich unser neues Flugzeug betrete, bin ich überrascht, wie toll es ist. Alles ist komplett neu, vom Teppich bis zu den Sitzen, und überall prangt unser Teamlogo.

Rasch durchquere ich die vordere Hälfte des Flugzeugs, die Trainern und Personal vorbehalten ist, und steuere auf die Reihe neben dem Notausgang zu, wo Maddison und ich schon seit Jahren sitzen, seit er Kapitän und ich stellvertretender Kapitän wurde. Wir haben in diesem Team das Sagen, und das betrifft auch die Frage, wer wo im Flieger sitzt.

Die Reihe beim Notausgang gehört den Veteranen. Je niedriger das Dienstalter im Team, desto weiter hinten landet man, und Frischlinge sitzen in der letzten Reihe.

»Abso-fucking-lutely not«, sage ich, als ich Rio, unseren Verteidiger im zweiten Jahr, auf meinem Platz entdecke. »Hau da ab.«

»Ich habe nachgedacht.« Rio grinst übers ganze Gesicht. »Neues Flugzeug, neue Sitzordnung? Vielleicht wollen du und Maddison dieses Jahr gern im hinteren Teil des Flugzeugs bei den Frischlingen sitzen?«

»Scheiße, nein. Verschwinde. Es ist mir egal, dass du diese Saison kein Frischling mehr bist, ich werde dich trotzdem wie einen behandeln.«

Sein lockiges Haar fällt ihm über die dunkelgrünen Augen, aber ich sehe trotzdem, wie sie vor Belustigung funkeln, während er mich prüfend mustert. Kleines Arschloch.

Er kommt aus Boston, Massachusetts. Ein italienisches Muttersöhnchen, das meine Geduld gern auf die Probe stellt. Aber fast immer, wenn er den verdammten Mund aufmacht, muss ich lachen. Er ist verdammt witzig, das muss ich zugeben.

»Rio, weg da«, befiehlt Maddison hinter mir.

»Ja, Sir.« Schnell steht er auf, schnappt sich seinen Ghettoblaster und eilt in den hinteren Teil des Flugzeugs, wo er hingehört.

»Warum hört er auf dich und nicht auf mich? Ich bin zehnmal einschüchternder als du.«

»Vielleicht weil du ihn nach Auswärtsspielen abends ständig als kleinen Wingman mitnimmst, wohingegen ich als sein Kapitän klare Grenzen ziehe.«

Wenn mein bester Freund mit mir losziehen würde, müsste ich vielleicht nicht einen Zweiundzwanzigjährigen als Ersatz rekrutieren, um mit mir um die Häuser zu ziehen.

Ich werfe meine Tasche ins Gepäckfach und schnappe mir den Sitz am Fenster.

»Scheiße, nein.« Maddison starrt finster auf mich herunter. »Letztes Jahr hattest du den Fensterplatz. Dieses Jahr sitzt du am Gang.«

Ich blicke auf den Sitz neben mir und dann wieder zu ihm. »Ich leide unter Reiseübelkeit.«

Maddison bricht in schallendes Gelächter aus. »Nein, tust du nicht. Jetzt zick hier nicht so rum und steh schon auf.«

Widerwillig rutsche ich beiseite. In diesem Flugzeug gibt es in jeder Reihe nur je zwei Sitze auf beiden Seiten des Gangs, und in der Reihe gegenüber sitzen bereits zwei andere Veteranen.

Ich zücke mein Handy, lese noch mal die Nachrichten der Mädchen aus Denver und überlege, wie mein Abend verlaufen soll. »Würdest du dich für tollen Sex entscheiden oder für einen umwerfenden Blowjob? Oder würdest du es mal mit jemand Neuem probieren?«

Maddison tut, als hätte er mich nicht gehört.

»Oder alles?« Ich überlege. »Das könnte ich vielleicht sogar hinbekommen.«

Eine weitere Nachricht kommt rein. Diesmal eine Gruppennachricht von Maddisons und meinem gemeinsamen Agenten Rich.

Rich: Morgen vor dem Spiel Interview mit der Chicago Tribune. Zieht eure übliche Nummer ab und spült uns ordentlich Geld in die Kassen.

»Rich hat eine Nachricht geschickt«, informiere ich meinen Kapitän. »Interview morgen vor dem Spiel. Er will, dass wir unsere kleine Show abliefern.«

»Schon wieder?« Maddison seufzt. »Zee, du weißt, dass du bei der Sache die Arschkarte hast. Wann immer du bereit bist, die Leute wissen zu lassen, dass du nicht der Mistkerl bist, für den sie dich halten, sag mir Bescheid, und wir hören auf mit dem Theater.«

Das ist der Grund, warum Maddison mein bester Freund ist. Er ist vielleicht der einzige Mensch – abgesehen von seiner Familie und meiner Schwester – , der weiß, dass ich nicht der Bösewicht bin, als den mich die Medien hinstellen. Aber mein Image hat auch Vorteile. Einer davon ist, dass sich die Frauen in Scharen auf den selbsternannten Bösewicht stürzen. Außerdem bringt das Spiel mit unseren stark gegensätzlichen Persönlichkeiten uns beiden einen Haufen Geld ein.

»Nein, es macht mir immer noch Spaß«, sage ich ehrlich. »Und ich muss am Ende der Saison meine Vertragsverlängerung bekommen. Bis dahin müssen wir weitermachen.«

Als Maddison vor fünf Jahren nach Chicago kam, haben wir diese Geschichte geschaffen, die von den Fans und Medien förmlich verschlungen wird. Wir bringen dem Verein einen Haufen Geld ein, weil unser Duo die Fans ins Stadion lockt. Aus den einst verhassten Rivalen wurden beste Freunde und Teamkollegen. Maddison ist seit Jahren mit seiner College-Liebe verheiratet, und sie haben zwei gemeinsame Kinder, ich hingegen nehme manchmal gleich zwei Frauen über Nacht mit in mein Penthouse. Aus Sicht eines Außenstehenden könnten wir nicht unterschiedlicher sein. Er ist der Goldjunge des Eishockeys, und ich bin der Herumtreiber der Stadt. Er schießt die Tore, ich mache Punkte bei den Frauen.

Die Leute fressen uns diesen Blödsinn förmlich aus der Hand. Wir spielen es für die Medien ordentlich hoch, aber in Wirklichkeit bin ich nicht das Stück Scheiße, für das mich alle halten. In meinem Leben spielt weitaus mehr eine Rolle als die Frage, welche Frauen ich aus der Arena mit nach Hause nehme. Aber es ist nun mal, wie es ist, ich habe gern Sex mit schönen Frauen und werde mich nicht dafür entschuldigen. Wenn mich das zu einem schlechten Menschen macht, scheiß drauf. Ich verdiene verdammt viel Geld damit, den Bad Boy zu geben.

Während ich auf meinem Handy herumscrolle, taucht jemand neben mir auf, aber ich sehe nicht hoch. Der Jemand ist allerdings so kurvig, dass ich selbst aus dem Augenwinkel erkenne, dass es sich um eine Frau handelt, und die einzigen Frauen an Bord sind Flugbegleiterinnen.

»Sind Sie …«, beginnt sie.

»Ja, ich bin Evan Zanders«, unterbreche ich sie, den Blick immer noch aufs Display gerichtet. »Und ja, das ist Eli Maddison«, füge ich mit einem Seufzer hinzu. »Tut mir leid, keine Autogramme.«

Das passiert bei so gut wie jedem Flug. Neues Bordpersonal ist immer versessen darauf, Profisportler kennenzulernen. Es ist ein bisschen lästig, aber es gehört zum Job, wenn man so bekannt ist wie wir.

»Schön für Sie. Aber ich will kein Autogramm von Ihnen.« Sie klingt völlig unbeeindruckt. »Ich wollte nur fragen, ob Sie bereit sind für die Einweisung für Fluggäste in der Notausgang-Reihe.«

Jetzt sehe ich doch auf. Ihre blaugrünen Augen sind durchdringend. Sie hat ungebändigte kastanienbraune Locken, ihre Haut ist leicht gebräunt, zarte Sommersprossen überziehen Nasenrücken und Wangen … aber ihre Miene könnte nicht kühler sein.

Nicht dass mich das jucken würde.

Ich lasse den Blick über ihren Körper wandern. Die enge Uniform schmiegt sich an üppige Kurven.

»Sie wissen schon, dass Sie am Notausgang sitzen, Evan Zanders?«, fragt sie, als wäre ich ein Idiot, und ihre mandelförmigen Augen verengen sich.

Maddison neben mir kichert, denn keiner von uns beiden hat es je erlebt, dass eine Frau so abfällig mit mir redet.

Ich kneife die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Ihr Ton schockiert mich ein wenig, aber ganz sicher bin ich nicht bereit, klein beizugeben.

»Ja, wir sind bereit«, antwortet Maddison für mich. »Leg los.«

Sie hält ihren Vortrag, und ich schalte ab. Ich habe es schon öfter gehört, als ich zählen kann … es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass die Fluggäste in dieser Reihe eine Sondereinweisung bekommen.

Während sie spricht, scrolle ich auf meinem Handy weiter. Mein Instagram-Feed ist übersät mit Models und Schauspielerinnen, von denen ich die Hälfte schon gedatet habe.

Nun ja, gedatet ist wahrscheinlich das falsche Wort.

Maddison stupst mich an. »Zee.«

»Was?«, antworte ich geistesabwesend.

»Sie hat dir eine verdammte Frage gestellt, Mann.«

Die Flugbegleiterin starrt auf mich herab. Gereizt betrachtet sie mein Handy-Display, auf dem eine halb nackte Frau zu sehen ist.

»Sind Sie bereit und in der Lage, im Notfall anderen Fluggästen zu helfen?«, wiederholt sie.

»Na sicher. Ich nehme übrigens ein Sprudelwasser. Mit extra Limette.« Ich konzentriere mich wieder auf mein Handy.

»Hinten im Flieger steht eine Kühlbox, aus der Sie sich gern bedienen können.«

Mein Blick schießt wieder nach oben. Was ist denn bloß los mit diesem Häschen? Ich betrachte ihr Namensschild – ein Paar Flügel, dazwischen steht »Stevie«.

»Nun, Stevie, ich würde mich wirklich freuen, wenn du es mir bringen würdest.«

»Also, Evan, ich hätte mich wirklich gefreut, wenn du mir bei meiner Sicherheitsanweisung zugehört hättest, statt anzunehmen, dass ich ein Autogramm von dir will wie ein kleines Puckhäschen.« Sie klopft mir herablassend auf die Schulter. »Was ich nicht will Schrägstrich nicht bin.«

»Bist du dir da ganz sicher, Süße?« Ein selbstgefälliges Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, und ich lehne mich vor. »Da könnte ein hübsches Sümmchen für dich rausspringen.«

»Pfui Teufel.« Sie verzieht voller Abscheu das Gesicht. »Danke fürs Zuhören«, sagt sie dann zu Maddison, bevor sie in den hinteren Teil des Flugzeugs verschwindet.

Ich kann nicht anders, als mich umzudrehen und ihr verdattert hinterherzustarren. Ihre vollen Hüften schwingen beim Gehen, sie hat einen größeren Hintern als alle anderen Flugbegleiterinnen, die ich je gesehen habe, aber ihr kurzer Bleistiftrock schließt sich weiter oben um eine schmale Taille.

»Also diese Stevie ist ja wohl ein totaler Rotzlöffel.«

»Nein, du bist einfach ein totales Arschloch, und sie hat das nicht hingenommen.« Maddison lacht. »Und … Stevie?«

»Ja, so heißt sie. Es stand auf ihrem Namensschild.«

»Du hast noch nie eine Flugbegleiterin mit Namen gekannt«, stellt er tadelnd fest. »Aber sie kann dich ganz eindeutig nicht ausstehen, mein Freund.«

»Wenigstens muss ich sie nicht wiedersehen.«

»O doch«, korrigiert mich Maddison. »Hast du vergessen, was Scott gesagt hat? Es gibt eine feste Bordbesatzung für die ganze Saison.«

Verdammt, er hat recht. Wir hatten noch nie dieselben Mädchen eine ganze Saison lang an Bord.

»Ich mag sie jetzt schon, allein weil sie dich nicht mag. Das wird witzig.«

Ich sehe immer noch nach hinten. Stevie dreht sich um und erwidert meinen Blick, und keiner von uns sieht weg. Sie hat die wohl interessantesten Augen, die ich je gesehen habe, und ihre üppigen Kurven sind verlockend. Aber leider wird ihr hübsches Äußeres davon überschattet, dass mir ihre Einstellung überhaupt nicht gefällt.

Vielleicht muss sie daran erinnert werden, dass sie für mich arbeitet. Ich werde dafür sorgen, dass sie es begreift. In der Hinsicht bin ich kleinlich … ich werde diese kleine Interaktion nicht vergessen.

Kapitel 2

Stevie

»Der Typ ist ein Arsch.«

»Welcher Typ?« Meine neue Kollegin Indy reckt den Hals, um den Gang hinunterzusehen.

»Der da beim Notausgang.«

»Eli Maddison? Ich habe gehört, er ist der netteste Typ in der ganzen NHL.«

»Nicht der. Der andere. Neben ihm.«

Obwohl die beiden Männer wie gute Freunde wirken und vermutlich viel gemeinsam haben, sind sie äußerlich sehr unterschiedlich. Evan Zanders’ schwarzes Haar ist so kurz geschnitten, dass er es vermutlich alle sieben bis zehn Tage nachschneiden lassen muss. Eli Maddisons brauner Schopf dagegen fällt ihm ungebändigt über die Augen, und wahrscheinlich könnte er selbst nicht sagen, wann er das letzte Mal beim Friseur war.

Evan Zanders’ Haut ist von einem makellosen, warmen Braun, Eli Maddison ist eher blass, mit rosigen Wangen.

Evan Zanders trägt eine Goldkette um den Hals, seine Finger sind mit modischen Goldringen geschmückt, während Eli Maddison nur ein einziges Schmuckstück trägt. Und das ist ein Ring an seinem linken Ringfinger.

Ich bin Single. Mein Blick fällt stets als Erstes auf die Hände eines Mannes, vor allem die linke.

Eines haben sie auf jeden Fall gemeinsam: Sie sehen beide verdammt gut aus, und ich würde ohne mit der Wimper zu zucken ein Monatsgehalt darauf wetten, dass sie das auch wissen.

Indy späht wieder den Gang hinunter. Zum Glück befinden wir uns im hinteren Teil des Flugzeugs, und alle sitzen mit dem Rücken zu uns, sodass niemand ihren ungenierten Blick sieht.

»Redest du von Evan Zanders? Ja, der ist dafür bekannt, ein Arschloch zu sein, aber ist das nicht egal? Er sieht aus, als hätte Gott beschlossen, bei ihm eine Prise Extrasexy ins Erbgut zu streuen.«

»Er ist ein Arsch.«

»Du hast recht«, stimmt Indy mir zu. »Sein Arsch wurde auch von Gott persönlich geformt.«

Ich kann nicht anders, als in das Lachen meiner neuen Freundin einzustimmen. Wir haben uns vor ein paar Wochen bei einem Jobtraining kennengelernt, und ich weiß noch nicht viel über sie, aber bisher scheint sie großartig zu sein. Und wunderschön ist sie auch. Groß und schlank, ihre sonnengeküsste Haut hat einen natürlichen honigfarbenen Schimmer, das blonde Haar fällt ihr weich über den Rücken. Ihre Augen sind von einem warmen Braun, und ich glaube, sie trägt kein bisschen Make-up … das braucht sie auch gar nicht, sie sieht ungeschminkt umwerfend aus.

Mein Blick wandert über die Uniform, die sich an ihren schlanken Körper schmiegt. Zwischen den Knöpfen des weißen Kragenhemds klafft nicht die kleinste Lücke, und ihr Bleistiftrock weist keine Falten auf, anders als bei mir. Mein Körper passt nur mit Mühe in die Klamotten.

Sofort fühle ich mich unsicher und zupfe die eng anliegende Uniform zurecht. Ich habe sie letzten Monat bestellt, als ich noch ein paar Kilo leichter war. Mein Gewicht hat schon immer stark geschwankt.

»Wie lange machst du das eigentlich schon?«, frage ich Indy, während wir darauf warten, dass der Rest des Teams seine Plätze einnimmt, damit wir zu unserem ersten Flug der Saison abheben können.

»Wie lange ich schon Flugbegleiterin bin? Das ist jetzt mein drittes Jahr. Aber ich hab noch nie zuvor für ein Team gearbeitet. Und du?«

»Dies ist mein viertes Jahr und mein zweites Team. Früher bin ich für ein NBA-Team aus Charlotte geflogen, aber mein Bruder lebt in Chicago und hat mir zu diesem Job verholfen.«

»Dann hattest du ja schon mit Sportlern zu tun, und für dich ist es nichts Neues. Um ehrlich zu sein, ich bin ein bisschen eingeschüchtert von so viel Prominenz.«

Ich hatte schon mit Sportlern zu tun, ja. Bin mit einem ausgegangen und mit einem verwandt.

»Na ja, das sind ganz normale Leute, wie du und ich.«

»Also ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber ich verdiene nicht mehrere Millionen Dollar im Jahr. Daran ist nichts normal.«

Ich verdiene definitiv nicht annähernd so viel, und deshalb lebe ich momentan in der oberkrassen Wohnung meines Zwillingsbruders in Chicago, bis ich etwas Eigenes finde. Ich finde das nicht gerade toll, aber ich kenne sonst niemanden in der Stadt, und er ist schließlich derjenige, der mich unbedingt hierhaben wollte. Außerdem verdient er lächerlich viel Geld, weshalb ich kein schlechtes Gewissen habe, umsonst bei ihm zu wohnen.

Wir könnten nicht unterschiedlicher sein. Ryan ist zielstrebig, gut organisiert und erfolgreich. Er weiß schon seit seinem siebten Lebensjahr genau, was er will. Ich bin sechsundzwanzig und versuche immer noch, es herauszufinden. Aber trotz unserer Unterschiedlichkeit stehen wir uns sehr nah.

»Kommst du aus Chicago?«, frage ich meine neue Freundin.

»Ja, ich bin in Chicago geboren und aufgewachsen. Na ja, in der Vorstadt. Und du?«

»Ich bin in Tennessee aufgewachsen, habe aber in North Carolina studiert und dort auch als Flugbegleiterin gearbeitet. Ich bin erst vor einem Monat nach Chicago gezogen.«

»Also bist du ganz neu in der Stadt.« Indys braune Augen funkeln vor Aufregung. »Wir müssen unbedingt zusammen losziehen, wenn wir wieder zu Hause sind. Also … wir müssen auch losziehen, wenn wir auf Reisen sind, aber sobald wir zurück sind, zeige ich dir Chicago.«

Ich lächle sie an, dankbar, dass ich in dieser Saison eine so coole und freundliche Kollegin habe. Unsere Branche kann das reinste Haifischbecken sein, manche Mädchen sind echt fies zueinander, aber Indy ist anscheinend wirklich in Ordnung. Wir werden eine ganze Eishockeysaison gemeinsam unterwegs sein, deshalb bin ich umso dankbarer, dass wir uns gut verstehen.

Leider kann ich das von der anderen Flugbegleiterin nicht behaupten. Während der zweiwöchigen Ausbildung wirkte Tara, die leitende Flugbegleiterin, alles andere als liebenswürdig. Territorial wäre vielleicht ein besseres Wort für sie. Oder auch zickig.

»Ich muss dir was gestehen«, flüstert Indy mir zu und streicht sich das blonde Haar aus dem Gesicht. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung von Eishockey.«

Ich muss kichern. »Ich auch nicht.«

»Gott sei Dank. Ich bin froh, dass das keine Jobvoraussetzung ist. Ich meine, ich weiß schon, wer sie alle sind, weil ich über Social Media voll FBI-mäßig recherchiert habe, aber ich war noch nie bei einem Spiel. Mein Freund kennt sich allerdings sehr gut mit dem Sport aus. Er hat mir sogar einen VIP-Pass gegeben, falls ich ihn brauche.«

»Echt jetzt?«

Sie winkt ab. »War nur ein Witz. Niemals. Wenn überhaupt, würde er einen VIP-Pass haben wollen. Er liebt es, sich Sport anzusehen, alles über Sportler zu wissen, das ganze Drumherum.«

Bevor ich Indy sagen kann, dass ich mit jemandem zusammenlebe, für den sich ihr Freund eventuell begeistern könnte, schlendert der Trottel aus der Notausgang-Reihe durch den Gang direkt auf uns zu.

Es wäre eine Lüge, wenn ich behaupte, Evan Zanders sei kein schöner Mann. Wie er da gerade auf mich zukommt, sieht er aus, als käme er geradewegs vom Laufsteg. Sein dreistes Lächeln lässt perfekte Zähne aufblitzen, und seine Augen sind ein haselnussbrauner Traum. Der maßgeschneiderte dreiteilige Anzug hat ein dezentes Fischgrätenmuster und wirkt wie ein Statement, dass er das Haus nur exzellent gekleidet verlässt.

Aber er ist ein aufgeblasenes Arschloch und dachte, ich wollte ein Autogramm, und während ich etwas erklärt habe, das ihm im Notfall das Leben retten könnte, hat er auf dem Handy Bilder von halb nackten schönen Frauen angeglotzt.

Ja, klar – die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendwas von dem, was ich erklärt habe, wirklich brauchen wird, ist praktisch null, aber darum geht es nicht. Der Punkt ist, dass er ein arroganter, selbstverliebter Sportler ist. Ich kenne diese Sorte Mann. Ich bin mal mit so jemandem ausgegangen und werde das ganz sicher nicht wiederholen.

Ich höre also auf, ihn anzustarren, und hantiere in der Bordküche herum, um mich abzulenken, aber seine Präsenz ist überwältigend. Er ist die Art Mensch, den man sofort bemerkt, sobald er den Raum betritt, und das ärgert mich nur noch mehr.

»Okay, Miss Shay«, flüstert Indy und gibt mir einen Schubs.

Ich sehe sie an. Sie deutet Richtung Zanders. Ich drehe mich um und sehe zu ihm hoch. Er steht im schmalen Durchgang zur Bordküche, sein durchdringender Blick ist direkt auf mich gerichtet, und auf seinen Lippen liegt ein unsagbar arrogantes Grinsen. Er stützt sich mit beiden Händen gegen den Rahmen des Durchgangs und versperrt Indy und mir den Weg.

»Ich brauche ein Sprudelwasser mit extra Limette.« Er wendet den Blick nicht von mir ab.

Nur mit größter Mühe unterdrücke ich ein Augenrollen, weil ich ihm gerade eben gesagt habe, wo er sich bedienen kann: Direkt neben ihm steht eine große, schicke Kühlbox, gefüllt mit allen erdenklichen Getränken. Nach den Spielen sind die Spieler meist ausgehungert, und da wir oft direkt danach über Nacht weiterfliegen, ist das Flugzeug wie ein All-you-can-eat-Buffet eingerichtet; im ganzen Flieger warten Essen und Getränke darauf, dass jemand sie sich holt.

»Dort in der Kühlung.« Ich zeige auf die Box.

»Aber ich will, dass du mir ein Wasser bringst.«

So ein arroganter Idiot.

»Ich hole es für dich!«, quietscht Indy aufgeregt, offenbar völlig wild darauf, eine Aufgabe zu erledigen, für die sie gar nicht zuständig ist.

»Nicht nötig«, bremst Zanders sie aus. »Stevie wird es für mich holen.«

Ich sehe ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Seine Zähne blitzen auf, offenbar findet er sich urkomisch. Aber das ist er nicht. Er ist nervtötend.

»Nicht wahr, Stevie?«

Ich würde ihm am liebsten sagen, er solle sich verpissen. Nicht weil ich meinen Job nicht machen will, sondern weil er gerade versucht, mir reinzudrücken, dass ich für ihn arbeite. Aber dass er unser Kunde ist, bedeutet nicht, dass er so unhöflich sein kann, wie er will, und ich es lächelnd hinnehmen muss.

Ich zögere, weil ich nicht gleich am ersten Tag einen schlechten Eindruck bei meiner Kollegin machen will. Mir ist völlig egal, was der Kerl von mir denkt, aber ich will vor Indy nicht wie eine Zicke dastehen.

»Ja, natürlich.« Meine Stimme klingt zu hoch, aber keiner der beiden kennt mich gut genug, um es zu merken.

Zanders rückt ein wenig zur Seite und macht mir einen kleinen Spalt Platz, und ich spüre Verlegenheit in mir aufsteigen. Ich bin nicht gerade gertenschlank und will mich nicht blamieren, indem ich vergeblich versuche, mich an ihm vorbeizuquetschen. Meine heimlichen Selbstzweifel melden sich zu Wort, aber ich ringe sie nieder und setze meine sorgsam antrainierte Maske größten Selbstvertrauens auf. Zum Glück rückt Zanders noch ein wenig zur Seite, und jetzt habe ich genug Platz.

Ich gehe an ihm vorbei, einen Schritt, buchstäblich einen Schritt aus der Bordküche, und stehe vor der Kühlbox, die so dicht neben ihm steht, dass er sie fast berührt. Ich öffne den Deckel und nehme das erste Getränk heraus, das ich sehe: ein Wasser mit Sprudel. Dazu hätte er weniger als drei Sekunden gebraucht, aber er wollte mir ja dringend etwas beweisen.

Als ich sein Wasser aus der Kühlbox hole, spüre ich, wie er hinter mir aufragt. Er ist verdammt groß, vermutlich um die zwei Meter, und überragt mich mit meinen einssiebenundsechzig deutlich. Er lässt mir kaum genug Platz im Gang, und als ich mich umdrehe, blicke ich direkt auf seine Brust.

»Vielen Dank, Stevie.« Er sagt meinen Namen in der gleichen herablassenden Weise wie ich vorhin den seinen und nimmt mir die Flasche aus der Hand. Seine langen Finger streifen meine ganz leicht, und der Blick seiner haselnussbraunen Augen ist unverwandt auf mich gerichtet. Mit der freien Hand richtet er meinen Hemdkragen und rückt das Namensschild zurecht.

In seinen Augen tanzen Schalk, Belustigung und eine gehörige Portion Arroganz. Ich bringe es nicht fertig, den Blickkontakt zu unterbrechen.

Mein Herzschlag beschleunigt sich, und das nicht nur, weil nicht mehr als bisschen Stoff seine Hand von meiner Brust trennt, sondern weil mir sein Blick nicht gefällt. Durchdringend und hochkonzentriert. Als wäre ich Gegenstand seines neuen Projekts für diese Saison.

Das Projekt, mir die Arbeit zur Hölle zu machen.

»Extra Limetten?«, unterbricht Indy und hält ihm eine Serviette mit mehreren Limettenspalten hin.

Zanders löst den Blick von mir und richtet ihn stattdessen auf Indy, und ich atme hörbar auf.

»Wow, vielen Dank.« Zanders’ Stimme klingt übertrieben begeistert. Er nimmt ihr die Limetten ab. »Du bist großartig in deinem Job, äh …«

»Indy.«

»Okay.« Er wendet sich wieder mir zu. Beugt sich leicht herunter, damit wir auf Augenhöhe sind. »Stevie. Gute Arbeit«, fügt er zum Abschied hinzu, bevor er sich zu seinem Platz begibt.

Ich richte mich auf, streiche erneut meine Uniform glatt und wische mir die widerspenstigen Locken aus dem Gesicht.

»Bitte leg ihn flach«, bettelt Indy, als wir wieder zu zweit in der Bordküche sind.

»Was?«

»Bitte, bitte, bitte leg ihn flach und erzähl mir danach alles bis ins kleinste Detail.«

»Ich schlafe auf gar keinen Fall mit dem.«

»Warum denn nicht, zum Teufel?«

Ich runzle die Stirn. »Weil wir für ihn arbeiten. Weil er scheußlich selbstverliebt ist. Und weil ich mir ziemlich sicher bin, dass er mit so ziemlich allem Sex hat, was eine Vagina hat, und ich bezweifle stark, dass er die Namen der Frauen kennt, die er vögelt.«

Und außerdem bin ich nicht gerade der Modeltyp, auf den diese Typen abfahren. Solche Männer interessieren sich nicht für mich. Aber diesen Gedanken behalte ich lieber für mich.

»Nun ja, er kennt deinen Namen.«

»Hm?«

»Er kennt deinen Namen.« Sie beugt sich dicht zu mir herunter, sodass sie auf Augenhöhe ist, genau wie Zanders eben. »Stevie«, flüstert sie verführerisch, dann fängt sie an zu kichern.

»Lass das.« Ich schubse sie scherzhaft.

Sobald alle Passagiere ihre Plätze an Bord eingenommen haben und die Kabinentüren geschlossen sind, schließen Indy und ich die Bordküche und vergewissern uns, dass alles für den Abflug gesichert ist. Und während wir das tun, geschieht das Magischste und Schönste, was mir in meinen vier Berufsjahren je passiert ist.

Gleichzeitig erheben sich alle Eishockeyspieler von ihren Plätzen und ziehen sich aus, bis nur noch ihr Schritt bedeckt ist.

»Ach du heilige …« Ich verstumme, und mir fallen fast die Augen aus dem Kopf.

»Was. Ist. Denn. Jetzt. Los?«, fragt Indy ebenso verdattert und sieht sich mit offenem Mund um.

Der gesamte Flieger ist voller fast nackter Männer. Durchtrainierte Ärsche und Tattoos, wohin ich auch blicke. Indy und ich tun nicht mal so, als würden wir nicht glotzen. Wir glotzen wie verrückt, und für kein Geld der Welt würden wir jetzt damit aufhören.

Die Spieler legen ihre Anzüge sorgfältig in die Gepäckfächer, damit sie auf dem Flug nach Denver nicht zerknittern, und dann fangen sie an, sich wieder anzuziehen – diesmal bequem und leger.

»Gefällt euch die Show, Ladys?«, erkundigt sich einer der Spieler vergnügt. Die Frage reißt mich aus meiner Benommenheit, und ich sehe ihn an. Das dunkle Haar fällt ihm in Wellen vor die smaragdgrünen Augen.

»Ja«, antwortet Indy wie aus der Pistole geschossen.

»Tja, ihr werdet das Vergnügen noch öfter haben. Das machen wir nämlich bei jedem Start und jeder Landung. Für die Presse müssen wir schick gekleidet in den Flieger steigen, aber sobald wir an Bord sind, können wir tun und lassen, was wir wollen.«

Die Basketballmannschaft, die ich begleitet habe, hatte keine solche Tradition. Sie bestiegen und verließen das Flugzeug immer in völlig alltäglichen, bequemen Klamotten. Das hier ist neu.

»Ich kann zu euch nach hinten kommen, wenn ihr eine bessere Aussicht haben möchtet.«

»Rio, jetzt hör auf zu baggern!«, ruft ein anderer Spieler.

»Das ist der beste Job der Welt«, fügt Indy hinzu, den Blick auf die größtenteils immer noch halb nackten Männer gerichtet.

»Ich liebe Eishockey«, stimme ich ihr zu, ohne zu zögern.

Kapitel 3

Stevie

Ich werfe meinen Koffer auf das Bett in meinem Hotelzimmer, stecke das Ladegerät in die Steckdose und schließe mein Handy an. Gestern Abend habe ich vergessen, es aufzuladen, und auf halber Strecke nach Denver hat es den Geist aufgegeben.

Während es lädt, ziehe ich meine grässliche Uniform aus, hänge sie in den Schrank und krame meine bequemste Jogginghose hervor. Ich stehe auf Bequemlichkeit. Wenn ich für den Rest meines Lebens nichts als Jogginghosen, Leggings und übergroße Flanellhemden tragen dürfte, würde ich glücklich sterben.

Das Polyester-Woll-Gemisch meiner Flugbegleiteruniform ist steif und unangenehm zu tragen, und ich sehe nach jedem Flug zu, sie so schnell wie möglich loszuwerden.

Auf dem Nachttisch klingelt mein Handy, und ich weiß, wer es ist, ohne hinzusehen: Der einzige Mensch, mit dem ich jeden Tag spreche, und mein bester Freund. Ryan ist der Einzige auf der Welt, für den ich stets an erster Stelle komme. Neben seinem Namen tanzt ein Zwillings-Emoji.

Ryan: Wie war dein erster Flug?

Ich: Super! Eishockey-Jungs sind nett – jedenfalls die meisten.

Ich lasse unter den Tisch fallen, dass ich in dieser Saison leider auch für die größte Diva der NHL arbeite.

Ryan: Diese Kanadier, was? Aber ganz bestimmt vermisst du die Flüge mit dem Basketballteam.

Ich: Ry, hast du schon mal den Arsch eines Hockeyspielers gesehen?

Ryan: Ich kann mit Stolz sagen, dass das nicht der Fall ist und auch niemals geschehen wird.

Ich: Apropos Basketball, bist du gut auf dein Spiel heute Abend vorbereitet?

Ryan: Auf jeden Fall. Allerdings wird es mir sehr fehlen, dich auf der Tribüne zu wissen. Ich brauche doch meinen Glücksbringer.

Ryans Basketballsaison und meine Flugsaison haben sich von Anfang an häufig überschnitten, und jetzt, da ich mit der Eishockeymannschaft fliege, sind sie gänzlich deckungsgleich. Seit er Profi geworden ist, habe ich nur noch wenige seiner Spiele live gesehen, aber wann immer ich es schaffe, gehe ich hin. Er hat mich zu seinem persönlichen Glücksbringer ernannt, aber als solcher scheine ich nicht viel zu taugen – jedenfalls haben die Chicago Devils seit drei Jahren keine Saison mehr gewonnen.

Ich: Ich sehe es mir auf jeden Fall an. Ein paar Straßen weiter gibt es eine Sportbar, da übertragen sie es bestimmt im Fernsehen.

Ryan: Oder du könntest es dir von deinem Hotelzimmer aus ansehen … allein.

Ich muss lachen. Ryan weiß, dass es ihn eigentlich nichts angeht, mit wem ich meine Zeit verbringe, aber er kann nicht anders, er ist durch und durch großer Bruder.

Ich: Übertreib es nicht mit deinem Beschützerinstinkt.

Ryan: Ich bin dein großer Bruder. Das ist mein Job.

Ich: Du bist nur drei Minuten älter.

Ryan: Das spielt keine Rolle. Du, ich muss aufs Spielfeld. Pass auf dich auf. Hab dich lieb, Vee.

Ich: Ich hab dich auch lieb. Tritt ihnen ordentlich in den Arsch.

Ich schließe unseren Chat und lade die Tinder-App runter. Zu Hause benutze ich sie nie, aber in fremden Städten kann man sich sehr gut mal mit fremden Leuten treffen.

Ich fühle mich im Bett selbstbewusster, wenn ich weiß, dass ich den anderen nie wiedersehen werde. Dann mache ich mir nicht so viele Gedanken darüber, wie mein Körper aussieht oder wie weich ich mich wohl anfühle, wenn ich unter einem Mann liege. Ich kann mich gehen lassen und mich ganz auf meinen Orgasmus konzentrieren.

Bei einigen attraktiven Männern wische ich nach rechts, aber viele wische ich nach links, weil sie zu schön sind, als dass es noch gut für sie sein könnte. Und die Männer in Denver scheinen schöner zu sein als in anderen Städten. Deshalb wische ich mehr als sonst nach links, um auf keinen Fall jemanden zu erwischen, den ich zu attraktiv finde.

Ich habe schon genug Selbstzweifel, ich muss nicht obendrauf noch mit jemandem jenseits meiner eigenen Liga in die Kiste hüpfen. Also halte ich mich an Männer, die ich attraktiv finde, aber nicht so umwerfend, dass ich vermuten muss, dass sie normalerweise mit Mädchen ausgehen, die dem Cover eines Magazins entsprungen sein könnten.

Innerhalb weniger Minuten matchen mich fast alle, die ich nach rechts gewischt habe, und ich fühle mich zunehmend sicherer. Beim Durchstöbern meiner Optionen lande ich bei einem Typen, der außerhalb der Stadt wohnt, in seiner Biografie steht: »Ich suche nur nach einem ONS.«

Mir gefällt seine Ehrlichkeit, und ein ONS ist genau das, was auch mir vorschwebt.

Während ich meinen äußerst charmanten und witzigen Eröffnungssatz tippe, klopft es an der Tür.

Ich lasse das Handy aufs Bett fallen und werfe mir ein Sweatshirt über, bevor ich durch den Spion spähe und meine andere neue Kollegin Tara entdecke.

»Hey.« Lächelnd öffne ich die Tür.

»Darf ich reinkommen?«, fragt sie mit ausdruckslosem Gesicht, was mich beunruhigt. Aber dann fällt mir ein, dass sie schon den gesamten Flug über kein einziges Mal gelächelt hat, es sei denn, sie hatte mit einem unserer Fluggäste zu tun.

»Natürlich.« Ich lasse sie herein. Sie nimmt auf dem Stuhl am Schreibtisch Platz, während ich mich wieder auf die Bettkante plumpsen lasse.

»Wie war dein erster Tag?«, fragt Tara.

Oh, okay, sie ist also nett. »Es war toll. Alle scheinen wirklich cool zu sein.«

»Ich habe gehört, dass du schon vorher mit Profisportlern gearbeitet hast.«

»Ja, ich bin in den letzten Jahren für Basketballer aus Charlotte geflogen, aber das ist das erste Mal, dass ich für ein Eishockeyteam arbeite.«

Ich hätte gedacht, dass die Information ein Gespräch über meine früheren Berufserfahrungen in Gang setzen würde, weil die meisten Leute vor Begeisterung ausflippen, wenn sie erfahren, dass ich für ein professionelles Basketballteam gearbeitet habe, aber stattdessen kommt sie jetzt zu dem wahren Grund ihres Hierseins – sie will mich einschüchtern.

»Nun, das hier ist allerdings nicht dein voriger Job, also möchte ich einige Regeln noch mal durchgehen.«

Alles klar.

»Zunächst einmal«, beginnt Tara, »bin ich die leitende Flugbegleiterin, das heißt, es ist mein Flugzeug, meine Crew und mein Hockeyteam. Es ist mir egal, dass du bereits Erfahrung im Sportchartergeschäft hast. Das Sagen habe immer noch ich.«

»Natürlich«, antworte ich, ohne zu überlegen. Ich kenne diese Art Leute, ich habe schon mit ihnen gearbeitet. Sie wollen hervorstechen, sie wollen den Kunden in Erinnerung bleiben, und ich habe überhaupt keine Lust auf einen Machtkampf. Es ist mir völlig egal, wer im Flugzeug das Sagen hat. Ich will einfach nur meine Arbeit machen. Einsteigen, aussteigen, bezahlt werden. Das ist alles, was es für mich ist – ein Job.

»Ich werde die ganze Saison über mit dem Trainerstab vorn sitzen, während du und Indy hinten im Flugzeug die Spieler betreut. Aber damit das klar ist: Es wird keine Techtelmechtel mit unseren Kunden geben, weder mit Spielern noch mit Trainern noch mit sonstigen Mitarbeitern. Wenn du gegen diese Regel verstößt, wirst du gefeuert. Hast du das verstanden?«

»Ja«, sage ich selbstbewusst. Sie versucht, mich einzuschüchtern, aber das wird nicht funktionieren.

»Ich mache sämtliche Ansagen«, fährt sie fort. »Alles, was das Team betrifft, läuft über mich.«

»Klingt gut.«

»Ich weiß nicht, wie es bei deinem letzten Job war, und es ist mir auch egal. Wenn irgendwas zwischen dir und jemandem an Bord laufen sollte, vor allem mit einem Spieler, bist du gefeuert.«

Ist ihr nicht klar, dass sie das bereits gesagt hat? Und warum macht sie sich meinetwegen Sorgen? Ich stehe nicht auf die Spieler und die Spieler nicht auf mich.

»Verstanden.«

»Schön, dass wir uns einig sind.« Sie erhebt sich und macht sich auf den Weg zur Tür. »Oh, und Stevie …« Sie dreht sich wieder zu mir um, und ihr Blick ist von der verlogensten Besorgnis erfüllt, die ich je gesehen habe. »Vielleicht solltest du dir die Uniform noch mal eine Nummer größer zulegen. Die, die du heute getragen hast, war furchtbar eng, und ich möchte nicht, dass die Jungs an Bord auf komische Gedanken kommen.«

Sie geht. In meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß. Ich fand die Uniform auch zu eng, aber das liegt daran, dass mein Gewicht nun mal ständig schwankt. Es war keine Absicht. Ich habe nicht versucht, mit einem besonders körperbetonten Outfit Aufmerksamkeit zu erregen. Aber ich trage nun mal nicht Größe S … überall, wo Frauen Kurven haben können, habe ich welche.

Andererseits war Taras Uniform so geschnitten, dass sie sich an ihre schmale Statur anschmiegte wie eine zweite Haut, und die obersten Knöpfe waren unnötigerweise offen gewesen, sodass ihr Push-up-BH deutlich aus dem Dekolleté hervorblitzte. Das fiel besonders dann auf, wenn sie sich nach vorn beugte, um einen Fluggast zu fragen, was er essen oder trinken wollte. Aber ich würde niemals etwas dazu sagen.

Trotzdem trübt es meinen Abend merklich, dass Tara mir meine größte Unsicherheit unter die Nase gerieben hat. Mit einem Mal möchte ich nicht mehr, dass irgendjemand meinen nackten Körper sieht, und wenn ich den Typen tausendmal nicht wiedersehen muss.

Mein Handy piepst. Eine Nachricht von dem Tinder-Typen, der mich fragt, was ich heute Abend vorhabe. Ich antworte nicht, sondern lösche kurzentschlossen die ganze App.

Dann ziehe ich Leggings, ein Secondhand-T-Shirt und ein übergroßes Flanellhemd an und vervollständige mein Outfit mit meinen Air Force Ones. Ich schnappe mir meine Handtasche, schlinge mir den Gurt quer über die Schulter und mache mich auf den Weg zu einer Bar, die ich ein paar Blocks entfernt gefunden habe, um mir das Heimspiel meines Bruders anzusehen. Und dazu will ich einen Burger und ein Bier.

Zwei Bier.

Wahrscheinlich sogar eher drei.

Scheiß drauf. Ich werde so viel Bier trinken, wie nötig ist, um zu vergessen, wie beschissen ich mich fühle.

Der Spaziergang ist schön, die Oktoberbrise von Denver bläst mir die Locken aus dem Gesicht. Die Bar ist unerwartet voll. Es ist Montagabend, keine der Mannschaften aus Denver spielt, deshalb habe ich nicht erwartet, dass eine Sportbar mit Fernsehern an allen Wänden so voll sein würde. Zum Glück finde ich einen Einzelplatz an der Bar und mache es mir bequem, um die nächsten Stunden damit zu verbringen, das Spiel meines Bruders zu verfolgen.

»Was darf ich dir bringen?« Der Barkeeper beugt sich ein wenig weiter vor als nötig. Aber er sieht gut aus, also lasse ich es ihm durchgehen.

»Hast du ein IPA vom Fass?«

Er mustert mich angetan. »Sanitas’ Black IPA. Zwölf oder sechzehn Unzen?«

Was ist das denn für eine Frage? »Sechzehn, bitte.«

Er kommt mit meinem perfekt eingeschenkten Bier zurück, stellt es auf einen Bierfilz und lehnt sich wieder über die Theke. »Woher kommst du?« Ein Lächeln umspielt seine Lippen.

Rasch blicke ich über die Schulter, nicht ganz sicher, ob dieser heiße Barkeeper wirklich mit mir spricht.

Als ich niemanden hinter mir entdecke, drehe ich mich wieder um. Seine blauen Augen sind auf mich gerichtet. »Derzeit aus Chicago. Ich bin aus beruflichen Gründen hier.«

»Ach ja? Wie lange bleibst du?«

»Nur über Nacht.«

Sein Lächeln verwandelt sich in ein teuflisches Grinsen. »Schön, dass du in deiner einen Nacht in dieser Stadt ausgerechnet in meine Bar gefunden hast. Wenn du irgendwas brauchst, sag Bescheid. Übrigens, ich bin Jax.« Er streckt mir über die hölzerne Arbeitsplatte hinweg die Hand entgegen.

»Stevie.« Ich schüttle ihm die Hand. Sein Unterarm ist muskulös, die Adern ziehen sich gut sichtbar darüber und verschwinden im Ärmel seines schwarzen Hemds.

Plötzlich hört sich mein ursprünglicher Plan für die Nacht gar nicht mehr so übel an.

»Du könntest tatsächlich etwas für mich tun, Jax.«

»Alles, was du willst.« Seine Augen glitzern schelmisch.

Ich lehne mich nach vorn, verschränke die Arme auf der Theke und setze mein kokettestes Grinsen auf. Meine Maske, die vortäuscht, dass ich mir meiner selbst vollkommen sicher bin. »Würdest du den Fernseher« – ich deute auf den großen Bildschirm direkt hinter ihm – »auf das Spiel zwischen den Devils und den Bucks umschalten? Es läuft auf ESPN.«

Er kneift die Augen zusammen, sein Grinsen wird breiter. »Bier und Basketball also, was, Stevie? Was muss ich tun, damit du die ganze Nacht in meiner Bar bleibst?«

»Es kommt ganz darauf an, wie viel Bier du mir einschenkst.«

Er stößt ein tiefes, sinnliches Lachen aus. »Dein Glas wird nie leer bleiben.«

Ich spüre, wie sich das Lächeln über mein ganzes Gesicht ausbreitet. Genau das brauche ich jetzt – ein bisschen Aufmerksamkeit von einem süßen Typen, das Spiel meines Bruders auf dem Bildschirm und ein Bier in der Hand. Ich fühle mich schon viel besser.

»Und ich nehme einen Burger, wenn ihr welche habt.«

»Verdammt, Stevie.« Jax stößt die Luft aus. »Hör auf, sonst verknall ich mich Hals über Kopf in dich.«

Er zwinkert mir über die Schulter hinweg zu, bevor er sich wieder dem Computer zuwendet und meine Essensbestellung aufgibt.

Mein Burger braucht etwas länger als gedacht, aber das macht mir nichts aus. Die Aufmerksamkeit des Barkeepers und das erste Viertel des Spiels lenken mich gut ab. Ganz zu schweigen von meinem zweiten Bier.

Taras spitze Bemerkung über meine Uniform hängt mir immer noch nach, wenn auch nicht mehr so sehr wie zuvor. Inzwischen ist mir klargeworden, weshalb es mich so getroffen hat. Es ist nicht nur, dass es mich genau an meiner schwächsten Stelle erwischt hat, sondern es erinnert mich sehr an ähnliche Bemerkungen meiner Mutter. Auch sie äußert Kritik niemals direkt, sondern hintenrum. So macht eine Dame aus dem Süden es nun mal.

Meine Mutter ist eine perfekte Südstaatenschönheit mit hyperaktivem Stoffwechsel, aber ich bin anders. Schon immer gewesen. Das Einzige, was an mir noch größer ist als meine Brüste und mein Hintern, ist mein Wunsch, niemals so zu werden wie meine Mutter.

Ich liebe sie, aber sie steckt voller Vorurteile. Ich habe mich nie gefühlt, als würde ich ihr genügen. Als Kind habe ich immer mit den Jungs gespielt, weil mein Zwillingsbruder mein bester Freund war, und er war viel lustiger als die Debütantinnenbälle und Misswahlen, zu denen mich meine Mutter unbedingt schicken wollte.

Auf dem College habe ich mich geweigert, in eine Schwesternschaft einzutreten, und das hätte sie fast umgebracht. Schwesternschaften sind im Süden eine echt große Sache, und alle Frauen mütterlicherseits haben dieselbe Universität in Tennessee besucht und waren in derselben Verbindung. Mit diesem familiären Hintergrund hätte ich es sehr leicht gehabt, aber ich will nicht so sein wie sie.

Sobald ihr klarwurde, dass aus mir niemals eine echte Südstaatlerin werden würde, empfand sie mich rundum als Enttäuschung. Sie richtete den Fokus nicht mehr darauf, mich perfekt in die Südstaaten zu integrieren, sondern auf die Unterschiedlichkeit unserer Körper.

Leider hat sich das in mir festgesetzt und mir das Gefühl mitgegeben, dass mit meiner Figur etwas nicht stimmt. Je älter ich wurde, desto weiblicher wurden meine Rundungen. Meine Mutter ist nicht an Kurven gewöhnt, und ihrer Meinung nach bin ich übergewichtig, weil wir nicht die gleichen Proportionen haben. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was sie erwartet hat … ihr Mann, von dem ja nun mal die andere Hälfte meiner DNA stammt, hat nichts gemein mit den ganzen rothaarigen, sommersprossigen, dünnen Mitgliedern meiner Familie mütterlicherseits.

Meine Eltern könnten nicht unterschiedlicher sein. Zum einen sind da die offensichtlichen körperlichen Unterschiede – mein Vater ist ein schwarzer Mann, meine Mutter eine weiße Frau. Aber auch ihre Persönlichkeiten sind völlig gegensätzlich. Mein Vater ist lustig, freundlich und fürsorglich, meine Mutter kalt, distanziert und manchmal sogar richtig gemein.

Ich möchte stolz darauf sein, dass die Hälfte meines Erbguts von diesem bemerkenswerten Mann stammt, aber es ist schwer, auf irgendwas stolz zu sein, wenn die eigene Mutter so enttäuscht ist von allem, was man tut. Und aus irgendeinem Grund trifft mich das heute noch viel härter als früher.

Als der Barkeeper mir meinen Burger und eine Portion Pommes vor die Nase stellt, verspüre ich einen Anflug von Reue. Mit dem Gedanken an meine Mutter im Hinterkopf kommt mir der Burger auf einmal nicht mehr besonders verlockend vor. Vielleicht hätte ich einen Salat bestellen sollen, ohne Dressing. Vielleicht würde mir die Uniform dann morgen etwas besser passen.

»Wenn du nicht gleich anfängst, diesen Burger zu essen, schlinge ich ihn selbst runter«, sagt Jax, der Barkeeper, und reißt mich aus meiner Selbstzweifel-Trance.

»Ich teile mein Essen nicht«, scherze ich und ziehe den Teller näher an mich heran.

Seine Brust wackelt vor Lachen. Er schenkt mir ein weiteres Bier ein und stellt es neben das noch halb volle erste Glas.

Guter Typ. Und es besteht eine solide Chance, dass er heute Abend Glück haben wird. Wenn nicht bei mir, dann bei einer der vielen schönen Frauen, die diese Bar füllen und verzweifelt um die Aufmerksamkeit des heißen Barkeepers buhlen. Aber ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn seine Wahl auf mich fiele.

Ich konzentriere mich auf den Bildschirm, auf dem Ryan gerade ins zweite Viertel geht. Er ist bei den Assists heute ganz vorn, und das gehört sich auch so, schließlich ist er Point Guard und der beste Spielemacher der gesamten Liga.

Die Devils gehen aufs Ganze, Ryan steht frei. Sein Teamkollege spielt ihm den Ball zu, und er versenkt ihn im gegnerischen Korb.

»Ja, zum Teufel, Ry«, rufe ich, viel lauter als beabsichtigt.

»Devils-Fan, hm?«, fragt Jax, sein Blick wandert zum Fernseher und dann wieder zu mir zurück. »Stevie, ich sage es ja nur ungern, aber das könnte das Ende unserer Liebesbeziehung sein.«

Ich lache mit vollem Mund. »Du musst kein Devils-Fan sein. Nur ein Fan der Nummer fünf.«

»Ryan Shay? Wer ist denn kein Fan von Ryan Shay? Der beste Point Guard der ganzen Liga.«

»Verdammt richtig, das ist er.« Ich stecke mir eine Pommes in den Mund. »Und er ist mein Bruder.«

»Blödsinn.«

Ich esse weiter, ohne mir die Mühe zu machen, ihn zu überzeugen, dass ich die Wahrheit sage.

»Ist das dein Ernst?«

Bevor ich antworten kann, hält jemand an einem der Tische in meinem Blickfeld ein leeres Glas in die Luft, um zu signalisieren, dass er es gern nachgefüllt hätte. Mein Blick fällt auf zwei Typen aus dem Flugzeug. Derjenige, der das Glas hochhält, ist der Spieler mit den dunklen Locken, der mir für den nächsten Flug eine Peepshow versprochen hat. Rio hieß er, glaube ich. Und der andere ist ausgerechnet jener Typ, bei dem ich heilfroh war, als er endlich das Flugzeug verlassen hat.

Evan Zanders.

Unwillkürlich verdrehe ich die Augen.

Er ist perfekt gekleidet und hat wahrscheinlich dreimal so lange gebraucht wie ich, um sich ausgehfertig zu machen. Ich sehe, wie er sein Whiskeyglas an die vollen Lippen führt. Er sieht mich nicht, und er scheint auch nicht vorzuhaben, irgendwen anzumachen, aber seine Sexyness trieft ihm trotzdem aus sämtlichen Poren.

Gottverdammt.

Hastig wende ich mich an den Barkeeper. »Ich brauche bitte die Rechnung und einen Karton für den Burger.«

»Was?«, fragt er und sieht verwirrt mein volles Glas an.

Taras Warnung schießt mir durch den Kopf. Die Vorstellung, Burger und Bier in Ruhe zu genießen und den Abend mit diesem heißen Barkeeper zwischen meinen Beinen ausklingen zu lassen, klingt fantastisch. Aber meinen Job zu behalten wäre noch viel fantastischer.

Wenn es irgendjemand anderes aus dem Flieger wäre, würde ich vielleicht bleiben, in der Menge untertauchen und das Spiel zu Ende ansehen, aber es ist Evan Zanders, und ich will hier weg. Er hat den ganzen Flug über ständig irgendwelche Wünsche gehabt, und wenn eine meiner Kolleginnen zu ihm ging, um zu sehen, was er braucht, hat er sie immer zurückgeschickt, um mich zu holen.

Er wird mir die Flüge zur Hölle machen. Ich kann es nicht gebrauchen, dass er mir auch noch meine Freizeit versaut.

»Ich muss los«, sage ich zu Jax. »Kann ich die Rechnung haben?«

»Ist alles in Ordnung?« Er ist sichtlich ratlos, und ich kann es ihm nicht verdenken. Ich habe die ganze Zeit mit ihm geflirtet, und wir hatten vermutlich beide die unausgesprochene Hoffnung, nach seinem Feierabend den Rest der Nacht gemeinsam zu verbringen.

Aber er ist ein attraktiver Typ in einer Bar voller Frauen. Er wird es schon schaffen, eine zu finden, die ihm später das Bett wärmt.

»Ich muss einfach los. Sorry.« Ich lächle ihn entschuldigend an.

Jax bringt mir einen Karton und die Rechnung, auf der nur der Burger steht und keiner meiner Drinks. Rasch packe ich den Burger ein und gebe ihm meine Kreditkarte, aber es ist zu spät.

Noch bevor er mit meiner Karte zurückkommt, stützt jemand links und rechts von mir seine großen Hände auf den Tresen und kesselt mich ein. Die Finger sind lang und schlank und mit goldenen Ringen geschmückt. Alle fünf Knöchel und sogar der Handrücken sind tätowiert, die Nägel sauber manikürt. Mein Blick bleibt an der lächerlich teuren Uhr kleben. Er beugt sich vor, ich spüre seine Lippen dicht an meinem Ohr.

»Stevie«, sagt Zanders mit seiner sanften, samtigen Stimme. »Verfolgst du mich etwa?«

Kapitel 4

Zanders

Maddison hat Wort gehalten und ist nach dem Treffen mit seinem Kumpel direkt ins Bett gegangen. Ich jedoch weigere mich, um halb zehn Feierabend zu machen, vor allem in der ersten Nacht der Auswärts-Saison.

Ich lebe für diese Zeit. Auch zu Hause habe ich jede Menge Action und genieße den Chicagoer Sommer, aber es ist eine ganz andere Art von Nervenkitzel, wenn man unterwegs auf Jagd geht. Die Ungewissheit, wer es sein wird, die Aufregung, wo es passieren wird, die angenehme Gewissheit, dass ich sie danach nie wiedersehen muss, wenn ich nicht will. Genau so mag ich das.

Deshalb habe ich auch keinem der Mädchen aus Denver geantwortet, die mir vorhin geschrieben haben. Bei ihnen ist der Nervenkitzel weg. Es ist nicht mehr aufregend.

»Noch eine Runde?«, fragt Rio.

Ich werfe einen kurzen Blick auf mein halb volles Whiskeyglas. Während der Saison beschränke ich mich meist auf zwei Drinks pro Abend, vor allem vor einem Spiel. Lange aufzubleiben und Sex zu haben, ist das eine, aber ich bin nicht so blöd, mich zu besaufen und verkatert aufs Eis zu gehen.

»Ich hab noch.« Ich stoße mit ihm an und nehme einen weiteren kleinen Schluck.

Rio winkt der Bedienung, um ein neues Getränk zu ordern – sein drittes an diesem Abend. Wenn ich noch da bin, wenn er sich ein viertes bestellen will, werde ich ihn aufhalten. Ich bin nicht der Kapitän, aber sein Stellvertreter, und auch wenn ich gern herumalbere, muss ich dafür sorgen, dass meine Jungs fit für die Spiele sind.

Während ich darüber nachdenke, dass dies das Jahr ist, in dem ich alles gewinnen kann – den Pokal und die Vertragsverlängerung, die ich mir bis zum Ende der Saison verdienen muss – , kommt die sexy Kellnerin mit Rios Drink vorbei. Aber sie sieht ihn nicht an, während sie sein Getränk vor ihm abstellt.

Nein, sie hat ihren lasziven Blick auf mich gerichtet.

»Kann ich dir auch noch was bringen?« Sie stützt sich mit den Ellbogen auf unserem Stehtisch ab und streckt ihre Titten lässig noch ein bisschen weiter heraus. Mein Blick fällt in ihren Ausschnitt. »Spendier ich dir.«

Mir entgeht die Doppeldeutigkeit keineswegs. Und ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn sie mir ihre Brüste spendieren würde.

Nur mühsam reiße ich meine Aufmerksamkeit von dem Abgrund in ihrem Dekolleté los, der meine Fantasie zu Höchstleistungen anstachelt. »Selbstgewählte Zwei-Drink-Regel.« Ich hebe das Glas, um ihr meinen letzten Drink des Abends zu präsentieren.

»Jammerschade.« Sie beißt sich auf die Unterlippe und beugt sich vor. »Ich hatte gehofft, du würdest noch hier sein, wenn meine Schicht vorbei ist.«

Das war ja einfach. Ich habe kaum zwei Worte mit ihr gewechselt, aber sie ist verdammt heiß, und ihr langes, rabenschwarzes Haar wird nachher sehr hübsch aussehen, wenn ich es um meine Faust wickle.

Ich stütze mich auf die Ellbogen, mein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. »Dass ich nichts mehr trinke, heißt nicht, dass ich schon gehe.«

»Ich bin Meg.«

»Zanders.«

»Ich weiß, wer du bist.« Ihre Mundwinkel heben sich. »Ich habe um Mitternacht Feierabend, und meine Wohnung ist nur zehn Minuten entfernt.«

»Mein Hotel ist gleich gegenüber«, biete ich an.

»Noch besser.« Sie leckt sich über die Lippen, und mein Blick folgt der Bewegung. Diese Lippen werden noch hübscher aussehen als ihr Haar, wenn sie um einen ganz anderen Teil meines Körpers gewickelt sind.

Ich habe beim Vögeln klare Regeln – kein zärtliches Liebesspiel, nicht sanft und langsam. Keine Küsserei. Ich erkläre die Regeln vorher, und wenn eine Frau einverstanden ist, cool. Und wenn nicht? Dann geht sie eben mit einem anderen ins Bett.

Eine Bewegung erweckt meine Aufmerksamkeit – die schnelle Drehung eines üppigen kastanienbraunen Lockenschopfs. Ich erkenne sie sofort an den honigfarbenen Strähnchen. Die Besitzerin dieser Locken hatte den gesamten Flug über alle Hände voll zu tun, um mir meine Wünsche zu erfüllen, bis hin zu einem Taschentuch.

Ich bin ein Arsch, ja, aber es hat großen Spaß gemacht.

Stevie drückt dem Barkeeper eilig ihre Kreditkarte in die Hand und will offensichtlich so schnell wie möglich verschwinden. Sie ist viel legerer gekleidet als im Flieger, aber auch das übergroße Flanellhemd kann ihren Prachthintern nicht vor mir verbergen.

Ich stehe auf Ärsche.

Und auf Titten.

Sie hat beides, aber ihr verächtliches Verhalten mir gegenüber macht ihre Vorzüge zunichte. Oder fordert mich heraus. Ich bin mir noch nicht sicher.

»Zanders«, reißt mich Rio aus meiner Trance, »sie redet mit dir.« Er nickt anzüglich in Richtung der Kellnerin, die mir gerade ihren Körper anbietet.

»Ja?«, frage ich geistesabwesend und schiele immer noch zu der Flugbegleiterin drüben an der Bar rüber.

»Willst du warten, bis meine Schicht vorbei ist, oder kann ich deine Nummer haben?«

»Keine Telefonnummer, äh …«

»Meg«, hilft sie mir auf die Sprünge.

»Du findest mich auf Instagram.«

Stevie wippt mit dem Fuß, entweder ungeduldig oder nervös, ich kann es nicht genau sagen.

Ohne weiter darüber nachzudenken, erhebe ich mich, und meine Füße tragen mich wie von selbst in ihre Richtung.

»Zanders!«, ruft Rio entgeistert.