Mister Clark - Velvet Morgan - E-Book

Mister Clark E-Book

Velvet Morgan

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Beschreibung

Blake Clark weiß, dass sein Name in New York für Geld, Erfolg und Sexappeal steht. Nicht umsonst wurde er erst kürzlich von einem Magazin zum begehrtesten Junggesellen der Stadt gekürt. Nur dumm, dass es ein Frauenmagazin war, während er sich ausschließlich für Männer interessiert. Doch Blake kann sich nicht über zu wenig Sex, zu wenig Partys oder zu wenig Erfolg beklagen. Er steht einfach auf der Sonnenseite des Lebens, bis zu dem Morgen, an dem er feststellen muss, dass irgendetwas mit seinem Körper nicht zu stimmen scheint. Die Beine, die ihn sonst jeden Morgen zehn Kilometer durch die Stadt tragen, fühlen sich plötzlich sonderbar fremd an. Die Diagnose des Arztes ist eindeutig und zieht Blake im wahrsten Sinne des Wortes die Beine unter dem Körper weg. Ausgerechnet jetzt, wo er den einen Mann kennengelernt hat, mit dem er sich zum ersten Mal so viel mehr vorstellen kann ... Abgeschlossener Einzelband!

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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MISTER CLARK

VELVET MORGAN

INHALT

Klappentext

1. Blake

2. Blake

3. Blake

4. Blake

5. Blake

6. Blake

7. Blake

8. Blake

9. Blake

10. Blake

11. Blake

12. Carter

13. Blake

14. Blake

15. Carter

16. Blake

17. Carter

18. Blake

19. Carter

20. Blake

21. Carter

22. Blake

23. Carter

24. Blake

25. Carter

26. Blake

Epilog Carter

27. Neu 2024

Copyright © Velvet Morgan 2022

Velvet Morgan c/o TEXTWERKSTATT

Sabrina Cremer, Körfken 80, 44227 Dortmund

[email protected]

Cover: Shutterstock

Korrektorat: Textwerkstatt - Emma S. Rose

Umschlaggestaltung: NK Design (Nadine Kapp) Kontakt: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Eine Vervielfältigung oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren gestattet. Sämtliche Handlungen und Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Orte, Markennamen und Lieder werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Örtliche Begebenheiten wurden teilweise dem Storyverlauf angepasst. Alle Markennamen und Warenzeichen, die in dieser Geschichte verwendet werden, sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.

KLAPPENTEXT

Blake Clark weiß, dass sein Name in New York für Geld, Erfolg und Sexappeal steht. Nicht umsonst wurde er erst kürzlich von einem Magazin zum begehrtesten Junggesellen der Stadt gekürt.

Nur dumm, dass es ein Frauenmagazin war, während er sich ausschließlich für Männer interessiert. Doch Blake kann sich nicht über zu wenig Sex, zu wenig Partys oder zu wenig Erfolg beklagen. Er steht einfach auf der Sonnenseite des Lebens, bis zu dem Morgen, an dem er feststellen muss, dass irgendetwas mit seinem Körper nicht zu stimmen scheint.

Die Beine, die ihn sonst jeden Morgen zehn Kilometer durch die Stadt tragen, fühlen sich plötzlich sonderbar fremd an.

Die Diagnose des Arztes ist eindeutig und zieht Blake im wahrsten Sinne des Wortes die Beine unter dem Körper weg.

Ausgerechnet jetzt, wo er den einen Mann kennengelernt hat, mit dem er sich zum ersten Mal so viel mehr vorstellen kann ...

1

BLAKE

Nein, das war kein One-Night-Stand, sondern definitiv eine verdammte Orgie. Mit diesem Gedanken drehte ich mich auf die Seite und beobachtete die beiden Männer, mit denen ich die wohl aufregendste Nacht seit langem verbracht hatte.

Ich wusste nicht mal ihre Namen, doch was spielte das auch für eine Rolle? Es war eine ausufernde Party gewesen und der Alkohol sorgte dafür, dass ich mich schwindelig fühlte.

Wir mussten uns nicht groß voneinander verabschieden, denn es würde kein Wiedersehen geben. Nur ein anonymer Fick in einem Hotelzimmer, der genau hier endete.

Ich erhob mich , stieg unter die Dusche, zog meinen Anzug wieder an und machte mich auf den Weg zurück in mein Penthouse, wo ich wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf kriegen würde. Morgen stand ja nur einer der größten Deals an, die ich je ausgehandelt hatte.

Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Wie sagte mein Bruder immer so schön, irgendetwas musste bei meiner Geburt schiefgelaufen sein. Anders konnte er sich nicht erklären, dass ich es schaffte, eines der erfolgreichsten Unternehmen der Stadt zu führen, aber trotzdem bei ausufernden Partys abzustürzen. Ich war ein Mensch mit viel Verantwortungsbewusstsein und wenig bis gar keiner Vernunft. Und nein, das widersprach sich in meinen Augen kein bisschen. Ich wusste halt einfach, was ich mir zumuten konnte, obwohl am nächsten Tag so ein krasser Termin anstand.

Außerdem arbeitete mein Bruder nicht umsonst als meine rechte Hand und mein Stellvertreter. Ich wusste, dass ich mich jederzeit auf ihn verlassen konnte, falls ich es wirklich mal übertreiben sollte. Was übrigens bis jetzt noch nie vorgekommen war, obwohl er es gerne so hinstellte.

»Ist das dein Ernst?«, fragte Jake am nächsten Morgen sofort, als ich mein Büro betrat, wo er bereits auf mich wartete und einen prüfenden Blick auf die Uhr warf.

»Was denn? Zeit satt«, sagte ich und griff nach der Mappe, die wie immer von meiner persönlichen Assistentin fein säuberlich vorbereitet auf dem Schreibtisch hingelegt worden war. Das Wichtigste bei meinen Eskapaden waren Menschen um mich herum, auf die ich mich verlassen konnte.

»Du bist zehn Minuten zu spät. Die Herrschaften sitzen schon alle im Konferenzraum.«

»Und warten auf ein Meeting, das ohne mich nicht losgehen kann. Also, wo ist das Problem?« Ich grinste Jake an, der tief Luft holen musste. Mein Bruder war das komplette Gegenteil von mir. So vernünftig, überpünktlich und strukturiert. In meinen Augen war er ein armer Kerl, der keine Ahnung davon hatte, wie man das Leben wirklich genoss. Seit drei Jahren verheiratet, mit einer zugegebenermaßen wunderbaren Frau, und in sechs Monaten Vater. Wenigstens einer von uns, der unserer Mutter ein Enkelkind schenken würde. Ich war schon alleine deshalb raus, weil ich mich selbst für beziehungsunfähig hielt, und noch dazu stand ich ausschließlich auf Männer. Das erschwerte die Sache mit den Enkelkindern.

»Warst du gestern Abend eigentlich ernsthaft auf der Party?«

»Jake, was ist das für eine Frage? Natürlich war ich dort.«

»Geht ja nur um acht Millionen Dollar in dem Gespräch jetzt.«

»Acht Millionen Dollar, die wir absolut sicher haben. Das Meeting ist doch nur noch reine Formsache.«

»Ich wünschte mir, nur mal für einen Tag mit deiner Selbstsicherheit durchs Leben zu schreiten«, sagte er mit einem Kopfschütteln und einem Grinsen auf den Lippen, während ich auflachte.

»Ich bin mir verdammt sicher, dass es dir guttun würde. Ist viel einfacher, wenn man sich nicht andauernd über alles Gedanken machen muss, weißt du?«

»Nein, weiß ich nicht, aber hey, danke für die Info.«

»So, jetzt hau mal die Hacken in den Teer, es ist schon verdammt spät und wir wollen die Herrschaften ja nicht noch länger warten lassen«, sagte ich und drehte mich schwungvoll um. Offenbar zu schwungvoll, da ich augenblicklich den Halt verlor und zur Seite kippte.

»Woah!« Jake war nach vorne gesprungen und drückte mich zurück nach oben. Ein Glück, da ich sonst vermutlich ziemlich unglücklich mit meinem Schreibtisch kollidiert wäre. »Na, wohl noch nicht so ganz nüchtern, was?«, fragte er und ließ mich erneut auflachen. Scheiße, genau so war es dann wohl. Dabei war ich mir sicher gewesen, früh genug mit dem Bechern aufgehört zu haben. Egal. Ich wusste, was ich dort drin zu sagen hatte und wie ich die Herrschaften von meinem Unternehmen überzeugte. Das konnte ich im Schlaf und garantiert auch mit Restalkohol in meinem Blut.

»Gentlemen«, sagte ich mit einem breiten Grinsen, bevor ich mich auf den für mich reservierten Stuhl am Ende des Tisches setzte. Ich entschuldigte mich nicht dafür, dass wir zu spät anfingen. Das hier war meine Firma und hier herrschten meine Regeln. Außerdem war es für den Deal vollkommen irrelevant, wann wir anfingen. Alles, was zählte, war die Unterschrift unter dem Vertrag,

Eine Unterschrift, die ich noch am selben Tag erhielt. Ganz so wie geplant. Obwohl, scheiße, es hatte viel länger gedauert als erwartet. Wir hatten ernsthaft ganze sechs Stunden in diesem Konferenzraum gesessen und alle wichtigen Eckpunkte durchgesprochen.

Ich hasste diesen Mist. Verhandlungen, die absolut unnötig waren und mir nur meine Zeit raubten. Warum? Weil am Ende doch alles nach meinen Konditionen beschlossen wurde. Etwas, das die meisten meiner Geschäftspartner aber scheinbar nicht wahrhaben wollten, weil sie so lange verhandelten, bis es einen »Jetzt unterschreiben oder Deal vergessen«-Kompromiss von mir gab. Bis jetzt hatten noch immer alle eingelenkt, auch wenn ich mich mit diesem Vorgehen wirklich weit aus dem Fenster lehnte.

»Du bist vollkommen irre«, war daher auch das Fazit meines Bruders, als alle den Raum verlassen hatten und wir alleine zurückblieben. »Weißt du, dass du gerade um ein Haar den Deal hättest platzen lassen?«

»Dir fehlt der Weitblick, Jake. Habe ich dir das eigentlich schon mal gesagt?«

»Und dir fehlt jegliche Art von Vernunft, aber das habe ich dir definitiv schon mehr als einmal gesagt. Ich glaube, das erste Mal, als du mit drei Jahren vom Balkon gesprungen bist, weil du ausprobieren wolltest, ob das mit deinen selbstgebauten Flügeln nicht doch irgendwie funktionieren kann.«

Ich lachte laut auf bei dieser Erinnerung. Okay, gut, ich selbst konnte mich nur dank der Narbe an meinem Arm daran erinnern, aber es war eine Geschichte, die mir meine Familie gerne vorhielt. Besonders mein Bruder. Für ihn war es wohl der erste Moment in seinem Leben, an dem er realisiert hatte, dass mit mir etwas nicht stimmte. Oder besser gesagt mit dem Zentrum meines Gehirns, das für vernünftiges Handeln zuständig war.

»Meine Güte, ich war drei.«

»Und jetzt bist du dreiunddreißig und kein bisschen besser. Übrigens dürfte auch dem letzten im Raum deine Fahne nicht entgangen sein. Hast du überhaupt geschlafen?«

»Wenig.«

»Aber du bist nicht selbst mit dem Auto hier, oder?«

»Was? Nein! Natürlich nicht. Hey, okay, ja, du behauptest wahrscheinlich komplett zu Recht, dass mir oft die Vernunft fehlt, aber das sind immer nur Dinge, die mich selbst betreffen. Ich riskiere doch nicht das Leben anderer, nur weil ich bescheuert in der Birne bin.«

»Stimmt.« Jake nickte und klopfte mir auf den Rücken. »Du weißt schon, dass du jetzt acht Millionen Dollar mehr auf deinem Konto hast, oder?«

»Jup, ist mir bewusst. Verdiente acht Millionen. Dafür haben wir uns auch lange genug den Arsch aufgerissen.« Jake nickte, denn wir hatten wirklich lange auf diesen Abschluss hingearbeitet. Unzählige Nächte, die ich mir hier in der Firma um die Ohren geschlagen hatte, um alles auszuarbeiten, die Produkte zu entwickeln und die Preise dabei konstant zu halten. Das Telekommunikationsgeschäft war ein hart umkämpftes, aber solange ich weiter der Marktführer blieb, war es mir scheißegal, was die Konkurrenz so trieb. Die Marktführung war mir für dieses Jahr auf jeden Fall schon einmal sicher. »Ich würde ja sagen, das schreit nach einer ordentlichen Feier.« Mein Bruder verzog das Gesicht bei meinen Worten, während ich überrascht die Augenbrauen hob.

Er war kein Spießer, er feierte nur nicht so regelmäßig wie ich ... und garantiert auch nicht in diesem Ausmaß, aber normalerweise gingen wir immer einen trinken, wenn etwas in der Firma richtig gut gelaufen war. So wie heute.

»Ich wünschte, ich müsste dir jetzt keinen Korb geben, aber ich muss gleich echt los. Wir gucken uns heute Krankenhäuser an.«

»Was macht ihr? Krankenhäuser? Warum? Willst du investieren und hast vergessen, mir davon zu erzählen?«

»Idiot.« Jake lachte auf. »Es geht um die Kreißsaalbesichtigungen. Lou hat ziemlich genaue Vorstellungen, was die Geburt angeht, und deshalb müssen wir uns vorbereiten.«

»Okay, ich bin zugegebenermaßen nicht ganz drin in der Materie rund um Frauen, Schwangerschaften, Babys und Co. aber ... ist das nicht irgendwie ein bisschen ... früh?«

»Scheiße, ja. Aber was soll ich denn bitte machen? Du kennst Lou und weißt, wie sie ist.«

»Noch gewissenhafter als du – stimmt. Also, worüber wundere ich mich eigentlich?«

»Eben. Deshalb auch diese Termine.«

»Ihr macht das schon. Ich freue mich jedenfalls darauf, diesem Baby beizubringen, wie man das Leben richtig lebt, während ihr dann dafür zuständig seid, ihm oder ihr mit euren Regeln den ganzen Spaß zu nehmen.«

»Weißt du, dass es Lous größte Angst ist, dass irgendetwas von den Clark-Genen, die für dich zuständig sind, auf das Baby überschlagen könnte?« Jetzt musste ich wirklich herzhaft lachen. Ich liebte Lou und meinen Bruder von ganzem Herzen und die beiden waren definitiv das, was man als Traumpaar bezeichnete, aber sie waren halt beide ganz anders, als ich es war.

»Ich frage mich gerade, ob ich ihr das überhaupt verübeln kann, aber so recht will ich keine Antwort darauf finden.«

»Mhm, wenigstens bist du ehrlich mit deiner Selbstreflexion. Was machst du am Wochenende?«

»Pete hat den gesamten Parkway Club gemietet und feiert dort seinen dreißigsten. Es wird also vermutlich ein langes und anstrengendes Wochenende werden.«

»Den Parkway Club in den Hamptons? Ist das dein Ernst?«

»Klar. Also, falls du nicht irgendwelche Babywiegen aufbauen musst, kannst du mich gerne begleiten.« Mein Bruder war vor Lou immer mal wieder mit mir zu diesen exklusiven Partys gefahren und hatte sein Leben genossen. Jetzt tat er das auf eine andere Art und Weise. Mit seiner Frau. Manchmal war ich zugegebenermaßen ein wenig neidisch auf das, was er hatte. Selbst wenn ich nach außen hin immer allen weismachen wollte, dass so ein Leben niemals etwas für mich wäre.

Ich hatte mir über die Jahre einen gewissen Ruf erarbeitet und genoss ihn, das konnte ich nicht abstreiten. Wenn die Leute dich von vorneherein für verantwortungslos und durchgeknallt hielten, war es niemals schwer, sie zu überraschen.

»Pete Rogers ist mit Abstand der verrückteste Mensch, den ich je auf dieser Welt kennengelernt habe. Jemals noch mal zu ihm auf eine Party zu gehen ist bei mir seit dem Moment durch, als er die weißen Tiger im Garten hatte, gepaart mit diesem Schlangenhypnotiseur.«

»Die legendäre Wild-Animal-Party. Wie könnte man sie je vergessen.« Pete war wirklich das Maß aller Dinge, wenn es um schräge Veranstaltungen ging. Er hatte Unmengen an Geld von seinen Eltern geerbt und genoss jetzt sein Leben, so wie es ihm gerade in den Kram passte.

»Gibt es dieses Mal auch ein Motto? Damit ich weiß, dass ich mich nicht erschrecken muss, wenn mich irgendjemand anruft, um mir zu sagen, dass du mit einem Schlangenbiss im Krankenhaus liegst oder so.«

»Glaub mir, das willst du nicht wissen.«

»Das glaube ich dir sofort, aber es geht mir um die Sicherheit meines kleinen Bruders. Also, worauf hast du dich jetzt wieder eingelassen?«

»Ich weiß nur etwas von Akrobaten, Zirkusshows und Fesselkünstlern.«

»Ich sehe dich schon nackt vom Dach des Clubs baumeln. Lass dich nur nicht dabei ablichten, ist scheiße fürs Image der Firma und so.«

»Hey, das Image der Firma ist tadellos.«

»Ja, aber das des CEOs eher weniger.« Ich grinste bei Jakes Worten, bevor ich mich aus meinem Stuhl erheben wollte, doch mein rechtes Bein war eingeschlafen. Scheiße, ich war es wirklich nicht gewohnt, morgens vor der Arbeit nicht laufen zu gehen.

»Alles gut?«, fragte Jake, während ich mir mit der Hand auf das taube Bein klopfte.

»Das Alter, Mann. Nur das Alter. Mir ist mein Bein eingeschlafen.«

»Wenn du deinem Körper nachts schon keinen Schlaf gönnst, wundert es mich eigentlich wenig, dass er ihn am Tag nachholt.«

»Stimmt.« Ich drückte mich von meinem Stuhl hoch und hatte wirklich Probleme, auf meinem Bein aufzutreten, was auch Jake mitbekam.

»Sicher, dass alles in Ordnung ist?«, fragte er, während ich mich am Tisch abstützte.

»Wenn ich nicht plötzlich mit dreiunddreißig und top durchtrainiert einen Schlaganfall hatte, dann ja«, erwiderte ich und akzeptierte seinen stützenden Arm. Der Weg bis zur Tür war wirklich gruselig anstrengend, doch dann fühlte ich langsam, wie das Blut wieder in meinem Bein zirkulierte und das Kribbeln zurückkehrte.

»Gut?«, fragte er, weshalb ich auflachte.

»Gut. Wahnsinn. Erinner mich daran, morgens laufen zu gehen, ganz egal, wie die Nacht war.«

»Du und dein Laufen.«

»Würde dir auch mal ganz guttun, Dickerchen.« Ich kniff in seinen etwas rundlichen Bauch, was Jake sofort die Augen verdrehen ließ. Er hasste Sport und alles, was damit zu tun hatte, während ich muskelbepackt war. Ich lief jeden Morgen und verbrachte viel Zeit in meinem hauseigenen Fitnessstudio, sofern es die Arbeit und meine Freizeitbeschäftigungen denn zuließen.

Ich fuhr auf direktem Weg nach Hause, wo ich ins Fitnessstudio ging, statt zu feiern. Das Wochenende würde hart genug werden, da konnte man sich bei den Partys von Pete immer sicher sein. Garantiert hatte er wieder alles bis ins kleinste Detail geplant. Inklusive tanzender Frauen und Männer, die bereit waren, viel weiter zu gehen, als man es für möglich hielt.

Pete war ein außergewöhnlicher Typ. Anders konnte man ihn absolut nicht beschreiben. Er besaß definitiv einen Hang dazu, viel zu groß aufzufahren, doch nicht, weil er irgendwen beeindrucken wollte, sondern weil es ihm Spaß machte. Seine Partys waren legendär und ich freute mich jedes Mal wieder, wenn ich Teil davon sein durfte.

Auf dem Rudergerät musste ich mir ein weiteres Mal an diesem Tag eingestehen, dass ich heute definitiv nicht bei einhundert Prozent war. Wahrscheinlich nicht mal bei fünfzig, denn die Leistung, die ich erbrachte, war nicht nur schlecht, sie suchte ihresgleichen. Als ich dann auch noch wie ein Hundertjähriger von der Maschine krabbelte und nur mit Mühe und Not wieder hochkam, war mir klar, dass ich vielleicht einfach Feierabend machen sollte.

Ich war nicht zum ersten Mal froh darüber, dass sich das Fitnessstudio lediglich in der obersten Etage meines Penthouses befand, doch heute lag es nicht daran, dass ich mich komplett ausgepowert hatte. Irgendetwas war nicht okay, doch ich weigerte mich, mir darüber Gedanken zu machen.

Jeder Mensch konnte wohl mal ein Wehwehchen haben – selbst ich. Obwohl ich das bis gerade immer abgestritten hätte.

Ich strotzte nur so vor Gesundheit. Seit meiner Kindheit konnte ich mich an keinen Tag erinnern, an dem ich nicht fit genug gewesen wäre, um einhundert Prozent zu geben. Wenn, dann meist selbstverschuldet, durch viel zu harte Nächte mit zu viel Alkohol. Aber mein Körper spielte eigentlich immer mit. Egal, wie wenig Schlaf ich ihm auch gönnte. Nur heute schien er seine ganz eigenen Regeln zu verfolgen. Ich hatte wirklich Mühe, die Treppe nach unten zu kommen, und musste mich an dem Geländer festkrallen, um in die Etage zu gelangen, wo sich all die wichtigen Räume befanden. Scheiße, ich strich sogar die Dusche, denn mein Rücken stand mittlerweile in Flammen. Offenbar hatte ich mir irgendetwas ganz übel gezerrt oder eingeklemmt.

Wackelig schlurfte ich bis in die Küche, wo sich das Telefon befand, mit dem ich jederzeit bei meiner Haushälterin anrufen konnte, die sich in einer der Bedienstetenwohnungen befand. Ein wahrer Luxus, den ich viel zu selten nutzte. Wann war ich auch mal hier und nicht im Büro? Dabei wäre es ein Kinderspiel, von zuhause aus zu arbeiten. Aber ich war der Chef dieses Unternehmens. Ich gehörte definitiv ins Büro.

»Mister Clark«, meldete sich Lucinda sofort am Telefon. In ihrer Stimme konnte ich die Überraschung hören. Ich rief wirklich nie an.

»Lucinda, haben wir irgendwo irgendetwas, das man sich auf den Rücken legen kann, wenn man Schmerzen hat oder etwas eingeklemmt ist?«

»Oh, Sie meinen eine Wärmekompresse? Ich bin gleich da.« Sie klang enthusiastisch. Als würde sie sich darüber freuen, endlich mal angerufen worden zu sein.

Seufzend hängte ich das Telefon wieder ein und stützte mich an der großen Kücheninsel ab, die Esszimmer und Küche optisch voneinander trennte. Vielleicht war es eine ganz beschissene Idee gewesen, nach den ersten Schmerzen und den ersten Anzeichen, dass mit meinem Körper etwas nicht zu einhundert Prozent in Ordnung war, auf die Rudermaschine zu gehen. Doch die Erkenntnis kam jetzt definitiv zu spät.

Hoffentlich war bis morgen wieder alles in Ordnung, schließlich wollte ich die Party auf gar keinen Fall sausen lassen. Dort rumzukriechen wie ein achtzigjähriger Opa kam auch nicht in die Tüte.

»Hallo, Mister Clark«, rief Lucinda, als sie die Wohnung durch den privaten Zugang betrat, und huschte sofort an mir vorbei. Sie war eine eifrige, kleine Frau, die schon seit acht Jahren für mich arbeitete und auf die ich mich immer verlassen konnte, was mir in dieser Situation noch einmal bewusst wurde.

Sie stellte keine Fragen, sie wollte keinen Smalltalk halten, sondern machte sich stattdessen sofort an die Arbeit.

Nur zwei Minuten später kehrte sie mit irgendwelchen Wärmepflastern zurück, die sie mir sogar noch auf den Rücken klebte.

»So und jetzt husch, husch, ab ins Bett und auskurieren. Ich kümmere mich um alles Weitere. Soll ich ein Süppchen machen oder etwas anderes kochen? Was möchten Sie trinken?« Ich konnte mir bei ihren Fragen ein Lächeln nicht verkneifen.

»Danke, Lucinda. Sonst habe ich alles.« Verdammt, sie sah mich jetzt wirklich traurig an. Diese Frau war ein Goldstück – ein Goldstück, das ich viel zu wenig zu schätzen wusste.

»Obwohl. Einen schönen Tee habe ich lange nicht getrunken.«

»Wunderbar, dann werde ich mal sofort etwas zusammenstellen«, erwiderte sie sofort und machte sich an die Arbeit, während ich mich mit Mühe in Richtung Schlafzimmer aufmachte. Ich konnte wirklich nur schleichen. Die Dusche konnte ich mir Gott sei Dank schenken, da ich erst gar nicht ins Schwitzen gekommen war. Ich hätte es auch nicht geschafft, mich noch länger auf den Beinen zu halten. Erst als ich lag, spürte ich, wie sonderbar sie sich anfühlten. So pelzig, einfach anders als normalerweise.

Hoffentlich hatte ich mir keinen beschissenen Bandscheibenvorfall eingehandelt. Das wäre das Letzte, was ich jetzt gebrauchen könnte. Ich kannte genug im Büro, genug Kollegen, die damit zu kämpfen hatten. Scheiß sitzende Tätigkeiten. Deshalb lief ich jeden Morgen und trainierte abends noch in meinem Gym, was einen scheinbar auch nicht zu schützen schien.

Dreiunddreißig war noch viel zu jung, um sich so alt zu fühlen.

Lucinda betrat mein Schlafzimmer mit Tee, Keksen, Schmerztabletten und Vitaminpillen, was sie alles sorgfältig aufreihte, bevor sie mir sogar noch mein Handy und das Haustelefon holte, damit ich mich melden konnte, falls ich noch etwas brauchte.

»Danke, Lucinda«, sagte ich, während sie mich mit ihren vollen, roten Wangen liebevoll anlächelte. Diese kleine, grauhaarige, mütterliche Person, der ich hoffentlich genug bot, damit sie ein schönes Leben führen konnte.

Ich schaltete den Fernseher an, der sich an der gegenüberliegenden Wand befand, und fragte mich sofort, wann ich dieses Gerät wohl zuletzt benutzt hatte. So richtig wollte mir keine Antwort einfallen. Ob ich jemals schon mal im Bett Fernsehen geguckt hatte? Dafür gönnte ich mir wahrscheinlich viel zu wenig Ruhe.

Mein Leben bestand aus Arbeit, vielen Partys und aufregenden Männergeschichten. Ach ja und aus Sport. Aber sonst ...

Nach zehn Minuten vor dem Fernsehen kam ich allerdings auch zu dem Entschluss, dass ich in den letzten acht Jahren wirklich nichts verpasst hatte. Damals, als ich mit fünfundzwanzig den richtigen Riecher gehabt hatte und von heute auf morgen mein Start Up zum Konzern herangewachsen war.

Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie sich die erste Million auf meinem Konto angefühlt hatte. Ein Konto, auf dem jetzt so viel Geld lag, dass ich es wahrscheinlich niemals ausgeben konnte. Da Nachwuchs von meiner Seite aus nicht geplant war, würden sich wahrscheinlich irgendwann die Kinder meines Bruders über einen satten Geldsegen freuen. Apropos Kinder und mein Bruder. Ich nahm mein Handy zur Hand, denn ich wollte wirklich wissen, wie es gelaufen war.

Erst jetzt sah ich, dass er mir bereits geschrieben hatte.

»Unterwassergeburten in einem Geburtsbecken – klassische Geburten in einem Kreißsaal, Geburtsbetten – Alter, sei einfach verdammt froh, dass die Sexgötter dich zum Kerl mit Kerlen gemacht haben. Das will niemand. Alleine bei der Vorstellung geht mir schon der Arsch auf Grundeis – nicht cool«, las ich seine Nachricht und lachte laut auf.

Ich hatte keine Ahnung, was er damit alles meinte, aber ja, ich war definitiv froh, mir über Kinder niemals Gedanken machen zu müssen. Vielleicht überraschte mich das Leben ja auch und ich würde irgendwann Vater werden – ich war zu schlau, um irgendetwas gänzlich auszuschließen. Sag niemals nie. Sonst hätte ich mit vierundzwanzig wahrscheinlich auch gesagt, dass ich niemals in einem neun Millionen Dollar teuren Penthouse in New York wohnen würde.

»Scheiße, ich danke gleich noch mal separat«, schrieb ich ihm zurück, bevor ich mich zurück in die Kissen sinken ließ. Vielleicht sollte ich einfach eine Runde schlafen. Okay, es war idiotisch, zu glauben, dass Rückenschmerzen durch zu wenig Schlaf ausgelöst werden konnten, aber hey: Hauptsache, sie waren morgen wieder weg!

Das war alles, was zählte.

2

BLAKE

Es war mitten in der Nacht, als ich kurz wach wurde, weil ich es nicht schaffte, mich umzudrehen. Ein dumpfer, vernichtender Schmerz hatte es verhindert. Ich versuchte, tief durchzuatmen, doch so schnell, wie er gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Ich musste definitiv zum Arzt – mit einem scheiß Bandscheibenvorfall. In meinem Alter, trotz all des Sports.

Fuck!

Hauptsache mein Bruder, der sich nie bewegte und den ganzen Tag im Sitzen verbrachte, hatte noch nie Probleme mit seinem Rücken gehabt. Dabei war ich mir gerade bei ihm sicher gewesen, dass er irgendwann einmal wegen eines Bandscheibenvorfalls ausfallen würde. Etwas, das ich ihm oft genug vorgehalten hatte. Fuck – dass es mich jetzt ausgerechnet selbst traf. Und dann auch noch vor der legendären Party von Pete, die ich auf gar keinen Fall verpassen wollte.

Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, rechnete ich nach einem kurzen Moment des Wachwerdens bereits mit dem Schlimmsten, nur um dann festzustellen, dass ich aus dem Bett springen konnte wie ein junges Reh. Ganz ohne Schmerzen. Was auch immer Lucinda mir da gestern für Pflaster auf den Rücken gepappt hatte, sie waren Gold wert.

Hah! Wäre doch gelacht gewesen, hätte sich auch dieses kleine Problemchen nicht innerhalb von wenigen Stunden wieder geregelt. Dann stand der Party ja jetzt nichts mehr im Wege. Ich würde jetzt meine Sachen packen und mich dann in meinen Sportwagen schwingen, um schon mal in die Hamptons zu fahren. Ein paar Bahnen im Meer würden mir heute mit Sicherheit bessere Dienste leisten, als joggen zu gehen. So bescheuert war ich ja dann doch nicht – obwohl ich mir sicher war, dass sich diese Rückenproblemscheiße erledigt hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---