Mit Hund, Zelt und Smartphone - Monika Sintram-Meyer - E-Book

Mit Hund, Zelt und Smartphone E-Book

Monika Sintram-Meyer

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Beschreibung

Eine 74-Jährige im Ruhestand, die früher auf Reisen nie gefahren ist, hat Sehnsucht nach Frankreich, nach der Provence insbesondere. Sie stellt sich vor, am ersten Todestag ihres Mannes auf dem Gipfel des Mont Ventoux zu stehen. Beide waren früher häufig in Frankreich unterwegs. Sie prüft die Möglichkeiten. Die digitale Technik des Wagens sowie die Sicherheit im Umgang mit dem Smartphone geben ihr schließlich das sichere Gefühl: Sie kann und wird die Reise machen. Der Hund kommt natürlich mit und ein kleines, modernes Zelt wird angeschafft. Sie lässt sich treiben. Die Wetter App bzw. das Wetter bestimmt die Richtung. Sie meistert die Herausforderungen und kommt nach 3 Wochen glücklich zurück.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 206

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Das Leben ist zum Mitmachen da, nicht zum Zuschauen.

Kathrine Switzer, US-amerikanische Marathonläuferin und Autorin, *1947

Ich selbst bin Jahrgang 1948 und folge diesem Motto. Nicht aufgeben, neugierig bleiben und lebenslang lernen. Ruhestand? Gerne, aber nicht zu viel Ruhe. Mit etwas Mut lässt sich vieles schaffen, auch, was zunächst unmöglich erscheint. Heute sollte man sich der modernen Technik öffnen und das Smartphone sinnvoll nutzen. Ohne dieses hätte ich meine Tour durch Frankreich in dieser Form nicht machen können. Vielleicht regen meine Schilderungen auch andere an, mutiger zu werden und das Leben auf neue Art zu genießen und glücklich zu sein.

Monika Sintram-Meyer

In Gedenken an meinen Mann Peter, mit dem ich häufig unser geliebtes Frankreich bereist habe.

Grafik, von mir bearbeitet: Pixabay

Monika Sintram-Meyer

Mit Hund, Zelt und Smartphone

Traumreise einer 74-Jährigen durch Frankreich

© 2024 Monika Sintram-Meyer

Umschlag: Monika Sintram-Meyer

Fotos im Innenteil: Monika Sintram-Meyer

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Malerie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN 978-3-384-13967-2

Paperback

ISBN 978-3-384-13968-9

e-Book

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter:

tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

ISBN 978-3-384-13967-2

Paperback

ISBN 978-3-384-13968-9

e-Book

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Prolog

Eingefügte Fotos als QR-Code

Eine Anzeige – eine Idee

Geht das? Kann ich das?

Was kann das Auto?

Wo und wie werde ich übernachten?

Resümee

Die Reise ist in Gefahr

Es geht los

Tag 1 - Nordhessen ist auch schön

Tag 2 – Lothringen statt Burgund

Tag 2 – Die Städte des Wassers

Tag 3 – Reisen statt rasen

Tag 4 - Cluny: Savoir vivre

Tag 5 – Die Vulkanberge

Tag 6 – Provence

Tag 7 – Mont Ventoux

Tag 8 – Sonntagsausflug nach Crestet

Tag 9 – Ockerstatuen

Tag 10 – Markttag in Vaison-la-Romaine

Tag 11 – Flucht nach Apt

Tag 12 – Faul in Apt

Tag 13 – Perigord

Tag 14 – Lascaux

Tag 15 – Île de Ré

Tag 16 – Strand und Leuchtturm

Tag 17 – Salzmarsch

Tag 18 – Chartres

Tag 19 – Forbach / Lothringen

Tag 20 – Zurück und glücklich

Gedenken

Epilog

Danke

Anhang - Meine technischen Helferlein

Mit Hund, Zelt und Smartphone

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Titelblatt

Urheberrechte

Prolog

Anhang - Meine technischen Helferlein

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Prolog

Ich bin 74 Jahre alt, weitgehend gesund und neugierig auf die Welt. Leider ist diese weder friedfertig noch gerecht. Ich versuche im Kleinen meinen Beitrag zu leisten, um sinnvoll durch das viel zu kurze Leben zu reisen. Mir ist bewusst, wie schnell dieses enden kann. Oder, was mir noch viel schlechter erscheint, mich in einen hilflosen Zustand bringt. Abhängig von anderen, mit Schmerzen, ohne Hoffnung.

Deshalb versuche ich, bewusst und mit möglichst viel Freude zu leben. Ich helfe aktiv, auch mit Spenden, um wenigen Menschen ein etwas besseres Leben zu ermöglichen. Ich plane nur noch wenig: Von Tag zu Tag, Woche zu Woche und Monat zu Monat. Selten mehr. Ich versuche, möglichst spontan zu agieren. Dabei spielt naturgemäß das Wetter eine große Rolle. Bei meinen Planungen ist das Smartphone zum unentbehrlichen Helfer geworden.

Auch die in diesem Buch beschriebene Reise ist das Ergebnis von Spontanität, aber ebenso einer genauen Analyse hinsichtlich meiner Möglichkeiten. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ – sagte ich mir.

Ich fuhr mit meinem ersten eigenen Auto. Mein Mann Peter schenkte es mir kurz vor seinem Tod. Er brauchte keines mehr. Er wollte, dass ich mein restliches Leben genießen kann. Während der Fahrt „saß“ er neben mir - und hielt sich gelegentlich die Augen zu.

Die Hündin Nomi war wesentlich entspannter. Angeschnallt auf der Rückbank hinter mir, verschlief sie die Fahrt meistens, um bei jedem Halt wie auf Knopfdruck aktiv zu werden. Ich war unendlich glücklich, dass sie mich begleiten konnte. Gemeinsam haben wir das wunderbare Erlebnis einer Tour de France, einer Frankreich-Rundfahrt, genießen können.

Eingefügte Fotos als QR-Code

Um Kosten zu sparen – Anzahl der Farbbilder und die Seitenzahl – habe ich zahlreiche Fotos in Form eines QR-Codes eingefügt. Diese lassen sich mit dem Smartphone oder Tablet öffnen, wenn Sie

1. Bei Google angemeldet sind

2. Die Funktion QR-Code scannen aktiviert haben (Kameraeinstellungen)

3. Mit der Kamera* darüber gehen und scannen. NICHT den Auslöser betätigen. Es erscheint ein LINK, den sie antippen. Entweder das Foto erscheint sofort oder Sie werden aufgefordert, den LINK zu öffnen.

* Bei modernen Geräten benötigen Sie keine QR-Code-Reader-App.

Eine Anzeige – eine Idee

Plötzlich war sie da – die riesige, brennende, schmerzhafte Sehnsucht. Verursacht hat dies ein einziges Bild. LAVENDEL.

„Zur Lavendelblüte in die Provence“. Eine Anzeige, die für eine Busreise im Juli wirbt. Diese las ich Anfang April an einem Sonntag in meiner Zeitung, die ich als E-Paper abonniert habe: Ein leuchtendes Foto, wie die Papierzeitung es niemals wiedergeben könnte. Ein violettes, blühendes Lavendelfeld. Und die große Sehnsucht überfiel mich. Einmal noch in der Provence den Lavendel sehen und riechen. Noch einmal auf einen dieser bunten, lebhaften Märkte gehen. Im Schatten der Platanen köstliches Essen genießen. Ich träumte mich ins Midi. Es ließ sich nicht verdrängen. Was ich auch tat, immer wieder sah ich diese Bilder in mir. Fotos aus meiner Cloud, wohl geordnet nach Jahrgängen, wurden häufiger von mir betrachtet als sonst. Natürlich von unseren Reisen während der Sommerferien. Zum Glück bin ich inzwischen nicht mehr auf die Ferienzeit angewiesen. Ich meide diese sogar ganz bewusst. Und den Süden würde ich nur noch im Frühsommer bereisen. Später ist es zu heiß und vertrocknet. Und natürlich auch überfüllt.

Träume sollte man sich erfüllen, solange dies möglich ist. In meinem Alter wartet man nicht mehr. Nun also ganz aktuell mein Traum Provence. Ja, eine Busreise kann sehr schön sein. Ich sah mir das Programm genauer an. Es war okay, es war gut. Aber - man ist eingebunden in ein Programm, in eine Gruppe. Und ich merkte, das ist nicht das, was ich möchte. Ich dachte mir, wenn ich 80 bin, dann wäre es – vielleicht - das Richtige für mich. Ich spürte den Wunsch nach Unabhängigkeit. Selbstbestimmt reisen, das würde ich gerne, mich treiben lassen. Und dann war da auch noch der Puy de Dôme in meiner Datei „Was ich noch möchte“ – Bucket List auf neudeutsch, wie ich inzwischen weiß. Diesen Berg in der Kette der Vulkanberge (Auvergne) nahe Clermont-Ferrand konnten wir 2012 auf unserer letzten Tour de France nicht besuchen. Ich war frisch pensioniert, und zu Schulbeginn am Donnerstag, den 2. August, begannen wir mit unserem Wohnwagen sowie dem Hund Bonsai unsere Reise. Ich hatte eine Route ausgearbeitet. Der südliche Teil Frankreichs fehlte. Auf Höhe Bordeaux wechselte die Richtung. Es ging weiter nach Osten. Der Puy war das Ziel. Dann kam der Regen, der sich in der Region festsetzte. Das hatten wir mit unserem Laptop im Internet in Erfahrung bringen können. Es gab WIFI (WLAN) auf den Campingplätzen, wenn auch meistens nur nahe der Rezeption. Also fuhren wir weiter Richtung Burgund, wo die Sonne schien, um den Trauben die notwendige Energie für einen guten Jahrgang zu liefern. Die Vulkanberge sah ich von der Autobahn – im Grau halb versunken. Ich war unendlich traurig. Und so kam es, dass der Berg in meine Datei der noch offenen Wünsche aufgenommen wurde.

Plötzlich war sie also wieder da – nach 11 Jahren - die große Sehnsucht nach Frankreich. Eines meiner, unserer Lieblings-Urlaubs Länder. Neben Dänemark, das gewissermaßen gleich um die Ecke liegt. Hinter mir, hinter uns allen, lag ein unruhiger Winter. Vor gut einem Jahr hatte Putin die Ukraine überfallen. Der Krieg beeinflusste auch unser Leben in Deutschland. Die Energiepreise stiegen. Gas und Strom wurden teurer. Es wurde gespart. Es wurde kühler im Land. Nicht nur in den Wohnungen, teilweise auch in den Herzen. Ich hatte Glück. Mit der Wärme, die ich durch Menschen erfuhr und selbst auch geben konnte. Auch in meinem Haus war es warm. Teilweise wurde mit Holz geheizt. Mein Mann hatte, solange er dazu noch in der Lage war, gut vorgesorgt. Um zu sparen hatte ich mich weitgehend ins Wohnzimmer zurückgezogen. Hier war es warm durch den Ofen. Mein Büro befand sich jetzt auf dem Esstisch. Ein leichtes Chaos machte sich breit. Aber es war gemütlich. Zumindest Corona spielte keine Rolle mehr. Man konnte sich wieder treffen. Es gab fröhliche Runden. Allerdings ließ das Frühjahr auf sich warten. So ist er – der März, dachte ich. März – immer wieder falle ich auf dich herein. Du bist kein echter Frühlingsmonat hier im Norden. Das ist mir hinlänglich bekannt. Schließlich hatte ich in diesem Monat jahrelang Frühjahrsferien. Es klang immer wie ein Versprechen, das nie gehalten wurde. Ich sprach deshalb irgendwann von - sogenannten - Frühjahrsferien in Hamburg. Es waren eigentlich Skiferien für die besser Betuchten, die vor vielen Jahren in der Elternkammer ihren Einfluss geltend gemacht hatten. Dabei blieb es. Nun, da kaum noch Schnee liegt, fliegt man eben auf die Kanaren oder noch weiter. Eigentlich beginnt das Frühjahr erst im April, aber in diesem Jahr – 2023 - war auch der April zumindest zu dessen Beginn eine große Enttäuschung. Nicht besonders angenehm.

Und in dieser Stimmung sah ich plötzlich diese Anzeige. Natürlich könnte ich mir die Provence nach Hause holen. Freunde zu einem südfranzösischen Abend einladen. Mit Baguette und Oliven. Ich könnte mein sogenanntes Provinz-Huhn kochen. Ein Dessert mit Lavendel würde den Abschluss bilden. Dazu provenzalischer Roséwein. Das alles könnte ich machen. Mit passender Musik und entsprechender Deko. Und Lavendelgeruch im Haus wäre ebenso machbar. Aber es ist etwas völlig anderes, dort im Süden, in der warmen Provence-Luft unter Platanen zu sitzen. Um mich herum die französische Sprache zu hören. DAS wollte ich gerne. Die angebotene Reise war eine Busreise. Mein verstorbener Mann und ich hatten gemeinsam einmal eine Busreise gemacht. Sie passte in die damalige Zeit. Er konnte zu diesem Zeitpunkt nicht gut gehen, stand kurz vor seiner ersten Hüft-OP. Und so ließen wir uns also fahren. Er hat nicht alles mitmachen können wegen der Schmerzen. Aber er genoss es, die Landschaft des Baltikums kennenzulernen und kurze Spaziergänge zu machen. Ich war etwas mehr unterwegs als er, weil ich gut laufen konnte. Es war eine gute und passende Möglichkeit aus dem Alltag herauszukommen. Die Reise zeigte uns Masuren, Teile von Litauen, Lettland und Estland. Wir sahen Schlösser, Burgen, Kirchen, Plätze und Seen. Die Städte Thorn, Vilnius, Riga und Tallin beeindruckten uns. Die Verbindungen zur Hanse wurden deutlich. Schließlich liegen die Hansestädte Lübeck und Hamburg ganz in der Nähe meines Wohnortes.

Und die Rückfahrt? – sie war grandios. Sie führte uns von Tallinn über die Ostsee nach Stockholm. Wir hatten eine Außenkabine gebucht. Am nächsten Morgen – wir blicken durch das Bullauge - fuhren wir bei Sonnenschein durch den Stockholmer Schärengarten. Ich kannte diesen schon von früher. Mein Mann nicht. Er wollte mit mir nie nach Schweden oder Norwegen reisen. Länder, die ich schon in den 1960-ern zum ersten Mal besucht hatte. In diesem Moment aber war es auch um ihn geschehen. Und endlich nahmen wir dann auch meinen alten Traum aus den 1970-er Jahren in Angriff: Mit Hurtigruten eine Postschiffreise machen. Diese fand Ende September/Anfang Oktober 2017 statt. Wir hatten jeden Tag Sonnenschein und an 5 Nächten sogar Nordlichter am Himmel. Es konnte gar nicht besser sein.

Als er bald danach schwer erkrankte, war er, waren wir beide sehr froh, dass wir uns diese sehr teure Reise gegönnt hatten. Es zeigte mir, man darf nicht warten.

Man MUSS seine Träume leben. Wenn man es kann – gesundheitlich, finanziell.

Geht das? Kann ich das?

Die Idee, allein eine große Rundfahrt mit dem Auto durch Frankreich zu machen, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und doch zweifelte ich, ob es mir möglich sei. Ob es vernünftig sei. Das Thema Vernunft hakte ich bald ab. Auch mit 74 Jahren darf man unvernünftig sein. Vielleicht muss man es sogar. Ich weiß nicht, wieviel Zeit mir noch bleibt, um Verrücktes zu tun. Es war auch nicht das Alter, das mich zweifeln ließ, ob es mir möglich sei. Schließlich war ich gesund, außer etwas Arthrose in den Fingern. Aber – ich habe relativ wenig Fahrpraxis. In meinem Elternhaus in Hamburg gab es keinen Wagen. Wir fuhren mit Bus und Bahn, gingen viel zu Fuß. Später hatte ich Freunde und einen ersten Ehemann mit einem VW-Käfer. Anfang der 1970-erwurde ein Bully selbst ausgebaut. Damit ging es nach Skandinavien und in die Provence. Ich hatte nie einen Führerschein gemacht. Mir wurde dies auch nie als Problem signalisiert. Und für mich selbst war es auch keines. Wir lebten in Hamburg, wo es guten ÖPNV gibt. Später – Anfang der 1980er - schon in einer neuen Beziehung, planten wir einen Frankreich-Urlaub. Mit dem Fahrrad. Die Fahrkarten wurden gekauft und 24 Stunden vor unserer Abreise gaben wir die Räder am Bahnhof ab. Unsere Abreise mit dem Zug in die Bretagne erfolgte am nächsten Tag. In Paris mussten wir umsteigen. In Vannes angekommen, stiegen wir auf die tatsächlich bereitstehenden Fahrräder um und fuhren los. Mit kleinem Zelt, Isomatten und viel Neugier auf diese Halbinsel. Sie eroberte unsere Herzen, obwohl sie sie sich als erstaunlich hügelig, fast bergig, erwies. Wir kamen in den Folgejahren häufig wieder. Irgendwann fuhren wir mit einem Wohnwagen nach Frankreich. Endlich auch mit einem Kühlschrank. Gekühlter Weißwein schmeckt einfach besser zu Hummer, den wir tatsächlich auch einmal vom Campingtisch aßen. Als wir Ende 1983 aufs Land – mitten in die Landschaft - mit unseren Schafen zogen, war mir klar: Ich muss nun einen Führerschein machen. Im dritten Anlauf schaffte ich die praktische Prüfung. Mit 35 Jahren. Aber ich fuhr nicht gerne. Es reichte, um von A nach B zu kommen, wobei diese Punkte nur wenige Kilometer auseinander lagen. Schon einige Ecken in Lübeck mochte ich nicht anfahren. Ich erinnere mich an eine Fahrt durch Hamburg. Eigentlich wollte ich zu einem Treffen nach Niedersachsen. Als es am Berliner Tor Richtung Elbbrücken wuselig wurde, gab ich auf. Irgendwie kriegte ich förmlich die Kurve und fuhr zurück. So emanzipiert ich ansonsten war, das Auto und ich wurden nie Freunde. Während der Reisen fahren? Niemals. Und im Ausland? Schon gar nicht. Dieses änderte sich langsam, nachdem mein Mann 2019 die Krebs-Diagnose erhielt. Die erste OP wurde in Hamburg durchgeführt, bei einer Koryphäe auf ihrem Gebiet. Aus 10-12 Tagen Aufenthalt wurden 6 Wochen. Während der Woche nahm ich die Bahn, was schon aufgrund meiner psychischen Verfassung gerade zu Beginn sinnvoll war. Denn nach der OP war mein Mann dem Tod näher als dem Leben. Irgendwann dann am Wochenende fuhr ich das erste Mal mit dem Auto. Dank des Navis meisterte ich die vertrackte Kreuzung, bei der sogar mein Mann vor dem ersten Klinikbesuch scheiterte und auf der falschen Spur landete. Das Navi führte auf den richtigen Weg zurück. Ja, das Navi trug im Wesentlichen dazu bei, dass ich mutiger beim Fahren wurde. Wenn ich falsch fahre, sagt die Navi-Frau mir schon, wo ich wenden kann. Oder sie schlägt mir eine andere Strecke vor. Da meistens ich es war, die das Navi einstellte, war ich mit dessen Bedienung schon gut geübt. Auch die verwendeten Begriffe wurden inzwischen richtig interpretiert. Einer Strecke zu FOLGEN bedeutet eben nicht, dass man GERADEAUS fährt. Ich glaube, das machen manche, die dann im Kanal oder auf dem Acker landen.

Mehr Selbstvertrauen in meine „Fahrkünste“ bekam ich im Sommer 2020, der erste Corona-Sommer. Mein Stiefvater musste mit 94 Jahren seine Wohnung in der Seniorenresidenz verlassen und in die Pflegestation wechseln. Ich habe ihn, wie immer mit der Bahn kommend, besucht. Sein Sohn und ich klärten mit ihm, was aus seiner Wohnung geholt werden sollte. Er wollte seinen Computertisch und Schreibtischstuhl. WLAN, das es auf der Pflegestation nicht gab, bekam er von einem mobilen Router, den ich besorgt hatte. Das Personal staunte, als wir das Zimmer in ein kleines Büro umwandelten. Wir konnten uns Andenken mitnehmen. Ich nahm einen kleinen Teppich, den meine Mutter vor vielen Jahren ausgesucht hatte und eine Zeichnung von ihr. Blieb die Frage nach dem Daimler – so nannte mein Mann den Wagen immer. Es war klar – Autofahren wird nicht mehr möglich sein. Nach einigem Hin und Her hatte mein Mann gesagt, er würde ihn gerne fahren. Es ging ihm gerade etwas besser. So kam es, dass ich den Wagen kaufte und mit diesem zurück nach Hause fuhr. Ich sah dieses „Opfer“ als Liebesbeweis für ihn. Die vorher bereits mit der Bahn-App gekaufte Rückfahrt „spendete“ ich der Deutschen Bahn. Von Bayern nach Schleswig-Holstein. Es war gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Und dann noch ein fremder Wagen. „Geht doch“, sagte mein Mann und fuhr später mit mir bei Sonnenschein durch die traumhaft schöne hügelige Landschaft des östlichen Schleswig-Holsteins. Wir genossen diese kurze, aber intensive Zeit. Und zum allerersten Mal gab es zwei Wagen in unserem Haushalt. Nach Hamburg zur Arbeit ging es früher immer mit der Bahn, und wir holten uns gegenseitig vom Bahnhof ab, wenn wir nicht gemeinsam fuhren.

In den letzten Jahren lernte ich auch das Navi von Google Maps kennen. Ich verwendete es zum Beispiel zu Fuß oder mit dem Rad. Da der Daimler kein Navi hatte, kaufte mein Mann eine Smartphone-Halterung und nutzte das Gerät während der Fahrt. Wir hatten beide verinnerlicht, dass nach der Zieleingabe das Fortbewegungsmittel zu wählen ist: Auto, Fahrrad, Fuß.

All das ging mir durch den Kopf. Es hat sich in den letzten Jahren – zum Glück für mich – viel geändert. Ich muss nicht mehr in den Michelin-Atlas sehen, um die Route zu planen und mir zu merken. Ohne Beifahrer – früher war das mein Job – ist es schwierig zu fahren. Es sei denn, man will sich nur auf Autobahnen fortbewegen. Aber gerade das hatte ich natürlich nicht vor. Nur zwischendurch, um Strecke zu machen.

Im August 2022 - 2 Monate nach dem Tod meines Mannes - die wichtigsten Formalitäten waren erledigt, mietete ich mir für eine Woche ein Ferienhaus in Dänemark. Ich fuhr zum ersten Mal ins und im Ausland. Mit 73 Jahren. Es gab keine Probleme. Vor Ort nahm ich allerdings wegen der Fortbewegungsart nur das Fahrrad mit kleinem Hundeanhänger. Im Korb hinter dem Fahrradsattel funktionierte es nicht mit Nomi. So heißt die Nachfolgerin von Bonsai, der 2019 an einem Tumor starb. Sie steckte immer ihre „Hand“ durch das Gitter und kratzte mich am Rücken. Mit der kleinen Kutsche, in der meine „Prinzessin“ saß, ging es viel besser. Gut erholt kamen wir von unserem Urlaub zurück. Und ich wurde selbstbewusster, was das Thema Autofahren betraf.

Daran erinnerte ich mich, als ich die Realisierbarkeit meines Traumes überprüfte. Aber es gab noch mehr zu bedenken. Ich werde im Gebirge fahren müssen – kann ich das? Bisher habe ich nur Erfahrung im Ostholsteinischen Hügelland gesammelt. Ich wohne übrigens selbst ca. 60 m hoch. Aber habe ich damit Bergerfahrung? Wohl kaum.

Was kann das Auto?

Im Herbst 2019 bestand mein Mann darauf, ein neues Auto zu kaufen. Er wollte gerne ein Konto auflösen und das Geld ausgeben. Aber, wie bei uns üblich, zahlte ich die Hälfte. Es sollte das erste Mal sein, dass ein Auto auf mich zugelassen wird. Und so erhielt ich mit 71 Jahren Autopapiere, in denen mein Name steht. Ich war nicht überzeugt von der Notwendigkeit und saß während der Bestellung im Autohaus meist relativ unbeteiligt daneben. Aber mein Mann gab an, was das Auto bieten müsse: Automatik, Tempomat, Spurassistent, Abstandsassistent. Es wurde ein smartes, vernetztes Auto bestellt. Ich traute mich zuerst gar nicht, damit zu fahren. Dann musste ich es. Mein Mann kam wieder in die Klinik. Danach in die Reha. 6 Wochen. Also musste ich fahren und lernte dabei das Auto schätzen. Ich komme während meiner Überlegungen zum Ergebnis, dass ich mit DIESEM Auto reisen kann. Auch in den Bergen.

Wo und wie werde ich übernachten?

Eine wichtige Frage. Die nächste folgte sogleich. Soll ich vorher buchen? Um mir ganz schnell die Antwort zu geben: Auf keinen Fall! Ich möchte in hohem Maße flexibel sein. Und damit komme ich zu meinem weiteren Helfer – dem Smartphone. Ich bin mit dessen Nutzung ziemlich fit. Ich bin in der Lage, wo immer ich auch bin, nach Hotels zu suchen, nach Campingplätzen, Restaurants, Sehenswürdigkeiten. Ich habe eine Buchungs-App. Ich weiß also immer, wo ich mich befinde und kann gezielt dort suchen.

Während meiner Überlegungen kristallisiert sich als Reisetermin der Juni heraus. Dann sind noch keine Ferien und die sommerliche Hitze im Süden ist noch nicht so groß. Außerdem habe ich, außer einer Geburtstagsfeier Anfang des Monats, keine Termine. Was aber, wenn ich kurzfristig kein Zimmer bekomme, noch dazu mit Hund. Denn das stand für mich fest – Nomi kommt mit. Ein Zelt – das könnte eine Lösung sein. Allerdings nur bei gutem Wetter. Bei Regen müsste ich eben suchen, bis ich etwas finde. Ich recherchiere im Internet. Schlagworte: Zelt – leicht aufbaubar. Diese Suchbegriffe gebe ich in die Suchmaske von Google ein. Mir werden mehrere Angebote gemacht. Dann finde ich MEIN Zelt. „All in One“. Alles hängt zusammen: Außenzelt, Innenzelt, Gestänge. Nur die Heringe müssen extra in die Erde geschlagen werden. Ich sehe mir ein Video an. Perfekt. Aufspannen wie einen Regenschirm, dann die Gelenke der Carbonstangen auseinander klappen. Hinstellen. Heringe durch die Ösen. Fertig. Es geht weiter – im gleichen Shop – mit der Matratze. Ich erinnere mich an früher: 50-er Jahre: merkwürdige wackelige Luftmatratzen. 70-er/ 80-er Jahre: dünne Isomatten. Obwohl ich jung war, hatte ich morgens immer Rückenschmerzen. Wie soll es jetzt erst sein. Ich entdecke eine zusammenrollbare Matratze mit Füllung, die nach dem Entrollen Luft zieht und zusätzlich noch weiter aufgepumpt werden kann. Diese kommt zum Zelt in