Mit Kindern wandern - Manuel Andrack - E-Book

Mit Kindern wandern E-Book

Manuel Andrack

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Beschreibung

Den Nachwuchs für das Wandern zu begeistern ist kein Kinderspiel. Schnell kommt Langeweile auf, wird gemault und ein langes Gesicht gezogen. Manuel Andrack ist, sooft es ihm möglich ist, mit seiner Familie in der Natur unterwegs. Er kennt die Tricks, mit denen man Kinder motivieren kann, und weiß, was ihnen Spaß macht. Nicht nur die Wahl des richtigen Ziels ist dabei entscheidend, sondern auch das Einbinden von spannenden Aktivitäten: Balancieren auf wilden Baumstämmen, Erlebnisse am Wasser und das Aufspüren von geheimen Wegen, die nur Kinder sehen können. Er gibt leicht umsetzbare Tipps für Kinder aller Altersklassen und weiß, wie »kleine Krisen« mit einfachen Spielen bewältigt werden können. Anhand von konkreten Tourenvorschlägen in ganz Deutschland teilt er seine Erfahrungen und eröffnet zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten. Schließlich sorgen gemeinsame Erlebnisse für die schönsten Erinnerungen.

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Touren, Tipps und Naturabenteuer in ganz Deutschland

Mit 36 farbigen Fotos und 40 Karten

ISBN 978-3-492-97993-1© Piper Verlag GmbH, München 2018Redaktion: Regina Carstensen, MünchenCovergestaltung: Petra DorkenwaldCovermotiv: Thomas Linkel/laifFotos Bildteil: Manuel Andrack; außer Nr. 6, 8, 9, 11, 20, 22, 23: Maja AndrackKarten: Manuel AndrackLitho: Lorenz & Zeller, Inning am AmmerseeDatenkonvertierung: Uhl + Massopust, Aalen

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Teil I

Kinderwandern – kinderleicht?

Norwegische Kinder lernen schon in jungen Jahren: Wer sich viel an der frischen Luft aufhält, hat immer gute Laune. Ich finde, das gilt auch in Deutschland. Kinder sind nach einer Wanderung – und die Eltern ebenso – glücklicher und entspannter. Bei Kinderwanderungen kann man als Familie nicht nur jede Menge erleben, man kommt auch ganz anders ins Gespräch als im normalen Familienalltag. Bei einer Kinderwanderung kürzlich wollte meine sechsjährige Tochter ausdiskutieren, ob ich dereinst ihre Enkelkinder lieber haben würde als sie selbst. Ich musste erst einmal ausrechnen, ob ich überhaupt die theoretische Chance habe, die Enkelkinder von Nika noch live zu erleben.

Oft ist es allerdings so, dass Eltern und Großeltern durchaus wanderwillig sind, aber der Nachwuchs nicht so recht mitzieht. Oder man ist sich elternseitig nicht so recht sicher, welche Wege man gehen soll. Denn die Wegauswahl ist für die Wanderlust der Kinder entscheidend. Viele Eltern haben in ihrer eigenen Kindheit erfahren müssen, dass sie in jedem Sommerurlaub auf langweiligen Forstwegen stiefeln mussten, ein Wandertrauma ist die Folge. Daher möchte ich in diesem Buch konkrete, kindgerechte Touren in ganz Deutschland ausführlich vorstellen.

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Diese Binsenweisheit gilt auch für Kinderwanderungen. Denn man sollte sich und den Kindern lange Anfahrten zu den spannenden Outdoor-Erlebnissen ersparen. Keinesfalls sollte mehr Zeit für Hin- und Rückfahrt verwendet werden als für die eigentliche Wandertour. Daher habe ich pro Bundesland zwei Kinderwanderwege ausführlich porträtiert. Zwei Touren sind gerade bei den größeren Bundesländern allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Daher möchte ich euch, die Eltern, dabei unterstützen, die genialen Kinderwanderungen in eurer regionalen Umgebung selbst zu finden und zu erkennen.

Ganz klassisch kann man sich mit einer Wanderkarte orientieren. Wenn ihr euch für das Wandergebiet eurer Wahl entschieden habt, könnt ihr die Karte im Fachhandel kaufen oder im Internet bestellen. Mehr als zwei Drittel der Grundfläche Deutschlands ist von Mittelgebirgen bedeckt. Außer der Tiefebene im Norden und einem schmalen Streifen der Alpen im Süden – alles Mittelgebirge mit hervorragenden Kinderwandermöglichkeiten. Im Zweifelsfall wohnt ihr in der Nähe oder mittendrin im Mittelgebirge. Versucht, euch zunächst eine Wanderkarte eures Heimatorts zu besorgen. Das funktioniert übrigens selbst in Großstädten!

Beim Maßstab der Wanderkarte gilt: je kleiner, desto besser. Also besser 1:25000 oder 1:30000 als 1:50000. Größere Maßstäbe sind fürs Wandern untauglich. Und: Es sollte auch wirklich eine Wanderkarte sein und keine topografische Karte, weil bei der topografischen keine markierten Wanderwege eingezeichnet sind. Für die meisten Wandergebiete wie Eifel, Harz, Rhön, Erzgebirge, Schwarzwald, Schwäbische Alb und und und sind flächendeckend Wanderkarten 1:25000 oder 1:30000 erhältlich. Noch ein Extratipp für Kinderwanderer in Nordrhein-Westfalen: Vor etlichen Jahren gab es sehr schöne Wanderkarten für ganz NRW, die sogenannte Grüne Reihe. Die sind mittlerweile vergriffen, man kann sie aber noch antiquarisch bestellen.

Nun soll es ja Menschen geben, die keine Wanderkarte lesen können. Daher kurz einige Basics, wie man einen schönen Wanderweg, gerade für Kinder, entdeckt: Geschwungene Wanderwege sind interessanter als schnurgerade. Wenn der Wanderweg auf der Karte gestrichelt ist, handelt es sich um einen Pfad – sehr schön; wenn der Wanderweg auf der Karte aus einem durchgehenden Strich besteht – breiterer Waldweg; wenn der Wanderweg auf der Karte mit zwei Strichen gezeichnet ist, ist es schon ein breiter Wirtschaftsweg oder Feldweg, womöglich asphaltiert – nicht so ideal. Und dann gibt es noch unendlich viele Zeichen auf einer Wanderkarte, für Gaststätten, Schutzhütten, Spielplätze, Burgen und so weiter. Um diese äußerst empfehlenswerten Zutaten wird es in den nächsten Kapiteln gehen.

Eine der Gretchenfragen beim Wandern ist: Rundweg oder Strecke? Im Zweifelsfall ist ein Rundweg für eine Kinderwanderung immer besser. Dann hat man am Ziel nicht das Problem, wie die ganze Familie zum Auto zurückkommt. Aber viele tolle Kinderwanderungen – auch einige in diesem Buch – sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, vor allem die stadtnahen Touren in Frankfurt, Hamburg und Berlin. Die Tour in Berlin ist zum Beispiel eine Streckenwanderung. Anfahrt und auch Abfahrt mit Bahn und Bus sind kein Problem.

Sehr hilfreich ist es, wenn ihr eure Kinder bei der Planung mit einbezieht. Vorfreude ist die schönste Freude. Wenn eure Kinder schon vor der Wandertour Fotos von einer spektakulären Schlucht oder einer romantischen Burg sehen, gehen sie mit einem ganz anderen Elan an die Wanderung heran. Vor einem Jahr sah meine Tochter Nika die gigantische Hängeseilbrücke an der Geierlay in einem Flyer über diesen Wanderweg im Hunsrück und sagte: »Da will ich hin.« So kam die Motivation, diese Wanderung zu machen, von ihr. Besser geht’s nicht.

Wenn man Glück hat, kann man auf einige regionale Wanderführer zurückgreifen, um zum Beispiel in der Chiemsee-Region, im Allgäu oder im Rheinland unterwegs zu sein. Bei Tipps für das Wandern mit Kindern in den einzelnen Bundesländern wird das Angebot schon dünner.

Das Kinderwanderportal wanderzwerg.eu hat einen stark süddeutschen Schwerpunkt. Auf familienkultour.de kann man einige wunderbare Wege finden. Prinzipiell würde ich immer raten, Pfade mit hohem Erlebniswert zu wählen. Die zertifizierten Premium- und Qualitätswege in Deutschland garantieren diesen Erlebniswert. Unter wanderinstitut.de findet ihr Premiumwege, auf wanderbares-deutschland.de Qualitätswege in eurer Region. Bei vielen Wegen sollte man allerdings die Gesamtstrecke auf das erlebnisreichste, abenteuerlichste Filetstück der Wanderwege beschränken und eine kindgemäße und vor allem altersgerechte Streckenlänge finden.

Jede Wanderung ein Abenteuer – auf der Suche nach den spannenden Wegen

Wenn ich früher mit meinen Eltern gewandert bin – ich galt in meiner Generation als verhaltensgestörtes Kind, das stets mit Freude gewandert ist –, habe ich natürlich spannende Wege gegenüber Wanderautobahnen bevorzugt. Spannend war pfadig, wurzelig, vor allem aber geschwungen, mäandernd, nicht schnurgerade. Interessanterweise nennt meine jüngste Tochter Nika ebenfalls diese geschwungenen Wege »spannend«. Man weiß eben nicht, was einen hinter der nächsten Wegbiegung erwartet. Es ist also immer sinnvoll, bei Wegbeschreibungen darauf zu achten, ob der »Spannende-Wege«-Anteil groß genug ist, denn nur dann ist ein Weg auch wirklich kindertauglich.

Spannende Wege sind natürlich auch immer Wege, bei denen man klettern kann. Ich denke da nicht unbedingt nur an Berggipfel. Die sind im deutschen Mittelgebirge meistens bewaldet und nicht sehr interessant. Und im alpinen Ambiente ist das Bergwandern nicht ungefährlich. Ich meine eher kindertaugliche Wege in Schluchten und Klammen. Wenn wir durch eine Klamm wandern, dann wird es so richtig spannend. Egal ob in der Ehrbachklamm bei Boppard oder der Ruppertsklamm bei Koblenz. Egal ob in den Teufelsschlüchten bei Stadt Wehlen oder in den Schwedenlöchern unweit der Sächsischen Bastei. Egal ob in der Oppig-Grät im Saarland oder dem Bodetal im Harz. In einer engen Schlucht zu wandern heißt, manchmal über Steine klettern zu müssen. Vielleicht muss man sogar ein im Fels befestigtes Seil zu Hilfe nehmen. Kinder lieben das. Oft ist es auch einfach toll für die Kleinen, an einem Ort wie der Drachenschlucht bei Eisenach den Hauptweg zu verlassen und am Hang zu gehen. Gerade Jungs lieben es, parallel zum eigentlichen Weg in der »Wildnis« herumzustromern.

Es gibt viele Premiumwege, die einem die Wahl lassen zwischen einer steilen, schwierigen Passage und einer einfacheren, flachen Alternative. Zum Beispiel am Gipfel des Litermonts im Saarland, auf dem Premiumweg Mehringer Schweiz an der Mosel oder auf dem Rheinburgenweg bei Oberwesel am Rhein. Ich gehe eine Wette ein: Sollten eure Kinder vor die Wahl gestellt werden, ob sie den leichten oder den schwierigen Weg nehmen, werden sie immer die anspruchsvolle Variante wählen. Die ist einfach aufregender.

Sehr spannend sind natürlich einige Klettersteige im deutschen Mittelgebirge. Teilweise kann man die sogar ohne Seil meistern wie den Klettersteig am Calmont/Mosel. Manchmal kann man sich auch einen Klettergurt wie am Mittelrhein-Klettersteig in Boppard leihen. Auf jeden Fall sind diese beiden Klettersteige hervorragend für Kinder ab sechs Jahren geeignet. Viele Felsen, Metallleitern, Seile im Felsen. Weil ich diese zwei Klettersteige gut kenne, habe ich im Internet nach weiteren kindgerechten Klettersteigen gesucht. Aber meistens ist bei den empfohlenen Touren die Grenze zur richtigen Kletterei fließend. Bei solchen Wegen verlassen wir den Kinderwanderbereich und erreichen in teilweise schon schwindelerregenden Höhen die Abteilung »Klettern für Kinder«. Ich las im Internet bei der Suche nach »kinderleichten« Klettersteigen folgende Formulierung: »mit ordentlich Luft unter den Sohlen«. Da wird mir als Papa schon beim Lesen blümerant.

Aber auch ohne Angst vor der Höhenangst kann man sehr viele spannende Kinderwege in Deutschland finden. Achtet einfach darauf, dass es genug Abwechslung gibt – und vielleicht auch geklettert werden kann. Denn abwechslungsreich heißt auch immer – spannend!

Kinder lieben eine Einkehr – oder auch mehrere

Viele Erwachsene sagen, das Schönste beim Wandern sei die Einkehr. Aber warum sollte es bei den Kindern anders sein? Man braucht nur in ihre seligen Gesichter zu schauen, wenn sie nach einem anstrengenden Anstieg eine Limonade, ein Eis oder eine Apfelschorle in einer Gaststätte bekommen. So wie in der Hohen Sonne am Ende der Drachenschlucht bei Eisenach.

Es gibt Wanderpuristen, die behaupten, eine Einkehr in einem Gasthaus sei eines Wanderers nicht würdig. Als »richtiger« Wanderer solle man doch bitte schön seine Verpflegung im Rucksack haben und in der Natur verzehren. Kann man so tun, ist für einen kleinen Zwischensnack auch eine wunderbare Sache. Denn dass etwas zu trinken und etwas Süßes als Muntermacher in den Rucksack gehören, ist nicht nur bei Kinderwanderungen eine Selbstverständlichkeit.

Aber mal ernsthaft: Wir machen uns auf, um wandernd unbekannte Naturschönheiten zu entdecken, und futtern dann die zu Hause geschmierte Stulle? Das kann es irgendwie nicht sein. Wenn ich in einer ländlichen Region bin, möchte ich doch auch die regionalen Produkte – das Fleisch, die Forelle, die Kartoffel, den Wein, das Bier – genießen. In vielen Gegenden werden die regionalen Produkte sehr gepflegt: in der Eifel der Schinken und das Landbier, in der Rhön das Rhönschaf, in Homberg an der Ohm Spezialitäten aus der Region Vogelsberg. Das ist doch toll, erst hat man die Landschaft mit den Füßen genossen, danach folgt der Gaumengenuss. Und im besten Fall entdecken die Kinder etwas, was sie zu Hause noch nie gegessen haben. Obwohl – da muss man ehrlich sein – Kinder essensmäßig stockkonservativ sind. Daher finden sich auf den meisten Kinderkarten Nudeln mit Tomatensoße, Chicken Nuggets mit Pommes und Fischstäbchen. Nun denn, Hauptsache, die Kleinen sind satt.

Es muss aber nicht immer das komplette Menü bei der Einkehr sein. Manchmal reicht ein Eis für die Kinder und ein Bier für die Eltern, um wieder Power für den nächsten Kilometer zu haben. Denn häufig – im Eifgenbachtal im Bergischen Land, in der Ehrbachklamm im Hunsrück, im Enderttal bei Cochem – reihen sich mehrere Gaststätten wie Perlen an der Kette aneinander. Da wird die nächste Einkehr zum großen Ansporn für die Kleinen. Hinter dem Felsen gibt es noch etwas zu trinken. Da werden müde Beine wieder munter. Sehr motivierend für Kinder ist es außerdem, wenn ein neuer Stempel in der nächsten Gaststätte lockt. In den österreichischen Wandergebieten und Reit im Winkl ist es die Regel, aber auch am Rheinsteig zum Beispiel kann man sich in den gastronomischen Betrieben am Wegrand ein Stempelheft vollstempeln lassen. Man glaubt gar nicht, wie ehrgeizig Kinder sind, diese Stempel zu sammeln.

Eine Extraklasse sind die Gaststätten mit angeschlossenem Spielplatz wie die Goetheruh am (ehemaligen) Goetheturm in Frankfurt oder die Pfälzer Waldhütte Dahn am sensationellen Dahner Felsenpfad. Sehr schön ist es, wenn sich direkt neben dem Lokal eine Pferdekoppel, eine Schafweide oder ein paar Kühe befinden. Nett ist es, wenn die Bedienung den Kindern für die Wartezeit aufs Essen ein Blatt zum Ausmalen (oftmals die Kinderkarte selbst) und ein paar Buntstifte gibt. Da man sich auf diesen Service nicht verlassen kann, nehmen wir – wenn wir daran denken – Papier sowie Buntstifte im Rucksack mit. Abrakadabra, hier ist das Malparadies bei der Einkehr!

Ende der Leseprobe