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Gerhard Polt

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Beschreibung

Hinter Gerhard Polts unvergleichlicher Bühnenpräsenz, in der er seine Figuren scheinbar nur so dahinreden lässt, verbergen sich fein ziselierte und facettenreiche Blicke auf die Menschen und unsere Welt. Es sind seine genauen Beobachtungen, sein Durchdringen unterschiedlichster Charaktere, die elliptischen Satzkonstruktionen, die exakte Wortwahl und sein wohlwollendes Interesse am Menschen, die Gerhard Polts große Kunst ausmachen. Die aktualisierte Werkausgabe in vier chronologischen Bänden versammelt sein bis zum heutigen Tag geschaffenes Werk. Einzelne der Stücke, Dialoge und Monologe sind in Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller entstanden.

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Seitenzahl: 385

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INHALT

» Über die Autor

» Über das Buch

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» Impressum

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» www.keinundaber.ch

ÜBER DEN AUTOR

Gerhard Polt, geboren 1942 in München, aufgewachsen im Wallfahrtsort Altötting, studierte in Göteborg und München. Seit 1975 brilliert Polt als Kabarettist, Schauspieler, Poet und Philosoph auf deutschen und internationalen Bühnen. 2001 wurde er mit dem Bayerischen Staatspreis für Literatur (»Jean-Paul-Preis«) ausgezeichnet, 2019 folgte der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München. Polt lebt und schreibt in Schliersee, München und Terracina. Sein Gesamtwerk ist bei Kein & Aber erschienen.

ÜBER DAS BUCH

Hinter Gerhard Polts unvergleichlicher Bühnenpräsenz, in der er seine Figuren scheinbar nur so dahinreden lässt, verbergen sich fein ziselierte und facettenreiche Blicke auf die Menschen und unsere Welt. Es sind seine genauen Beobachtungen, sein Durchdringen unterschiedlichster Charaktere, die elliptischen Satzkonstruktionen, die exakte Wortwahl und sein wohlwollendes Interesse am Menschen, die Gerhard Polts große Kunst ausmachen.

Die aktualisierte Werkausgabe in vier chronologischen Bänden versammelt sein bis zum heutigen Tag geschaffenes Werk. Einzelne der Stücke, Dialoge und Monologe sind in Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller entstanden. Dieser Band wurde mit neuen, bisher unveröffentlichten Texten ergänzt.

VONHEIMATUNDGESCHICHTE

Democracy

Ladies and Gentlemen!

It is me a pleasure today to be here in Africa in your nice country of Tjurangrati. My dear Tjuranggrattlers: Before I start my speech now, please let me give you the kindest regards of our Ministerpresident Edmund Stoiber, of our Wirtschaftsminister, Verkehrminister Wiesheu, and – last, not least – of the emperor, Professor Dr. Dr. Franz Beckenbauer from Warstein Brewery.

Ladies and Gentlemen! The Hanns-Seidel-Stiftung in Wildbath Kreuth kindly asked me to teach you, to instruct you the most important form of government today: Democracy! Democracy … democracy, Ladies and Gentlemen – and this might especially interest you here in Africa –, democracy: What is it? Democracy, Ladies and Gentlemen, has a very old tradition in Bavaria.The roots go back … far, far back to a man called Plato. – Plato was an old Greek from Greece … The next one was an old Roman from Rome: Cicero. – Cicero, Ladies and Gentlemen, we correctly pronounce Cicero (Zizero), not Kikaroh (Kikarow). – But, Ladies and Gentlemen, pay attention now, because the most important of all – the third one – was our political genius from Bavaria: Dr. Mueller! Or, as we call him in Bavaria: »Ochsensepp«. – Ochsensepp from Bavaria, Ladies and Gentlemen, himself gave the idea of democracy a new power – a new vitality – by giving simple answers to very simple questions. A typical Ochsenseppquestion – for an example – was the question: What do democrats actually want? Ya, what want the democrats?? The democrats, Ladies and Gentlemen, always want to have a majority, a solid majority – in Bavaria: absolute majority! Now, it is to us: How can we get such a majority? To have absolute majority, Ladies and Gentlemen, it is necessary to have your own press, your own newspaper – as we have in Bavaria, for instance, the Miesbacher Mercur – to tell the majority what the majority wants to know. Or, you need to have the radiostation of your own – as we have the Bayerischen Rundfunk – to tell the majority what the majority wants to hear. This is the best way to avoid unnecessary minorities.

Ladies and Gentlemen, the old Greeks and the old Romans in the old times, they sacrificed gold, silver, jewellery, wine, beer – and other drinks – to have a harmony with their gods in heaven. – To create a harmony among their people, the Bavarian politician presents a Freibeer to the folks … Ladies and Gentlemen, the idea of Freibeer in Bavaria is deeply religious: The more you drink, the more the ghost of democracy becomes visible. Ladies and Gentlemen, the Bavarian Verkehrsminister Dr. Wiesheu himself got the Bavarian Verdienstorden when he achieved one point 99 promille. Only a Verkehrsminister who can drink so much can be admired as a sovereign. A Verkehrsminister in Bavaria needs to have a good liver and a very good constitution – we say: a Bayerische Verfassung.

Ladies and Gentlemen, at the end of my speech, please, believe us: We in Bavaria, we do not see black for your future here in Africa, and we wish you by heart a happy democracy.

Byebye and – victory …

Toleranz

Das weiß ich auch. Jeder redet heute von Toleranz – das kennt man schon. »Toleranz, Toleranz, Toleranz, da muss man tolerant sein« – aber mal einen Standpunkt haben, mal einen Standpunkt haben in einer Sache –, »Toleranz, Toleranz« … Ich kann’s nicht mehr hören. Das Wort »Toleranz« ist kein deutsches Wort, das ist ein Fremdwort. Und »tolerieren« – »etwas tolerieren« –, das bedeutet nämlich so viel wie »etwas aushalten«. So schaut’s aus. Also, wenn früher mal einer gefoltert worden ist, dann war der tolerant. – Ja, ich mein …

Toleranz ist auch sehr individuell. Der eine sagt: »Das mach ich.« Der andere sagt: »Das pack ich nicht.« – Das geht bis zu den inneren Organen. Der eine frisst eine Schweinshaxe mit zwei Knödeln und frisst dann noch einen Apfelstrudel, weil sein Magen toleriert es. Und der andere sauft einen Gesundheitstee, und es wird ihm schlecht. Schon beim Magen fängt’s an. – Oder der eine sagt: »Ich kann die Ausländer nicht mehr sehen, das Gschwerl.« Dann sage ich: »Das ist seine Meinung.« Aber ich tolerier das, was er sagt.

Wissen Sie, ich meine, ich will das gar nicht so abstrakt … Ich mein das gar nicht abstrakt. Ich mein, ich kann gerne mal ins Konkrete – gehen wir doch mal ins Konkrete. Ja, werden wir doch mal konkret. Ich wohne hier seit dreißig Jahren, und da drüben wohnt diese Familie Böhm. Ja, die Familie Böhm – vier Kinder –, mehr brauch ich nicht hinzuzufügen … Was? – Ja, der Papst zahlt’s ja nicht. Dieser Böhm karnickelt vor sich hin … und wälzt seine Probleme auf die Allgemeinheit ab – so schaut’s aus. Nein, bleiben wir konkret – ganz konkret! Wann war denn das, ich hab mir dieses Fußballspiel angeschaut, leider – Deutschland gegen –, leider hab ich mir’s angeschaut – gegen Portugal. Ich hab mir ein paar Erdnüsse hin und ein bisschen Bier, hab mir gedacht, schaust dir’s trotzdem an. Und – furchtbar, brauchen wir gar nicht weiterreden, auf alle Fälle im Strafraum … ich denke, um Gottes willen jetzt –, auf einmal – zack! – ist das Bild weg. Ich denke, was ist denn jetzt los. Ich switche, switche – nichts zu machen, auf einmal ist der Karl Moik drin. Und geht nicht mehr raus. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe nichts gegen diesen Moik, aber im Strafraum hat der nichts zu suchen. Und so ist das die ganze Zeit … immer, wenn was Interessantes war – im Strafraum oder Ding – zack! –, war wieder der Moik drin. Auf alle Fälle … jetzt sag ich Ihnen – nein, jetzt sag ich Ihnen den Hintergrund. Der Hintergrund: Hat sich dieser Böhmkrüppel – der Kleine – ist der Jüngste, der jüngste der Satansbraten –, man sagt ja immer, man sagt immer: Kinder sind unschuldig – der nicht. Dem müsste man prophylaktisch schon mal links und rechts eine hineinschlagen. Haben Sie dieses Watschengesicht von dem schon mal gesehen? Dieses infame Gesicht von dem Kerl? Da rutscht einem die Hand sowieso schon aus. – Hat sich dieser Kerl vor mein Haus hingestellt, hat über den Garten reingeschaut in mein Wohnzimmer, hat gesehen, dass ich dieses Fußballspiel anschaue, und hat, immer wenn eine Torsituation war, mit einer starken Fernbedienung von draußen mir in mein Wohnzimmer hereingemoikt. – Wenn ich ihn erwischt hätte, ich hätte ihm sofort … links und rechts hätte ich ihm eine hineingehauen. Und dann immer »Toleranz, Toleranz« – ich bin tolerant, ja, ich bin tolerant. Ich grüße den Böhm, obwohl er mein Nachbar ist. – Bleiben wir im Konkreten, es geht schon noch weiter, jetzt warten Sie mal. Welche Prüfungen man als Mensch – heute … Das war dann … Ich hab mir eine Sendung angeschaut – jetzt warten Sie mal, das war eine interessante Sendung –, die hat geheißen: Junge Polinnen zu Toleranz gezwungen – also, ich hab mir’s nur aus wissenschaftlichen Gründen angeschaut. Halt eine Dokumentation, weil sonst tät’s mich nicht interessieren. Und hab gleich mir ein bisschen Leberkäse hin und ein bisschen Bier – aber das Rouleau hab ich schon runter. Und ich sitze da, schau mir das an – und das ist also schon, also, was da –, wie diese Frauen … auf alle Fälle auf einmal läutet’s an der Tür – und zwar Sturm – ringringring! –, ja, was mach ich, ich schrei meiner Frau, sag: »Mach auf!«, weil ich kann ja nicht weg. Aber meine Frau – sie geht dann schlafen, nicht wahr, statt dass sie sich mal so was anschaut. Da könnte sie auch mal was lernen. Nein, auf alle Fälle, mir bleibt nichts anderes übrig, ich stürze zur Türe, mach die Türe auf – und wer? –, niemand da. Kein Schwanz, niemand da. Ich hätte es mir denken können. Aber jetzt warten Sie – vor mir liegt ein Päcklein, ein Paket, brennt lichterloh. Ich bin natürlich erschrocken – was tun? Ich wollte es mit dem Fuß wegstoßen, aber da könnte man was anderes anzünden – also, in meiner Geistesgegenwart bin ich dann halt sofort drauf und hab’s dann so mit den Füßen gelöscht. Ich hab natürlich mir schon gedacht, woher der Wind pfeift – und wen ich da im Visier habe. Aber auf alle Fälle, ich habe mir gedacht, schaust dir trotzdem die Sendung fertig an, es hilft ja nichts. Geh ich wieder ins Wohnzimmer hinein und setz mich hin. Auf einmal denke ich – entschuldigen Sie den Ausdruck –, was stinkt denn da so? Hier stinkt es nach Hundescheiße. Schau ich: Ist der ganze Teppichboden voller Scheiße. Haben diese Saukrüppel vom Böhm einen Schuhkarton genommen, voll mit Hundescheiße gefüllt, mit Zeitungspapier umwickelt, habens einen Spiritus draufgeschüttet oder einen Beschleuniger, haben das Paket abgefackelt – und ich bin dann da so drauf – und über den Knöchel voller Scheiße. Wenn ich den Böhmkrüppel erwischt hätte, ich hätte ihn mit dem Kopf in die Scheiße reingetaucht, bis dass er erstickt. Und den Kadaver hätte ich dem Böhm rübergeschmissen. Dann kann er ihn recyceln. – Und dann kommt meine Frau: »Toleranz, da müssen wir tolerant sein, Toleranz.« Sag ich: »Hör auf – jetzt schauen wir mal auf dem Toleranzkonto nach bei der Familie Böhm, ob die noch im grünen Bereich sind«, sag ich. Tolerant, wer ist denn immer tolerant? Nur ein Depp ist immer tolerant. Sie werden mir doch Recht geben, wer ist denn immer tolerant? Kein Mensch. Selbst im eigenen Familienbereich kann’s doch mal passieren, dass man seiner Alten eine aufstreicht, dass sie einen Purzelbaum schlägt. Bitte? Ja freilich ist das normal. Aber das sagen Sie mal heute jemand. – Ich sag häufig zu meiner Frau, ich sag’s ihr immer wieder, ich sag: »Entschuldigung«, sag ich, »die Tatsache, dass du so selten eine fangst, da brauchst du dich bei mir nicht zu bedanken – bedanke dich bei meiner Toleranz«, sag ich. »Weil ich ertrage dich bisweilen, obwohl ich gar keinen Grund dafür habe«, sag ich. – Wissen Sie, Toleranz, das ist für mich kein abstrakter Begriff – Toleranz, das muss man praktizieren. Auf Wiederschaun.

Ritter Gottfried vom Büfett

(Filoucius)

Wladislaw! Mir graut vor Dir! Glutroter Himmel über den Masuren! – Ha! – Natterngezücht! – Antichrist! – Ich zertrete Deinen Kopft! – Ist nicht genug Blut geflossen in Livland! – Hier stehen wir, die Herren von Akkra und Jerusalem!

Spritz Blut! – In die Hölle ihr Heidenbrut! – Tannenberg! – Tannenberg!

Ding Ding! Ein Händi läutet.

Hier Filoucius. … Ja, Frater Filoucius. Wer?? … Ah! – Du bist es! – Bitte!! – Aha! … Nein! … Nein! – Das darf doch nicht wahr sein! – Und er wird Mitglied! – Ah! Tritt in den Orden ein! – Was? Keine Oblate! – Wahnsinn! – Sagenhaft! – Nein, nein, kein Wort! – Ich schweige wie ein Grab! – Nein, kein Wort über meine Lippen! – Schon gut! Ich sag’s gleich weiter, dass sie alle schweigen sollen!

Ans Publikum

Wahnsinn! – Wir deutschen Ritter feiern heute die vernichtende Niederlage unseres Ordens 1420 bei Tannenberg gegen den Wladislaw. Wir haben den Feinkost Käfer engagiert aus ordenshistorischen Gründen! – Wir wollen dieses Event in stiller Insolvenz begehen. Frugal halt! Weil wir sind das, was der Medientycoon auch ist – also –, mittellos. Teile unseres Almosen-Departments outgesourced. Also – wir sind am Hund! – Das ist schon erniedrigend! – Vor allem, wenn man an unsere glorreiche Vergangenheit denkt! – Wir waren es doch, die die Preußen – ein elendes slawischheidnisches Scheißpack – katholisch gemacht haben! – Aber – Undank ist der Welten Lohn! – Obwohl sie es uns verdanken, dass sie als deutsche Mitbürger das Wort Europa überhaupt im Mund führen dürfen, ohne rot zu werden!

Kurz und gut! Jetzt erhalte ich einen Anruf! … Gott selbst in seiner Unergründlichkeit hat uns einen Sünder geschickt, der bereit ist das Gelübde abzulegen! … ALLES FÜR DEN ORDEN! ALLES GEGEN DIE HEIDEN! – Weil unser großer neuer Gönner und Mäzen Frater … Ich nenn den Namen nicht! – wird uns den Orden direkt zur Körperschaft des öffentlichen Rechts erheben und damit werden uns alle merkantilen Sünden vergeben! Wir haben als christlich barmherzige Marktwirtschaftler durchaus versucht, uns gegen Konkurrenten wie die Caritas zu behaupten. Unsere Hüftgelenke, unsere Catering Firma, unsere Stutenmilchkosmetika, unser Krankenhausengagement waren leider ein Flop, aber wer ist schon frei von Schuld.

Im Klartext: Unser Prior Keindl wollte gern im Privatjet nach Palästina fliegen und seine Freundin hat auch gern eine Luxuswohnung. Ich selbst habe ebenfalls einen sehr großen pekuniären Nachholbedarf nach dieser langen Zeit des Darbens. Wenn ich dann mit dem Porsche über die Autobahn porsche, ist mir die Niederlage von Tannenberg doch pfurzegal!

Übrigens, kennen Sie unser 4-Sterne-Hotel in Jericho? …

Wie? – Sie wollen wissen, wer das neue Mitglied in unserer Familie ist? Pssst! – Von mir werden Sie’s nicht erfahren! – Nur so viel! – Er will alle verlorenen Seelen einsammeln! – Er will ganz hoch hinaus! – Und … Handy klingelt

Jaaa, hier Bruder Filoucius … sagt dem Käfer, er solle alles, was derzeit an Trüffel auffindbar ist, aufs Büfett legen. Der Sponsormäzen und Kandidat hat gelobet, alles zu begleichen!

Das sind die Trompeten von Jericho! –

Ja. Dann lasset die Festplatte herunter!

Rittersleit

Von Hessn drobn, aus Frankfurt am Main, fielen Ritterhorden ein,

nach Bayern, ins gelobte Land, wo man Milch und Honig fand.

Der fromme Edmund hoits nach Bayern, in das Klosterstift zu Weyarn,

und dank seines Amtes Kraft, machtas öffentlich Körperschaft.

Jetzt lassn’s de frommen Brüada kracha, deana nix wia Schuidn macha,

weil dann, wenn der Kuckuck singt, bei Insolvenz der Staat einspringt.

Hinter der Geldmari sans her, beim frommen Orden, hundsordinär,

in dulci jubilo, wenns oans glöffit ham, sans froh.

Für eine Mark, de Brüader, de ausgfuchstn, den Franziskanerinnen ein Hospital abluchstn,

vakaafs für 20 Millionen gleich, den Armen ist das Himmelreich.

De ausgschmiertn Schwestern singan Klageliada, Herrgott des san ja saubere Brüada,

Maria hilf, du liabe Frau, de Brüada bscheissn wie die Sau!

De Gläubiger, de jammern bitter, de Spesenritter ghörn hinter Gitter,

fressn, saufa, vögln, speibn, und einfach alles schuidig bleibn.

Der Familiare Edmund werd’s scho richtn, des ghört zu seine Ordenspflichtn,

doch dieser, gänzlich unbewegt, hat ein Schweigegelübde abgelegt.

Liabe Leit, es is koa Freid, so treibn’s de frommen Rittersleit,

auf dass es eich nicht noch mehr grause, machan mir jetz eine Pause!

Dieser Mozart

Mein Name ist Schickaneder. Sagt Ihnen das was? Schickaneder, wir kommen aus Straubing.

Das Schlimme ist, ich kann das alles beweisen, aber es hilft nix. Das ist das Tragische. Ich krieg von diesem Mozart noch ein Schweinegeld! Aber bitte wie?

Ich bin im Besitze eines Schuldscheins, alles echt, alles optimal. Den hat der Mozart einem Vorfahren von mir gegeben, weil ihm der einen Haufen Geld gezahlt hat, für eine Symphonie.

Dieser Mozart hat das Geld kassiert, eingestrichen. Aber die Symphonie hat er nie komponiert! Sonst würde die jetzt mir gehören. Und mit dieser Symphonie hätte ich mir ja ein ganz anderes Leben aufbauen können. So schaut’s aus!

Wie zum Beispiel der Arno, dem sein Vorfahre hat den Klarinettenmuckel komponiert, den original Klarinettenmuckel: Didl didl didl didl rampampam … Dem schwappen die Tantiemen direkt tsunamiartig rein. Logisch, das ist auch eine Musik, die ein jeder mag.

Aber bei dem Tamtam, was die zurzeit mit dem Mozart machen, wäre so eine Symphonie schon auch was wert. Ich will gar nicht anfangen, drüber nachzudenken.

Wahnsinn! Reisen, eine neue Küche. Carrarakacheln in meiner Metzgerei.

Oder allein automäßig! Porsche, Maserati, Ferrari, Bugatti! – Wahnsinn!

Ein Wohnblock und vermieten, dass es nur so scheppert. Und so weiter, und so weiter!

Aber im Grunde war dieser Mozart ein Gangster. Kassiert und schreibt die Symphonie nicht. Er hätt bloß eine schreiben müssen. Aber der ist auch mit dem Geld umgegangen … unwahrscheinlich! Der hat’s krachen lassen! Pferdl hat er gehabt! Für was, frag ich Sie, braucht ein Musiker Pferde? Der soll komponiern! Aber: Geld regiert die Welt! Stimmt doch, oder?

Ich könnt den Schuldschein natürlich auch verkaufen, im Ebay versteigern beispielsweise, aber so viel bringt der auch wieder nicht. Ich hab mich schon erkundigt. Der Lappen bringt im Höchstfall drei Wochen Kanarische Inseln … und eine Schiausrüstung … und vielleicht noch … Na ja, scheißegal.

Aber dass einer bezahlt kriegt und überhaupts nichts dafür leistet, nicht amal eine Symphonie schreibt!

Aber über so was schreiben sie nix, diese Zeitungsschmierer!

Mozart! Ja freilich, der steht ganz oben droben! Genie … und so weiter! Aber das Opfer von dieser Drecksau bin ich!

Homo Bavarikus

Das da ist ein Ellenbogen von einem Agilofinger. Bitte – mäßigen Sie sich, das soll jetzt keine plumpe Anspielung sein auf das Verhalten unserer Vorfahren.

Der Ellenbogen ist für das persönliche Fortkommen natürlich ein wertvolles Instrument, vor allem wenn eine Gesellschaft noch nicht allzu sehr verknöchert ist und Elan genug aufweist, wie zum Beispiel die Bajuwaren, die immer multikulturell nach vorwärts geblickt haben.

Der Name Bajuvarus oder Bajuvarius deutet darauf hin, dass dieses Volk immer sehr mobil war und bereit mit anderen zusammen, z.B. Hunnen, einträchtig Plünderungen vorzunehmen, um aber dann das gemeinsam Erbeutete dem Partner sofort vorzuenthalten. Mit diesem Ellenbogen wurde dann der hunnische Geschäftspartner daran erinnert, dass was gemeinsam begonnen wurde, nicht zwangsläufig gemeinsam enden muss.

Die Durchsetzung von Interessen musste eben mit dem Ellenbogen vorgenommen werden, weil die Dichte, wie viel Rechtsanwälte pro Quadratmeter, noch nicht ausgeprägt war.

Das hier ist ein Heiligenschein aus dem Mittelalter. Sehr praktisch – eine hypokritische Leuchte –, das ist ein Prachtstück aus Byzanz – der Träger konnte wie ein Glühwurm, wenn ihn die Schwärze der Nacht umhüllte, seinen Glaubensgenossen mit Leichtigkeit erkennen.

So wie heute intuitiv ein CSU-Mitglied die Anwesenheit eines ebensolchen, selbst in der vollen U-Bahn oder auf dem Marktplatz in Venedig, erkennt.

Der Kaiser Nero

Ja, muss das sein, hä? Braucht’s das, hä? Braucht es das? Ein Saukerl! Ja, ich rede von meinem Sohn. Das muss man sich vorstellen, und jetzt noch vor Weihnachten. Kommt der Kerl daher und bringt mir im Fach Geschichte einen Fünfer. Einen Fünfer im Fach Geschichte, das ist der Hammer! Geschichte ist doch ein Fach, was einen interessiert, da habe ich keinen Fünfer – zu haben. Geschichte, das ist doch hochinteressant, ich sag, komm, bring ihn in Religion, scheißegal, aber doch nicht in Geschichte. Na, aber in Religion hat er einen Zweier. Das macht er mir zum Fleiß, na ja. Geschichte, ich weiß nicht, wie Sie darüber denken, aber Geschichte ist doch hochinteressant. Warum der einen Fünfer hat? Das kann ich Ihnen schon sagen, warum der einen Fünfer hat. Warum hat der einen Fünfer in Geschichte? Weil er den Kaiser Nero nicht gekannt hat. Nein, der geht auf ein bayerisches Gynmasium und kennt den Kaiser Nero nicht. Weil er ihn verwechselt hat mit diesem Schwarzenegger. Wo doch heute in ganz Europa ein jedes Kind weiß, dass der Kaiser Nero der Peter Ustinov ist. Es ist traurig. Geschichte ist doch ein Fach, ich weiß nicht, das war doch hochinteressant, was man da gelernt hat. Menschlich auch, gell? Wie man diese Jahrtausende und auch diese Antike, also, enorm. Dieser Ding zum Beispiel, dieser Hur, nicht. Wenn dieser Hur durch die Arena da mit Pferdegetrappel durchgeprescht ist, trumtrumtrum, nicht wahr, dann ist wieder einer runtergefallen, von den Pferden zerstampft worden, dass das Blut nur so gespritzt ist, dass man sogar im Kino …Aber das ist Geschichte, hochinteressant, hochinteressant! Oder wenn diese armen Schweine da, diese Sklaven, wenn man diese Sklaven verchristet hat, nicht wahr. Ja, die wurden verchristet und dann zu Fackeln verarbeitet. Das hat man gemacht, weil die Straßenbeleuchtung in Rom so miserabel war. Also nein, das ist traurig, das ist ekelhaft. Traurig, hähä, aber ich meine, hochinteressant. Vom geschichtlichen Standpunkt her hochinteressant. Schauen Sie, ich kann von mir reden, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe, das kann ich mit Fug und Recht sagen, ich habe die gesamte Französische Revolution, die habe ich noch auf Schwarzweiß gesehen. Ja sicher, die ganze Französische Revolution. Brrrrrrum, Trommelwirbel, brrrrrrum! Und dann: pftsch. Das war die Guillotine, der Vorläufer der Friteuse. Na ja, ich sage, wenn ich diese Nero-Filme nicht gesehen hätte, wüsste ich heute noch nicht, dass dieser Ustinov zum Beispiel Rom angezündet hat.

Mehr oder weniger

Was will eigentlich diese Minderheit? Diese Frage muss doch bei uns in Bayern endlich einmal gestellt werden! Was wollen die denn? Mein Gott noch mal! Ist sich diese Minorität immer noch nicht wenig genug? Wie wenig will sie denn noch werden? Langt’s ihr noch immer nicht? Sie war’s doch eindeutig selber, die sich zur Minorität gewählt hat! Demokratischer geht’s doch gar nicht! Und wenn eine Minderheit noch ein bissl ein Hirn hat, dann muss sie doch kapieren, dass sie selber die Ursache für die Mehrheit ist. Wären sie nicht so wenig gewesen, gäbe es ja gar keine Mehrheit. Zwei Drittel der Bayern – also eine Zweidrittelmehrheit – will hier überhaupt keine Minderheit haben! Was sagt mir da meine Wenigkeit?

Ja, Kruzinesn – wem gehört jetzt eigentlich die Demokratie? Doch wohl der Mehrheit! Oder?

Pssssst – sind Sie amal still! Ganz leise! Hören Sie’s?

Das ist die schweigende Mehrheit.

Hören Sie es, wie staad die sind?

Glauben Sie es mir: Laut sind nur so Minoritäten, so Einzelgänger, Individuen, Subjekte, Querulanten. Weil sie einen Minderheitenkomplex haben, drum wollen sie auf sich aufmerksam machen.

So ist das leider. Diese Welt ist so.

Aber wenn wir diese Welt verändern wollen, dann müssen wir – und ich hoffe, Sie geben mir recht –, wir, die wir noch – ich betone: noch! – die Mehrheit haben, höllisch aufpassen, dass diese Minderheiten uns nicht überschwemmen.

Und ich sag’s, wie’s ist: Wenn so eine Minderheit mal die Mehrheit ist, dann – gnade uns Gott. Keiner soll daherkommen und behaupten, dass man bei uns gezwungen ist, eine Minderheit zu sein. Jeder hat das Recht, sich einer Mehrheit anzuschließen. Dann braucht er sich auch von keiner Minderheit majorisieren lassen!

Was haben sie denn erreicht bis jetzt? Nennen Sie mir eine Klimakatastrophe, die sie verhindert hätten! Oder eine Autobahn! Also dann. Aber sie sind gegen alles! Bevor was gebaut wird, sind sie dagegen – wenn’s geplant wird, sind sie dagegen –, wenn die Planung durchgeführt wird –, und wenn das Projekt fertig ist, sind sie auch dagegen.

Aber dass es der Mehrheit wurscht ist, was geplant wird – das interessiert sie nicht! Wenn eine Minderheit einer Mehrheit einen Schaden zufügt, dann ist das doch viel schlimmer, als wenn eine Mehrheit amal einer Minderheit … äh, oder?

Eine Minderheit will der Mehrheit ihre Identität nehmen, und überhaupt, wenn heute so ein Einzelner – ein Einzelgänger halt – mit seiner Meinung hausieren geht und andere Menschen beeinflussen will, ja bitte, woher hat er denn dann seine Weisheit? Woher denn? Aus dem Fernsehen! Jawohl! Woher denn sonst? Also braucht er mir den Schmarrn gar nicht erzählen, weil ich schau selber fern.

Wenn ich heute die Welt einigermaßen in den Griff bekommen will, dann lese ich eine Zeitung mit einer hohen Auflage. Die, wo halt alle lesen! Und wenn ich mir heute amal eine gute Sendung anschauen will, die, wo Millionen sehen, dann habe ich auch eine gute Sendezeit. Ich wart doch nicht bis um ein Uhr in der Früh, bloß dass ich das anschaue, was so ein paar versprengte Hansln sehen wollen. So weit kommt’s noch!

Die Mehrheit muss ja in der Früh aufstehen und arbeiten, die kann ja nicht bis am Mittag im Bett umeinanderflacken! Aber dagegen kann auch die Demokratie nichts unternehmen. Wenn sich eine Minderheit über etwas aufregt, was sie betrifft, dann soll sie das meinetwegen gern tun, und deshalb sage ich, Finger weg vom Rudi!

Der Rudi – also der Hinrainer Rudi, ein Spezi –, der fahrt jetzt einen Maybach, mit allen Schikanen: Cinnamoraholzausführung, Massagesitze, RCD, Rearseat-Entertainment, Biturbo und so weiter – und jetzt kommt’s, das ist ein Auto, das wirklich wenige haben. Also ich hab so ein Auto nicht. So ein Gerät ist finanziell … und so … aber die Mehrheit würde sich doch bestimmt alle zehn Finger abschlecken!

Aber wie gesagt: Finger weg vom Rudi! Der gehört zu einer vitalen Minderheit. Der macht zirka vier Millionen im Jahr. Der steht unter Minoritätenschutz.

Und deshalb geht dem die ganze Demokratie sowieso mehr oder weniger am Arsch vorbei.

Der CSU-Sammler

Ich sammle jetzt gut zwanzig Jahre CSU.

Ich hab mich drauf eingeschossen. Es ist eine echte Leidenschaft. Gut, andere sammeln SPD, sogar FDP, wie halt Briefmarken auch oder Samuraischwerter. Sie glauben ja nicht, was heute alles gesammelt wird. Ich kenn einen, der sammelt BHE-Flüchtlinge. Von mir aus.

Ich hab mich halt auf CSU spezialisiert, und ich muss sagen, inzwischen bin ich im Besitz von wirklich schönen Objekten. Nicht die allerwertvollsten, aber ein paar Sachen hab ich schon, wo man stolz sein kann.

Die Heiligenbilder hab ich sowieso, mit Unterschrift. Den Strauß, den Tandler, den Höcherl, den Ochsensepp, auch den Old Schwurhand! Von dem besitz ich sogar das Foto, wo er gerade den Meineid schwört. Leider hat er es nicht unterschrieben, aber menschlich ist das ja verständlich.

Dann drei Originalbarthaare vom Alois Hundhammer, der Bartrest soll sich in Sydney befinden. Den Stoiber hab ich x-mal – mit Unterschrift! Das sind ja jetzt Märtyrerbilder! Also, meine Sammlung kann sich durchaus sehen lassen.

Leider hab ich von dem Dossier von der Monika Hohlmeier nur sieben Seiten, und die sind ziemlich unleserlich. Nur auf einer kann man entziffern: »Dieses Dreckschwein, den mach ich fertig!« Also doch schon ein Dokument von einer Powerfrau!

Übrigens hab ich auch was Lustiges: den Knochen von der Lieblingsschweinshaxe vom Franz Josef Strauß.

Aber jetzt komm ich zu meinen Prunkstücken. Hier, ein Fragment, schaut aus wie ein Knäckebrot. Stichwort Festplatte! Das Stück, was der Max Strauß nicht mehr nuntergebracht hat in der Eile, das, was er nicht mehr fressen konnte, also eine echte Rarität! Die kriegt amal mein Bub, da kann er sich einen Wohnblock kaufen.

Aber jetzt komm ich zu einer Perle, die alles in den Schatten stellt. Bei allen, die’s wissen, genieß ich deswegen uneingeschränkte Bewunderung. Ich erzähl aber auch ungern, wie ich zu der gekommen bin. Erinnern Sie sich an das Wolfratshauser Frühstück? Da wurden doch Weißwürste verzehrt. Ich bin stolzer Besitzer der Originalhaut der Weißwurst, die Angela Merkel gezuzelt hat. Ich hab extra ein Gutachten anfertigen lassen, das bestätigt, dass sich auf der Wursthaut Lippenstiftspuren befinden. Ungeheuer! Die Wursthaut befindet sich natürlich im Banksafe in einem Humidor, damit sie nicht ausdörrt.

Nein, diese Preziose stifte ich natürlich einmal keinesfalls dem Buchheim-Museum. Die erbt amal meine Tochter, dann kann sie auch an den Starnberger See zu den zwanzig Prozent ziehen.

Und jetzt hab ich noch ein besonderes Schmankerl in Aussicht. Gestern ruft mich der Hinrainer Rudi an, der Hund, der denkt eben echt mit! Ich muss schon sagen, das ist wie a Weihnachtsgeschenk! Hat der mir glatt im Ebay für läppische 342 Euro die bayrische Karriereschleuder schlechthin ersteigert.

Sie werden es noch wissen: Der Otto Wiesheu, Staatssekretär seines Zeichens, hat doch damals im Vollrausch, 1,99 Promille, einen Polen dermackt, also totgefahren. Der Pole war nüchtern, das hat ihm allerdings wenig genützt. Kurz darauf bekam dieser Herr Wiesheu doch den Bayrischen Verdienstorden und wurde dann auch Verkehrsminister. Sicherlich aber nicht allein aus dem Grund.

Und das original Röhrl, in das der Wiesheu hineingeblasen hat und wo man die 1,99 festgestellt hat, das hat der Hinrainer Rudi für mich im Ebay ersteigert. Eine echte Okkasion!

Sie werden verstehen, dass mich das geradezu euphorisiert.

Mpf

Es ist bekannt, dass kaum irgendwer in unserem Land vom einfachen Volk mehr versteht als die weniger vom flüchtigen Geist als vom derben Loden durchwebte Partei. Haben durch die Geschichte des Abendlandes verschiedene Parolen Vorbilder abgegeben, Prinzipien, die die Ethik und Moral gekennzeichnet haben wie das berühmte SPQR den Römer oder das Liberté, Égalité, Fraternité den Franzosen – so hat sich der Teil der Menschheit in Bayern, der sich mit der Partei identisch fühlt, dem »Mpf« verschrieben. »Mpf« ist weder eine Abkürzung, noch steht »Mpf« für irgendeine Parole, deren Inhalt Auskunft über Leitbilder im Leben gibt. »Mpf« ist lautmalerisch – einfach ein Klang, ein Geräusch, und dieses »Mpf« übt eine unglaubliche Faszination auf die obersten Lodenträger der Partei aus. Ich meine, diese Faszination ist ein Reflex, wie zum Beispiel eine Wespe unmittelbar auf die Nähe eines Zwetschgendatschi reagiert, so wie die Anwesenheit eines Wurstzipfels einen Hund in Erregung bringt, so begeistert ist unser derzeitiger oberster Jodellodenträger von einem kehlig ausgerülpsten »Mpf«. Dieses »Mpf« ertönt mannigfaltig. Es ist ein Akkord, der durch die geistigseelische Befindlichkeit der Partei und ihres Volkes durchmpft.

Der Defiliermarsch beginnt mit mpftatara und das löst auch jedes Mal ein großes Entzücken aus. Dieses »Mpf« schmeckt nach Heimat. Falls irgendein dubioser »Mpf«-Verweigerer versucht, das großartige »Mpf« mit Trillerpfeifen oder mit mpf-fremden Geräuschen zu stören, so empfindet man dies als eine Vermpfung, und man steckt den Übeltäter in den Weißwurstkessel, dass ihm Hören und Sehen vergeht. Der bleichgesichtige, hohlwangige, asketische Innenminister, der die Lodenprätorianer befehligt, gilt aufgrund seines »Äh-mpf, äh-mpf« als Chefideologe und Intellektueller der großem Mpf-Partei. Der Mpf-Präsident des Freistaates Bayern versucht verzweifelt, sein »Mpf« im Stile seines großen Vorgängers zu mpfn. Aber wegen seiner Fistelstimme und seiner Schmalbrüstigkeit entfährt nur ein windiges »Ffhd« aus seinem Trachtenanzug.

»Mpf« steht für bayrische Weltoffenheit – liberalitas Bavariae, Gemütlichkeit, Gastfreundschaft, also tiefste Herzlichkeit, wie ja beim Weltgipfel der gesamten Weltöffentlichkeit bewiesen wurde.

Der Bayerische Ministerpräsident hat mit seinem »Ffhd« ein Signal gegeben. Bayern ist »mpf«, Bayern bleibt »mpf« oder, differenzierter ausgedrückt: »Äh-mpf«.

Statement

Ich bin ein Pazifist. Ich bin gegen den Krieg. Aber wenn einer von diesen Ausländern da meine Enkelin auch nur anrührt, den schieße ich über den Haufen, so was hat der noch nicht erlebt.

Der Haruspex (Organ Archäologie)

Ja, was haben wir denn da? Aha – das ist eindeutig. Das ist eindeutig eine Leber – und zwar von einem gewissen Alfons Stinglhammer. Interessant – ja, dann wollen wir einmal schauen, was uns diese Leber sagt. Für mich steht jedenfalls fest, eine Leber ist ein viel sichereres Vehikel für Zukunftsprognosen als Handlesen oder in die Glaskugel schauen, ja selbst aus dem Kaffeesatz lesen, auch wenn’s ein Prodomo ist. Diese Leber hier ist – also der Inhaber, der ehemalige Inhaber vielmehr – hat sicher gerne dem Bier zugesprochen, das entnehmen wir hier den hefeartigen Sedimenten. Aber zweifellos hat er auch andere Flüssigkeiten zu sich genommen – die enorme Perforierung weist auf Sachen wie Bärwurz hin, und diese Zerfaserungen hier sind Indikatoren für Exotika: Maithai, Caipirinha, Cuba Libre usw.

Die Mischung deutet darauf hin, der Eigner war wohl Abgeordneter – wahrscheinlich der CSU, aus einem niederbayerischen Wahlkreis –, keine Hinweise jedoch auf Toskana-Fraktions-Zugehörigkeit mangels Weinstein.

Man erkennt an der Kornmarinade vor allem Arbeitsessen und Herrenabende. Daraus folgern wir, der Abgeordnete hat seine geliebte Heimat verlassen, um im Norden Deutschlands an Entscheidungsprozessen teilzunehmen.

Die psychischen Anforderungen müssen enorm gewesen sein, Verbiegungen wie Fraktionszwang, also Kadavergehorsam, sind wohl die Ursache für den Kollaps dieses Organs. Es wurde gleichsam auf natürlichem Wege an eine Destille assoziiert und somit haltbar gemacht. Wir haben hier mit dieser Leber praktisch den Vorläufer einer Festplatte. Leberwerte haben schon Börsenwerte beeinflusst und sogar die bayerische Geschichte. Zum Ende des letzten Jahrhunderts haben 1,99 Promille dazu beigetragen, unter Mithilfe des Ablebens eines Osteuropäers, den Bayerischen Verdienstorden zu erringen und den Träger wegen seiner großen Erfahrungen im Straßenverkehr zum Verkehrsminister zu ernennen. Aus der Wirtschaft direkt in den Verkehr, das brachte logischerweise auch das Wirtschaftsministerium mit sich. Zur allgemeinen Begeisterung der Bevölkerung. Diese Ämterhäufung wäre zweifelsohne ohne diese Ausnahmeleber unmöglich gewesen.

Und auch diese Leber hier, untermauert den chronischen Optimismus in eine gedeihliche Weiterentwicklung unseres Landes. Aller Wahrscheinlichkeit nach.

Und wir wollen aus dieser Leber ja lediglich die Wahrscheinlichkeit ableiten und keinesfalls die Wahrheit.

Die Wahrheit nämlich würde uns zum weiteren Schnapskonsum förmlich zwingen und das wollen wir doch schon um unserer Leber willen lieber bleiben lassen.

Gegendarstellung II

In letzter Zeit ist es durch verschiedene Publikationen in diversen einschlägigen Gazetten und Medien zu ungeheuerlichen Verdächtigungen und Verleumdungen bezüglich der Person unseres hochverehrten Ministerpräsidenten F.J. Strauß und seiner Familie, sowie seines Freundes, des Fleischgroßhändlers März, Inhaber der Fa. Marox, der CSU und ihres Parteivorsitzenden Dr. Theo Waigel, sowie des Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern Max Streibl gekommen. Zu diesen üblen Behauptungen sei im Namen meines Mandanten folgende Gegendarstellung gegeben:

Die Tatsache, dass Herr Schalck-Golodkowski in einer Villa am Tegernsee residiert, hat nichts mit dubiosen Geschäften zu tun, sondern lediglich mit der reinen Luft unserer bayerischen Alpen!

F.J. Strauß kann gar nicht, wie unterstellt, die banküblichen 2% Provision für das Zustandekommen des 2-Milliarden-Kredits bezogen haben, da Dr. h.c. F.J. Strauß – wie eigentlich bekannt sein müsste – Geschäfte unter einer Provision von 4% generell als unzureichend angesehen hat!

Die Spanische Firma Interima SA, über die die Geschäfte vorwiegend abgewiegelt wurden, hatte niemals mit reellen Geschäften zu tun, sondern war immer nur als Tarn- und Briefkastenfirma für steuerfreie Abschreibungen von Provisionen tätig!

Die ungeheuerliche Unterstellung, ein CSU- Vorsitzender oder ihm nahestehender Großunternehmer vom Kaliber eines Herrn März müsse zum Zwecke einer Steuerhinterziehung nach Spanien ausweichen, möchten wir hiermit, auch im Namen des damaligen Finanzministers Max Streibl, auf’s Schärfste zurückweisen.

Franz Neubauer, der frühere Sozialminister ist nicht nur – wie unzulänglich behauptet – Finanzberater von Herrn Schalck-Golodkowski, sondern auch dessen Steuer- und Vermögensberater!

Max Strauß betreut als Sozius der Anwaltskanzlei Kaddiaffi Herrn Schalck-Golodkowski nicht nur zwischenmenschlich, sondern auch juristisch.

Auch die Tatsache, dass Herr Hohlmeier als Prokurist bei Fa. Marox tätig war, beweist doch die Distanz, die die Familie Strauß zu den Herren März und Schalck-Golodkowski jederzeit wahrte!

Der Bayerische Rundfunk ist bei ausführlichen Recherchen durch Report München in der Umgebung von F.J. Strauß niemals auf belastendes Material gestoßen, sondern, wie schon im Bayernkurier ausführlich dargelegt, und im Bayerischen Fernsehen unzensiert gesendet, nur auf ganz normale Geschäfte, sämtlich zum Wohle der Bayerischen Bauernschaft!

Die Behauptung, in München herrschten Zustände wie in Palermo, kann jederzeit widerlegt werden, da Palermo nachweislich in Italien liegt und München in Bayern!

Auch sind sämtliche Verträge mit Herrn Schalck-Golodkowski nicht in italienischer Sprache, sondern ausschließlich in Deutsch ausgehandelt worden, was durch die vom Innenministerium nicht freigegebenen Akten jederzeit belegt werden konnte!

Der Kormoran

Wir haben ja das Ganze gesagt. Wir haben ja das alles in unserer Zeitschrift drin, gell. Wir haben vom Fischereiverein einen Leitartikel drin, im Petri Heil. Das hätte man jederzeit nachlesen können. Wir haben gesagt: Wenn dieses Ganze da drunten im Donaudelta, oder in Ungarn am Dings, ne, oder die Skandinavier … Dann haben wir gesagt, wenn das so weitergeht, dann haben wir verbrannte Erde. Gell. Wir haben gesagt, wir sind bereit, von uns aus, wir machen Zugeständnisse. Gell. Aber unter Voraussetzungen! Dass wir uns recht verstehen. Wir haben gesagt, unter der Voraussetzung, dass dieser Kormoran, gell, am -17. August am Chiemsee als Einzelvogel – also als Single – sich hinsetzt und am 18. August wieder weiterfliegt, gewähren wir ihm Überflugsrechte. Aber er muss sich an die Vereinbarung halten, nur dann kommt ein Waffenstillstand zustande. Aber da kennen Sie den Kormoran schlecht, wenn man dem den kleinen Finger gibt, dann will er die ganze Hand! Verstehen Sie? Und dann lässt man sich einwickeln! Und dann kommt er nicht als Einzelvogel, wie vereinbart, sondern 400 Kormorane pro Kormoran. Und dann geht das Gemetzel los! Dann geht’s los! Auf die Renken, auf an Hecht, auf die ganzen Fische. Das ist ein Massaker! Das will man heute nicht wahrhaben. Weil sie wollen nur den Irakkrieg zeigen, und was am Chiemsee los ist, davon redet kein Schwanz mehr, gell. Das ist es! Und ich möchte, ich möchte das vom Fischereiverein her auch noch einmal extra betonen, damit es die ganze Welt erfährt: Wenn der Kormoran … Schon allein der Name Kormoran! Wer hat denn den schon jemals gehört? Kormoran! Das ist ein Fischreiher! Nicht! Kormoran! Koran … Oder ich weiß es nicht, gell. Wir haben in Bayern schon viele hinausgeschmissen: die Hunnen, die Mongolen, die Römer, die Österreicher, alle haben mir hinausgeschmissen, und der Kormoran käme hier herein. Einfach so. Ja, wo sind wir denn?

Und wenn der Kormoran sich an keine Vereinbarung hält, dann sage ich heute: Ab 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen!

Apokalypse Now

Früher, sicher, jedes Früher hat ein Früher, und mein Früher, ich mein, jeder hat halt die Zeit, die er hat, eine andere steht ihm nicht zur Verfügung, aber blöder als die heute waren wir damals auch nicht. In die Wiege ist es uns jedenfalls nicht gelegt worden. Wir haben uns schon was einfallen lassen müssen. Sachen haben wir gemacht, da tät man heute sagen, ui ui ui.

In die Hölle kommt man ja nicht mehr, die wurde abgeschafft. Wahrscheinlich auf Druck von ganz oben, wegen der hohen Energiekosten. Eine kleine Temperaturabsenkung hätte wohl das Kraut auch nicht mehr fett gemacht. Ein Glück, denn wenn ich mich erinnere, wie wir damals in einer Art Blitzaktion der alten Oma die Handtasche gezwickt haben, wusch!, um die Ecke, alles raus aus der Tasche, Geld gezählt, verteilt – gerecht verteilt! Fairness war oberstes Gebot! Aber, wie gesagt, das Ganze ist eben Schnee von gestern, und außerdem war das ja damals eher ein Einzelvorgang, weil man ja wusste, so eine Oma kommt nicht jede Woche vorbei.

Sonst haben wir vielleicht einmal in einem Kramerladen einen Eierlikör mitgehen lassen oder einen Dosenfisch, aber auch nur aus Trainingsgründen. Wer bitte sauft denn freiwillig einen Eierlikör oder frisst einen Dosenfisch?

Aber es ging auch anders, und darauf möchte ich schon hinweisen. Früher gab’s Sachen, die gibt es heute so wahrscheinlich nicht mehr. Ich erzähle das aus meinem eigenen Erfahrungsschatz. Ich stehe – also früher – in der Kabine im Schwimmbad und sehe einen Geldbeutel, fett wie ein Karpfen. Jetzt raten sie einmal, was ich gemacht habe? Ich habe den Geldbeutel abgeliefert, beim Bademeister! Ich weiß, das klingt wahnsinnig. Sogar meine Mutter, eine erzkatholische Frau, hat damals zu mir gesagt: »Du bist ein schönes Rindvieh!«

Früher waren wir natürlich naiver, blauäugiger, aber alles braucht seine Zeit. Dass man heute eine Bilanzfälschung ordentlich hinbringt oder einen Insolvenzbetrug aufs Parkett legt, dazu gehören Jahre der Erfahrung!

Auch Abstinenz ist manchmal notwendig. Einsitzen, Kollegen kennenlernen. Auch Leute, die in anderen Branchen groß geworden sind: Diebe, Erpresser, Heiratsschwindler. Das Inkassowesen – hochinteressant! Was man da für Möglichkeiten hat! Unvorstellbar. Aber so was geht nur durch »learning by doing«.

Ein einziges Mal habe ich selbst nachgeholfen, als ich noch auf Erbschleicherei spezialisiert war. Ich wollt halt den Erbvorgang ein bisschen beschleunigen. Aber das ist nicht meine Sache. Davon bin ich vollkommen abgekommen. Die Killer aus Moldawien, die waren zwar zuverlässig, schnell, auch preisgünstig. Aber trotzdem arbeite ich heute viel lieber wieder ganz klassisch mit einem sizilianischen Mafioso oder einem Camorristen aus Neapel. Die kosten zwar mehr, aber dafür bekommt man auch erstklassige Qualität. Das macht sich besonders bei der Entsorgung bemerkbar. Und alles in der Pauschale inbegriffen! Ich bin doch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Für sein gutes Geld kann man doch heute wirklich mehr verlangen als nur »patsch bumm«. Die Ansprüche sind auf allen Gebieten gewachsen. Und Verzweiflung gibt’s genug. Vor allem in den Ballungsgebieten wachsen die jungen Desperados nach wie die Schwammerl.

Aber ich sag’s Ihnen: Zunehmend juckt’s mich wieder selber in den Fingern. Überredet mich doch mein Schwager, so ein militanter Umweltfreak, dass ich mein Auto umrüsten lass auf Biokraftstoff. Und pfeilgrad, sehenden Auges gehen wir denen in die Falle und zahlen jetzt eine Strafsteuer auf Umweltöl, dass es nur so kracht, und zwar jedes Jahr mehr. Jetzt weiß ich’s, Umwelt ist nur der Aufhänger, die wollen mein Geld, die wollen mich fleddern! Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich meinen alten Motor weiterrauchen lassen wie eine Fritteuse.

Aber das ist nur ein Beispiel, da gibt’s noch viele andere. Da wird mit unseren Steuergeldern ein Gebäude gebaut. Kostenvoranschlag drei Millionen. Alle sagen, na ja, schon happig, aber was will man machen. Jetzt kostet dieses Gebäude – so eine Art Beamten-Versailles – achtzehn Millionen! Spielt alles keine Rolle, weil der Verantwortungsnehmer ist schon da, geht allerdings sofort in Pension.

Respekt! So muss man’s machen.

Über sechzig Prozent der Energie, die ein Kraftwerk erzeugt, werden in die Luft geblasen. Das bedeutet, die heizen, was das Zeug hält, und verpesten die Umwelt. Aber ich finanziere das.

Oder ich schicke den Bayerischen Landtag nach Peking zu einem Symposium, damit die dort chinesisches Beschwerderecht studieren. Das heißt auf Deutsch, die lobstern sich dort voll, anstatt beim Donisl einen Leberkäs zu fressen.

Ich darf mir jetzt sogar ein Stück von meiner eigenen Eisenbahn kaufen, sagt der Verkehrsminister, dann hat er mehr Geld und kann sie teurer an andere verkaufen.

Wenn ich morgen sechs Nürnberger Bratwürstel grillen will, dann darf ich das nur, wenn das Amt für öffentliche Ordnung, das Umweltreferat, die Feuerpolizei, die Nachbarn und die in Brüssel es erlauben. Aber Hauptsache, der Staat verdient, je teurer das Öl, desto mehr. Weil die Steuern immer besser greifen und weil dann immer mehr Menschen in eine Wärmestube gehen müssen, spart man unglaublich viel Energie.

Ein Abgeordneter erzählt im Fernsehen, dass die Energiebesitzer Monopolisten sind. Ich weiß das schon seit vierzig Jahren. Aber ich lass mich gerne von solchen Informationen überraschen. Ich zahle zu viel für Energie, sagt der Abgeordnete, ich atme auf, aber das wird sich so schnell nicht ändern, sagt er. Und außerdem zahle ich sowieso für so vieles viel zu viel. Was ich zahle, weiß ich nicht, wieso auch.

Mein Bankgeheimnis habe ich nicht mehr, das haben die, und die wissen vielleicht, was ich zahle, wie lange noch und wann ich anfange, unrentabel zu sein. Klar, die wollen halt gerne wissen, welche Zeitung ich abonniert habe, wohin ich in Urlaub fahre, aber noch mehr wissen sie mit Hilfe der Payback-Card, da wissen sie alles – wann ich ein Tiroler Gröstel esse, wissen sie dann, und ob der Majoran drin fehlt. Zum Arzt brauch ich auch nicht mehr, weil mir schon der Sparkassler sagt: »Gratuliere, Ihre Mandelentzündung klingt ab.«

Früher war ich ein Bürger, heute bin ich eine Nummer. Als Bürger hatte ich Pflichten dem Staat gegenüber und er mir gegenüber, zum Beispiel, dass er mir meine Privatheit schützt. Aber das braucht’s jetzt nicht mehr, weil sie ihm schon gehört. Ich bin digitalisiert, nur noch ein Nichts! Irgendwo, für irgendwen, irgendwann!

Wie schon gesagt, zunehmend juckt’s mich wieder selber in den Fingern, aber bei der Gelegenheit müssen auch gleich noch ein paar Hinterbänkler dran glauben, weil, wenn einer nach zwei Jahren im Parlament mehr Rente bekommt wie ich, wo ich mir zu keiner Sechzig-Stunden-Woche zu schade bin, und das über vierzig Jahre, dann gehört der weg! Da kenn ich keinen Radi. Die wollen uns doch fertigmachen. So schaut’s aus.

Was die Zukunft bringt, wollen Sie wissen? Sie glauben doch nicht im Ernst, dass so ein paar Zeitungsleser oder Wurstverkäufer und schon gar nicht so Künstler oder so Intellektuelle dieses Millionenheer von Betriebswirten, Juristen, Anlageberatern, Versicherungsagenten und Ministerialbeamten aufhalten können. Überall nisten sie in ihren Palästen, erstellen Fragebögen, erfassen!

Die Angsttreiber sind unterwegs. Jetzt belagern sie schon die Altersheime! Beschäftigen Rentnerspione. Auf jede geringste Regung hauen sie ein Spinnennetz von Kleingedrucktem! Pressen jede Menschlichkeit in Raster und digitalisieren dich ins Nichts.

Aber wehr dich amal dagegen und stell dich hin, und willst was sagen, dann holens dich ab im Zeiserlwagen.

Dieses Gschwerl, diese Drecksbagasch, Saubande, Halsabschneider, Blutsauger, Banditen, Mörder!

Der Konservator

Sie, ich sag das Ganze natürlich nicht zuletzt, also privat, aber es geht mir nicht aus dem Sinn, weil man könnt ja sagen, weil ich quasi beruflich schon eine gewisse Affinität dazu habe … Ich bin ja im Denkmalpflegerischen tätig, und das ist eine schöne Aufgabe, im bayrischen Denkmalschutz, nicht wahr. Aber ich sag das trotzdem privat, weil ich der Meinung bin, und das kann man durchaus so sehn:

Wir sind in Bayern als abendländischer Kulturstaat kulturell betrachtet ein Gigant. Sicher, wir sind als solcher natürlich auch von anderen Abendländern umzingelt. Das macht die Sache nicht einfacher. Aber, auf der anderen Seite sind wir in Bayern doch immerhin – wie soll ich sagen? – angehalten, für unser Renommee und natürlich auch für diese enormen Kulturschätze einzustehen. Dass wir all das, was wir im Lauf der Jahrhunderte hier angehäuft haben, dass wir das bewahren, aufheben, für spätere Generationen konservieren, verstehen Sie. Daher auch der Ausdruck »konservativ«. Dass wir eben diese abendländischen Schätze auch würdigen, das kostet natürlich Geld. Machen wir uns nichts vor. Und wir in Bayern geben ja immerhin noch Gelder aus. Das Ausland fragt sich sowieso schon, was wir uns alles leisten. Wir leisten uns ja tatsächlich noch Sachen, wo man sich fragt: »Ja, können wir uns das überhaupt noch leisten?« Aber wir leisten es uns eben. Ich frag mich auch: Muss man eine Galerie der Moderne haben? Gut, man hat sie. Nein, es ist ja immer eine Frage des … Der eine ist das Subjekt, der andere ist mehr subjektiv, und ganz ein anderer ist objektiv irgendwie nur noch Objekt. Wie’s halt so ist im Leben.

Aber wir geben wirklich Geld aus, erstaunlich! Wir leisten uns in Bayern immer noch eine Opposition. Moment! Wie heißt das Gesetz? Genau: Angebot und Nachfrage. Das Angebot dazu wäre ja da. Aber, wie gesagt, natürlich mein ich auch die kulturellen Investitionen. Ich weiß, derzeit sprechen viele Menschen von einer Erosion, kulturell betrachtet, vom apokalyptischen Untergang dieses Abendlandes. Aber der ist ja nicht nur einmal prophezeit worden. Denn es gibt immer noch Leute, die sagen: »Ja, wir kämpfen!« Aber gegen wen? Für was? Gegen Windmühlen? Das ist dann schon a bisserl hysterisch. Windmühlen? Das ist nicht das Problem bei uns in Bayern. Wir haben ein anderes Problem.

Darf ich’s auf den Punkt bringen? Unser Problem heute in Bayern, das sind die Menschen. Ganz eindeutig – wir haben es heute in Bayern mit Menschen zu tun, wo man sich fragt: »Ja gibt es denn das, dass es die gibt?« Die hat’s doch früher nicht gegeben. Jedenfalls nicht in Bayern. Wir haben es doch selbst lernen müssen in Geschichte, oder? Wir haben doch auswendig gelernt, dass diese Vandalen in der Völkerwanderung untergegangen sind. Aber diese Geschichtsinterpretation ist renovierungsbedürftig! Diese Vandalen haben heute ein Comeback! Mich würde nur interessieren, wo die in der Zwischenzeit waren.

Schauen Sie, ich sag Ihnen ein Beispiel aus meiner beruflichen Erfahrung. Was man da heute erleben muss! Schlechter gesagt, man ist förmlich dazu gezwungen, es zu erleben. Wir hatten ein Angebot einer japanischen Autofirma, ich glaube Mitsubishi, aber ich möchte mich nicht festlegen. Sie wollen im Nymphenburger Schloss – Nymphenburger Schloss! Welterbe der Kultur! –, wollen sie ihr Vehikel aufstellen, und ob das möglich ist. Und da haben wir vom Freistaat gesagt: »Ja sicher, warum nicht, wenn sie gescheit zahlen«, und die zahlen ja bekannterweise gescheit, »dann sollen sie halt ihr Vehikel hinstellen!«