Mitten in die Hölle - Frank Callahan - E-Book

Mitten in die Hölle E-Book

Frank Callahan

0,0

Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Malcom ist am Ende. Er wird seine kleine Pferderanch verlieren, wenn er die Schulden nicht bezahlen kann. Doch da bietet ihm der mächtige Rancher Ray Bannister zehntausend Dollar, wenn es ihm gelingt, seinen Sohn Thornton aus Mexiko zurückzuholen, der mit der heißblütigen Carmen durchgebrannt ist. Malcom reitet los. Mitten in die Hölle der mexikanischen Revolution. Und dann stellt sich heraus, dass Thornton nicht nur von der mexikanischen Armee, sondern auch von Rurales und Juaristas gejagt wird, denn er hat mit allen ein teuflisches Spiel getrieben. Heißer Atem traf Malcom Cunninghams Nacken. Gleichzeitig spürte er einen harten Druck in seinem Rücken. Er wusste, dass dies kein Zeigefinger, sondern der Lauf einer Waffe war. »Ganz ruhig bleiben, Cunningham«, schnarrte eine Stimme dicht an seinem rechten Ohr. »Wenn du auch nur tief Atem holst, drücke ich ab!« Malcom blieb regungslos stehen, um seinen Gegner nicht zu reizen. Längst hatte er an der Stimme erkannt, wer hinter ihm stand. Drake Hanson war seit Monaten nicht gut auf ihn zu sprechen, seitdem er dem Vormann der »Lone-Star-Ranch« beim Pokern eine Menge Dollars abgenommen hatte. Danach musste Malcom sich seiner Haut wehren, denn der Vormann beschuldigte ihn, falschgespielt zu haben. Cunningham besorgte es ihm auf raue Weise und verpasste Drake Hanson die schlimmste Tracht Prügel seines Lebens. »Na, hats dir die Sprache verschlagen?«, spottete Hanson und wich einen Schritt zurück.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Die großen Western – 402 –Mitten in die Hölle

Frank Callahan

Malcom ist am Ende. Er wird seine kleine Pferderanch verlieren, wenn er die Schulden nicht bezahlen kann. Doch da bietet ihm der mächtige Rancher Ray Bannister zehntausend Dollar, wenn es ihm gelingt, seinen Sohn Thornton aus Mexiko zurückzuholen, der mit der heißblütigen Carmen durchgebrannt ist. Malcom reitet los. Mitten in die Hölle der mexikanischen Revolution. Und dann stellt sich heraus, dass Thornton nicht nur von der mexikanischen Armee, sondern auch von Rurales und Juaristas gejagt wird, denn er hat mit allen ein teuflisches Spiel getrieben. Ein Himmelfahrtskommando für Malcolm, den Kämpfer aus Texas …

Heißer Atem traf Malcom Cunninghams Nacken. Gleichzeitig spürte er einen harten Druck in seinem Rücken.

Er wusste, dass dies kein Zeigefinger, sondern der Lauf einer Waffe war.

»Ganz ruhig bleiben, Cunningham«, schnarrte eine Stimme dicht an seinem rechten Ohr. »Wenn du auch nur tief Atem holst, drücke ich ab!«

Malcom blieb regungslos stehen, um seinen Gegner nicht zu reizen. Längst hatte er an der Stimme erkannt, wer hinter ihm stand.

Drake Hanson war seit Monaten nicht gut auf ihn zu sprechen, seitdem er dem Vormann der »Lone-Star-Ranch« beim Pokern eine Menge Dollars abgenommen hatte.

Danach musste Malcom sich seiner Haut wehren, denn der Vormann beschuldigte ihn, falschgespielt zu haben. Cunningham besorgte es ihm auf raue Weise und verpasste Drake Hanson die schlimmste Tracht Prügel seines Lebens.

»Na, hats dir die Sprache verschlagen?«, spottete Hanson und wich einen Schritt zurück. »Du kannst dich umdrehen, Falschspieler!«

Malcom wandte sich dem Vormann zu, der lässig mit seinem Colt auf ihn zielte und dabei höhnisch grinste.

»Was willst du?«, fragte Malcom Cunningham gelassen. »Bist du jetzt unter die Straßenräuber gegangen? Ich hatte immer geglaubt, dass dich dein Boss gut bezahlt. Los, spuck schon aus, warum du mich auf offener Straße überfällst.«

Mitternacht war vorüber, und die Straßen der kleinen Stadt Carrizo Springs waren wie leer gefegt. Nur im Saloon, den Malcom vor wenigen Minuten verlassen hatte, brannten noch einige Kerosinlampen.

Malcom war nichts ahnend auf dem Weg zu seinem Pferd gewesen, als der Ranchvormann hinter einem Schuppen aufgetaucht war und ihn mit seinem Revolver bedroht hatte. Nun steckte Cunningham bis über beide Ohren in der Klemme.

Drake Hansons hasserfüllt funkelnde Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

Er hob den Revolverlauf leicht an, der nun auf Malcoms linke Brustseite gerichtet war.

»Angst …?«, höhnte er. »Hast du dir die Hosen vollgemacht? Hier stink’s ja übel.«

»Du solltest dir mal deinen rechten Stiefel ansehen«, erwiderte Malcom ruhig. »Du bist nämlich mitten in einen Kuhfladen getreten, mein Bester!«

Drake Hansons spöttisches Lächeln verlor sich. Und dann blickte er wirklich nach unten.

Mit so viel Dummheit hatte nicht einmal Malcom Cunningham gerechnet.

Doch dann nützte er die Chance blitzschnell, die sich ihm bot.

Sein rechter Fuß schnellte vor und erwischte die Revolverhand seines Gegners voll. Dem Ranchvormann wurde der Colt aus der Hand getreten, der im hohen Bogen davonsegelte.

Drake stand im ersten Moment wie gelähmt da, doch dann stieß er einen wütenden Schrei aus und wollte sich auf Malcom werfen.

Es blieb beim Versuch, denn Cunningham sprang blitzschnell zur Seite und ließ seinen schwergewichtigen Gegner wie einen wütenden Büffelbullen vorbeistürmen. Und er brachte sogar noch das Kunststück fertig, Drake wuchtig ins Sitzleder zu treten.

Hanson prallte gegen eine Scheunenwand. Es dröhnte dumpf, und der alte Schuppen begann bedenklich zu ächzen.

Der bullige Vormann stöhnte schmerzerfüllt auf.

Er taumelte einige Schritte auf Malcom zu und winkelte dabei die Arme an.

»Sei kein Narr!«, knurrte Malcom. »Soll ich dir schon wieder eine ordentliche Abreibung verpassen?«

Cunningham zog glatt und schnell seinen Revolver aus dem Holster. Sein Gegner blieb so abrupt stehen, als wäre er gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt.

»Hundesohn«, ächzte er. »Ich hätte doch gleich abdrücken sollen, anstatt herumzutändeln!«

»Richtig, Hanson. Du lernst es nie. Jetzt übergebe ich dich dem Marshal. Mir reicht’s endgültig. Los, du kennst ja den Weg. Wenn du dich nicht sputest, zeige ich dir sehr schnell, wie gut ich mit meinem Eisen umgehen kann!«

So klirrte Malcom Cunninghams Stimme.

Drake blieb stehen und ließ beide Arme sinken.

»Na gut, Cunningham«, brachte er dann mühsam hervor. »Tut mir leid. Ich wollte dich nur ein wenig erschrecken. Mehr nicht!«

»Das kannst du dem Gesetzeshüter auf die Nase binden. Ab durch die Mitte, ehe ich die Geduld verliere!«

In diesem Moment erklang eine harte Stimme hinter Malcom auf.

»Stecken Sie schon den Colt ins Leder, Cunningham. Das ist viel besser für Ihre Gesundheit!«

*

Malcom drehte den Kopf und starrte auf einen großgewachsenen Mann, der aus einer Seitengasse getreten war. Ray Bannister. Blonde, gelockte Haare quollen unter einem beigen Stetson hervor, reichten bis zu den Schultern und umgaben Ray Bannisters Kopf wie eine Löwenmähne.

Der Big Boss stiefelte selbstgefällig näher und stemmte dann beide Hände in die Hüften. Ray Bannister begann auf den Stiefelspitzen zu wippen. Dabei sah er Drake Hanson verächtlich an.

»Hau schon ab!«, stieß er dann wütend hervor. »Verdammt noch mal, du taugst wirklich nur für die Weide und bist für sonst nichts zu gebrauchen. Los, schleich dich, ehe ich die Geduld verliere!«

Hansons Gesicht erinnerte an einen hellen Fleck in der Dunkelheit. Er sagte keinen Ton, sondern schlich wie ein geprügelter Hund davon und verschwand Sekunden später hinter dem Schuppen.

»Tut mir leid, Cunningham«, sagte Ray Bannister. »Ich hatte meinem Vormann den Auftrag gegeben, Sie auf meine Ranch zu bitten. Irgendwie ahnte ich aber, dass Drake schon wieder seine Privatfehde gegen Sie fortsetzen wollte. So folgte ich ihm, nachdem er inzwischen überfällig war. Und ich bin froh, dass es kein Blutvergießen gegeben hat.«

Malcom schob seinen Revolver ins Holster und blickte den mächtigen Cattle King mit wenig Begeisterung an.

Ihm wurde wieder einmal klar, dass er und der Rinderboss niemals Freunde sein würden.

Malcom dachte daran, dass er nun schon seit drei Jahren an Bannisters Grenze eine kleine Pferderanch sein eigen nannte, die er von seinem Onkel geerbt hatte.

Ray Bannister hatte am Anfang alles getan, um ihn unter Druck zu setzen, denn er wollte das wunderschöne Tal für seine Rinder in Besitz nehmen.

Doch Malcom wusste sich seiner Haut zu wehren und gab auch nicht auf, als ihn der Rancher sogar den Kredit sperren ließ, denn ihm gehörte die Bank in Carrizo Springs.

»Was wollen Sie, Bannister?«, fragte Malcom Cunningham kalt.

»Mit Ihnen reden, Cunningham.«

»Ich wüsste nicht, was wir beide miteinander zu besprechen haben. Und wenn Sie schon wieder an meinem Besitz interessiert sein sollten, dann …«

Ray Bannister lächelte überheblich.

»Was dann …?«, unterbrach er den Pferderancher. »Im Grunde genommen gehören mir bereits Ihr Tal und auch die Ranch. Ich habe sämtliche Schuldscheine aufgekauft. Und wenn ich so recht überlege, dann haben Sie mehr Schulden als Haare auf dem Kopf.«

Malcom Cunninghams Lippen wurden schmal, während sich seine Hände zu Fäusten ballten.

»Na gut«, stieß er dann heiser hervor. »Mir bleiben noch drei Monate Zeit, um das Geld aufzutreiben. Vorher läuft da nichts. Überhaupt nichts!«

Cunningham lächelte verhalten.

»Ich kann warten, Cunningham. Das ist auch nicht der Grund, warum ich Sie so dringend sprechen muss. Ich möchte Ihnen einen Job anbieten.«

»Kein Interesse, Bannister!«

»Sie sollten sich wenigstens anhören, was ich Ihnen zu sagen habe. In Ihrer Lage zählt jeder Dollar doppelt. Und ich biete Ihnen einen Zehntausend-Dollar-Job. Na, was sagen Sie jetzt …?«

Malcom Cunninghams Körper spannte sich, als wittere er eine drohende Gefahr. Er hielt sogar den Atem an, was Ray Bannister mit einem zufriedenen Lächeln registrierte.

»Soll ich jemanden für Sie umbringen, Bannister?«

Das Lächeln des Big Bosses erlosch schlagartig. In seine Augen trat ein drohendes Funkeln.

»Zügeln Sie Ihre Zunge, Cunningham! Verdammt noch mal, ich biete Ihnen die Chance Ihres Lebens, und Sie beleidigen mich. Tut mir leid, Cunningham, dass ich Sie belästigt habe!«

Malcom Cunningham leckte über seine Lippen. Er schob seinen Stetson in den Nacken und zuckte mit den Schultern.

»Tut mir leid, Bannister. Sie sollten aber auch mich verstehen. In den letzten Jahren sind wir beide nicht besonders gut miteinander ausgekommen. Und nun bieten Sie mir plötzlich einen Zehntausend-Dollar-Job an. Ihnen ist doch klar, dass ich dann leicht und locker meine Schulden zurückzahlen kann?«

Ray Bannister nickte.

»Das muss ich mit einkalkulieren. So wichtig ist mir Ihre Ranch im Grunde genommen nicht. Wollen Sie mich anhören? Ich denke aber, dass wir in den Saloon einkehren, um alles in Ruhe zu besprechen.«

»Ben Tucker schließt gerade. Er wird …«

»Lassen Sie das meine Sorge sein, Cunningham. Sie vergessen wohl, dass ich der Besitzer der Whiskytränke bin!«

Malcom Cunningham zögerte noch immer. Er traute dem Big Boss nicht über den Weg. Bannister war nun einmal kein Menschenfreund, der auch nur einen lausigen Cent verschenkte.

Und doch reizte es Malcom, wenigstens zu erfahren, was das für ein Job war, den ihm der King anbieten wollte.

Ray Bannister stiefelte in Richtung Saloon. Für ihn war klar, dass er Cunningham bereits am Haken hatte.

Und so war es auch!

*

»Du kannst schlafen gehen, Ben«, sagte Ray Bannister zu dem dicken Wirt, dessen Glatze hell im Schein einer Kerosinlampe schimmerte. »Lass die Flasche und zwei Gläser hier. Sobald wir unser Gespräch beendet haben, verlassen wir die Kneipe durch den Hinterausgang.«

Der Salooner stellte die volle Whiskyflasche und zwei Gläser auf den Tisch und nickte Malcom Cunningham und Ray Bannister zu. »Soll ich einschenken, Sir?«

»Nicht nötig, Ben!«

Dann schlurfte der schwergewichtige Mann müde davon und schloss die Tür des Nebenzimmers hinter sich.

Ray Bannister schenkte zwei Gläser voll. Schon nach dem ersten Schluck merkte Malcom, dass dieser Whisky nicht mit der Pumaspucke zu vergleichen war, die sonst in der Kneipe ausgeschenkt wurde.

»Auf Ihr Wohl, Cunningham!«

Der Big Boss stellte sein Glas klirrend auf die blank polierte Tischplatte zurück und sah sein Gegenüber fest an. »Ich denke, dass wir gleich zur Sache kommen sollten, Cunningham. Sie müssen mir aber versprechen, dass Sie zu niemandem auch nur eine Silbe unseres Gespräches verlauten lassen, wenn Sie den Job nicht annehmen.«

»Einverstanden«, erwiderte Malcom und leerte sein Glas, winkte aber ab, als der Ranchboss auf die Whiskyflasche deutete.

Nun zögerte Ray Bannister. Und es schien, als würde es ihm nicht leichtfallen, einen Anfang zu finden.

Er räusperte sich. Plötzlich war die sonst für Malcom so unerträgliche Arroganz aus seinem Gesicht verschwunden. Er sah Cunningham mit sorgenschwerem Blick an und seufzte leise.

»Es geht um meinen Sohn Thornton«, sagte Bannister leise. »Sie kennen ihn ja. Er ist ein wilder, fast zügelloser junger Mann, der stets glaubt, dem Teufel in die Suppe spucken zu können.«

Der Big Boss seufzte erneut und schenkte sich sein Glas noch mal mit goldgelbem Whisky voll.

Malcom kannte den Ranchersohn nur vom Sehen. Er hatte aber schon viel von Thornton Bannister gehört. Angeblich pokerte er bis in die Hölle und zurück. Kein Frauenrock war vor ihm sicher. Und er ging weder einer Schlägerei, noch einem Revolverkampf aus dem Weg.

»Das ist meine Schuld«, gab Ray Bannister offen zu. »Ich habe viel zu spät versucht, meinem Sohn straffere Zügel anzulegen. Leider kümmerte ich mich zu wenig um ihn und hatte nur meine Geschäfte im Sinn.«

Malcom wusste, dass Bannisters Frau schon vor über fünf Jahren bei einem Reitunfall ums Leben gekommen war.

»Und nun ist Thornton abgehauen. Nach Mexiko. Er will sich Benito Juarez’ Revolutionsarmee anschließen und auf seiner Seite gegen die Regierungstruppen kämpfen.«

Der Ranchboss stürzte den Drink in seine Kehle.

»Sie sollten nicht glauben, Cunningham, dass ich etwa diesen Maximilian, den die Franzosen zum Kaiser von Mexiko gekrönt haben, besonders schätze. Ich finde sogar, dass Juarez wieder an die Macht gehört, denn er wurde vom Volk gewählt, ehe er abgesetzt wurde. Ich habe aber etwas dagegen, dass mein Sohn da mitmischen will. Er ist noch zu jung, um zu sterben.«

Nun schenkte sich Malcom Cunningham doch noch einen Whisky ein. Es überraschte ihn sehr, dass der junge Bannister sich für die Mexikaner engagiert hatte. Das hätte er Thornton nicht zugetraut.

Ray Bannister lächelte salzig.

»Sie staunen – nicht wahr, Cunningham? Ich sehe es Ihnen an. Na gut, meinem Sohn interessiert die Politik in unserem Nachbarland herzlich wenig. Dahinter steckt eine rassige Señorita, die ihm die Flausen in den Kopf gesetzt hat. Dolores heißt die kleine Chica.«

Ray Bannister malte mit beiden Händen eine Figur in die Luft, nach der diese Dolores die kurvenreichste Frau der Welt sein musste.

Malcom Cunningham grinste, als er das verbissene Gesicht des Big Bosses sah.

Irgendwie tat es ihm gut, dass Ray Bannister an einem Problem zu nagen hatte, mit dem er nicht fertig wurde.

»Sie ist wirklich eine reizende Frau, diese Dolores«, fuhr der Ranchboss fort. »Natürlich verstehe ich Thornton, dass er sich in diese schwarzhaarige Tigerkatze verliebt hat. Ich gönne ihm auch seinen Spaß, doch nun habe ich erfahren, dass er die Mexikanerin heiraten will. Das möchte ich mit allen Mitteln verhindern. Und jetzt kommen Sie ins Spiel.«

Das hatte Malcom geahnt.

»Sie erwarten doch hoffentlich nicht von mir, dass ich Ihrem Sohn die kleine Chica ausspanne, Bannister? Ich bin zwar ein toller Bursche mit Haaren auf der Brust, doch …«

Der Big Boss zog ein Gesicht wie Sieben-Tage-Regenwetter und funkelte Malcom wütend an.

»Verdammt«, knurrte Ray Bannister. »Ich bin nicht zum Spaßen aufgelegt. Wirklich nicht! Und wenn Sie mich nicht für voll nehmen, dann beende ich sofort unser Gespräch!«

Malcom Cunningham hob abwehrend die Hände.

»Lassen Sie hören, welche Rolle Sie mir in diesem Spielchen zugedacht haben, Bannister.«

*

»Eine Zehntausend-Dollar-Rolle! Was sonst …?«, knurrte Ray Bannister noch immer verärgert. »Sie sollen meinen Sohn Thornton nach Texas zurückholen. Und es ist mir egal, ob er freiwillig mitkommt oder ob Sie ihn mit Gewalt aus Mexiko herausholen müssen!«

Malcoms Gesicht wurde ernst.

»Und dafür wollen Sie zehntausend Dollar ausspucken? Wo ist der Haken an der ganzen Sache?«

Bannister schwieg und starrte düster auf sein leeres Whiskyglas. Malcom hatte plötzlich das Gefühl, dass es der Big Boss inzwischen bedauerte, ihn überhaupt eingeweiht zu haben.

»Wenn Sie den Job annehmen, Cunningham, werden Sie bald mehr Sorgen haben als ein Straßenköter Flöhe. Thornton wird auf keinen Fall freiwillig mitkommen. Außerdem werden ihn die Mexikaner auch nicht laufen lassen. Und schließlich hängt diese Dolores wie eine Klette an ihm.«

Der Big Boss hob den Kopf.

»Hören Sie, Cunningham. Ich spucke zehntausend Greenbacks aus. Das ist eine Menge Geld. Damit fallen Sie wieder auf die Füße und sind Ihre Schulden los. Es bleiben Ihnen sogar noch einige tausend Bucks übrig. Dafür verlange ich, dass Sie Thornton gesund und … und unverheiratet zurückbringen. Wie Sie das anstellen, bleibt Ihr Problem. Es ist gut möglich, dass Sie dort drüben zwischen die Fronten geraten. Dann ist Ihr Leben keinen verrosteten Dime mehr wert.«

Malcom ahnte, dass der Ranchboss nicht so richtig mit der Wahrheit herausrückte. Anscheinend gab es da noch einige unerfreuliche Dinge, die er aber lieber für sich behielt.