Der Arizona-Teufel - Frank Callahan - E-Book

Der Arizona-Teufel E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. Der Mann schien direkt aus der Sonne zu kommen, die blutigrot hinter ihm am Himmel hing. Taumelnd setzte der hagere, stoppelbärtige und wie ein Cowboy gekleidete junge Bursche Schritt vor Schritt. Seine Kleidung war zerrissen. Blutspuren färbten Jacke und Hose an einigen Stellen dunkel. Frank Callager schleppte schwer an seinem Sattel, dessen Gewicht ihn zu erdrücken drohte. In der rechten Hand hielt er eine Winchester am Lauf, die er immer wieder als Krücke benutzte. Nun blieb Callager stehen, schwankte dabei wie ein Grashalm im Wind. Ein heiseres Stöhnen brach von seinen Lippen. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Er sah sich ruckartig um. Diese Bewegung riß ihn fast von den Beinen. Wieder stöhnte der Mann, dem man ansah, daß er nahezu am Ende seiner Kräfte war. Um ihn her war wüstenähnliches Land, übersät mit Felsbrocken und spärlich bewachsen mit Mesquitebüschen. Kakteen ragten zu seiner Linken hoch. Auf einer Felsplatte sonnte sich eine Klapperschlange, deren träges Rasseln die Stille durchbrach. Callager achtete nicht darauf. Eine große schwarze Spinne trippelte auf haarigen Beinen nur wenige Schritte an ihm vorbei. Callager ließ den Sattel von seiner Schulter gleiten. Staub wolkte auf, als das Leder hart am Boden aufschlug. Der zusammengekrümmte Körper des jungen Mannes streckte sich, ehe er eine Hand vor die Augen legte und zurückblickte.

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Die großen Western Classic – 15 –

Der Arizona-Teufel

Frank Callahan

Der Mann schien direkt aus der Sonne zu kommen, die blutigrot hinter ihm am Himmel hing. Taumelnd setzte der hagere, stoppelbärtige und wie ein Cowboy gekleidete junge Bursche Schritt vor Schritt.

Seine Kleidung war zerrissen. Blutspuren färbten Jacke und Hose an einigen Stellen dunkel.

Frank Callager schleppte schwer an seinem Sattel, dessen Gewicht ihn zu erdrücken drohte. In der rechten Hand hielt er eine Winchester am Lauf, die er immer wieder als Krücke benutzte.

Nun blieb Callager stehen, schwankte dabei wie ein Grashalm im Wind. Ein heiseres Stöhnen brach von seinen Lippen. Die Augen lagen tief in den Höhlen.

Er sah sich ruckartig um. Diese Bewegung riß ihn fast von den Beinen. Wieder stöhnte der Mann, dem man ansah, daß er nahezu am Ende seiner Kräfte war.

Um ihn her war wüstenähnliches Land, übersät mit Felsbrocken und spärlich bewachsen mit Mesquitebüschen. Kakteen ragten zu seiner Linken hoch.

Auf einer Felsplatte sonnte sich eine Klapperschlange, deren träges Rasseln die Stille durchbrach. Callager achtete nicht darauf. Eine große schwarze Spinne trippelte auf haarigen Beinen nur wenige Schritte an ihm vorbei.

Callager ließ den Sattel von seiner Schulter gleiten. Staub wolkte auf, als das Leder hart am Boden aufschlug. Der zusammengekrümmte Körper des jungen Mannes streckte sich, ehe er eine Hand vor die Augen legte und zurückblickte.

Er sah sie kommen. Apachen!

Klar und deutlich zeichneten sich die Silhouetten der beiden Krieger gegen den blauen Horizont ab. Sie ritten auf müden und erschöpften Mustangs und zügelten die Tiere ungefähr 100 Yards entfernt.

Callager lächelte hart, obwohl dadurch seine geschwollenen Lippen noch mehr schmerzten.

»Kommt nur, ihr Halunken!« murmelte er undeutlich, denn seine angeschwollene Zunge, die nach Wasser lechzte, wollte ihm einfach nicht mehr gehorchen.

Frank Callager kniete sich hinter dem Sattel nieder und hebelte eine Patrone in den Lauf seiner Winchester. Er wußte, daß ihm noch drei Kugeln verblieben.

Die beiden Rothäute glitten von den Pferderücken. Dann waren sie im Wüstenland verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.

Wieder lächelte Callager. Es war ein düsteres Lächeln, schon mehr das Zähnezeigen eines Tigers, der sich in die Enge getrieben fühlt.

Seit über vierundzwanzig Stunden hetzten ihn die Indianer. Acht von ihnen hatte er in die Ewigen Jagdgründe geschickt. Nur zwei Apachen blieben übrig, aber diese gaben die gnadenlose Hetzjagd nicht auf.

Und sie konnten sich sogar Zeit lassen, nachdem eine verirrte Kugel Callagers Pferd tödlich getroffen hatte.

Callager wartete geduldig. Er wußte zu genau: Apachen sah man erst, wenn sie selbst gesehen werden wollten. Die beiden Indianer würden jede sich nur bietende Deckungsmöglichkeit ausnutzen und sich bis auf wenige Schritte heranschleichen.

Da sie die Sonne im Rücken hatten, begünstigte dies ihr Vorhaben noch mehr, das verhaßte Bleichgesicht zu töten. Außerdem wußten sie, wie erschöpft ihr Opfer war.

Frank Callager zwang sich zur Ruhe. Schon oft in seinem Leben war er in so aussichtslose Situationen geraten und hatte sich immer wieder behaupten und durchsetzen können.

Er wußte, wie gut er mit dem Gewehr umzugehen verstand. Seine Linke tastete zum Revolver. Er bedauerte, keine Patronen mehr in der Trommel zu haben.

Wieder spähte er auf das vor ihm liegende Gelände. Felsen ragten wie abgebrochene Zahnstummel aus dem Wüstensand. Die tiefstehende Sonne blendete Callager.

Er legte sich nun bäuchlings in den heißen Sand und hielt seine Winchester schußbereit.

Die beiden Apachen würden bald wie blutgierige Teufel vor ihm aus dem Boden wachsen.

Drei Kugeln verblieben Frank Callager. Er war zu seinem letzten Kampf bereit.

*

Die Apachen griffen von zwei Seiten an. Sie erinnerten an huschende Phantome, so schnell und geschickt bewegten sie sich, als sie nur einige Pferdelängen von Frank entfernt aus Bodenmulden aufsprangen und angriffen.

Obwohl der junge Mann damit gerechnet hatte, stockte ihm der Herzschlag. Er sah die wie mit Öl eingeriebenen Oberkörper der beiden Krieger, erkannte bunten Zierrat und die mit grellen Farben bemalten Gesichter.

Das siegessichere Kriegsgeschrei der beiden Angreifer gellte in seinen Ohren.

Callager feuerte.

Die erste Kugel fehlte. Auch die zweite konnte den Apachen, der ihn von der linken Seite angriff, nicht stoppen.

Callager feuerte erneut. Diesmal fuhr sein Geschoß mitten ins Leben des Angreifers hinein, warf diesen zur Seite und ließ ihn wie vom Blitz getroffen zusammenbrechen.

Callager quälte sich auf die Beine. Keine Sekunde zu spät. Denn der zweite Apache schnellte sich heran. Sein wütendes Kriegsgeschrei gellte markerschütternd.

Er sah die hochgereckte Hand des Indianers, die einen Tomahawk hielt, der nun herniederzuckte, um ihm den Schädel zu spalten.

Mit letzter Kraft wuchtete Callager die leergeschossene Winchester hoch und fing damit den Hieb ab. Der Apache brüllte wütend auf.

Er taumelte zurück, griff aber sofort wieder an.

Callager starrte in das verzerrte Gesicht seines Gegners, fühlte den gnadenlosen Haß, der ihn fast körperlich traf, und wankte zurück.

Der Apache setzte nach, schlug einen Haken und wechselte den Tomahawk von der einen Hand in die andere. Ein triumphierender Schrei brach von seinen Lippen.

Callager wußte, daß jede Abwehrmöglichkeit zu spät kam. Er ließ das Gewehr einfach fallen und warf sich zur Seite. Haarscharf pfiff das indianische Kriegsbeil an seinem Schädel vorbei, radierte an seinem rechten Arm entlang und nahm Stoff und Hautfetzen mit.

Er wußte, daß er verloren war, wenn er nicht noch einmal alle Kräfte anspannte. Er rollte sich zur Seite. Dort, wo er noch vor einen Augenblick gelegen hatte, landete der gedrungene Körper des Angreifers.

Der Tomahawk schlug in den Boden. Der Stiel brach mit berstendem Geräusch. Der Apache mußte es erst einmal verdauen, nur noch den Griff seiner Waffe in der Hand zu halten.

Dadurch gewann Frank Callager wertvolle Sekunden. Er sprang auf die Beine. Seine Hand tastete zum Bowiemesser am Gürtel, aber es gelang ihm nicht, das Messer zu ziehen, denn der Apache griff erneut mit der Wildheit eines Pumas an.

Sein zusammengekrümmter Körper prallte gegen Callager und riß ihn einfach um. Die beiden unerbittlichen Gegner rollten über den sandigen Boden.

Kehlige Laute drangen an Callagers Ohren, als der Apache auf seine Brust zu sitzen kam. Übelriechender Atem schlug ihm entgegen. Die Hände des Apachen legten sich wie Stahlklammern um seinen Hals.

Callager schnappte keuchend nach Luft. Seine Augen weiteten sich, schienen aus den Höhlen zu quellen, während sich sein Mund zu einem lautlosen Schrei öffnete.

Panische Angst pulsierte durch seinen Körper. Verzweifelt wehrte er sich gegen den unbarmherzigen Griff des Apachen. Callagers Hände umklammerten die Arme des Indianers, wollten sie wegdrücken, um endlich wieder atmen zu können.

Es gelang ihm nicht.

Callagers Körper erschlaffte plötzlich. Der Apache schrie zufrieden auf, denn er glaubte sich bereits am Ziel. Er konnte nicht ahnen, daß dies nur ein Trick seines Gegners war.

Frank ließ die Arme des Apachen los und schmetterte ihm die Faust mit letzter Kraft in das triumphierende Gesicht.

Der tödliche Griff der Rothaut lockerte sich. Callagers Körper bäumte sich auf. Und es gelang ihm, den Apachen von sich zu schütteln.

Die gnadenlosen Gegner sprangen fast gleichzeitig auf. Callager rang keuchend nach Luft. Noch immer hatte er das Gefühl, die Hände des Apachen an seiner Kehle zu spüren.

Der Krieger griff erneut an. In letzter Sekunde steppte Frank zur Seite, ließ seinen Fuß stehen, und der Angreifer stolperte darüber.

Beide zogen nun ihre Messer und umkreisten sich lauernd. Callager kämpfte gegen ein immer größer werdendes Schwächegefühl an. Sein Herz hämmerte hart gegen die Rippen.

Der Apache sprang nach vorn und rechnete wohl damit, daß sein Gegner zur Seite ausweichen würde. Dazu besaß Frank keine Kraft mehr. Er blieb einfach stehen und reckte seine messerbewehrte Hand wie eine Lanze nach vorn.

Der Apache erkannte die drohende Gefahr, konnte aber nicht mehr ausweichen. Er lief genau in die breite Klinge des Bowie-Messers hinein.

Sein Aufschrei verklang. Dann brach der Indianer zusammen und blieb vor Callagers Füßen liegen.

Frank sank auf die Knie. Minuten vergingen, ehe er sich so weit erholt hatte, um sich erheben zu können. Er starrte aus zusammengekniffenen Augen zu den Indianermustangs hinüber, unternahm aber nicht den Versuch, sich einem der Tiere zu nähern. Er wußte genau, es würde ihm nicht gelingen, eines der Pferde einzufangen.

Er warf noch einen letzten Blick auf den Sattel und hob seine Winchester auf. Dann stiefelte er los, blickte nicht mehr zurück auf den Ort, wo beinahe seine letzte Stunde geschlagen hatte.

*

Der Posten auf dem Wachturm des Forts kniff beide Augen zusammen und nahm sein Gewehr von der Schulter.

»Dort vorne bewegt sich etwas«, sagte er mit nervös klingender Stimme. Der neben ihm stehende Sergeant blickte nun in die Richtung, in die der Korporal deutete.

Bleiches Mondlicht sickerte vom sternenklaren Himmel. Ein kühler Wind von den Bergen strich über die Palisaden. Irgendwo klopfte ein loses Brett rhythmisch gegen ein anderes.

»Das ist ein Mann«, murmelte Sergeant Buck Higgins. Sein Körper, der irgendwie an einen Kleiderschrank erinnerte, so breit und bullig wirkte er, straffte sich. »Der Kerl nähert sich nur langsam. Fast sieht es aus, als wäre er groggy.«

»Vielleicht ist es eine Falle«, antwortete Korporal Dalton. Er hob sein Gewehr an und zielte damit auf den nähertaumelnden Mann, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

»Nicht schießen, Korporal. Das ist ein Befehl. Wir warten erstmal ab, ob dieser Bursche allein ist. Es scheint kein Apache zu sein, obwohl sich immer wieder Indianerrudel hier herumtreiben.«

Minuten vergingen. Der Näherkommende fiel auf die Knie.

Es sah aus, als verrichte er sein Abendgebet.

»Soll ich Alarm geben?« fragte der Korporal.

»Sie scheinen aber mächtig die Hosen voll zu haben, Dalton!« knurrte Buck Higgins verächtlich. »Was werden Sie denn erst tun, wenn es da draußen von Apachen nur so wimmelt?«

Dalton antwortete nicht. Er starrte zu dem Mann hinüber, der sich nun wieder auf die Beine quälte und Fuß vor Fuß setzte. Nun sahen die beiden Blauröcke, wie die Soldaten von den Indianern genannt wurden, das blonde Haar des Nähertaumelnden. Der Stetson hing am Windriemen auf dem Rücken.

Sergeant Buck Higgins setzte sich in Bewegung und stieg die Treppe hinunter.

»Öffnen«, sagte er zu dem Soldaten, der Torwache hatte. »Da nähert sich ein Weißer, der vollkommen erschöpft ist. Ich hole ihn ins Fort. Sie sollten aber Ihr Gewehr schußbereit halten.«

Der Soldat nickte. Bleich schimmerte sein Gesicht im tiefen Schatten des Tores. Er schob den Querbalken zur Seite. Knarrend und ächzend schwang das Tor zurück.

Der Sergeant huschte ins Freie und blieb kurz stehen, um sich zu orientieren. Dann stapfte er mit wuchtigen Schritten auf den taumelnden Mann zu, der zusammenzuckte, als der bullige Sergeant vor ihm auftauchte.

Frank Callager taumelte in die sich öffnenden Arme des Soldaten, der zupackte und den Erschöpften stützte.

Ein tiefer Seufzer drang von Franks Lippen.

»Danke«, stammelte er. »Ich habe es also doch geschafft, obwohl ich nicht mehr daran glaubte.«

Drei Minuten später schloß sich das Tor hinter Callager und dem Sergeant. Frank ließ sich zu Boden sinken. Er war so erschöpft wie nie zuvor in seinem Leben.

Er wollte nur noch schlafen, schlafen und nochmals schlafen.

Buck Higgins’ heisere Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück.

»Hör zu, mein Junge, du mußt mir einige Fragen beantworten, denn ich muß meinem Vorgesetzten Meldung erstatten.«

»Wasser«, lallte Callager.

Higgins nickte dem Torwächter zu, der davoneilte und kurz darauf mit einem Gefäß zurückkam.

»Langsam trinken«, mahnte Higgins’ Stimme. »Nur ein paar Schlucke, damit sich dein Magen wieder daran gewöhnt.«

Frank fühlte die erfrischende Wirkung des kostbaren Wassers, das sein Körper wie ein Schwamm aufsog.

»Haben dir Apachen das Pferd unter dem Hintern weggeschossen?« fragte Higgins auf seine burschikose Art.

Frank nickte.

»Es waren zehn Krieger. Ich konnte sie mir vom Hals schaffen… Einige Meilen von hier.«

Der Sergeant schürzte die Lippen, während ein anerkennendes Funkeln in seinen Augen aufleuchtete.

»Okay, Heldensohn. Das schafft so schnell keiner. Alle Achtung. Nun solltest du mir aber sagen, ob du verfolgt wirst. Ich muß es wissen. Es könnte ja sein, daß die Apachen einen Angriff planen.«

Frank Callager schüttelte den Kopf.

»Dort draußen sind keine Apachen mehr, nur ein paar Coyoten, die in mir eine Beute witterten.«

Der Sergeant wandte sich an einen anderen Soldaten, der herangetreten war und Callager wie ein Wundertier musterte, als hätte dieser zwei Köpfe.

»Bring ihn ins Krankenrevier und sorge dafür, daß sich der Doc um ihn kümmert. Ich werde Meldung bei Captain Anderson erstatten.«

*

Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen zum geöffneten Fenster herein und trafen Franks Gesicht. Blinzelnd öffnete er die Augen.

Es dauerte einige Sekunden, ehe Frank wußte, wo er sich befand. Vorsichtig richtete er seinen Oberkörper auf. Sein linker Arm und auch seine linke Schulter waren verbunden.

Die Tür zum Krankenzimmer öffnete sich. Ein spitzbärtiger, bereits älterer Mann, der die Rangabzeichen eines Majors trug, trat ein, nickte Callager freundlich zu und zog sich einen Stuhl herbei.

»Geht es Ihnen besser, Mister?«

»Ich fühle mich wie neugeboren, Sir«, entgegnete Frank. »Ihre Leute haben sich rührend um mich gekümmert. Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken.«

»Wir haben nur unsere Pflicht getan, Mister…?«

»Frank Callager.«

»Mr. Callager, nun sollten Sie mir ausführlich berichten, warum Sie sich hier im Indianergebiet herumtreiben. Sie haben ja am eigenen Leibe erfahren, wie gefährlich das ist.«

Frank lächelte leicht und strich durch sein volles blondes Haar.

»Ich bin froh, meinen Skalp noch zu besitzen, Sir. Ich war auf dem Weg nach Tucson. Die Rothäute trieben mich aber in diese Richtung, ob ich wollte oder nicht.«

Die rauchgrauen Augen des Offiziers blickten Frank zwingend an. Dann zupfte sich Major John Palmer an seinem ergrauten Spitzbart.

»Sind Sie einer unseren Patrouillen begegnet, Mr. Callager?«

»Leider nicht, Sir. Ich hätte viel darum gegeben, auch nur den Zipfel einer blauen Uniform zu sehen.«

Der Offizier nickte mehrmals.

»Zwei Patrouillen sind überfällig«, murmelte er dann leise. »Schon seit über vierundzwanzig Stunden. Sie sollten die nähere Umgebung erkunden. Fast sieht es so aus, als wären beide Abteilungen den Apachen in die Hände gefallen.«

Frank wußte nur zu gut, was das bedeutete. In diesem unerbittlichen Krieg wurden keine Gefangenen gemacht. Die Apachen fühlten sich als Herren dieses Landes. Sie stemmten sich verzweifelt und mit allen Mitteln gegen die Flut der weißen Einwanderer, die wie eine Heuschreckenplage ins Land einfiel, obwohl den Rothäuten von der Regierung in Washington dieses Land garantiert wurde.

Und die Armee war meistens überfordert, um Schutz und Hilfe zu gewähren. In Arizona brannte es an allen Ecken und Enden. Postkutschen und Wagentrecks wurden von den Apachen überfallen, ganze Siedlungen dem Erdboden gleichgemacht.

Überall wütete dieser Kampf mit beispielloser Härte und Grausamkeit. Die Apachen schlugen blitzartig zu und verschwanden wieder in dem unwegsamen Land oder zogen sich in ihre Apacherias in den Bergen zurück. Diese Felsenfestungen waren uneinnehmbar. Kaum ein Weißer hatte sie je gesehen, geschweige betreten oder lebend wieder verlassen.

»Was werden Sie nun tun?« fragte der Major.

»Ohne Pferd sitze ich hier fest, Sir. Außerdem habe ich keinen Schuß Munition mehr.«

»Wie sieht es mit Geld aus, Mr. Callager?«

»Keinen rostigen Cent, Sir. Ich hoffte, in Tucson einen Job zu erhalten.«

»Kennen Sie sich hier in der Gegend aus?«

»Leidlich, Major. Vor zwei Jahren bin ich schon mal hiergewesen.«

Wieder zupfte Major Palmer an seinem Bart. Es war wohl mehr eine unbewußte Geste, die seine Nervosität ausdrückte.

»Wie fühlen Sie sich?«

Frank lächelte sanft, als er daran dachte, daß ein Verhör auch nicht viel anders sein konnte. Er wußte aber auch, daß es die Pflicht des Offiziers war, diese Fragen zu stellen.

»Es geht mir gut, Sir«, antwortete Frank Callager. »Ich fühle mich noch ein wenig müde. Die Verletzung spüre ich kaum noch.«

»Bestimmt haben Sie Hunger, Mr. Callager. Ich werde Ihnen ein Frühstück von der Kantine herüberschicken lassen.«

Major Palmer erhob sich.

»Wir sehen uns später.«

Nach diesen Worten verließ er die Krankenstube. Frank sank auf sein Lager zurück. Und plötzlich fühlte er die Müdigkeit, die wie schleichendes Gift durch seine Adern pulsierte.

Innerhalb von wenigen Sekunden schlief er ein. Diesmal träumte er nicht von blutgierigen Apachen, die unbedingt seinen Skalp erbeuten wollten.

*

Zwei Tage waren vergangen.

Frank Callager hatte sich von den Strapazen erholt und wollte gerade das Krankenzimmer verlassen, als Major John Palmer die Tür öffnete und eintrat.