Mode und andere Neurosen - Katja Eichinger - E-Book
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Mode und andere Neurosen E-Book

Katja Eichinger

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Beschreibung

"Katja Eichinger hat nicht nur ihren ganz eigenen modischen Stil, auch ihre Texte sind unverkennbar einzigartig. Großes Kino für den Kopf." Christiane Arp, Chefredakteurin Vogue.

"Ich liebe Katja Eichingers Buch, ich habs gelesen, ich habs verschlungen." Iris Berben.

Was ist Mode? Was erzählen wir über uns, wenn wir uns anziehen? Und woher kommt die Lust an Inszenierung und Selbstausdruck? In ihren persönlichen Essays schreibt Katja Eichinger über Handtaschen, Hermès und Habermas. Sie denkt über Fast Fashion und Nachhaltigkeit nach, über die Träume und Hoffnungen, die wir mit unserem Äußeren verbinden, über die Sehnsucht nach Selbstwert und Einzigartigkeit im digitalen Zeitalter und über Mode als politische Geste.

Ein radikal vergnügliches Buch, geschrieben mit wachem Blick und großem Gespür für die Sprache der Mode heute.

Mit Fotos des Fotografen Christian Werner.

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Seitenzahl: 196

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Über Katja Eichinger

Katja Eichinger studierte am British Film Institute und arbeitete als Journalistin in London, u.a. für Vogue, Dazed & Confused und die Financial Times. Nach ihrem Bestseller »BE«, der Biografie ihres verstorbenen Mannes Bernd Eichinger, ist »Mode und andere Neurosen« ihr neues Sachbuch. Neben ihrer Arbeit als Autorin produziert Eichinger Musik, präsentiert Ausstellungen und fotografiert.

Der Berliner Fotograf Christian Werner (geb. 1977) arbeitet für nationale und internationale Zeitschriften wie das ZEITMagazin, 032c, SSENSE und Numéro. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen Langzeitprojekte, die in mehreren Büchern erschienen sind. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

www.christianwerner.org

Informationen zum Buch

»Katja Eichinger hat nicht nur ihren ganz eigenen modischen Stil, auch ihre Texte sind unverkennbar einzigartig. Großes Kino für den Kopf.« Christiane Arp, Chefredakteurin Vogue

Was ist Mode? Was erzählen wir über uns, wenn wir uns anziehen? Und woher kommt die Lust an Inszenierung und Selbstausdruck? In ihren persönlichen Essays schreibt Katja Eichinger über Handtaschen, Hermès und Habermas. Sie denkt über Fast Fashion und Nachhaltigkeit nach, über die Träume und Hoffnungen, die wir mit unserem Äußeren verbinden, über die Sehnsucht nach Selbstwert und Einzigartigkeit im digitalen Zeitalter und über Mode als politische Geste. Ein radikal vergnügliches Buch, geschrieben mit wachem Blick und großem Gespür für die Sprache der Mode heute. Mit Fotos des Fotografen Christian Werner.

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Katja Eichinger

Mode und andere Neurosen

Essays

Mit Fotografien von Christian Werner

Inhaltsübersicht

Über Katja Eichinger

Informationen zum Buch

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Einleitung

Streetwear oder Die Freiheit, die wir meinen

Jenseits des Penisneids. Die Designerhandtasche

Das Selfie oder Die Sehnsucht nach dem Selbst

Der Pygmalion-Komplex

Der Bart und andere Geheimnisse

Tapezieren mal anders. Über Tätowierungen

Das schnelle High. Fast Fashion

Von Wölfen und Anzügen. Patagucci

Luxus oder Der Club der roten Mäntel

Baader oder Prada Meinhof? Über Mode und Politik

Dank

Impressum

Für meine Mutter

You haven’t even scratched the surface of my superficiality.

CLIFFORD LEO HARRIS, HEARTBREAK HOTEL

Dream Baby Dream.

ALAN VEGA, SUICIDE

Einleitung

Ich saß unter der Singer-Nähmaschine meiner Großmutter in Wolfhagen, einer Kleinstadt in Nordhessen, und beobachtete, wie ihre Füße auf der Wippe die Maschine zum Schnurren brachten. Es war warm in dem kleinen Nähzimmer. Der Stoff auf dem Schoß meiner Großmutter rutschte wie magisch hoch zur Nähmaschine. Ab und zu hielten ihre Füße inne, das Schnurren hörte auf und ein metallisches Klacken brachte die Holzplatte über meinem Kopf zum Vibrieren. Dann schnurrte es weiter. In den Händen hielt ich eine Blechdose mit Knöpfen. Einige waren mit Glitzersteinen besetzt. Die kramte ich heraus und legte sie in einem Muster vor mir auf den beigen Teppich mit den rostroten Blumen. Die Maschine schnurrte, meine Großmutter wippte, und ich war glücklich. Das ist eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen.

Mode war für mich damals etwas, was man selbst herstellt und selbst bestimmt. Erst sehr viel später verstand ich, dass eine globale Industrie dahintersteht. Es dauerte eine Weile, bis ich lernte, dass die Dinge, die wir auf unserem Körper tragen, unsichtbaren Kräften unterliegen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich Mode immer noch mit Glück und Kindheitszauber verbinde, mit diesem aufregenden Gefühl, sich im raschelnden Kleiderschrank meiner Mutter zu verlieren, dass mich diese Kräfte faszinieren.

Dass daraus ein ganzes Buch entstanden ist, verdanke ich Constanze Neumann, der Verlagsleiterin des Aufbau Verlags. Constanze war meine Lektorin bei »BE«, dem 2012 erschienenen Buch über meinen verstorbenen Mann Bernd Eichinger. Constanze und ich verbrachten einige sehr intensive Tage an der Côte d’Azur in Südfrankreich. Dort ist die Anhäufung von Mode-Neurotikern besonders hoch. Immer wieder blickt man dort in seltsam glatte, unbewegliche Gesichter. Bernd war gerade mal ein Jahr tot, und die Arbeit an »BE« war für mich nicht einfach. Die Unterhaltungen mit Constanze über Mode und die seltsamen Dinge, die Frauen im Namen der Schönheit tun, boten eine unterhaltsame Abwechslung. Ich erzählte ihr, dass ich mich während meines Studiums am British Film Institute auf Filmkostüme spezialisiert hatte und mich für Feminismus und Psychoanalyse interessierte. Auch dass ich früher viel für die Vogue und britische Zeitschriften wie Dazed & Confused und Esquire geschrieben hatte. Als Constanze wieder nach Hause fuhr, umarmte sie mich mit den Worten »und lass uns doch mal über ein Modebuch nachdenken.« Seither sind neun Jahre vergangen, und ich habe viel nachgedacht. Habe viel erlebt und einiges dazugelernt. Irgendwann war dann der Zeitpunkt erreicht, das alles aufzuschreiben.

Von Anfang an stand fest, dass das Buch bebildert werden sollte. Mode ist viel zu visuell, als dass ich auf Fotos verzichten wollte. Zunächst dachte ich an meine eigenen Fotos, aber fand es dann reizvoller, eine weitere Perspektive in das Buch einzubringen. Der Berliner Fotograf Christian Werner hatte mich im Herbst 2018 für einen Zeitungsartikel porträtiert. Wir hatten uns auf Anhieb verstanden. Als er mir seinen Fotoband über Los Angeles zeigte, war ich sprachlos. Er hatte diese Stadt, in der ich viele Jahre gewohnt hatte, genau so eingefangen, wie sie sich für mich anfühlt. Ich konnte gar nicht glauben, dass da jemand die Welt fotografiert, wie ich sie sehe. Und nicht nur das. Christian Werner verleiht der Realität eine witzige und zugleich melancholische Note, die uns ihr Wesen besser verstehen lässt. Er war mir während der Entstehung dieses Bandes ein wichtiger Gesprächspartner und die Arbeit mit ihm eine große Freude.

Eine Neurose, das ist der anhaltende Zustand, nicht zu wissen, was man will. To be or not to be. Shakespeares Hamlet ist der wohl berühmteste Neurotiker der westlichen Kulturgeschichte. Gefangen im ewigen Zweifel, verloren in der Ambivalenz der menschlichen Existenz. Wenn wir lieben, hassen wir auch, und wenn wir hassen, lieben wir zugleich. Wer uns frustrieren kann, kann uns auch zufriedenstellen. Und wer uns zufriedenstellen kann, kann uns auch zutiefst frustrieren. In jeder zwischenmenschlichen Beziehung zweier Individuen sind mindestens sechs Personen involviert: die beiden Personen, um die es geht; die beiden Personen, die diese beiden jeweils denken zu sein; sowie die beiden Personen, für die sie einander halten. Vielleicht auch noch die beiden Personen, die sie gerne sein würden und die beiden, vor denen jeder der beiden Angst hat. Kleidung, also die Art, wie wir unsere Körper unseren Mitmenschen präsentieren, ist essenzieller Bestandteil dieses ewigen Wechselspiels aus Missverständnissen, Täuschungsmanövern, Projektionen und Begehren. Kleidung hat immer eine symbolische Komponente, und es liegt in der Natur des Symbols, dass es miss- oder nicht verstanden wird. Denn ein Symbol ist immer offensichtlich und mehrdeutig zugleich. Der gute Geschmack soll uns von dieser Ambivalenz befreien. Soll sicherstellen, dass wir begehrlich sind und uns vor Lächerlichkeit beschützen. Der gute Geschmack will dauerhaft festlegen, wie wir etwas zu verstehen haben. Wie ein übel gelaunter Diktator, humorlos, paranoid und engstirnig, stampft er durch unsere Köpfe und macht sich wichtig. Befeuert von den Medien und den sozialen Netzwerken. Doch jeden Tag aufs Neue entmachten wir ihn. Verstoßen gegen seine Regeln, missverstehen, zweifeln. Und genau darin liegt die Schönheit des Menschlichen – und damit auch der Mode.

Streetwear oder Die Freiheit, die wir meinen

Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das bisschen, das ihnen von Freiheit übrigbleibt, ängstigt sie so, dass sie alle Mittel aufsuchen, um es loszuwerden.

WERTHER, »DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER«

Es war ein lauer Frühsommertag am Starnberger See. Ich saß mit Freunden im Biergarten und aß Rhabarberkuchen. An den anderen Tischen ein geschmackvolles Meer aus Khaki und weißem Leinen. Die liberale Bourgeoisie Münchens hatte sich wieder einmal zu einem ästhetischen Ritual versammelt, um sich daran zu erinnern, warum sie nicht in Berlin wohnt. Plötzlich fiel meinem Freund Matthias ein älterer Herr in Schwarz auf. Er saß ein paar Meter entfernt mit dem Verleger Michael Krüger in ein Gespräch vertieft. »Ist das nicht …?«. Bevor Matthias den Namen aussprechen konnte, flatterte sein Partner Gürsoy schon aufgeregt »Ja, ja, er ist es!« Ich kniff prüfend meine nicht besonders leistungsstarken Augen zusammen. In der Tat. Der Schopf weißer Haare und die leicht schiefe Nase ließen keinen Zweifel. Bei dem Herrn in Schwarz handelte es sich um Jürgen Habermas. Ich verschluckte mich kurzfristig an meinen Rhabarberstreuseln. Dies war ein außerordentlicher Moment. Ich befand mich nur wenige Bierkrug-Längen von einem der größten Denker unserer Zeit entfernt. Fast war ich noch sprachloser – wenn es denn eine Steigerung von sprachlos geben sollte – als an dem Tag, an dem ich in der Einkaufsschlange bei Karstadt hinter Elfriede Jelinek gestanden hatte.

Jenseits des Penisneids. Die Designerhandtasche

Meine Mutter ist, wie man so sagt, nicht ganz sie selbst heute.

ANTHONY PERKINS, »PSYCHO«

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