Monsieur Nicolas' Abenteuer im Lande der Liebe (Klassiker der Erotik) - Restif de la Bretonne - E-Book

Monsieur Nicolas' Abenteuer im Lande der Liebe (Klassiker der Erotik) E-Book

Restif de la Bretonne

0,0

Beschreibung

Dieses e-book ist ein autobiographisches Werk von Nicolas Edme Restif de la Bretonne, erstmal 1796-1797 veröffentlicht. Der Übersetzer blieb unbekannt. Nicolas Edme Restif de la Bretonne, auch bekannt als Rétif de la Bretonne (1734 - 1806) war ein französischer Romancier und Wegbereiter des Verismus und Naturalismus. Im deutschen Sprachraum überwiegt die Schreibweise "Retif", in der übrigen Welt "Restif". Rétif de la Bretonne gilt oft als bloßer Pornograf. Tatsächlich hat er aber eine Ergänzung zu Sades Bild der Aristokratie in seinen freizügigen Schilderungen der niederen Stände geliefert. De Sade war ein Kontrahent Rétifs. Seine sexuelle Fixierung auf Schuhe, geschildert in dem Roman Le Pied de Fanchette, führte zu der Bezeichnung Retifismus für diese Art von Fetischismus. Zu seinen skurrilsten Einfällen gehört die Idee, per Gesetz die Verheiratung aller 16-jährigen Männer mit 32-jährigen Frauen zu gebieten. Nach 16 Jahren sollten diese Ehen automatisch geschieden werden, um dann wiederum eine jüngere zu heiraten. Vergleichbare Ideen hat auch Arthur Schopenhauer geäußert. Als Schilderer der Sitten der französischen Revolutionszeit hat ihn Iwan Bloch gewürdigt. Retif konnte sich rühmen jenseits des Rheins der meistgelesene (französische) Autor zu sein. Warnung: dies ist ein erotischer Klassiker der Weltliteratur, keine Pornographie im heutigen Sinn.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 362

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Restif de la Bretonne

Monsieur Nicolas' Abenteuer im Lande der Liebe

(Klassiker der Erotik)

Retif de la Bretonne war ein Gegner der "Grausamkeit des Marquis de Sade" und kämpfte für "Freude am Sex"…

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1776-2

Inhaltsverzeichnis

1
2
3
4
5
6
7

1

Inhaltsverzeichnis

Am 22. November 1734 erblickte ich in Sacy das Licht der Welt. Mein Vater war zweimal verheiratet: das erstemal mit Marie Dondene, von der er sieben Kinder hatte, das zweitemal mit Barbe Ferlet-de-Bertro. Auch diese schenkte ihm sieben Kinder, von denen ich das erste bin. Ich wurde von Edme-Nicolas, meinem ältesten Stiefbruder, in Vertretung meines Urgroßvaters mütterlicherseits, und von meiner ältesten Stiefschwester Anne, in Vertretung meiner Großmutter mütterlicherseits, Anne-Marguerite Simon, zur Taufe getragen, denn der Greis konnte infolge des schlechten Wetters nicht nach Sacy kommen. Ich erhielt in der Taufe die Namen Nicolas Anne Edme, und mein Vater wünschte, daß Nicolas mein Rufname sei. Aber bei der Ausstellung der Taufurkunde ließ Jacques Beraut, der Schulmeister des Ortes, den Namen Anne weg, obwohl er genannt worden war.

Meine Mutter vereinigte in sich einen lebhaften Geist, ein gütiges Herz und körperliche Schönheit. Obwohl blond, war sie lebhaft bis zur Heftigkeit, aber sie konnte sich auch bis zur zartesten Milde mäßigen. Mein Vater war jähzornig, wußte sich aber doch menschlich weich zu zeigen. Liebe, Mut, Furchtsamkeit, Ungeduld, Zorn, Verachtung, Treue, Mitleid, alle diese Gefühle herrschten in mir mit einer leidenschaftlichen, außerordentlichen Kraft. Ohne Zweifel wurde ich von meiner Mutter in einer heißen Umarmung empfangen, was die Grundlage meines Charakters bildete.

Ich bekam die »temperamentvollste« Frau der ganzen Gegend als Amme. (Meine Mutter durfte mich nicht stillen, da es ihr mein Vater – wohl aus guten Gründen – verboten hatte.) Die gute Frau Lolive Lemoine entwöhnte ihr Töchterchen Nannette, das schon ziemlich groß war, um mich an ihre Brust zu nehmen, aber die gute Frau konnte den leidenschaftlichen Wünschen ihres Mannes, der schon achtzehn Monate zur Enthaltsamkeit gezwungen war, nicht widerstehen, und man glaubte, mich im sechsten Monat entwöhnen zu müssen. Meine Entwicklung ist dadurch beeinträchtigt worden, aber ich will meiner Amme keinen Vorwurf daraus machen. Sie hat mich immer zärtlich geliebt, so daß ich undankbar sein müßte, wollte ich ihr als meiner zweiten Mutter die schuldige Achtung versagen.

Ich war neun Monate alt, als man mich zu dem Advokaten Collet, einem Freunde meines Vaters, nach Vermenton brachte; es war an einem schönen Sonntag, dem Festtag des Schutzheiligen, Mitte August. Man erzählte mir später, daß sich dort zwei kleine Mädchen, die eine fünf-, die andere dreijährig, heftig darum stritten, wer von ihnen meine Frau sein sollte. Man nannte mir auch ihre Namen, und, seltsam, ich wurde zwar nicht ihr Gatte, aber ich habe sie beide angebetet.

Ich erinnere mich, daß ich über das Lob meines schönen Gesichts sehr erfreut war, aber ich war für dieses Lob nur insofern empfänglich, als die Person, die es äußerte, mir Zutrauen einflößen mußte, vor allem aber wenn es junge Mädchen waren. Der Instinkt zog mich seit meiner frühesten Jugend zum anderen Geschlecht, doch flößten mir verheiratete Frauen mit all den Widerwärtigkeiten ihres Hauswesens den größten Abscheu ein … Ganz besonders gut gefielen mir junge Mädchen, die eine rosige Hautfarbe hatten. Thomas Piôt, ein Freund meines Vaters, besaß vier erwachsene Töchter. Marie, die zweite, hatte schöne Farben; Madeleine, die dritte, war blaß und ziemlich fleischig; Nannette, die jüngste, war regelrecht schön. Den Vorzug gab ich Marie, weil sie ein hübsches rotgeblümtes Halstuch trug, das die rosige Färbung ihres Gesichts noch besser hervorhob.

Jeden Sonntag lief ich gleich nach dem Mittagessen heimlich zu meiner Schönen, weniger wegen der Leckereien, die sie mir in den Mund steckte, als wegen der stürmischen Liebkosungen, die ich erwarten konnte, und um von ihr auf dem Arme getragen zu werden, wenn sie zur Vesper ging. Ich glaube diese Liebkosungen näher beschreiben zu müssen, da sie nicht nur für meine sittliche Entwicklung, sondern auch für meine Gesundheit von schädigendem Einfluß waren, indem sie meiner ohnehin sehr glühenden Phantasie zuviel Schwung gaben. Marie küßte mich auf die Wangen und auf die Lippen, die immer appetitlich waren. Sie ging aber noch weiter, wenn auch alles, was sie tat, in größter Unschuld geschah: sie griff mit der Hand unter mein Kleidchen und tätschelte und streichelte mich. Dann verschlang sie mich fast mit ihren Küssen. Aber um mich deutlicher ausdrücken zu können, muß ich mich der Sprache der Gelehrten bedienen und meine Leser mögen es den Damen zartfühlend übersetzen: Mentulam testiculosque titillabat, quoadusque engerem; tunc subsidebat velatis oculis humore vitreo, et aliquoties desciebat. [Sie kitzelte Penis und Hoden, damit ich eine Erektion bekäme, dann kauerte sie sich mit von glänzender Feuchtigkeit verschleierten Augen nieder und senkte sich mehrmals herab.] Ich erwiderte ihre Liebkosungen mit einem ausgelassenen Lachen.

So wurde durch viele kleine Ursachen mein erotisches Temperament, das mich in so viele Abgründe stürzen sollte, zur Entfaltung gebracht. Dies sei allen Eltern, die hübsche Kinder haben, eine gute Lehre!

Ich wiederhole: Marie war dabei ebenso unschuldig wie ich selbst; aber sie handelte nach einem blinden Triebe. Als Zeugin der Zärtlichkeiten, mit denen mich ihre Schwestern und alle andern jungen Mädchen überschütteten, fühlte sie sich durch meine Vorliebe für sie so geschmeichelt, daß ihre Liebe zu mir sich zur Leidenschaft auswuchs. Mein zierliches Gesichtchen mußte in einer Gegend, wo das Blut der Bewohner infolge der Sumpfluft, die sie einatmen, träg und dickflüssig war, sehr gefallen; ich war eben ein Wunderkind. Wenn Marie mich auf dem Arm zur Kirche trug, umringten alle jungen Mädchen sie, um mich abzuküssen. Ich erinnere mich, wie eines Tages ein kräftiger Bursche meiner Trägerin ins Ohr flüsterte: »Mariechen! Gesteh nur, daß du den hübschen Jungen gern hast! Du wirst einmal eine gute Mutter und eine gute Frau werden. So einen hättest du sicher selbst einmal gern, nicht wahr? Ich wünsche ihn dir, und ich möchte gern der sein, der ihn dir macht!« Marie errötete und senkte die Augen, aber gleich darauf erhob sie sie wieder und verfolgte Jean Nollin mit ihren Blicken, solange sie ihn sehen konnte. Nach einiger Zeit heiratete sie ihn, und ich war bei der Hochzeit.

Ein Ereignis aus dem gleichen Jahre 1738 beweist, wie schädlich es sein kann, wenn sich zwei Ehegatten allerlei Freiheiten vor Kindern erlauben, wenn diese unschuldigen Geschöpfe auch in einem Alter sind, wo sie noch nichts davon verstehen.

Ich war eines Tages bei einem Manne namens Cornavin, der vor kurzem ein hübsches Mädchen, Nannette Belin, geheiratet hatte. Sie bewohnten ein kleines Häuschen, das ihnen mein Vater vermietet hatte. Der Mann machte Rebenstöcke und jedesmal, wenn er einen zugespitzt hatte, küßte er seine junge Frau und nahm sich noch andere Freiheiten, die bei mir ein naives Erstaunen hervorriefen. Mein Gesichtchen erschien der jungen Frau so komisch, daß sie jedesmal, wenn ihr Mann sie liebkoste, in schallendes Gelächter ausbrach. Ich lachte mit, wenn ich sie so fröhlich sah, und dann lachte sie noch lauter. Ihr Mann führte sonderbare Reden; seine Worte mißfielen mir sehr, zweifellos wegen ihrer Frechheit, vielleicht aber auch aus einem Gefühl der Eifersucht heraus, die sich beim männlichen Geschlecht selbst vor der vollendeten Entwicklung zeigt. Der Haß, den mir Cornavin damals einflößte, besteht noch immer in mir. Als er mit einer seiner Liebkosungen zu weit ging, lief ich wütend davon. Das Lachen der jungen Frau fand ich reizend, aber den Mann so abscheulich, daß ich nicht begreifen konnte, wie Nannette seine Liebkosungen dulden und sogar erwidern mochte.

Die Eindrücke dieser schlüpfrigen Szene haben sich nicht verwischt, und sie waren in meiner zarten Kindheit von schrecklichem Einfluß auf meine noch unentwickelten Sinne, besonders, nachdem mir Thomas Carré mit seiner Braut, die den Spitznamen Polie trug, in einer Scheune eine Wiederholung dieses Schauspiels gegeben hatte.

Thomas machte Strohbündel und seine Geliebte scherzte mit ihm. Ich freute mich über dieses gute Einvernehmen zwischen den beiden, aber plötzlich warf Thomas die Polie auf das frische Stroh. Ich sah darin eine Falschheit, da aber das Mädchen weiter lachte, fürchtete ich nichts. Bald aber wurde die Sache ernster; das Mädchen wehrte sich, Thomas drückte sie nieder, schließlich hörte ich Seufzer. Da erwachte das Mitleid in mir; mit einem Rebenpfahl bewaffnet, stürzte ich mich auf den Bösewicht, schlug mit aller Kraft auf ihn los und schrie ihn an: »Laß sie los, du Garstiger!« – »Oh, der kleine Teufel!« rief das Mädchen keuchend, »er ist da und sieht alles…!« Ich beschleunigte dadurch nur ihre Niederlage. Nach der Krisis herzte sie mich und verbot mir, irgend jemand zu sagen, daß Thomas sie geschlagen habe …

Ich sah alles ganz genau, ohne allerdings damals etwas davon zu verstehen, aber es wurde dadurch der Keim gelegt zu meinen Abenteuern mit Nannette Rameau und mit Marguerite Mine. Ich erinnere mich, daß damals mein Zutrauen zu den Frauen und Mädchen noch unerschüttert war. Ich sah in ihnen die einzig guten Wesen, barmherzig, unfähig mich zu täuschen, mich lächerlich zu machen. Eine gerade entgegengesetzte Meinung hatte ich von den Männern, nur mein Vater bildete eine Ausnahme. Ich sah in ihnen harte, strenge, spöttische, böse Geschöpfe, vor denen ich Angst hatte; sie erschreckten mich, und ich floh vor ihnen ebenso furchtsam wie vor den Hunden.

Die Einsamkeit von La Bretonne machte mich scheu wie die jungen Katzen, die in einem verborgenen Winkel aufwachsen. Mein Stolz und meine Ungeschicklichkeit entfremdeten mich noch mehr den Menschen; meine beiden älteren Brüder, die damals Seminaristen waren, verschüchterten mich außerdem durch ihren strengen Jansenismus …

Ein an sich ganz unbedeutender Vorfall verdient doch erwähnt zu werden, weil er meine außerordentlich große physische Empfindlichkeit beweist: als meine Schwester Margot, die mich anzukleiden pflegte, mich eines Tages im Scherz kitzelte, wurde ich ohnmächtig. Man dachte, sie hätte mich geschlagen und glaubte auch mir nicht, als ich sie verteidigte. Meine drei Schwestern, Marie, Marianne und Madeleine, alle drei große Betschwestern, riefen den Pfarrer, damit er in der Beichte herausbekomme, ob Margot gelogen habe, denn die Beichte dient auf dem Lande allen möglichen Zwecken. Das junge Mädchen aber rechtfertigte sich, was meine Eltern nur noch besorgter machte, denn sie sagten, wenn sie unter sich waren: »Er wird sicher nicht lange leben.«

Wenn Margot sich in diesem Falle durch die Beichte auch vollkommen reingewaschen hatte, so weiß ich nicht, wie sie sich vor dem Priester den Folgen einer weit schlimmeren Unbesonnenheit entzog, die trotz allem nur ihre Unschuld beweist. Eines Tages nahm sie mich und meine fast gleichaltrige Schwester Marie-Louison bei der Hand, führte uns in ein hochstehendes Hanffeld und hier disposuit nos ignorantissime, quemquem nostrum sedentem e regione, dicens: »Hem coite!…« Maria-Ludovicella, pro sua intelligentia, oboediebat; ast ego nec voluntatem neque facultatem habebam, et nihil nisi conatus inertes efficiebam. Erubuit tandem Margaritella, et nos dimisit integros, fans: »Stulti vos, inquit abite!«[brachte sie uns in ganz unkundiger Weise zueinander, so daß wir uns gegenüber saßen, und sagte: »Los, koitiert«. – Marie-Louise gehorchte voller Verständnis, doch ich besaß weder den Willen noch die Fähigkeit und brachte nichts zustande. Da errötete Margot und brachte uns Unschuldige wieder auseinander, indem sie sagte: »Zieht ab, ihr Toren!«]

Ich habe nie verstehen können, was Margot, die damals dreizehn Jahre alt war, damit beabsichtigte. Ohne Zweifel hatte ihr ein Junge einiges gesagt, oder sie hatte einmal eine Szene mitangesehen, wie ich sie vorhin geschildert habe. Man sagt, auf dem Lande sei die Unschuld zu Hause. Aber überall, wo sich Männer und Frauen zusammenfinden, gibt es Fäulnis und Verderbtheit.

Meine erste Freundschaft fällt in mein sechstes Lebensjahr. Holdes Gefühl, für das ich immer ebenso empfänglich war wie für die Liebe, ach könntest du sie in meinem Herzen überleben, wie du ihr vorausgegangen bist! … Mein erster Freund war ein Nachbarskind. Er war an demselben Tage wie ich geboren und hieß Edme oder, wie man bei uns zu Lande sagt, M’lo Berault.

Meine Anhänglichkeit an ihn war grenzenlos, aber ich bemerkte wohl, daß er sie nur schwach erwiderte. Das berührte mich peinlich. Um ihn an mich zu fesseln, machte ich ihm Geschenke. Damals begann ich die Einsamkeit zu lieben, aus einem Gefühl heraus, das ich erst heute erklären kann: es war Stolz. Ich fühlte, daß ich keine glänzenden Eigenschaften besaß; ich verkannte noch den Wert meiner Schönheit, denn auf dem Lande wird ja auch die Blume nicht geachtet, und die Tiere schätzt man nur nach ihrem Nutzen. Mein hübsches Äußeres hatte mir in Sacy nur Unannehmlichkeiten bereitet; ich fühlte mich schwach, unwissend, zu allem unfähig. Ich war das Spielzeug der großen Mädchen, die mich abküßten, um sich einen Spaß zu machen oder vielleicht auch, um die großen Burschen zur Eifersucht zu reizen. Diese waren mir wegen ihrer Aufgeblasenheit unausstehlich. Recht gern dagegen hatte ich alte Männer und Frauen, weil sie mich lobten, vernünftig mit mir sprachen und sich niemals über mich lustig machten.

Aber am liebsten war mir das Zusammensein mit meinem Schulkameraden. Mit ihm fühlte ich mich eins und erfreute mich unserer Gleichheit. Ich weiß nicht, hatte ich von Höhlen erzählen gehört oder ist uns der Drang, einen Zufluchtsort aufzusuchen, angeboren, jedenfalls hatte mich schon immer eine kleine Tongrube in der Nähe meines väterlichen Hauses angezogen. Mit meinem kleinen Werkzeug zimmerte ich dort eine Bank und eine ganze Wohnungseinrichtung zurecht, schleppte allerhand unnützen Kleinkram von meiner Mutter und meinen Schwestern dorthin und richtete mich ein, ohne Betschemel und Kruzifix zu vergessen. Als alles fertig war, nahm ich M’lo Berault bei der Hand und führte ihn hin. Ich wollte mich an seinem Erstaunen weiden und mich seiner Dankbarkeit freuen, aber er war weder erstaunt noch dankbar, als ich ihm erklärte, daß ich ihn zum Mitbesitzer meiner Behausung mache. Doch gefiel ihm das Asyl wegen seiner Kühle. Wir beschlossen, jeden Tag in unserer Höhle zusammenzukommen, aber keinem ein Wort davon zu sagen. Ich war närrisch vor Freude! Es machte mir ungeheuren Spaß, hier jeden Tag meinen M’lo bewirten zu können. Die Mahlzeiten waren weder kostspielig noch schwer zu beschaffen. Der kleine Bauernbursche bekam zu Hause nur Schwarzbrot, bei uns aber aß man Weißbrot, und das war für ihn ein Festessen. Manchmal gab ich als Zuspeise Nüsse, runde grüne Erbsen oder einen Fladen, zuweilen Linsen, oder an den Tagen, wenn bei uns Brot gebacken wurde, Aschenkuchen. Dies letztere Gericht war für uns eine Köstlichkeit! Manchmal gab mir meine Amme, die viele Bienen hatte, Honig oder Met, oft auch Rosinen und Haselnüsse. Ich trug alles in unsere Höhle, und ich verzehrte diese Leckereien mit doppeltem Behagen, weil ich sie mit M’lo teilen konnte. (So vergrößerte ich später auch meine Liebesfreuden, indem ich meinem Freunde Loiseau alles erzählte …) Ich fesselte ihn durch die reichen Gaben an mich und war überglücklich.

Eines Tages hatten wir rohe Erbsen gegessen und viele, die durch Würmer angefressen waren, warfen wir auf die lockere Lehmerde neben unserer Hütte. Am nächsten Tage und die ganze folgende Woche regnete es, so daß wir unseren Zufluchtsort nicht aufsuchen konnten. Als es nach acht Tagen wieder schön wurde und wir zu unserer Höhle kamen, fanden wir – welch Erstaunen! – ein ganzes Feld junger Erbsenpflanzen vor. Unsere Freude war ebenso groß wie unsere Überraschung, vor allem, als wir an einer Erbse, die nicht ganz von Erde bedeckt war, erkannten, daß unsere wurmstichigen Erbsen so herrlich gewachsen waren. »Sind das unsere Erbsen?« fragten wir uns mit Verwunderung. Pflanzen, die durch unsere Mithilfe gekeimt hatten! Wir empfanden eine Art Vaterstolz: welch ein Ruhm! Ein Feldherr nach einer gewonnenen Schlacht hat keine so hohe Meinung von sich. Das war unser Garten, unser Eigentum, unser Königreich. Wir fühlten den unüberwindlichen Drang, es mit einem Zaune zu umgeben… So entsteht wohl der Begriff des Eigentums, die Quelle aller Laster und des Unglücks der armen Sterblichen!

Jeden Tag besichtigten wir unser Feld; jedesmal, wenn ein neues Blatt sich entfaltet hatte, bedeutete es für uns eine neue Freude. Mein Glück war zu groß, als daß ich es ganz in meiner Brust hätte verschließen können. »Papa«, sagte ich eines Abends, »ich habe Erbsen gesät, und sie treiben ebenso schön wie die Ihren.«

»Ei! Um so besser! Wenn unser Acker dann nichts bringt, wird uns der deinige schadlos halten.«

»Aber er gehört nicht mir allein; die Hälfte gehört M’lo Berault.«

»Nun, so werden wir die Ernte teilen!«

Welche Freude für mich! Insgeheim wünschte ich mir, das Feld meines Vaters möge mißraten, damit ich ihm meine Ernte zum Ersatz anbieten dürfe. Denn schon damals galt es in meinen Augen als das einzige Glück, nützlich sein zu können.

Kurze Zeit nachher, nach zwei Regentagen, fanden wir unsere Erbsen in voller Blüte; neues Entzücken! Alles war neu für uns, alles sonderbar und beglückend. Es bildeten sich die Schoten, sie füllten sich, der Tag der Ernte kam näher.

Eines Morgens ging ich, da M’lo nicht zu finden war, allein in unser Reich. Großer Gott! Welche Verwüstung. Einzelne Pflanzen waren herausgerissen: die Schoten, frisch geöffnet, schienen von einem Naschmaul, das hier sein Frühstück gehalten, geleert worden zu sein, denn ich sah auf dem Boden auch Brotkrumen verstreut. Ich war einer Ohnmacht nahe und ging mit Tränen in den Augen nach Hause. Mein Herz war schier gebrochen. Ach, wenn ich ein Mann und ein König gewesen wäre, wie grausam würde ich die Ungeheuer bekämpft haben, die mir die Ernte des ersten Feldes, das ich besät hatte, raubten.

Die Glocke rief zur Schule, und ich fand dort M’lo, die Augen auf das Buch geheftet. Ich war damals noch viel zu arglos, um ihn zu verdächtigen. Die Wahrheit habe ich erst zehn Jahre später erfahren … Dieses unglückselige Ereignis heilte mich für lange Zeit vollständig von der Sucht nach Besitz, die erst viel später wieder in mir erwachte.

Ich war schon bald sieben Jahre, als ich Zeuge eines Vorgangs wurde, der wiederum beweist, daß die Menschen auf dem Lande, wenn sie dicht beisammen leben, fast ebenso verderbt sind wie die Menschen in der Stadt. Man darf nicht vergessen, daß die Verderbnis durch die Dienstboten beiderlei Geschlechts und durch die Soldaten, die in ihre Dörfer zurückkehren, nachdem sie in der Stadt verführt worden sind, eingeschleppt wird…

Ein Dutzend Knaben, die doppelt so alt waren wie ich, also eben im Alter der Pubertät standen, zeigten mir am »Unteren Tor« von Sacy etwas, was ich nur in lateinischer Sprache erläutern kann: Omnes, sine verecundia, mentulas exhibentes, ad retractionem praeputii certatim ludebant. An ad emissionem usque seminis emperunt, non potui, pro aetate mea, distinguere: sed erubescere vidi neminem. [Alle holten ohne Scheu ihr Glied heraus und wetteiferten im Zurückschieben der Vorhaut. Ob sie es bis zum Samenerguß trieben, konnte ich bei meinem kindlichen Alter nicht unterscheiden; doch sah ich keinen erröten.]

Ich würde diesen Vorfall nicht erwähnen, hätte ich nicht wichtige Gründe dafür. Treibt einen am Ende der Knabenjahre die Natur zum Physischen in der Liebe oder wird man nur durch das aufgeklärt, was man sieht und hört? Ich glaube, die Natur wäre zu langsam, wollte sie nur durch Träume belehren; aber ein einziges Wort genügt, und wenn die Eltern auch in der tiefsten ländlichen Einsamkeit, ohne Dienstboten lebten, dieses Wort würde doch immer einmal ausgesprochen. Da die Aufklärung notwendig ist, was soll man also tun? Man wird es mit der Natur halten müssen, die das Licht mit den Kräften schenkt. Aber soll man, wenn die Erleuchtung durch einen Zufall geschieht, zu den Kindern sprechen? – Ich glaube ja, um sie vor physischen und psychischen Schäden zu bewahren. Wenn in der Jugend der erste Ausbruch der Sexualität verzögert wird, so ist alles gewonnen, denn die Gefahr liegt hauptsächlich im Mißverhältnis zwischen den Kräften und den frühreifen Begierden. Um diese hintanzuhalten und eine vorzeitige Aufklärung zu verhindern, müßten die Eltern auf dem Lande, wie es früher geschah, die Kinder von ihrem Tische fernhalten, wenn Fremde anwesend sind, und sie unter ihren Augen mit ländlichen Arbeiten beschäftigen. Aber das ist heute nicht mehr gut möglich. Den Eltern in den Städten bleibt nur die bedauerliche Möglichkeit, ihre Kinder rechtzeitig aufzuklären und ihnen mit dem Gift zugleich das Gegengift einzuflößen.

Meine Eltern wohnten bereits ein Jahr in La Bretonne, und ich war inzwischen neun Jahre alt geworden. Meine natürlichen Anlagen, die man schon in meiner ersten Kindheit geahnt hatte, traten mit den Jahren schärfer hervor. Eine Leidenschaft, die größte von allen, schlief damals noch in meiner Brust, aber sie sandte von Zeit zu Zeit ihre Strahlen hervor, bevor meine Kräfte ihr noch entsprechen konnten. Sie war die Folge meiner physischen Konstitution und daher unüberwindlich; sie verband sich mit einem lebhaften und schmerzlichen Gefühl, unter dem die Verschnittenen gewöhnlich leiden. Dieser noch ohnmächtige Trieb machte mich sehr scheu. Ich war schön: meine goldbraunen Haare lockten sich und gaben mir das Aussehen jener Engel, wie sie die italienischen Meister in ihrer lachenden Phantasie so schön gemalt haben. Der Reiz meines zarten Gesichts wurde durch eine Hakennase noch erhöht, ferner durch schöne Augen und durch die Frische meiner Lippen, die mir soviel Glück bescherten. Meine Haut war durchsichtig und weiß wie die Lilien. Ich war schlank und schmächtig, und das in einem Lande, wo die Gestalten sonst grobknochig zu sein pflegen.

Die großen Burschen spotteten, weil die Mädchen mich, einen so allerliebsten, aber schon so großen Jungen, abküßten wie ein kleines Kind. Ich schämte mich, aber die Mädchen durchschauten die Burschen und wurden durch ihre Worte nur noch mehr angespornt.

Eines Sonntags, als ich aus der Messe kam, sah ich mich plötzlich von fast allen heiratsfähigen Mädchen des Ortes auf einmal umringt. Sie küßten mich der Reihe nach ab, auf die Wangen, auf den Mund, und einige drückten mich sogar fest an ihren Körper. Mein Widerstand reizte ihre Angriffslust. Ich empfand gleichzeitig Beschämung und Lust. Als sie mich endlich losließen, begannen die großen Burschen ihre Sticheleien. Ich schämte mich und lief davon.

Seit diesem Tage konnte ich nicht mehr ausgehen, ohne daß mir die Burschen nachgelaufen wären, um zu spötteln. Da sie es wegen der Eltern und des Pfarrers nicht wagten, die Mädchen zu küssen, machte es ihnen Vergnügen, wenn diese mich mit ihren Liebkosungen verfolgten. Es wurde in Sacy Brauch, den »kleinen Monsieur Nicolas« festzuhalten und abzuküssen. Dies ärgerte mich sehr und raubte mir das letzte Zutrauen zu den Menschen.

Manchmal wälzte ich in meinem kleinen Kopfe sehr reife Ideen. Sonderbar ist, daß ich es mir sehr angenehm vorstellte, ein Mädchen gegen seinen Willen zu küssen, ihm Furcht einzujagen. Ich wollte es zur Flucht zwingen und es verfolgen: ich fühlte, daß dies meine Rolle sei und ich brannte darauf, sie zu spielen. Eine kleine Episode aus dieser Zeit wird diese sonderbare Idee näher beleuchten.

Oft kam in unser Haus eine Hausiererin aus Noyers, namens Frau Geneviève. Ein Mann, der nicht ihr Gatte war, führte ihren Wagen. (Dies gab mir die erste Ahnung von Sittenlosigkeit.) Dieser Mann, Comtois, war groß, stark und sehr blatternarbig; er hatte eine stolze Miene und trug den Hut immer schief auf einem Ohr. Das Aussehen dieses Herrn Comtois gefiel mir. Es erschien mir sehr männlich, und ich wünschte mir ebenfalls ein solches. Ich malte mir aus, wie die Mädchen vor mir fliehen würden, wenn ich auch so häßlich wäre; dieser Gedanke ließ mich vor Wohlbehagen erschauern. Denn man mußte nur gesehen haben, wie flink meine Schwestern und die beiden Mägde vor dem furchtbaren Comtois davonliefen; er holte sie aber immer ein. Ich sah die Angst, die sie hatten, wenn er sie festhielt: er war ein Held, ein furchtbarer Sieger! Wie schön erschien mir seine Rolle! Ich stellte einen traurigen Vergleich mit der meinen an: »Oh, wann werde ich blatternarbig sein?« rief ich aus … Ich sagte allen, daß ich mir die Blattern wünschte, um Herrn Comtois ähnlich zu werden. Man lachte darüber, denn er war einer der häßlichsten Menschen, die man je gesehen hatte, grob, vierschrötig, abschreckend häßlich. Trotzdem gefiel er Frau Genevieve, die andererseits mir nicht mißfiel: ein Grund mehr, ihn um sein Los, häßlich und geliebt zu sein, zu beneiden.

Meine Gedanken über das Weib wurden allmählich klarer; ich fühlte, daß es alles in sich vereinigt, was liebenswert ist. Nur statt daß die Frauen mich küßten, wollte ich sie küssen, denn dies gefiel mir durchaus besser. Während sich meine Eltern in vollkommener Sorglosigkeit wiegten, weil sie glaubten, ihr Sohn hasse die Frauen, während sich das Gerücht von meinem Widerwillen gegen das andere Geschlecht durch die Leute, die bei meinem Vater verkehrten, in der ganzen Umgebung verbreitete und man den kleinen Monsieur Nicolas für einen »Narziß« hielt, hatten meine Gedanken, wenn ich allein war, bei Tag und bei Nacht kein anderes Ziel als das schöne Geschlecht, das ich zu fliehen schien.

Die Mädchen, die am meisten auf sich hielten, gefielen mir natürlich am besten; und da der Körperteil, der die Erde berührt, am schwersten reinzuhalten ist, so achtete ich am aufmerksamsten auf die Fußbekleidung. Die Mädchen, die ich schon genannt habe, besonders aber Madeleine Champeaux, waren damals die elegantesten; ihre gepflegten und schön gearbeiteten Schuhe hatten statt der Schnallen, die man damals in Sacy noch nicht trug, blaue oder rote Bänder, je nach der Farbe ihres Rocks. Der Gedanke an diese Mädchen erregte mich; ich wünschte… ich weiß nicht, was … Nur war mir dunkel bewußt, daß ich sie mir unterwerfen wollte.

Damals sah ich in Sacy ein Fräulein. Seine Fußbekleidung war entzückend, ganz städtisch, farbige Stiefelchen mit edelsteinbesetzten Schnallen. Auch sonst war sie eine reizende Person. Sie blendete mich, und zuerst hielt ich sie für die junge schöne Colette, die mich in meiner Kindheit in Vermenton so sehr geliebkost hatte. Aber ich erfuhr dann, sie sei aus Noyers, eine Verwandte des Pfarrers, ein Fräulein Suzanne Colas … Mit ihren köstlichen und frischen Zügen erschien sie mir wie eine Fee, eine Göttin. Ich träumte nur von ihr; Fräulein Colas machte mich den derben Schönen von Sacy untreu; ohne Zweifel hoffte ich, sie mir leichter unterwerfen zu können, da sie selbst doch auch schlank und zart war wie ich. Suzanne verschwand aber wieder und ich – vergaß sie. Allein sie hatte in mir den Trieb verstärkt, der mich zu den Frauen hinzog.

Ich bezweifle, daß die kleinen Neger, auch wenn sie so frühreif sind, daß sie mit neun oder zehn Jahren Vater sein können, die Frauen stärker begehren als ich. Man wird bald sehen, daß ich dieselben Fähigkeiten besaß wie jene, und dies Phänomen ist nicht das uninteressanteste in meinem Leben …

Hat aber diese Vorliebe für schöne Füße, die so ausgeprägt in mir war, daß sie unfehlbar meine heftigsten Begierden erweckte und mich über sonstige Häßlichkeit hinwegsehen ließ, ihren Ursprung im Physischen oder Moralischen? Sie ist bei allen, die sie hegen, überaus stark. Was ist die Grundlage dieses Gefühls? Hängt es zusammen mit einer Vorliebe für leichten Gang und graziösen, sinnbetörenden Tanz? Der Schuhfetischismus ist nur der Reflex einer Vorliebe für schöne Füße, die selbst den Tieren eine gewisse Anmut verleihen; man schätzt die Hülle dann fast ebenso hoch wie die Sache selbst. So war meine Vorliebe für schöne Schuhe, die ich schon seit meiner Kindheit hegte, eine erworbene Neigung, die einem natürlichen Gefühl entsprang.

Die Vorliebe für kleine Füße jedoch hat einen physischen Grund, wie es das Sprichwort erklärt: »Parvus pes, barathrum grande! [Kleiner Fuß – große Scheide!] Die Gunst dieses Umstandes erleichtert ja die Zeugung. Ich kann mich hierzu nur in der Sprache der Wissenschaft näher erklären: Aperta vulva semper facilitat intromissionem ac projectum seminis in uterum. [Eine offene Scheide erleichtert immer die Einführung des Gliedes und den Samenerguß in die Gebärmutter.]

Ich gebe hier eine andere Beobachtung wieder, die sich auf die schöne Form der Füße bezieht. Im reifen Mannesalter kannte ich zwei Frauen, die vollendet schöne Füße und Beine besaßen. Die eine war Rosette aus der Rue Fosses-Saint-Germain, die lange Zeit den Schülern des berühmten Malers Fragonard Modell gestanden hat; die andere die schöne Harris, Tochter eines Tischlers in der Rue Vieille-Boucherie. Sonderbare Umstände brachten mich in Beziehung zu ihnen und ich konnte mich überzeugen, daß sie auch sonst von ungewöhnlicher Schönheit waren, praesertim ad mammas et ad concham Veneris; cuius venustas praecellebat quasquas venustates quas vidi in ceteris mulieribus; [besonders was Brüste und Venusmuschel betrifft; ihr Liebreiz übertraf alles, was ich bisher bei anderen Frauen gesehen habe.] ihre Gesichter waren nicht die schönsten, aber sie waren unendlich liebenswert. Ihr Fuß war nicht der kleinste, aber wohl der schönste; weit entfernt, den Schuh unförmig zu machen, könnte man vielmehr sagen, daß er ihn noch vollkommener werden ließ. Nur diese kleinen, runden, kurzen Beine deuten auf ein baratbrum grande[große Scheide.] …

Wenn ich irgendwo in ein Haus trat und dort die Sonntagsschuhe in Reih und Glied aufgestellt sah, so bebte ich vor Vergnügen; ich errötete und schlug die Augen zu Boden wie vor einem Mädchen … Als ich später in Courgis bei einem Schuhmacher hübsche Schuhe sah und er mir sagte, sie seien für Jeannette Rousseau, bekam ich einen ganz roten Kopf und fiel fast in Ohnmacht… Auch mit den Schuhen der Madame Parangon trieb ich später meinen Kult.

Zwei ältere Männer, Monsieur Restif aus Noyers, der Großvater der Restifs in Grenoble, und mein Onkel Droin wurden durch mein Äußeres getäuscht, als sie bemerkten, daß ich beim geringsten Lob meine großen Augen mit den langen Wimpern niederschlug. Sie sagten zu meinen Eltern: »Euer Sohn ist ja ein schüchternes Mädchen; seid ihr auch seines Geschlechtes sicher?«

Ich glaube, daß die Männer, die die Frauen am wildesten begehren … ob amplitudinem testiculorum, longitudinemque gracilis penis, [Wegen des stattlichen Umfangs der Hoden und der Länge des schlanken Gliedes] was auch der Grund der unbezähmbaren Sinnlichkeit war, die mich in meinen schönsten Lebensjahren quälte … alle in den Jahren keimender Männlichkeit dieselbe Schüchternheit, dieselbe Schamhaftigkeit, dieselben seltsamen Neigungen haben. Dies rührt daher, daß sie schon fühlen, was andere eben noch nicht spüren. Ebenso darf man wohl glauben, daß Mädchen, die sehr schamhaft sind und leicht erröten, für die Freuden der Liebe am empfänglichsten sind …

Ich will an dieser Stelle eine Beobachtung mitteilen, die den wahren Grund meiner Scheu vor hübschen jungen Mädchen erklären wird: Die alten und häßlichen nämlich mied ich nicht und errötete auch nicht in ihrer Gegenwart, wenn ich mangelhaft bekleidet war oder mich irgendwie vergangen hatte. Häufig waren es gerade die häßlichen Mädchen von Sacy, die mich verfolgten. Da hielt ich stand. Daraus schloß denn jeder, daß ich die alten und häßlichen liebe. Eines Tages ließ mich mein Vater insgeheim durch den Karrenjungen Germain nach dem Grunde meines sonderbaren Benehmens ausfragen. »Nein!« erwiderte ich, »die häßlichen Mädchen liebe ich nicht, aber ich habe auch keine Scheu vor ihnen.« Das beruhigte meinen Vater.

Am 6. Dezember 1745 beschlossen meine Eltern, mich zu meiner ältesten Stiefschwester Anne, die meine Taufpatin gewesen war, nach Vermenton in Kost zu geben. Dort war auch mein ältester Stiefbruder eben Vikar geworden. Aber erst am 29. Juni des nächsten Jahres kam es zur Ausführung dieses Entschlusses, da in Sacy mit diesem Tage die Schule schließt, um erst wieder nach der Weinernte zu beginnen. An diesem Tage fand eine Wallfahrt nach La Vierge d’Harbeaux bei Crevan statt. In der dortigen Kapelle befindet sich eine Quelle, deren Wasser nicht allein den Durst löscht, sondern auch noch andere, wunderbare Eigenschaften besitzt. Unter anderem hat es schon oft kinderlose Frauen fruchtbar gemacht …

Da man wahrgenommen hatte, daß ich mich davor fürchtete, meine gewohnte Umgebung zu verlassen, denn ich hing mit ganzem Herzen an dem Schafböckchen, das ich aufgezogen hatte, an den Bienen, die ich betreute, bediente man sich einer List. Man schützte die Wallfahrt nach Harbeaux vor, an der ich mit meiner Schwester Margot teilnehmen sollte, und diese hatte den Auftrag, mich in Vermenton zurückzulassen. Ich sah mir die Kapelle an und trank von dem Wasser, das ich vortrefflich fand, denn ich war sehr durstig. Ich aß viele Kirschen, die ich leidenschaftlich liebte. Auf dem Rückweg kamen wir nach Vermenton, wo meine Begleiterin mich zurückließ; aber sie gab mir das Versprechen, mich am nächsten Freitag, dem Markttag, wieder abzuholen.

Als Margot weggegangen war, sagte mir Anne alles. Da drückte mich der Gedanke an das, was ich hatte zurücklassen müssen, so schmerzlich nieder, daß ich ohnmächtig wurde. Dieser Tag ließ mich zuerst einen mir bisher unbekannten lebhaften Schmerz fühlen, der mich noch jetzt, wenn ich daran denke, schaudern läßt. Ich kam nur halb zu mir selbst; ich verblieb in einer Art Betäubung, die meine Schwester so in Schrecken versetzte, daß sie eiligst meinen Bruder, den Vikar, holen ging. Endlich konnte ich weinen und dies gab mir Erleichterung. Die halbwilde Landschaft von La Bretonne, nach der ich mich sehnte, besaß für mich schon immer einen unaussprechlichen Reiz; sie war für mich, was den Schweizern ihre Berge sind. Man mußte mich jeden Samstag wieder nach Hause gehen lassen, und erst am Montag früh kehrte ich zurück, um mich rechtzeitig in der Schule von Vermenton einzufinden.

Am besten gefiel mir noch an meinem Verbannungsort die Schule, weil ich dort mit Altersgenossen zusammentraf. Ich war damals sehr scheu, trotzdem spielte ich manchmal mit den jungen Viards und Boudards. Diese Kameraden brachten mich zu Monsieur Collet, dem Notar und Richter, einem alten Freunde meines Vaters. In diesem Hause gab es vier oder fünf hübsche Mädchen, von denen eine, Colette, mir viel Güte erwies. Wenn man sich über mein bäuerisches Benehmen lustig machte oder meine Einfalt bespöttelte, verteidigte sie mich stets. Als sie mich eines Abends weinen sah, trat sie mitleidig zu mir und fragte mich nach dem Grunde meines Kummers. Ich antwortete: »Weil ich Heimweh habe … und dann … weil ich mich nach meinen Bienchen sehne … nach meinem Böckchen … und nach meinem Birnbaum … und dann … nach unserm Garten … und nach Etienne Dumont… und nach Vater und Mutter; und weil es mir hier nicht gefällt.«

»Bei uns?«

»Ja, bei meinem Onkel Miche Linard.«

»Und bei Monsieur Collet?«

»Ach, es ist doch nicht Sacy; mir gefällt es nur in La Bretonne!«

»Warum denn?«

»Weil es dort ganz einsam ist und ich die vielen Leute nicht leiden kann.«

»Aber« (sie lächelte über mein kindisches Wesen) »mißfallen wir dir auch, meine Schwestern und ich?«

»Hier alles, alles!«

»Auch ich?« (Das liebenswürdige Mädchen faßte mich zärtlich bei den Händen.)

»Nein, du nicht!« sagte ich schluchzend.

»Der arme Junge!« sagte Colette zu ihren Schwestern, »wenn seine Eltern ihn nicht bald von hier wegnehmen, wird er zugrunde gehen. Dieser Michel Linard ist auch wirklich unausstehlich!«

Ja, wenn ich nach Sacy zurückgekehrt sein werde, dann will ich mich an Colette erinnern, und die Gedanken an sie werden mir noch süßer sein als ihre Gegenwart. Ihr teures Bild wird lange meine Träume verschönern. Zwei-bis dreimal ging ich während des Sommers sogar auf die kahle Anhöhe von Terrapion, um den mir einst so furchtbaren Ort zu betrachten und gerührt zu sagen: »Dort wohnt sie, meine liebe Colette, die gute Freundin meiner Eltern, die noch viel schöner ist als Fräulein Colas, die Kusine des Herrn Pfarrers.«

Nach meiner Rückkehr nach Sacy glaubte man, der Aufenthalt in der Fremde habe mich geheilt; aber bald bemerkte man, daß ich nur noch scheuer geworden war. Auch die Mädchen liefen mir wieder nach. Und doch kam die Gefahr nicht von diesem Benehmen meiner Dorfgenossinnen, sondern von einer Fremden… So jung noch, sollte ich schon das seltsamste Abenteuer erleben, an und für sich und in seinen Folgen das außerordentlichste meines Lebens!

Meine Schulkameraden waren die jungen Rameaus. Edmond, Francois, Charles und Louis sowie deren Schwester Madelon nahmen Stunden beim Lehrer Jacques. Ihre Mutter haßte mich zwar, und doch überschüttete sie mich mit Liebkosungen. Ihre Söhne waren geistig sehr schwerfällig und dumm; in der Meinung des Dorfes war ich ihnen weit überlegen, obgleich sie reicher waren als ich. Ihre Mutter wußte dies, und es kränkte ihren Ehrgeiz. Sie versuchte daher, mich bei Messire Antoine Foudriat herabzusetzen, was ihr bei einem andern auch gewiß gelungen wäre. Dieser aber verstand es, in meinem Herzen zu lesen.

Sie war freundlich gegen mich und schmeichelte mir, aber sie hätte es gern gesehen, wenn ich mir irgend etwas zuschulden hätte kommen lassen, um mich dann im ganzen Dorfe in Verruf zu bringen. Diese mütterliche Eifersucht war ein seltsamer Zug an ihr. Aber sie erreichte nur, daß Messire Antoine mich nicht in die Anfangsgründe der lateinischen Sprache einweihte, wie er anfangs beabsichtigt hatte. Schon dadurch schadete sie mir ungemein, denn Messire Antoine war ein ausgezeichneter Lehrer und hätte mich in meiner Bildung sehr fördern können.

Madame Rameau hatte im August des Jahres 1745 eine hübsche Schnitterin aus Percy-le-Sec eingestellt, wo ihr Mann lebte. Obgleich ihre Ehe sehr glücklich war, lebten die beiden Ehegatten getrennt. Die Mutter weilte mit den Kindern auf dem Gute in Sacy, während der Mann die viel größere Besitzung in Percy bewirtschaftete.

Diese Schnitterin, ein dickes, hübsches, immer lustiges Mädchen, sah so verführerisch aus, daß sie die Eifersucht der Madame Rameau erregte, wenn auch zu Unrecht, wie ich weiß; der »Automat«, wie sie ihren Mann nannte, hatte nur Sinn für seine Felder. Die beiden Gatten tauschten ihre Schnitterinnen aus; die dicke Mathron, häßlich wie das böse Gewissen eines Wucherers, wurde nach Percy geschickt, und die appetitliche Nannette kam zu der Frau ihres Herrn.

Ich sah Nannette zum erstenmal am Marientag in der Kirche, wo alle Mädchen in weißen Kleidern waren. Ihr Anblick fesselte mich, aber auf eine Art, die ich noch nie empfunden hatte. Es war Begierde, nicht mehr Liebe, was ich empfand. Das Blut brannte mir in den Adern. Nannette war das erste Weib nach meinem Geschmack. Ich war erstaunt über diese neue, merkwürdige Empfindung … War das die Wirkung ihrer Schönheit, die nur zu den Sinnen sprach, wie die vieler Frauen, denen ich seither begegnete, in den dreißig Jahren meiner vollen Männlichkeit? …

Als Nannette die Kirche verließ, schlich ich ihr nach, um sie besser zu sehen, und sie entflammte meine Phantasie vollends; sie hatte etwas Lüsternes an sich, das ich noch bei keiner empfunden hatte, außer bei der schönen Ursule Lamas aus Nitry, von der ich bald sprechen werde … Ich folgte ihr, zitternd vor Wollust, immer möglichst nah, bis zur Haustüre der Rameaus. Als ich dann wieder im Garten von La Bretonne war, erinnerte ich mich an die früher erzählte Parade, die mir seinerzeit die fünfzehnjährigen Burschen am »Unteren Tor« vorgeführt hatten, und meine Hand forschte, zwar noch nicht befleckend, aber schon neugierig, nach der Ursache einer neuen Erscheinung, altae rigidaeque erectionis[einer hochragenden, starren Erektion…] …

Am folgenden Tage ging ich auf dem Meßweg trotz meiner Schüchternheit zu den Rameaus, um sie mit ihrer Schwester Madelon abzuholen. Ich hörte, wie Fräulein Rameau leise zu der schönen Schnitterin sagte: »Nannette, siehst du den großen Jungen da? Wenn du ihn küssen wolltest, würde er davonlaufen!« Nannette lachte, doch wir mußten uns eilen, da es schon höchste Zeit war.

Als die Messe zu Ende war, gab ich der dringenden Einladung meiner Freunde und den lebhaften höflichen Bitten Madelons nach. Übrigens wurde ich in diesem Hause immer so freundlich aufgenommen, daß ich mich dort schon ein wenig heimisch fühlen durfte. Als wir den Hof betraten, sah ich, wie Fräulein Rameau der verführerischen Schnitterin etwas ins Ohr flüsterte.

Ich spielte mit meinen Freunden; als ich mich allein im Hintergrunde eines Mauleselstalles versteckt hatte, Tiere, die der alte Rameau zur Bestellung des Feldes verwendete, trat Nannette plötzlich leise hinter mich und hielt mich mit beiden Händen fest. »Ich werde dich jetzt nach Herzenslust abküssen!« sagte sie lachend. Ich suchte mich scheinbar ihr zu entwinden. Dies vermehrte nur noch ihr Verlangen. Sie drückte mich gegen ihren Busen, den schönsten, den ich noch gesehen habe … Heftig erregt erwiderte ich ihre Küsse. Da schien Nannette wie von Liebeswut ergriffen; sie umschlang mich und zwang mich, ihren ganzen Körper abzutasten … Sie schien besonders sinnlich zu sein; sie erblaßte, ihre Knie trugen sie nicht mehr, sie drückte mich an sich und stieß mich wieder zurück; schließlich erfaßte sie die Leidenschaft derart, daß sie besessen sein wollte, und sie traf alle Vorbereitungen dazu. Eine neue Sappho, unterstützte sie die Natur und ließ sie wirken, und sie erregte mich dadurch immer mehr. In diesem schrecklichen Augenblick, als meine Zeugungskraft zum erstenmal wirksam ward, wurde ich ohnmächtig! … Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich mit Wasser übergossen und von meinen Freunden umgeben. Madelon sagte zu Nannette: »Du hast ihn wohl gekitzelt? Ich habe vergessen, dir zu sagen, daß man es nicht darf. Seine Schwester Margot hat mir gesagt, daß er bewußtlos wird, wenn man ihn kitzelt.« Nannette errötete und stammelte: »Das habe ich nicht gewußt!« Das war ihre ganze Erklärung; ich selbst hatte nur eine unklare Vorstellung von dem, was geschehen war.

Im Oktober kehrte ich wieder in die Schule des Lehrers Jacques zurück. Ich hatte es in Vermenton gelernt, wie man die Schule schwänzt, und fehlte nun öfters. Dies gab den Rameaus Gelegenheit, mich bei Messire Antoine anzuschwärzen. Ich bekam Hiebe! Eine tiefe Erniedrigung, die Mutter Rameau frohlocken ließ. Sie machte meiner Mutter einen Besuch, um ihr Bedauern auszusprechen, und meine Mutter fühlte sich mehr gekränkt als ich selbst.

Meine Eltern waren mit meinem Benehmen wenig zufrieden, meine Veranlagung versprach ihnen nichts Gutes. Ich schien zu jeder Beschäftigung untauglich. Wenn ein Fremder ins Haus kam, machte ich mich auf und davon und kam erst zurück, wenn die Luft wieder rein war. Vielleicht aber war dies nur eine Wirkung meines glücklichen Instinkts, der mir sagte, nur die Fremden, die zu uns kämen, könnten mich mit dem Laster bekannt machen, da dies in meinem väterlichen Hause etwas vollkommen Unbekanntes war.

Die Mädchen ließen nicht ab, mich zu verfolgen. Die älteste Tochter meiner Nährmutter, einer Nachbarin der Madame Rameau, hatte scheinbar etwas von der Szene im Mauleselstall bemerkt. Eines Tages machte sie den Mädchen des Dorfes Vorwürfe und gab ihnen zu bedenken, daß ich doch kein Kind mehr sei, und daß ihre Handlungsweise ihnen in den Augen der Leute schaden werde. »Du bist zu gutmütig!« sagte sie zu mir. »Wenn sie wiederkommen und dich küssen wollen, so mach’ es wie bei Nannette … aber nicht zu heftig! Du wirst es nur zweimal tun müssen, dann werden sie dich schon in Ruhe lassen …«

Die Mädchen glaubten, meine Nährmutter habe mir geraten, mich gegen sie zu wehren. Eine von ihnen, die schöne Marguerite Bourdillat, die in meinem Alter war, traf mich eines Abends allein, näherte sich mir und sagte, daß sie mich küssen werde: Sie beugt sich über mich, ich rühre mich nicht; sie packt mich, ich drücke sie an mich; sie küßt mich, ich küsse sie wieder, dreimal, viermal; schließlich muß sich die kecke kleine Angreiferin sogar verteidigen, und bald flieht sie mit den Worten: »Was ist denn das? Ich habe gedacht, daß du immer davonläufst!« Ich antwortete, daß ich mir vorgenommen habe, nun nicht mehr davonzulaufen, sondern den Mädchen für einen Kuß drei zurückzugeben. »Ei, da werden sie alle an die Reihe kommen und große Augen machen; denn ich erzähle nichts.«

Ich war stolz auf diesen Erfolg. Als ich auf dem Heimweg an einer Schar großer Mädchen vorüberkam, die mich umringten, fühlte ich mich zuerst versucht, davonzulaufen, aber die Vernunft siegte. Ich warf mich zuerst Reine Mine an den Hals. »Ich glaube gar, er küßt dich!« rief Madeleine Champaut. Dann ereilte sie dasselbe Schicksal, und sie ließ mich gewähren. Dann küßte ich Agathe. Die drei Mädchen waren starr vor Staunen. Nun näherten sich mir die anderen Frauen und Mädchen und man spendete mir Beifall, als man sah, daß ich meine Sache so gut machte. »Das ist recht!« riefen sie. »Ha! ha! Glaubt ihr noch immer, daß ihr es mit einem Kinde zu tun habt?« – »Ich will alle Mädchen küssen!« rief ich aus.

Von diesem Tage an wagte kein Mädchen mehr, mich zu belästigen. Eine meiner Nachbarinnen, schön und immer zurückhaltend, lobte meinen Entschluß und gestand mir ganz verlegen, wie sehr ihr die Zudringlichkeit der erwachsenen Mädchen mißfallen habe. Es hätte wenig gefehlt, und ich würde auf der Stelle mit ihr mein Abenteuer aus dem Maultierstall wiederholt haben. Aber Marguerite war nicht dafür zu gewinnen…