Montessori entdecken! - Jutta Bläsius - E-Book

Montessori entdecken! E-Book

Jutta Bläsius

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Beschreibung

Lernen funktioniert am besten durch Handeln. Maria Montessori hat basierend auf diesem Gedanken vor hundert Jahren ein wegweisendes pädagogisches Konzept entwickelt, das heute aktueller ist denn je: Jedes Kind möchte lernen und hat eine natürliche Freude daran. Die Erwachsenen unterstützen diese Lernfreude, sie begleiten die Kinder respektvoll auf ihren Lernwegen. Aber wie lässt sich diese Idee im Alltag umsetzten? Funktioniert das auch in der Kita oder zu Hause? Wie viel muss man von dem Konzept wissen, um "Montessori" anzuwenden? Jutta Bläsius hat dazu in diesem Band 150 Lernimpulse und Aktionen aus der Montessori-Pädagogik zusammengestellt. Ein Buch für Eltern und pädagogische Fachkräfte.

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© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2020

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlagkonzeption: Verlag Herder

Umschlag- und Textillustrationen: Frank Wowra, Berlin

Layout, Satz und Gestaltung: Arnold & Domnick, Leipzig

E-Book-Konvertierung: Newgen Publishing Europe

ISBN EPUB 978-3-451-81928-5

ISBN Print 978-3-451-38588-9

Inhalt

Einleitung

Die Anfänge

Montessori-Erziehung – was sollten Sie beachten?

Wie Sie mit diesem Buch arbeiten können

1. Die äußere und innere Ordnung

Die sensiblen Phasen

Die Polarisation der Aufmerksamkeit

Die Analyse der Bewegungen

2. Selbstständigkeit und Individualität

Was Lara beim Eincremen lernt

Der absorbierende Geist

3. Sinnvoll und wahrnehmbar

Integrierte Selbstkontrolle

Isolation der Sinne

Kriterien der Montessori-Materialien

4. Bewegung und Stille

Gehen auf der Linie

Aktive Stille

5. Ich und die anderen

Stufen des Tuns

Grenzenlose Freiheit?

6. Natur und Umwelt

Die vorbereitete Umgebung

Die Details und das Ganze

7. Erzählen, schreiben und lesen

Die Rolle des Erwachsenen

Die Drei-Stufen-Lektion

8. Mengen, Formen und Zahlen

Der mathematische Geist

Vom Konkreten zum Abstrakten

Alle Angebote im Überblick

Literatur

Einleitung

Montessori entdecken – so lautet der Titel dieses Buches. Er erinnert mich daran, wie ich vor nunmehr vielen Jahren Maria Montessori für mich entdeckt habe.

Begonnen hat mein Interesse für diese Pädagogik mit einem kleinen Zeitungsartikel, in dem für einen Montessori-Ausbildungskurs geworben wurde. Ich war bereits Erzieherin und auf der Suche nach einer sinnvollen Fortbildung. Maria Montessori kannte ich nicht wirklich. Aber der Zeitungsartikel klang interessant, versprach er doch u.a. eine „neue Sichtweise“ auf das Kind. Das machte mich neugierig. Und so beschloss ich, mich für den Kurs anzumelden – ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, was da auf mich zukam.

Es begann eine Phase, in der ich, völlig fasziniert von den Grundgedanken der Montessori-Pädagogik, den Montessori-Materialien und eben diesem „neuen Blick“ auf das Kind, viel Zeit damit verbrachte, mich tiefer in die Materie einzuarbeiten. Ich diskutierte mit Kolleginnen und anderen Müttern über Maria Montessori. Ich bastelte für unsere Kinder alles an Material nach, was möglich war. Die Wohnung wurde immer wieder umgeräumt und Montessori-gerecht gestaltet. Mein Mann begleitete all dies gelegentlich mit einem Kopfschütteln.

Nun arbeite ich schon seit mehr als 20 Jahren mit der Montessori-Methode und bin immer noch davon begeistert und erst recht überzeugt.

Daher möchte ich Sie – egal ob Eltern, Großeltern oder pädagogische Fachkräfte – mit diesem Buch neugierig machen und Sie dazu einladen, ebenfalls Montessori für sich und „Ihre“ Kinder zu entdecken. Den ersten Schritt haben Sie mit dem Kauf des Buches bereits getan. Weitere Schritte können nun folgen.

Wenden Sie die Grundprinzipien, Methoden und Übungen, die ich Ihnen hier vorstelle, nach und nach an, damit die wichtigsten Bildungsjahre der Kinder zu einer spannenden und abwechslungsreichen Zeit werden.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und Umsetzen der Ideen.

Jutta Bläsius

Die Anfänge

Am 31. August 1870, also vor 150 Jahren, wird Maria Montessori in Italien geboren. Nach dem Studium der Naturwissenschaften und der Medizin mit Fachgebiet Psychiatrie promoviert sie als eine der ersten Ärztinnen Italiens. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Erziehung und dem Unterricht geistig behinderter Kinder und schließt weitere Studien der Pädagogik, der Experimentalpsychologie und Anthropologie ab. Es sind die Erfahrungen und Beobachtungen, die sie in der Arbeit mit geistig behinderten Kindern macht, die den Grundstein legen für ihre heute weltweit verbreitete Pädagogik.

1907 eröffnet Maria Montessori das erste Kinderhaus in einem Armenviertel in Rom unter dem Namen „Casa dei Bambini“. Es war für die damalige Zeit eine sehr innovative Tagesstätte – in vielerlei Hinsicht: Die Eltern mussten sich z.B. wöchentlich bei der Direktorin über ihr Kind informieren. Auch die Ausstattung des Kinderhauses war für damalige Verhältnisse absolut neu. So gab es Waschräume und einen kleinen Garten mit Beeten. Die Möbel und Arbeitsmaterialien wie Besen, Gießkanne oder Staubwedel wurden der Körpergröße der Kinder angepasst, zur damaligen Zeit ein absolutes Novum.

Von besonderer Bedeutung war vor allem aber das pädagogische Konzept der Einrichtung, das sich im Laufe der ersten zwei Jahre entwickelte. Montessoris besondere Sicht auf das Kind, auf die Art und Weise, wie es lernt, und ihre Forderung, seine Beziehung zum Erwachsenen neu zu definieren, waren absolut revolutionär.

Um Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, setzt sie im Kinderhaus die von ihr bereits für die Arbeit mit geistig Behinderten entwickelten Lernmaterialien ein – mit vollem Erfolg. Sie werden zum unverwechselbaren Kennzeichen der Montessori-Pädagogik.

Heute gibt es weltweit Montessori-Einrichtungen für alle Altersstufen. Und auch in vielen Familien ist Montessori inzwischen angekommen.

Doch was ist das Besondere an dieser Pädagogik? Wie viel muss man vom Montessori-Konzept kennen, um es anwenden zu können? Wie lassen sich die Ideen im Alltag – ob zu Hause oder in einer Einrichtung – umsetzen? Kann jeder „Montessori machen“? Und worauf kommt es an?

Montessori-Erziehung – was sollten Sie beachten?

Kinder nach der Montessori-Methode von Anfang an in ihrer Entwicklung zu unterstützen, ist zum Glück keine Hexerei. Maria Montessori hat ein sehr gut durchdachtes theoretisches und praktisches Konzept entwickelt, mit dem sich ihre Pädagogik nach und nach erschließt und in der Praxis – im Alltag mit den Kindern – umsetzen lässt.

„Learning bei doing“ – durchs Selbertun lernen – ist die Grundidee: sowohl für Sie als Montessori-Einsteiger als auch für die Kinder.

Bevor Sie loslegen, sollten Sie jedoch einige wichtige Punkte beachten, egal ob Sie als Neuling zu Hause oder als Profi in einer pädagogischen Einrichtung mit der Montessori-Pädagogik starten möchten:

Bereiten Sie sich vor: Maria Montessori hat ein komplexes Konzept zu ihrer Pädagogik verfasst. Ihre wichtigsten Grundgedanken und Ideen sind in den „Basisinfos“ in diesem Buch dargestellt. Farblich hervorgehoben finden Sie sie in allen Kapiteln. Lesen Sie also nach Möglichkeit zunächst vor allem diese theoretischen Grundinformationen, bevor Sie mit der Praxis starten. Dann lässt sich so manches schneller, einfacher und erfolgreicher umsetzen.

Bleiben Sie dran: Klappt mal etwas nicht so, wie Sie es sich vorgestellt haben, sollten Sie nicht so schnell aufgeben. Interessiert sich ein Kind z.B. nicht für das von Ihnen vorbereitete Material, ist wahrscheinlich einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Bieten Sie die Übung zu einer späteren Gelegenheit noch einmal an. Vielleicht ist das Kind nun bereit, darauf einzugehen.

Beobachten Sie regelmäßig: Beobachtung ist in der Montessori-Pädagogik von großer Bedeutung. Nur wer ganz genau hinschaut, erkennt die Signale des Kindes und ist in der Lage, ihm in einer vorbereiteten Umgebung die für seine momentane Entwicklung nötigen Lernanreize zu bieten. Planen Sie also immer wieder Beobachtungszeiten ein, um den Kindern gerecht zu werden.

Montessori-Pädagogik ist mehr als das Material: Die Montessori-Pädagogik wird leider allzu oft auf das klassische Montessori-Material reduziert. Sie ist jedoch weitaus mehr – nämlich eine grundsätzliche Lebenseinstellung und Lebenshaltung dem Kind gegenüber. Dies macht Maria Montessori immer wieder deutlich, indem sie in ihren Werken grundlegende Aspekte vorstellt, die Kinder für eine gesunde Entwicklung in jederlei Hinsicht benötigen.

Bilden Sie sich weiter: Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Montessori-Literatur, auch zu bestimmten Themen wie zu den „Übungen des praktischen Lebens“ oder zum „Gehen auf der Linie“ und den „Stille-Übungen“. Sollten Sie also Informationen über die in diesem Buch vorgestellten Bereiche hinaus wünschen, kann ich Ihnen nur entsprechende Fachliteratur empfehlen. Wichtige Titel habe ich für Sie am Ende des Buches zusammengestellt.

Im Mittelpunkt steht das Kind: Das Kind mit seiner Individualität steht immer im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik. Aufgabe des Erwachsenen ist es, ihm in seiner Entwicklung zur Seite zu stehen, es zu achten und zu respektieren, es zu unterstützen und auf dem Weg zu Selbstständigkeit, Freiheit und Unabhängigkeit zu begleiten, gegebenenfalls auch zu leiten. Wenn Sie dies beachten, kann nichts schiefgehen!

Wie Sie mit diesem Buch arbeiten können

Maria Montessoris Grundgedanken, z.B. die Theorie der „sensiblen Phasen“ oder des „absorbierenden Geistes“, Begriffe wie die „vorbereitete Umgebung“, die „Analyse der Bewegungen“ oder die „Stufen des Tuns“ sind fester Bestandteil ihrer Pädagogik. Was es damit auf sich hat und wie Sie damit konkret arbeiten können, erfahren Sie in diesem Buch.

Es ist in acht Kapitel eingeteilt, die sich an den einzelnen Lernbereichen nach Maria Montessori orientieren.

Zu jedem Kapitel gibt es eine kleine Einführung.

Grafisch hervorgehoben sind Textabschnitte mit „Basisinfos“, die kurz und bündig die Grundbegriffe der Montessori-Pädagogik erläutern. Hier lesen Sie z.B., was Maria Montessori unter dem „mathematischen Geist“ oder der „Drei-Stufen-Lektion“ versteht und wie Sie ihre Ideen im Alltag mit den Kindern umsetzen können.

Für jeden Lernbereich habe ich eine Vielzahl an Lernimpulsen und Übungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen zusammengestellt. Wählen Sie das für ein Kind entwicklungsgemäß passende Angebot sorgfältig aus. Auf Altersangaben wurde bewusst verzichtet, denn sie schränken meist zu stark ein. Kinder sind schließlich sehr individuell entwickelt.

Die Übungen orientieren sich in der Zusammenstellung, der Darbietung und der Handhabung an den Kriterien der Montessori-Pädagogik. Materialien, die zu einem Angebot benötigt werden, sind zu Beginn aufgeführt. Es sind in der Regel Dinge aus dem Alltag. Sie müssen sie also nicht erst extra anschaffen, sondern Sie werden sie sehr wahrscheinlich in Ihrem Umfeld finden.

Zu vielen Übungen sind weiterführende Möglichkeiten beschrieben, die die Grundübung variieren und sie dadurch abwechslungsreich und lange interessant für Kinder machen.

Zu manchem Lernimpuls gibt es eine kleine Info unter der Überschrift „Gut zu wissen!“ Hier ist die jeweilige Übung noch einmal mit einer Idee von Maria Montessori verknüpft. Dies trägt zum besseren Verständnis mancher Aspekte ihrer Pädagogik bei.

Sollten Sie sich für weiterführende Literatur zur Montessori-Pädagogik interessieren, finden Sie am Ende des Buches eine kleine Auswahl, sowohl von Maria Montessori selbst als auch zu unterschiedlichen Bereichen.

Zu guter Letzt möchte ich noch eine kleine Anmerkung zu den Montessori-Materialien machen. Auch wenn viele Materialien einfach nachgebastelt werden können, empfehle ich Ihnen, das ein oder andere Original-Material zu kaufen. Es ist inzwischen gar nicht mehr so teuer und die Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall. Die Kinder beschäftigen sich vor allem mit den Sinnesmaterialien sehr intensiv und nutzen sie ebenso wie die Sprach- und Mathematikmaterialien über eine lange Zeit hinweg.

Freuen Sie sich nun auf 150 Übungen, die ich Ihnen in diesem Buch vorstelle – zu Ehren von Maria Montessoris Geburtstag vor 150 Jahren!

1.DIE ÄUSSERE UND INNERE ORDNUNG

„Das grundlegende Bedürfnis nach Ordnung ist stärker als jeder andere Trieb des Kindes.“

Maria Montessori:

Das kreative Kind

„Hier sieht es aber sehr aufgeräumt aus!“ Diese Bemerkung fällt immer wieder, wenn Besucher in eine Montessori-Einrichtung kommen. Und tatsächlich spielt Ordnung bei Maria Montessori eine bedeutende Rolle. Sie hat sie mit dem Begriff der „vorbereiteten Umgebung“ verknüpft. Jeder Raum ist eindeutig nach den unterschiedlichen Lernbereichen (Sinnesmaterial, Übungen des täglichen Lebens, Sprache etc.) gegliedert. Alle Dinge haben ihren festgelegten Platz und ihren ganz bestimmten Zweck. So kann ein Kind, das z.B. gerade in der sensiblen Phase für Wasserschütten ist, die passende Arbeit direkt finden und damit beginnen. Alles, was es benötigt, steht an seinem festen Platz im Raum und ist auf einem Tablett unmissverständlich angeordnet.

Neben dieser äußeren Ordnung benötigt das Kind Sortierübungen, die abwechslungsreich gestaltet sind. In einem Alter, in dem es mit unendlich vielen unterschiedlichen Eindrücken konfrontiert wird, sorgen diese, die äußere Ordnung, gleichbleibende Strukturen, Regeln und Abläufe für Klarheit im Leben des Kindes. Sie geben ihm Sicherheit, Halt, Verlässlichkeit, Orientierung und unterstützten es in der Entwicklung seiner Persönlichkeit und seiner inneren Ordnung.

Ordnung muss sein

Sie benötigen: Fotos der Materialien/Tabletts/Körbe, Klebefolie

In Montessori-Einrichtungen hat jedes Material seinen festen Platz im Raum. Dieser orientiert sich an den grundlegenden Montessori-Materialgruppen wie z.B. den Übungen des praktischen Lebens, den Sinnes-, Sprach- und Mathematikmaterialien und den Übungen zur kosmischen Erziehung.

Von hier aus wird das Material zum Tisch oder auf den Teppich gebracht und am Ende auch wieder dorthin zurückgestellt.

Damit alle wissen, wo z.B. das Tablett mit den Zahlenschlössern steht, eignet sich ein Foto des Angebotes, das Sie mit Klebefolie auf das Regal oder in den Schrank kleben können.

Für sehr junge Kinder sind vor allem Körbe zur Materialaufbewahrung sinnvoll. Auch an diesen können Sie ein Foto befestigen, sodass die Kinder sehen können, was in welchen Korb gehört. So fällt ihnen das Aufräumen leichter.

Das gibt den Kindern Sicherheit und Struktur und hilft ihnen, Ordnung zu halten.

Stifte sortieren

Sie benötigen: Buntstifte, Holzbecher in den Farben der Stifte, flache Schälchen

Zur Ausstattung eines Montessori Kinderhauses zählt in der Regel ein Stiftständer. Er besteht z.B. aus Holzbechern in unterschiedlichen Farben. In jedem Becher stehen, je nach Gruppenstärke, drei bis sechs Stifte, die farblich mit denen der Becher identisch sind: also blaue Stifte im blauen Becher, rosa Stifte im rosafarbenen usw. Neben dem Stiftständer stehen flache Schälchen. Möchte ein Kind malen, sucht es sich aus dem Stiftständer Farbstifte aus, legt sie in das Schälchen und geht damit zum Tisch. Nach dem Malen sortiert es die Farbstifte wieder in die farblich passenden Becher zurück. Das Kind lernt also eine vorgegebene Ordnung kennen und diese einzuhalten.

Der Arbeitszyklus

Sie benötigen: ein beliebiges Material

Benutzen Kinder ein Material, z.B. ein Tablett, geschieht dies in der Regel nach einer bestimmten Abfolge. Diese sollte konsequent eingehalten werden.

Zunächst nehmen sie das Material aus dem Regal und bringen es zum Tisch. Dort können sie sich damit beschäftigen, solange sie möchten. Niemand, auch nicht der Erwachsene, sollte das Kind nun in seiner Arbeit stören und seine Konzentration unterbrechen.

Am Ende der Arbeit muss das gesamte Material wieder so auf dem Tablett aufgeräumt werden, dass das nächste Kind direkt mit seiner Arbeit beginnen kann. Erst dann wird es zurück ins Regal an seinen vorgegebenen Platz gestellt.

Dieser immer gleiche Arbeitszyklus gibt vor allem dem jungen Kind Sicherheit und unterstützt sowohl die äußere als auch die innere Ordnung. Das Kind lernt, eine Arbeit von Anfang bis Ende durchzuführen und schult damit immer wieder seine Konzentration, sein Durchhaltevermögen und seine Ausdauer.

Der Arbeitsteppich

Sie benötigen: kleine, rechteckige Teppiche (ca. 120 x 80 cm); Teppichständer

Kinder spielen gerne auf dem Boden. Das beobachtete Maria Montessori und sie schlägt vor, ihnen dazu kleine Teppiche anzubieten. Diese begrenzen den Arbeitsbereich und sorgen dafür, dass sich die Spielsachen nicht über den ganzen Boden verteilen. Sie bieten zudem eine Art „Schutzraum“, der von keinem anderen Kind betreten werden darf.

Der beste Platz, um auf einem Teppich zu arbeiten, ist etwa in der Mitte des Raumes. Sorgen Sie also dafür, dass die Möbel im Raum so angeordnet sind, dass in der Mitte eine Freifläche bleibt. Der Teppichständer zur Aufbewahrung der Teppiche hat, ebenso wie die anderen Materialien, seinen festen Platz im Zimmer.

Gut zu wissen!

Auch Babys liegen gerne auf einer Decke auf dem Boden. Hier sind sie besser aufgehoben als in einer Wippe. Sie haben wesentlich mehr Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, ihre Motorik ungestört zu trainieren. Spiel- und Lerndecken bieten zudem unterschiedliche Reize und schulen die Sinne.

Bücher einräumen

Sie benötigen: viele Bilderbücher, Regal

Normalerweise werden Bücher in Montessori-Einrichtungen so platziert, dass sie mit dem Cover nach vorne zeigen. Dies kann z.B. in einem entsprechenden Bücherregal oder in einer Kiste, einem Korb sein. Vor allem sehr junge Kinder profitieren davon, denn so haben sie einen guten Überblick und können sich problemlos das gewünschte Buch greifen.

Für ältere Kinder können Bücher aber auch schon in einem Regal bereitstehen.

Hier Bücher richtig und ordentlich einzuräumen, müssen Kinder meist erst lernen.

Zeigen Sie ihnen daher immer wieder, wie es geht.

Nehmen Sie mehrere Bücher aus dem Regal und legen Sie sie griffbereit. Nehmen Sie ein Buch und machen Sie das Kind auf den Buchrücken aufmerksam. Benennen Sie diesen. Zeigen Sie ihm, wie Sie das Buch in das Regal stellen, sodass der Buchrücken zu sehen ist. Fordern Sie das Kind auf, die restlichen Bücher entsprechend dieser Vorgabe in das Regal zu stellen.

Das Arbeitstablett

Sie benötigen: alle zu einer Übung notwendigen Materialien, Tablett

In Montessori-Einrichtungen spielen sogenannte Arbeits-Tabletts eine wichtige Rolle. Sie sind inzwischen vor allem von den Übungen des praktischen Lebens her bekannt, werden darüber hinaus aber auch in allen anderen Bereichen eingesetzt.

Auf jedem Tablett ist eine einzige Übung zu finden. Alles, was das Kind zum Tätigsein benötigt, ist vorhanden, sodass es direkt mit der Arbeit beginnen kann. Die Aufgabenstellung ergibt sich in der Regel durch das Material und seine Anordnung auf dem Tablett.

Im Umgang mit den Tabletts gibt es einige wichtige Regeln, die die Kinder einhalten müssen:

1.Es arbeitet in der Regel immer nur ein Kind mit einem Tablett.

2.Alle Materialien verbleiben auf dem Tablett.

3.Das Tablett wird am Ende der Arbeit wieder aufgeräumt und in seinen ursprünglichen Zustand versetzt, sodass das nächste Kind direkt loslegen kann.

4.Jedes Tablett wird an seinen festen Platz im Raum zurückgebracht.

Gut zu wissen!

Für manche Spielsachen wie Bauklötze, Duplos oder die Schatzkisten für junge Kinder empfiehlt Maria Montessori kleine Körbe zur Aufbewahrung. Auch sie sollten ihren festen Platz im Raum haben.

Einen Stuhl unter den Tisch stellen

Sie benötigen: Kinderstuhl, Tisch