Mörder und Gendarm - Max Adam - E-Book

Mörder und Gendarm E-Book

Max Adam

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Beschreibung

Ein Mord ist passiert. In einem Neubauviertel liegt eine junge Vietnamesin tot in einem Kellergeschoß. Der Mörder kann nur einer der Bewohner des Hauses gewesen sein. Günstig ist, daß auch der Kripobeamte Hummitsch hier wohnt. Als Mann der Tat und von Ehrgeiz gepackt, versucht er, noch in der Mordnacht den Fall zu klären und beginnt mit den Verhören. Aber schon bald stellt sich heraus, daß jeder der Bewohner - wenn auch nicht im wörtlichen Sinn - seine Leiche im Keller hat und der Fall doch komplizierter liegt. Als es einen zweiten und dritten Toten gibt, entgleiten Hummitsch die Fäden.

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Impressum

eISBN 978-3-360-50112-7

© 2015 (1995) Das Neue Berlin, Berlin

Cover: Verlag

Die Bücher des Verlags Das Neue Berlin erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de

Max Adam

Mörder und Gendarm

Das Neue Berlin

22.15 UHR

Ich bin mir keineswegs sicher, ob es lediglich von Vorteil ist, die Verdächtigen bereits vor den Ermittlungen persönlich zu kennen. Gewiß würde sich der eine oder die andere eher mir als einem Fremden gegenüber aufgeschlossen zeigen, ja auch vertraulich geben oder sich in Andeutungen ergehen – immer unterstellend, ich wisse ja selbst …

Andererseits darf ich wohl davon ausgehen, daß mich nicht alle im Haus nur gemocht haben. Und daß sich die Herren Bohm und Hübenberger mir gegenüber als reserviert erweisen und ihr Herz nicht auf der Zunge tragen, dürfte von vornherein feststehen. Die sprachen schon früher nicht allzuviel, und die Zeiten haben sich bestimmt nicht dahingehend geändert, daß gewisse Leute heute mehr von dem aussprechen, was sie denken.

Und dann der Mörder selbst natürlich. Es ist nur logisch, daß er mich nicht weniger gut kennt als ich ihn, so daß sich der Vorteil, wenn es denn einen geben sollte für mich, sofort wieder aufhebt: Wenn ich aus dem Umstand heraus, daß ich ein paar Jahre mit ihm im gleichen Haus gewohnt habe, bessere Chancen haben sollte, ihn zu überführen, dann stehen seine Aussichten, mich zu täuschen, aus dem gleichen Grund nicht schlechter.

Er könnte sich mit mehr Aussicht auf Erfolg in mein Vertrauen schleichen, mir scheinbar auch behilflich sein oder den Verdacht auf jemand anderen abwälzen. Dessen bin ich mir bewußt.

Ich muß also ganz unvoreingenommen an die Ermittlungen gehen, niemanden besonders – aber jeden verdächtigen.

Gewiß, ich könnte es mir leicht machen, mich an die Vorschriften halten. Da ich für diesen Fall, wenn man es genau nimmt, gar nicht zuständig bin, könnte, ja müßte ich ihn eigentlich den Kollegen überlassen, die alsdann mit reichlich Blaulicht und Sirenengeheul vorgefahren kämen, um überall zu klingeln und reihum stupide nachzufragen, ob vielleicht einer von den Mietern etwas gehört oder gesehen habe.

Mit großer Wahrscheinlichkeit würde keinem etwas aufgefallen sein, und die Beamten sähen sich gezwungen, den unsinnigsten Spuren und albernsten Hinweisen nachzugehen. Sie würden sich ganz und gar vorschriftsgemäß mit allerlei Dingen befassen, die ihre Ermittlungen kaum voranbrächten, sondern eher im Sande verlaufen ließen. Sie würden Zeit verlieren, und ich würde sie daran nicht hindern können. Erst würde der Fall durch die Presse gehen, irgendwann jedoch in den Akten verschwinden – ungelöst, wie so viele.

Nein, ich habe kein Recht, meinen Vorsprung preiszugeben und auch nur einen Moment zu zögern. Der Mörder ist in diesem Haus, und jede vertane Minute gibt ihm Gelegenheit, seine Spuren zu verwischen oder Indizien zu beseitigen.

Auf Indizien wird es letztendlich hinauslaufen, denn verwertbare Spuren dürfte die grausame Tat kaum hinterlassen haben. Plastiktüten und Klebebänder gibt es heute wie Sand am Meer, und die Zeiten, in denen die Täter so unvorsichtig waren, Fingerabdrücke auf ihren Tatwerkzeugen zu hinterlassen, sind lange vorbei.

Vermutlich würden die verehrten Kollegen im Labor jetzt nur noch die meinigen an den Utensilien der Tat nachweisen können …

Es ist bald halb elf, aber ich beschließe, keinerlei Rücksicht auf das eventuelle Schlafbedürfnis der Bewohner dieses Hauses zu nehmen. Der Nachtschlaf der Leute wird heutzutage bereits aus weitaus unwichtigeren Gründen und zuweilen auch völlig grundlos von jenen gestört, die nur an sich selbst denken. Ganz abgesehen von denen, die grölend und rülpsend demonstrieren, was sie sich alles herausnehmen dürfen.

Würde ich heute nacht auf solche Typen stoßen, dann könnte es sich allerdings schnell als Fehler erweisen, ohne zweiten Mann zu ermitteln. Auch das ist mir klar, aber ich denke nicht daran, um Verstärkung nachzusuchen.

Wenn die jetzt jemanden aus dem Bett klingeln, der voller Frust wegen der versauten Nacht mehr mich mit seinen Fragen nervt als die, auf deren Antworten es ankommt, verliere ich Zeit. Schmiede das Eisen so wie dich selbst und liebe deine Nächste, solange sie warm ist, kommt es mir, dem Ernst der Situation etwas unangemessen, in den Sinn, und ich muß unweigerlich an Fräulein Preiß aus dem Parterre denken.

Die kannst du jetzt schon als Verdächtige ausschließen, sagt mir meine innere Stimme.

Nein, widerspreche ich mir. Sympathie und Antipathie dürfen hier keine Rolle spielen. Nötig ist Konsequenz gegen jeden, gepaart mit Fingerspitzengefühl – und somit ohne Samthandschuhe.

Alle sind gleichermaßen verdächtig – die zierliche Blondine nicht weniger als der bullige Streifenpolizist, der Finanzbeamte genau wie der freundliche Versicherungsvertreter.

Ach ja, diesen Herrn Kollegen aus der vierten Etage, der zu allem Überfluß auch noch mit dem Namen Fettback durch die Gegend läuft, könnte ich mir dienstbar machen. Und sei es auch nur, um ihn als unverrückbaren Fleischberg vor die Haustür zu stellen, zu setzen oder zu legen, damit sich niemand, während ich mich durch die Etagen frage, aus diesem Gebäude entfernen kann.

Immerhin darf ich auch die theoretische Möglichkeit nicht außer acht lassen, daß ein Fremder, ein Besucher, einer also, der nicht in dieses Haus gehört, sich aber momentan noch darin aufhält, die junge Asiatin ums Leben gebracht hat.

Wenngleich ich daran aus irgendeinem Grund nicht recht glauben mag, möchte ich doch keine Leichtfertigkeit begehen. Die Mieter ohne einen zweiten Mann zu befragen, das kann ich gerade noch verantworten, ja sogar begründen. Den Tatort jedoch ungesichert zu lassen, das auf gar keinen Fall.

Es ist nicht so, daß mir, wie manch anderen Kollegen, die Karriere über alles ginge, nein, aber immerhin, und das muß gestattet sein, ist mir meine Zukunft auch nicht völlig egal. Ich hatte in der letzten Zeit nicht allzuviele Erfolge zu feiern, so daß sich ein wenig Ehrgeiz in mir angesammelt hat, Ehrgeiz und der Wunsch, mich zu beweisen – auch außer der Reihe. Die Chance, einen Mord fast im Vorübergehen aufzuklären, bekommt man nicht allzu oft geboten in seiner Laufbahn.

Du hast ein Heimspiel, Jochen, spreche ich mir Mut zu und gehe fröstelnd ins Haus. Ich stecke den Schlüssel von innen ins Schloß, sperre doppelt ab und trete kräftig mit dem Fuß dagegen. Nach dem trockenen Knacken klirrt mein Bund auf den Boden.

Mit der selten benutzten hinteren Haustür, die zur Wiese geht, verfahre ich so ähnlich. Da die bereits verriegelt ist, genügt es, die Schließmechanik zu blockieren.

Ich überzeuge mich davon, daß es unmöglich ist, die Reste meiner zerbrochenen Schlüssel aus den Löchern zu klauben und lächle zufrieden. Da würde man wohl aufbohren müssen. Und das wäre nirgendwo im Haus zu überhören.

22.19 UHR

»Ja, der Herr Hummitsch«, werde ich von Frau Fettback mit einem unentschlossenen Ausdruck im Gesicht begrüßt. Offenbar kann sie sich nicht entscheiden, ob Sie mir in Erinnerung an alte Zeiten eher mit Freundlichkeit oder Zurückhaltung begegnen soll.

Wer weiß, was Ihr Mann zwischenzeitlich so alles über mich zum Besten gegeben hat. Möge niemand so naiv sein, zu glauben, daß nur Nichtpolizisten über Polizisten verächtlich daherreden. Weit gefehlt. Gerade unter Kollegen gedeiht die Pflanze Mißgunst prächtig. Gefüttert mit Gerüchten, Vorurteilen und selektiver Beobachtung, nährt sich Neid wie Arroganz.

Nicht selten ist die Ehefrau die einzige, der ein Polizist sich öffnen kann, ohne Retourkutschen befürchten zu müssen. Die aber ist gänzlich außerstande, sich ein objektives Urteil zu bilden, und verinnerlicht, was der kompetente Gatte im Laufe der Jahre über den Nachbarn palavert.

»Guten Abend, gnädige Frau«, beginne ich ein wenig hilflos, da ich eigentlich ihren Mann an der Tür erwartet habe.

Frau Fettback, Claudia heißt sie, wenn ich mich recht erinnere, rafft ihren geblümten Morgenmantel um die recht ansehnlichen Rundungen und versucht ein Lächeln.

Mit der freien Hand öffnet sie ihre Tür einen Spalt weiter, ohne mich jedoch hineinzubitten.

»Der Heinz hat Nachtschicht«, sagt sie verlegen.

Sie ist etwa Ende dreißig und sieht noch ganz passabel aus. Als Hausfrau hat sie Zeit, sich zu pflegen, erkläre ich mir die auffallend glatte Gesichtshaut. Auch ist die Dame nicht halb so in die Breite gegangen wie ihr Mann, wenngleich ihr Mäntelchen in Busenhöhe nicht mehr recht passen will.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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