Mr. Frosty Pants - Leta Blake - E-Book

Mr. Frosty Pants E-Book

Leta Blake

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Beschreibung

Kann eine echte Liebe ein gefrorenes Herz wieder erwärmen? Als Casey Stevens vor vier Jahren wegzog, um zu studieren, ghostete er seinen besten Freund Joel Vreeland. Er hatte die Hoffnung, dass die Entfernung ihn seine unerwiderten Gefühle vergessen lassen würde, doch alles, was passierte, war, dass er Joel immer mehr vermisste. Als Casey über die Feiertage nach Hause kommt und sehr frostig von Joel begrüßt wird, wird Casey erneut klar, wie hart er schon dafür hatte kämpfen müssen, um überhaupt mit Joel befreundet zu sein. Da bedürfte es schon eines Weihnachtswunders, um Joels kühle Fassade zu durchdringen. Doch Joel ist gar nicht so hetero, wie Casey denkt. Und die Jahre, die er nichts von Casey gehört hat, haben ihn verletzt und einsam werden lassen. Nicht fähig, jemandem zu vertrauen, mit Ausnahme seines Hundes Bruno, glaubt er nicht, dass er für Casey je mehr sein kann als eine kurze Affäre. Und trotzdem ist zwischen ihnen etwas Magisches, das keiner von beiden ignorieren kann.

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Seitenzahl: 493

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Leta Blake

Mr. Frosty Pants

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2021

http://www.deadsoft.de

© the author

Titel der Originalausgabe: Mr. Frosty Pants

Übersetzung: Sophie Ruhnke

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© Tony Marturano – shutterstock.com

© Standret – shutterstock.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-488-9

ISBN 978-3-96089-489-6 (epub)

Inhalt:

Kann eine echte Liebe ein gefrorenes Herz wieder erwärmen?

Als Casey Stevens vor vier Jahren wegzog, um zu studieren, ghostete er seinen besten Freund Joel Vreeland. Er hatte die Hoffnung, dass die Entfernung ihn seine unerwiderten Gefühle vergessen lassen würde, doch alles, was passierte, war, dass er Joel immer mehr vermisste.

Als Casey über die Feiertage nach Hause kommt und sehr frostig von Joel begrüßt wird, wird Casey erneut klar, wie hart er bereits dafür hatte kämpfen müssen, um überhaupt mit Joel befreundet zu sein. Da bedürfte es schon eines Weihnachtswunders, um Joels kühle Fassade zu durchdringen.

Doch Joel ist gar nicht so hetero, wie Casey denkt. Und die Jahre, die er nichts von Casey gehört hat, haben ihn verletzt und einsam werden lassen. Nicht fähig, jemandem zu vertrauen, mit Ausnahme seines Hundes Bruno, glaubt er nicht, dass er für Casey je mehr sein kann als eine kurze Affäre.

Und trotzdem ist zwischen ihnen etwas Magisches, das keiner von beiden ignorieren kann.

Danksagung

Vielen Dank an die Folgenden:

Mama und Papa, ohne die ich den Traum, Autorin zu sein, nicht verwirklichen könnte. Brian und Cecily, die Lichter, denen ich nach Hause folge. All die wunderbaren Mitglieder meines Patreon, die mich inspirieren, unterstützen und beraten, besonders Sadie Sheffield. Keira Andrews für ihr Lektorat. DJ Jamison für das Korrekturlesen. Stacey McDonald für ein weiteres Augenpaar bei der Korrektur. Neta und Einat für das frühe Betalesen. Robert Winters für das erste Gegenlesen und die Ratschläge. Emmy the Great und Tim Wheeler für den Song, der das Buch inspiriert hat und Knoxville, Tennessee, für die Schauplatzinspiration.

Am allermeisten danke ich euch, meinen Lesern, dass ihr all das Blut, den Schweiß und die Tränen lohnenswert macht.

Kapitel Eins

Wenn Casey Stevens die kitschigen, bunten Weihnachtsbeleuchtungen ignorierte, die die Büsche und Bäume übersäten, und den riesigen, aufblasbaren und leuchtenden Weihnachtsmann, der immer wieder aus einer großen, grünen Kiste im Vorgarten sprang, sah sein altes Haus genauso aus wie vor seinem Auszug. Auch wenn sein Vater missbilligend den Mund verziehen würde, wenn er sähe, wie die neuen Besitzer es für die Feiertage dekoriert hatten. In Caseys ganzem Leben hatte Jonathan Stevens darauf bestanden, Weihnachten „stilvoll“ zu halten: einzelne weiße, elektrische Kerzen in jedem Fenster, teures Grün auf den Fensterbänken, und ein großer Kranz an der Eingangstür. Für Caseys Vater waren Lichterketten überall im Haus der Inbegriff der Geschmacklosigkeit. Und bunte? Nun, die waren geradezu Schund.

Casey verlangsamte seinen Lexus RX, das Weihnachtsgeschenk von seinen Eltern letztes Jahr, als er an seinem alten Zuhause vorbeifuhr. Die Nostalgie bohrte sich mit einem bittersüßen Griff in seine Finger. Seine Eltern waren im Herbst aus dem aufstrebenden Viertel Manor Crest in die wahnsinnig vornehme Gemeinde Pearlwood gezogen, nachdem er zur NYU aufgebrochen war. Das hier war sein erster Besuch in Knoxville seit fast vier Jahren. Die neue Gegend seiner Eltern war ganz okay, voller schimmernder Beinahepaläste, aber sie stellte ihn nicht zufrieden oder fühlte sich nach Zuhause an. Nicht in der Art, wie es das alte Haus in Manor Crest getan hatte. Im neuen Haus hatte Casey kein eigenes Zimmer mehr. Stattdessen durfte er in einem generischen, perfekt ausgestatteten Gästezimmer pennen, inklusive cremefarbener Wände, cremefarbener Bettwäsche und cremefarbenem Teppich. Unpersönlich und bedrohlich in seiner Reinlichkeit war es das komplette Gegenteil seines unordentlichen Zimmers im Manor-Crest-Haus, in dem er bei YouTube-Videos von Katzen, die in Kartons kletterten und Eichhörnchen, die Vogelhäuser plünderten, gechillt hatte. Der Ort, an dem er sich zum ersten Mal einen runtergeholt hatte, genervt davon, dass er dabei an Joel gedacht hatte, und an dem er sich den Ängsten der ersten (und einzigen) Verliebtheit gestellt hatte.

Casey ließ sein altes Zuhause hinter sich und fuhr über den nächsten Hügel. Seine Augen verschlangen dabei die alten, familiären Anblicke. Dies waren die Straßen, auf denen er als Kind Fahrrad gefahren war, die Häuser, an denen er jeden Tag auf dem Weg zur Bushaltestelle vorbeigelaufen war, und die Nachbarn, die er letztendlich aus den Augen verloren hatte.

Er bemerkte, dass Mrs. Weinstein, wie jedes Jahr, ihre Menora im Fenster stehen hatte. Und Mr. Maples hatte wieder sein gigantisches, leuchtendes Krippenspiel aufgestellt. Das gleiche, von dem Casey und Joel im Senior Year das Christkind gestohlen hatten. Sie hatten es für ein oder zwei Nächte in Joels Garage versteckt und es dann an Heiligabend, eingewickelt in eine große rote Schleife, in Mr. Maples’ Garten zurückgebracht. Caseys Magen flatterte, während er sich an Joels Lachen erinnerte, als sie in den Schutz der dunklen Nacht geflüchtet waren, das Christkind hinter sich lassend, wo es hingehörte. Joels schiefes Lächeln hatte wie ein Messer in der Dunkelheit geglänzt.

Joel.

Casey hielt das Auto an und starrte zu Mr. Maples’ beinahe lebensgroßem Krippenspiel. Die strahlende Maria war hübsch mit ihren langen, braunen, aufgemalten Haaren und dem blauen, aufgemalten Kleid. Ihre rosigen, heiligen Lippen waren in erstaunter Freude geöffnet, als sie auf das Kind in der Krippe hinunterblickte. Caseys Wangen erröteten. Das waren die Lippen, die er irrsinnigerweise nach Joels Herausforderung in der Nacht „zu Übungszwecken“ geküsst hatte, in der sie das Christkind gestohlen hatten. Joel hatte feierlich vor der Krippe gehockt, seine blasse Haut war leuchtend und das dunkle Haar durcheinander gewesen. Das Christkind hatte er mit seinen Armen umklammert, als er Caseys plumpen Versuch mit glühenden Augen beobachtet hatte. Casey würde niemals vergessen, wie sein bezaubernd asymmetrisches Gesicht seine für gewöhnlich mürrische Irritation verloren hatte.

Ein Schauder lief über Caseys Rücken, wie jedes Mal, wenn er an diese Nacht dachte: die Klarheit der Gefühle in Joels leuchtendem Blick. Er hatte ebenfalls heilig ausgesehen, sogar heiliger als Maria, angestrahlt durch die leuchtende, leere Krippe unter ihm. In diesem Moment hatte Casey beinahe den Gedanken zugelassen … Ja, für eine Sekunde hatte er wirklich geglaubt, es wäre möglich, dass seine eigenen, zarten Gefühle zurückgekehrt waren. Es war etwas so Unbestreitbares in Joels Augen gewesen, etwas, das er nie zuvor darin gesehen und das sich nie wiedergefunden hatte. Gott, Joels Augen. Während einer Stunde seines Wahlfachs Poesie an der NYU hatte er einmal versucht, sie zu beschreiben. Das Beste, was ihm eingefallen war, war eine traurige Metapher, die Joels Augen mit Schlammwasser verglichen hatte: dunkel, reflektierend, aber klar. Ganz offensichtlich hatte das Gedicht niemals das Tageslicht erblickt. Er war besser im Schreiben von Werbetexten als bei der skurrilen Ergründung seiner Gefühle und fantasiereichen Beschreibungen der Natur. Der Poesiekurs hatte sich zu etwas Ähnlichem entwickelt wie das Leben allgemein für Casey: Einer Übung, so zu tun, als würde man alles preisgeben, während man eigentlich so wenig wie möglich preisgab. Was der Grund war, weshalb er einen Abschluss in Marketing gemacht hatte. Er konnte Scheiße in Gold verwandeln wie kein anderer. Vielleicht weil er bei Aufträgen für Werbetexte, Design und Branding andere Leute mit einbeziehen wollte.Im täglichen Leben hatte er vor langer Zeit gelernt, „den Schein zu wahren“ und Menschen auf Abstand zu halten. Ann, seine Therapeutin in New York, hatte gesagt, dass er ein Meister darin wäre, eine glatte, sympathische Fassade zu wahren, statt seine rohe Menschlichkeit zu zeigen. Und er stimmte ihr zu. Schließlich gab es dafür einen Grund. Er war in einem Haushalt aufgewachsen, das Image über die Realität stellte. Es war nicht so, dass sich die Leute darum reißen würden, seinen persönlichen Scheiß zu erfahren, weder seine Eltern noch seine Bekanntschaften an der NYU, und so gut wie keiner der Kerle, die er gedatet hatte. Nicht einmal sein Coming-out hatte etwas daran geändert, wie einsam er sich fühlte. Da war etwas, das ihn zurückhielt und daran hinderte, Verbindungen aufzubauen. Etwas, wovon er fest überzeugt war, es ändern zu müssen. Denn das war ein weiteres Problem, an dem er mit Ann arbeitete: Damit klarzukommen, dass er mit zweiundzwanzig Jahren niemandem außer sich selbst länger die Schuld für seine abgekoppelte Einsamkeit geben konnte. Das Ding war, dass es lediglich eine Person gegeben hatte, bei der er versucht hatte, er selbst zu sein. Trotz des Gedankens im Hinterkopf, dass das Ganze in einer Demütigung für ihn enden würde. Aber er hatte den Schwanz eingezogen und Joel mit beiden Händen weggestoßen.

Er legte den Gang wieder ein und bewegte sich vorsichtig an Mr. Maples’ Krippenspiel und dann an Mrs. Westfields Haus vorbei, das mit goldenen Schleifen und Stechpalmen geschmückt war. Sie hielt es auch eher stilvoll, fand er. Schneeflocken schwebten in schwankenden Kreisen und legten sich auf seine Windschutzscheibe. Nicht genug, um die Scheibenwischer anzustellen, und definitiv nicht genug, dass sie liegen blieben. Nur der übliche Vorgeschmack auf den Winter in Tennessee.

Er zuckte zusammen, als er an seinen Ex-Freund Theo dachte, wie er die kleine Kiste mit Dingen gepackt hatte, die in Caseys Wohnung gewesen waren. Mit dir zusammen zu sein, ist nur ein Vorgeschmack auf die wahre Sache, Babe. Du liebst mich nicht. Du tust so, als würdest du es, aber du tust es nicht. Theo war sich mit der Hand durch die wilden schwarzen Locken auf seinem Kopf gefahren und hatte frustriert geseufzt. Um ehrlich zu sein, liebe ich dich auch nicht. Wir beide verdienen jemanden, der mehr will, als ‚es könnte schlimmer sein’. Er hatte mitfühlend gelächelt, seine weißen Zähne waren strahlend und im starken Kontrast zu seiner dunklen Haut gewesen. Wir verdienen jemanden, nach dem wir verrückt sind.

Er hatte nicht ganz unrecht gehabt. Casey hatte nicht einmal geweint, als Theo ihn endgültig verlassen hatte, und er vermutete, dass das etwas aussagte. Nein, es sagte alles. Sechs Monate waren vergangen, seit Theo ihre ein Jahr lange On-off-Beziehung beendet hatte. Casey vermisste ihn tatsächlich nicht sehr, eher das Gefühl, zu wissen, dass da jemand war, auf den er sich verlassen konnte. Mit dem er seine Wochenenden verbringen konnte. Jemand, der bedeutete, dass die Freitag- und Samstagabende verplant waren. Jemand, den er sexuell genoss und als Person mochte, auch wenn er nicht verliebt war. In einer Stadt, die so groß und lebhaft war wie New York, war bereits der Anschein von Intimität etwas. Es war besser, als allein zu sein.

Er war geneigt, Ann in ihrer Meinung zuzustimmen, dass seine Eltern ihm während seines Senior Year keinen Gefallen damit getan hatten, ihm eine Wohnung zu besorgen, statt ihn im Wohnheim leben zu lassen. Dadurch hätte er wenigstens mehr Leute kennengelernt. Wahrscheinlich. Aber Jonathan Stevens hatte nichts davon hören wollen. Nicht, wenn er sich etwas „Besseres“ leisten konnte. Nicht für seinen Sohn. Doch jetzt, Monate nach seiner Trennung von Theo, fühlte sich Caseys unfassbar teure Einzimmerwohnung, nur ein paar Blocks vom belebten Washington Square, so einsam an, dass er, trotz Anns Warnung, er würde es bereuen, die Einladung seiner Mutter und seines Vaters begeistert angenommen hatte, über Weihnachten nach Hause zu kommen. Zeit mit der Familie verbringen, den Baum aufstellen, sich mit alten Bekannten treffen und wieder daheim in Knoxville sein? Es war ihm wie eine großartige Abwechslung von der Isolation seines Universitätslebens erschienen. Zumindest bis gestern, als er endlich nach einer ermüdenden, zwölfstündigen Autofahrt angekommen war, worauf er rebellisch bestanden hatte, statt das Angebot seines Vaters anzunehmen, ein lächerlich teures Last-Minute-Flugticket zu bezahlen, und festgestellt hatte, dass das neue Haus seiner Eltern überhaupt kein Zuhause war. Gott, er wusste, er sollte sich nicht beschweren. So viele Menschen hatten zu kämpfen und mussten ohne all das auskommen, und er hatte verdammtes Glück, dass seine Eltern Geld hatten. Es war sein eigener Fehler, dass er einsam war. Vielleicht war er nur innerlich zerbrochen. Vielleicht war er einfach falsch und alle Therapien der Welt würden ihn nicht reparieren können. Vielleicht war Joel ohne ihn besser dran.

Er atmete gegen den Schmerz in seiner Brust an und bremste an dem Stoppschild, an dem er an den kalten Morgen gezittert hatte, während er auf den Schulbus gewartet hatte. Natürlich hatte er dort mit Joel gewartet.

Er seufzte und drückte die Handballen gegen seine Augen. Er würde seinen Abschluss an der NYU im Mai machen. Es waren fast vier Jahre, seit er sich von Joel verabschiedet hatte. Und doch konnte er nicht einfach mit seinem Leben weitermachen. Sie waren nicht einmal zusammen gewesen! Joel hatte Mädchen gedatet, verdammt noch mal. Was auch immer Casey fühlte, er musste diese Last allein tragen, und es war lächerlich. Ann hatte gesagt, er müsste die Vergangenheit entweder loslassen oder sich mit ihr offen konfrontieren. Als er ihr erzählt hatte, dass er die Einladung seiner Eltern annehmen würde, hatte sie geantwortet: Wenn du darauf bestehst, zum Schauplatz des Verbrechens zurückzukehren, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sich klarer über die Menschen in deinem Leben zu werden, Casey. Denk drüber nach. Er hatte gewusst, dass sie über seine Eltern sprach, aber wenn er darüber nachdachte, sich über irgendjemandem klarer zu werden, war die einzige Person, an die er dachte, Joel.

Er bog nach Belmont Hills ab, in das Viertel, das hinter Manor Crest lag und zwanzig Jahre davor gebaut worden war. Die Häuser waren kleiner und heruntergekommener und das Wohnumfeld war in einem schlechten Zustand. Der Spielplatz und die Tennisanlage waren übersät mit Unkraut und glichen einer Müllhalde. Im Schaukelgestell hing schon lange keine Schaukel mehr und der Pool war mit gelbem Absperrband begrenzt. Kein großer Unterschied zum letzten Mal, als Casey hier vor vier Jahren durchgefahren war.

Er atmete tief durch, als er in die Elder Lane abbog und an einem Haus vorbeifuhr, das wie ein bunter Schneesturm übertriebener Weihnachtsfreude wirkte. Bald war er da. Lichter in Form von Eiszapfen hingen vom Dach des Ranchstil-Hauses neben dem von Joels Vater. Nur noch eine Einfahrt …

Casey hielt vor dem Terrassenhaus, das dringend einen neuen Anstrich benötigte. Er hielt sich am Lenkrad fest, schluckte schwer und biss auf die Innenseite seiner Wange. Die Garagentür stand offen und enthüllte den Ort, an dem Casey häufig auf dem kalten, harten Betonboden gesessen hatte, um Joel beim Üben mit seiner Bassgitarre zuzusehen. Aber jetzt war das Innere mit Kinderspielzeug vollgepackt: Dreiräder, Fahrräder, Bälle und Roller in Hülle und Fülle, dazu eine große, pinkfarbene Spielzeugküche und eine Kreidetafel. Heilige Scheiße, hatte Joel etwa Kinder? Sein Herz verkrampfte sich. Aber dann kamen zwei schlaksige Teenager, ein blondes Mädchen und ein Junge durch die Vordertür mit ungeöffneten Kartons voller Weihnachtslichter unter den Armen und mürrischen Gesichtsausdrücken. Eine aufgeregte Frau folgte ihnen mit einer Trittleiter, zeigte auf das Vordach und gab ihnen mit ausschweifenden Armbewegungen Anweisungen. Nach wenigen Augenblicken drehte sie sich um und starrte neugierig zu Caseys Auto, das am Bordstein wartete. Als ein Mann zu ihnen nach draußen kann, küsste er die Frau und sie zeigte auf Casey. Sein Herz stoppte und er versuchte, den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken. Dann nahm er den Fuß langsam von der Bremse.

Es war eindeutig: Joel lebte hier nicht mehr. Es war dumm von ihm gewesen, zu denken, dass er immer noch im alten Haus seines Vaters lebte. Warum sollte er? Fast vier Jahre waren vergangen und er war inzwischen ein erwachsener Mann. Er war wahrscheinlich verheiratet oder wenigstens in eine eigene Wohnung gezogen. Aber tief im Inneren hatte Casey immer angenommen, dass Charlie Vreeland, Joels Vater, noch immer in dem Haus lebte. Dass er für immer dort leben würde. Es war eine Verbindung zu den Tagen, an denen Joel und Casey über den Zaun zwischen ihren Gärten gesprungen waren und damit die Ansicht ihrer Väter missachtet hatten, dass Jungs aus Manor Crest und Belmont Hills nicht miteinander spielen sollten.

Casey wischte sich über das Gesicht, genervt vom Stechen der ungewollten, dummen Tränen, und fuhr zur Ecke des Belview Drives. Es gab nur eine weitere Sache, die er sehen wollte, bevor er zurück zu seinen Eltern fuhr. Er hoffte, dass sie immer noch da war. Sie musste. Die eine Sache auf der Welt, die nur ihnen gehört hatte: die Bank.

Aber als er sich dem damals leeren Grundstück, das er und Joel für sich beansprucht hatten, näherte, drehte sich ihm der Magen um. Jemand hatte die Bäume gefällt, um Platz für ein neues Haus zu schaffen. Und, soweit er sehen konnte, war die Bank aus Holz und Eisen, ihre Bank, auf dem ursprünglich bewaldeten Platz verschwunden. Sein Atem stockte. Die Bank, auf der sie abgehangen hatten, um Joels gestohlene Zigaretten zu rauchen. Die Bank, die er nur mit ihm geteilt hatte. Ihr Geheimnis. Verschwunden.

Er würde nie wieder auf dem Garagenboden sitzen und Joel Bass spielen sehen. Er würde nie wieder neben ihm auf ihrer Bank sitzen, während sie Zigaretten rauchten und einander betrachteten. Er würde nie wieder durch Joels Fenster klettern, nachdem sein Vater schlafen gegangen war, und sich zu ihm in sein Doppelbett kuscheln, ein „Gaslight Anthem“-Album hören und körperlichen Schmerz wegen all der unausgesprochenen Gefühle spüren. Nie wieder. Es war vorbei. Aus. Verschwunden.

Minuten vergingen. Er richtete sich auf und wischte sich erneut über seine verräterischen Augen. Es schneite nun stärker und der Schnee drohte, zu bleiben. Er stellte das Radio an, seine Brust war eng und seine Kehle schmerzte. Könnte er die Vergangenheit ändern, würde er es tun. Er würde alles ändern. Vielleicht empfände Joel nie auf diese Weise etwas für ihn, aber wenigstens hätte Casey ihn als Freund in seinem Leben. Und das wäre etwas gewesen, oder nicht? Besser als das riesige, fette Nichts, das er nun hatte.

Er verließ Belmont Hills, begab sich zurück zum neuen Haus seiner Eltern und drehte das Radio lauter. Ein Schwall Weihnachtslieder überschwemmte ihn, Glocken und Harfen, vertraute Chöre und Verse, aber keines davon berührte ihn. Vorsichtig verstaute er die Erinnerungen an Joel wieder in der Kiste, die er in seinem Herzen für sie gebaut hatte. Aber sie schienen nicht mehr hineinzupassen. Sie stachen mit scharfen, rauen Kanten heraus.

Als Casey die Spitze des Hügels erreichte, der zum neuen Haus seiner Eltern führte, starrte er zu den nebligen Smoky Mountains in der Ferne. Er war „zu Hause“ für die Feiertage. Aber er war nicht darauf vorbereitet gewesen, wie sehr es wehtat.

Kapitel Zwei

»Wusstest du, dass die Vreelands umgezogen sind?«

Casey saß seiner Mutter gegenüber auf einem Hocker an der breiten Küchentheke aus poliertem Granit.

»Hm?« Sie wich der Frage aus, indem sie sich auf den Stapel Rezeptkarten konzentrierte, den sie sortierte, damit Heather, ihre neue Haushälterin, später am Abend die Gerichte für die kommende Woche vorbereiten konnte.

Während Casey darauf wartete, dass sie sich zwischen einer Lamm- und Rindssuppe entschied, betrachtete er sie das erste Mal seit seiner Ankunft zu Hause genauer. Die Haare seiner Mutter waren frisch blondiert und im Pixie-Stil geschnitten. Sie stachen gegen ihren engen, schwarzen Pullover heraus und der Kontrast brachte ein listiges Funkeln in ihren blauen Augen hervor. Ihr roter Cordrock schmiegte sich an ihre durch Yoga geformten Hüften und schwarze Strumpfhosen rundeten ihren Freizeitlook ab. Sie sah gut aus, aber das tat sie immer. Caseys eigener roter Pullover fühlte sich zu warm und seine Jeans zu eng an. Er rutschte unbeholfen auf seinem Stuhl umher und tippte unruhig mit den Fingern auf der Theke herum. Er hatte seinen Ton bedachtsam neutral gehalten, als er nach Joel gefragt hatte, und die beharrlichen Gefühle niedergedrückt, die aufgekommen waren, als er am alten Haus der Vreelands vorbeigefahren war. Aber jetzt war er überfüllt mit ihnen und er fühlte sich, als würde er bald platzen und alles über die Theke verteilen.

»Mom?«, fragte er einige lange Sekunden später erneut. »Hast du meine Frage gehört?«

»Tut mir leid, Schatz. Was hast du gefragt?« Sie blätterte zwischen einem Kürbiskuchenrezept in Oma Johnsons Handschrift und einem mit Oma Stevens hin und her. »Ich wünschte, Heather würde sich beeilen und die Rezepttabelle fertigstellen, um die ich sie gebeten habe. Es wird so viel einfacher, wenn sie alle Rezepte nach Jahreszeiten sortiert hat.«

Seine Mutter hatte ihm bei einem Telefonat vor ein paar Wochen erzählt, dass sie angefangen hatte, ihre Menüs nach saisonalen Gerichten zusammenzustellen. Sie hatte gelesen, dass das der neueste Essenstrend unter den reichsten Familien in Atlanta und Dallas war. Und Deanna Stevens wollte nichts mehr, als sowohl reich als auch im Trend zu sein.

Casey atmete tief durch und richtete sich auf. »Die Vreelands sind umgezogen.« Dies als Fakt auszusprechen, tat genug weh, dass er sein Gesicht wegdrehte und so tat, als würde er aus den großen Fenstern zu dem grauen See schauen, der am Rande des neuen Grundstücks seiner Eltern lag. »Wusstest du davon?«

»Oh? Nun ja, ich denke, schon«, sagte sie.

Casey drehte sich rechtzeitig um, um ihre dunkelblauen Augen sanfter werden zu sehen, als sie von den Rezeptkarten aufblickte.

Sie schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. »Hast du heute das alte Viertel besucht, Schatz?«

Es gab keinen Grund, das zu leugnen. Trotzdem fühlte er sich fürchterlich bloßgestellt, als er nickte. Er erinnerte sich an die ausgestellten, leuchtenden Rüstungen im Met in Manhattan und wünschte sich eine davon, die seine Schwachstellen bedeckte und ihn vor den oft unabsichtlich verletzenden Worten seiner Mutter schützte.

»Ich verstehe. Die alten Lieblingsplätze besuchen.« Sie gab ihm wieder ein süßes Lächeln. »Ich habe das auch getan, als ich nach Knoxville gezogen bin. Ich habe mein Zuhause in Friendsville besucht.« Ihre Augen wurden glasig. »Es fühlt sich gar nicht so lange her an. Ich kann nicht glauben, dass es schon fünfzehn Jahre sind, seitdem ich mein altes Familienhaus gesehen habe. Das war ein echter Verlust, als wir Opas Grundstück verkaufen mussten. Es war ganz anders, als wir Manor Crest verlassen haben.«

Casey räusperte sich und ließ sich nicht vom Kurs abbringen. »Nachdem ich zu unserem Haus in Manor Crest gefahren bin, fuhr ich zu Joels altem Zuhause.« Er kämpfte gegen das Beben in seiner Stimme an. »Sie leben dort nicht mehr.«

»Aber natürlich nicht«, sagte seine Mutter und blinzelte ihn langsam an, als wäre er dumm. »Joel musste das Haus verkaufen als sein Vater ins Pflegeheim ging.« Sie schürzte ihre Lippen. »Es ging wohl darum, die Voraussetzungen für die staatliche Krankenpflege zu erfüllen, glaube ich. Ich kann mich nicht erinnern.«

Casey runzelte die Stirn. Er hatte nicht gewusst, dass Joels Vater jetzt in einem Pflegeheim lebte. Warum hatte ihm niemand davon erzählt? Klar, Charlie Vreeland war immer ein Arsch zu ihm gewesen, und übrigens auch zu Joel, aber er war Joels Vater. »Wann ist das denn passiert?«

»Vor einem Jahr. Vielleicht zwei. Ich bin mir nicht sicher, Schatz.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe das vor Kurzem nur zufällig mitbekommen, als ich bei meinem Stylisten war.« Sie berührte ihre Haare und vergewisserte sich, dass der Pixie-Cut immer noch perfekt durcheinander war. »Ich habe mir damals eine gedankliche Notiz gemacht, dir davon zu erzählen, aber das habe ich wohl vergessen.«

»Was hast du sonst noch über sie gehört?« Casey wusste, dass seine Stimme zu hoch war und alle möglichen Dinge verriet, die er normalerweise zu verbergen versuchte. Aber selbst als er versuchte, sie zu korrigieren, drang Anns Stimme in seinen Kopf und versicherte ihm, dass er jetzt ein erwachsener Mann wäre. Es wäre sicher, er selbst zu sein, und dann war da noch der ganze andere therapeutische Scheiß von wegen Atme und Sei du selbst.

»Hmmm. Lass mich nachdenken.« Seine Mutter verengte die Augen, als sie überlegte. »Es gab Spekulationen darüber, dass Vreeland’s Home and Garden auch schließen würde. Von der neuen Nageldesignerin in meinem Salon, Melissa heißt sie, glaube ich. Egal, jedenfalls schwor sie Stein und Bein, dass Vreeland’s die beste Sommerkollektion habe und es ein riesiger Verlust für Knoxville wäre, wenn der Laden schließen würde.« Seine Mutter verdrehte die Augen und entschied sich endlich für Oma Stevens Rezept. Sie legte Oma Johnsons Rezept beiseite und wandte ihre Aufmerksamkeit den saisonalen Beilagen zu. »Und vielleicht wäre es das. Woher soll ich das wissen?« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bekomme alles mittlerweile durch die Landschaftsgestalter, und ich glaube, die kaufen bei Lowe’s ein.«

Casey versuchte, sein Gesicht ausdruckslos zu halten. Obwohl er gefragt hatte, hatte er nicht wirklich erwartet, dass seine Mutter so viel über die Vreelands wusste. Joel und sein Vater waren nicht Teil der feinen Gesellschaft und daher eigentlich nicht auf ihrem Radar. Außerdem hatte sie Joel immer nur diesen Jungen genannt und eisiges Missfallen ausgestrahlt, wenn Casey ihr erzählt hatte, dass er über den Zaun sprang, um mit ihm abzuhängen. Oder, noch schlimmer, wenn er Joel zu sich nach Hause eingeladen hatte.

»Deine Tante Courtney schafft es nicht, bis Heiligabend hier zu sein. Habe ich dir davon erzählt?«, sagte seine Mutter und drehte eine Karte für einen siebenschichtigen Salat um, die von ihrer jüngsten Schwester geschrieben war. »Aber wenigstens wird sie für die Party hier sein.«

»Du hast es erwähnt.«

Gemeinsam studierten sie die Rezeptkarten, während eine Weihnachtsplaylist, die sie mit seiner Hilfe erstellt hatte, über einen schwarzen, zylindrischen Bluetooth-Lautsprecher in der Mitte der Theke ertönte. All die Erwähnungen von Schnee in den Liedtexten ließen Casey fast Weihnachten in New York vermissen. In den letzten drei Jahren waren seine Eltern zu ihm in die Stadt geflogen, um Weihnachten mit ihm zu verbringen. Sie hatten die begrenzte Zeit miteinander genossen. Aber dieses Jahr war Caseys Vater zum leitenden Vizepräsidenten befördert worden. Eine seiner neuen Aufgaben in dieser Position war es, eine riesige Feier an Heiligabend für seine Untergebenen zu schmeißen. Ganz egal, ob die meisten wohl lieber die Nacht vor Weihnachten allein zu Hause oder mit der Familie verbrachten. Es war eine Firmentradition. Caseys Eltern hatten Freunde und Familie zu diesem Event eingeladen, und wenn die Planung seiner Mutter ein Hinweis war, würde es eine tolle Nacht werden. Aber zwei Wochen in Knoxville ohne Joel, in denen er den grauen Winter in Tennessee ertragen müsste, waren nichts gegen den farbenfrohen Trubel New Yorks und eventuelle weiße Weihnachten.

Wieso dachte ich, dass das hier eine gute Idee sei?

»Ich kann nicht glauben, dass Courtney inzwischen die Einzige meiner Geschwister ist, die nahe genug lebt, um nach Knoxville zu reisen. Erinnerst du dich noch an damals, als die ganze Familie über die Feiertage zusammenkam?«, fragte seine Mutter wehmütig. Ihre Augen wurden erneut sanfter, als sie sich daran erinnerte. »Ich vermisse das.«

»Es ist schade, dass die Festtagsrituale verloren gingen, als Oma Johnson starb.« Und das war es wirklich. Die mütterliche Seite seiner Familie war warm und herzlich, voll großer Stimmen und riesiger Umarmungen. Es war die väterliche Seite, mit der er nie gerne Zeit verbracht hatte. Hauptsächlich weil ihre hinterwäldlerische, appalachische Art einen Anfall von Scham bei seinem klassenbesessenen Vater ausgelöst hatte. Leider hatte er seine Verärgerung darüber auf der Heimfahrt von diesen Besuchen oft in Salven aus Kritik und Beschwerden an Casey ausgelassen.

Das Lächeln seiner Mutter verkrampfte; ein Trauerkrampf, den Casey von dem Jahr nach dem Tod von Oma Johnson kannte. »Wenigstens kommt Courtney«, sagte sie erneut. »Ich habe sie vermisst, seit sie nach Atlanta gezogen ist.«

Casey ließ diese Stimmung so lange zwischen ihnen ruhen, dass sie bereits ein wenig Staub zu fangen schien, bevor er zu dem zurückkehrte, was er wirklich wissen wollte. »Also, was ist mit Joel passiert? Nachdem sein Vater ins Pflegeheim ging, meine ich? Ist er aufs College gegangen? Lebt er noch hier in der Gegend? Leitet er das Vreeland’s?«

In der kurzen Stille, die auf seine Frage folgte, fingen seine Hände an zu schwitzen, während sich seine Mutter zwischen den Rezepten für einen Eichelkürbisauflauf und einem nussigen Hühnereintopf entschied. »Ja, ich glaube, er führt den Laden oder besitzt ihn zumindest. Ich bin mir aber nicht sicher, wie viel Zeit er dort verbringt. Er ist definitiv nicht aufs College gegangen.« Sie schnalzte leise mit der Zunge und verdrehte die Augen. »Er hatte nie viel Ehrgeiz.«

Casey verkniff sich eine Erwiderung. Joel hatte immer viel Ehrgeiz gehabt, allerdings auf eine Art, die Eltern nie verstanden hatten. Er erinnerte sich daran, dass Joel es geliebt hatte, blutrünstige Kurzgeschichten zu schreiben, und er hatte einmal eine großartige Idee für ein furchterregendes Horrorbuch mit Casey geteilt. Er hatte auch Drehbücher schreiben wollen. Joel hatte viel Zeit in seine kleine High-School-Band investiert, solange sie existiert hatte, und er wäre bereit gewesen, sie weiterhin zu behalten, wenn sie jemals einen Plattenvertrag bekommen hätten. Vor allem aber hatte Joel die Welt bereisen wollen. Aber das war offensichtlich nicht passiert. Casey fragte sich, was für ein Leben er geschaffen hatte. »Hat er geheiratet? Kinder?«

»Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, er ist immer noch Single. Warum?«

»Bin nur neugierig. Hoffe, dass er glücklich ist. Mehr nicht.«

Sie legte die Rezeptkarten nieder und sah ihn misstrauisch an. »Ich gebe zu, ich war überrascht, dass du nicht mit ihm in Kontakt geblieben bist. Aber im Nachhinein betrachtet, hat dein Vater wahrscheinlich immer recht gehabt. Es ist eine Sache, miteinander zu spielen, wenn man jung ist, oder als Teenager gemeinsam abzuhängen. Das ist eine Frage der Nähe.« Ihre hellen Augenbrauen schossen in die Höhe. »Aber es war nur eine natürliche Entwicklung, herauszufinden, dass ihr als Erwachsene absolut nichts gemeinsam habt.«

Ah, da war der stechende Schmerz, herbeigeführt durch einen zielsicheren Pfeil aus Worten. Casey rieb sich die Brust. Es war ein Schmerz über seinem Herzen, aber er antwortete nicht.

Nach langer Stille nahm er die Rezeptkarte seines liebsten Herbstgerichts: Süßkartoffelauflauf. Er studierte sie gründlich, als würde er sie auswendig lernen, und erinnerte sich daran, wie er eine Portion davon zu den Vreelands gebracht hatte. Joel hatte sie in der dreckigen, mit Essensresten verkrusteten Mikrowelle seines Vaters aufgewärmt, den Auflauf dann gegessen, als wäre er Eiscreme, und bei jedem Bissen genussvoll gestöhnt. Du weißt gar nicht, wie gut du es hast, Mann, hatte er neidisch gesagt, als er die Schüssel ausgeleckt hatte. Eine Mutter zu haben, die so was kocht?

Casey hatte danach alles Gute in seinem Leben mit ihm teilen wollen. Über ein ganzes Jahr lang hatte er jedes Mal an die Geräusche gedacht, die Joel beim Essen des Auflaufs von sich gegeben hatte, wenn Casey sich einen runtergeholt hatte. Sie waren heißer gewesen als alles, was er vorher gehört hatte, sogar heißer als das gemeinsame Stöhnen der Männer in den Schwulenpornos, die er sich getraut hatte, mitten in der Nacht auf seinem Handy anzuschauen. Aber alles an Joel war damals heiß gewesen. Zum Beispiel wie Joel seine Zähne gefletscht hatte, wenn er Bass gespielt hatte, oder wie sanft seine Augen geworden waren, sobald er Casey wirklich angesehen hatte, wenn auch alles andereals ihn. Oder wie sich sein Gesicht vor Aufregung aufgehellt hatte, wenn er Casey von der Handlung einer seiner dunklen, morbiden Geschichten erzählt hatte. Oder wie er Caseys Namen ganz schroff gesagt hatte, während sie nebeneinander auf der Bank gesessen und ihre verbotenen Zigaretten geteilt hatten. Verdammt, Casey war damals fast ständig halb hart in Joels Nähe gewesen.

»Ich wusste immer, dass das nur eine Schwärmerei war«, sagte seine Mutter und beobachtete ihn. »Dein Vater hat natürlich befürchtet, dass deine Besessenheit von Joel bedeutet, dass du schwul bist.«

»Ich bin schwul.«

Sie lachte. »Ich weiß, mein Lieber. Und jetzt, da wir davon wissen und dein Vater sich damit abgefunden hat, ist er auch nicht mehr so böse.«

»Es war auch für mich eine ungewisse Zeit.«

»Ich bin mir sicher, dass sie das war.« Sie legte den Kopf schief und versuchte, in Casey hineinzuschauen. Er baute seine Mauern auf, schloss die Luken und war bemüht, sich unlesbar zu machen. Scheiß auf Ann. Was wusste sie schon über die relative Sicherheit im Haus seiner Eltern? Nichts.

Seine Mutter fragte: »Also warst du in ihn verknallt?«

Verknallt? Wohl kaum. Er war Hals über Kopf in ihn verliebt gewesen, und er war es noch immer, wenn der kaum unterdrückbare Schmerz in seinem Herzen ein Argument dafür war. Casey würde ihr aber nicht so viel mitteilen. Sie hatte es sich mit ihrem bisherigen Verhalten heute nicht verdient. Also begegnete er nur ihrem Blick und hielt ihm stand. Sogar das sagte mehr, als er sie wirklich wissen lassen wollte.

»Sag niemals, dass ich meinen Sohn nicht verstehe.« Sie tätschelte seine Hand. »Aber es ist gut, dass er jetzt Vergangenheit ist. Du verdienst etwas viel Besseres als jemanden wie ihn. Apropos … Hast du von Theo gehört? Er war so ein wunderbarer junger Mann. Und dein Vater mag ihn sehr gern.«

Casey lachte beinahe. Theo war der einzige Grund, weshalb er seine Meinung über ihn und seine Sexualität geändert hatte. Selbst die Sache mit der Hautfarbe, wie Theo es genannt hatte, war letztendlich kein Problem gewesen. Als Sohn eines berühmten schwarzen NBA-Spielers und einer reichen Erbin aus New York City hatte Theo ein gewisses Ansehen mitgebracht, das den Schwärmereien aus Caseys Vergangenheit, insbesondere für Joel, gefehlt hatte. Caseys Vater hatte es genossen, Caseys glamouröse Verbindung unter seinen Freunden zur Schau zu stellen, besonders wenn diese Verbindung zu einigen ziemlich guten Tickets am Spielfeldrand geführt hatten.

»Mom, ich weiß, dass ihr beide ihn mochtet, aber er kommt nicht zurück.«

»Wir mochten ihn, ja, aber was ist mit dir? Ich bin mir sicher, es ist schwierig für dich, seit er fort ist. Du warst dir immerhin ziemlich sicher mit ihm. Ihr habt zusammengewohnt.«

»Haben wir eigentlich nicht.«

»Er war die ganze Zeit da.«

»Nur an den Wochenenden.« Casey runzelte die Stirn. »Und jetzt sehen wir uns gar nicht mehr. Das hat schon seinen Grund.« Er nahm eine andere Karte. Chess Pie, Theos Lieblingskuchen. Er verdrehte die Augen. War das Universum heute nicht unglaublich witzig? »Wir haben nicht zusammengepasst. Es ist besser so.«

»Ist es? Du klingst immer so einsam, wenn ich dich anrufe.«

War das so? Er hatte nicht realisiert, dass das so deutlich war. Vielleicht hat er sein Gefühl dafür verloren, seine Emotionen zu verstecken. Vielleicht hatte das Alleinleben ihn verweichlicht. Ann wäre stolz auf ihn. »Mir geht’s gut. Du musst dir keine Sorgen um mich machen.«

»Ich kann nichts dafür. Du bist mein Baby.«

Casey hob eine Augenbraue. »Ich weiß, ich weiß. Lass uns nicht so weit gehen, okay?«

»Oh, Männer. Haben immer so viel Angst vor ihren Gefühlen.« Sie seufzte und wandte sich ihrer Menüplanung zu.

Casey konnte es nicht bestreiten. Seit er acht Jahre alt war, hatte er unfassbare Angst vor seinen Gefühlen und … Nein. So weit würde er nicht gehen. Er schob diese nutzlosen Gedanken achtlos weg und ging zum Fenster am Küchentisch. Die Aussicht auf den See war im Sommer zweifellos besser, wenn alles üppig und grün war und sich der blaue Himmel im Wasser spiegelte. Aber auch im Winter war es nicht allzu schlecht, wenn das verschwommene Grau der blattlosen Bäume die Ränder des Wassers zähmte und den aschgrauen Winterhimmel weicher machte. Gott, er hasste es, wie still er hier sein musste. In New York war er mittlerweile so allein, dass er frei sprechen konnte. Niemand gab einen Scheiß darauf, was er sagte oder tat. Ann nannte es die Befreiung der Anonymität. Ernsthaft, warum hatte er gedacht, es wäre eine gute Idee, nach Knoxville zurückzukehren?

Sein Herz schlug schneller und er schob seine Hände in die Hosentaschen. Ein seltsamer Drang kroch seinen Rücken hinauf, ähnlich dem, den er manchmal auf überlaufenen U-Bahnsteigen oder mitten in überfüllten New Yorker Straßen bekam. Was würde passieren, wenn er anfinge, zu schreien? Was würde passieren, wenn er eine riesige, laute, quälende Szene machte? Was würde seine Mutter tun? Was würde sie sagen? Was wäre, wenn er aufhörte, Casey Stevens zu sein, und anfing, frei zu sein?

»Wenn wir schon von Haus- und Gartengeschäften reden«, sagte seine Mutter und unterbrach damit seine dunkle Gedankenwende mit einem Lächeln, »kannst du mir heute einen Gefallen tun? Kannst du zu Costco fahren und einen Weihnachtsbaum holen? Ich hatte noch keine Zeit und dein Vater möchte dieses Jahr einen echten.« Sie winkte ab. »Irgendwas von wegen, es fühle sich ohne den Geruch eines echten Baums nicht nach Weihnachten an.«

Casey grinste. »Er hat nicht gesagt, dass es stilvoller sei, einen echten Baum zu haben?«

Seine Mutter sah ihn durchdringend an, um zu schauen, ob er es ernst meinte. Er milderte sein Grinsen zu einem echt aussehenden Lächeln. Sie lachte herzlich. »Du machst Witze, aber, nun ja, das hat schon seinen Grund.«

»Ich geh einen holen, klar.«

»Bei Costco ist es am einfachsten. Fahr einfach dahin. Er sollte mindestens zwei Meter fünfzig hoch sein, falls möglich. Oh, und bring ein paar Kränze mit. Zwei mittelgroße und einen großen. Aber nicht zu knallig. Sie sollen ja an der Eingangstür hübsch aussehen.« Sie zwinkerte und kicherte. »Halte es stilvoll.«

Zwanzig Minuten später fuhr Casey an Costco vorbei, ohne auch nur auf die Bremse zu treten. Er hatte genug davon, sich in Selbstmitleid zu suhlen. Es war Zeit, zu handeln. Er hatte das Lenkrad fest umgriffen und ihm war flau im Magen. Er hatte ein anderes Ziel im Kopf, einen Ort, an den er direkt hätte fahren sollen, als er über Knoxvilles Ortsgrenze gekommen war. Wo er, wenn er Glück hatte, einen Blick auf die braunen Augen erhaschen könnte, die er nicht vergessen konnte. Und natürlich würde er seinen Eltern dabei auch einen Baum und Kränze besorgen. Stilvolle.

Kapitel Drei

Joel hievte die einen Meter fünfzig große Frasertanne von der halb vollen Baumverkaufsfläche zum blauen Volvo, Baujahr 1982, der vor seinem Laden parkte. Die Temperatur sank schnell, als die Sonne den Horizont streifte, und er wünschte, er hätte Handschuhe an seinen tauben Fingern, während er den Baum auf das Autodach band. Das Licht des späten Nachmittags, orange und hell, schien in seine Augen, als er an den letzten Knoten arbeitete.

»Das sollte halten.« Er drehte sich zu seiner ehemaligen Nachbarin um, der lieben und schon immer alten Mrs. Hendrix. »Sind Sie sich sicher, dass ich nicht mit Ihnen nach Hause fahren soll, um den Baum in Ihr Haus zu tragen?« Er strich die Kiefernnadeln von seiner mit Fleece gefütterten Jeansjacke, bevor er seine Hände in die Taschen seiner schmutzigen blauen Jeans steckte und sie anlächelte. »Ich mache das gern.«

»Du bist ein guter Junge, Joel.« Sie tätschelte seinen Arm mit ihren arthritischen Fingern. »Aber mein Enkel Troy … Erinnerst du dich an ihn?«

Joel hob eine Augenbraue. Ob er sich an Troy erinnerte? Wie könnte er ihn vergessen? Troy Hendrix mit den schiefen Zähnen, der Akne und Nikotinsucht. Er hatte Joel seine erste Zigarette während einer seiner sommerlangen Besuche bei seiner Großmutter gegeben. Da war Troy neunzehn und Joel sechzehn gewesen. Joel würde nie vergessen, wie er sich nach dieser Zigarette gekrümmt und wie er gewürgt hatte, oder wie er sich danach, schwindlig und überwältigt davon, übergeben hatte. Aus irgendeinem Grund hatte er die ganze Packung angenommen, die Troy ihm selbst danach angeboten hatte. »Wie könnte ich Troy vergessen?«

»Er kommt mich besuchen und wird mir dabei helfen, den Baum ins Haus zu tragen und zu dekorieren.«

Joel zuckte mit den Schultern. Der Troy, den er kannte, war nicht immer zuverlässig, aber vielleicht hatte er sich geändert. Inzwischen waren sie beide erwachsen. Theoretisch. »Wenn Sie sich sicher sind?«

»Absolut.« Ihre faltigen, rosigen Wangen glühten in der kühlen Luft und sie blinzelte ihm zu. »Am besten schließt du jetzt deinen Laden und gehst heim. Dort wartet bestimmt eine junge Dame mit einem guten Abendessen auf dich, nicht wahr?«

»Ich und Frauen? Wir scheinen nicht so gut miteinander klarzukommen, Mrs. H«, sagte Joel und grinste verschmitzt. »Dazu bin ich ein zu großer Casanova, denke ich.«

Sie schnaubte und schlug seinen Arm. »Du alberner Junge!«

»Ehrlich gesagt, köchelt seit heute Morgen ein Schmortopf mit einem schönen Bison-Chili vor sich hin. Soweit ich weiß, ist das fast so gut, wie eine Frau zu haben. Vielleicht sogar besser.«

»Oh je, Joel! Du bringst mich zum Lachen, mein Lieber.« Sie tätschelte liebevoll seinen Arm. »Zu schade für die Frauen. Aber ich bin mir sicher, dass du eines Tages die richtige Person finden wirst. Es freut mich, zu hören, dass du bis dahin gut für dich selbst sorgen kannst.« Ihr Lächeln sorgte für Falten um ihre Augen. »Ich wette, das Chili wird gut.«

»Ich hoffe es. Ich habe mein Lebensmittelbudget für die ganze Woche darin investiert.«

Mrs. Hendrix lachte, als hätte er einen Witz gemacht, und er ließ sie in dem Glauben. Sie musste nicht wissen, wie eng es bei ihm aktuell war, nun, da sein Vater im Pflegeheim lebte. Ein Essen aus dem Schmortopf, das ihn über die ganze Woche bringen sollte, war da noch nicht einmal das Schlimmste. Zwischen den wöchentlichen Ausgaben für die Pflege seines Vaters und die Art und Weise, wie große Unternehmen wie Lowe’s und Costco die Geschäftsbilanz von Vreeland’s Home and Garden beeinflusst hatten, konnte Joel den Laden nur noch gerade so am Leben halten. Er hatte das Personal auf sich, seinen stellvertretenden Leiter Brandon und drei weitere Mitarbeiter reduziert. Er rauchte sogar weniger. Er erlaubte sich lediglich eine halbe Packung pro Woche und ein Sixpack Bier im Monat.

»Falls Sie noch ein paar Lichterketten für Ihre Büsche im Vorgarten brauchen, ich habe die weißen aktuell im Angebot. Fünfzig Prozent.«

»Oh, weiße Weihnachtslichter!« Mrs. Hendrix schnaubte und winkte ab. »Wer will die schon? So langweilig! Reduziere die farbigen und wir sind im Geschäft.«

Er lachte leise, als sie zur Fahrerseite ihres Autos ging und einstieg. Er rieb seine Hände im kalten Wind und sah ihr hinterher, bis sie zur Kingston Pike abbog, während der Weihnachtsbaum, den er ihr gerade verkauft hatte, auf dem Autodach wackelte und nadelte.

Er wandte sich wieder dem hell erleuchteten Laden zu und pfiff leise vor sich hin. Ein glänzender, weißer Lexus SUV fuhr mit der Selbstverständlichkeit eines hochnäsigen Scheißkerls mit zu viel Geld vor. Es war spät und er hatte Hunger, aber er würde noch nicht schließen können, egal was Mrs. H zu denken schien. Nicht, wenn es Kunden wie dieses reiche Arschloch gab, an die man Bäume verkaufen konnte. Hoffentlich würde er mehr als einen Baum kaufen, damit sich die längeren Öffnungszeiten wenigstens lohnten.

Joel zwang sich zu einem Willkommen-bei-Vreeland’s-Lächeln, das seine Augen nicht ganz erreichte, und ordnete den Tisch mit Weihnachtssternen um, der neben den Weihnachtsbäumen stand. Er überprüfte, was er auf Lager hatte, und nahm sich vor, Angel, seiner nervigen Gothbalg-Angestellten aus der Hölle, dazu zu bringen, morgen die Baumschule für zwölf neue Bäume zu kontaktieren.

Die Tür des SUV schlug zu und Joels Rücken versteifte sich. Er drehte sich um, um den neuen Kunden zu begrüßen. Sein Atem stockte und sein Herz setzte einen Schlag lang aus. Der junge Mann, der vor ihm stand, war ungefähr einen Meter achtzig groß, schlank und ein Amerikaner wie aus dem Bilderbuch, mit hellbraunem Haar, das fast blond war, einer geraden Nase, cremefarbener Haut und einem Schmollmund, den Joel immer …

Oh Mist. Casey Stevens.

Er stand nur da und lächelte ihn an, als wäre er nie weggegangen. Er trug Kleidung, die Joels Vater wahrscheinlich einen Monat oder länger im Pflegeheim unterbringen könnte, und strahlte, als wäre er auf Hochglanz poliert worden. Heller als glänzender Nickel. Heller als die erleuchtete Statue der Jungfrau Maria aus Plastik, die Casey in jener Nacht vor so langer Zeit in Mr. Maples Garten geküsst hatte.

Verdammt. Warum jetzt?

Joel hatte keine Zeit für den Schmerz, der sich durch ihn wand wie eine Schlange, die sich zischend und schützend in seiner Brust zusammenrollte. Er versicherte ihm, dass er immer noch die gleichen unüberschaubaren Gefühle hatte und immer noch ein Herz, das brechen konnte. Leider hatte er es noch nicht geschafft, diesen schwachen Teil in seinem Inneren zu töten. Nicht, dass er es nicht versucht hatte.

»Hey«, sagte Casey, lächelte und streckte ihm seine Faust wie eine Granate entgegen. So hatte der Handschlag begonnen, den sie im Sommer, als sie vierzehn gewesen waren, erfunden hatten. Im gleichen Sommer, in dem Casey eine Zahnspange bekommen und Joel unter seinen eigenen schiefen, und noch immer schiefen, Zähnen gelitten hatte. Und in dem Sommer, in dem er sich in den Jungen aus dem Reichenviertel verliebt und sein Vater ihm eine reingehauen hatte, weil er sich wie eine naive Schwuchtel aufgeführt hatte.

Joel nickte ihm zu, hielt seine Hand aber zurück. »Was geht? Lange nicht gesehen.«

Casey hielt seine Faust so lange ausgestreckt, dass es peinlich wurde, aber Joel hob nur eine Augenbraue und befreite ihn nicht aus seinem Elend. Schließlich ließ Casey seinen Arm fallen. Seine Augenbrauen senkten sich und die Winkel seines vollen Mundes verzogen sich nach unten. Es verwirrte ihn, dass ein Teil von ihm Caseys Stirn glätten und sein Unbehagen verschwinden lassen wollte.

Stattdessen streckte er seine Hand aus und Casey nahm sie. Nach einem Handschlag, als wäre Casey irgendein alter Kunde, seufzte Joel. Er hatte ihm immer zu viel Spielraum gegeben. »Wie läuft’s in der großen Stadt?«

»New York ist, ähm … ganz okay.«

»Gut. Schön, zu hören.« Joel schürzte die Lippen und strich sich eine dunkle Haarsträhne aus den Augen. Er setzte ein Lächeln auf, aber es fühlte sich schmal und falsch auf seinem Gesicht an. Seine Herzschläge waren unregelmäßig und die Luft schien in seinen Ohren zu surren, was seine eigenen Atemzüge seltsam klingen ließ. Er räusperte sich und überlegte fieberhaft, was er tun und wo er hinschauen sollte. Nicht in Caseys Gesicht, überallhin, nur nicht in seine bernsteinfarbenen Augen.

Reiß dich zusammen. Behandle ihn einfach so, als sei er nur ein Kunde.

»Kann ich dir bei irgendetwas helfen? Wir haben eine Menge Weihnachtsartikel reduziert, die sind hinten im Laden.«

Er fährt einen Lexus, Dummkopf. Als ob er deine bescheuerten Rabatte nötig habe!

Joel rieb sich mit einer Hand über seine Oberlippe. Was zur Hölle machte Casey hier überhaupt? Wieso war er nicht in New York, wo er verdammt noch mal hingehörte?

Casey runzelte die Stirn.

Joel war sich bewusst, dass er wahrscheinlich wie ein totales Arschloch wirkte. Er zitterte vor Anstrengung, sich zusammenzureißen. Seine Stimme war autoritär und seine Brust angespannt. Er konnte den Verrat und den Schmerz kaum zurückhalten, den er gefühlt hatte, als Casey ihn zurückgelassen hatte. Er hatte nicht einmal zurückgeschaut. Als wäre Joel nichts und niemand gewesen. Joel kaute auf der Innenseite seiner Lippe herum und Adrenalin schoss kalt durch seine Adern.

Es ist ja nicht so, als sei er dein Freund gewesen. Reiß dich am Riemen, du Depp.

»Meine Mom hat mich wegen eines Baums hergeschickt.«

Die Unsicherheit in Caseys Stimme und der flackernde Schmerz in seinen Augen erweckten Joels stechendes Gefühl des selbstgerechten Zorns. Wer war Casey, so zu tun, als wäre er verletzt? Er war derjenige, der gegangen war, der nie auf Joels letzte Nachricht geantwortet und ihn wie Abfall behandelt hatte.

Joel deutete mit dem Kinn auf die organisierten Reihen von Frasertannen, Douglasien und frischen Waldkiefern. »Dann leg los.«

Er wandte sich wieder der Auslage mit den Weihnachtssternen zu und stellte ein paar Töpfe um. Sein Magen verknotete sich und seine Brust schmerzte. Seine verschwitzten Hände ließen fast einen der Töpfe fallen, als er ihn leicht nach links bewegte. Er wischte sich die Hände an seiner Jeans ab und ignorierte Casey, der wie angewurzelt dastand. Weihnachtslichter spiegelten sich in seinem goldbraunen Haar. Anscheinend war er durch Joels Unhöflichkeit vor den Kopf gestoßen.

»Oh. Na dann. Schätze, du bist beschäftigt.« Casey warf einen bedeutungsschweren Blick auf den fast leeren Parkplatz. »Bei so vielen Kunden …«

Wann hatte der ernste kleine Casey Stevens denn eine bissige Zunge bekommen? Joel bewunderte das fast, allerdings bedeutete es, dass Casey immer noch dastand und ihn an Gefühle erinnerte, die er nie wieder haben wollte. Es tat zu sehr weh, wenn Menschen einfach fortgingen. Wie seine Mutter, als sie gestorben war. Wie Casey es getan hatte, nachdem er seinen Abschluss gemacht hatte. Joel hatte es einmal gelernt und würde es immer und immer wieder lernen: Jeder würde irgendwann fortgehen.

»Die Arbeit hört nie auf, wenn man der Chef ist«, erwiderte Joel, aber seine Stimme zitterte. »Also, wie gesagt, leg einfach los. Wenn du dir einen Baum ausgesucht hast, helfen wir dir gerne, ihn aufzuladen.« Er gestikulierte noch einmal zu den Bäumen, bevor er sich umdrehte und zielstrebig auf das rote Ziegelgebäude von Vreeland’s Home and Garden zulief, ohne noch einmal über seine Schulter zu blicken. »Scheiße«, flüsterte er, als die Tür hinter ihm zufiel. Seine Knie zitterten und sein Magen drehte sich um. Er wischte sich mit einer Hand über sein Gesicht, seine Finger fuhren über seinen kratzigen Schnurrbart und er kniff seine Augen zusammen. »Scheiße, Scheiße, Scheiße.« Joels Gedanken rasten. Wie konnte es sein, dass all die Gefühle, von denen er dachte, er hätte sie abgetötet und unter den schmerzhaften Erinnerungen an seine Mom vergraben, beim Anblick dieses erwachsenen Caseys mit Vollgas zurückkamen? Es war, als wäre eine Hand aus dem Grab geschossen, das er mit Liebe zu Casey Stevens beschriftet hatte. Kurz darauf folgten der Kopf und die Schultern, überraschend intakt und gut aussehend. Das Gesicht der Kreatur war mit etwas Schmutz verschmiert, aber es gab keine weiteren Anzeichen von Verfall, während der Rest des Zombiekörpers emporstieg. Die Liebe zu Casey Stevens näherte sich ihm mit ausgestreckten Händen und einem freundlichen Lächeln mit geraden, weißen Zähnen. Joel schauderte. Er konnte Finger um seinen Hals spüren, die ihn würgten. Die Handlung für ein neues Buch bildete sich in seinem Kopf. Er würde es Frohe Weihnachten von deinem untoten Lover nennen. Wieso auch nicht? Wenn seine erste und natürlich unerwiderte Liebe schon während der Weihnachtszeit von den Toten auferstand, war er doch verpflichtet, das zu einem Roman zu verarbeiten, oder? Entweder das oder er würde alles um sich herum niederbrennen. Das eine oder das andere. Es gab nichts dazwischen.

Seine Angestellte Angel stand neben dem lebensgroßen, formgeblasenen Krippenspiel, das er in der Nähe der Kasse aufgestellt hatte. Er hatte es in ihren Bestand aufgenommen, weil es an das im Vorgarten von Mr. Maples erinnerte. Jetzt, wo der verdammte Casey Stevens durch die Reihen seiner Weihnachtsbäume schlenderte, hüpfte sein Herz erneut.

Angel hielt nichtsahnend einen Edding zwischen ihren Fingern, mit einem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht. Ein silberner Ring schimmerte in ihrer dicken, dunklen Augenbraue, und ihre blauen Augen funkelten mit schelmischer Vorfreude. Dies änderte sich jedoch schlagartig, als sie ihn erblickte. »Was ist los?«, fragte sie.

»Nichts.«

Sie legte ihren Kopf schief und zeigte damit, dass sie ihm nicht glaubte. Letztendlich zuckte sie mit den Schultern. Ihr schwarzer Pullover war mit weißen Totenköpfen bestickt und legte sich eng um ihre üppige Brust und ihren breiten Rücken. »Dann mach ich weiter.« Sie lehnte sich vor und schob sich ihre kinnlangen, schwarz gefärbten Haare hinter die Ohren. Ihre Zunge war vor Konzentration herausgestreckt. Der Edding senkte sich auf Marias Gesicht herab.

Joel zeigte auf sie. »Bei Gott, ich schwöre, wenn du Maria einen Schnurrbart verpasst oder eine 666 auf Jesus’ Stirn schreibst, bist du schneller gefeuert, als du gucken kannst.«

Angel seufzte und steckte die Kappe auf den Edding. Sie sah ihn neugierig an. »Sie sind heute ganz schön miesepetrig. Wieso?«

»Das hier ist ein Job, kein Spiel«, bellte Joel und zeigte zwischen ihr und dem Krippenspiel hin und her. »Das hier ist Ware, kein Spielzeug zu deinem Vergnügen. Hör auf damit, meinen Laden in dein Goth-Kunstwerk verwandeln zu wollen.« Er fuhr sich mit seinen immer noch zitternden Händen frustriert durch die Haare. »Verkauf einfach Sachen an die Kunden, Angel. Dazu bist du hier.«

»Aber mir ist langweilig«, sagte sie, als ob das eine vernünftige Aussage gegenüber einem Arbeitgeber wäre. »Und das ist nicht mal Ware, die wir an Kunden verkaufen. Das ist unser Ausstellungsstück und Sie meinten, dass ich es nach den Feiertagen meiner Mom schenken könne.«

Joel verzog das Gesicht. »Ich sagte, du dürfest es von mir mit sechzig Prozent Rabatt kaufen, nicht einfach mitnehmen. Und will deine Mutter ihr Geschenk vollgekritzelt erhalten?«

»Vielleicht. Sie denkt, dass aus mir eine gute Tätowiererin wird.«

»Dann kannst du es bemalen, sobald es im Garten deiner Mutter steht.« Er atmete tief durch und versuchte, sich zusammenzureißen. Manchmal fand er, dass Angel sich mehr wie fünfzehn aufführte statt wie neunzehn, wie auf ihren Unterlagen stand. Er selbst war gerade einmal zweiundzwanzig, aber meist fühlte er sich ein Dutzend Jahre älter als sie. »Wir schließen gleich. Die paar Minuten kannst du schon noch ohne Sachbeschädigung überstehen.«

»Kann ich bitte eine 666 auf die Stirn des Babys schreiben? Nur so lange, um ein Selfie damit zu schießen?« Sie blinzelte ihn mit großen blauen Augen an, die hell zwischen dem schwarzen Eyeliner auf ihren Lidern hervortraten. »Ich werde es mit etwas Haarspray reinigen bevor ich gehe.«

»Nein. Erstens ist das Gotteslästerung oder so.« Er wollte ins Hinterzimmer fliehen und sich beruhigen, bevor er wieder rausgehen und Casey helfen musste, einen Baum in seinen SUV zu laden. Angenommen, Casey wollte überhaupt einen Baum von einem unhöflichen Arschloch wie ihm kaufen. Er bemühte sich, einen anderen Grund zu finden. »Zweitens, nein. Einfach nein.«

Sie verdrehte die Augen und schrieb stattdessen eine 666 auf ihre linke Hand. Dann stellte sie sich wieder hinter die Kasse und machte sich lächelnd daran, etwas, das wie eine Fledermaus aussah, auf ihren Unterarm zu malen.

Joel atmete langsam ein, ging zur Kasse und nahm einen roten Edding aus einer mit Stiften gefüllten Blechdose. Er reichte ihn ihr und sagte mit sanfterer Stimme: »Es ist Weihnachten. Wenn du schon eine Fledermaus auf deinen Arm malst, setze ihr wenigstens einen Weihnachtsmannmütze auf.«

Sie verdrehte wieder die Augen, diesmal mit einem tiefen Seufzen, um dem mehr Ausdruck zu verleihen, aber sie entfernte die Kappe von dem roten Stift und erfüllte die Bedingung.

Als Joel mit seiner lächerlichen Angestellten fertig war, stapfte er ins Hinterzimmer und ließ sich hinter seinen kleinen Schreibtisch sinken, der mit Papierkram und einen veralteten Computer überfüllt war. Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare, bevor er sein Gesicht in seinen Armen vergrub. Sein Blut schoss durch seinen Körper, als würde es vor etwas davonjagen.

Casey Stevens. Hier in der Stadt. In seinem Laden. Er schluckte schwer. Scheiße, vielleicht würde Casey einfach gehen, ohne etwas zu kaufen. Gehen und nicht zurückkehren, wie er es vor dreieinhalb Jahren getan hatte, als er zur NYU gegangen war. Warum war er überhaupt hierhergekommen? Um Salz in die Wunde zu streuen? Um sicherzustellen, dass Joel das Verliererleben führte, für das er trotz seiner dummen jugendlichen Träume, da rauszukommen, immer bestimmt sein würde? Die Demütigung machte ihn fertig. Joels Kehle zog sich zusammen. Er wünschte, Casey wäre nie vorbeigekommen. Aber ungebeten aufzutauchen, war schon immer eine Angewohnheit von Casey Stevens gewesen.

»Darf ich dir beim Spielen zuschauen?«

Joel blickte von der Stelle auf, an der er an der für ihn neuen Pfandhausgitarre herumschraubte, die er mit seinem eigenen Geld aus der Arbeit im Geschäft seines Vaters gekauft hatte. Das Garagentor stand offen und die kühle Winterluft vermischte sich mit dem abgestandenen Geruch alter Zigaretten und dem unerbittlichen Geruch von Dieselöl. Casey stand gerötet und gut aussehend da und hielt ein mitgenommenes Skizzenbuch in der Hand. Die Wintersonne beleuchtete ihn wie einen Engel. Joel hasste es, dass er so etwas über Casey dachte. Als wäre er irgendwie schwul. Aber er war tatsächlich schwul. Wenn er ehrlich war. Weil er sich auch viele andere Gedanken über Casey machte. Unbequeme, sündhafte und aufregende Gedanken. Gedanken, die sich anscheinend manchmal auf seinem Gesicht zeigten; Gedanken, die sein Vater liebend gern aus ihm herausprügeln würde.

»Ich lenke dich nicht ab«, versprach Casey, schob eine Hand in die Tasche seiner Khakihose und hob das Notizbuch mit der anderen Hand hoch. »Ich werde nur ein bisschen zeichnen.«

»Der Rest der Band wird gleich hier sein«, warnte ihn Joel. »Das wird dein Stichwort zum Abhauen.«

»Ich weiß.« Caseys Gesicht wurde nachdenklich, als er das Schlagzeug, die Verstärker und die Gitarren betrachtete, die fast die gesamte Garage einnahmen.

Joels Vater dachte vielleicht, dass die Band Zeitverschwendung war, aber es gab viele gute Gründe, warum er großzügig mit der Bereitstellung des Garagenplatzes umging. Gründe, über die Joel lieber nicht nachdachte, wie ein riesiges blaues Auge, für das einige Wochen lang eine Ausrede nötig gewesen war, aber es waren trotzdem Gründe.

Casey kratzte sich an seinem rosa angelaufenen Ohr und sah Joel zögernd in die Augen. »Oder ich könnte bleiben. Ich höre der Band gerne zu. Manchmal gehe ich nicht nach Hause, weißt du? Ich bleib um die Ecke, wo deine Freunde mich nicht sehen können, und ich höre zu.«

»Stalker.«

»Ihr seid voll gut, Alter.«

»Rede nicht so hinterwäldlerisch. Du bist nicht aus der Unterschicht.« Joel neckte Casey mit den Worten, die Mr. Stevens oft im Laufe der Jahre benutzt hatte, in denen er Caseys einziger Freund in der Nachbarschaft war. Aber sein Herz wuchs bei dem Gedanken, dass Casey manchmal zurückblieb, um der Band heimlich zuzuhören.

»Ich bin kein Stalker. Ich möchte nur mit dir abhängen. Warum ist das ein Problem?«

Es war ein Problem, denn wenn sich Joels und Caseys Wege nicht trennten, sobald sie an der Schule aus dem Bus stiegen und Joels Bandkollegen ihn mit einem Kopfnicken im Vorbeigehen auf den Fluren grüßten, würde Casey Stevens Ruf eines ängstlichen, aber süßen Nerds zu … was werden? Der Lieblingsgeek einer wütenden, verbitterten, ziellos umherirrenden Masse? Es war nicht so, als hätte Joel sich Illusionen darüber gemacht, wer er war und wie seine Zukunft aussehen würde, auch wenn er gerne über seine Traumkarriere als Schriftsteller sprach. Aber für Casey musste es nicht so sein. Er würde auf eine schicke Universität gehen, eine Karriere machen, eine Million Dollar verdienen, bevor er fünfundzwanzig war, und sich fragen, warum er Joel jemals angesehen hatte, als wäre er ein Held. So wie er es jetzt tat. Und so sollte es sein. So wie Joel es wollte. Er hatte Casey zu gern, um ihn mit in die Gosse zu ziehen. RJ und Becca waren bereits Gossenkinder. Sie hatten nichts zu verlieren, wenn sie mit Joel befreundet waren. Aber Casey hatte es sicherlich. Vielleicht wollte er aber auch einfach Casey nicht teilen. Nicht einmal mit seinen Bandkollegen. Doch er konnte das niemandem und kaum sich selbst gegenüber zugeben.

Joel seufzte. »Wenn du normalerweise um die Ecke stehst und zuhörst, warum machst du das nicht weiterhin?«

Casey sank ein wenig zusammen und richtete den Kragen seines weißen Langarmpoloshirts, das er unter seinem dunkelblauen Timberland-Mantel trug. Seine Kleidung war so langweilig, so frei von Persönlichkeit, dass Joel sich manchmal fragte, ob Casey tatsächlich versuchte, sich durch das Tragen unsichtbar zu machen. Er nahm an, dass Casey inzwischen ein paar Geek-Freunde haben würde, wenn er mal T-Shirts mit wissenschaftlichen Witzen tragen würde. Obwohl Casey eher ein Kunstmensch war. Also T-Shirts mit Kunstwitzen. Was auch immer.

Joel schnaubte. Er wusste, dass Casey mit anderen Freunden besser dran wäre, und Joel ehrlich gesagt, auch. Er würde weniger blaue Augen und Flecken haben, das war sicher. Aber Joel konnte Casey auch nicht wegschieben. Weil er unbedingt wissen wollte, wie Casey Stevens nackt aussah, wie sein Mund schmeckte und welche Geräusche er machte, wenn er kam. Zur Hölle, er würde alles tun, um Casey in seinen Armen zu halten und seine Haare zu riechen, seine Haut zu berühren und ihn zu lieben. Aber diese Dinge zu wollen, war, als wollte er unter Wasser atmen. Es würde ihn umbringen. Und wie beim Atmen unter Wasser, war auch das am Ende unvermeidlich. Man konnte nicht für immer den Atem anhalten. Wenn er schlau wäre, würde er Casey zusammenschlagen und diese Sache zwischen ihnen damit ein für alle Mal ersticken, anstatt ihn bleiben zu lassen. Aber das war eine Sache, die er niemals tun würde, genauso wie er Casey niemals küssen oder ihn sehen lassen würde, wie er sich wirklich fühlte. Weil er niemals schwul sein könnte. Auch wenn Casey es zuließe. Auch wenn die Welt es erlaubte. Sein Vater hatte mit seinen Fäusten mehr als klar gemacht, dass Joel niemals schwul und lebendig sein durfte. Niemals.