Mythor 123: Duell der Steinmänner - Peter Terrid - E-Book

Mythor 123: Duell der Steinmänner E-Book

Peter Terrid

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Beschreibung

Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam. Inzwischen haben der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen neben Fronja, der ehemaligen Ersten Frau von Vanga, eine beachtliche Streitmacht zählt, Carlumen, die Fliegende Stadt des legendären Caeryll, in Besitz genommen und mit diesem ehemaligen Fahrzeug des Lichts eine wahre Odyssee durch die Schattenzone hinter sich. Nun aber, da es etliche Zeit dauern wird, bis Carlumen zum neuen Start wieder flottgemacht werden kann, schließt sich Mythor Sadagar, dem Steinmann, an, der unbedingt seinen eigenen Weg gehen und nordwärts nach Lyrland ziehen will. Für Mythor geht es darum, sich einen weiteren DRAGOMAE-Kristall zu erkämpfen - und Sadagar begibt sich zum DUELL DER STEINMÄNNER ...

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Nr. 123

Duell der Steinmänner

von Peter Terrid

Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.

Inzwischen haben der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen neben Fronja, der ehemaligen Ersten Frau von Vanga, eine beachtliche Streitmacht zählt, Carlumen, die Fliegende Stadt des legendären Caeryll, in Besitz genommen und mit diesem ehemaligen Fahrzeug des Lichts eine wahre Odyssee durch die Schattenzone hinter sich.

Nun aber, da es etliche Zeit dauern wird, bis Carlumen zum neuen Start wieder flottgemacht werden kann, schließt sich Mythor Sadagar, dem Steinmann, an, der unbedingt seinen eigenen Weg gehen und nordwärts nach Lyrland ziehen will.

Für Mythor geht es darum, sich einen weiteren DRAGOMAE-Kristall zu erkämpfen – und Sadagar begibt sich zum DUELL DER STEINMÄNNER ...

Die Hauptpersonen des Romans

Mythor – Der Sohn des Kometen in Lyrland.

Tobar und Gerrek – Mythors treue Begleiter.

Sadagar und Necron – Die Steinmänner im Zweikampf.

Aeda – Die Ursache des Duells der Steinmänner.

Skobal – Ein Gefangener der Dämonenpriester.

Catrox

1.

Schwarz war die Gewandung der Knechte, fast schwarz der Himmel über dem trostlosen Land, verdüstert das Gemüt des Gefangenen. Skobal sah für sich keinen Ausweg mehr.

Mit gleichmäßigem Schritt stapfte der Yarl vorwärts, einem Schicksal entgegen, das Skobal nicht kannte, dennoch aber fürchtete – er wusste, dass es von dieser Reise bisher keine Wiederkehr gegeben hatte. Er war dem Tod geweiht, zusammen mit den anderen, die auf dem breiten Rücken des Yarls ihrem Ende entgegenschaukelten.

Die meisten saßen stumpf da, die Gesichter ohne Ausdruck, wie erstarrt. Einige wenige warfen ab und zu einen Blick auf das Land – eine dürre Wüstenei, flach und unfruchtbar, dünn besiedelt. Wer hatte auch Lust und Neigung, sich in einem so trostlosen Landstrich niederzulassen, wo es nicht genug Wasser gab, einen Menschen zu ertränken, nicht genug Holz, ihn zu verbrennen, nicht einmal genug Erde, seinen Leichnam aufzunehmen. Einzig die genügsamen Yarls streiften durch dieses Land. Die Trampelpfade waren deutlich zu sehen.

Und dies war erst der Vorhof des Schreckenslands, das der Bestimmungsort der Unglücklichen war.

Es waren fast fünf Hundertschaften, die von den Yarls geschleppt wurden, langsam und gleichmäßig im Schritt, unaufhaltsam sich bewegend wie eine Getreidemühle. Wenn es wenigstens schnell gegangen wäre – das war der Gedanke, der sich immer wieder bei Skobal einstellte. Das beständige Gleichmaß, mit dem die Yarls sich fortbewegten, gab der am Horizont der Gedanken aufkeimenden Furcht den Anstrich des völlig Unausweichlichen.

Skobal warf einen Blick zur Seite. Einer seiner Gefährten saß dort, das Gesicht dem Boden zugekehrt. Wie gebannt starrte er das Rückenmuster des Yarls an, als gebe es nichts Wichtigeres in der Welt. In den Blicken der anderen standen die gleiche Trostlosigkeit und Angst geschrieben.

Skobal indessen war nicht gesonnen, sich mit seiner misslichen Lage einfach abzufinden. Seit der ersten Stunde, die er auf dem Rücken des Yarls verbracht hatte – wie lange lag das zurück –, hatte er sich das Hirn zermartert nach einer Möglichkeit, den Bewachern zu entgehen. Aber es war ihm nichts eingefallen.

Sie sahen aus, wie sie waren – hässlich, grausam, kalt. In ihren furchterregenden Gesichtern zeigte sich kein menschlicher Charakterzug, nicht der Anschein von Milde oder Freundlichkeit. Kalte Zweckbestimmung war alles, was die Knechte in ihren Gesichtern ausdrückten – in Gesichtern so schrecklich anzusehen, dass niemand es lange aushielt. Sie wirkten wie gläsern.

Skobal wusste, dass es sich um Dämonisierte handelte. Nie zuvor hatte er sich darüber ernsthaft Gedanken gemacht, sich vorzustellen versucht, wie Dämonendiener wohl aussehen mochten. Manches Mal hatte er sogar für sich daran gezweifelt, ob es solche Geschöpfe überhaupt gab – nun war er ihr Gefangener.

Skobal konnte sich ausrechnen, was geschehen würde, wenn er einen Fluchtversuch unternahm. Die Dämonengeister würden sofort ein Suchkommando hinter ihm herjagen. Es gab genug Krieger, die sie für diesen Zweck verwenden konnten – jedem Yarl war ein Dutzend Waffenträger zugeteilt. Sie unterstanden dem Befehl des jeweiligen Dämonenpriesters, gehorchten dem leisesten Wink.

Auch sie gehörten zu Skobals Volk, und er wusste, dass auch die Dämonenpriester früher einmal zu seinem Volk gezählt hatten – das war, bevor der Dämon sie in Besitz genommen hatte und ihre Gesichter so verwandelt hatte, dass sie sie hinter geschnitzten Holzmasken zu verbergen trachteten.

In dieser dürren Einöde gab es vermutlich nur ein paar kümmerliche Gehöfte und Einsiedler, zu denen sich Skobal hätte flüchten können. Für eine Handvoll Reiter war es leicht, jeden Flüchtigen aufzuspüren – zumal die Bewohner des Landes vermutlich keinerlei Neigung zeigten, einen Fliehenden aufzunehmen und zu verbergen, zogen sie sich doch dadurch den blutigen Grimm der Häscher zu, die nicht lange fackelten, wenn es darum ging, Köpfe rollen zu lassen.

Und wehe Skobal, wenn er wieder eingefangen werden sollte – er hatte es unterwegs erlebt, was aus einem solchen Unglücklichen wurde. Die Szene stand noch vor seinem inneren Auge und erfüllte ihn jedes Mal mit Schrecken, wenn er sich ihrer entsann.

»Ruhe dort drüben, oder ihr schmeckt das Leder!«

Die scharfe Stimme des Aufsehers durchschnitt die Eintönigkeit der immer gleichen Schrittgeräusche des Yarls.

Unwillkürlich griff sich Skobal an den linken Oberarm. Dort war er von einem Peitschenhieb getroffen worden.

Hass erfüllte den jungen Mann, eine heißsiedende Wut auf alle, die an seinem Unglück Schuld trugen – zuvörderst natürlich jene, die unmittelbar an seinem Elend beteiligt waren: Dämonenpriester und jene Krieger seines Volkes, die sich nicht schämten, mit diesen Dienern des Bösen offen zusammenzuarbeiten. Nun, vielleicht waren sie nicht viel besser dran als Skobal selbst – auch sie bekamen nicht selten Schelte zu hören, wurden gescheucht und geschunden. Vielleicht waren nicht einmal die Dämonenpriester schuldig zu nennen – denn Skobal glaubte zu wissen, dass sie dermaleinst grässliche Strafen würden erleiden müssen für die Qualen und Grausamkeiten, die sie anderen zugefügt hatten.

Eines jeden Menschen Schuld fand Sühne, das glaubte Skobal. In einer Welt, in der die Sanftmütigen letztlich auch noch verlacht und die Schurken niemals bestraft wurden, wollte er nicht leben; da er lebte, glaubte er an eine Gerechtigkeit, deren Schalten und Wirken seinem Vorstellen entrückt war.

Viel Zeit, sich dem Zugriff seiner Peiniger zu entziehen, gab es nicht mehr. Ein paar Tagesmärsche noch – die Yarls schienen auf geheimnisvolle Art flinker zu werden, je näher sie der Schattenzone kamen. Skobal ahnte, dass die Tiere keineswegs schneller schritten, nur sein Gefühl für Zeit wandelte sich.

In drei, höchstens fünf Tagen war der Transport am Ziel, und dann gab es keinerlei Möglichkeiten mehr auszurücken.

Dieser Landstrich – Lyrland wurde er angeblich genannt – war für eine Flucht die denkbar ungünstigste Gegend. Vielleicht versprach sie gerade deswegen die größte Aussicht auf Erfolg.

Skobal suchte nach einer Möglichkeit, sich langsam auf eine Stelle am Rand des Yarls zubewegen zu können. In einer Entfernung von nur ein paar Wegstunden sah er große Felsansammlungen. Möglich, dass er sie in eilendem Lauf erreichen und sich dort verbergen konnte – in jedem Fall aber fand er mit Sicherheit eine Möglichkeit, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, bevor er von den Dämonenpriestern gewaltsam oder magisch dazu gezwungen werden konnte, andere zu töten, die nicht minder Opfer des Bösen waren als er selbst.

Langsam schob sich Skobal an den Rand des Yarls. Seine Aussichten waren nicht sehr groß, aber er wollte es in jedem Fall wagen.

Es wäre naheliegend gewesen, dass alle Sklaven sich auf einen Schlag davongemacht oder gar rebelliert hätten. Aber Skobal wusste, dass auf soviel Gemeinsamkeit keine Hoffnung war; seit Beginn der Reise spielten die Dämonenpriester mit infamer Geschicklichkeit die Sklaven gegeneinander aus.

Der Rand des Yarls war erreicht. In lockender Ferne lagen die mächtigen Felsen. War er erst einmal dort ...

Mit einem Schlag kehrte Skobal in die Wirklichkeit zurück. Er spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor.

Aufschreiend flog er durch die Luft. Er hatte noch gar nicht zum Sprung angesetzt, und doch purzelte er in die Tiefe, überschlug sich und landete krachend auf dem Boden. Ein heftiger Schmerz zuckte durch seinen Körper, und während er noch mit der Rechten nach dem schmerzenden Bein griff, sah er neben sich den riesenhaften Körper des Yarls schwanken und beben.

Skobal brauchte nur die Zeit eines Herzschlages, um es zu begreifen – der Yarl war ins Straucheln geraten, und wenn er im Zusammenbrechen seinen riesenhaften Leib auf Skobal stürzen ließ, konnte der seinen letzten Seufzer tun.

Sofort rollte sich Skobal zur Seite. Schwankend und zitternd bewegte sich der Yarl; er taumelte. Vorn war er schon eingebrochen.

Von der Oberfläche kamen wilde Schreie.

»Hiergeblieben!«

Skobal erkannte die Stimme des Oberaufsehers, eines besonders brutalen Burschen, dem er gerne den Tod wünschte. Ein übler Peitschenschwinger war dieser Kerl, und Skobal hätte es ihm gegönnt, wenn er vom Leib des gestolperten Yarls zerdrückt worden wäre.

Leider war das nicht der Fall, Skobal konnte ihn fluchen und schreien hören. Seine giftige Stimme, in langem Kriegserleben erprobt, übertönte mühelos das ängstliche Geschrei der Sklaven, die von dem plötzlichen Ausgleiten des Yarls aus der tiefen Trübsal gerissen wurden und zunächst gar nicht begriffen, was ihnen widerfuhr.

Die Gelegenheit war einmalig günstig. Was ein offener Aufruhr der Sklaven nicht hätte bewirken können, wurde nun durch das Zusammenbrechen des Yarls ermöglicht.

Die Sklaven rollten oder sprangen vom Rücken des Yarls. Ob aus Freiheitsliebe oder aus Verzweiflung und Angst – sie suchten das Weite. Angesichts dieser Massenflucht mussten die Dämonenpriester sämtliche Krieger damit beschäftigen, die Flüchtenden zu jagen.

Skobal kam auf die Beine und rannte los. Schon nach zwei Schritten bemerkte er, dass er sich beim Fallen verletzt hatte. Die Beine wollten nicht recht, und wenig später kippte Skobal zur Seite. Er hätte weinen mögen vor Wut.

Einer der Krieger kam herangerannt. Er warf einen flüchtigen Blick in Skobals Gesicht, auf dem klar zu lesen war, was sich in Skobal abspielte. Der Krieger grinste zufrieden, dann jagte er dem nächsten Flüchtling nach. Offensichtlich hatte er den gleichen Gedanken wie Skobal selbst – er würde nicht weit kommen.

Skobal robbte dennoch weiter. Er war gewillt, sich selbst nicht aufzugeben.

Niemand schien auf Skobal zu achten. Die Krieger hatten nur ein Auge auf jene Sklaven, die in weiten Sätzen ihre Freiheit zu erlaufen versuchten. Mochten Furcht und Hoffnung ihnen auch die Glieder stärken, sie waren durch die Strapazen der langen Reise meist so geschwächt, dass sie keine wirkliche Chance hatten, den Kriegern der Dämonenpriester zu entkommen.

Skobal kauerte sich hinter einen Stein und schnappte erst einmal gierig nach Luft.

Als er den Blick zurück wandte, konnte er den Yarl sehen – das riesige Tier war, so schien es, in eine Bodenvertiefung eingebrochen und hatte größte Mühe, sich wieder aufzurichten.

Und dann erkannte Skobal, dass dieser Sturz des Yarls keineswegs auf Torheit oder Zufall zurückzuführen war.

Fremde erschienen.

Reiter tauchten auf, vermummte Gestalten auf hochbeinigen Schuppentieren. Ihr Ziel war eindeutig der gestürzte Yarl.

Skobal hatte keine Lust, mit diesen Leuten zusammenzutreffen. Immerhin boten sie ihm eine willkommene Gelegenheit, seine Flucht unbemerkt fortzusetzen.

Skobal schleppte sich weiter.

Während hinter ihm Kampfgetümmel laut wurde, schleppte er sich auf die Felsen zu. Er war am Ende seiner Kräfte, als er endlich eine leidlich sichere Deckung gefunden hatte.

Skobal blieb mit rasselndem Atem liegen.

Einen Herzschlag später hörte er ein Geräusch, das leise Kollern eines kleinen Steines. Jemand näherte sich.

Skobal versuchte, so leise wie möglich zu atmen. Die Schrittgeräusche waren sehr leise. Offenbar schlich sich jemand heran – und dieser Jemand war sicherlich über Entdeckung ebenso wenig erfreut wie Skobal. Der Sklave hätte weinen mögen vor Wut – aus einer Misslichkeit schleppte er sich in die nächste. Die gefährlichen Lagen schienen sich ohne Pause abzuwechseln.

»Hast du eine Ahnung, was das zu bedeuten hat?«, hörte Skobal eine leise Stimme.

»Ein Transport in die Schattenzone«, antwortete eine zweite Stimme. Beide gehörten zu Männern, stellte Skobal fest. Die beiden waren in seiner Nähe stehengeblieben, sie hatten Skobal noch nicht bemerkt.

Sobald sich Skobals Atmung etwas beruhigt hatte, schob er den Kopf ein wenig vor. Die Neugierde war in diesem Augenblick ein wenig stärker als die Angst.

Zunächst erkannte Skobal die Fremden – es waren fünf. Vier Krieger, die überaus seltsame Helme und Rüstungen trugen, dazu ein hagerer Mann in einem schwarzen Gewand. Auffällig an diesem Mann war ein Bund Messer in seinem Gürtel.

»Dämonenpriester«, sagte der Schwarzgewandete. »Kein Zweifel.«

Der Anführer der Schlackenhelmkrieger machte eine Geste der Zustimmung.

»Ich wüsste gerne, wer die anderen sind«, murmelte er.

Von seinem Standort aus konnte Skobal sehen, wie die Echsenreiter angriffen. Ihr Sturm galt vornehmlich dem vordersten, niedergebrochenen Yarl, und Skobal ahnte, dass es die Echsenreiter gewesen waren, die das Riesentier hatten straucheln lassen – möglicherweise vermittels einer Fallgrube.

An den Sklaven, die auf den Rücken der Yarls transportiert wurden, waren die Echsenreiter nicht interessiert, das war offensichtlich. Sie kümmerten sich überhaupt nicht um die Davonstürzenden. Die Dämonenkrieger aber griffen sie an – die weiten Umhänge flogen im Reitwind, Schwerter blitzten und klirrten, und die Krieger der Dämonenpriester hatten alle Mühe, sich dieser Angriffe zu erwehren.

Die Reittiere der Vermummten waren sehr schnell, wenn es geradeaus ging, ansonsten zeigten sie sich ein wenig behäbig, ihre Bewegungen wirkten plump.

Desungeachtet waren sie erfolgreich. Die Reihen der Verteidiger wichen, gerieten ins Wanken. Mit drei Aufgaben zugleich waren sie überfordert – den Yarl wieder auf die Beine zu bringen, die Sklaven wieder einzusammeln und sich der Angriffe der Echsenreiter zu erwehren, ging über ihre Kräfte. Die vorderste Linie löste sich auf, ihre Kämpfer suchten ihr Heil in der Flucht.

Zu Skobals Verwunderung setzten die Echsenreiter ihnen nicht nach – sie hatten ein anderes Ziel.

Skobal sah, wie sie auf einen der Dämonenpriester losstürzten. In beschwörender Gebärde hob der Maskenträger die Hände – eine hoch aufgerichtete schlanke Gestalt, eingehüllt in ein bodenlanges schwarzes Gewand, nur am Saum hell verfärbt vom Staub. Die schwarz behandschuhten Hände spreizte er in einer Abwehrgeste.

Es half ihm nichts. In vollem Galopp nestelte der Anführer der Echsenreiter – am weitflatternden roten Umhang deutlich zu erkennen – etwas vom Sattelknauf und schleuderte es auf den Dämonenpriester. Es sah aus wie ein zottiges Fell, das sich im Flug entfaltete und sich über den Körper des Dämonenpriesters senkte.

Im nächsten Augenblick saß es fest und zog sich zusammen. Durch den Leib des Dämonenpriesters ging ein heftiges Zucken, er schien sich mit aller Gewalt gegen diese Fesselung zu wehren, vergeblich.

Skobal konnte spüren, wie sich die Szene mit einer seltsamen Aura des Bösen gleichsam auflud, er spürte, wie sich seine Haare sträubten. Offenbar versuchte es der Dämonisierte nun mit schwarz-magischer Gewalt – auch das vergeblich.

Zugleich von Angst und Freude geschüttelt, sah Skobal zu, wie der Dämonenpriester gepackt und über ein Echsentier geworfen wurde – und im nächsten Augenblick ließen die Echsenkrieger von ihren Gegnern ab, rissen die Reittiere herum und preschten davon.

»Das werde ich mir näher ansehen«, sagte der Hagere mit den Messern im Gurt.

»Sei vorsichtig, Necron«, versetzte der Anführer der vier Krieger.

»Ich weiß meine Haut zu schirmen, Prinz Odam«, versetzte der Angesprochene.

Skobal sah zu, dass er verschwand, bevor er von einem der fünf entdeckt werden konnte.

Mit neu erwachten Lebensgeistern huschte er durch das Steingewirr, auf der Flucht vor einem Jäger, der nichts von diesem Wild wusste.

Sehr bald wurde die Lage für Skobal wieder beklemmend – vor ihm tauchten die Echsenreiter auf. Sie ritten unmittelbar an seinem Versteck vorbei.

Offenbar hatten sie es überhaupt nicht eilig und fühlten sich völlig sicher. Ihre Echsentiere trabten gemütlich. Skobal fand Zeit, die Reiter genauer anzusehen.