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Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam. Inzwischen haben der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen neben Fronja, der ehemaligen Ersten Frau von Vanga, eine beachtliche Streitmacht zählt, Carlumen, die Fliegende Stadt des legendären Caeryll, in Besitz genommen und mit diesem ehemaligen Fahrzeug des Lichts eine wahre Odyssee durch die Schattenzone hinter sich, bevor sie in den Süden Gorgans gelangten. Auch dort haben die Carlumer - allen voran Mythor und seine engeren Vertrauten - eine Reihe von gefährlichen Abenteuern zu bestehen. Vorläufiger Endpunkt dieser Abenteuer ist Tata mit dem Dämonentor, durch das die fliegende Stadt wieder in die Schattenzone verschlagen wird. Nach der Ausschaltung des Dämons Catrox streben die Steinleute Sadagar, Necron und Aeda nun die Rückkehr in ihre Heimat an. Sie ahnen nicht, dass das Unheil noch immer existiert - der FLUCH ÜBER NYKERIEN ...
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Nr. 129
Fluch über Nykerien
von Peter Terrid
Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.
Inzwischen haben der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen neben Fronja, der ehemaligen Ersten Frau von Vanga, eine beachtliche Streitmacht zählt, Carlumen, die Fliegende Stadt des legendären Caeryll, in Besitz genommen und mit diesem ehemaligen Fahrzeug des Lichts eine wahre Odyssee durch die Schattenzone hinter sich, bevor sie in den Süden Gorgans gelangten.
Auch dort haben die Carlumer – allen voran Mythor und seine engeren Vertrauten – eine Reihe von gefährlichen Abenteuern zu bestehen. Vorläufiger Endpunkt dieser Abenteuer ist Tata mit dem Dämonentor, durch das die fliegende Stadt wieder in die Schattenzone verschlagen wird.
Nach der Ausschaltung des Dämons Catrox streben die Steinleute Sadagar, Necron und Aeda nun die Rückkehr in ihre Heimat an. Sie ahnen nicht, dass das Unheil noch immer existiert – der FLUCH ÜBER NYKERIEN ...
Mythor – Der Sohn des Kometen erreicht das Land der Verfluchten.
Corbolo – Ein unverschämter Pfader.
Sadagar, Aeda und Necron – Die Steinleute geben ihre Vergangenheit preis.
Volcar
»Trostlos«, murmelte Gerrek. »Hoffnungslos, verfahren.«
»Wovon redest du?«, fragte Mythor. Er stellte sich einen Augenblick lang aufrecht hin, setzte den Eimer ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Von uns, von Carlumen«, brummte der Beuteldrache. »Oder willst du die Lage anders nennen?«
Mythor lächelte schwach.
»Sie ist ziemlich übel«, gab er zu.
»Ziemlich«, äffte Gerrek ihn nach. »Sieh dich nur um, dann weißt du, wie es um uns bestellt ist. Sämtliche Bewohner liegen herum wie die Holzklötze, von ein paar Leuten abgesehen.«
»Dazu zählen immerhin wir beide, was ja schon eine ganze Menge bedeutet, besonders in deinem Fall.«
»Pah«, machte Gerrek. Wohlgefällig zwirbelte er den Bart. »Du brauchst mir nicht um den Bart zu gehen, ich weiß, was ich wert bin. Ein paar sind noch wach, nicht mehr als drei Handvoll – und was bedeutet das schon in dieser Welt?«
Er wies auf die Schattenzone, in der Carlumen ziel- und steuerlos driftete. Carlumen selbst, auch Caeryll schienen in tödlicher Starre zu liegen. Das Lebensrad stand still, das Steuerpendel über dem Siebenstern bewegte sich nicht mehr. Der neue Trieb vom Stumpf des Lebensbaums schien allmählich zu verdorren.
»Und Yhr haben wir auch nicht mehr, um sie mit dem Tillornischen Knoten zu zwingen, uns in Sicherheit zu bringen.«
»He, ihr beiden, faulenzt nicht. Wir haben zu tun.«
»Gewiss, gewiss«, schrie Gerrek in die Tiefe hinab. »Macht weiter, wir werden uns folgsam die Finger wund schuften.«
Mythor warf einen Blick auf Tertish, die wie eine Statue auf dem Bugkastell stand und kein Glied rührte; Robbin und Nadomir lagen auf der Brücke in regloser Starre.
Insgesamt fünfzehn Personen waren noch handlungsfähig, und der größte Teil dieser Gemeinschaft der Davongekommenen war nun damit beschäftigt, eine der großen Zisternen der Fliegenden Stadt leerzuschöpfen. Wenn es irgendwo in der Nähe eine Möglichkeit gab, neues Wasser zu fassen, dann musste wenigstens eine der vergifteten Zisternen geleert und gereinigt sein.
Es war harte, schweißtreibende Arbeit, und sie schlug schwerer noch aufs Gemüt als auf die Muskeln – es schmerzte, das kostbare Wasser wegschütten zu müssen, das so bitter nötig gebraucht wurde.
So flog Eimer auf Eimer in die Höhe und wurde über die Bordwand ausgeleert – selbst auf die Gefahr hin, dass irgendjemand anderes in der Schattenzone diesen gefährlichen Segen abbekam.
Geraume Zeit schon arbeiteten die Menschen auf Carlumen daran, alles Wasser wegzuschaffen, das von dem tatasischen Totenwächter Cronim vergiftet worden war. Mythor hatte die geringe Hoffnung, dass sich Caeryll und der Carlumen-Organismus vielleicht auch ohne weiteres Zutun kräftigen und erholen würden.
Während Gerrek an der eintönigen und muskelzehrenden Arbeit allerlei auszusetzen fand, arbeiteten die drei Nykerier mit einem Eifer und einem so deutlich sichtbaren Wohlbefinden, dass Mythor sich nicht wenig darüber wunderte.
»Hoffentlich bekommen wir irgendwoher frisches Wasser«, bemerkte Gerrek, als er wieder einen Eimer mit dem Giftwasser mit kräftigem Schwung in den geheimnisvollen Gefilden der Schattenzone verschwinden ließ.
»Kein Grund, sich jetzt schon Sorgen zu machen«, gab Mythor zurück. »Wem es bestimmt ist, erschlagen zu werden, der stirbt nicht zuvor an Durst.«
»Uralte Pfaderregel, vermute ich«, krächzte Gerrek.
Er tat sich schwer mit den klobigen Eimern, aber Mythor wusste nicht recht, ob der Mandaler sich tatsächlich quälte und mit seinen Körperkräften am Ende war oder nur eine überwältigende Darstellung von Hinfälligkeit und Siechtum bot, um des allgemeinen Mitgefühls sicher zu sein.
»Still!«
Gerrek nahm Mythors Aufforderung sofort zur Kenntnis und erstarrte, als habe der Schlag ihn gerührt, ein paar Dutzend Meter unter den beiden ging das Hantieren und Plätschern aber unentwegt weiter.
»Haltet einen Augenblick ein!«, rief Mythor hinab. »Ich glaube, ich habe etwas gehört.«
Es wurde still in der Zisterne.
»Ich höre nichts«, gab Gerrek bekannt, der mit angespannten Pinselohren in die Runde lauschte.
»Ich auch nicht, es wird zuviel geredet«, gab Mythor zurück. Gerrek verstummte beleidigt.
Aus großer Ferne, schwach und nur mit Mühe vernehmbar, erklangen Geräusche – es hörte sich nach einer Flüssigkeit an.
»Wasser«, flüsterte Mythor.
Jetzt blieb nur zu hoffen, dass Carlumen den Quell dieser Geräusche auf seiner Drift durch die Schattenzone auch tatsächlich erreichte. Mythor und Gerrek sahen sich an.
»Jetzt müssen wir uns sputen«, sagte Mythor.
Wenn das Wasser in die Zisternen sickerte, in denen noch Reste des vergifteten Wassers standen, war alle Hoffnung vergebens – auch dann würde das Wasser seine verderbliche Wirkung entfalten. Nur eine völlig geleerte und frisch wieder aufgefüllte Zisterne bot Gewähr, dass man das Wasser würde trinken können – und selbst da blieb ein Quäntchen Unsicherheit zurück.
Mit verbissenem Eifer arbeitete die Gruppe weiter. Ab und zu ließ Mythor einhalten, um nach den Geräuschen hören zu können – der Klang verstärkte sich. Carlumen kam der Rettung immer näher.
Mythors Hoffnungen erhielten allerdings einen herben Dämpfer, als wenig später einige seltsame Schalenschiffe auftauchten und Kurs auf Carlumen nahmen.
»Wir bekommen Besuch«, stellte Mythor fest. Mit ruhiger Bewegung band er den Waffengurt um. In der Schattenzone musste man darauf gefasst sein, von allem und jedem angegriffen zu werden.
Robbin hätte möglicherweise etwas über die Besucher mitzuteilen gewusst, aber mit dem Pfader war jetzt nicht zu rechnen. Mythor war auf eigene Wahrnehmungen angewiesen.
Eine der Gestalten war recht nahe gekommen. Aufrecht stand sie im Vorderteil eines kleinen muschelförmigen Schiffes.
Beine und die untere Hälfte des Rumpfes entsprachen menschlichen Gliedmaßen, unterschiedlich war nur die Haut – bei den Fremden schimmerte sie den Schuppen großer Fische ähnlich. Hochgewölbt der Oberkörper, ohne erkennbaren Gesichtsschädel, aber mit einem klar zu erkennenden Auge, groß und rund. Ein Vogelschnabel, gelblich und stark gekrümmt, diente wohl zur Nahrungsaufnahme, und wie sich die Fremden Nahrung beschafften, war ebenfalls offensichtlich – lange Fangarme mit breiten Saugnäpfen auf den Innenseiten gemahnten an gewisse Meerestiere, deren Umarmung Mythor zu fürchten gelernt hatte.
Die Ankömmlinge schienen aber ungeachtet ihres erschrecklichen Aussehens recht friedfertig zu sein – sie hielten ihre Muschelschiffe in höflichem Abstand. Nur der Anführer kam näher heran.
Die Stimme klang ein wenig gequetscht, war aber gut verständlich.
»Was führt euch her, Fremde?«
Mythor machte eine Geste, die großzügige Erhabenheit über die Fährnisse des Schicksals ausdrücken sollte.
»Der Zufall, launische Strömungen der Schattenzone.«
»Wir haben von diesem Gebilde gehört«, sagte der Tentakelschultrige. »Es wird Carlumen genannt, nicht wahr?«
Ob er damit eine Warnung aussprach oder eine wohlfeile Beute benannte, konnte Mythor nicht abschätzen. Er gab jedenfalls eine wahrheitsgemäße Antwort.
»Dies ist Carlumen, das ist richtig.«
»Wir gehören zum Volk der Plypen«, erklärte deren Anführer. »Können wir euch mit irgendetwas dienstbar oder behilflich sein?«
Das klang freundlich, aber Mythor entsann sich einer alten Pfaderregel: Wenn dich in der Schattenzone einer von vorn angrinst, pass auf, womit er dich von hinten aufspießen will!
»Ein wenig Wasser käme uns zupass«, erklärte Mythor.
»Das lässt sich machen«, gab der Plype zurück. »Zufällig leben wir in der Nähe eines großen Wasserfalls, der sich aus den Höhen der Schattenzone kaskadenreich hinabstürzt in die Tiefe. Wir könnten euch ein wenig Wasser verkaufen.«
»Alles nur eine Frage des Preises, nicht wahr?«, mischte sich Gerrek ein. Im Hintergrund hatte sich der Rest der Gruppe versammelt – abgesehen von dreien der Wälsenkrieger, die darauf achteten, dass sich niemand von einer anderen Seite an Carlumen heranschleichen konnte.
»Wahrhaftig«, antwortete der Plype. »In der Tat nur eine Frage des Preises.«
»Was verlangst du für das Füllen einer unserer Zisternen?«, fragte Mythor.
Ein langer Tentakelarm deutete auf einige der Todesstarren.
»Wir können Frischfleisch brauchen«, sagte der Plype. »Diese drei und dann noch den Körper dort drüben.«
»Sie sind uns nicht feil«, sagte Mythor sofort.
»Was bietest du?«
»Eine Handvoll Salz«, antwortete Mythor. Das augenfällige Missverhältnis zwischen diesen beiden Preisen schien den Plypen nicht zu stören.
»Das wird kaum ausreichen«, ließ er vernehmen.
Das Palaver setzte sich fort, und langsam näherten sich die Standpunkte einander an. Die Plypen verzichteten auf Frischfleisch und Sklaven – Gerrek hatte es dem Anführer sehr angetan – und Mythor bot mehr als ein paar Hände voll Salz.
Bei einem der in der Schattenzone üblichen Fässchen wurden die beiden sich handelseinig.
»Haltet das Salz bereit, wir werden das Wasser heranschaffen«, versprach der Anführer der Plypen.
Die kleine Flotte zog ab.
»Ich traue diesen Wasserkraken nicht«, sagte Gerrek.
»Mag sein. Jetzt haben wir einiges zu tun – wenigstens diese Zisterne muss bis auf den letzten Tropfen geleert werden. Und zwar bald.«
»Ist das ein Vorwurf?«, krakeelte Gerrek los. »Wieder einmal an mich? Bin ich wieder der Schuldige, wenn etwas nicht klappen will? Tue ich nicht genug? Arbeite ich nicht, bis mir der Atem versagt? Wahrhaftig, es wäre fast besser für mich, Sklave der Plypen zu sein als mit dir befreundet.«
Mythor ließ den Quengler gewähren; er wusste, was von Gerreks Beschwerden zu halten war, und ihm selbst war die leidige Schöpfarbeit auch längst zuwider. Sie musste aber gemacht werden – und jeder hatte anzufassen.
Mythor und Gerrek tauschten mit Sadagar und Necron die Plätze. Die beiden Steinmänner hatten unten in der Zisterne geschöpft und waren froh, dieser dumpfen Tiefe entronnen zu sein.
Es war eine mühevolle Arbeit, die Eimer in die giftige Brühe zu tauchen und nach oben zu reichen; sie war schweißtreibend, nahm die Atemluft und brachte sich in einigen Stunden wahrscheinlich mit furchtbarem Muskelkater in Erinnerung.
»He, ihr Narren – nicht zurückschütten!«, schrie Gerrek nach oben, als er von einem heftigen Guss getroffen wurde.
Im nächsten Augenblick hob sich der Boden unter Mythors Füßen. Rechts von ihm gellte Gerreks Entsetzensschrei, über ihm erklangen andere Schreckensrufe.
Mythor verlor den Halt und stürzte in die Zisterne. Das Wasser war noch schulterhoch, war also eigentlich für Mythor nicht gefährlich. Das heftige Tanzen des Bodens aber ließ das Wasser aufgischten, und Mythor bekam keinen Halt unter den Füßen.
»Schattenbeben!«, schrie Gerrek.
Platschend landete er neben Mythor in der Neige der Zisterne. Mythor spürte, wie Angst ihn packte.
Von der Öffnung der Zisterne war in dieser Tiefe nichts zu sehen, und die Fackeln, die die Höhlung ausleuchteten, kippten eine nach der anderen aus den Halterungen, fielen ins Wasser und versanken zischend. Furchtbare Finsternis umfing die beiden. Über sich konnten sie die Angstrufe der anderen hören, dazwischen das nervenzermahlende Rumpeln und Poltern des Bodens.
Jeden Augenblick befürchtete Mythor, dass die Zisterne über seinem Kopf zusammenbrach.
Nichts dergleichen geschah, aber es kam immer mehr Wasser herabgerieselt.
»Wo kommt dieses Wasser her?«, schnaubte Gerrek. Der Mandaler war nicht der beste Schwimmer und hatte große Mühe, nicht in den aufgepeitschten Wellen zu versinken.
»Halte dich an mir fest!«, rief Mythor.
Das Rumpeln und Poltern wurde ein wenig leiser, aber jetzt schwoll das herabrinnende Wasser rasch vom Rinnsal zum Sturzbach an – für die beiden Schwimmer zeichnete sich ein nicht minder schrecklicher Tod ab, der durch Ertrinken.
Mythor fand einen Vorsprung an der Wand, an dem er sich festhalten konnte. Gerrek hatte sich mit der Rechten an Mythors Gürtel festgekrallt. Mochte er in dem Sturzregen kaum noch Luft bekommen – zum Zetern reichte der Atem aus.
Mythor tastete sich langsam vorwärts. Er wollte in der Dunkelheit das Seil finden, das in die Tiefe der Zisterne herabhing. Bange Minuten vergingen, dann hatte er das Tau gefunden.
Mythor hatte den Eindruck, als versinke Carlumen in einem riesigen Meer, so heftig stürzte das Wasser auf ihn herab. Es galt keine Zeit zu verlieren. Bevor die Zisterne völlig gefüllt war, mussten die beiden die Oberfläche von Carlumen erreicht haben.
»Streng dich an«, forderte Mythor den Mandaler auf.
»Was, glaubst du, tue ich? Mich ausruhen?«, keifte Gerrek zurück.
Es war ein ungeheuer kräftezehrendes Unterfangen, gegen den Strom in die Höhe zu klettern – aber die beiden gewannen Meter um Meter. Schließlich erreichten sie jene Stelle, an der die Treppe begann, und von da an war der Aufstieg leichter.
An der Oberfläche stand alles unter Wasser, und Mythor sah auch sofort den Grund dafür – irgendwie war Carlumen unter einen gewaltigen Wasserfall geraten, der seine Fluten auf die Fliegende Stadt herabstürzen ließ. Wie mit Hämmern schlug das Wasser auf die Oberfläche ein – Mythor und Gerrek mussten sich sofort eine Deckung suchen, um nicht niedergerissen und fortgespült zu werden.
Den anderen war es nicht besser ergangen; auch sie hatten sich Deckungen gesucht und warteten dort das Ende dieser Überschwemmung ab.
Offenbar hatte das Schattenbeben entweder Carlumen versetzt oder den Wasserfall – jedenfalls war das Problem der Zisternen nun gelöst. Noch gründlicher als mit diesem nicht enden wollenden Wasserguss konnte man die Vorratsbehälter schwerlich durchspülen. Dieses Problem war beseitigt – sobald Carlumen unter dem Wasserfall hervorgekommen war.
Langsam nur bewegte sich die Stadt – oder der Wasserfall, das ließ sich schwerlich genau sagen –, bis der Sturzregen endlich aufhörte und die Menschen sich wieder aufrichten konnten.
Sofort machte sich Mythor daran, nach den Reglosen zu sehen. Wie durch ein Wunder war niemand über Bord gespült worden.
Nur eine geringe Strecke entfernt tauchte eine große Flottille der Plypen auf. Ihr Anführer kam vorsichtig näher.
Was das Tentakelspiel des Plypen zu bedeuten hatte, konnte Mythor nicht deuten – aber er erfuhr es in den nächsten Minuten, als er von den Plypen höflich gebeten wurde, den Wasserfall bittschön an den alten Platz zurückzuversetzen.
Offenbar hing das Leben der Plypen weitgehend von dem Wasserfall ab, und ebenso offenkundig hielten sie Mythor für einen schrecklichen Hexenmeister und Großmagier, der ihren Wasserfall weggezaubert hatte.
Mythor versuchte die Plypen zu beruhigen, was ihm schließlich auch gelang – Gerrek räumte währenddessen schnell das vereinbarte Fässchen Salz in die Vorratskammer zurück.
Ein langer, erfrischender Trunk ließ nach dem Abzug der Plypen die Lebensgeister rasch zurückkehren. Das Wasserproblem war gelöst – und vielleicht gab es auch eine Lösung für die anderen Schwierigkeiten.
»Wenn wir erst in Nykerien sind«, versprach Sadagar eifrig beim Essen, »dann werden wir mit heilenden Wässern den Rest der Mannschaft wieder ins Leben zurückrufen.«
Fronja hatte sich umgesehen, bevor sie zu der Runde stieß.
»Es wird besser«, wusste sie zu berichten. »Der Organismus kommt langsam wieder zu Kräften, Lebensrad und Steuerpendel bewegen sich wieder, und die Kristallwand mit Caeryll beginnt wieder zu funkeln.«
»Was habe ich gesagt?«, meinte Sadagar. »Auf nach Nykerien, dort werden wir für alle Probleme eine Lösung finden.«
Mythor lehnte sich zurück. Das Feuer knisterte leise und wärmte angenehm. Der heiße Trank tat dem Magen gut.
»Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ihr uns ein wenig über Nykerien erzählt«, sagte Mythor.
Die drei Steinleute sahen sich an.
»Warum nicht«, meinte Sadagar schließlich. »Jetzt, da Catrox tot ist, sind wir nicht länger an das Gelübde des Schweigens gebunden.«
Mythor nahm einen Schluck aus seinem Pokal.