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Als Mythor in der durch ALLUMEDDON veränderten Welt zu sich kommt, ist er sich seines Auftrags nicht bewusst, denn man hat ihn seiner Erinnerung beraubt. Erst bei der Begegnung in der Drachengruft wird Mythor dieses klar, und schließlich sorgt das Duell mit Mythors anderem Ich dafür, dass unser Held in seiner Ganzheit wieder ersteht. Damit beginnt Mythor in bekannter Manier zu handeln. Inseln des Lichts zu gründen und die Welt vor einer erneuten Invasion durch die Horden Xatans zu schützen ist sein erklärtes Ziel. Deswegen sucht unser Held auch die Verständigung mit den verschiedenen Clans des Drachenlands, in das er und Ilfa nach vielen Abenteuern gelangten. Mythors kluges Vorgehen bleibt nicht ohne Wirkung, und schließlich soll das Treffen in Feenor, der von Gönner Amburst beherrschten 100.000-Seelen-Stadt, zu einer gemeinsamen Front aller Clans gegen die drohende Invasion der Streitkräfte Xatans führen. Aber das Treffen steht unter einem Unstern, und Mythor, der den Magier Megur schließlich doch noch ausschalten kann, muss schleunigst zu den Ararene-Inseln, um Coerl O'Marn beizustehen. Denn dort lauern die SCHAREN DES SCHRECKENS ...
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Nr. 162
Scharen des Schreckens
von Peter Terrid
Als Mythor in der durch ALLUMEDDON veränderten Welt zu sich kommt, ist er sich seines Auftrags nicht bewusst, denn man hat ihn seiner Erinnerung beraubt. Erst bei der Begegnung in der Drachengruft wird Mythor dieses klar, und schließlich sorgt das Duell mit Mythors anderem Ich dafür, dass unser Held in seiner Ganzheit wieder ersteht.
Damit beginnt Mythor in bekannter Manier zu handeln. Inseln des Lichts zu gründen und die Welt vor einer erneuten Invasion durch die Horden Xatans zu schützen ist sein erklärtes Ziel. Deswegen sucht unser Held auch die Verständigung mit den verschiedenen Clans des Drachenlands, in das er und Ilfa nach vielen Abenteuern gelangten.
Mythors kluges Vorgehen bleibt nicht ohne Wirkung, und schließlich soll das Treffen in Feenor, der von Gönner Amburst beherrschten 100.000-Seelen-Stadt, zu einer gemeinsamen Front aller Clans gegen die drohende Invasion der Streitkräfte Xatans führen.
Aber das Treffen steht unter einem Unstern, und Mythor, der den Magier Megur schließlich doch noch ausschalten kann, muss schleunigst zu den Ararene-Inseln, um Coerl O'Marn beizustehen. Denn dort lauern die SCHAREN DES SCHRECKENS ...
Mythor – Unser Held erleidet Schiffbruch.
Gerrek und Sadagar – Mythors Gefährten.
Nadya – Oberste Kampffee.
Kytto – Anführer einer Shrouk-Horde.
Harlan, Antes und Gondor
Hochtönend orgelte der Sturm in der Takelage. Der Wind zerrte an den Tauen, stemmte sich gegen die Masten und blähte die Segel bis zum Zerreißen. Fast waagerecht peitschte der Sturmwind über das Meer, fetzte die Schaumkronen von den hoch aufgewühlten Wellen und drosch die Gischt über die Reling, den Menschen gegen die kältestarrenden Glieder.
Mythor bekam kaum noch Luft zum Atmen.
Hoch bäumte sich das Drachenschiff auf, der Kiel ächzte und knirschte, dann schoss das Schiff mit dem Bug hinab in das nächste Wellental. Die Welle spülte über das Bugkastell, schäumte um die Mastfüße und sprudelte schäumend an den Seiten entlang. Wer keinen Halt gefunden hatte, wurde über das Deck geschleudert und lief Gefahr, entweder über Bord gespült zu werden oder an Masten und Aufbauten die Glieder zerschmettert zu bekommen.
Es war stockfinster über dem sturmgepeitschten Meer, aber immer wieder wetterleuchtete es, spann sich ein Netzwerk von Blitzen über der kochenden See. Scharf riss das grelle Licht die Bilder aus der Dunkelheit – die hochgetürmten Wellen, die Bergen gleich auf das Boot herabzustürzen schienen, die käsigen, eingefallenen Gesichter der Menschen, die Trümmer, die von den Aufbauten des Schiffs übrig waren.
Von den Riemen waren nur Stümpfe geblieben, das Ruder war angeschlagen. Ein Treibanker, den die Mannschaft notdürftig zusammengeschneidert hatte, war längst abgerissen.
Mythor sah hinüber zu dem Mann am Ruder.
Vor allem auf ihn kam es jetzt an. Das Drachenschiff war leicht, es trieb auf den Wellen wie ein Korken. Die Innenräume waren abgeschlossen, die Nähte zugestopft worden. Solange das Meer die Beplankung nicht in Stücke schlug, blieb das Schiff schwimmfähig.
Wehe aber, wenn es den Bug nicht mehr in die richtige Richtung bekam, wenn die See von dwars gegen die Bordwand hämmerte. Es genügte eine Welle, um das Schiff kentern zu lassen, und danach blieb den Menschen an Bord höchstens noch die Zeit für einen Schreckensschrei, mehr nicht.
»Verwünschter Sturm!«, schrie Gerrek. Der Mandaler hatte sich am Mast festgebunden. Ein Seemann, der das gleiche versucht hatte, war von einer Welle gegen den Mast geschleudert worden und hatte sich das Genick gebrochen. Bei jeder Bewegung des Schiffes rollte der Körper auf dem Deck hin und her.
Alle an Bord waren völlig durchnässt, außerdem war es grässlich kalt. Der Wind schnitt wie mit feinen Klingen tief ins Fleisch, und Mythor spürte seine Zähne klappern.
Mit einer Hand hielt er sich selbst fest, mit der anderen hielt er ein Tau umklammert. Jedes Mal, wenn der Sturm für ein paar Herzschläge ruhiger zu werden schien, unternahm er einen neuen Versuch, das Ende mit einem Stag zu belegen, aber jedes Mal zwang die nächste auflaufende Woge ihn dazu, sich erst einmal wieder festen Halt zu verschaffen.
Über den Köpfen der Besatzung gab es ein hässliches Schnalzen. Mythor blickte nach oben. Das letzte Segel flatterte in Fetzen gerissen an der Rah. Mythor stieß eine Verwünschung aus.
Natürlich hatte das Segel nicht dazu gedient, das Schiff Fahrt machen zu lassen, es war mehr als Steuerhilfe gedacht, und diese Hilfe fiel jetzt fort. Noch schwieriger wurde es, den Sturm auszureiten. Mythor sah, wie der Rudergänger die Muskeln anspannte, um das Schiff auf Kurs halten zu können. Die Vertäuung des Ruders ächzte und knirschte.
Bei der nächsten Welle blieb ein großer Fisch zappelnd auf dem Deck liegen, ein paar Herzschläge danach war er wieder heruntergespült, und diesmal wurde auch der Körper des toten Seemanns vom Wasser erfasst und außenbords gebracht.
»Lange halten wir das nicht mehr durch!«, rief Sadagar. Der Nykerier hatte zwei seiner Messer in das Gebälk des Schiffes gerammt und hielt sich daran fest. Im Hintergrund konnte Mythor einige Mitglieder der Besatzung erkennen, die gleich ihm um das nackte Überleben kämpften.
Eine besonders hohe Welle türmte sich vor der Galeere auf und schien aus Himmelhöhen über das Schiff und die Menschen hereinzubrechen. Mythor spürte das Wasser um seine Beine rauschen und immer höher steigen, dann bekam er einen harten Schlag gegen die Beine, der ihn den Halt verlieren ließ. Wild griff er um sich, bekam etwas zu fassen und hielt sich daran fest, während das Wasser an seinem Körper zerrte. In seinen Lungen staute sich der Atem, aber Mythor wagte nicht zu atmen, bis er nicht am kalten Griff des Windes in sein Haar spüren konnte, dass er den Kopf wieder über die Wasseroberfläche gebracht hatte.
Das Wasser rauschte auf. Die Galeere tanzte jetzt hoch auf einem Wellenberg, leicht zur Seite gekippt.
Rasch zog sich Mythor in die Höhe und suchte sich einen günstigeren Platz. Unter seinen Füßen bog sich der Kiel der Galeere ein wenig durch – Bug und Heck hingen frei in der Luft. Die oberschenkeldicken Balken aus geteerter Eiche hielten, aber die Geräusche, die sie bei dieser Belastung machten, ließen die Besatzung immer wieder zusammenfahren.
Mythor sah hinauf zum Himmel.
Pechschwarz hagelte der Sturm über die See; im Zickzacklicht der Blitze war ab und zu die Geschwindigkeit zu erkennen, mit der die Wolken über den Himmel gestoßen wurden.
Immer wieder gegen das herüberschwappende Wasser ankämpfend, mehr rutschend und stolpernd als gehend, arbeitete sich Mythor zum Kapitän der Galeere vor. Schon von weitem konnte er sehen, dass mit dem Mann nicht mehr zu reden war – die Angst hatte ihn offenbar um den Verstand gebracht. Mythor stellte ihm eine Frage, bekam aber keine Antwort. Der Seemann lallte nur noch – die nächste Welle packte ihn und zog ihn über Bord, Mythor schaffte es nicht mehr rechtzeitig, mit der freien Hand nach dem Mann zu greifen.
Mythor arbeitete sich zurück.
»Haben wir noch Hoffnung?«, fragte er.
Sadagar, der sturmerprobte Händler aus Nykerien, zuckte mit den Schultern.
»Ich habe schon schlimmere Wetter durchgestanden!«, schrie er. »Allerdings mit besseren Schiffen und einer besseren Besatzung.«
»Wohin treibt uns der Sturm?«, wollte Mythor wissen.
»Aufs offene Meer«, schätzte Sadagar. Der nächste Brecher schnitt ihm das Wort ab und brach ein Stück aus der Reling.
»Wie lange können wir uns noch halten?«
»Lange genug«, meinte Sadagar.
Er duckte sich, als wieder eine riesenhohe Woge auf das Schiff herabstürzte. Ein ohrenschmerzendes Knirschen erklang, und erschreckt sah Mythor, wie sich einer der Masten zu beugen begann.
»Schnell zu den Beilen!«, schrie Sadagar. »Wir müssen die Taue kappen.«
Die Rah krachte herunter und zerschellte auf dem Deck, ein paar Augenblicke später sackte der Mast zur Seite. Kniehoch über dem Deck war er durchgebrochen und wurde jetzt nur noch von der Takelage gehalten. Mythor griff zum Messer.
Das Tauwerk war nass und hart, und immer wieder glitt er mit der Klinge ab. Wie recht Sadagar mit seiner Warnung hatte, zeigte sich nur wenig später – das Schiff neigte sich langsam zur Seite, der Mast sackte ein Stück tiefer, zerriss die Wanten und zerschmetterte Teile der Aufbauten. Das Schiff wurde dadurch noch seitenlastiger.
Wie besessen hackten und schnitten die beiden Männer. Gerrek gesellte sich dazu und tat, was in seinen Kräften stand. Je mehr die drei von dem Tauwerk durchschnitten, um so heftiger wurden die Bewegungen, die der Maststumpf vollführte. Immer wieder splitterte und krachte es – wie mit einer riesigen Keule zertrümmerte der Sturm das Schiff, indem er den Mast gegen die Reling und die Aufbauten schleuderte.
»Lauf!«, schrie Sadagar.
Das letzte Tau war gekappt, jetzt wurde der Mast von nichts mehr gehalten.
Ein Brecher ließ den Stamm quer über das Deck schrammen. Mythor musste einen Hechtsprung über den Mast hinweg vollführen, sonst hätte ihm das Holz die Beine zertrümmert. Als er auf der anderen Seite ankam, packte ihn das Wasser und warf ihn in die Reste der Takelage, die von dem Mast mitgezogen wurden.
Mythor stieß einen Schrei aus, als er spürte, dass er sich in einem Seil verfangen hatte.
»Ich helfe dir!«
Sadagar beeilte sich, aber es war unglaublich schwierig, sich auf dem Deck zu bewegen. Fußhoch spülte das Wasser über die Planken, Holzteile schwammen in der Flut, jeder Schritt war ein Wagnis.
Sadagar hatte eines seiner Messer zwischen die Zähne geklemmt, damit er die Hände frei behielt.
»Mein Fuß!«, stieß Mythor hervor.
Sadagar bückte sich und griff nach dem Messer. Er setzte die Klinge an.
In diesem Augenblick fegte der nächste Wasserschwall über das Deck, packte den Mast und Mythor und riss beide über Bord. Sadagar, der sich an Mythor festhielt, wurde ebenfalls mitgespült.
Mythor schlug um sich, versuchte den Mast zu packen. So klobig das Holz auch war – es musste schwimmen, und wer sich daran festhielt, hatte vielleicht noch eine Chance.
Mythor bekam etwas zu fassen und zog sich daran hoch. Ächzend schnappte er nach Luft, als er den Kopf aus dem Wasser streckte.
Neben ihm tauchte schnaufend Sadagar auf und stieß einen Fluch aus.
Mythor wandte den Kopf.
Ein paar Dutzend Schritte weit war der Mast vom Schiff abgetrieben worden – eine Strecke, die man schwimmen konnte?
Zwischen zwei Blitzen versank das Meer in völliger Finsternis, und Mythor sah ein, dass er kaum eine Chance hatte, das Schiff zu erreichen.
Vor allem nicht, da sein Fuß immer noch in dem verknoteten Tauwerk festhing. Mythor griff nach seinem Messer und tastete sich zu der Hanffalle vor. Unter Wasser zu schneiden, war noch schwieriger als über Wasser, aber er schaffte es – nach einiger Zeit war der Fuß frei.
Unterdessen war das Schiff fast hundert Fuß weit abgetrieben worden. Jetzt war es aussichtslos geworden – die Männer hatten eine zu gründliche Arbeit geleistet und wirklich jedes Tau durchtrennt.
Sadagar versuchte, sich auf den Mast zu setzen, rutschte aber ab. Er stieß Flüche aus.
Mythor stieß ihn an.
»Sieh!«, forderte er ihn auf.
Von einem Hagel von Blitzen aus der Dunkelheit gerissen, waren in beängstigender Nähe der Galeere Klippen zu sehen, schwärzliche Zacken im weißschäumenden Gebrodel der See. Die Galeere trieb genau darauf zu, und fast meinte Mythor schon, das Bersten der Planken zu hören.
»Sie sind verloren!«, stieß Sadagar hervor, nachdem er einen Schwall Seewasser ausgespuckt hatte.
Die beiden Männer hatten nicht die Zeit, sich um das Schicksal der anderen zu sorgen, sie hatten mehr als genug damit zu tun, am Leben zu bleiben. Wenn der Mast auch nicht sinken konnte, so stürmte doch immer wieder das Wasser über den Stamm hinweg, und trotz der Taue und Segelfetzen war es überaus schwierig, sich an dem seifig-glatten Holz Halt zu verschaffen.
Nur ab und zu schaffte es Mythor, noch einen Blick hinüberzuwerfen zu dem Schiff, das immer näher an die Klippen herangetragen wurde. Und dann war das Schiff mit einem Schlag verschwunden.
Kein Bersten und Brechen war zu hören, keine Schreie – das Schiff verschwand, als habe es nie auf dem Meer getrieben.
Sadagar stieß einen Seufzer aus.
Die Messer, die er stets mit sich führte, erwiesen sich in dieser Lage als lebensrettend. Tief in das harte Holz gerammt, boten sie den nassen Händen eine brauchbare Zugriffsfläche.
»Wir müssen an Land«, stieß Sadagar hervor.
»Meinst du die Klippen?«
»Gleichgültig«, keuchte Sadagar. »Die Kälte macht uns die Glieder unbeweglich und die Hände steif, und wenn wir nicht mehr schwimmen können, ist es vorbei mit uns.«
»Wir werden uns an den Klippen sämtliche Knochen brechen«, prophezeite Mythor.
»Besser als ertrinken«, gab Sadagar zurück. »Bei allen Hexen und Zauberern – was ist das?«
Er riss die Augen weit auf, er schien auf etwas unmittelbar hinter Mythor zu starren. Mythor wandte den Kopf und bekam als erstes einen Schwall Gischt ins Gesicht. Das Salz brannte in den Augen, und er konnte kaum etwas sehen.
Als sich sein Blick wieder klärte, fiel er auf eine fast kreisrunde Fläche des Meeres, die platt wie eine Metallplatte dalag – nicht die geringste Wellenbewegung war zu sehen. Mehr noch – allmählich bildete sich mitten auf dieser Fläche eine Grube. Es sah aus, als öffne sich langsam ein Trichter hinab zum Meeresgrund.
»Ein Strudel!«, rief Sadagar. »Mitten auf dem Meer?«, zweifelte Mythor.
Wie dieses Gebilde zu erklären war, wusste er nicht – aber eines war ihm sofort klar: dieser Strudel bedeutete Unheil.
»Weg von hier!«, rief er. »Lass den Balken los, wir müssen schwimmen.«
Sadagar stieß einen Wutschrei aus.
»Das ist Selbstmord!«, rief er.
»Wenn du eine bessere Lösung weißt, dann verrate sie«, gab Mythor zurück.
Er trennte sich vom Mast und begann zu schwimmen. Der geheimnisvolle Strudel, der von Augenblick zu Augenblick tiefer wurde, schien dem Holz gleichsam zu folgen – in dem unzureichenden Licht war nicht genau zu sehen, was sich wie bewegte. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Mast die Vertiefung erreicht haben musste.
Mythor schwamm mit weitausholenden Bewegungen. Er wusste, dass er das nicht lange würde durchhalten können – die Kälte war mörderisch, und auch seine Kräfte waren nicht unerschöpflich.
Kaum zu glauben, dass seit dem Auslaufen erst zwölf Stunden vergangen waren – vor einem Tag noch hatte er sich von solchen Gefahren nichts träumen lassen, und jetzt sah es ganz danach aus, als seien die nächsten Stunden die letzten seines Lebens.
»Warte auf mich!«, rief Sadagar. Es war kennzeichnend für ihn, dass er nicht eher losgelassen hatte, als bis er sich wieder in den Besitz seiner Messer gesetzt hatte.
Er holte rasch zu Mythor auf. Nebeneinander schwammen sie auf die Klippen zu, von denen sie nur hoffen konnten, dass sie nicht allein im Meer herumstanden, sondern zu einer nicht allzu entfernten Küste gehörten.
Hinter den beiden Schwimmern tönte ein Kreischen auf, als würde ein Dämon geschunden. Die Köpfe der beiden Männer fuhren herum.
Für einen Herzschlag war eine Fontäne aus Holzmehl und Splittern zu sehen, die hoch über den Wellen stand – genau dort, wo sich Trichter und Mast begegnet sein mussten. Danach versank die Meeresoberfläche wieder in Dunkelheit.
»Du hast recht«, stieß Sadagar hervor. »Das Ding ist eine Todesfalle.«
Die beiden Männer verstummten. Sie mussten jetzt mit jedem Quäntchen Kraft sehr haushälterisch umgehen – der Weg bis zu den Klippen war weit, und selbst wenn sie es schafften, dort anzukommen, war ihr Leben noch lange nicht gerettet. Sie mussten Hals und Knochen riskieren, wenn sie auf die Klippen hinaufsteigen wollten.
Endlos lange schien es zu dauern, bis die schroffen Felsen vor den beiden Männern auftauchten. Trotz der spärlichen Beleuchtung waren sie recht gut zu sehen, denn sie wurden umtanzt von weißen Schaumkronen der wütend heranstürmenden Brandung.
Seltsam war, dass sich von dem gestrandeten Schiff keine Trümmer finden ließen – an dieser Stelle war das Meer wie leergefegt.
Mythor unternahm den ersten Anlauf. Vorsichtig schwamm er auf die Klippen zu, wartete ein Wellental ab, machte dann zwei, drei kraftvolle Schwimmzüge und griff nach der ersten Spitze.
Einen Herzschlag später schrie er auf, als er von hinten gepackt und mit ungeheurer Wucht gegen den Fels geschleudert wurde. Der Aufprall drückte ihm die Luft aus dem Leib, und er glaubte, seine Knochen knirschen hören zu können. Halb benommen ließ er sich fallen, landete im Wasser, und hätte Sadagar ihn nicht schnell zurückgezogen, hätte die nächste Welle Mythor kopfüber gegen den Fels geschleudert.
»Sinnlos!«, schrie der Nykerier.
»Ich gebe nicht auf!«, antwortete Mythor schwach.
Er fühlte sich am Ende seiner Kräfte. Ausgelaugt, ausgepumpt, mit immer starrer werdenden Gliedern, rasselnden Lungen, aufgeschundener Haut und vom Salzwasser brennenden Augen.
War das das Ende? ALLUMEDDON überstanden, Dämonen erfolgreich bekriegt, Abenteuer über Abenteuer durchgekämpft – und dann elend ertrinken, einen ebenso jämmerlichen wie grässlichen Tod sterben?