Nebel der Andromeda - Fritz Brehmer - E-Book

Nebel der Andromeda E-Book

Fritz Brehmer

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Beschreibung

Das Buch wurde 1920 zum ersten Mal veröffentlicht, somit über 100 Jahre alt. Der Text wurde aus der Ausgabe abgeschrieben und vorsichtig der aktuellen Rechtschreibung angepasst. Wir machen Bekanntschaft mit einem rätselhaften Mann, der in einer abgelegenen Bergregion nahe der venezolanischen Hafenstadt Porto Cabello lebt. Wir erfahren, dass er seinen Willen anderen aufzwingen wollte.

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Herausgeber

Erik Schreiber

Fritz Brehmer

Nebel der Andromeda

Das merkwürdige Vermächtnis eines Irdischen

Das grüne Abenteuerbuch 2

Fritz Brehmer - Nebel der Andromeda. Das merkwürdige Vermächtnis eines Irdischen.

e-book 177

Erstveröffentlichung: 1920

Erste Auflage 01.09.2023

© Herausgeber Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

Titelbild: Simon Faulhaber

Vertrieb: neobooks

Herausgeber

Erik Schreiber

Fritz Brehmer

Nebel der Andromeda

Das merkwürdige Vermächtnis eines Irdischen

„Es ist zwar ein befremdlicher und dem

Anscheine nach ungereimter Anschlag, nach

einer Idee, wie der Weltlauf gehen müsste, wenn

er gewissen vernünftigen Zwecken angemessen

sein sollte, eine _Geschichte_ abfassen zu

wollen; es scheint, in einer solchen Absicht

könne nur ein _Roman_ zustande kommen. Wenn

man indessen annehmen darf, das die Natur

selbst im Spiele der menschlichen Freiheit

nicht ohne Plan und Endabsicht verfahre, so

könnte diese Idee doch wohl brauchbar werden;

und ob wir gleich zu kurzsichtig sind, den

geheimen Mechanism ihrer Veranstaltung

durchzuschauen, so dürfte diese Idee uns doch

zum Leitfaden dienen, ein sonst planloses

Aggregat menschlicher Handlungen, wenigstens

im großen, als ein System darzustellen.“

_Imm. Kant_: „Idee zu einer allgemeinen

Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“.

Ein Kapitän, der einige Jahre in den westindischen Gewässern kreuzte, traf dort, und zwar in Venezuela, mit einem Mann zusammen, dessen Erlebnisse zu dem Sonderbarsten zählen, von dem man gehört haben dürfte, und der auch sonst in seiner Persönlichkeit weit ab von den Bezirken des Alltäglichen stand.

Eine Verkettung von Umständen ließ den Kapitän in den Besitz der merkwürdigen schriftlichen Hinterlassenschaft des Mannes gelangen, und gab damit die Lösung eines geheimnisvollen Rätsels, über das hier berichtet werden soll, in seine Hände.

Nachdem der Kapitän schon einige Male den venezolanischen Hafenplatz Porto Cabello angelaufen hatte, kam ihn dort eines Tages der Wunsch an, eine Wanderung in die Vorberge zu unternehmen, aus welchen der den Hafen bildende Fluss in einem Tale fließt, dessen wildromantische Schönheit sowohl wie seine Fruchtbarkeit sehr gerühmt werden.

Zwar befand sich das Land gerade wieder mitten in einer der dort üblichen Revolutionen, und ein Dutzend Meilen landeinwärts, beim Flecken San Felipe, war einige Tage zuvor gar eine Art von Schlacht geschlagen worden. Aber um den Hafen herum sollte noch alles ruhig sein.

Es empfahl sich also die Zeit zu nutzen, ehe die Kämpfe auch hierher übersprangen und das Spazierengehen in den Bergen unmöglich machten.

Der Weg hat seine eigne Schönheit. Nach einer etwa einstündigen, recht heißen Wanderung durch die leichtansteigende Ebene gelangt man in den Taleingang, der von einem hochgelegenen, noch aus spanischer Kolonialzeit stammenden Bergfort bewacht wird.

Bald, nachdem man in das Tal eingetreten ist, ziehen sich die Berge zu beiden Seiten enger zusammen. Der Fluss, der bisher dem Wanderer als ein träger, recht langweiliger und versandeter Wassergreis entgegengeschlichen kam, zeigt sich hier in dem Übermut tollender Jugend.

Mit sichtlicher Freude am Turnerischen springt er von Steinstufe zu Steinstufe, teilt sich gelegentlich vor widerborstig sich entgegenstemmenden mürrischen Felsen gewandt in mehrere Teile, vereinigt sich hinter den Verdutzten wieder mit gurgelndem Lachen zu verdoppelter Sprühkraft, spielt darauf in einem stillen, buchtartigen und tiefblauen Wasserbecken den Harmlosen, um sich gleich darauf wieder mit gewaltigem Satze brausend in eine Tiefe zu stürzen, friedliche Steine und allerlei ob der Störung verärgertes Geröll mit sich reißend.

Lustige Schlingels von Bächen springen ihm gelegentlich aus der Nachbarschaft zu, werfen sich sprühend und zischend in seinen Lauf und beteiligen sich an dem übermütigen Treiben. Sie kommen aus Nebentälern, in denen Kakaoplantagen ihre kostbaren Produkte gedeihen lassen oder in dunklen Orangenwäldern die goldenen Äpfel reifen. Im zerklüfteten Tale des Flusses stehen hohe Bäume, Bananen wachsen überall, und auf den Höhen ragen die Kokospalmen.

Ein reiches, überreiches Land, geschaffen für ein Leben in Glück und Friede, wenn seine Bewohner eben nicht Menschen wären.

Am Flusse entlang ist von Fischern und Plantagenarbeitern ein Pfad ausgetreten und gelegentlich auch in den Felsen eingehauen, den jetzt langsam hinanzusteigen dem solcher Freuden entwöhnten Kapitän eine Wohltat war.

Nachdem er so, sich an der wechselnden Szenerie erfreuend, ein Stündchen einsam emporgeklommen war, bemerkte er, dass jetzt ein anderer Mann vor ihm schritt, den er wohl eingeholt haben mochte.

Allmählich näher kommend stellte er fest, dass dieser ein Weißer war, ein hochgewachsener, fast riesenhafter Mann von ungewöhnlich schönem, ebenmäßigem Körperbau. Er schritt, sich auf einen hohen Stock stützend, langsam vorwärts. Sein Gang war elastisch, und bei jedem Schritte spielten seine nicht massigen, aber sichtlich stahlharten Muskeln.

Der Mann trug außer einer kurzen leinenen Hose und dem Korkhelm keinerlei Kleidung. Sein Gesicht war nicht zu sehen.

Da man in dieser Gegend außerhalb der Städte selten Weiße zu treffen pflegt, so bedeutete das Auftreten des Mannes ein Ereignis. Der nackte Mann, der wohl gemerkt haben musste, dass ihm jemand folge, begann jetzt mit seinen langen sehnigen Beinen auszuschreiten, und nun war für den Kapitän nicht mehr daran zu denken, ihn einzuholen.

Dennoch wurde sein Wunsch erfüllt: Weit vorne über einem Grat sah man jetzt zwischen den sich teilenden Bäumen die Silhouette eines Reiters. Vorsichtig und anscheinend müde stieg sein Maultier bergab. Der Reiter schien nicht fest darauf zu sitzen. Er hing stark vornüber.

Als der nackte weiße Mann mit ihm zusammentraf, hielten beide an, und dann war zu sehen, wie der Reiter mit Hilfe des anderen mühsam vom Tiere stieg.

Der Kapitän, an die Gruppe herankommend, sah bald, dass der Reiter, der nur mit einer Hose, hohen braunen Stiefeln und einem kokardengeschmückten Filzhut bekleidet war, am Oberkörper schwere blutende Wunden trug und einen stark geschwächten Eindruck machte.

Der weiße Riese sprach mit ihm in dem verdorbenen Spanisch jenes Landes, das aber trotz zahlreicher indianischer Beimischungen leidlich verständlich ist.

Es handelte sich um einen Revolutionär, Halbindianer, gleich der Mehrzahl der übrigen Landesbewohner Mischblut der alten spanischen Kolonisten und der Ureinwohner dieser Berge. Er war in der Schlacht bei San Felipe verwundet von seinem Trupp abgekommen, hatte sich in den Bergen verirrt und war überdies durch Raub während des Schlafes seines Gepäcks, seiner Waffen und seiner Oberkleidung verlustig gegangen. Jetzt suchte er nach Porto Cabello zu gelangen. Seine Kräfte waren indessen schon derartig erschöpft, dass man ihn unmöglich allein weiterziehen lassen konnte.

Mit offensichtlicher Sachkenntnis untersuchte der weiße Mann die Wunden des armen, jämmerlich stöhnenden Kerls. Dabei stellte sich heraus, dass ein Geschoss den Brustkasten durchschlagen und, da sich auch Bluthusten zeigte, offenbar die Lunge verletzt hatte.

Es war dringend nötig, die Wunden zu verbinden, zumal sich schon Insekten darin festsetzten. Da aber natürlich kein Verbandzeug zur Hand war, entledigte sich der Kapitän kurzerhand seines leinenen Hemdes und zerschnitt es mit Hilfe des anderen in lange Streifen, aus denen dieser mit bemerkenswerter Geschicklichkeit einen Notverband herstellte. Gesprochen wurde dabei kein Wort.

Als die Prozedur des Verbindens beendet war, sank der Verwundete ohnmächtig zusammen, konnte aber durch einen Schluck aus der Flasche des Kapitäns wenigstens wieder so weit zu Kräften gebracht werden, dass man ihn auf sein Tier zu heben vermochte.

Der nackte Mann wandte sich nun zu dem Kapitän und fragte ihn mit wohltönender, tiefer Stimme in reinem Spanisch, ob er helfen wolle, den Verwundeten in seine, des Fragenden, unferne Wohnung zu bringen. Die Zustimmung verstand sich von selber.

So schritten sie, den armen Teufel von Revolutionär stützend, links und rechts neben dem Maultier bergan.

Der Kapitän konnte jetzt in Ruhe die Züge des sonderbaren Samariters betrachten, da dieser sich oft besorgt dem Verwundeten zukehrte, um dessen Zustand zu beobachten.

Der Mann war offenbar germanischer Herkunft. Man hätte ihn etwa für einen Nordländer halten können, jedenfalls ließ das schmale, bartlose Gesicht mit stark herausgearbeiteten Zügen eine solche Vermutung zu. Mund und Nase waren kräftig entwickelt, und das Antlitz trotz reichlich großer, aber gesunder Oberzähne von auffallendem Ebenmaß. Als er einmal den Korkhelm abnahm, erwies es sich, dass sein weiches volles Haar schon ergraut war.

Das Bemerkenswerteste an dem Gesicht waren die großen, wasserklaren, blauen Augen, die mit beinahe unheimlich langem Blicke die Dinge fassten.

Das Alter des Mannes war schwer zu schätzen: Er mochte ebenso gut ein früh ergrauter Dreißiger wie ein jugendlicher Fünfziger sein.

Ein Gespräch, das der Kapiteln einige Male anzuknüpfen versuchte, verlief jedes Mal im Sande. Der Riese ging zwar höflich darauf ein, antwortete jedoch mit derart knappen Worten, dass der andere es vorzog, weiterhin zu schweigen.

Nach einer kleinen halben Stunde beschwerlichen Weges an dem Flusse entlang war man am Ziele angekommen.

An einer Stelle, wo der Fluss ein stilles bewaldetes Becken bildete, mit kleinen Felseninseln darin, stand auf hohem Ufer, halb in den Fels hineingebaut, ein niedriges steinernes Haus. Zwischen den vorderen Ecken des Daches und zwei eingerammten Pfählen war ein altes Schiffssegel als Sonnendach ausgespannt, das die Tür und die beiden einzigen Fenster überschattete.

Unter dem Sonnensegel stand ein steinerner Tisch, und neben diesem, ein bequemer großer Korbsessel, wie er in den Tropen benutzt wird.

Unweit des Hauses, von dem aus man einen freien Blick über das Becken und den unteren, mit einem Wasserfall beginnenden Flusslauf hatte, lag ein kleiner, dichter Orangenhain, symmetrisch angelegt, und bemerkenswerterweise von einem niedrigen, sauberen, festgezimmerten Holzzaune mit einer verschlossenen Tür umgeben. Rechts und links neben der Tür standen zwei hohe Zypressen. Die Anlage machte, zumal in dieser Umgebung, einen sonderbar ernsten und fast feierlichen Eindruck.

Der nackte Mann zog den Mulo unter das Sonnensegel und band ihn an einen der Pfähle. Gemeinsam hob man den verwundeten Revolutionsmann, dessen Zustand immer bedenklicher zu werden schien, herab, und führte ihn in den Korbstuhl.

Auf dem Tische standen die Reste eines Morgenmahles und daneben lag ein aufgeschlagenes Buch.

Der Herr dieses kleinen Anwesens lud den Kapitän mit einer wortlosen Gebärde ein, auf einem anderen Stuhl, den er aus dem Haus geholt, Platz zu nehmen. Dann ging er hinein und kam nach einigen Minuten wieder heraus. Währenddessen hatte der Gast das Buch aufgenommen und zu seinem Erstaunen es als Goethes „Dichtung und Wahrheit“, und zwar in der Sprache des Dichters, erkannt.

Nun trug man gemeinsam den Verletzten in das Häuschen, das nur einen einzigen Raum enthielt, dessen Wände, wie der Kapitän zu seinem Erstaunen feststellte, zum größten Teil mit Büchern bestanden waren.

Man legte den armen Menschen auf das große eiserne Bett, dessen Moskitonetz schon zurückgeschlagen war. Der Hauseigentümer brachte Wasser herbei, goss ein Glas voll, drückte eine Zitrone hinein, süßte es mit Zucker und gab es dem Verwundeten, der es gierig austrank und dann matt zurückfiel.

Der große Mann beugte sich über die Brust des Kranken und legte sein Ohr daran, drehte ihn dann behutsam auf die Seite, behorchte den Rücken und sagte, indem er sich achselzuckend aufrichtete, leise auf Spanisch: „Es geht zu Ende.“

Der Gast schlug vor, einen Arzt aus Porto Cabello zu holen. Der Nackte lehnte geringschätzig ab: Es seien Pfuscher. Als der andere aber erklärte, dass er der Führer eines im Hafen liegenden Kriegsschiffes sei, das einen Arzt an Bord habe, stimmte er zu, schlug jedoch vor, noch eine Stunde den weiteren Verlauf der Dinge abzuwarten. Vielleicht wäre es überhaupt zwecklos, den Arzt kommen zu lassen, der ohnehin kaum vor fünf Stunden oben sein könne. Vorderhand sei es das Richtigste, dem Kranken, der schon ein Sterbender wäre, Ruhe zu gönnen. Dies sagte er mit solcher Sicherheit, als sei ihm die Hilfeleistung in derartigen Fällen nichts Fremdes.

Darauf ging man hinaus und schickte sich an, indem man an dem Steintische Platz nahm, die verabredete Stunde zu warten.

Der Wirt ging ins Haus zurück, zog sich einen weißen Anzug an, brachte Wein, Weißbrot und Früchte heran, bot alles wortlos aber freundlich an, setzte sich dann und blickte in die Ferne.

Auch der Gast schwieg lange, vermochte aber doch seine Begierde, näheres über den merkwürdigen Einsiedler zu erfahren, auf die Dauer nicht zu unterdrücken. Nach einiger Zeit nahm er den aufgeschlagenen Band in die Hand und sagte in der Sprache Goethes: „Ein seltener Vogel in diesen Bergen!“

Der Wirt erwiderte, die Sprache aufnehmend: „Wohl möglich. Ein Singvogel. Die hiesigen singen nicht.“

Der Kapitän ließ nun nicht wieder locker, aber er belästigte seinen Wirt nicht mit Fragen, sondern begann über den neutralen Goethe zu sprechen, vorsichtig, wortknapp und wohlüberlegt.

Dem Wirte schien diese Art Unterhaltung, wohl des Gegenstandes wegen, nicht missbehagen. Er fand kurze, treffsichere Antworten, die eine gute Unterrichtung bewiesen.

Bald war man mitten in einem Literaturgespräch, zu welchem der tropische Wasserfall befremdet herüberbrummte.

Als der Kapitän nebenbei auf die große Zahl der Bücher im Hause hinwies, sagte der Wirt, sie seien vorzugsweise naturwissenschaftlicher und astronomischer Art. Im Übrigen habe er in seinem Vaterlande Medizin studiert und auch die Staatsprüfung dort bestanden, ohne allerdings lange als Arzt beruflich tätig gewesen zu sein. Im weiteren Gespräch erfuhr der Gast noch, dass der Einsiedler auch Naturwissenschaften und Philosophie studiert habe. Über seine sonstigen Umstände aber schwieg er durchaus.

Das Gespräch war durch das Stöhnen und Husten des armen Teufels, der die Ursache dieser literarischen Zusammenkunft geworden war, öfters gestört worden. Der Wirt musste mehrfach zu ihm hineingehen, und bedauerte, kein Morphium zur Hand zu haben, um ihm den Todeskampf zu erleichtern. Es sei schwer für ihn, seltenere Medikamente zu bekommen.

In der Tat währte es nicht mehr lange, bis der bedauernswerte Bursche zu Ende gelitten hatte. Wirt und Gast standen bei ihm in seinem letzten Augenblicke, und der erstere sprach, während er ihm die gebrochenen Augen zudrückte, ein ernstes und gütiges Wort über das arme, verirrte Menschlein, das hier sein junges Leben hingegeben habe für das Phantom einer neuen Freiheit, die doch nichts anderes sei, als eine neue Knechtschaft unter jene zahlreichen körperlichen und seelischen Tyrannen, die der Mensch zu eigener Qual sich selber zu schaffen nicht unterlassen könne.

Man ratschlagte, was jetzt zu tun sei, und kam zu dem Ergebnis, dass der Kapitän nach Porto Cabello zurückkehren, dort die Behörde benachrichtigen und sie veranlassen solle, den Toten am nächsten Tage in der Frühe abzuholen.

Weil es aber der tropischen Temperatur wegen nicht angängig war, die Leiche im Hause zu behalten, und der Wirt sein Bett ja auch selber brauchte, musste der Tote dieses jetzt räumen, wozu der Gast seine Hilfe anbot.

Der Wirt schien zu überlegen, an welchen Ort er den toten Mann betten solle, fasste aber schnell einen Entschluss, nahm einen Schlüssel von der Wand, holte ein weißes Laken, und sie hoben nun miteinander den Toten auf. Der Wirt schritt führend voran.

An der Zauntür des kleinen umfriedeten Orangenhaines machte er Halt und legte seine traurige Last nieder, um mit dem Schlüssel die Tür zu öffnen. Darauf schritt der kleine Kondukt weiter, einen schmalen, zwischen den Orangenbäumen verborgenen, kurzen Fußpfad entlang, der in das Innere des kleinen Haines führte, das von Bäumen frei und mit Gras bestanden war.

Inmitten dieses fast hallenartigen Plätzchens, in dessen vier Ecken abermals Zypressen gepflanzt waren, lag in feierlichem Halbdunkel ein einzelnes, sorgfältig gepflegtes Grab. Ein kleines Stück Fels stand darauf, dessen Vorderseite glatt gehauen war. Hier war von ungeübter Hand, aber deutlich lesbar, ein einziges Wort eingegraben: _IRID_. Diesem oder dieser Irid gaben sie den toten Mann als traurigen Schlafgenossen, bedeckten ihn sorgfältig mit dem Laken gegen die Insekten, und gingen schweigend von dannen.

Wieder vor dem Hause angelangt, verabschiedete sich der Gast von dem Einsiedler. Dieser sagte dabei fast schüchtern und ohne Betonung: „Es würde mich freuen, wenn Sie wiederkämen.“