Neon Gods - Apollon & Kassandra - Katee Robert - E-Book

Neon Gods - Apollon & Kassandra E-Book

Katee Robert

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Beschreibung

Er ist ihr Boss. Doch er ist auch ihre größte Versuchung ...

Kassandra wird seit dem Tod ihrer Eltern von den mächtigen Familien von Olympus gemieden. Ihr einziges Ziel ist es, genug Geld anzusparen, um aus der Stadt zu entkommen und ihrer kleinen Schwester ein besseres Leben bieten zu können. Dafür arbeitet sie als persönliche Assistentin für Apollon, einen der mächtigen Dreizehn. Doch als Olympus in Gefahr gerät, braucht Apollon Kassandras Hilfe und bietet ihr einen unwiderstehlichen Deal an: Sie begleitet ihn auf eine legendäre Hausparty, um Informationen zu sammeln, und im Gegenzug garantiert Apollon ihr und ihrer Schwester die Flucht aus der Stadt. Der Plan scheint perfekt - wäre da nicht diese unvergleichliche Anziehungskraft zwischen ihnen, die alles zu verändern droht ...

»Dieses Buch ist so unfassbar heiß!« CLARYNATHANWILL

Band 4 der DARK-OLYMPUS-Reihe von Bestseller-Autorin Katee Robert

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Seitenzahl: 525

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INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Leser:innenhinweis

Widmung

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Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Katee Robert bei LYX

Impressum

Katee Robert

Neon Gods

APOLLON & KASSANDRA

Roman

Ins Deutsche übertragen von Anika Klüver

ZU DIESEM BUCH

Seitdem ihre Eltern vor zwölf Jahren bei einem missglückten Coup ums Leben gekommen sind, ist Kassandra eine Außenseiterin. Ganz Olympus, einschließlich der mächtigen Dreizehn, meidet sie. Lediglich Apollon, für den sie tagein, tagaus als persönliche Assistentin arbeitet, scheint sie an seiner Seite zu schätzen. Doch ihr Job ist lediglich eine Zwischenlösung, denn Kassandra hat nur ein Ziel: aus der Stadt zu entkommen und ihrer kleinen Schwester Alexandra ein besseres Leben bieten. Als Olympus jedoch in Gefahr gerät und von einer fremden Armee unterwandert wird, muss Apollon so schnell wie möglich den Drahtzieher des Aufstands ausfindig machen. Dafür bietet er Kassandra einen unwiderstehlichen Deal an: Sie begleitet ihn auf die legendäre Hausparty des verdächtigen Minos, um Informationen über ihn zu sammeln, und im Gegenzug garantiert Apollon ihr und ihrer Schwester die Flucht aus der Stadt. Der Plan scheint perfekt – wäre da nicht diese unvergleichliche Anziehungskraft zwischen ihnen, die alles zu verändern droht …

Liebe Leser*innen,

Neon Gods – Apollon & Kassandra enthält Elemente, die triggern können.

Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Euer LYX-Verlag

Für Tim. Ich liebe dich für immer und ewig.

1

Kassandra

Ich hasse Partys, Olympus und Politik … doch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

An guten Tagen kann ich zwei der drei umgehen, aber der heutige Tag verspricht, alles andere als gut zu werden. Es fing schon heute Morgen an, als ich meinen Kaffee auf Apollons Hemd verschüttete. Ein Anfängerfehler, der mich womöglich meinen Job gekostet hätte, wenn mein Boss irgendjemand anders als Apollon wäre. Er lächelte mich lediglich an und versicherte mir, dass es seine Schuld gewesen sei, obwohl es eindeutig meine war. Dann zog er sich den Ersatzanzug an, den er in seinem Büro hatte.

Er hätte mich anschreien sollen.

Ich arbeite nun schon seit fünf Jahren für den Mann, und selbst dieser Zeitraum reicht nicht aus, um mich davon abzuhalten, ständig mit der nächsten Hiobsbotschaft zu rechnen. Er ist wohl kaum perfekt – schließlich ist er einer der Dreizehn, die über Olympus herrschen, und unter ihnen gibt es keine Heiligen –, aber er ist noch der Beste des ganzen Packs. Er hat seine Macht über mich nie ausgenutzt und hat auch seine Position als mein Vorgesetzter nie als Ausrede verwendet, um sich wie ein kleinlicher Tyrann aufzuführen. Er ist in all der Zeit noch nicht einmal laut geworden, egal wie heftig ich es hin und wieder vermasselt habe.

Das ist zum Verrücktwerden.

Ich streiche mein Haar zurück und zucke innerlich zusammen, als ich spüre, wie Schweiß über meinen Rücken rinnt, während ich den letzten Treppenabschnitt erklimme. Mit dem Aufzug im Dodona Tower stimmt etwas nicht, und aus Gründen, die mir verdächtig vorkommen, fährt er nur den halben Weg nach oben. Ich starre finster auf die Aktenmappe in meiner Hand hinunter. Ich hätte sie einfach liegen lassen sollen, als mir klar wurde, dass Apollon sie vergessen hatte, nachdem er zur Tür hinausgeeilt war, um zu seinem Treffen mit Zeus zu gehen. Er ist erwachsen und durchaus in der Lage, sich den Konsequenzen zu stellen.

Aber … er schrie mich nicht an.

Niemand, der mich kennt, würde mich als gefühlsduselig bezeichnen – eher als kaltherziges Miststück –, also hatte ich absolut keinen Grund, ein Taxi ins Zentrum der Oberstadt zu nehmen, mit dem Aufzug den halben Weg nach oben zu fahren und dann den Rest der dreißig Stockwerke zu Fuß hinter mich zu bringen.

Noch dazu in fast fünfzehn Zentimeter hohen Absätzen.

Irgendetwas stimmt nicht mit mir. So muss es sein. Vielleicht habe ich Fieber.

Ich presse meinen Handrücken gegen meine Stirn und komme mir nur noch dämlicher vor, weil ich natürlich überhitzt bin. Ich habe mich gerade stärker verausgabt, als ich es je freiwillig tun würde, es sei denn, ich müsste um mein Leben rennen. Und selbst dann würde ich eher kämpfen, statt davonzulaufen.

Ich verfluche mich zum millionsten Mal, während ich die Treppenhaustür aufschiebe und in den Flur hinaustrete, in dem sich Zeus’ Büro befindet. Dann erhasche ich einen Blick auf mich in dem gewaltigen Spiegel neben dem Aufzug. »Oh nein.«

Mein rotes Haar ist ganz platt und unter meinen Brüsten hat sich ein dunkler Schweißfleck gebildet – was bedeutet, dass an meinem Rücken ebenfalls einer sein wird, der an meiner Wirbelsäule entlang verläuft. Ich tropfe förmlich. Ohne nachzudenken, tupfe ich mir die Stirn ab und bereue es dann sofort, weil der Ärmel meiner Bluse nun mit Make-up beschmiert ist. Ich bin mir sicher, dass mir die Schminke gerade nur so vom Gesicht schmilzt. Ich sehe aus, als wäre ich in einen Regenschauer geraten, nur dass es kein Regen ist, sondern Schweiß. Zu allem Überfluss hat mein Gesicht auch noch die Farbe einer Tomate.

»Scheiß drauf. So dringend braucht er diese Akte nicht.« Ich schicke mich an, zum Aufzug zu gehen … und dann fällt mir wieder ein, dass ich noch einmal fünfzehn Stockwerke zu Fuß hinter mich bringen muss, um zu fliehen. Beim Gedanken daran zittern meine Waden. Vielleicht zittern sie aber auch noch vom Aufstieg.

Zählt es als Arbeitsunfall, wenn ich die Treppe im Zuge eines Botengangs hinunterfalle, um den mich streng genommen niemand gebeten hat? Apollon würde vermutlich eine Möglichkeit finden, sich selbst die Schuld dafür zu geben, und meine Arztrechnungen bezahlen. Aber wenn ich mich ernsthaft verletze, werde ich kein Gehalt mehr bekommen, und wenn ich kein Gehalt mehr bekomme, wird meine kleine Schwester womöglich nicht mehr genug Geld haben, um Bücher oder Schulsachen oder all den anderen Kram zu kaufen, den man an der Universität braucht. Eine Verletzung kann ich nicht riskieren, selbst wenn das bedeutet, dass ich gedemütigt werde.

»Kassandra?«

Ich verfluche mich einmal mehr und drehe mich zu der umwerfenden Frau herum, die durch den Flur auf mich zukommt. Ihr Name lautet jetzt Ares, aber früher war sie Helena Kasios. Ich würde uns nicht unbedingt als Freundinnen bezeichnen, doch ich habe die Partys besucht, die sie von Zeit zu Zeit veranstaltete, bevor sie zu einer der Dreizehn wurde. Das fühlte sich immer ein bisschen so an, als würde man Tiere in einem Zoo beobachten. Ich lehnte an einer Wand und schaute dabei zu, wie sich die mächtigen Mitglieder der Erbfamilien von Olympus gegenseitig piesackten und zankten. Ich habe mich immer aus allem herausgehalten und dabei eine Menge gelernt, beinahe genug, um mich und meine Schwester vor den gierigen Wölfen zu beschützen.

Aber Helena ist wirklich nicht allzu schlimm. Sie ist nie grausam gewesen, wenn sie ihre Ziele ebenso gut mit Freundlichkeit erreichen konnte. Sie hat sich außerdem eine perfekte funkelnde äußere Hülle erschaffen, die jeden in dem Glauben zu lassen scheint, dass sie nichts im Kopf hat. Ich habe sie hingegen immer als Warnung interpretiert, ihr nicht zu nah zu kommen. Niemand navigiert so gekonnt durch die politischen Strömungen, wie sie es tut, wenn er nicht klüger als die meisten im Raum ist.

Aber das war, bevor sie zu Ares wurde. Nun kann ich mir in Bezug auf sie nicht mehr sicher sein. Wir spielen nicht in derselben Liga – zwei Frauen aus Erbfamilien, auch wenn meine in Ungnade gefallen ist und ihre Olympus regiert.

Sie ist jetzt eine von ihnen, und ich bin immer noch ich.

»Helena. Oder besser gesagt Ares.« Ich bemühe mich um einen neutralen Tonfall, aber ihr Name kommt dennoch zu scharf über meine Lippen. »Was machst du hier?«

»Ich treffe mich mit meinem reizenden Bruder.« Sie zuckt mit den Schultern. Sie ist ebenso schlank gebaut, wie ihre Mutter es war, doch das ärmellose schwarze Etuikleid gibt den Blick auf eindeutig muskulöse Arme frei. Sie sieht gelassen und professionell und unantastbar aus, und ihr hellbraunes Haar ist perfekt frisiert.

Neben ihr fühle ich mich regelrecht schmuddelig. Ich habe mich seit einem Jahrzehnt nicht mehr nach einem dünnen Körper gesehnt – ich liebe meine Kurven aus schierem Trotz gegenüber jedem, der sich so verhält, als sollten sie besser Teil eines »Vorher«-Bilds sein –, aber es fällt mir schwer, uns nicht miteinander zu vergleichen, wenn wir so nebeneinander stehen.

Ich unterdrücke den Drang, mein Gewicht zu verlagern und mich zu verbergen, gnadenlos. Ich kann nicht überspielen, wie derangiert ich gerade aussehe, und der Versuch würde nur signalisieren, wie unbehaglich ich mich fühle. Also hebe ich stattdessen das Kinn an und konzentriere mich darauf, eine unbekümmerte Miene aufzusetzen. »Ich verstehe.«

Sie schaut mich sehr lange an. »Apollon ist gerade bei ihm. Ich glaube nicht, dass er wusste, dass du kommen würdest, sonst hätte er auf dich gewartet.«

Ich kann mich nicht aus dieser Situation herauswinden. Ich bin hier. Also kann ich es ebenso gut durchziehen. Ich hebe die Aktenmappe hoch und halte sie wie einen Schild zwischen uns. »Er hat das hier vergessen.«

»Ah.« Sie schaut hinter sich den Flur hinunter. »Tja, dann werde ich dich dorthin begleiten.«

»Das ist wirklich nicht nötig.«

»Doch das ist es.« Sie macht auf dem Absatz kehrt, sodass sie in die gleiche Richtung wie ich schaut. »Da hier gerade ein wenig Aufruhr herrscht, sind die Sicherheitsmaßnahmen verschärft worden. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, wie du es überhaupt bis nach hier oben geschafft hast. Meine Leute sollten die oberen Stockwerke eigentlich abriegeln.«

Das erklärt die »Fehlfunktion« des Aufzugs und auch warum sich dieser Kerl unten im Eingangsbereich wie ein Arschloch aufgeführt hat. Ich zucke mit einer Schulter. »Ich kann sehr überzeugend sein.«

»Wohl eher beängstigend.« Sie lacht, und es klingt so fröhlich, dass ich ein neidisches Zwicken in der Brust verspüre. Ich will nicht das, was Ares hat – den Titel, die Macht, die Verantwortung –, aber es muss schön sein, sich in seiner Haut so wohlzufühlen, weil man sich sicher sein kann, dass sich die Welt, durch die man sich bewegt, dem eigenen beeindruckenden Willen beugen wird.

Ich bin nicht naiv genug, um zu denken, dass ihr alles so leichtfällt, wie es den Anschein hat, aber ich musste mir den Weg durch das letzte Jahrzehnt meines Lebens mit aller Kraft erkämpfen. Die Leute schauen mich nicht an und gehen automatisch davon aus, dass ich unschuldig bin. Ich bin mit der gleichen Scham behaftet, wie meine Eltern es waren, auch wenn ich es nicht verdiene.

Nicht dass das eine Rolle spielen würde. Mir ist vollkommen egal, was die Pfauen von mir halten.

Nicht einmal Ares’ Meinung kümmert mich.

»Deine Leute sind bestens ausgebildet«, schnappe ich. »Wenn sie mir nicht gewachsen sind, dann klingt das, als hättest du ein Problem.«

»Absolut.« Sie pflichtet mir so verdammt bereitwillig bei. »Übrigens, belästigt dich Orpheus immer noch?«

Ich runzle die Stirn, als sie Apollons Bruder erwähnt. Was hat Orpheus mit der ganzen Sache zu tun? Erst nachdem ich ein paar Schritte gelaufen bin, begreife ich langsam. Sie redet über diese Party, auf der er sich wie ein arroganter kleiner Scheißer aufführte, aber das ist Monate her. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass sie sich überhaupt noch daran erinnert. »Mit Orpheus kann ich umgehen.« Er mag größer als ich sein, doch er ist zerbrechlich. Ich könnte ihn fertigmachen, ohne auch nur einen Finger zu rühren.

»Wenn du dir da sicher bist … Ich weiß, dass das ein heikles Thema ist, weil er Apollons kleiner Bruder ist.«

Ich schnaube. Ich kann nicht anders. »Apollon hat sich mehr oder weniger von Orpheus losgesagt.« So sehr sich Apollon eben von irgendjemandem in seiner Familie lossagen kann. Tatsächlich bedeutet das, dass er aufgehört hat, Orpheus’ Fehlschläge glattzubügeln, und ihm den Geldhahn zugedreht hat. Wenn man bedenkt, wie sehr ihre Mutter dieses verwöhnte Balg verhätschelt, hätte das niemals funktioniert, wenn Apollon nicht, nun ja, Apollon wäre. »Wenn er sich wieder im Griff hat, kann er den verlorenen Sohn spielen und all die Aufmerksamkeit bekommen, der er jetzt gerade beraubt wird. Er muss sich um wichtigere Dinge Gedanken machen als die Verfolgung einer Frau, die nichts von ihm wissen will.«

»Sollte sich das je ändern, zögere nicht, mich anzurufen.«

»Klar«, lüge ich. Ich weiß, dass man in dieser götterverlassenen Stadt niemandem trauen kann. Wenn es hart auf hart kommt, wird sich Ares um sich selbst und ihre Interessen kümmern, bevor sie irgendeiner anderen Person hilft. Irgendetwas anderes zu erwarten ist so, als würde man erwarten, dass einem Fisch Flügel wachsen und er zu fliegen anfängt. »Das werde ich tun.«

»Nein, das wirst du nicht.« Ares lächelt. »Aber das Angebot steht noch. Da wären wir.« Sie bleibt vor einer großen dunklen Tür stehen, an der Zeus’ goldene Namensplakette prangt. Der aktuelle Zeus ist Ares’ Bruder. Der letzte war ihr Vater. Ich würde mir lieber einen Arm abkauen, als mich mit irgendeinem der beiden Männer abzugeben, die den Titel zu meinen Lebzeiten innegehabt haben, aber hier stehe ich nun. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Ich tue mein Bestes, um nicht den Atem anzuhalten – nicht während Ares zuschaut –, und klopfe an.

Apollon ist derjenige, der die Tür öffnet, und ich reiße mich instinktiv aus einem vollkommen anderen Grund zusammen.

Ich hasse es, Apollon anzuschauen. Er ist verdammt noch mal zu perfekt, das Produkt seines schwedischen Vaters und seiner koreanischen Modelmutter. Er ist groß, hat breite Schultern, perfekt getrimmtes schwarzes Haar und freundliche dunkle Augen. Letztere treffen mich immer wie ein Schlag in die Brust.

Ich hätte schon vor langer Zeit kündigen sollen.

Als seine leitende Assistentin habe ich meine Finger in einem Informationsnetzwerk, das sich über ganz Olympus und darüber hinaus erstreckt. Ich bin diejenige, die die Berichte aus den diversen Quellen zusammenstellt. Dann ergänze ich sie noch um meine eigenen Gedanken, bevor ich sie an Apollon weiterleite. Die Arbeit ist herausfordernd und macht mir tatsächlich Spaß.

Nicht dass ich das je laut zugeben würde.

Doch so gern ich meine Arbeit auch mache, diese Anziehungskraft wird mir langsam zu viel. Ich würde lieber in einem Bürojob arbeiten, den ich verabscheue, als … Gefühle … für meinen Boss zu haben. Selbst wenn die fraglichen Gefühle etwas so Einfaches wie Lust sind. Das macht alles kompliziert.

Ich weiß, was mit Leuten passiert, die sich auf die Dreizehn einlassen.

Sie sterben.

Ich strecke ihm die Akte entgegen. »Die hast du vergessen.« Meine Stimme klingt zu scharf, zu zickig. Er hat mich nicht darum gebeten, das hier zu tun, aber ich bin verlegen, und es ist so viel einfacher zu keifen und zu fauchen, als es zuzugeben. »Ich bin nicht dein Botenmädchen, und jetzt habe ich für diese Woche Überstunden gemacht.«

Apollon zieht eine dunkle Augenbraue hoch. »Du hättest nicht den ganzen Weg herkommen müssen, Kassandra. Ich wäre auch ohne die Akte zurechtgekommen.«

Zweifellos. Er ist so fähig, dass es regelrecht erschreckend ist, und er kann sich nahezu perfekt an alles erinnern, was er je gelesen hat. Er hätte den Inhalt der Akte problemlos wiedergeben können, ohne sie zur Hand zu haben. Vermutlich hat er sie nur zusammengestellt, um Zeus einen Gefallen zu tun.

Aber er war heute Morgen nett zu mir.

Ich bin eine Idiotin.

»Gern geschehen.« Ich mache auf dem Absatz kehrt. »Wir sehen uns morgen.«

»Kassandra.«

Ich ignoriere ihn und gehe weiter. Wenn die Sicherheit der Grund ist, dass die Aufzüge nicht weiter als bis zum fünfzehnten Stock fahren, dann wette ich, dass sie mich von hier aus bis nach unten bringen werden. Es geht darum, Leute von dieser Ebene fernzuhalten, und nicht darum, sie hier einzusperren. Mein Abgang wird nicht dadurch ruiniert werden, dass ich auf der Treppe eine Atempause einlegen und zu den Göttern beten muss, dass niemand über mich stolpern wird. Das würde mein Stolz nicht ertragen.

»Kassandra.« Er ist näher gekommen. Verdammt, ich hätte wissen müssen, dass er keine Ruhe geben würde.

Ich seufze und bleibe stehen. Dass er mich vor Ares’ Augen durch den Flur verfolgt, ist unter unser beider Würde.

Apollon hält neben mir an. Mit seinen längeren Beinen hat er mich schnell eingeholt. »Danke, dass du die Akte vorbeigebracht hast. Wenn du noch ein paar Minuten warten kannst, ich bin hier gleich fertig. Dann fahre ich dich nach Hause.«

Die Versuchung einzuwilligen, ist so stark, dass meine Knie beinahe nachgeben. Ich bin im Laufe der Jahre schon oft mit ihm zusammen von einer Besprechung zur nächsten gefahren. Ich weiß genau, wie das laufen wird. Er wird sich gemütlich auf dem Sitz zurücklehnen und seine perfekte schwarze Krawatte lockern. Nicht viel. Gerade genug, um mich abzulenken. Dann wird er sein Handy zücken und mich meinen Gedanken überlassen.

Apollon plappert nie so, wie es manche Leute tun. Er ist auch keiner dieser starken, schweigsamen Typen, aber er verspürt nicht das Bedürfnis, stille Augenblicke mit geistlosen Unterhaltungen zu füllen. Die Fahrt wird angenehm und nett sein, und ich kann mich auf gar keinen Fall darauf einlassen. Diese Augenblicke während der Arbeitszeit zu erleben, ist eine Sache, denn dann kann ich mir einreden, dass sie sich nicht vermeiden lassen. Aber nach Feierabend?

Nein. Auf gar keinen Fall.

»Ich komme schon klar.«

Er betrachtet mein Gesicht, als könnte er nicht beurteilen, ob ich mich bloß so aufführe, weil ich stur sein will, aber Apollon ist ein Mann, der Grenzen respektiert, also nickt er einfach nur. »Behalte die Taxiquittung und buch sie in die Kosten.«

Ich hasse es, wie schwach mich die schlichte Zuvorkommenheit macht, die er ständig an den Tag legt. Apollon ist zu klug, um nicht zu wissen, wie knapp ich bei Kasse bin – schließlich besteht seine Arbeit einzig und allein aus dem Beschaffen von Informationen –, und er kennt mich auch gut genug, um ahnen zu können, dass ich keine Almosen annehmen werde. Nicht von ihm. Von niemandem. Nicht wenn es keine wirklichen Almosen sind, weil sie immer an Bedingungen geknüpft sind.

Aber eine Firmenausgabe?

Damit kann mein Stolz umgehen.

»Meinetwegen.«

»Wir sehen uns morgen, Kassandra.« Die Wärme in seinem Tonfall lässt mich beinahe stocken, bevor ich mich mit Gewalt daran erinnere, dass das einfach nur die Art ist, wie er mit Leuten spricht. Von Zeit zu Zeit kann er angespannt wirken, aber Apollon hat sich das alte Sprichwort, dass man mit Honig Fliegen fängt, wirklich zu Herzen genommen. Vor allem wenn es um mich geht, als könnte er meine scharfen Kanten mit reinem Charme glätten.

Das ist nichts Persönliches. Und es ist ganz sicher kein Interesse.

Meine unglückliche Vernarrtheit ist einseitig, und das ist für mich in Ordnung.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich diese verfluchte Stadt ein für alle Mal hinter mir lassen kann. Und ich kann es mir absolut nicht leisten, mich auf einen der Dreizehn einzulassen – einen weiteren der Dreizehn –, bis es so weit ist.

2

Apollon

Ich muss mich enorm zusammenreißen, um nicht auf Kassandras großen perfekten Hintern zu starren, als sie den Flur hinunter und von mir weg stolziert. Dass sie Bleistiftröcke und Absatzschuhe bevorzugt, ist auch nicht hilfreich, denn sie betonen ihre üppigen Kurven nur noch stärker. Ich kann sie nicht bitten, ihren Kleidungsstil zu ändern, nur weil ich sie will. Das ist mein Problem, nicht ihres. Und wenn ich überdurchschnittlich oft kalt geduscht habe, seit ich sie vor fünf Jahren einstellte, dann ist das ein kleiner Preis dafür, dass ich meine Angestellte begehre.

Das ist der Kern des Problems.

Ich habe sie eingestellt.

Sie arbeitet für mich.

Sie wissen zu lassen, dass ich an ihr interessiert bin, wäre hochgradig unprofessionell. Auch ohne das Machtverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmerin bin ich einer der Dreizehn – und das verzerrt die Dinge zu sehr zu meinen Ungunsten. Wenn ich sie bitten würde, mit mir auszugehen, und sie das Gefühl hätte, nicht ablehnen zu können …

Ich schüttle den Kopf und drehe mich herum, um in die andere Richtung davonzugehen. So ziemlich genau in diesem Moment wird mir klar, dass ich Kassandra in Anwesenheit der neuen Ares angestarrt habe. Sie wirft mir mit weit aufgerissenen Augen einen unschuldigen Blick zu, den ich ihr nicht für eine Sekunde abkaufe.

»Sie hat ein ganz schön freches Mundwerk, nicht wahr?«

Obwohl ich weiß, dass sie mich ködert, kann ich nicht anders, als Kassandra zu verteidigen. »Ist das nach allem, was sie durchgemacht hat, nicht verständlich? Die Leute in dieser Stadt behandeln sie, als würden sie ebenfalls vergiftet werden, wenn sie ihr zu nahe kommen.« Das Schlimmste daran ist, dass sie nicht ganz unrecht haben, wenn auch nicht aus dem Grund, von dem jeder ausgeht.

Vor zwölf Jahren war Kassandras Familie eine der mächtigsten in der Stadt … bis beinahe über Nacht das Gegenteil der Fall war. Der Großteil der Bevölkerung geht davon aus, dass ihre Eltern etwas taten, das den letzten Zeus verärgerte, woraufhin er sie in die Verbannung schicken wollte. Doch sie kamen bei einem Autounfall ums Leben, bevor er diese Strafe ausführen konnte.

Die Wahrheit ist jedoch noch sehr viel düsterer. Ihre Eltern versuchten eine uralte barbarische Klausel in Olympus’ Gesetzen auszunutzen und wurden deswegen aus dem Weg geräumt.

Die Klausel besagt, dass jemand, der es schafft, ein Mitglied der Dreizehn zu ermorden – ausgenommen die Erbtitel Zeus, Hades und Poseidon –, den Titel daraufhin übernehmen wird. Unsere Geschichte ist voll mit schwarzen Löchern, an deren Stelle Informationen stehen sollten, aber soweit ich es beurteilen kann, wurde diese unabänderliche Klausel hinzugefügt, um die Stadt zu beschützen, falls sich einer der Dreizehn als so dermaßen korrupt herausstellen sollte, dass es über jegliche Vernunft hinausgeht.

Aus offensichtlichen Gründen ist die Existenz jener Klausel ein streng gehütetes Geheimnis. Sie macht zehn Mitglieder der Dreizehn quasi zur Zielscheibe und würde für absolutes Chaos sorgen, wenn sie allgemein bekannt wäre. Doch wenn Kassandras Eltern Erfolg gehabt hätten, wäre ihre Rolle in Olympus jetzt eine ganz andere. Sie wäre die Tochter eines Mitglieds der Dreizehn und nicht die Tochter eines in Ungnade gefallenen Hauses.

Ihre Eltern wären noch am Leben.

Ares zuckt mit den Schultern. »Olympus ist, was es ist.«

Das ist eine vage und unbefriedigende Aussage. Unsere Stadt mag unser Zuhause sein, aber nur sehr wenige Leute würden so weit gehen zu behaupten, dass es hier fair und gerecht zugeht. Nicht solange die Macht so eindeutig in eine Richtung geneigt ist. Vielleicht wird sich das mit unserer neuen Führerschaft ändern …

Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf Zeus’ Tür, während sich Ares mit einem Nicken verabschiedet und mich meiner Arbeit überlässt. Zeus hat sich wirklich auf eine Feuerprobe eingelassen, als er unerwartet seinen Titel erhielt. Nachdem sich seine Schwester nun auch noch den Titel des Ares gesichert hat und die alte Aphrodite in die Verbannung geschickt wurde, ist die Übertragung der Macht alles andere als leicht gewesen. Ich werfe einen Blick auf die Akte in meinen Händen. Die Informationen, die sie enthält, sind besorgniserregend, wenn nicht gar regelrecht vernichtend.

Olympus steckt in Schwierigkeiten.

Aber selbst mit all den Ressourcen, die mir zur Verfügung stehen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, wie groß diese Schwierigkeiten sind.

Bis jetzt hat Olympus größtenteils in seiner eigenen kleinen Schneekugel existiert. Der Großteil der Welt schrieb uns schon vor langer Zeit als unerreichbaren Preis ab. Wir alle nahmen es als gegeben hin, dass es immer so sein würde, dass die Barriere, die Olympus vom Rest der Welt trennt, für immer halten würde.

Nun versagt sie. Und niemand kann den Grund dafür herausfinden.

Das ist ein Problem für einen anderen Tag. Jetzt gerade haben wir bereits genug Sorgen.

Ich kehre in Zeus’ Büro zurück und schließe die Tür hinter mir. »Entschuldige die Unterbrechung.«

Er sitzt hinter dem großen Schreibtisch in der Mitte des Zimmers. Er ist ein weißer Mann mit blondem Haar und einem perfekt geschneiderten Anzug. Er ist das Ebenbild seines verstorbenen Vaters, allerdings würde er mir für diese Feststellung nicht danken. Denn da enden die Ähnlichkeiten. Dieser Zeus verfügt nicht über das gleiche lebhafte Charisma, das der letzte von einer Sekunde auf die andere anknipsen konnte, und diese Tatsache hat seine Übernahme des Titels zu einer Herausforderung gemacht.

Ehrlich gesagt ist er mir jedoch lieber. Hin und wieder mag es schwierig sein, mit ihm zu arbeiten, aber ich muss mir keine Gedanken um irgendwelche unangenehmen Überraschungen machen. Nach dem Umgang mit seinem Vater ist das eine Erleichterung.

Er nickt, und ich nehme wieder vor seinem Schreibtisch Platz. Erst dann spricht er. »Fahr fort …«

Ich lege die Akte beiseite. Ich brauche sie nicht, auch wenn ich es zu schätzen weiß, dass sich Kassandra die Zeit genommen hat, sie extra herzubringen. Die Frau ist so übellaunig wie eine nasse Katze, aber sie ist bemerkenswert freundlich, wenn sie mal vergisst, jeden um sich herum anzufauchen. »Obwohl ich mein Informationsnetzwerk ausgeschöpft habe, weiß ich immer noch nicht, wo Minos hergekommen ist. Er und seine Leute sind wie Geister. Im Grunde genommen tauchten sie vor ein paar Wochen aus dem Nichts auf, um am Wettkampf um den Titel des Ares teilzunehmen. Wir können nicht einmal genau bestimmen, wie sie überhaupt davon erfuhren, dass sich auch Außenstehende bewerben durften.«

Zeus legt die Hände vor seinem Gesicht zusammen. »Sie zahlten einen hohen Preis, um die Stadt zu betreten. Diese Art von Geld taucht nicht einfach auf, wenn jemand einen Wunsch äußert.«

»Das ist mir bewusst, aber vielleicht hätte Poseidon mehr Fragen stellen sollen, bevor er den Transport in die Wege leitete.«

»Das ist sein Vorrecht.« Zeus lehnt sich zurück. »Wenn ich anfange, zu viele Fragen zu stellen, wird er murren und sich beklagen, dass ich überreagiere.«

Das stimmt. Poseidon hält sich größtenteils aus den politischen Intrigen heraus, doch er ist kein Schwächling. »Das ist wichtig. Das ist ihm doch sicher klar.«

»Möglicherweise.« Zeus zuckt mit den Schultern. »Aber für ihn ist das weniger wichtig als der Schutz seines Herrschaftsbereichs und seiner Machtgrundlage. Wir wissen, dass er Minos und seine Leute hergebracht hat. Das genügt. Dank des Wettkampfs war er dazu berechtigt. Die Teilnahme steht allen offen.«

Ich bin kaum der Meinung, dass das genügt, aber ich widerspreche ihm nicht, denn das würde uns nicht weiterbringen. Letztendlich ist nur wichtig, dass Minos und seine Leute immer noch hier sind, obwohl der Wettkampf vorbei ist. »Dass sich Minos Zutritt zur Stadt erzwungen hat und uns nun geheime Informationen über die Feinde von Olympus anbietet, um bleiben zu dürfen, ist kein Zufall.«

»Ich weiß.« Zeus seufzt. »Er hat das von Anfang an geplant. Wenn einer seiner Leute zu Ares geworden wäre, hätten wir weniger Spielraum, als es jetzt der Fall ist. Aber wir befinden uns dennoch nicht in einer guten Position, um die wie auch immer gearteten Informationen zu ignorieren, die er zu haben behauptet.«

Falls es tatsächlich einen Feind gibt, der in der Lage ist, die Stadt einzunehmen, müssen wir davon erfahren, bevor wir unsere Hauptverteidigungsmaßnahme verlieren – und bislang hat Minos nur sehr wenig von dem preisgegeben, was er angeblich weiß. »Ich habe die letzten paar Wochen mit Recherchen verbracht und nichts gefunden. Entweder blufft Minos oder diese Gruppe, die sich gegen Olympus versammelt, ist so gut, dass sie im Grunde unsichtbar ist.«

»Verdammt.« Zeus presst die Finger an seine Schläfen. »Für den Fall, dass er nicht blufft, dürfen wir kein Risiko eingehen. Die Informationen, die er uns bereits mitgeteilt hat, reichen aus, um mich glauben zu lassen, dass es wirklich eine Bedrohung gibt.«

»Da stimme ich zu.« Gerade ich bin mir darüber im Klaren, dass Wissen Macht bedeutet. Wir können nicht beurteilen, wie viel dieser nebulöse Feind über uns wissen könnte. Olympus mag nicht all seine Geheimnisse hinausposaunen, aber es gibt immer Verbannte, und ich könnte mir vorstellen, dass die meisten von ihnen bereit wären zu reden, wenn der Preis stimmt. Oder einfach aus reiner Gehässigkeit. »Wir müssen vom schlimmstmöglichen Szenario ausgehen: dass sie eine Menge über uns wissen.«

»Und wir wissen nichts über sie. Nicht ohne Minos.«

Minos ist sich durchaus bewusst, in was für eine Lage er uns gebracht hat, und er nutzt sie voll und ganz aus. Deswegen treffen wir uns heute mit ihm. Er bietet uns an, uns alles, was er über diesen angeblichen Feind weiß, zu erzählen. Im Gegenzug will er Geld, ein Zuhause und die olympische Staatsbürgerschaft für alle Mitglieder seiner Familie.

Die ersten beiden Bedingungen sind leicht zu erfüllen. Die letzte ist komplizierter, denn wenn Zeus der Familie die olympische Staatsbürgerschaft verleiht, lässt er sie damit quasi automatisch in die höchsten Ebenen der olympischen Gesellschaft aufsteigen. Das wird das Machtgefüge innerhalb der Oberschicht der Stadt verändern, und das könnte wiederum dazu führen, dass wir es mit einer Revolte zu tun bekommen.

Wenn Olympus irgendetwas hasst, dann ist es Veränderung, und im letzten Jahr hat sich hier einiges verändert.

»Wir müssen ihm geben, was er verlangt.« Zeus flucht. »Ich hoffe, dass es das wert sein wird, denn das können wir nicht mehr zurücknehmen, ohne ein noch größeres Chaos anzurichten.«

Genau davor habe ich Angst. Egal welche Schritte wir heute ergreifen, die Konsequenzen sind weitreichend. »Wenn du mir mehr Zeit gibst …«

»Das kann ich nicht.« Zeus erhebt sich langsam. »Momentan zählt jeder Tag, und wir haben bereits zu viel Zeit mit dem Versuch verbracht, eine andere Lösung zu finden. Ein oder zwei Wochen mehr werden keinen Unterschied machen.«

Den schmerzhaften Stich, den diese unverblümte Aussage in mir auslöst, kann ich unmöglich ignorieren. Als Apollon ist es meine Aufgabe, auf Informationsströme zugreifen zu können, zu denen niemand sonst Zugang hat. Im Grunde genommen bin ich Olympus’ Meisterspion, und trotz meines Teams und all der Ressourcen, die mir zur Verfügung stehen, habe ich versagt. Das und meine Unfähigkeit herauszufinden, weshalb die Barriere versagt, führen dazu, dass sich jetzt alles in mir sträubt. Ich kann nicht anders, als aufzubegehren. »Es muss eine andere Möglichkeit geben.«

»Wir haben alles überprüft. Es gibt keine.«

»Du kannst nicht leugnen, dass sich das nach einer Falle anfühlt. Ihm steht die ganze Welt zur Verfügung. Warum sollte er sich hier niederlassen?«

Zeus seufzt und sieht plötzlich ein Jahrzehnt älter aus – und sogar noch mehr wie sein Vater. Manchmal frage ich mich, wie es gewesen sein muss, mit dem Wissen aufzuwachsen, dass er diese Rolle eines Tages übernehmen würde. Zeus ist schon seit der Gründung der Stadt immer ein Kasios gewesen. Meine entfernten Verwandten sind Artemis, Apollon, Hephaistos und sogar Athene gewesen, aber abgesehen von den drei Erbtiteln gibt es keine Garantien. In der Generation meiner Eltern gab es keine Mitglieder der Dreizehn, also waren sie besonders erfreut, als ich vor dreizehn Jahren zu Apollon ernannt wurde.

Jede Position innerhalb der Dreizehn wird ein wenig anders besetzt. Über Demeter wird mittels einer stadtweiten Wahl abgestimmt. Aphrodite ernennt ihren Nachfolger oder ihre Nachfolgerin, wenn sie zurücktritt. Zu Apollon wurde ich durch eine Abstimmung unter den Dreizehn.

Seitdem versuche ich, den Erwartungen, die mit dieser Ernennung einhergehen, gerecht zu werden. Ich schätze, dass Zeus und ich uns in dieser Hinsicht sehr ähnlich sind.

»Es muss eine andere Möglichkeit geben«, sage ich.

»Egal wie man es betrachtet, es sieht übel aus. Wir brauchen die Informationen, die er hat, und wir können sie nicht bekommen, wenn wir nicht auf seine Forderungen eingehen. Er hat nichts getan, was … drastischere Maßnahmen rechtfertigen würde.«

»Nein, das hat er nicht.« Ich habe mich mit Athene zusammengetan, um sicherzustellen, dass wir Minos und seine Leute rund um die Uhr im Auge behalten können. Dank im Verborgenen agierender Agenten und meines Zugangs zu diversen Informationsströmen haben wir das bestmögliche Bild von diesen Leuten.

Was genau das Problem ist. Sie haben uns gar nichts gegeben. Keiner von ihnen hat irgendetwas Bemerkenswertes getan, seit der Wettkampf um den Titel des Ares endete. Das sollte eine Erleichterung sein, aber es macht mich nur noch misstrauischer. »Das ist eine Falle«, wiederhole ich.

»Es ist eine Falle, in die wir tappen werden. Wir haben keine andere Wahl. Wir werden einfach hoffen müssen, dass wir mit den Konsequenzen umgehen können, wenn er sie uns entgegenschleudert.«

Zu einer Vorgehensweise gezwungen zu werden, die ich nicht gewählt habe, missfällt mir enorm. Olympus ist nicht unbedingt ein Geheimnis, aber es ist absichtlich schwierig, an Informationen über die Bräuche und Rituale zu gelangen, die diese Stadt am Laufen halten. Minos ist mit unseren Sitten vertrauter, als es mir lieb ist.

Es ist fast so, als würde ihm jemand Informationen zukommen lassen.

Aber selbst wenn ich nichts über Minos’ Vergangenheit herausfinden kann, behalte ich dennoch all die Leute im Auge, die aus Olympus verbannt wurden. Soweit ich es beurteilen kann, hat Minos mit keinen von ihnen Kontakt gehabt. Leider kann ich dieser Information nicht trauen. Ich kann nichts und niemandem trauen. »Wenn du mir einfach …«

»Apollon.« Zeus wird nicht laut, aber die Härte in seinem Tonfall reicht aus, um mich abrupt innehalten zu lassen. Er schaut mir fest in die Augen. »Wir müssen seiner Bitte um die Erteilung der Staatsbürgerschaft stattgeben. Worauf auch immer er wartet, diese Bedingung muss für ihn zuerst erfüllt sein. Ich werde diesen Vorgang in die Wege leiten, damit wir dieser Sache endlich auf den Grund gehen können.«

Ich stehe auf und streiche meinen Anzug glatt. »Meinetwegen. Ich werde in der Zwischenzeit weiter nachforschen.« Ich werde meine Leute zusammentrommeln und sehen, was wir herausfinden können. Bislang sind alle Treffen ergebnislos verlaufen, aber die Leute, die für mich arbeiten, sind die Besten. Wir werden uns etwas überlegen. Das müssen wir.

Der Gedanke an mein Team bringt auch den Gedanken an ein ganz spezielles Mitglied zurück. Ich wünschte, dass Kassandra auf mich gewartet hätte. Sie ist durchaus in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, aber sie wohnt am Rand des oberen Lagerhallenbezirks. Dort ist es nicht sicher, selbst wenn sie ein Taxi nimmt. Wenn ich sie begleitet hätte, hätte ich sie wenigstens bis an ihre Haustür bringen können …

Der Gedanke an ihre Reaktion darauf entlockt mir beinahe ein Lächeln. Das würde ihr gar nicht gefallen. Nun ja, Grenzen existieren aus einem bestimmten Grund, und das ist auch gut so. Sie würde mir mein Interesse nicht danken. Womöglich würde sie mich sogar vor ein fahrendes Auto stoßen. Kassandra hat ihre Meinung über die Dreizehn und die Leute, die danach streben, zu ihnen zu gehören, sehr deutlich gemacht – und ehrlich gesagt kann man ihr das nach dem, was sie ihren Eltern vor all diesen Jahren antaten, auch nicht vorwerfen.

Sie hat den Job bei mir nur aus einem Grund angenommen: Ich zahle ihr doppelt so viel wie alle anderen. Ich werde nicht lügen und behaupten, dass Wohltätigkeit nichts damit zu tun hatte. Ich sah zu, wie sie wochenlang von potenziellen Arbeitgebern abgewiesen wurde, bis sie schließlich an meine Tür klopfte. Nach dem Tod ihrer Eltern übernahm sie die Versorgung ihrer Schwester. Ich konnte sie immerhin nicht verhungern lassen.

Da ist es schon ironisch, dass sie sich für meine Operationen als unschätzbar wertvoll erwies. Sie ist klug und sieht Dinge, die ich nicht sehe. Ihre Berichte sind über all die Jahre hinweg unbezahlbar gewesen. Ich sollte ihr wirklich eine weitere Gehaltserhöhung zukommen lassen.

»Apollon.« Die Ungeduld in Zeus’ Tonfall verrät mir, dass er mich nicht zum ersten Mal anspricht.

Leider neigt meine Faszination für Kassandra dazu, diese Nebenwirkung zu haben. Deswegen gestatte ich es mir normalerweise nicht, während der Arbeitszeit über sie nachzudenken. »Ja?«

»Bleib dicht an Minos dran. Wir müssen wissen, was er vorhat.«

Ich verdanke es nur meiner lebenslangen Ausbildung, dass sich mein Missfallen für diesen Befehl nicht auf meinem Gesicht spiegelt. Für Zeus ist diese Anordnung logisch, aber das bedeutet nicht, dass mir die Vorstellung, mich in Minos’ Nähe aufzuhalten, gefallen muss. Der Mann ist gerissen und hat ein Funkeln in den Augen, das mir nicht gefällt. Er ist ein Mensch, der sich für klüger als alle anderen im Raum hält.

Ich habe vor, ihm das Gegenteil zu beweisen.

3

Kassandra

Zwei Wochen später

»Du bist spät dran. Ist alles in Ordnung?«

Ich lasse mich auf den Platz gegenüber meiner Schwester sinken und sacke gegen die Rückenlehne des Stuhls. »Tut mir leid, ich bin an einem Bericht hängen geblieben und habe die Zeit vergessen.« Apollon lässt mich Berichte aus der Unterstadt durchforsten. Hades regiert dort, und er kann es nicht leiden, wenn der Rest der Dreizehn in seinen Herrschaftsbereich eindringt, also können die Informationen schon mal rar gesät sein. Doch seit er Persephone geheiratet hat, läuft die Kommunikation ein klein wenig besser. Was bedeutet, dass wir mehr Informationen erhalten.

Ehrlich, die Unterstadt klingt gar nicht so übel. Wenn ich nicht so fest entschlossen wäre, bei der erstbesten Gelegenheit aus Olympus zu verschwinden, würde ich es in Betracht ziehen, den Styx zu überqueren, um herauszufinden, ob man toxische Kultur und skrupellose Machtspiele in der Unterstadt ebenso sehr begrüßt wie in der Oberstadt.

Meine Schwester Alexandra lächelt süß. Alles an ihr ist süß. Niemand kann uns anschauen und uns für irgendetwas anderes als Verwandte halten – wir haben rotes Haar, Haut, gegen die die Sonne eine persönliche Fehde zu führen scheint, und Körper, die die Leute als »kurvig« bezeichnen, wenn sie versuchen, sich verhüllend auszudrücken –, aber ihre Lippen kräuseln sich an den Mundwinkeln auf natürliche Weise nach oben statt nach unten. Unser Vater scherzte immer, dass ich brüllend und mit einem Kriegsschrei auf die Welt kam, während Alexandra mit einem sonnigen Grinsen geboren wurde. Sie lehnt sich vor, und ihre dunklen Augen funkeln. »Das scheint öfter zu passieren, seit du angefangen hast, für Apollon zu arbeiten. Ich bin froh, dass dir der Job gefällt.«

»Von ›gefallen‹ zu reden könnte ein wenig übertrieben sein.« Meine Stimme ist zu streng, aber ich kann spüren, wie meine Haut errötet. »Die Arbeit ist interessant. Apollon hat nichts damit zu tun.«

»Na klar.«

Ich öffne den Mund, um sie anzuschnauzen, aber ich habe hart gearbeitet, um Alexandra vor dem Schlimmsten, was Olympus zu bieten hat, zu beschützen. Sie ist sieben Jahre jünger als ich und war noch minderjährig, als unsere Eltern ihren verhängnisvollen Putschversuch unternahmen. Ich machte mir Sorgen, dass sie dem gleichen Spott und dem gleichen Misstrauen wie ich ausgesetzt sein würde, sobald die Verbannung unserer Eltern verkündet worden war … also machte ich mich selbst zum Ziel. Das war nicht weiter schwer. Ich neige bereits dazu, unfreundliche Kommentare und Beschimpfungen auf mich zu ziehen. Es kostete mich so gut wie keine Mühe, dafür zu sorgen, dass sie sich auf mich statt auf Alexandra konzentrierten.

Größtenteils.

Ich trinke schnell einen Schluck Wasser. »Genug von mir. Wie läuft es mit den Kursen?«

»Kass, wir reden nie über dich.«

»Weil es da nichts zu reden gibt. Ich arbeite, und dann gehe ich nach Hause. Das Aufregendste an meiner Woche sind diese Mittagessen mit dir.« So ist es besser. Die meiste Zeit über vergessen die Leute, dass ich existiere, was bedeutet, dass sie nicht starren und hinter vorgehaltenen Händen über die Lügnerin Kassandra flüstern, die einst laut verkündete, dass die Dreizehn ihre Eltern ermordet hätten.

Dabei ist das die Wahrheit.

Nicht dass mir irgendjemand glauben würde.

Alexandra lächelt wieder. Sie ahnt nichts von meinen finsteren Gedanken. »Die Kurse sind toll. In ein paar Wochen endet das Sommersemester, und danach bereiten wir uns auf den Herbst vor.«

Ich muss nur ein bisschen nachbohren, und schon unterhält sie mich das ganze Mittagessen über mit Geschichten darüber, was ihr Freundeskreis alles vorhat. Als sie darauf bestand, sich an der Universität einzuschreiben, statt eines der kostenfreien Colleges zu besuchen, die Olympus anbietet, war ich besorgt. Das würde sie in direkten Kontakt mit den Sprösslingen der Erbfamilien bringen, und mir ist nur allzu bewusst, wie das sein kann.

Doch Alexandra ist nicht wie ich. Ich habe so verdammt hart gearbeitet, um sicherzustellen, dass sie sich den Weg durchs Leben nicht erkämpfen muss. Unsere Eltern waren unfassbar egoistisch, als sie ihre eigenen Ziele und Wünsche über die Sicherheit ihrer Kinder stellten.

Diesen Fehler werde ich niemals machen.

Dass es Alexandra gelungen ist, sich über all die Jahre hinweg ihre süße Unschuld zu bewahren, grenzt an ein Wunder. Ich befürchte, dass sie die Realität, die sie nach dem Abschluss erwartet, nicht überstehen wird. Dass sie es bislang irgendwie geschafft hat, den schlimmsten Schikanen und all den sonstigen Hürden aus dem Weg zu gehen, spielt keine Rolle. Sobald sie anfängt, nach ihrem Traumjob zu suchen, wird sie gnadenlos mit der Tatsache konfrontiert werden, dass jeder in der Oberstadt, der auch nur über ein Quäntchen Macht verfügt, unsere Familie hasst und liebend gern sehen würde, wie wir beide scheitern.

Ich muss eine Möglichkeit finden, uns von hier wegzubringen, bevor das passiert.

Die Kellnerin bringt die Rechnung, und ich werfe einen Blick auf mein Handy. »Ich muss los, sonst komme ich zu spät.« Normalerweise kümmert es Apollon nicht, wenn ich mir bei den Mittagessen mit Alexandra einmal die Woche ein wenig mehr Zeit lasse. Aber seit diesem Treffen mit Zeus ist er in seltsamer Stimmung.

»Dieses Mal kann ich bezahlen.«

Ich lächle noch, während ich ihr die Rechnung wegschnappe. »Spar dir das Kleingeld für deine Ausbildung.«

»Du bezahlst für meine Ausbildung.«

Ich zücke meine Kreditkarte und lege sie neben die Rechnung. »Ich habe da eine verrückte Idee. Wie wäre es, wenn du mal etwas Spaßiges unternimmst?«

Meine Schwester zieht die Augenbrauen zusammen. »Ich bin jetzt erwachsen, Kass. Du musst mich nicht mehr bemuttern. Wir sind gleichberechtigt.«

»Natürlich sind wir gleichberechtigt.« Aber das ändert nichts an der Verantwortung, die ich ihr gegenüber empfinde. Vor zwölf Jahren wurde mir die Rolle ihres Vormunds aufgezwungen, und mir ist immer noch schmerzlich bewusst, dass meine Schwester Schutz braucht.

Ob es ihr nun klar ist oder nicht.

Als die Kellnerin zurückkehrt und meine Kreditkarte einliest, unterschreibe ich die Quittung und stehe auf. »Nächste Woche um die gleiche Zeit?«

»Du hast einen fixen Platz in meinem Kalender.« Sie umarmt mich fest. »Tu dir etwas Gutes, Kass. Versprich es mir.«

»Ich verspreche es.« Das ist sogar die Wahrheit, allerdings bezweifle ich, dass Alexandra einen frühen Feierabend mit einem Buch, einem Schaumbad und einem extra großen Glas Wein als »etwas Gutes« bezeichnen würde. Aber meine Schwester mag schließlich auch Menschen. Ich nicht.

»Wir sehen uns nächste Woche.«

Ich begleite sie zu der Bushaltestelle, von der aus sie zurück zum Universitätsviertel fahren kann, und warte, bis der Bus eintrifft. Erst dann werfe ich einen Blick auf die Uhr, fluche und eile zurück zum Büro.

Nachdem ich wieder an meinem Schreibtisch angelangt bin, brauche ich mehrere Minuten, um zu begreifen, dass etwas nicht stimmt. Dann brauche ich noch ein paar Sekunden, um die Quelle des Problems auszumachen.

Apollons Tür ist zu.

Ich starre sie an. Sie ist nie zu. Niemals. Ehrlich, ich wünschte, sie wäre es, denn er hat diese scheußliche Angewohnheit, leise vor sich hin zu singen, aber wie alles andere an ihm ist auch seine Baritonstimme hinreißend. Das lenkt mich enorm ab. Manchmal muss ich Berichte zwei- oder dreimal durchgehen, weil ich mich immer wieder dabei ertappe, wie ich mit den Gedanken abdrifte und versuche, das Lied zu benennen, das er singt.

Eine geschlossene Tür sollte bedeuten, dass ich ungestört arbeiten kann. Eine geschlossene Tür sollte mich glücklich machen.

Ich starre sie finster an und verschränke die Arme vor der Brust. Ich kann nicht einfach anklopfen und nachfragen, was los ist. Das würde ihm einen falschen Eindruck vermitteln, und abgesehen davon geht mich der Grund für die geschlossene Tür ehrlich gesagt auch nichts an.

Vielleicht ist er nicht mal da. Vielleicht ist er gegangen und hat hinter sich abgeschlossen. Das ergibt mehr Sinn als die Vermutung, dass er sich in seinem Büro verschanzt hat, weil er sich nach Privatsphäre sehnt.

Für den Leiter einer Spionageabteilung ist er ziemlich mies darin, geheimnisvoll und verschwiegen zu sein. Wäre ich eine Romantikerin, würde ich glauben, dass das bedeutet, dass er mir vertraut, aber in Wahrheit ist er einfach nur seltsam zerstreut, wenn er sich nicht gerade auf etwas konzentriert. Und wenn er sich auf etwas konzentriert, murmelt er manchmal vor sich hin. Zumindest dann, wenn er nicht singt.

Götter, ich bin ein Wrack. Warum denke ich wie eine Besessene über diesen Mann nach? Ich muss arbeiten.

Ich drehe mich zu meinem Schreibtisch herum – dem einzigen anderen Möbelstück in dem kleinen Büro, in dem Apollon arbeitet. Ihm gehört natürlich das gesamte Gebäude, aber er behauptet, dass er nicht gut mit Menschen umgehen kann – Schwachsinn, die Leute lieben ihn –, also zieht er es vor, mir die Organisation seiner Kommunikationen mit jenen außerhalb der Dreizehn zu überlassen. Streng genommen macht mich das wohl zu einer Art Managerin, aber meine offizielle Bezeichnung lautet: leitende Assistentin.

Mein Job ist herausfordernd, und nichts ist mit dem aufregenden Gefühl vergleichbar, wenn man zwei scheinbar unzusammenhängende Informationsschnipsel zusammenfügt und plötzlich alles Sinn ergibt.

Die Tür schwingt heftig genug auf, um gegen die Wand zu knallen und dort abzuprallen. Ich zucke zusammen und ringe dann darum, eine kühle und desinteressierte Miene aufzusetzen. Es gelingt mir gerade noch rechtzeitig.

Der Mann, der aus Apollons Büro gehumpelt kommt, ist ein Ungetüm. Er muss etwa eins neunzig groß sein und ist wie ein Panzer gebaut – breite Schultern, breite Brust, einfach nur breit. Seine Haut ist mittelbraun, und sein rötliches Haar ist ganz kurz geschoren. Der Bart ist ordentlich gestutzt, und seine Augen sind leer und dunkel. Er entdeckt mich und lässt den Blick über meinen Körper wandern, was sich nicht bedrohlich anfühlen sollte … Doch das tut es.

Ich weiß, wer das ist. Ich sah ihn im Wettkampf um den Titel des Ares antreten – und scheitern. Helena höchstpersönlich eliminierte ihn, indem sie in der zweiten Prüfung sein Knie zertrümmerte, bevor sie weiterzog, um die dritte Runde zu gewinnen und zu Ares zu werden. Der Kampf zwischen ihnen war brutal, und ich war mir nicht sicher gewesen, dass sie gewinnen würde. Er hatte ausgesehen, als wollte er sie umbringen. Wenn sie nicht die Oberhand gewonnen hätte, hätte er es womöglich versucht, denke ich.

Theseus.

»Was machst du hier?« Ich wollte gar nicht sprechen, aber die Worte kommen trotzdem aus meinem Mund. Sie klingen schrill und brüchig. Olympus ist voller Raubtiere – das weiß ich besser als jeder andere –, doch normalerweise tun sie so, als wären sie genau wie der Rest von uns. Reicher, glamouröser und schöner vielleicht, aber dennoch durchschnittlich und mit einem Auftreten, das dafür sorgen soll, dass man sie unterschätzt.

Diesen Mann kann man nicht unterschätzen.

Theseus antwortet nicht. Er scheint mich beinahe ebenso schnell wieder zu vergessen, wie er meine Anwesenheit wahrgenommen hat, rauscht an mir vorbei und zur Tür hinaus. Jeder seiner unbeholfenen Schritte strahlt Gewalt aus.

Ich halte nicht inne, um nachzudenken. Ich eile einfach in Apollons Büro und bin mir fast sicher, dass ich an seiner Stelle seine Leiche vorfinden werde.

Allerdings … ist er wohlauf.

Er sitzt an seinem Schreibtisch, hat den leeren Blick in die Ferne gerichtet und wirkt vollkommen unverletzt. Ich bleibe wie angewurzelt stehen, aber es ist zu spät. Er lenkt seine Aufmerksamkeit auf mich. »Kassandra. Komm rein und schließ die Tür.«

Ich ärgere mich über mich selbst, weil ich mir Sorgen gemacht habe – schlimmer noch, weil ich mir diese Sorgen vor ihm habe anmerken lassen. Doch ich komme der Aufforderung nach, schließe behutsam die Tür hinter mir und lasse mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch sinken. Apollons Büro ist ein perfektes Beispiel für das schicke Arbeitsumfeld eines reichen Mannes. Es verfügt über einen übertrieben großen Schreibtisch aus dunklem Holz und eine Wand voller Regale, in denen sich Bücher und anderer Kleinkram befinden, der so viel wert ist, dass ich davon locker sechs Monate lang die Miete für meine schäbige Wohnung bezahlen könnte. Außerdem gibt es ein einzelnes großes Fenster, das eine Aussicht auf die Straße darunter gewährt. Wir sind hier bloß im zweiten Stock, sodass sich jede Menge Gelegenheiten bieten, um Leute zu beobachten. In den Blocks rund um den Dodona Tower laufen die Leute sehr bewusst die Bürgersteige entlang, um zu sehen und gesehen zu werden.

Er lehnt sich mit einem müden Seufzen zurück. »Dir ist bewusst, dass Minos und seine Leute nun die olympische Staatsbürgerschaft haben, nicht wahr?«

»Das ist nur schwer zu übersehen.« Die Klatschseiten sind aufgrund dieser Neuigkeit vollkommen ausgerastet. Ich bin mir sicher, dass es etwas damit zu tun hat, dass sie seit der Gründung der Stadt immer nur über dieselben Individuen und Familien berichten. Frischfleisch ist selten genug, ganz zu schweigen von einer kompletten neuen Familie, die man begaffen und auseinandernehmen kann. Das letzte Mal passierte das, als die Dimitriou-Familie in die Stadt zog, nachdem ihre Matriarchin zu Demeter geworden war. Doch selbst dann waren sie immer noch Olympier, wenngleich welche vom Land.

Minos und seine Leute sind definitiv keine Olympier.

»Ich wurde auf eine private Party eingeladen, die er in seinem Haus veranstaltet.« Apollon verzieht die vollen Lippen. »Um zu feiern.«

»Klingt, als würdest du dort eine Menge Spaß haben.« Der Sarkasmus rollt von meiner Zunge, ohne dass ich darüber nachdenke. Aber was soll ich denn sagen? Er ist Apollon. Ein Teil seines Jobs besteht darin, mit mächtigen Arschlöchern zu verkehren und sich mit Leuten anzufreunden, die er hasst, weil sie Informationen haben, die er benötigt. Die Zeus benötigt.

Er hat sich dafür entschieden, diesen Titel zu übernehmen. Niemand zwang ihn dazu. Ich werde ihn nicht bemitleiden, egal wie elend er gerade aussieht. Er könnte immer noch ablehnen. Das wird er nicht tun, aber er könnte es – und das ist mehr, als die meisten Leute in dieser Stadt bewerkstelligen können, wenn die Dreizehn anfangen, sich in ihre Leben einzumischen.

»Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«

»Nein.«

Er schaut mich sehr lang an. »Wirst du mir wenigstens zuhören, bevor du ablehnst?«

»Lass mich nachdenken.« Ich schaue zur Decke hoch und dann wieder zu ihm. »Nein. Du hast diesen hinterlistigen Ausdruck auf dem Gesicht, und ich will nichts damit zu tun haben.«

»Kassandra.« In seiner Stimme liegt eine seltene Anspannung. Theseus muss ihm wirklich unter die Haut gegangen sein. »Hör mir zu. Bitte.«

Ich könnte einfach gehen. Mich weigern, ihm zuzuhören. Ich könnte … aber ich tue es nicht. Das ist mein zweiter Fehler des Tages, und noch dazu einer, den ich zweifellos bereuen werde.

Er wartet nicht lange ab, sondern beweist mir sofort, dass ich recht habe. »Minos ist hier, weil er Hintergedanken hat, aber ich kann einfach nicht herausfinden, worum es ihm geht.«

»Das weiß ich.« Apollon murmelt schon seit Wochen davon, seit Minos’ Truppe aufgetaucht ist und zwei von ihnen um den Titel des Ares gewetteifert haben.

»Er verhandelte mit Zeus, um Informationen gegen die Staatsbürgerschaft einzutauschen, aber bislang ist alles, was er angeboten hat, zu vage, um von Nutzen zu sein. Ich bin mir sicher, dass das Absicht ist.«

»Vermutlich.« Wenn das sein einziges Druckmittel für die Verhandlungen ist, wird er es melken wollen, solange es geht. Die Aufmerksamkeit der Dreizehn auf sich lenken zu wollen kommt mir töricht vor, aber was weiß ich schon?

»Diese Privatparty wird meine beste Gelegenheit sein, um an diese Antworten zu gelangen. Sie wird eine Woche lang dauern, was mir theoretisch mehr als genug Zeit geben sollte, um nach Beweisen zu suchen. Jemand finanzierte seine Reise hierher, und wenn ich herausfinden kann, wer das war, werden wir Minos nicht mehr brauchen.«

Apollon ist so etwas wie ein Tausendsassa, wenn es um Informationen geht. Streng genommen lautet sein Titel »Hüter des überlieferten Wissens«, und er erfüllt ihn, indem er Aufzeichnungen über Olympus’ Geschichte bewahrt. Aber er ist auch ein recht beeindruckender Spionageprofi, der ständig Informationen für die Dreizehn und für seine eigenen Zwecke beschafft. Selbst nachdem ich fünf Jahre lang für ihn gearbeitet habe, bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, wie er an die Informationen gelangt, die er findet. Aber sie sind immer korrekt.

Eine Woche in Minos’ Haus sollte mehr als ausreichen, um diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Ich runzle die Stirn. »Warum habe ich das Gefühl, dass da noch ein ›Aber‹ kommt?«

»Aber …« Er seufzt erneut. »Du arbeitest schon lange genug für mich, um meine Stärken zu kennen. Ich kann sehr viel besser mit Daten und Archiven umgehen, als die Motive anderer Leute vorauszuahnen.«

Das stimmt. Wenn Apollon einen Fehler hat – und ich zögere, diese Eigenschaft als solchen zu betiteln –, dann den, dass er zu ehrlich ist. Sein Gehirn funktioniert nicht auf die verdrehte, trügerische Weise, die nötig ist, um die vielen Intrigen zu durchschauen, die sich in dieser Stadt abspielen. Er ist nicht naiv. Er weiß, dass es die Intrigen gibt – er ist nur nicht in der Lage, sie instinktiv als solche zu erkennen. »Du hast das so lange überlebt. Ich bin mir sicher, dass du zurechtkommen wirst.«

»Kassandra.« Er lächelt reumütig, und meine Brust verkrampft sich. »Du weißt es besser. Ich bin nur so stark wie mein Team, und es wird mir nicht möglich sein, euch alle dorthin mitzunehmen. Wenn ich nur eine Person mitbringen darf, will ich dich haben.«

Ich will dich haben.

Ich werde nicht darüber nachdenken, was für Gefühle diese Worte in mir auslösen. Nicht mal ein bisschen. »Tja, du kannst mich nicht haben. Frag Hermes. Sie ist gut in solchen Sachen.«

»Hermes spielt ihre eigenen Spiele, und das weißt du.« Er schüttelt den Kopf. »Und ich verfüge nicht über ihre Fähigkeiten. Ich kann nicht einfach wie durch Zauberhand in Räumen auftauchen und wieder verschwinden.«

Das, was Hermes macht, hat nichts mit Zauberei zu tun. Auch wenn jeder, der sie schon einmal in einem verschlossenen Zimmer ertappt hat, wie sie gerade in privaten Sachen herumwühlt, etwas anderes glauben mag. Die meisten Leute denken nicht lange genug nach, um zu erkennen, dass Einbrüche und Hausfriedensbruch für sie quasi ein Liebesbeweis sind und dass sie das nur bei Leuten macht, die sie mag. Aber wenn ich das sage, dann muss ich erklären, woher ich so etwas weiß, und ich habe nicht vor, mit irgendjemandem über meine ehemaligen Beziehungen zu diskutieren, schon gar nicht mit Apollon.

»Du bist in dem, was du tust, sehr gut, aber niemand verfügt über Hermes’ Fähigkeiten«, sage ich schließlich. »Du wirst eine andere Möglichkeit finden müssen.«

»Das sehe ich auch so. Und ich habe bereits eine andere Möglichkeit.« Er schaut mich unverwandt an. »Komm mit mir. Spiel die Rolle meiner Begleitung. Du siehst Dinge, die ich nicht sehe, und ich brauche diese Perspektive, um diese Mission erfolgreich durchführen zu können.«

Komm mit mir.

Spiel meine Begleitung.

Auf einer Privatparty, die eine Woche lang dauern wird.

Mein Gehirn setzt aus, und ich stehe hastig auf. »Nein. Auf gar keinen Fall.« Es ist schon schlimm genug, dass ich so viel Zeit in seiner unmittelbaren Nähe verbringe, während wir zusammenarbeiten. Auf diese Weise eine Party zu besuchen … Man wird von uns erwarten, dass wir uns ein Zimmer teilen. Ein Bett. Er wird mich berühren müssen. In den Jahren seit der Übernahme seines Titels ist er mit ein paar Leuten zusammen gewesen. Dem Soldaten Hyakinthos. Dem Model Koronis. Er hatte genug Beziehungen, um jeden wissen zu lassen, dass er mit seinen Partnern sehr körperbetont umgeht. Wenn wir eine Beziehung vortäuschen würden und er mich nicht ständig berühren würde, würde das Fragen aufwerfen.

Ich kann das nicht tun.

Ich werde das nicht tun.

»Du hast deinen verdammten Verstand verloren, Apollon. Ich kann nicht fassen, dass du mich um so etwas bittest.« Meine Stimme klingt immer noch zu schrill, und meine Worte kommen aufgrund meiner Panik scharf und schneidend über meine Lippen. »Du weißt, was das für mich bedeuten würde und was alle bereits denken. Du würdest ihnen recht geben, und ich müsste mich mit den Konsequenzen auseinandersetzen.« Niemand in Olympus glaubt, dass ich kein Interesse an Macht habe. Sie schauen mich an und sehen die Sünden meiner Eltern.

Die bittere Ironie ist, dass mich niemand schief angucken würde, wenn ich mich auf eine Beziehung mit Apollon einließe, wenn meine Eltern einfach mit ihren Privilegien und ihrer Macht zufrieden gewesen wären. Wir waren eine Erbfamilie, was bedeutete, dass ich eine akzeptable Heiratskandidatin für ein Mitglied der Dreizehn gewesen wäre.

Jeder erwartet von mir, dass ich versuche, mir das zurückzuholen, was wir verloren haben. Seit zwölf Jahren beobachten mich alle wie einen Käfer unter einer Lupe. Und das, was Apollon nun von mir verlangt, bedeutet, dass ich mich auf eine Weise in den Blick der Öffentlichkeit begeben müsste, die zu Angriffen einlädt.

Sogar Hermes wusste, dass sie das nicht von mir verlangen konnte.

Ich dachte, dass Apollon klar wäre, warum ich alles, was dem Rampenlicht auch nur nahe kommt, meide – zumindest theoretisch. Er ist derjenige, der mir diesen Job anbot, der mich für meine Arbeit viel zu gut bezahlt und ständig um mein Wohlergehen besorgt zu sein scheint. Dass er mich nun bittet, das Opferlamm zu spielen … Das tut weh. Es sollte nicht so sehr wehtun.

»Nein«, wiederhole ich. »Ich werde es nicht tun.«

»Okay.« Apollon hebt die Hände und wirkt schuldbewusst. »Es tut mir leid. Das schien mir die klügste Vorgehensweise zu sein, und ich vertraue darauf, dass du in der Lage bist, dich zu behaupten. Ich verstehe, warum du es nicht tun willst.« Seine Stimme wird so sanft, dass ich schwach zu werden drohe. »Kassandra, es tut mir leid. Ich hätte die Konsequenzen in Betracht ziehen sollen.«

Ich kann nicht zulassen, dass er so sanft mit mir umgeht. Wenn er sanft ist, dann werde ich ebenfalls sanft sein und dann werde ich mich auf etwas einlassen, das gegen meine Interessen geht. Es kostet mich viel zu viel Mühe, mich aufzurichten und ihm Kälte entgegenzubringen, obwohl er mir nur Wärme geschenkt hat. »Ja, das hättest du bedenken sollen. Ist das alles?«

Er seufzt beinahe lautlos. »Ja, das ist alles.«

Ich fliehe aus seinem Büro. Wenn es doch nur so leicht wäre, vor den Schuldgefühlen zu fliehen, die mir dicht auf den Fersen sind.

4

Apollon

Ich habe es verbockt.

Theseus’ ungebetenes Auftauchen und sein Befehl, dass ich an Minos’ Party teilzunehmen habe, haben mich zu sehr aus dem Konzept gebracht. Denn es war ein Befehl. Minos mag nicht zu den Dreizehn gehören, doch er weiß, dass er über Macht verfügt und er hat kein Problem damit, diese gnadenlos auszunutzen. Das wird nicht ewig anhalten, aber momentan ist es extrem lästig.

Trotzdem ist das keine Entschuldigung. Ich hätte Kassandra kein so unangemessenes Angebot machen sollen. Wäre sie irgendjemand anders, hätte sie sich vielleicht genötigt gefühlt einzuwilligen, obwohl sie es nicht wollte …

Beim Gedanken daran wird mir übel.

Ich weiß sehr genau, was für ein Ort Olympus ist. Macht ist das einzige Gesetz, das eine Rolle spielt, und als ein Mitglied der Dreizehn habe ich jede Menge davon. Ich habe die Korruption, die hier um sich greift, gesehen. Ich weiß, dass manche, die Titel innehaben, ihren Einfluss missbrauchen, um ihre Ziele und Laster voranzutreiben. Ich kann nicht so tun, als wäre ich anders. Auch ich habe meinen Einfluss genutzt, um meine Familienmitglieder aus brenzligen Situationen zu befreien, und zwar schon öfter, als ich zählen will. Vor allem meinen kleinen Bruder.

Und nun habe ich Kassandra unter Druck gesetzt, die durch Olympus bereits so viel erlitten hat …

Verdammt.

Ich reibe mit den Händen über mein Gesicht. Es war ein guter Plan, zumindest von außen betrachtet, aber ich muss mir etwas anderes überlegen. Als ich ihr sagte, dass sie die Einzige sei, die mich begleiten könne, war das nicht gelogen. Sie ist eine der klügsten Personen, die ich kenne. Sie mag denken, dass ich sie aus Mitleid einstellte, aber die Wahrheit ist, dass sie zu einer unersetzlichen Bereicherung geworden ist. Ich vertraue ihr, auch wenn sie mir das niemals glauben würde, wenn ich es ihr mitteilen würde.

Da ist natürlich noch Hektor, aber er ist so unfassbar glücklich verheiratet, dass sich die Leute die Mäuler zerreißen würden, wenn er mich auf diese Art von Veranstaltung begleiten würde. Er wird nicht einwilligen. Seine Ehe mag in der Lage sein, jeglichen Mediensturm zu überstehen, aber das würde er seiner Familie nicht antun. Nicht einmal für Olympus und das Allgemeinwohl.

Der Rest meines Teams ist gut, doch sie spielen nicht in Hektors oder Kassandras Liga.

»Apollon.«

Ich richte mich so hastig auf, dass mein Stuhl vom Schreibtisch wegrollt. »Ja?«

Kassandras hübsches Gesicht ist abweisend. Ihre Lippen neigen sich an den Mundwinkeln auf natürliche Weise nach unten, aber momentan hat sie sie zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Sie wirft einen Blick zur Seite. »Zeus ist hier, um dich zu sehen.«

Verdammt noch mal.