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Nepomuck ist ein lustiger Koboldjunge. Begleitet ihn in sein Kobolddorf hoch oben in den Wäldern Norwegens. Er hilft dem Weihnachtsmann beim Geschenke verpacken in der Weihnachtswerkstatt und landet aus Versehen in einem der bunten Päckchen. So tritt er nun im Schlitten des Weihnachtsmanns seine Reise in die Welt der Menschen an. Welch spannende Abenteuer warten dort wohl auf den kleinen Kobold? Wird er bei Familie Liliental ein neues Zuhause finden? Eine bezaubernde Geschichte für die ganze Familie.
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Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Die Personen und Handlungen in dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
NEPOMUCKS ABENTEUER ist eine Reise in die bunte Welt der Fantasie, nicht nur für Kinder, sondern für alle, die im Herzen jung geblieben sind.
Für Micky, Güldi und Hugo. Mein besonderer Dank gilt Kobold Nepomuck, der mich inspiriert hat, dieses Buch zu schreiben.
Inhaltsverzeichnis
Nepomucks Heimat
In der Weihnachtswerkstatt
Nepomuck geht auf die Reise
Familie Liliental
Ein neuer Morgen
Im Wald
Das Lebkuchenhaus
Aus Transsilvanien
Auf Kriegsfuß
Zauberkünste
Der Ausflug
Nepomucks Geburtstag
Ostern mit Nepomuck
Koboldmedizin
Der beste Zauber
Besser eine Glatze als gar keine Haare
Beltane
Nepomuck ist verschwunden
Nepomucks Geschichte
Im schönen Monat Mai
Vorbereitungen
Auf zu den Kobolden
Der Kostümball
Reisefieber
Auf dem Weg nach Norwegen
Hurra, wir sind da
Im Kobolddorf
Der Koboldschatz
Mittsommernachtsfest
Der Wurzelzwerg
Von Kobolden und Wurzelzwergen
Ein schöner Fang
Die Familiensaga
Schöne Ferien
An der Wassertränke
Das schönste Geschenk
Abschied
Autorenprofil
Buchtipps
Danke
Koboldsong
Wir lachen und wir singen,
wenn wir durch die Wälder springen.
Der Mond weist uns die Richtung
und wir tanzen auf der Lichtung.
Mal sind wir hier, mal sind wir dort!
Dreht ihr euch um, dann sind wir fort!
Wir Kobolde sind winzig klein,
doch woll‘n wir gar nicht größer sein.
Wir sind stets zu Schabernack bereit,
was wir tun, tut uns nicht leid.
Wir werkeln hier und werkeln da,
unser Leben ist ganz wunderbar,
ohne Hast und ohne Eile.
Wo es uns gefällt, da bleiben wir ´ne Weile.
Backt ihr Kekse, können wir nicht wiederstehen,
ja, ihr Menschen werdet’s sehen!
Dann kommen wir in euer Haus,
nachts, wenn alles schläft, das wird ein Schmaus!
Wir sind glücklich, wir sind froh,
und glaubt uns, das bleibt auch so!
Kobolde, die lustig lachen
und dann ihre Späßchen machen,
bringen auch den Menschen Glück,
sei‘s nur für den Augenblick!
Drum lasst das Glück in euer Haus
und stellt für uns die Kekse raus!
Glaubt, ihr werdet‘s nicht bereuen
und euch bald schon mit uns freuen!
Ja, wir Kobolde sind winzig klein,
doch woll‘n wir gar nicht anders sein!
(aus dem Koboldischen übersetzt von
Nepomuck Karamio)
Nepomucks Heimat
Dort hoch oben im fernen Norden, wo die Wälder tief und dunkel sind und die Sonne in den kalten Wintermonaten kaum ihr Antlitz zeigt, dort liegt Norwegen, düster und geheimnisvoll.
Und dort in Norwegen sind die Kobolde zu Hause.
Natürlich gibt es hier und da auch kleinere Grüppchen von ihnen in unseren Breiten, unter anderen den Wald- und Wiesenkobold. Aber ihre eigentliche Heimat liegt in Norwegen.
Dort sind die Wälder noch so groß, dass sie sich vor den Menschen verbergen können. Doch ab und zu, wenn man großes Glück hat, kann man sie in einer mondbeschienenen Nacht auf den Lichtungen der Wälder tanzen sehen. Sie sind ein lustiges Völkchen und immer zu Späßen aufgelegt.
Ganz besonders toll treibt es ein pfiffiger kleiner Kerl mit glänzenden Augen und dunklem Wuschelhaar namens Nepomuck. Er hat sich durch seinen Schabernack schon oftmals richtigen Ärger eingehandelt. Doch er kann es einfach nicht lassen.
Nun, es geht allmählich auf Weihnachten zu, und die Wälder rings um das Kobolddorf sind tief verschneit. Von den Dächern der niedlichen kleinen Hütten hängen kristallene Eiszapfen, und hinter den kleinen runden Fenstern lugt ab und zu ein kleines Koboldgesichtchen mit roten Wangen hervor.
Nepomuck hat sich beim Holz hacken für den Kamin schon deftige Frostbeulen an den Händen geholt, denn er hat seine Handschuhe wieder mal verbaselt, und seine Mutter ist es leid, ihm schon wieder neue zu stricken.
Weihnachten, das bedeutet Arbeit für die kleinen Kobolde. Der Weihnachtsmann hat sie um Hilfe gebeten. Seine Weihnachtswerkstatt liegt in Finnland, das ist nicht allzu weit, und so haben die Kobolde dem Weihnachtsmann ihre Hilfe versprochen.
Die Menschenkinder auf der ganzen Welt werden von der Werkstatt aus mit Geschenken versorgt, und täglich treffen mit der Post neue Wunschzettel ein. Das kann der Weihnachtsmann unmöglich alles alleine schaffen.
„Nepomuck, setz sofort deine Pudelmütze auf!“, ruft Mutter besorgt. „Wie kommt ihr denn überhaupt nach Finnland? Der Schnee ist ja höher als ihr!“
„Der Weihnachtsmann will einen Schlitten schicken“, beruhigt Vater sie.
Die Kobolde sind inzwischen schon ganz aufgeregt und warten voller Ungeduld auf den angekündigten Schlitten.
Dann ist es endlich soweit, der große Schlitten des Weihnachtsmanns fährt vor. Nepomuck hat so lange gebettelt, bis er die Erlaubnis seiner Eltern bekam. Jetzt darf er mit und hüpft vor Freude von einem Plattfuß auf den anderen. Gemeinsam mit seinen älteren Geschwistern und seinem Vater klettert er auf den Schlitten. Vor der Hüttentür steht die Mutter mit den sechs kleineren Geschwistern. Das Jüngste ist fast noch ein Baby und schmiegt sich fest an die Mutter, während es heftig an seinem Nuckel saugt. Langsam füllt sich der Schlitten mit den Kobolden aus den Nachbarhütten. Alles schnattert und einige singen. Die Kobolde kuscheln sich in Fellsäcke, und da sie recht klein sind, passen mindestens sechs von ihnen in einen Sack. Der Kutscher bimmelt mit einem Glöckchen, und ab geht die Post. Die Zurückgebliebenen winken zum Abschied, und die Rentiere traben fröhlich durch den Schnee, während das Kobolddorf kleiner und kleiner wird und bald ganz hinter den Bäumen verschwindet.
Nepomuck reckt sich und tritt mit seinen großen Füßen wild um sich, schließlich will er alles ganz genau sehen. Aus dem Sack ertönt empörtes Geschrei: „Autsch, Nepomuck, so pass doch auf! Du hast mich ganz gemein getreten!“ „Tut mir leid!“ Nepomuck zappelt wild, verliert das Gleichgewicht und landet weich auf den anderen Kobolden. „Au, au!“ Alle sind jetzt verärgert. „Ich muss nochmal rauf“, erklärt Nepomuck entschlossen und hangelt sich nach oben. Der Vater zieht ihn energisch in den warmen Sack zurück. „Draußen ist es kalt und windig, du frierst dir noch deine lange Nase ab. Die ist ja schon ganz rot, oh weh!“ Wirklich, Nepomucks Nase ist selbst für einen Kobold sehr lang und hat inzwischen eine leicht violette Farbe angenommen. Sein älterer Bruder Norbert kichert boshaft: „Wenn dir deine Gurke abfriert, kannst du nicht mehr popeln!“, der fiese Kerl kreischt vor Vergnügen und schlägt sich auf die Schenkel. Das gibt Nepomuck zu denken. So ein Risiko will er auf keinen Fall eingehen. Blitzschnell verschwindet er nach ganz unten, wo es besonders kuschelig und warm ist.
Und weiter geht’s durch tief verschneite Wälder. Immer weiter nach Osten. Dort liegt Finnland. Ab und zu hört man Rufe aus den Säcken wie „Horatius, sitz endlich still! Wir fallen noch mitsamt dem Sack vom Schlitten!“ oder „Weffen Fuf if daf? Nimm ihn fofort auf meinem Mund!“ und schließlich „Au, jemand hat mich in den Zeh gebissen!“
Aber irgendwann wird es auch im letzten Säckchen still. Friedlich schlummernd, nur von einigen grunzenden Schnarchern unterbrochen, fahren die Kobolde der Weihnachtswerkstatt entgegen.
In der Weihnachtswerkstatt
Die Werkstatt des Weihnachtsmanns liegt gut versteckt in den Wäldern Finnlands. Hier treffen täglich tausende von Briefen mit den Wünschen der Kinder aus aller Welt ein, so dass der Weihnachtsmann manchmal gar nicht weiß, wie er es schaffen soll, all diese gewünschten Dinge rechtzeitig herzustellen und zu verpacken. Der Weihnachtsmann ist ein großer dicker Mann mit einem weißen Vollbart und lustig zwinkernden kleinen veilchenblauen Augen, die fast unter seinen buschigen Augenbrauen verschwinden.
Inzwischen ist der Schlitten mit den Kobolden eingetroffen. So viele fleißige kleine Helfer, da freut sich der Weihnachtsmann und lässt die Kobolde erst einmal in der gemütlichen Küche mit Schokokeksen, Karamellpudding und warmer Milch verpflegen. Ei, das schmeckt allen ganz besonders gut nach der Fahrt im Schlitten. Fröhlich wird geschmaust, geschmatzt und geplappert. Dann weist der Weihnachtsmann den kleinen Helfern ihre Plätze in der Packerei zu. Die fröhlichen Kobolde finden sich schnell zurecht. Sie sollen die kleineren Päckchen packen, zukleben und beschriften. Nepomuck holt eifrig Spielzeuge herbei und rennt mit seinen flinken Beinchen zwischen Werkstatt und Packerei hin und her. In der Werkstatt sind schon andere Kobolde mit der Fertigung der Spielzeuge beschäftigt. Nepomuck kennt sie nicht, die kommen wohl aus anderen Dörfern und sind emsig am Werk. Sie schauen kaum auf, wenn Nepomuck die Spielzeuge anhand einer Liste aussucht. Diese Arbeit macht Spaß. „Nein, Nepo, auf der Liste steht ein rotes Auto, kein gelbes. Bring es zurück und tausch es um!“
Und schon ist Nepomuck wieder unterwegs. Sein Vater kontrolliert die Wunschlisten der Kinder und hakt alles sorgfältig ab. Ein älterer, streng aussehender Kobold mit Nickelbrille packt Teil für Teil in die beschrifteten Kisten. Ab und zu kommt der Weihnachtsmann vorbei, um zu sehen, ob alles plangemäß läuft. „Der Weihnachtsmann ist ja ganz schön wuchtig“, kichert Nepomuck respektlos hinter vorgehaltener Hand. „Wahrscheinlich isst er seine Schokokekse am liebsten allein.“
„Halt, halt! Ihr müsst das Päckchen wieder öffnen! Ich glaube, mein Monokel ist mir da aus Versehen mit reingerutscht!“ Einer der Packer am Nebentisch zappelt aufgeregt hin und her. Ein anderer Kobold springt kreischend auf dem Tisch auf und ab, er bekommt das Klebeband nicht mehr aus seinem kruscheligen Haar heraus. Wieder ein anderer benutzt das Fließband als Karussell. „Runter mit dir Erasmus, du zerquetscht mit deinem Hintern die schönen Marzipankartoffeln!“
Dann passiert etwas wirklich Schlimmes: ein kleines Koboldmädchen gerät mit einem seiner kunstvoll geflochtenen Zöpfe in die Eintütungsmaschine für Süßigkeiten. Sie schreit wie am Spieß und ... ratsch, ein Koboldjunge mit feuerrotem Haar schneidet den eingetüteten Zopf beherzt mit einer großen Schere ab. Doch statt ihm dafür zu danken, schreit das Mädchen nun noch lauter. Sie hat jetzt nur noch auf der rechten Seite einen Zopf, auf der linken Seite stehen die Haare wie die kurzen Stacheln eines Igels vom Kopf ab. Vom Packtisch am Ende des Bandes kommen heftige Beschwerden: „Igitt, ihr habt einen Zopf mit eingetütet. Bäh, pfui, wer will behaarte Pralinen!“ Andere Kobolde kommen angelaufen und kichern. Nepomuck hält sich den Bauch vor Lachen und wälzt sich auf dem Boden hin und her. „Vielleicht kann man den Zopf ja wieder ankleben“, versucht einer das weinende Mädchen zu trösten.
Jetzt müssen sie sich aber sputen. Viel zu schnell wird es Abend, und es sind schon wieder neue Wunschzettel eingetroffen. Sie packen und packen und laufen und laufen. Endlich ertönt ein Pfiff: „Feierabend für heute!“, ruft der Weihnachtsmann. Die sonst so fröhlichen Kobolde, die so gern singen und tanzen bis in die Nacht hinein, sind heute viel zu kaputt dazu. Schon beim Abendbrot fallen den meisten die Augen zu, und einer kippt sogar vom Stuhl. Kurze Zeit später sinkt Nepomuck wie alle andern in sein hellblaues Himmelbett und schläft sofort ein.
Nepomuck geht auf die Reise
Nun sind die Kobolde schon seit sieben Tagen in der Weihnachtswerkstatt, um dem Weihnachtsmann zu helfen. Sie haben sich inzwischen gut eingelebt und arbeiten fleißig, gilt es doch, den Menschenkindern zu Weihnachten eine Freude zu machen.
Nepomuck hat sich wirklich Mühe gegeben und darf heute die noch offenen Päckchen mit Hilfe der Listen kontrollieren.
Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe und somit eine wirkliche Auszeichnung. Nach dem Hin und Her der letzten Tage ist dies nun mal eine recht entspannende Tätigkeit. Ab und zu muss er freilich etwas beanstanden. „Elli, so pass doch auf! Hier soll ein Märchenbuch rein, keine CD!“ Elli schnappt sich die CD und stürmt los, zurück in die Werkstatt. Die Zeit eilt, und Fehler können sie sich eigentlich gar nicht leisten. Es sind die letzten Pakete, die heute gepackt werden. Der Weihnachtsmann kommt vorbei und nickt anerkennend: „Gut so, Nepomuck!“ Nepomuck strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Endlich ist auch das letzte Päckchen gepackt. Nepomuck beugt sich weit über den Karton. Da, die Trillerpfeife ertönt! Schnell, schnell. Nur noch kontrollieren. Jemand weint laut, Nepomuck blickt nicht auf. Er will schließlich fertig werden. Der Weihnachtsmann steht noch immer hinter ihm und beugt sich jetzt zu dem weinenden Kobold hinunter.
Nepomuck bekommt einen tüchtigen Schubs, der überdimensionale weichgepolsterte Hintern Knecht Ruprechts befördert ihn kopfüber in die gepackte Kiste. Benommen verschwindet Nepomuck zwischen einem Teddybären und einer riesigen Nascheltüte. Der Karton fährt langsam auf dem Fließband davon. Am anderen Ende wartet ein kurzsichtiger Kobold, um das letzte Päckchen in Empfang zu nehmen und es sorgfältig mit Paketband zuzukleben.
Geschafft. Feierabend! Der letzte Karton kommt auf die riesige Palette zu all den anderen Päckchen, die dort schon gestapelt sind. Noch heute Nacht werden die Pakete auf den großen Schlitten verladen, damit der Weihnachtsmann am Morgen in aller Früh losfahren kann. Er hat einen weiten Weg vor sich, denn er muss all die Päckchen in vielen Ländern der Erde verteilen.
Niemand hört Nepomuck, der verzweifelt mit seinen kleinen Fäustchen von innen gegen die Kiste bummert. Die anderen sitzen längst beim Abendbrot, niemand merkt, dass da jemand fehlt. Nepomuck rollen dicke Tränen übers Gesicht. Ja haben ihn denn alle vergessen?
Irgendwann schläft er ganz erschöpft ein, dicht an den flauschigen Teddybären gekuschelt. Er merkt nicht, wie die Kiste auf den Schlitten verladen wird, merkt nicht, wie die Rentiere vor den Schlitten gespannt werden und wird auch nicht wach, als der Schlitten anfährt und die Glöckchen lustig bimmeln. Der Weihnachtsmann lenkt den Schlitten selbst und pfeift fröhlich vor sich hin. Als Nepomuck endlich aufwacht, ist der Schlitten schon weit von der Weihnachtswerkstatt entfernt. Die Rentiere traben munter durch eine märchenhafte Schneelandschaft, und niemand hört die Rufe des kleinen Nepomuck. Gut verpackt in seiner Kiste mit der Aufschrift „Lily Liliental“ fährt er unbemerkt auf einem Schlitten voller Weihnachtsgeschenke einem unbekannten Ziel entgegen. Armer Nepomuck!
Da raschelt es neben ihm. Die Nascheltüte! Mit flinken Fingern wird sie geöffnet, und genussvoll schmatzend macht sich der kleine Kobold über die Pralinen her. Mit einem gut gefüllten Magen ist alles nur noch halb so schlimm. Zufrieden kuschelt sich Nepomuck an den weichen Teddy und ist bald schon wieder fest eingeschlafen.
Familie Liliental
In Deutschland gibt es viele schöne Wälder mit hohen Tannen und grünen Wiesen. Und am Rande eines dieser schönen Wälder steht ein kleines schiefes Haus mit einem kleinen schiefen Schornstein und kleinen schiefen Butzenfenstern.
Vor dem Haus liegt der Schnee schon meterhoch, und es schneit noch immer. Aber drinnen ist es gemütlich. Großmutter werkelt in der Küche am Herd und setzt soeben das Wasser für den Tee in einem großen kupfernen Kessel auf. Mäxchen hockt auf einem Stuhl und schaut zum Fenster hinaus. Voller Ungeduld rutscht er hin und her. „Wann kommt denn endlich der Weihnachtsmann mit unseren Geschenken?“, quengelt er. „Und Mama und Papa sind auch noch nicht da!“ „Mama und Papa müssen arbeiten, das weißt du doch. Sie kommen erst später“, erkläre ich ihm wohl zum hundertsten Mal geduldig. „Und den Weihnachtsmann kannst du nicht sehen. Der kommt erst, wenn es ganz dunkel ist, mit seinem großen Schlitten. Dann klettert er aufs Dach und wirft die Geschenke durch den Kamin.“ „Haben wir deshalb heute Abend kein Feuer im Kamin?“, fragt meine Schwester Lily. „Genau. Die Geschenke würden sonst ja in den Flammen verbrennen.“ antworte ich. Max und Lily sind noch klein, gerade mal sechs Jahre alt. Da können sie solche Sachen noch nicht wissen. Aber ich gehe schon seit vier Jahren in die Schule, und bald werde ich elf. Wir Kinder wohnen bei unserer Oma, weil unsere Eltern einen Laden in der Stadt betreiben und wenig Zeit für uns haben. Aber das macht nichts, wir leben gern mit Oma in diesem komischen kleinen Häuschen. Später werde ich einmal wie sie Kräuter und Wurzeln im Wald sammeln und daraus Heiltees und Heilsalben herstellen. Das habe ich mir fest vorgenommen.
„Ob der Weihnachtsmann uns hier auch findet?“, bohrt Mäxchen weiter. „Na klar!“, meint Lily, „Unser Name steht doch an der Tür.“ Jetzt klopft es und Mäxchen bekommt vor Aufregung rote Ohren. Dann geht die Tür auf. Das ist ganz normal, denn Oma vergisst immer abzuschließen. „Macht doch nichts“, antwortet sie gelassen, wenn man sie darauf hinweist, „Uns will doch niemand was Böses.“ Und damit hat sie wohl auch Recht. Mutter und Vater betreten die kleine Wohnküche. „Wenn das so weitergeht, schneien wir noch völlig ein“, Vater klopft sich den Schnee von den Stiefeln. Ich höre nicht zu, meine Gedanken sind bei den Weihnachtsgeschenken. Auf meiner Wunschliste steht nur ein einziger Wunsch, ein in Leder gebundenes Buch. Dort hinein möchte ich einige von Omas tollen Rezepten schreiben. Mal sehen, ob der Weihnachtsmann mir so ein Buch bringen wird.