Neuigkeiten für Jenny - Friederike von Buchner - E-Book

Neuigkeiten für Jenny E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Anton Waigel war früh aufgewacht. Erna schlief noch fest. Er schlüpfte vorsichtig aus dem Bett, um sie nicht zu wecken. Die zugezogenen Übergardinen filterten die Morgensonne. Barfuß, die Hausschuhe in der Hand, schlich er zur Tür. Er war froh, dass sie nur angelehnt war. Er schloss sie von außen und ging leise die Treppe hinunter in die Küche. Als erstes schaltete er die Kaffeemaschine ein. Es war eine kurze Nacht gewesen, da Doktor Martin Engler erst lange nach Mitternacht gegangen war. Während er wartete, bis der Kaffee fertig war, schaute er durch die großen Fenster in den Garten. Dabei lächelte er glücklich. Sollte es wirklich wahr sein, dass er Vaterfreuden entgegensehen konnte, dann würde durch den jetzt so stillen Garten bald fröhliches Kinderlachen schallen. Diese Vorstellung erfüllte sein Herz mit Freude. Martin war sich sehr sicher gewesen, dass Ernas Übelkeit durch die Hormonumstellung ausgelöst worden war, die jede Schwangerschaft mit sich bringt. Erna war von Martins Diagnose nicht ganz überzeugt. Aber sie sagte, sie würde sich freuen, wenn es so wäre. Sie wollte zwei Kinder. Erna selbst war ein Einzelkind und hatte Freundinnen und Freunde immer beneidet, die Geschwister hatten. Zwar gäbe es auch Streit zwischen Geschwistern. Aber das lege sich wieder und gehöre zum Leben dazu.

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Toni der Hüttenwirt Extra – 22 –

Neuigkeiten für Jenny

Wahnsinn! Unsere Familie wächst!

Friederike von Buchner

Anton Waigel war früh aufgewacht. Erna schlief noch fest. Er schlüpfte vorsichtig aus dem Bett, um sie nicht zu wecken. Die zugezogenen Übergardinen filterten die Morgensonne. Barfuß, die Hausschuhe in der Hand, schlich er zur Tür. Er war froh, dass sie nur angelehnt war. Er schloss sie von außen und ging leise die Treppe hinunter in die Küche. Als erstes schaltete er die Kaffeemaschine ein. Es war eine kurze Nacht gewesen, da Doktor Martin Engler erst lange nach Mitternacht gegangen war.

Während er wartete, bis der Kaffee fertig war, schaute er durch die großen Fenster in den Garten. Dabei lächelte er glücklich. Sollte es wirklich wahr sein, dass er Vaterfreuden entgegensehen konnte, dann würde durch den jetzt so stillen Garten bald fröhliches Kinderlachen schallen. Diese Vorstellung erfüllte sein Herz mit Freude.

Martin war sich sehr sicher gewesen, dass Ernas Übelkeit durch die Hormonumstellung ausgelöst worden war, die jede Schwangerschaft mit sich bringt.

Erna war von Martins Diagnose nicht ganz überzeugt. Aber sie sagte, sie würde sich freuen, wenn es so wäre. Sie wollte zwei Kinder. Erna selbst war ein Einzelkind und hatte Freundinnen und Freunde immer beneidet, die Geschwister hatten. Zwar gäbe es auch Streit zwischen Geschwistern. Aber das lege sich wieder und gehöre zum Leben dazu.

Anton dachte an Jenny, seine große Stieftochter. Seine erste Frau hatte sie mit in die Ehe gebracht. Bald würde Jenny volljährig sein und sich nach dem Abitur abnabeln.

Der Kaffee war durchgelaufen. Anton schenkte sich einen großen Becher ein und trank ihn ausnahmsweise schwarz. Dann ging er hinaus in den Garten, hinter Ernas Elternhaus. Er spazierte auf der großen Rasenfläche auf und ab, den Kaffeebecher in der Hand. Die Vögel zwitscherten besonders fröhlich. Oder lag es an ihm, weil er voller Vorfreude war?

Er schaute auf die Uhr. Noch musste er sich ein paar Stunden gedulden. Erna wollte erst am späteren Vormittag zu Doktor Martin Engler gehen. Sie hielt das für besser, denn Jenny wohnte zurzeit bei Walli Schwanninger im Altenteil des Schwanninger Hofs. Eigentlich waren er und Erna noch in Flitterwochen. Da Ernas Übelkeit schon während der Autofahrt nach Zürich aufgetreten war und nicht nachgelassen hatte, waren sie früher nach Waldkogel zurückgekommen.

Erna wollte das endgültige Ergebnis abwarten, bevor Jenny es erfahren sollte. Später wäre Jenny dann in der Schule. Jeden Morgen kam Tassilos Enkel Tim auf dem Weg zur Schule vorbei und holte sie ab. Sie radelten dann gemeinsam in die Schule, die zwischen Waldkogel und der nahen Kreisstadt Kirchwalden lag.

Anton schmunzelte, als er daran dachte, dass Jenny verliebt war. Tim und Jenny hatten sich gefunden. Und wie es aussah, würde ihre Liebe sich nicht verflüchtigen, wie es so oft mit der ersten Liebe geschah. Diese Liebe würde anhalten und in ein gemeinsames Leben voller Liebe und Geborgenheit führen. Er freute sich für seine Stieftochter.

*

Während Anton seinen Gedanken nachhing, frühstückte Jenny mit Martin, Katja und Walli in der großen Wohnküche der Englers. Im Gegensatz zu den letzten Tagen war Jenny bester Laune. Das lag auch daran, dass sie Post bekommen hatte. Anton hatte ihr einen dicken Brief geschickt. Er hatte in einem Trödelladen in Zürich die Noten eines unbekannten Komponisten entdeckt und ihr diese schön erhaltene Musikpartitur geschenkt.

»In einer Woche sind sie wieder hier«, sagte Jenny, während sie sich ein Brot dick mit Marmelade bestrich. »Ich freue mich. Tim und ich werden ihnen ein Ständchen bringen.«

»Gute Idee, darüber freuen sie sich bestimmt. Was wollt ihr vortragen?«, fragte die alte Walli.

»Walli«, sagte Jenny mit einem Augenaufschlag, »das müsstest du dir doch denken können. Tim und ich haben gestern fleißig geübt. Das Stück des unbekannten Komponisten ist herrlich. Es ist eine sehr romantische Melodie. Da geht einem das Herz auf. Schade, dass der Komponist nicht bekannt ist. Als ich Tassilo Antons Geschenk zeigte, war er begeistert. Er hat sich sofort Kopien gemacht. Als Musikproduzent hat er die besten Verbindungen. Er will verschiedene Fachleute ansprechen. Vielleicht gelingt es herauszufinden, wer der Urheber dieses Stückes ist. Tim und mir ist es nicht so wichtig, wer dahintersteckt, aber Tassilo interessiert es sehr. Er hofft, dass er auf ein unbekanntes Werk gestoßen ist, vielmehr Anton. Die Melodie ist einfach zauberhaft. Heute Nachmittag, gleich nach der Schule, machen wir in Tassilos Tonstudio eine erste Aufnahme. Ich bringe die CD mit, dann könnt ihr sie hören«, sprudelte Jenny hervor. »Wahrscheinlich ist die Darbietung noch nicht perfekt, aber ihr könnt einen Vorgeschmack bekommen.«

»Du hast mich richtig neugierig gemacht, Jenny«, sagte Martin Engler. »Ich habe leider kein Instrument gelernt, aber ich liebe Musik.«

»Dann lerne ein Instrument!«, erwiderte Jenny sofort.

»Dafür bin ich zu alt. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr, sagt man.«

»Schmarrn!«, widersprach ihm Jenny heftig. »Okay, um Profimusiker zu werden, könntest du einige Jahre zu spät dran sein. Aber gewiss ist das nicht. In jedem Alter kann man ein Instrument lernen, Martin. Dann kannst du deinen Patienten Musik vorspielen. Musiktherapie ist eine anerkannte Therapie, wie du sicherlich weißt. Du kannst sie über Krankenschein abrechnen.«

Martin Engler lachte.

»Du bist ganz schön geschäftstüchtig«, sagte Walli.

»Antons Erziehung«, sagte Jenny grinsend. »Anton ist ein Finanzgenie. Ich habe mich früh dafür interessiert, was und wie er arbeitet. Es ist nicht so, dass er mich geschult hat. Aber er hat mir immer meine Fragen beantwortet und mir alles genau erklärt. Er hätte sich gefreut, wenn ich später diese Richtung einschlagen würde. Aber ich halte mich lieber an die Musik. Trotzdem bewundere ich Anton. Er hat ein Händchen für Geld. Deshalb muss er jetzt kaum noch arbeiten. Das ist schön für Erna. Sie hat ihren Mann immer um sich.«

Eine Fahrradklingel war durch die offenen Fenster zu hören. Tim von Teufen-Thurmann wartete auf dem Hof.

Jenny trank schnell ihren Tee aus und stand auf. »Leute, ich muss gehen. Schönen Tag! Bis heute Abend!« Sie griff nach ihrem bunten Schulrucksack und rannte hinaus.

Martin, Katja und Walli sahen, wie die beiden sich mit Wangenküsschen begrüßten, sich auf die Fahrräder schwangen und davon radelten.

Alle sahen sich an und schmunzelten.

»Walli, ich konnte es dir noch nicht erzählen, weil Jenny da war. Sie soll es noch nicht wissen«, sagte Martin dann.

Walli sah ihn überrascht an. »Was soll Jenny nicht wissen?«, fragte sie.

»Erna und Anton sind bereits aus den Flitterwochen zurück.«

»Schon?«, stieß Walli hervor. »Woher weißt du das?«

»Sie sind heute Nacht zurückgekommen, gegen Mitternacht. Anton rief mich an, heimlich. Aber Erna hat ihn durchschaut. Ich bin dann gleich zum Hausbesuch gefahren.«

»Ich habe gehört, dass du heute Nacht noch einmal ausgerückt bist, Martin«, sagte Walli. »So, dann bist du also bei Erna und Anton gewesen. Hoffentlich ist es nichts Ernstes. Du bist lange fortgewesen. Es war lange nach zwei Uhr, als du zurückgekommen bist.«

»Das lag nicht daran, dass jemand ernsthaft krank ist. Anton und ich haben uns noch zwei Bier gegönnt«, sagte Martin. »Anton war sehr aufgekratzt. Er wollte feiern und mit jemand reden, vielmehr wollte er jemand zum Zuhören haben. Du hättest ihn hören müssen. Er sprudelte nur so vor Ideen. Du wirst es erleben, Walli. Anton und Erna kommen heute Vormittag in die Praxis. Sie kommen erst, wenn sie sicher sein können, dass Jenny in der Schule ist.«

»Was ist los?«, fragte Walli ungeduldig. »Red’ endlich, Martin und schleiche nicht wie die Katze um den heißen Brei herum! Ich musste im Leben einiges hinnehmen und vertrage eine ganze Menge an unangenehmen Nachrichten. Los jetzt, Martin!«

Martin grinste über das ganze Gesicht und warf Katja einen Blick zu. »Ich habe keine schlimmen Nachrichten, im Gegenteil. Erna ist in guter Hoffnung, wie man es poetisch ausdrückt. Seit der Hochzeit leidet sie an Übelkeit. Deshalb dachte sie, sie hätte sich auf der Hochzeitsfeier den Magen verdorben. Es hatte schon auf der Fahrt in die Flitterwochen angefangen.«

»Bist du sicher?«, stieß Walli hervor.

»Ja, ich denke, da steht Nachwuchs an. Erna ist nicht davon überzeugt oder sie gibt es nicht zu. Sie hatte einen Schwangerschaftstest aus der Apotheke gemacht. Er zeigte ein negatives Ergebnis an. Aber diese Tests können aus unterschiedlichen Gründen ungenau sein. Deshalb kommt Erna in die Praxis. Ich werde ihr Blut abnehmen und die Hormonwerte feststellen. Und zur Sicherheit schicke ich noch eine Probe ins Labor. Ich habe mit dem Kollegen schon telefoniert. Er kennt Erna und wird die Probe sofort untersuchen. Ich denke, bis zum Nachmittag liegt das Ergebnis vor.«

»Es tut mit leid, dass Erna so unter Schwangerschaftsübelkeit zu leiden hat. Die einen Frauen trifft es und die anderen nicht«, sagte Walli voller Mitleid. »Leider waren mir keine Kinder vergönnt. Aber ich habe es oft miterlebt. Es ist eine schlimme Sache. Und es kann eine Weile anhalten.«

»Wie lange eine Schwangerschaftsübelkeit dauert, ist ganz unterschiedlich«, erklärte Martin. »Manche Schwangere leiden nur kurz darunter, bei anderen überschattet diese Übelkeit das erste Drittel der Schwangerschaft.« Doktor Martin Engler sah auf die Uhr. »Sie müssen bald kommen, Katja. Erna und Anton müssen nicht im Wartezimmer warten. Außerdem will Erna bestimmt nicht, dass jemand der wartenden Patienten spekuliert.«

Katja verstand. Sie würde Erna und Anton in die Wohnküche bitten. Von da aus könnten sie durch den Garten hinten herum die kleine Bettenstation betreten. Martin würde sie dann zu sich ins Behandlungszimmer holen, ohne dass jemand im Wartezimmer etwas bemerken würde.

Walli lächelte vor sich hin. »Ich würde mich sehr für sie freuen.«

»Jeder, der ihre Lebensgeschichte kennt, wird sich freuen«, sagte Martin.

Erna war als junge Frau Anton davongelaufen, als er sich mit ihr verloben wollte. Sie schwärmte von einer Familie mit Kindern. Anton aber erklärte ihr, dass Kinder für ihn nicht in Frage kämen. Das führte sofort zum Bruch. Anton war in Sorge, er könnte eine Erbkrankheit weitergeben. Diesen Grund erfuhr Erna erst, als er sich fast zwei Jahrzehnte später mit ihr aussprach. Erna war Martins Sprechstundenhilfe.

Die medizinischen Unterlagen, die eine Erbkrankheit diagnostizierten, konnten sie nicht überzeugen. Es gab zu viele Ungereimtheiten. Deshalb bat sie Anton, mit Dr. Martin Engler zu sprechen und mit einer neuerlichen Untersuchung einverstanden zu sein. Gerade auf dem Gebiet vererbter Krankheiten hatte die Medizin große Fortschritte gemacht. Und tatsächlich konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass es eine Fehldiagnose war! Nicht nur Anton war davon betroffen, sondern auch sein Cousin Peter. Sie waren beide gesund und es gab nicht den geringsten Grund, sich einen Kinderwunsch zu versagen. Das war eine große Überraschung für die beiden Männer, die lange Jahre unter dem Schatten einer vermeintlichen Erbkrankheit leben mussten. Sie mussten diese gute Nachricht erst einmal in Ruhe verarbeiten.

Martin vermutete, dass Anton und Erna die Schwangerschaft nicht geplant hatten. Aber die Liebe hatte einen Weg gefunden. Das war auch gut so. Denn Martin wusste, wie besorgt Anton um Erna war, die schon auf Ende dreißig zuging.

»Anton möchte, dass wir Paten werden, du, Walli, Katja und ich«, berichtete Martin.

»Den Gefallen erfüllen wir gerne«, sagte Walli. »Ich bin schon ein bisserl alt, aber wenn der Herrgott will, kann ich noch viele Jahre eine gute Patentante sein.«

»Walli, du bist kerngesund, das weißt du«, betonte Martin. »Hör mit solchen Gedanken auf!«

»Ach Martin, das hast du lieb gesagt. Ich fühle mich auch gut. Besonders dann, wenn ich eine Aufgabe habe.«

Martin und Katja stimmten ihr zu.

»Und außerdem halten Arbeit und Bewegung fit«, sagte Walli. »Und deshalb nehme ich jetzt Coco und mache einen Spaziergang.«

Als Coco mitbekam, dass Walli von ihr sprach, kam sie an den Tisch.

»Aufi, Coco! Wir beide gehen jetzt zum Bergsee. Dort kannst du im Wasser toben«, sagte Walli.

Sie stand auf und griff nach der Leine der Boxerhündin. Dann gingen sie hinaus.

*

Zur gleichen Zeit wachte Erna auf. Sie schwankte gleich ins Badezimmer. Aber die morgendliche Übelkeit war nicht mehr so heftig wie in den letzten Tagen zuvor. Ellas Kräutertee hatte etwas geholfen.

Nachdem sie sich angezogen hatte, ging sie nach unten.

»Guten Morgen, mein Herzmadl!«, begrüßte Anton sie. Er nahm sie in den Arm und drückte und küsste sie. »Wie geht es dir?«

»Nicht ganz so schlimm, Anton.« Erna sah, wie liebevoll Anton den Tisch gedeckt hatte. »Mei, du entwickelst dich zum perfekten Hausmann. Ach, nein, du bist es«, lobte sie ihn.

»Was magst du essen? Ich kann dir Eier mit Speck machen.«

»Danke, Anton, das lasse ich lieber. Aber du kannst dir gern Eier machen.« Erna nahm nur eine Tasse Kaffee und aß ein Stück Brot, dünn mit Butter bestrichen. Sie schaute auf die Uhr. »Nach dem Frühstück fahren wir zu Martin in die Praxis, Anton. Danach möchte ich einen Spaziergang machen.«

»Wie du willst. Wo möchtest du hin?«

»Ich dachte, wir besuchen Ella Waldner. Sollte ich wirklich schwanger sein, dann kann sie mir bestimmt eine Kräutermischung geben, die gegen die Übelkeit hilft.«

»Das machen wir, Erna. Hoffentlich treffen wir Ella an. Es könnte auch sei, dass sie im Wald unterwegs ist, Kräuter, Beeren und Pilze zu suchen.«

»Das stimmt. Sollten wir Ella nicht antreffen, legen wir ihr einen Zettel hin. Dann kann sie zu uns kommen«, sagte Erna.

Sie frühstückten zu Ende. Danach machten sie sich auf den Weg zu Doktor Martin Engler.

Das Wartezimmer war voll. Katja stand hinter dem Tresen am Empfang der Arztpraxis. Die Tür zum großen Hof stand offen.

Als Katja Anton auf den Hof fahren sah, eilte sie hinaus und begrüßte die beiden herzlich. »Anton, fahre doch nach hinten und stelle dein Auto unter den Carport«, sagte sie. »Ich muss wieder rein. Kommt durch die Haustür zur Wohnung ins Haus. Wir treffen uns in der Küche.« Katja ging zurück in die Praxis. Sie lehnte hinter sich die Eingangstür an.

So konnte niemand der Patienten Anton und Erna sehen.

Katja griff zum Telefon und rief Martin im Behandlungszimmer an. »Wenn du einen Augenblick Zeit hast, komme bitte kurz rüber in die Wohnküche«, sagte sie.

»Ah, verstehe«, antwortete Martin, »ich bin gleich da. Wenn in der Sprechstunde nur die Patienten warten, die ein Folgerezept haben wollen, kannst du sie abfertigen? Mache die Rezepte fertig und lege mir sie mit den Karteikarten auf den Tresen. Ich schaue sie mir an und unterschreibe sie.«

»So machen wir es. So weit ich es überschaue, geht es nur um Folgerezepte.«

Es dauerte nicht lange, bis Martin Engler die Patientin verabschiedet hatte.

Dann ging er ins Sprechzimmer. »Grüß Gott!«, sagte er laut und deutlich. »Ich hoffe, dass niemand von euch ernsthafte Beschwerden hat. Wer ist für ein Folgerezept hier? Ich bitte um Handzeichen.«

Alle Hände gingen nach oben.

»Das ist gut, denn ich muss ins Labor und das könnte länger dauern. Es wäre unfair, euch lange warten zu lassen. Kommt alle mit zum Tresen, dann bekommt ihr eure Rezepte. Beim nächsten Mal habe ich mehr Zeit.«

Es dauerte keine zehn Minuten, dann waren alle Patienten mit Rezepten versorgt und gegangen.

»So, Katja, schließe ab und hänge das Schild raus, dass die Sprechstunde heute Morgen schon beendet ist.«

So geschah es.

Doktor Martin Engler ging hinüber in die Wohnküche. »Grüß Gott!«, sagte er und schüttelte Erna die Hand. Zu Anton sagte er: »Du bleibst hier. Katja macht dir einen guten Kaffee. Ich nehme Erna mit hinüber in die Praxis.«

»Kann ich nicht mitkommen?«, fragte Anton Waigel erstaunt.