Neuropsychiatrie -  - E-Book

Neuropsychiatrie E-Book

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Beschreibung

Organisch begründete psychiatrische Symptome und kognitive Störungen finden sich bei vielen neurologischen Patienten. Für Neurologen und Psychiater, aber auch für andere Fachdisziplinen ist das Wissen um Diagnose und Therapie psychischer Symptome bei neurologischen Erkrankungen gleichermaßen bedeutsam. In diesem praxisorientierten Werk werden die Zusammenhänge zwischen neurologischer und psychiatrischer Symptomatik detailliert dargelegt. Aktuelle Forschungsergebnisse zur Pathogenese und leitlinienbasierte Therapieempfehlungen geben dem Kliniker wertvolle Informationen zum Management von Störungen im neuropsychiatrischen Erkrankungsspektrum.

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Tillmann SupprianMarkus Naumann (Hrsg.)

Neuropsychiatrie

Psychiatrische Symptome bei neurologischen Erkrankungen

Unter Mitarbeit von: A. Bayas, C.G. Bien, J. Claßen, H. Eiffert, R. Gold, P. Hau, P. Häussermann, H. Hildebrandt, B. Ibach, A. Kastrup, H. Kessler, R. Kraus, C. Lange-Asschenfeldt, B. Lieb, M. Malter, R. Nau, N. Scherbaum, B. Schmitz, S. Schwab-Malek, C. Thomas, C. Weck

Verlag W. Kohlhammer

Wichtiger Hinweis

Pharmakologische Daten verändern sich fortlaufend durch klinische Erfahrung, pharmakologische Forschung und Änderung von Produktionsverfahren. Verlag und Autor haben große Sorgfalt darauf gelegt, dass alle in diesem Buch gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Eine Gewährleistung können Verlag und Autor hierfür jedoch nicht übernehmen. Daher ist jeder Benutzer angehalten, die gemachten Angaben, insbesondere in Hinsicht auf Arzneimittelnamen, enthaltene Wirkstoffe, spezifische Anwendungsbereiche und Dosierungen anhand des Medikamentenbeipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen und in eigener Verantwortung im Bereich der Patientenversorgung zu handeln. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

1. Auflage 2014

Alle Rechte vorbehalten

© 2014 W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-022173-4

E-Book-Formate:

pdf:     ISBN 978-3-17-023889-3

epub:  ISBN 978-3-17-025334-6

mobi:  ISBN 978-3-17-025335-3

Inhalt

Verzeichnis der Herausgeber und Autoren

Vorwort

1   Delir-Syndrom

Christine Thomas

2   Alzheimer-Erkrankung

Peter Häussermann

3   Frontotemporale lobäre Degenerationen

Bernd Ibach

4   Parkinson-Syndrome

Joseph Claßen und Markus Naumann

5   Zerebrovaskuläre Erkrankungen

Andreas Kastrup und Helmut Hildebrandt

6   Zerebrale Raumforderungen

Christiane Weck, Susanne Schwab-Malek und Peter Hau

7   Neuroimmunologische Erkrankungen

Antonios Bayas und Ralf Gold

8   Autoimmunvermittelte und paraneoplastische Enzephalitiden

Michael Malter und Christian G. Bien

9   Infektionserkrankungen des ZNS

Roland Nau und Helmut Eiffert

10   Traumatische Hirnverletzungen (Schädel-Hirn-Traumata)

Tillmann Supprian

11   Epilepsien

Regina Kraus und Bettina Schmitz

12   Alkohol-assoziierte Erkrankungen

Bodo Lieb und Norbert Scherbaum

13   Hereditäre neurologische Erkrankungen

Holger Kessler

14   Unerwünschte neuropsychiatrische Arzneimittelreaktionen

Christian Lange-Asschenfeldt

15   Dissoziative Störungen

Tillmann Supprian

Stichwortverzeichnis

Verzeichnis der Herausgeber und Autoren

Herausgeber

Prof. Dr. med. Markus NaumannDirektor d. Klinik für Neurologie undKlinische NeurophysiologieKlinikum AugsburgStenglinstr. 286156 Augsburg

Prof. Dr. med. Tillmann SupprianChefarzt d. Abt. GerontopsychiatrieLVR-Klinikum DüsseldorfKliniken d. Heinrich Heine UniversitätDüsseldorfBergische Landstr. 240629 Düsseldorf

Autoren

Dr. med. Antonios BayasLtd. Oberarzt d. Klinik für Neurologie undKlinische NeurophysiologieKlinikum AugsburgStenglinstr. 286156 Augsburg

Prof. Dr. med. Christian G. BienChefarzt Epilepsiezentrum BethelKrankenhaus MaraMaraweg 2133617 Bielefeld

Prof. Dr. med. Joseph ClaßenDirektor der Klinik und Poliklinik für NeurologieUniversitätsklinikum LeipzigLiebigstr. 2004103 Leipzig

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Helmut EiffertAbteilung für Medizinische MikrobiologieGeorg-August-Universität GöttingenKreuzbergring 5737075 Göttingen

Prof. Dr. med. Ralf GoldDirektor der Neurologischen Klinik – St. Josef HospitalRuhr Universität BochumGudrunstr. 5644791 Bochum

Prof. Dr. med. Peter HauLeiter d. Wilhelm Sander-Therapieeinheit NeuroonkologieKlinik und Poliklinik für NeurologieUniversität Regensburg amBezirksklinikumUniversitätsstr. 8493053 Regensburg

Priv.-Doz Dr. med. Peter HäussermannChefarzt der Abteilung GerontopsychiatrieLVR-Klinik KölnWilhelm-Griesinger Str. 2351109 Köln

Prof. Dr. phil. Helmut HildebrandtKlinikum Bremen-OstNeurologische KlinikZüricher Str. 4028325 Bremen

Priv.-Doz. Dr. med. Bernd IbachLeitender Arzt Alterspsychiatrie/-PsychotherapiePsychiatrische Dienste ThurgauPostfach 1548596 MünsterlingenSchweiz

Prof. Dr. med. Andreas KastrupChefarzt der Kliniken für NeurologieKlinikum Bremen-Ost und Klinikum Bremen-MitteZüricher Str. 4028325 Bremen

Dr. med. Holger KesslerDeutsche Rentenversicherung SaarlandMartin-Luther-Str. 2–466111 Saarbrücken

Dr. med. Regina KrausOberärztin der Klinik für Neurologie undklinische NeurophysiologieKlinikum AugsburgStenglinstr. 286156 Augsburg

Priv. Doz. Dr. med. Christian Lange-AsschenfeldtLt. Oberarzt Abt. f. GerontopsychiatrieLVR-Klinikum DüsseldorfKliniken d. Heinrich Heine UniversitätDüsseldorfBergische Landstr. 240629 Düsseldorf

Dr. med. Bodo LiebKlinik für abhängiges Verhalten undSuchtmedizinLVR-Klinikum EssenKliniken/Institut der UniversitätDuisburg-EssenVirchowstr. 17445147 Essen

Dr. med. Michael MalterKlinik für EpileptologieUniversitätsklinikum BonnSigmund Freud Str. 2553127 Bonn

Prof. Dr. med. Roland NauChefarzt des Geriatrischen Zentrums WeendeEvangelisches Krankenhaus GöttingenAn der Lutter 2437075 Göttingen

Prof. Dr. med. Norbert ScherbaumDirektor der Klinik für abhängigesVerhalten und SuchtmedizinLVR-Klinikum EssenKliniken/Institut der Universität Duisburg-EssenVirchowstr. 17445147 Essen

Prof. Dr. med. Bettina SchmitzChefärztin der Klinik für NeurologieStroke Unit und Zentrum für EpilepsieVivantes-Humboldt KlinikumAm Nordgraben 213509 Berlin

Dr. Dipl.-Psych. Susanne Schwab-MalekKlinik und Poliklinik für Neurologie amBezirksklinikumUniversität RegensburgUniversitätsstr. 8493053 Regensburg

Dr. med. Christine ThomasLeitende Ärztin der Abt.GerontopsychiatrieKlinik für Psychiatrie und PsychotherapieEvangelisches KrankenhausBielefeldBethesdaweg 1233617 Bielefeld

Dr. med. Christiane WeckKlinik und Poliklinik für Neurologie amBezirksklinikumUniversität RegensburgUniversitätsstr. 8493053 Regensburg

Vorwort

Tillmann Supprian und Markus Naumann

Zahlreiche Erkrankungen, die zu primären oder sekundären Funktionsstörungen des Gehirns führen, können sich in einem komplexen klinischen Bild äußern, das in unterschiedlicher Gewichtung die Bereiche sensorische Wahrnehmung, Motorik, autonome Funktionen, Sprache, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Denken, Verhalten, Willensbildung und Emotionen tangiert. Insbesondere wenn die psychiatrische Präsentation einer Funktionsstörung des Gehirns im Vordergrund steht, ergeben sich für den Kliniker eine Reihe von Differentialdiagnosen, die mitunter zu raschem therpeutischen Handeln zwingen. Gerade angesichts der demographischen Entwicklung mit einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung sind wir in unseren Notaufnahmen und Praxen in wachsendem Maße mit multimorbiden Patienten konfrontiert, bei denen im Rahmen einer neurologischen oder internistischen Grunderkrankung eben auch psychiatrische Symptome dominieren können.

Traditionell werden neurologische Symptome von neuropsychologischen Funktionen und psychiatrischen Symptomen getrennt. Allerdings ist es bei genauer Betrachtung oft schwierig, ein bestimmtes Störungsmuster entweder dem neurologischen oder dem psychiatrischen Fachgebiet zuzuordnen.

Bei Hirnfunktionsstörungen mit einer benennbaren zerebralen oder systemischen körperlichen Erkrankung wurde für die psychiatrische Symptomatik der Begriff »organische psychische Störungen« geprägt. Diesen Störungsbildern wurden dann andere psychische Erkrankungen gegenübergestellt, wie die Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis, für die (noch) keine allgemein anerkannte organische Ursache benannt werden kann. Seit Jahrzehnten gibt es in der klinischen Psychiatrie Bemühungen, eine pathophysiologisch fundierte Klassifikation der psychiatrischen Erkrankungen zu verankern. Die kategorialen Unterscheidungen orientieren sich vor allem an diagnostischen Kriterien und Symptomlisten. Mit der neuen International Classification of Diseases (ICD-11) und deren Klassifikation der psychischen Erkrankungen und dem neuen amerikanischen Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V) wird es eine grundlegende Veränderung geben, indem es neben spezifischen diagnostischen Kriterien auch dimensionale Einschätzungen zur Schweregradbeurteilung geben wird. Ungeachtet dessen wird die genaue Charakterisierung organischer psychischer Störungen auch zukünftig schwierig bleiben.

Dieses Buch versucht eine Gegenüberstellung von neurologischen Erkrankungen und psychiatrischen Symptomen sowie typischen neuropsychologischen Funktionsstörungen. Es geht also im Wesentlichen um die große Gruppe der organischen psychischen Störungen. Ergänzend wurden aber auch Störungsbilder wie die dissoziativen Störungen mit aufgenommen, da sie in der neurologischen Praxis in der Abgrenzung zu organischen Erkrankungen einen so wichtigen Stellenwert haben. Die Übersicht lehnt sich also nicht an die in der ICD-Klassifikation gebräuchliche Einteilung organischer psychischer Störungen an, sondern widmet sich in einzelnen Kapiteln den häufigsten neurologischen Erkrankungen, bei denen psychiatrische Symptome vorliegen können. Eine besondere Stärke liegt darin, dass auch die mit der spezifischen Therapie verknüpften möglichen psychischen Folgeerscheinungen sorgfältig referiert werden.

Die beiden Herausgeber sind sich bewusst, dass hier keine erschöpfende Darstellung aller neurologischen Krankheiten mit assoziierten psychiatrischen Störungen erfolgen konnte, sondern dass eine Beschränkung auf einige wesentliche Gruppen von Erkrankungen vorgenommen werden musste. Diese Reduktion und Eingrenzung ermöglicht es dem Leser aber, sich auf klinisch häufige und in der Versorgung hoch-relevante Erkrankungen zu konzentrieren. Es gelang, ausgewiesene Experten als Autoren für die einzelnen Kapitel zu gewinnen, die aus ihrer Perspektive wichtige klinische Daten zum neurologischen Krankheitsbild und den damit assoziierten psychiatrischen Störungen und neuropsychologischen Funktionsdefiziten referieren. Zwar resultiert aus diesem Vorgehen eine gewisse Heterogenität in der Struktur und der inhaltlichen Darstellung der Abschnitte, die aber in der Natur der Sache liegt. Dem geneigten Leser wird durch das Zitieren aktueller Übersichtsartikel und Reviews die Möglichkeit gegeben, sich bei speziellem Interesse vertiefend in die Materie einzuarbeiten. Das Buch richtet sich an Leser, die im klinischen Alltag Patienten mit neuropsychiatrischen Erkrankungen behandeln, sei es als Ärzte oder Psychologen oder auch als andere therapeutische Berufsgruppe. Es ist in jedem Fall ein Bekenntnis zu dem wichtigen Stellenwert eines gemeinsamen Weiterbildungsabschnitts von Neurologen und Psychiatern.

1          Delir-Syndrom

Christine Thomas

1.1

Einleitung: Begriffsdefinition und Klassifikation

1.2

Epidemiologie

1.3

Pathophysiologie

1.4

Syndromdiagnostik im klinischen Alltag

1.5

Ursachendiagnostik

1.6

Therapie

1.7

Prävention

1.1       Einleitung: Begriffsdefinition und Klassifikation

Der Begriff »Delir« umfasst mehrere klinische Syndrome, die zum Teil fachspezifisch und professionsspezifisch mit unterschiedlichen Begriffen gefasst werden.

Er geht auf die lateinische Wendung »de lira ire« zurück und meint »aus der Spur geraten«. Im Unterschied zum anglo-amerikanischen Sprachraum wurde in der deutschen Literatur der Begriff des Delirs mit einem Entzugssyndrom, zumeist Alkoholoder Benzodiazepine, in Zusammenhang gebracht. Andere akute organische Störungen wurden zurückgehend auf Karl Bonhoeffer als exogene Reaktionstypen (1912) bezeichnet. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts prägte der Psychiater H. H. Wieck den Begriff des »Durchgangssyndroms« als Anteil der Funktionspsychosen, der heute noch vor allem im chirurgischen Fachgebiet gebräuchlich ist und (fälschlich) mit einer harmlosen postoperativen Phase assoziiert wird. Eine kürzlich erschienene Übersichtsarbeit listet die gebräuchlichsten Begriffe auf (Morandi et al. 2008) und stellt fest, dass der Begriff »Delir« lediglich in 54 % der Fälle Verwendung findet.

Nach der gängigen ICD-10-Klassifikation ist ein Delir eine akute organische Störung mehrerer Gehirnfunktionen (akute Enzephalopathie), die sich in Störungen der Kognition (Aufmerksamkeitsdefizite, Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Störungen des formalen Denkens) oder des Bewusstseins, des Wahrnehmungsvermögens (Halluzinationen), der Affektivität und der Psychomotorik sowie der Schlaf-Wach-Rhythmik zeigt. Typischerweise tritt sie innerhalb von Stunden bis Tagen auf, zeigt Symptomschwankungen innerhalb des Tages (Fluktuationen) und hält auslöserabhängig Tage bis Wochen an. Die ICD-10-Klassifikation setzt eine Zeitbegrenzung von sechs Monaten, länger dauernde chronische Delirien sind dann als Demenz zu klassifizieren.

Die psychiatrische Klassifikation des anglo-amerikanischen Sprachraumes, das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen), hat insbesondere in der IV. Fassung eine inhaltlich weitere Definition des Delirs angesetzt und die diagnostischen Kriterien auf akut auftretende und fluktuierende kognitive Störungen aus mehreren Domänen begrenzt, die durch eine organische Erkrankung bedingt sind. Die weiteren Symptome, welche die ICD-10-Klassifikation verlangt, werden als fakultativ klassifiziert. Damit werden auch subsyndromale Delirzustände erfasst, die als prognostisch ebenfalls ungünstig gelten (Cole et al. 2003). Das derzeit entstehende DSM-V stellt unter den kognitiven Defiziten die Aufmerksamkeitsstörung noch weiter in den Vordergrund, bleibt aber bei der Einschätzung des Delirs bei Bewusstseinsstörung vage.

1.2       Epidemiologie

Der demographische Wandel mit Lebenszeitverlängerung und älterer Patientenklientel lässt die Prävalenz des Delirs stark ansteigen. Zumeist liegen Zahlen aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum vor, denen das DSM-IV zugrunde liegt. Hier werden in einer Meta-Analyse (Siddiqi et al. 2006) Delirprävalenzen zwischen 10 % und 31 % für das medizinisch-konservative Setting berichtet, die Delirinzidenz während des stationären Aufenthaltes ist zwischen 3 % und 29 % angegeben. Palliative und gerontopsychiatrische Patienten weisen zumeist höhere Delirraten auf.

In chirurgisch-traumatologischer Klientel und insbesondere bei post-operativen Patienten ist die Prävalenz noch höher und beträgt zwischen 30 % und 70 %, wobei die höchsten Raten bei Hüftfrakturen gefunden werden. In der Intensivmedizin soll das Delir bei bis zu 80 % der Patienten auftreten (Fong et al. 2009; Thomas et al. 2010). Hier ist allerdings die Abgrenzung zur reinen Sedierung eine Herausforderung und die diagnostische Grenze zum Koma ist oft unklar.

Aus dem europäischen Umfeld mit der auf der ICD-10-Klassifikation basierenden Dokumentation werden etwa um ein Drittel geringere Prävalenzraten berichtet (Laurila et al. 2004, Thomas et al. 2012). Eine auf die DRG-Dokumentation ausgerichtete Untersuchung erbringt eine Prävalenz von < 10 % bei Patienten über 65 Jahren. Von einer Unterkodierung ist hier auszugehen. Insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden kognitiven Störungen und Demenz werden Delirien übersehen oder fehlerhaft eingeschätzt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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