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Als ehemalige Pop-Prinzessin möchte ich nichts mehr, als endlich mit einem neuen Image, auf die Bühne zurückzukehren. Mein Management glaubt, dass ausgerechnet ein kitschiges Weihnachtsduett bestehend aus dem Rockstar Benjamin Kingston und mir, mein perfektes Comeback wäre. Die Idee ist noch absurder, als die glitzernden Bühnen-Leggins, die ich vor zehn Jahren getragen habe. Benjamins Ruf eilt ihm weit voraus. Er ist unanständig attraktiv, hat an jedem Finger zehn Frauen und Flirten scheint seine Muttersprache zu sein. Doch um mich von meinem Pop-Sternchen Image zu lösen, ist mir jeder Weg recht. Wirklich jeder. Bis mein Management wieder eine vollkommen abwegige Idee hat. Bis Neujahr sollen wir ein Paar spielen. Denn seitdem die Presse nach einem Bühnenauftritt glaubt, dass Kingston und ich ein Paar wären, steigt der Song weit in die amerikanischen Weihnachtscharts auf. Es ist nur Fake. Nichts ist echt. Doch mit jeder öffentlichen Berührung beginnt mein Herz mehr zu hüpfen. Und dann ist da diese eine Nacht nach der Weihnachtsgala, die die Grenzen unwiderrufbar verschwimmen lässt. ___ Lass dich in das weihnachtlich, verschneite New-York entführen und verliebe dich in diesem romantischen, Fake-Romance, steamy Rockstar-Liebesroman in Benjamin Kingston.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Copyright © 2024 J.D.Summer
Alle Rechte vorbehalten.
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JCG Media
Freiherr-von-Twickel-Str.11 / 48329 Havixbeck
Korrektorat und Lektorat: Martina König
Cover: J.D.Summer
Auflage 1 11/2024
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Für alle, die den Mut haben, sich neu zu erfinden.
Sei mutig – alles, was du brauchst, ist bereits in dir. Das Neue kann nur existieren, weil das Alte dir den Weg dorthin zeigt.
Kapitel 1
Kapitel 2
HEADLINE
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
HEADLINE
Kapitel 9
Kapitel 10
HEADLINE
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
HEADLINE
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
HEADLINE
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
HEADLINE
HEADLINE
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Epilog
Es geht noch weiter mit Madison und Benjamin…
Weitere Bücher von J.D.Summer…
Ausschnitt aus ›The dreams that we forgot‹
Danke
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Über die Autorin
Acht Wochen bis Weihnachten …
Madison
»Haben Sie einen Wagen bestellt?«
Der Taxifahrer fuhr das Fenster der Beifahrerseite herunter und sah mich mit seiner runden Sonnenbrille und einem breiten Grinsen an. In seinem Mund leuchteten zwei goldene Zähne. Ich musterte ihn von oben bis unten, soweit das geöffnete Fenster es zuließ. Der Taxifahrer wirkte schräg, aber nicht bedrohlich.
»Ja, das habe ich«, erwiderte ich schnell.
»Na, dann spring mal rein, Prinzessin.«
Er schloss das Fenster wieder und ich öffnete die Tür zur hinteren Sitzbank. Meine Hände zitterten leicht, als ich auf die Rückbank rutschte. Prinzessin, hallte es in meinem Kopf wider. So war ich sehr lange nicht genannt worden, und auch wenn er es sicher nicht böse meinte, löste diese Anrede einen bitteren Geschmack in meinem Mund aus. Wie ein Kaugummi, das man zu lange gekaut hatte und nicht loswerden konnte. Pop-Prinzessin hatten sie mich all die Jahre genannt. Ein Titel, den ich nur zu gern an den Nagel hängen wollte.
»Wo soll es denn hingehen?«
»7th Avenue bitte«, sagte ich und nahm mein Smartphone in die Hand. Auf der Rückseite war ein kleiner Spiegel aufgeklebt, in dem ich mein Make-up kontrollierte. Zwei kleine goldene Kreolen blitzten unter meinen roten Haaren hervor, die in großen Wellen über meine Schultern fielen. Ich fuhr mit dem Finger unter meiner Unterlippe entlang, als wäre mein zarter Lipgloss verschmiert. War er natürlich nicht. Zufrieden stellte ich fest, dass mein Make-up makellos war. Seufzend ließ ich mein Handy auf meinen Schoß sinken und sah mich um.
Das Taxi roch nach einem Pumpkin-Spice-Duftbaum und kaltem Rauch. Die Kunstledersitze waren etwas aufgeraut und verrieten, dass der Wagen bereits in die Jahre gekommen war.
Ich öffnete die Instagram-App und begann nervös durch meinen Feed zu scrollen. Bei dem Feierabendverkehr würde die Fahrt von Soho bis zur 7th Avenue vermutlich über dreißig Minuten dauern. Die goldene Dämmerung schien durch die Fenster des Taxis und die ersten Laternen waren bereits eingeschaltet. Die Stadt spiegelte zu dieser Uhrzeit ein geschäftiges Treiben mit den schnell vorbeilaufenden Menschen, den Lichtern hinter den Fenstern der Stadthäuser und Skyscraper, den Laternen und den hell leuchtenden Neonreklamen der Geschäfte. Als wollten alle vor dem letzten Sonnenstrahl fliehen.
Ich zupfte an meiner cremefarbenen Strickjacke, die ich offen über einem weißen T-Shirt trug. Ich mochte es schlicht und bequem. Meine Wildlederhandtasche lag neben mir auf dem verschlissenen Sitz. Das helle Braun setzte sich deutlich von meinen dunkelblauen Jeans ab.
Der Übergang zwischen Tag und Nacht war in der Stadt, die niemals schlief, immer ein magischer Moment, den ich nur zu gern durch die Fenster meiner Wohnung beobachtete. Doch hier, in diesem Taxi, auf dem Weg in ein hoffentlich neues Leben, konnte ich den Zauber kaum spüren und wippte stattdessen mit einem Fuß, wobei meine braunen Stiefeletten von hinten gegen den Beifahrersitz stießen.
Normalerweise wäre diese Fahrt in maximal zwanzig Minuten geschafft. Die Subway zu nehmen, wäre wesentlich schneller, aber das kam für mich schon lange nicht mehr infrage. Zu viele Menschen würden mich erkennen und Fotos mit mir machen wollen. Allein der Gedanke daran ließ mich die Hände zu Fäusten ballen.
Ein nervöser Blick auf meine kleine Armbanduhr mit dem schwarzen Ziffernblatt und dem rosé-goldenen Armband verriet mir, dass ich selbst mit der Verspätung noch pünktlich zum Termin erscheinen würde.
Der Taxifahrer zog langsam den Wagen in den Verkehr und fuhr mit Schrittgeschwindigkeit durch das SoHo-Viertel. Im Radio lief leise Musik und er summte dazu wippend mit dem Kopf und klopfte vollkommen unrhythmisch mit der Hand auf das Lenkrad. Bei so viel fehlender Musikalität stellten sich mir die Nackenhaare auf.
Der Taxifahrer sah mich über den Rückspiegel an und ich blickte schnell zurück auf das Handy in meinen Händen.
»Sind Sie nicht dieses Mädchen vom Disney Channel?«
Mädchen. So wurde ich mit neunundzwanzig Jahren schon lange nicht mehr genannt. Erst nannte er mich Prinzessin und jetzt auch noch Mädchen. Dieser Taxifahrer hatte es auf jeden Fall raus, sich bei mir unbeliebt zu machen.
»Das habe ich früher mal gemacht«, erwiderte ich so belanglos wie möglich und ohne aufzusehen. Ich wollte lediglich zur 7th Avenue und nicht einen Striptease meiner Vergangenheit hinlegen.
»Der Disney Club, oder?«, fragte er weiter und lachte mit einem dunklen, rauen Lachen, das deutlich verriet, dass er Raucher war, und den abgestandenen Geruch im Wagen erklärte.
Ich presste die Lippen aufeinander und nickte.
»Meine Tochter ist ein Riesenfan von Ihnen. Ich glaube, sie war sogar mal auf einem Ihrer Konzerte.«
Na super, er hatte mich wirklich erkannt. Genervt biss ich die Zähne fest aufeinander. Ich schluckte einen dicken Kloß herunter, der sich in meinem Hals formte.
»Tatsächlich«, sagte ich höflich. »Wie alt ist denn Ihre Tochter?«
Es nervte mich, über meine Vergangenheit zu sprechen. Ich war doch auf dem Weg in ein neues Leben. Nett war praktisch der zweite Vorname von Madison Hart.
»Sie ist sechsundzwanzig. Sie heiratet nächstes Jahr. Ist das zu glauben?« Er lachte wieder mit seiner rauen Stimme und musste im Anschluss nervös husten. »Meinen Sie, ich könnte ein Autogramm von Ihnen bekommen? Also für meine Stacey. Ich bin mir sicher, sie würde sich auch heute noch riesig darüber freuen.«
»Natürlich, gern«, sagte ich wieder freundlich und lächelte ihn mit meinem gelernt aufgesetzten Show-Lächeln über den Spiegel an.
»Das wird sie mir nie glauben, dass ich Sie gefahren habe, Miss Hart.«
»Manchmal muss man einfach Glück haben.«
Ich sah aus dem Fenster und versuchte damit zu signalisieren, dass ich kein Interesse an einer weiteren Unterhaltung hatte.
»Sie haben doch immer dieses Herz aus Ihren Händen geformt, wenn Sie von der Bühne gegangen sind, oder?«, fragte der Fahrer weiter. Die Begeisterung lag deutlich in seiner Stimme.
Verdammt, warum hatte ich nicht einfach irgendeinen Taxifahrer bekommen können? Irgendjemanden, der mich nicht kannte.
»Ganz genau«, sagte ich kurz. Madison Harts Markenzeichen war nun einmal das Herz, das ich nach jedem Auftritt aus meinen Händen formte.
»Vielleicht könnten wir ein Selfie zusammen machen, wenn wir an der 7th Avenue angekommen sind, und Sie formen dieses Herz in die Kamera. Stacey und meine Frau glauben mir sonst ja doch nicht, dass ich Sie gefahren habe.« Er lachte wieder, gefolgt von seinem Raucherhusten.
Ich seufzte tief. Diese Fahrt sollte doch eigentlich der Weg in ein neues Leben sein. Der Weg zu einer neuen Madison Hart. Eine Madison Hart ohne Disney Club, ohne Auftritte in Fernsehserien und ohne das Image des Pop-Sternchens. Doch offensichtlich versuchte dieses verrückte Universum, mich noch ein letztes Mal daran zu erinnern, wer ich war. Und wenn ich eins war, dann war es immer freundlich, immer süß und immer bereit für ein Foto. So liebten mich die Fans, das Management, ja eigentlich die ganze Welt. Madison Hart war makellos.
»Natürlich können wir ein Selfie machen.«
Auf das eine mehr oder weniger kam es ja doch nicht an.
»Crazy, das muss mein Glückstag sein.« Er schlug lachend auf das Lenkrad.
»Meiner hoffentlich auch«, sagte ich leise zu mir selbst, starrte wieder aus dem Fenster und betrachtete das langsam vorbeikriechende New York. Es war ein warmer Herbsttag Ende Oktober und die Schaufenster waren alle bereits auf Thanksgiving eingestellt, das erst in vier Wochen stattfinden würde. Hier und da waren noch die letzten Dekoelemente zu Halloween zu sehen, aber die meisten Geschäfte hatten bereits auf den Anbruch der Weihnachtszeit umgestellt. Üppige Festtafeln in leuchtenden Herbstfarben und Kürbisse glänzten unter leuchtenden Lichterketten. Wimpelketten, die fallendes Herbstlaub symbolisierten, und gemütliche Kuscheldecken in gedeckten Farben luden dazu ein, sich in das nächste Schaufenster zu kuscheln.
Der Central Park erblühte in den schönsten Rottönen und die Treppen der Brownstone-Häuser waren mit Kürbissen dekoriert. Der raue braune Sandstein, der den charakteristischen Stadthäusern von New York seinen Namen gegeben hatte, erstrahlte in seiner klassischen Patina. Hinter den hohen eckigen Fenstern leuchteten gemütliche Lampen und vor den dunklen, massiven Haustüren hingen herbstliche Kränze. Die Brownstone-Häuser mit ihren kurzen Treppen, Podesten vor den Haustüren und schmiedeeisenernen Geländern waren aus beliebten Fernsehserien wie Sex and the City oder How I met your mother weltbekannt. Lächelnd beobachtete ich einige Touristinnen, die sich auf einer dieser Treppen im Carrie-Bradshaw-Outfit fotografierten und klar den Look der Serie Sex and the City nachstellten.
Es war offiziell die Saison der Pumpkin-Spice-Latte und Strickpullis. Egal ob es draußen noch an die zwanzig Grad waren.
Früher hatte ich es geliebt, mit meinen Eltern Kürbisse auszuschnitzen und in unserem Dorf nördlich von New York diese Jahreszeit zu zelebrieren. Doch heute war es mir fast egal. Ich saß in meiner hübschen Wohnung in Soho mit den bodentiefen schwarzen Sprossenfenstern und beobachtete, wie die Stadt sich verfärbte und die Menschen ekstatisch zu Starbucks rannten, um ihren ersten herbstlich schmeckenden Kaffee zu kaufen.
Ich biss mir von innen auf die Wange. Verdammt, ich war bitter geworden. Das musste ich mir sogar selbst eingestehen. Wo war die süße und immer fröhliche Madison Hart, die noch bis vor fünf Jahren in einer der bekanntesten New Yorker Fernsehserien über das luxuriöse Leben der Upper East Side mitgespielt hatte? Wo war das Mädchen in der Latzhose, das mit sechzehn beim Disney Club moderiert hatte? Wo war mein Traum geblieben, auf der Bühne zu stehen?
»Sind Sie auf dem Weg zu Ihrem Musiklabel? Davon sitzen doch einige an der 7th Avenue, oder?«, fragte der Taxifahrer.
Ich wollte keinen Small Talk führen, aber ich war auch nicht der Mensch, der andere vor den Kopf stieß. Nein, ich war Madison Hart: Everybody’s Darling.
Der Taxifahrer bremste abrupt und ich musste mich an dem Griff über meinem Kopf festhalten, um nicht nach vorn zu rutschen. Ein Fahrradfahrer war von der Seite in die Straße gebogen, ohne zu schauen. Sein Glück, dass der Fahrer gebremst hatte. Täglich passierten Unfälle mit Fahrradfahrern. Seitdem die Stadt die Radwege und das Citi-Bike-Sharing-Programm eingeführt hatte, stiegen mehr und mehr New Yorker auf das Fahrrad um.
»Ganz genau«, sagte ich und atmete etwas angestrengt aus.
»Wird es bald ein neues Album von Ihnen geben?« Er schob seine Sonnenbrille auf den Kopf und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Das letzte ist doch schon ein paar Jahre her, oder?«
Ich zögerte. Ich war auf dem Weg zu meinem Musiklabel, aber wir planten kein neues Album von der Madison Hart, die alle kannten. Zum ersten Mal hatte ich ganz allein ein paar Songs geschrieben und wollte somit eine erwachsene Madison Hart zeigen. Derselbe Name, aber eine komplett neue Identität. Meine eigene Identität und nicht die, die sich irgendein PR-Profi für den Disney Channel ausgedacht hatte.
Hupend kam der Verkehr um uns herum zum Stehen. Ein aggressiv fahrender Porsche-Fahrer hatte offensichtlich ohne zu schauen die Spur gewechselt und zog jetzt den Groll der gesamten Straße auf sich.
»Darüber darf ich natürlich nicht sprechen«, sagte ich nur. Durfte ich auch nicht, und vor allem wollte ich es nicht. Ich wusste nicht, ob das Gespräch, das vor mir lag, der Anfang von einem neuen Leben war oder der Ende eines Traums.
Wir fuhren langsam weiter und mein Blick fiel auf einen Mann auf dem Gehweg, der einen Handkarren schob, der ähnlich wie ein Gabelstapler aussah und auf dem sich drei Meter hoch Zeitungen stapelten.
Würden ihnen meine Songs gefallen? Ich hatte bis heute kein Feedback von Avery und Natalia bekommen. Ohne ihr Wohlwollen würde es kein neues Album geben. Ich war immerhin vertraglich an das Label gebunden.
Ich seufzte schwer und versuchte, das aufkommende Herzrasen zu ignorieren und mich mit dem Blick aus dem Fenster abzulenken. Der Verkehr wurde flüssiger und um uns herum tauchten mehr und mehr gelbe Taxen und schwarze Limousinen auf. Ein Zeichen, dass wir auf der 7th Avenue angekommen waren. Auf den Gehsteigen liefen Männer in Anzügen, mit Handys am Ohr und einem Coffee-to-go-Becher in der Hand, und Frauen auf hohen Schuhen und in engen Röcken. Dazwischen manövrierten Touristen mit einem Reiseführer in der Hand oder fotografierend mit dem Smartphone vor dem Gesicht.
»Wir sind angekommen.«
Mit einem Ruck fuhr der Taxifahrer rechts ran.
Ich blickte aus dem Fenster direkt auf den imposanten Nova Records Tower, der in seiner innovativen Architektur aus Metall und Glas wie ein moderner Eispalast aus dem Boden ragte. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Magen aus und ich wusste nicht sicher, ob es Nervosität oder Vorfreude war.
Der Taxifahrer stand aus und öffnete mir die Tür. Etwas, das für New York vollkommen unüblich war.
Die Leute auf dem Gehweg machten einen Bogen, sodass ich aussteigen konnte.
Der Taxifahrer zückte sein Handy und hielt es so, dass es mich und ihn zeigte. Ich lächelte verkrampft mein einstudiertes Show-Lächeln.
»Vergessen Sie nicht das Herz.«
Ich hob meine Hände und formte ein Herz damit, so wie ich es Tausende Male zuvor fröhlich getan hatte.
Es war wie Fahrradfahren. Ich hatte es nicht verlernt. Nur spürte ich absolut nichts mehr, wenn ich es tat. Es war nur eine Show. Früher war die Geste ein Zeichen für all das gewesen, was Madison Hart ausmachte. Eine freundliche, fröhliche Sängerin, die Tausende von Herzen im Sturm eroberte. Doch heute war es nur noch ein hohles Echo, das ein düsteres Ende einer Zeit für mich symbolisierte, die sich anfühlte, als wäre sie im Leben von jemand anderem passiert.
Ich schob meine Sonnenbrille auf die Nase und ignorierte die stehen gebliebenen Menschen auf dem Gehweg. Einige hatten die Handykamera gezückt und mich und den Taxifahrer fotografiert, andere waren einen Schritt auf mich zugegangen, doch noch bevor mich jemand angesprochen hatte, war ich durch die große Drehtür in den Nova Records Tower getreten. Die Eingangshalle des Towers war großzügig und modern, so wie der gesamte Tower. Die Bodenfliesen waren aus hochwertigem hellen Marmor und die Glaswände ließen die Lichter der Stadt hinein. In der Mitte des hohen Raumes stand eine abstrakte Metallskulptur, die ich jedoch nie verstanden hatte. An den Wänden über dem Bereich mit den schwarzen Couches, die an die Lobby eines Hotels erinnerten, hingen Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Pop- und Rockgeschichte des Labels. Es roch nach Reinigungsmitteln und ein dumpfes Gemurmel durchströmte den großen Raum.
Ohne aufzusehen, drückte ich auf den Knopf für den Aufzug und wartete. Mit einem klingenden Geräusch kam der Aufzug an und ich stieg erleichtert in die leere Kabine, drückte auf die Zahl Siebzehn für das Stockwerk, in dem mein Management saß, nahm die Sonnenbrille ab und steckte sie in meine Handtasche.
»Halt, warten Sie«, rief eine Stimme, doch ich reagierte nicht, schloss die Augen und legte den Kopf gegen die Wand. Ich wollte mit niemandem die siebzehn Etagen nach oben fahren.
»Vielen Dank fürs Aufhalten«, sagte eine dunkle Stimme und ich riss die Augen auf und sah, wie die Aufzugtür sich wieder öffnete.
Ein breitschultriger Mann mit dunklen Haaren und einem schiefen Grinsen, das mir bekannt vorkam, stieg in die Kabine. Er war monochrom gekleidet. T-Shirt, Jeans und Lederjacke – alles war schwarz. Er musterte mich von oben bis unten. Ich wechselte unter seinem intensiven Blick und seinen hellen blauen Augen meine Position. Mit verschränkten Armen räusperte ich mich.
»Ich habe nicht gehört, dass Sie mitfahren wollten«, log ich ein wenig zu zickig.
Er lachte leise und das Timbre seiner Stimme fuhr durch meinen gesamten Körper. »Das ist gelogen«, sagte er nur und drückte auf die Fünfzehn.
Der Fremde kam mir bekannt vor. War er dieser Schauspieler von Aquaman? Nein, ich kannte ihn irgendwo anders her. Nur woher?
Als die Aufzugtüren sich wieder schlossen, verschränkte er ebenso wie ich die Arme und lehnte sich mir gegenüber an die Wand des Aufzugs. Er wirkte durch seine Pose noch viel größer als zuvor. Er zog seine Lederjacke aus, klemmte sie sich unter den Arm und entblößte seine imposanten Oberarme.
Ich versuchte, meinen Blick von seinem Körper zu nehmen. Doch ich konnte einfach nicht wegsehen.
War der Aufzug auf einmal kleiner als zuvor? Wärmer? Weniger Sauerstoff?
»Kennen wir uns?«, fragte ich und versuchte damit, meine Unsicherheit zu überspielen.
»Ja, Madison, das tun wir.« Ein siegessicheres Lächeln umspielte seinen Mund.
Shit, er kannte meinen Namen.
Und er klang fantastisch aus seinem Mund.
Könnte er vielleicht noch einmal meinen Namen sagen? Nur so für mich.
Er konnte auch einfach irgendjemand hier aus dem Label sein, oder? Jemand, der mich kannte, immerhin war ich berühmt.
Warum hatte ich das Gefühl, dass ich seinen Namen ebenfalls kennen musste?
»Du erinnerst dich nicht, oder?« Er schüttelte den Kopf, sichtlich amüsiert.
»Es tut mir leid. Ich treffe ständig so viele Menschen, da kann ich unmöglich alle Namen und Gesichter behalten.«
»Nun, mein Gesicht hast du offensichtlich nicht vergessen.«
Er hob eine Augenbraue.
Wie auch? So ein Gesicht konnte man nicht vergessen. Es würde mich in meinen Träumen um einen leeren Aufzug mit nur diesem Mann und mir darin verfolgen.
Dieser Blick sollte verboten werden. Vermutlich konnte er mit einem Augenaufschlag die Frauen dazu bringen, sich vor ihn zu knien.
»Und irgendetwas sagt mir, dass du nach heute auch meine Oberarme nicht vergessen wirst.«
Der Idiot spannte den Bizeps seiner verschränkten Arme noch etwas mehr an. Wie konnte man nur so aussehen? Vielleicht war er ein Bodyguard. Ja, genau, das musste es sein. Die waren doch immer so gut trainiert.
Ich räusperte mich und sah auf die Anzeige, die erst bei Etage acht war. Fuck, dieser Aufzug war fast so schmerzhaft langsam wie die Taxifahrt.
»Arbeiten Sie für Nova Records?«, fragte ich jetzt direkt.
Er lachte wieder. »Nein, Schätzchen, ich arbeite nicht hier. Da musst du schon etwas tiefer in deinem schönen Kopf graben.«
Könnte es gefährlich werden für den Aufzug, wenn die Vibration seines Lachens meinen Körper so durchfuhr? Ich meine, das musste sich doch auf die Kabine übertragen. Nicht, dass wir abstürzten oder stecken blieben. Wobei ich in diesem Moment so einige Fantasien dazu hatte, was wir tun würden, wenn wir wirklich im Aufzug gefangen wären.
Nur wir beide.
Nervös strich ich mir eine meiner roten Strähnen hinter das Ohr. Die langen Haare hatte ich jahrelang blond gefärbt, doch nach meinem Rückzug aus dem Rampenlicht wollte ich meine schottischen Vorfahren nicht länger verleugnen. Ich wollte einfach ich sein und nicht mehr die blonde, künstliche Madison Hart, die einer erfundenen Puppe glich.
Warum hatte ich nicht einfach zehn Minuten früher hier sein können? Dann wäre mir diese unangenehme Aufzugfahrt erspart geblieben.
Der Nova Records Tower hatte fünfundvierzig Etagen, da wäre es nahezu unmöglich, dass wir uns jemals wiedersehen würden. Der Gedanke ließ mich erleichtert aufatmen.
»Es tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung. Vielleicht sind wir uns irgendwo mal über den Weg gelaufen. Es tut mir furchtbar leid, dass ich Ihren Namen nicht mehr weiß, offensichtlich war es kein besonderes Treffen. Wichtige Menschen vergesse ich nicht.«
Oh verdammt, ich klang zickig und arrogant, aber ich wollte einfach nur aus diesem Aufzug raus.
Mister Black and Beautiful kam einen Schritt auf mich zu und legte die Hand neben meinen Kopf an die Aufzugwand.
Fuck. Diese Nähe. Mir stockte der Atem und ich musste schwer schlucken. Von Nahem sahen seine blauen Augen aus wie zwei beleuchtete Eiskristalle. Welcher normale Mensch hatte denn solche Augen? Ich meine, vielleicht war er ein Transformer oder nicht von diesem Stern, oder vielleicht war er doch Aquaman. Je näher er kam, umso unsicherer wurde ich mir, ob er wirklich ein Mensch sein konnte.
»Schätzchen, glaub mir, wenn unser Treffen wichtig gewesen wäre, hättest du mich nicht vergessen. So schnell vergisst mich keine. Aber ich will dir etwas auf die Sprünge helfen: die Late Night Lounge.«
Er hob wieder eine Augenbraue und der Aufzug kam zum Halten. Er zögerte einen Moment und ich hatte fast das Gefühl, dass er mich gleich küssen wollte. Doch stattdessen setzte er nur dieses entwaffnende Lächeln auf und trat einen Schritt zurück, um den Aufzug zu verlassen. Er zwinkerte mir noch einmal arrogant zu und drehte sich dann um.
Atemlos und gegen die Wand gepresst sah ich, wie ein Mann im Anzug auf ihn zuging und ihm die Hand entgegenstreckte.
»Benjamin Kingston, willkommen bei Nova Records. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte der Anzugträger.
Mein Hals wurde trocken und ich musste schwer schlucken, um nicht laut zu husten.
Benjamin Kingston.
Das war der Lead-Sänger der erfolgreichsten Rockband der letzten zwanzig Jahre.
Wir hatten uns tatsächlich vor einigen Jahren bei der Late Night Lounge mit Moderator Carson Rivers getroffen. Ich damals mit meinem größten Hit Junebug auf der Bühne und seine Band Silvercrest mit ihrem damaligen Nummer-Eins-Hit. Soweit ich mich erinnerte, wurde jede Auskopplung aus ihrem damaligen Album ein Erfolg.
Shit, Ben Kingston hätte ich wirklich erkennen müssen.
»Ciao, Madison, da bist du ja!«
Meine Managerin Natalia machte mit ihren hohen roten Hacken einen Schritt auf mich zu und küsste mich auf die Wangen, als ich durch ihre Bürotür trat. Sie war Italienerin und umarmte und küsste jeden, dem sie begegnete. Ihre dunkelbraunen Haare hatte sie in einen hohen Pferdeschwanz gebunden und ihr enges schwarzes Bleistiftkleid saß wie eine zweite Haut an ihrem schlanken Körper. Ihre roten Lippen hatten denselben Farbton wie ihre Pumps.
Manche Dinge änderten sich einfach nie. Lächelnd und mit dem warmen Gefühl, endlich wieder hier zu sein, trat ich ihr entgegen.
»Madison.«
Mit ausgestrecktem Arm begrüßte mich ebenfalls meine PR-Managerin Avery. Sie schüttelte wie immer distanziert meine Hand. Wir kannten uns seit Jahren, aber in den Arm hatte Avery mich noch nie genommen. Was ihr an Herzlichkeit fehlte, machte sie durch absolute Professionalität wett. Avery war eine kleine Frau mit kurzen blonden Haaren. Sie wirkte kontrolliert und organisiert, was sie durch ihre schlichte, monochrome Kleidung widerspiegelte. Avery trug keinen Schmuck und lediglich eine Smartwatch am Arm. Ihr Büro lag auf demselben Flur wie Natalias, und auch wenn ich es heute nicht sehen würde, wusste ich, dass es außer einem großen Schreibtisch und zwei Sesseln keine Dekoration oder Gegenstände beinhaltete.
Ich sah mich in dem altbekannten Raum um, in den ich seit fünf Jahren keinen Fuß gesetzt hatte. Nachdem ich mich aus dem Rampenlicht verabschiedet hatte, hatte ich tunlichst jeden Besuch bei Nova Records vermieden. Ich wollte hier nicht gesehen und vor allem nicht erkannt werden. Zu tief saß der Schmerz der damaligen Zeit.
Natalia hatte neue Möbel bekommen. Die ehemaligen weißen Lederstühle waren durch schwarze Sessel ersetzt worden und die Wände waren frisch in einem zarten Olivgrün gestrichen. Daran hingen Bilder von mir und anderen Künstlern, die sie managte. Auf einem runden silbernen Beistelltisch neben einem Sessel lagen verschiedene Bildbände, die die amerikanische Pop-Geschichte darstellten. Die Bücher hatten schon damals hier gelegen, nur nicht auf dem Tisch, sondern in einem Regal, das hier nicht mehr stand. Lediglich der große, gläserne Schreibtisch war noch genau derselbe wie vor fünf Jahren. In der Ecke, in der vorher die Regale gestanden hatten, war jetzt eine kleine Kaffeebar aufgebaut, die mich zum Lächeln brachte. Natalia hatte jahrelang über den schlechten Kaffee hier im Büro geschimpft und immer von echtem italienischem Espresso geschwärmt. Offensichtlich konnte sie sich den jetzt täglich selbst zubereiten.
Es war so vertraut und neu zugleich, wieder hier zu sein, dass es hinter meinen Augen zu brennen begann.
»Schön, euch beide zu sehen«, sagte ich ehrlich und schnell, um von den aufkochenden Emotionen abzulenken. Meine Managerin und meine PR-Beraterin wiederzusehen, fühlte sich verdammt gut an. Dies war der Neuanfang. Ich konnte es spüren.
»Wir haben Ashton auch dazu gebeten. Er war ja damals bei jedem deiner Projekte involviert, darum dachten wir, du würdest dich über ein bekanntes Gesicht freuen.«
Natalia deutete auf den blonden Mann, der hinter ihnen auf der Couch saß. Ashton und ich hatten uns seit Monaten nicht gesehen. Er war Gitarrist und der einzige Musiker, der immer fest in meiner Band gespielt hatte. Als Solo-Künstlerin hatte ich sonst immer rotierende Musiker gehabt, die je nach Tour oder Auftritt dazu gebucht wurden. Doch Ashton begleitete mich seit den Anfängen und hatte bereits bei meinem ersten Hit in meiner Band gespielt. Er hatte sogar Junebug mit mir zusammen geschrieben.
Ich ging mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu und er stand auf und zog mich direkt in eine Umarmung. »Lange nicht gesehen, Maddy.«
Ashton grinste mich breit an. Er war einer der wenigen, die mir noch diesen alten Kosenamen gaben. Er trug lässige Jeans und einen grauen Hoodie. Seine blonden Haare hatte er kurz geschnitten. Wir hatten zwar die Jahre über Kontakt gehalten, jedoch hatte ich ihn auch seit Monaten nicht mehr gesehen.
»Es ist toll, dich wieder an Bord zu haben«, sagte ich nur.
»Wir werden sehen«, erwiderte er und setzte sich.
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag in den Magen. Denn er hatte vollkommen recht. Ich hatte zwar ein paar Songs geschrieben, aber ob Nova Records diese produzieren würde, stand noch in den Sternen.
Mit aufeinandergebissenen Zähnen drehte ich mich zurück zu Natalia und Avery. Ich ballte die Hände zu Fäusten und versuchte zu lächeln. Doch mein Körper war fast gelähmt vor Anspannung. Wie konnte ein einzelner Kommentar von Ashton dafür sorgen, dass ich all die Hoffnung durch Angst ersetzte?
»Setz dich doch, Madison. Wie ist es dir ergangen?«
Natalia setzte sich auf einen der schwarzen Sessel und reichte mir einen Teller mit Keksen.
»Meine Mutter ist zu Besuch. Sie hat den ganzen Abend Cantuccini gebacken. Koste sie, sie sind himmlisch.« Genüsslich ließ sie einen Keks in ihrem Mund verschwinden. »Mit echten Mandeln aus Italien. Wie sie die durch den Zoll bekommen hat, ist mir ein Rätsel.«
Kopfschüttelnd lehnte ich ab und setzte mich auf einen der Sessel. Ich würde jetzt doch nichts durch den Hals bekommen.
»Es geht mir gut so weit«, antwortete ich oberflächlich.
»Das ist schön. Du warst ja sehr fleißig. Wir haben deine Mappe mit den Vorschlägen erhalten und durchgesehen. Du hast fünf Songs geschrieben, Madison, das ist wirklich enorm.«
Das lief nicht gut. Wenn Natalia begann, mich zu loben, würde gleich noch ein Aber kommen. So hatte sie es gelernt und so machte sie es immer, wenn sie ein schwieriges Gespräch führen musste. Erst etwas Positives, dann die Kritik und dann noch einmal etwas Aufmunterndes.
Sie wechselte einen Blick mit Avery, was meine Vermutung nur noch bestätigte. Dann ging sie zu ihrer Espressomaschine in der Ecke und bediente sie geschickt. Ohne zu fragen, stellte sie vor Avery und mir und an ihrem eigenen Platz einen dampfenden Espresso ab.
Nervös rutschte ich auf meinem Sessel hin und her. In meinem Magen formte sich ein flauer Knoten und ich war mir nicht sicher, ob ich mich gleich übergeben müsste. Fast so wie vor einem Auftritt. Ich hatte panische Bühnenangst. Was man kaum glauben konnte, sooft wie ich schon auf einer gestanden hatte. Ich musste diesem Theater ein Ende machen.
»Spuck es aus, Natalia. Ich habe diese Songs geschrieben, weil ich endlich ernst genommen werden möchte. Ich will mich von meinem Teenie-Image lösen, von der Disney-Maddy, von dem Fernsehserien-Star. Ich will eine neue Madison Hart auf die Bühne bringen. Ich sehne mich danach, wieder auf der Bühne zu stehen, aber nicht mit den alten Songs, die nur zum Geldverdienen gut waren und dafür, ein Image zu bedienen. Ich bin erwachsen geworden, Natalia. Das sind meine Hörer sicher auch und das will ich ihnen zeigen. In diesen Songs steckt mein Herzblut und so viel von mir. Bitte gebt mir eine Chance, dass wir gemeinsam dieses Album produzieren.«
Natalia presste die Lippen aufeinander und schlug ihre langen Beine in den hohen Schuhen schräg übereinander, dann griff sie nach ihrem Espresso und nippte daran. »Das verstehe ich sehr gut, Madison, und ich bin ganz deiner Meinung. Als Teenie-Star kannst du nicht zurück auf die Bühne. Das wäre auch ziemlich vermessen mit neunundzwanzig.«
Erleichtert atmete ich aus. Wenigstens waren wir uns schon einmal in einem Punkt einig.
»Aber wir können dich nach fünf Jahren Abwesenheit nicht direkt mit diesem Album auf die Fans loslassen. Es ist zu tief, zu ernst und passt so gar nicht zu der fröhlichen Madison, die sie zuletzt vor fünf Jahren auf der Bühne gesehen haben. Du würdest deine Fans damit verschrecken.«
Das flaue Gefühl breitete sich weiter in meinem Bauch aus. Es war ja nicht so, als hätte Madison Hart sich fröhlich winkend und mit dem Herz vor der Brust aus der Öffentlichkeit verabschiedet. Nachdem angeblich echte Tapes von mir veröffentlicht worden waren, auf denen ich schräg sang, war ich untergetaucht. Ich war damals zu schwach gewesen, um gegen die Paparazzi und die schlechte PR anzukämpfen. Die Tapes klangen viel zu sehr nach mir und wurden in jeder TV-Sendung abgespielt. Anstatt damals Verantwortung zu übernehmen und mich dem Skandal zu stellen, hatte ich feige die Flucht nach hinten angetreten und mich sang- und klanglos aus dem Rampenlicht verabschiedet. Ich war damals am Boden gewesen, hatte mir eine Therapeutin gesucht und war vorübergehend zurück zu meinen Eltern gezogen. Doch nur so lange, bis die Paparazzi selbst dort aufgetaucht waren. Ich hatte Angstzustände und Schlafstörungen gehabt und hatte mich in meiner Wohnung im SoHo-Viertel von New York verschanzt. Es war eine einsame Zeit gewesen, aus der ich mich mit Therapie und eigener Kraft gezogen hatte. Ich fand also, dass die neue, düstere Stimmung durchaus zu den vergangenen fünf Jahren passte. Doch jetzt war ich bereit, zurückzukehren, wohl wissend, dass ich mich auch den Dämonen von damals stellen müsste.
»Ich will nicht sagen, dass die Songs schlecht sind, Madison. Ich mag sie wirklich.«
»Danke«, sagte ich nüchtern und griff nach meinem Wasserglas, das Natalia neben dem Espresso abgestellt hatte. »Sie spiegeln einiges wider, was ich in den vergangenen Jahren verarbeitet habe.«
Natalia nickte und presste die Lippen aufeinander. Sie suchte nach Worten.
»Aber sie sind so gar nicht Madison Hart«, sagte jetzt Ashton von seinem Platz. Er sah mich mitfühlend an und lehnte sich mit seinen Unterarmen auf seine Beine. Dann griff er nach meiner Hand. »Wir wollen nicht, dass du mit wehenden Fahnen untergehst. Du brauchst ein Comeback mit einem Knall.«
»Einen Song in den Top-Ten der Charts«, fügte Avery hinzu.
Sie hatten alle schon vorher miteinander gesprochen und ich fühlte mich auf einmal so wie früher. Das kleine Mädchen, dem alles vorgekaut wurde, das keine eigenständigen Entscheidungen treffen konnte.
»Aber Avery und ich haben eine Idee, Madison«, sagte Natalia mit einem breiten Lächeln. »Wir glauben sogar, es ist eine fantastische Idee. Wenn sie auch recht kurzfristig ist und sehr viel Einsatz verlangt. Von uns allen. Aber natürlich vor allem von dir. Du willst dein Comeback, wir wollen auch dein Comeback. Du willst nicht als das süße Teenie-Mädchen zurückkommen, das wollen wir auch nicht. Wir wollen die neue, die echte Madison Hart sehen, aber wir brauchen direkt einen Knaller, einen Garant für einen Number-One-Hit.«
Ich sah von Natalia zu Avery zu Ashton und wieder zurück zu meiner Managerin. Ashton sah ähnlich überrumpelt aus, wie ich mich fühlte. Wenigstens hatten sie offensichtlich noch nicht alles hinter meinem Rücken besprochen.
»Und wie genau soll das gehen? Ich meine, wenn man genau wüsste, was ein Hit wird, würde es ja jeder machen.«
Natalia begann breit mit ihren roten Lippen zu grinsen. »Ein paar Faktoren gibt es, die auf jeden Fall ein Garant für einen Nummer-eins-Hit sind. Und das sind ein Pop-Sternchen, das ein Comeback plant, die anstehende Weihnachtszeit und ein männlicher Duettpartner, der so ganz anders ist als du. Ihr werdet den perfekten Weihnachtssong rausbringen und damit garantiert ganz vorn in den Charts landen. Glaub mir, das wird dein neuer Durchbruch.«
Duett? Weihnachtssong?
»Natalia, es ist Ende Oktober. Wie um alles in der Welt sollen wir jetzt noch einen Weihnachtssong aufnehmen? Was ist das für ein Song? Und wer um alles in der Welt soll mein Duettpartner werden?«
»Schön, dass du fragst.« Natalia klatschte in die Hände und drückte auf die Gegensprechanlage auf der Mitte des Tisches. »Sie sollen reinkommen.«
Mit dem öffnete sich die Tür zum Besprechungsraum. Alle Luft wich aus meinen Lungen und ich musste schwer schlucken, als zwei Männer den Raum betraten.
»Was für eine Freude. Madison Hart.«
Benjamin Kingston reichte mir seine große Hand und grinste mich schief an.
Wenn ich stünde, wären meine Knie weich geworden, doch so saß ich einfach nur da und versuchte, das Kribbeln zu ignorieren, das seine Berührung in mir auslöste.
»Wie ich hörte, werden wir ein Duett zusammen singen?«
Benjamin
Ich setzte mich auf den kleinen schwarzen Ledersessel und sah amüsiert von Madison zu ihrer Managerin. Natalias Büro war so ganz anders als das von Tony. Seins war dunkel gestrichen und hatte eine abgewetzte braune Leder-Chesterfield-Couch mit dicken Knöpfen in der Ecke stehen. An seinen Wänden hingen die Plakate von Konzerten und braune Holzregale säumten die Wände, an denen keine Bilder hingen. Sein Büro wirkte wie eine Männerhöhle, das von Natalia hingegen wirkte viel moderner und kühler.
»Natalia Reed«, sagte sie mit einem breiten Grinsen. Rote Lippen, rote Schuhe und ein enger Pencilskirt oder wie man das nannte. Auf jeden Fall saß es eng, wie eine zweite Haut. Unter anderen Umständen wäre sie sicher mein Typ. Aber wir waren hier ja nicht zum Abschleppen, sondern um Geld zu verdienen.
»Es ist mir eine Freude.«
Ich griff ihre Hand und schenkte ihr mein freundlichstes Lächeln. Sie errötete und hielt mir nervös einen Teller mit Keksen entgegen.
»Danke, nein.« Ich schüttelte den Kopf.
»Tony, wie schön, dass wir mal wieder zusammenarbeiten dürfen.« Natalia reichte auch meinem Manager die Hand.
»Nur dafür haben wir dieses Duett doch angestrebt, oder?«
Tony hielt die Hand von Madisons Managerin fest umschlossen und küsste ihren Handrücken. Sie kicherte und Tony nahm neben mir Platz. Er strich sich über den Bauch und griff im Gegensatz zu mir zu den Keksen, die auf dem Tisch standen.
»Die hat meine Mutter gebacken«, sagte Natalia und errötete wieder, als würde ihr gerade auffallen, wie merkwürdig der Satz aus dem Mund einer erwachsenen Musikmanagerin klang.
Ich sah wieder zu Madison, die noch immer etwas unsicher dasaß. »Was haben sie dir bereits erzählt?«, fragte ich. Ich genoss es, in diesem Moment die Oberhand zu haben, aber auch nur, weil sie sich im Aufzug mir gegenüber so arrogant aufgespielt hatte. Natürlich war diese Situation für uns beide neu und offensichtlich hatte sie eben erst davon erfahren, dass wir ein Duett gemeinsam singen sollten.
»Ich weiß bisher nur, dass du die Lösung all meiner Probleme bist«, sagte sie und sah mich mit einem genervten Blick an.
Oh, das könnte lustig werden.
Ich beugte mich vor und stützte mich mit den Armen auf meinen Oberschenkeln ab, als wollte ich etwas heimlich erzählen. »Schätzchen, ich bin ganz sicher die Lösung einiger deiner Probleme. Aber gleich aller …« Ich schüttelte den Kopf. »Du schmeichelst mir.«
Sie verdrehte die Augen. Verdammt, sie war wirklich genervt. Was war hier vorgefallen? Warum sträubte sie sich dagegen, mit mir ein Duett zu singen? Die Idee war gut und vor allem lukrativ. Ein Pop-Sternchen, ein Rockstar und ein Weihnachtssong – das schrie nach sehr, sehr viel Geld, und davon brauchte ich unbedingt einiges.
Ich musterte sie. Warum hatte sie damals blonde Haare getragen? Die roten standen ihr so viel besser. Mit dem weißen T-Shirt, der Strickjacke und den hoch sitzenden blauen Jeans wirkte sie wie ein Mädchen von nebenan. Doch was verbarg sie unter den zusammengekniffenen Lippen? Warum wirkte sie so furchtbar angespannt und genervt?
»Wir haben Madison eben erst das Duett vorgeschlagen«, sagte Natalia.
»Das heißt, sie hat noch nicht einmal zugestimmt?«, fragte ich. Verdammt! Was, wenn sie ablehnen würde? Das würde sie doch nicht, oder?
»Und auf einmal bin ich die Lösung all deiner Probleme, was?«
Sie sah mich mit einem überlegenen Lächeln an und hob die Augenbrauen. Dann beugte sie sich vor, griff nach den italienischen Keksen von Natalias Mutter und ließ einen in ihrem Mund verschwinden, ohne den Blick von mir zu nehmen.
Mir wurde warm und kalt zugleich und ich presste nervös die Lippen aufeinander. »Du bist ganz sicher nicht die Lösung all meiner Probleme, Schätzchen, aber ich glaube, dieser Christmas-Song ist eine Riesenchance für uns beide. Das ist eine Dollardruckmaschine.«
»Das Geld interessiert mich nicht«, erwiderte sie schnell.
Was? Wieso sonst sollte sie mit mir einen Song aufnehmen, wenn sie das Geld nicht interessierte? Mir wurde flau. Shit. Ich hatte voll darauf gesetzt, dass Pop-Maddy ebenso wieder zu Geld kommen wollte wie ich. Ich tippte nervös mit den Fingern auf meinem Oberschenkel.
»Es wäre deine Chance, dein Image zu ändern, Maddy«, sagte jetzt ein schmächtiger blonder Kerl im Sessel neben ihr. Wer war das? Etwa ihr Freund? So wie er sie anstarrte, konnte das gut möglich sein.
»Und du bist?«, fragte ich leider etwas zu unfreundlich.
»Ich bin Ashton, ich spiele immer in Madisons Band. Ich bin die einzige Konstante, die sie auf der Bühne hat. Niemand kennt ihre Songs so gut wie ich.«
Er sah mich mit einem arroganten Grinsen an. Was für ein Idiot.
Natalia klatschte in die Hände, wie eine Lehrerin, wenn die Schüler alle durcheinanderredeten. »Wer möchte den Song hören?«, fragte sie und reichte uns allen Notenblätter mit Text.
Die blonde kleine Frau lehnte den Zettel ab, den Natalia ihr entgegenhielt, und deutete auf ihr iPad. Offensichtlich hatte sie die Datei dort abgespeichert.
»Meet me under the Mistletoe?«, las ich laut vor. Ich hörte selbst, wie zweifelnd meine Stimme dabei klang. Meine Band hatte zwar auch Balladen gesungen, aber die waren allesamt sehr tiefgründig und hatten nichts mit diesem Weihnachtssong zu tun.
Scheiße, auf was hatte ich mich da eingelassen? Ich brauchte Geld, aber zu was wäre ich dafür bereit? Wenn Madison ein neues Image brauchte, wie sehr durfte ich von meinem alten abweichen, bevor ich der Band damit Schaden zufügte?
Sie nahm eine Fernbedienung zur Hand und drückte auf einen Knopf, sodass sich im Hintergrund ein Soundsystem einschaltete, und der besagte Song begann zu laufen. Er war von anderen Sängern speziell für diesen Anlass eingesungen worden.
Er war rockig, aber nicht so hart wie die Songs meiner Band Silvercrest, mit einer leicht poppigen Unternote. Man hörte den Beat eines Schlagzeugs, einen Bass und eine Gitarre. Wenigstens war es nicht so ein Synthesizer-Scheiß. Die Stimmen der beiden Sänger klangen jedoch etwas flach. Das würde Madison und meine Aufgabe werden. Wir würden aus diesem Rohdiamanten einen Nummer-eins-Hit machen. Ich war kein großer Fan von schnulziger Weihnachtsmusik, aber dieser Song ging ins Ohr und er würde ganz sicher Romantiker zur Weihnachtszeit begeistern. Lächelnd verfolgte ich die Noten auf dem Blatt.
Natalia bewegte ihren Körper sitzend zu der Musik und formte die Lippen zum Text, als wenn sie ihn schon Hunderte Male gehört hätte. »Ist er nicht großartig? Es ist eine Ballade über zwei Liebende, die sich immer nur zu Weihnachten sehen. Und dann kommt der Refrain.« Sie schloss die Augen und wir lauschten alle der Musik.
»Meet me under the mistletoe
Where the world is wrapped in silver and snow
With you in my arms, it feels like home
Darling, I love you more than you know
Meet me under the mistletoe«
Ohne ein weiteres Wort hörten wir alle zu, bis der Song zu Ende war. Er klang durch das moderne Büro und mit dem kam wirklich etwas Weihnachtsstimmung auf. Er war festlich, romantisch und er ging ins Ohr. Wie jeder Weihnachtshit der vergangenen dreißig Jahre. Ob WHAM, Natasha Bedingfield oder Mariah Carey, sie alle hatten genau mit solch einer Ballade Millionen verdient.
»Ich finde ihn großartig«, sagte die blonde Flachpfeife aus der Ecke als Erster.
»Natürlich«, fügte ich leise hinzu und mehr zu mir selbst. Ich kannte diesen Ashton nicht, aber ich hatte eine gute Menschenkenntnis und ich mochte ihn nicht.
»Ich finde, es hat durchaus Potential«, sagte jetzt Tony. Er steckte sich einen weiteren Keks in den Mund und nickte mir zu. »Mit Bens rockiger tiefen Stimme und Madisons zarter Popstimme kann das wirklich ein Hit werden.« Er öffnete die Augen etwas weiter, als wollte er mir signalisieren, dass dieser Song genau das war, was ich suchte.
»Ist er nicht etwas zu poppig?«, fragte Madison offensichtlich wenig beeindruckt von dem Song.
»Madison, ich habe doch schon gesagt, wir müssen zaghaft vorgehen. Wenn wir deine Fans direkt mit einem tiefgründigen Singer-Songwriter-Album konfrontieren, vergraulst du sie. Du brauchst ein Comeback mit einem Hit und dieser Song wird ein Hit. Mit Benjamin an deiner Seite wird niemand mehr an die Pop-Prinzessin denken. Das ist genau der Weg, den du gehen möchtest«, sagte jetzt die Frau, die sich als Avery von der PR vorgestellt hatte.
Darum ging es ihr also. Madison wollte im Gegensatz zu mir kein Geld, sie wollte ein neues Image.
»Ich bin mir ganz sicher, dass du an meiner Seite ein fabelhaftes neues Image bekommst.« Ich grinste sie breit an.
Madison erwiderte meine offene Art leider nicht, sondern blickte nur ausdruckslos zurück. Als würde mein Charme bei ihr einfach nicht funktionieren. Als wäre sie immun gegen meine Avancen.
Das war unmöglich. Ich wickelte jede Frau um den Finger, außer meiner Großmutter. Nervös räusperte ich mich.
Verdammt, ich wollte diesen blöden Weihnachtssong singen. Er würde Millionen einspielen und sicher in den Top-10, vielleicht sogar auf Platz eins landen, und das war genau das, was ich gerade brauchte.
Geld, verdammt, ich brauchte das Geld.
»Ich denke darüber nach«, sagte Madison nur und rollte die Noten in ihrer Hand zusammen.
Ich musterte die ehemalige Pop-Prinzessin von oben bis unten. Sie war seit unserem letzten Treffen definitiv erwachsener geworden. Sie wirkte stärker und weiblicher, obwohl sie damals durch hautenge Outfits und bauchfreie Tops auffiel. Mir gefiel die Frau Madison tausendmal besser als das blonde Disney-Mädchen Maddy, das gegen sie nur wie eine blasse Kopie wirkte. Ich wollte wissen, was sie wirklich von dem Song hielt. Wo war sie die vergangenen fünf Jahre gewesen? Auf einmal brannten in mir so viele Fragen, die ich ihr stellen wollte.
»Tu das, aber warte nicht zu lange. Ich möchte, dass ihr am Wochenende den Song das erste Mal einspielt. Sonst schaffen wir es mit der Produktion nicht vor Weihnachten. Und da wir auf den Weihnachtszug aufspringen wollen, gibt es keine Chance, ihn später rauszubringen. Ich denke, das ist klar, oder?« Natalias Stimme hatte einen scharfen, aber mütterlichen Unterton. Sie wechselte einen Blick mit Avery und Madison nickte und erhob sich.
»Gib mir bis morgen.«
»Bis morgen.« Natalia erhob sich ebenfalls und küsste Madison jeweils auf die Wangen.
Avery hob die Hand zum Gruß und schrieb mit ihrem Stift auf ihrem iPad weiter.
Ashton winkte ebenfalls aus seinem Sessel und nahm sein Smartphone ans Ohr, als würde er eine Sprachnachricht abhören.
Tony lächelte und nickte Madison zu, als sie sich verabschiedete.
Nur ich stand da und wusste nicht so genau, wie ich mich von ihr verabschieden sollte. Sollte ich sie in den Arm nehmen? Ihr die Hand schütteln? Sie festhalten und sagen: Hey, wir rocken das? Doch die Entscheidung wurde mir abgenommen.
Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ die ehemalige Pop-Prinzessin den Raum. Mit einem Mal wirkte er leer, obwohl noch fünf Leute darin waren. Ihre Anwesenheit hatte eine Lebendigkeit in den Raum gebracht, die ich erst jetzt spürte, wo sie verschwunden war.
Benjamin Kingston war doch sonst so schlagfertig. Warum hatte ich nichts gesagt, um sie aufzuhalten?
Ich stand auf und wollte ihr folgen.
»Ben, wir haben noch ein paar Dinge vertraglich zu regeln. Wenn du dieses Soloprojekt machst, müssen wir von der Band das Go bekommen«, sagte Tony und ich blieb wie angewurzelt stehen.
Die Tür fiel hinter Madison ins Schloss. Und mit dem Klacken sackte mein Herz eine Etage tiefer und die Sorge, ob sie dieses Projekt durchziehen würde, breitete sich wie ein schimmeliger Teppich in meinem Bauch aus.
»Das Go der Jungs habe ich«, sagte ich gegen die geschlossene Zimmertür. Als könnte ich Madison so wieder in den Raum zurückholen.
»Super, dann sollten wir das vertraglich aufsetzen, damit wir direkt mit der Produktion beginnen können, sobald Madison sich entschieden hat.«
Tonys Stimme hallte zu mir durch, während ich weiter auf die geschlossene Tür starrte.
Was wäre, wenn sie sich dagegen entschied? Hätte ich netter zu ihr sein müssen? In diesen Kreisen war ich der Ben Kingston, den alle sehen wollten. Flirtend, dreckiges Image und immer etwas zu direkt. Würde sich ihr Management einen anderen Partner an meiner Stelle suchen, um sie zu überzeugen?
Das durfte ich nicht zulassen.
»Ich brauche Madisons Adresse.« Schwungvoll drehte ich mich zu Natalia.
»Die kann ich dir natürlich nicht geben. Datenschutz«, sagte sie nur und schob die Papiere auf dem Tisch zusammen.
Ich verschränkte die Arme und taxierte sie genau. Mit Genugtuung sah ich, wie ihre Wangen sich unter meinem Blick röteten. Ja genau, ich war manipulativ und ich wusste genau, wie ich fast immer bekam, was ich wollte, zumindest bei Frauen. Frauen, die nicht Madison Hart hießen. Warum hatte ich diesen Effekt nicht auf Madison? Das würde einiges einfacher machen.
»Natalia.« Ich sprach ihren Namen mit einer dunklen, sexy Stimme aus, die ihr sicher bis heute Abend nicht aus dem Kopf gehen würde. »Wir wollen doch alle, dass Madison sich für diesen Song entscheidet. Denn er wird nicht nur sie und mich reich machen, sondern alle hier an diesem Tisch.« Mein Blick wechselte für einen Moment zu Ashton. »Außer er. Er wird davon vermutlich nichts haben.«
»Was? Madison gibt es nicht ohne mich. Sie braucht mich auf der Bühne als Konstante, als Anker, als Sicherheit. Ohne mich wird sie nicht auftreten.« Der blonde Knilch stand von seinem Platz auf und versuchte mit verschränkten Armen, Eindruck zu machen. Vergeblich.
»Google mal den Begriff Duett, dann wirst du deine Antwort finden, Adam.« Ich verzog das Gesicht zu einer uninteressierten Maske und sah wieder zu Natalia.
»Ashton«, hörte ich Blondie hinter mir laut sagen. Natürlich wusste ich, dass er Ashton hieß, aber mir gefiel es, dem arroganten Bastard klarzumachen, wer hier die Oberhand hatte.
»Also, wir wollen alle, dass Madison sich für den Song und für eine Badewanne voller grüner Scheine entscheidet. Daher schlage ich vor, du gibst mir ihre Adresse und ich werde ganz ruhig mit ihr darüber sprechen.« Meine Stimme klang, als würde ich ein Kinderbuch vorlesen.
Natalia seufzte und sah zu Avery, die nur mit den Schultern zuckte. »Von mir aus. Aber sag ihr nicht, dass du die Adresse von mir hast.«
Natalia zückte einen Zettel und notierte die Anschrift für mich. Ich wette, sie hätte am liebsten ihre eigene Handynummer dazu geschrieben.
Mit einem breiten Grinsen nahm ich den gelben Post-it aus ihrer Hand. »Ich freue mich schon sehr darauf, mit euch Geschäfte zu machen.« Ich zwinkerte Natalia zu, sah mit Genugtuung, wie sie sich fast etwas schüchtern eine Strähne hinter das Ohr schob, und drehte mich um, um den Raum zu verlassen.
»Die Verträge, Ben«, rief Tony hinter mir her.
»Morgen, Tony. Morgen. Ohne Zusage können wir die Verträge vergessen.«
Die Tür fiel hinter mir ins Schloss.
Ich würde Madison Hart davon überzeugen, dass dieses Duett ihre allerbeste Möglichkeit war, ein neues Image zu bekommen. Dass sie mit mir die alte Pop-Prinzessin an den Haken hängen konnte und niemals wieder jemand den albernen Song Junebug hören wollen würde.
Ich war ihre Lösung. Davon musste ich sie überzeugen.
Koste es, was es wolle.
Big Apple Buzz - Blog
The Princess is back.
Aufmerksame Augen haben heute die gefallene Pop-Prinzessin Madison Hart auf dem Weg zu ihrem Management bei Nova Records gesehen. Was geht dort vor sich? Können wir ein Comeback erwarten, nachdem sie für fünf Jahre vollkommen abgetaucht war?
Die Fans sind in Aufruhr und die ersten Selfies mit ihr vor dem Gebäude machen bereits die Runde auf Social Media.
Gib uns mehr, kleiner Junebug.
Wir lechzen nach Infos.
In Liebe - Donna Star
Madison
Ich klebte die kühlenden Patches unter meine Augen und zog das Handtuch eng um meine Brust, um es festzustecken. Dann schlüpfte ich in meine grünen Adidas-Badelatschen, band meine rote Mähne in ein Frottierhandtuch und folgte dem köstlichen Duft nach aufgewärmtem chinesischen Essen aus meinem Bad durch mein Wohnzimmer in die Küche. Es war mir schon lange egal, dass meine gesamte Wohnung eine bodentiefe Fensterfront hatte. In New York interessierte das doch niemanden, ob ich hier in einem Handtuch eingewickelt herumlief.
Meine Wohnung lag mitten in SoHo Manhattan. Das bekannte Künstlerviertel war das begehrteste Wohnviertel von New York und bekannt für seine reiche Kunstszene, die Cafés und die charakteristischen gusseisernen Fassaden mit den hohen Fenstern.
Ich lief vorbei an meiner weißen Couch bis hin zu der weißen Küche mit der sechs Meter langen Marmorplatte.
Mein Einrichtungsstil war modern und minimalistisch. Ich mochte es aufgeräumt. So stand vor der Couchlandschaft nur ein schlichter Granittisch mit einer Obstschale und einem Windlicht. Keine Accessoires, kein Gerümpel, nichts, was stören könnte.
Summend blieb ich vor der Mikrowelle stehen und sah zu, wie die Zeit herunterlief und mein Teller dazu im Kreis tanzte.
Shit, summte ich da tatsächlich diesen Weihnachtssong? Er hatte Ohrwurmpotential, das musste man ihm lassen.
Mein Kopf sagte, ich sollte zusagen. Es war meine beste Chance für ein erfolgreiches Comeback, aber dieser arrogante Idiot von Rockstar an meiner Seite und dieser poppige Song waren so gar nicht, was ich mir vorgestellt hatte, um auf die Bühne zurückzukehren.
Es klingelte an der Wohnungstür und ich warf einen Blick auf die Uhr.
»Ein bisschen zu früh, aber okay.«
Der Getränkelieferant brachte mir jede Woche um diese Zeit mein Mineralwasser und meinen Bedarf an Coca-Cola light. So musste ich die lästigen Flaschen nicht vom nächsten Supermarkt hierher schleppen.
In meinen grünen Badeschlappen schlurfte ich zur Tür, drückte auf den Türöffner für die Haupttür im Erdgeschoss und öffnete meine Wohnungstür. Ich hörte die Schritte im Treppenhaus und bedauerte wie jede Woche den armen Lieferjungen, der in unser Haus ohne Aufzug in den dritten Stock liefern musste. Schnell griff ich nach meinem Portemonnaie, das auf der Ablage neben der Wohnungstür lag, um ihm etwas Trinkgeld zuzustecken.
»Das wäre aber nicht nötig gewesen.«
Die dunkle Stimme ließ mich herumschrecken.
»Du hast mich zu Tode erschrocken!«, sagte ich, hielt mir den Zehn-Dollar-Schein aufs Herz und blickte in die schönsten blauen Augen, seitdem es Augenfarben gab. Sie waren heller als vorhin im Label, wenn das überhaupt noch möglich war.
Die dunklen Haare, die leuchtenden Augen … War Benjamin Kingston vielleicht ein Werwolf?
»Dann solltest du vorher fragen, wer vor deiner Tür steht. Das sollte man sowieso immer tun«, sagte Ben.
»Was willst du hier?«
Ich zog mein Handtuch etwas höher. Er folgte der Bewegung mit seinen Augen.
»Ich möchte, dass wir uns kennenlernen.«
»Wozu?«
»Darf ich vielleicht reinkommen?«, fragte er und deutete mit dem Kinn auf meine Wohnungstür.
Ich zögerte.
»Das Label weiß, dass ich hier bin. Wenn dir etwas zustößt, wird alles auf mich zurückfallen. Mach dir also nicht ins Hemd, oder besser ins Handtuch.« Er hob arrogant eine Augenbraue.
Ich hatte keine Angst vor Benjamin Kingston. Ich verstand einfach nur nicht, was er hier wollte. Irgendwas sagte mir, dass es überhaupt nichts bringen würde, ihn stehen zu lassen. Vermutlich würde er sich vor meine Wohnungstür setzen und warten, bis ich herauskäme. Außerdem war ich neugierig. Warum war er hier? Was wollte er von mir?
Mit einem genervten Seufzen öffnete ich die Tür weiter und ließ ihn an mir vorbeigehen.
»Schön hast du es. Bist du gerade erst eingezogen?«, fragte er laut mitten aus meinem Wohnzimmer.
Ich folgte ihm. »Nein, ich wohne hier seit fünf Jahren.«
»Was? Okay, du magst es offensichtlich minimalistisch.«
Sein Blick wanderte über meine Einrichtung. Die kahlen Wände, die weiße Couchlandschaft, die schlichte Küche, die wirklich aussah, als wäre dort noch niemals gekocht worden. Ich mochte es eben aufgeräumt und minimalistisch.
»Offensichtlich.« Ich wollte die Arme verteidigend vor der Brust verschränken, aber war mir nicht sicher, ob das Handtuch halten würde. »Hast du vor zu bleiben? Dann würde ich mir etwas überziehen.«
Bens Blick wanderte von meinem Scheitel bis zu meinen Füßen. Etwas unangenehm berührt, zog ich die Patches unter meinen Augen ab und hielt sie fest umschlossen. Mir wurde warm und ich hob etwas das Kinn, als seine Augen auf meine trafen. Ich würde ihm sicher nicht zeigen, dass seine Nähe und sein heißer Blick irgendeinen Einfluss auf mich hatten.
»Zieh dir was an, ich möchte, dass wir ausgehen«, sagte er und grinste mich breit an. Dieser Blick und dieses Lächeln. Ben sollte in die Werbung gehen, er könnte vermutlich alles verkaufen. Doch ich kannte ihn kaum und ich hatte mich auf einen entspannten Abend gefreut. Neben Minimalismus und Ordnung mochte ich eine weitere Sache, und das waren Pläne. Was ich gar nicht gebrauchen konnte, war jemand, der meine Pläne durchkreuzte oder über den Haufen warf. Außerdem hatte mir der Taxifahrer heute Morgen schon gereicht. Ich wollte nicht ein weiteres Mal als Madison Hart in der Stadt erkannt werden. Mit Benjamin Kingston an meiner Seite wäre es, als würde ich eine rote Fahne auf dem Kopf tragen, damit uns auch wirklich jeder erkannte und Fotos von uns machte. Nein, nein und nochmals nein.
»Ausgehen? Spinnst du? Wir beide würden sofort auf der Straße auffallen. Die Pop-Prinzessin und der Rock-Star.« Meine Worte klangen spöttisch.
Ben kam ein paar Schritte auf mich zu, doch blieb eine Armlänge weit vor mir stehen. Sein Blick ließ mich jetzt schon ahnen, dass, egal was er sagen würde, ich gleich etwas überziehen und mit ihm mitgehen würde.
»Madison, ich möchte diesen Song mit dir rausbringen. Du hast deine Gründe und ich habe meine. Aber ich habe Sorge, dass du abspringen könntest, darum möchte ich sichergehen, dass, wenn du einen Rückzieher machst, ich nicht der Grund dafür bin. Ich glaube, wir wären ein geniales Duo und würden die Charts und die Schlagzeilen im Sturm erobern. Aber du musst ebenso dahinterstehen wie ich. Wie sieht’s aus? Darf ich dich auf einen Drink einladen und dir beweisen, dass ich gar kein so schlechter Kerl bin? Man stellt mich immer als Tiger dar, aber in Wirklichkeit bin ich ein Stubenkater.«
Da war es wieder, dieses entwaffnende Lächeln, das mir etwas die Kraft aus den Knien nahm.
Wie sollte ich zu so einer schonungslosen Ehrlichkeit Nein sagen?
Für einen Moment stand ich da und wusste nicht, was ich sagen sollte. Eine solche Ehrlichkeit war ich nicht gewohnt. Was hatten die Menschen aus der Szene mich belogen und betrogen, um an mich und mein Geld zu kommen und um meinen Ruhm zu teilen. Wenn du ganz oben bist, hast du nur noch eine bescheidene Menge an Freunden. Ich war mit weniger als einer Handvoll von meinem Pop-Prinzessinnen-Thron heruntergestiegen.
»Danke«, sagte ich leise.
»Für was?«, fragte Ben erstaunt.
»Für deine Ehrlichkeit.«
»Madison, bei einem kannst du ganz sicher sein. Ich werde dir gegenüber immer ehrlich sein. Manchmal bin ich etwas zu ehrlich. Die Farbe dieses Handtuchs passt zum Beispiel gar nicht zu deinem Hautton. Ich treffe nicht immer gute Entscheidungen und ich tue nicht immer das Richtige, aber ich bin immer ehrlich.« Er verzog das Gesicht, dann lächelte er wieder und deutete auf mein Handtuch. »Die Farbe Apricot beißt sich mit deiner Haut. Ich würde blaue Handtücher empfehlen oder vielleicht grüne, die sähen fantastisch zu der roten Haarfarbe aus.«
Ich hielt die Luft an. Das hatte er nicht wirklich gesagt, oder?
Ein Grinsen breitete sich über Bens gesamtes Gesicht aus.
Ich prustete los und warf mir die Hand vor den Mund. Ich war drauf und dran, diesen Weihnachtssong abzulehnen. Ich wollte ein Comeback, aber ich wollte es mit einem guten Gefühl. Dafür musste ich Benjamin Kingston kennenlernen, da hatte er vollkommen recht. Und wenn er nicht der Grund dafür sein wollte, dass ich das Angebot ablehnte, sollte ich ihm wenigstens die Chance geben, ihn kennenzulernen. Außerdem war meine Neugier geweckt. Warum wollte Benjamin Kingston diesen Song unbedingt mit mir machen? Was trieb ihn an und warum war es ihm so wichtig?
»Ich will auf der Straße nicht erkannt werden«, sagte ich etwas besorgt.
»Das lass mal meine Sorge sein.«
Er nickte mir zu und irgendetwas in seiner Stimme, seinem Blick, seiner Art ließ mich daran glauben, dass ich mir wirklich keine Sorgen machen musste. Dass ich sicher war an der Seite von Benjamin Kingston.
Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus und ich atmete tief ein. »Cocktailkleid oder Jeans?«
»Besser Jeans, wir wollen doch nicht auffallen.«
Er zwinkerte mir zu und mein Herz machte einen klitzekleinen Hüpfer, als ich mich umdrehte, um zu meinem Schlafbereich zu gehen, der in meiner großen Loftwohnung hinter einer abgetrennten Wand lag.
»Darf man sich auf die Couch setzen oder ist die nur zum Ansehen da?«, rief Ben aus dem Wohnzimmer.
»Wieso fragst du?«, antwortete ich zurück und warf das Handtuch auf mein Bett.
»Sie sieht aus, als wäre sie noch niemals benutzt worden. Hast du selbst schon mal drauf gesessen? Ich will dir das Vorrecht nicht nehmen, dich als Erste auf dieses Museumsstück zu setzen.«
Ich lachte wieder und schlüpfte in einen schwarzen Slip und enge Röhrenjeans mit Löchern an den Knien. Ich entschied mich für ein khakifarbenes Longsleeve, eine Jeansjacke und die grünen Vans, die einen ähnlichen Farbton hatten wie meine grünen Badelatschen.
»So, da bin ich. Sorry, ich habe heute gewaschen und nicht so viel im Schrank. Das muss es tun«, sagte ich und trat hinter der Wand hervor. Mit kritischem Blick sah ich an meinem Outfit herunter. Die Jeans hatte ich seit Monaten nicht angehabt.
Ben drehte sich zu mir um und fiel dabei fast von der Couch. Er räusperte sich. »Ja, du siehst vollkommen unmöglich aus. Einfach furchtbar.«
»Jetzt, wo ich weiß, dass du immer ehrlich zu mir bist, freut mich dein Kompliment umso mehr.« Ich verzog das Gesicht und sah ihn genervt an.
Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und grinste frech. »Irgendjemand muss dich doch auf den Boden der Tatsachen holen. Nicht, dass du noch realisierst, dass du in löchrigen Jeans besser aussiehst als manch einer von diesen Medienmenschen auf dem roten Teppich.« Er grinste etwas breiter.
»Na, gerade noch gerettet. Du hast die Sache mit dem Charme wirklich drauf. Selbst Natalia hast du heute um den Finger gewickelt, das schaffen nicht so viele.«
Bens Gesichtsausdruck wurde ernster. »Ich habe nicht gelogen«, sagte er mit etwas leiserer Stimme.
Ich schüttelte den Kopf und packte mein Handy, meine Sonnenbrille, die Notenblätter zum Weihnachtssong, meine Geldbörse und ein paar Kleinigkeiten wie Taschentücher, Pfefferspray und meinen Hausschlüssel in eine Umhängetasche aus Wildleder. An der Wohnungstür klemmte ich den Zehn-Dollar-Schein hinter meinen Türknauf. Der Bringservice wusste, dass es für ihn war. So wie jede Woche.
Ben folgte mir und ich schloss die vier Sicherheitsschlösser an meiner Wohnungstür ab.
»So, Superman, dann sag mir mal, wie und wo wir durch die Stadt gehen, ohne gleich überall einen Tumult auszulösen.«
Ich lächelte zu ihm auf und schob meine Sonnenbrille wie gewohnt, wenn ich das Haus verließ, auf die Nase.
»Folgen Sie mir, Miss Hart. Aber unauffällig.«
Er zwinkerte mir zu und wir liefen durch das Treppenhaus hinaus in den warmen, herbstlichen Tag in New York. Die warme Abendsonne schien mir direkt ins Gesicht und ich musste den Geruch der Stadt tief einatmen.
Würde ich tatsächlich einfach durch New York laufen und ein bisschen von dem herbstlichen Treiben mitbekommen, anstatt es nur wie der Zuschauer einer Fernsehserie durch meine Fenster zu beobachten?
Ich kannte Benjamin Kingston nicht und ich wusste auch noch nicht, ob wir nach diesem Abend ein Duett aufnehmen würden oder ich ihn niemals wiedersehen würde. Aber die Tatsache, dass er mir meine Stadt für einen Moment nahebrachte, ließ mich ihn gleich ein bisschen mehr mögen.
Madison
»Es ist unglaublich, auf dem gesamten Weg hierher hat uns niemand schief angeguckt. Wie machst du das? Ich meine, du bist nicht leicht zu übersehen.«
