Nicht heulen, sondern handeln - Erik Flügge - E-Book

Nicht heulen, sondern handeln E-Book

Erik Flügge

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Beschreibung

Die Reformation ist tot – es lebe die Reformation!

Die protestantische Kirche muss sich wieder neu erfinden – so wie vor 500 Jahren. Die Menschen sind nach wie vor religiös – nur nicht mehr in der altgepflegten Form. Keine zu Tode reflektierte Theologie, keine andächtigen Zitate, keine harmoniesüchtige Differenzierung. Davon gibt es in der evangelischen Kirche schon genug. Woran es hingegen fehlt: Widerspruch. Mut. Orientierung.

Erik Flügge blickt als katholischer Outsider auf die evangelische Kirche und legt den Finger in die Wunde - für den guten Zweck. Denn Potenzial ist doch vorhanden! Beginnen wir also von vorne. Beginnen wir damit, die Denkkorsette zu sprengen. Beginnen wir mit der inneren Anarchie. Luther hätte seine Freude gehabt!

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Seitenzahl: 51

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Das Buch

Die protestantische Kirche muss sich wieder neu erfinden – so wie vor 500 Jahren. Die Menschen sind nach wie vor religiös – nur nicht mehr in der althergebrachten Form. Keine zu Tode reflektierte Theologie, keine andächtigen Zitate, keine harmoniesüchtige Differenzierung. Davon gibt es in der evangelischen Kirche schon genug. Woran es hingegen fehlt: Widerspruch. Mut. Orientierung.

Erik Flügge blickt als katholischer Outsider auf die evangelische Kirche und legt den Finger in die Wunde – für den guten Zweck. Denn Potenzial ist doch vorhanden!

Erik Flügge

Nicht heulen, sondern handeln

Thesen für einen mutigen Protestantismus der Zukunft

Kösel

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Copyright © 2019 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Weiss Werkstatt, München

Umschlagmotiv: shutterstock/Formyline

ISBN 978-3-641-24242-8V001

www.koesel.de

Vorwort

Der Protestantismus ist mein Albtraum. Ich bin ein liberaler Katholik und entsprechend glücklich müsste ich davon träumen, dass meine Kirche endlich so würde, wie ihre schon ist. Eine Kirche der Freiheit. Eine liberale und demo­kratische Kirche. Eine Kirche mit Frauen an der Spitze. Doch ich muss zugeben, die Kirche, die all diese Freiheiten schon hat, ist unendlich viel verklemmter, als meine je sein könnte.

Verzweifelt blicke ich auf den Protestantismus unserer Zeit. Stets schreitet ein angegrauter Herr zu einem Rednerpult, räuspert sich und liest dann wohlgeformte und wohlfeile Worte vor. Keine Tiraden, kein Zorn, kein Feuer. Schlicht eine zu Tode reflektierte Theologie. Ich frage mich, ob die Predigerinnen und Prediger der Protestanten – oder wie sie sich heute besser nennen sollten: der Differenzierer – mehr die Lust auf das Amt des Bundespräsidenten umtreibt, als die Freude am Reich Gottes.

Kaum ein Satz ohne Zitat, das sich nicht auf die Denker der Vergangenheit beruft. Kein Gedanke, der nicht durch mindestens eine Bibelbelegstelle abgesichert wurde. – Man könnte ja ertappt werden, selbst gedacht zu haben – selbst zu glauben.

Das Zitat ist eingebrannt in die DNA des Protestantismus. Es ist so tief verwurzelt, dass selbst bei Publikumsfragen ein jeder meint, immerzu durch ein Zitat beweisen zu müssen, wie unglaublich belesen man ist. Belesen über Menschen, die mutig statt feige waren. Belesen über Regelbrecher statt angepasste, zitierende Spießer. Spießer, die sich zu allem Überdruss auch noch fortlaufend bedanken und einander gegenseitig wertschätzen. Immerzu wird sich im Protestantismus für alles und jedes bedankt. Sei es noch so schlecht gemacht. Sei es noch so schlecht besucht. Sei es noch so dermaßen peinlich, irgendjemand wird sicherlich wohlwollend eine Rede schwingen, wie bemüht doch jener Versuch gewesen sei und ob dieser Mühe »ein Stück weit« der Verteidigung wert.

Mutig wäre es, zu widersprechen. Mutig wäre es, zu sagen, dass es nicht gefällt, dass Mühe allein noch lange keinen Gewinn bringt ohne Mut. Weil aber dieser Mut fehlt, suhlt man sich im eigenen Elend und lädt sich zuweilen lieber einen aggressiven Kirchenkritiker oder Atheisten aufs Podium ein, um sich wie von einem Hofnarren als Kirchenfürst den Spiegel vorhalten zu lassen. Einen Hofnarren wie mich.

Der Protestantismus

Es wird Sie wundern, aber ich meine es gut mit Ihnen. Ich mag die protestantische Kirche, die sich aus einer Rebellion erhob. Ich bin ein Freund. Ich weiß sehr wohl, dass es zwischen den Kirchen, die sich auf ganz unterschiedliche Reformatoren berufen, große Unterschiede gibt. Dass, was die einen präzise trifft, die anderen nur streift. Aber wie sollte ich ein Thesenbuch über den Protestantismus insgesamt schreiben, wenn ich nicht mindestens die Chance erhielte, Ihnen allen einen gemeinsamen Namen zu geben. Deshalb wähle ich die Formulierung protestantische Kirche in der Hoffnung, dass Sie alle, die Sie sich auf die Reformation berufen, diesen Namen für sich akzeptieren wollen.

Ich weiß, dass vieles in diesem Buch Sie wütend machen muss, weil es mit so vielen Traditionen bricht. Aber ich möchte Sie bitten, sich eine Frage ehrlich zu beantworten: Kann es denn weitergehen, wie es ist? – Kräftezehrend, schwächelnd und in ständiger Trauer über den langsamen Niedergang.

Eine große Geschichte macht noch keine große Zukunft. Ich finde es faszinierend, mit welcher unglaublichen Prägekraft der Protestantismus der Welt seinen Stempel aufdrückte. Der Katholizismus mag sich rühmen, die größte Kirche der Welt zu sein, aber die Wahrheit ist, dass nur der Protestantismus das Denken unserer heutigen Zeit prägte. Für die Zukunft habe ich allerdings wenig Hoffnung darauf, dass das dem Protestantismus, wenn er bleibt, wie er ist, nochmal gelingt.

Protestantisches Denken ist heute omnipräsent. Es ist die Grundlage marktwirtschaftlichen Denkens, ist die Wurzel aller puristischen Gestaltungsformen. Apple als wertvollste Unternehmung der Welt ist so erfolgreich, weil man in Cupertino ständig protestantisch denkt: Marktwirtschaftlich, puristisch, neu.

Warum nur hat die Konfession, die diesen Geist prägte, nichts mehr mit diesem gemein? Wie kommt es, dass in der protestantischen Kirche eine solch leblose Tristesse herrscht?

Leere protestantische Kirchen werfen lange Schatten. In ihnen kann man sich in Einsamkeit verlieren. In den Schatten der verwaisten Gotteshäuser verstecken sich die letzten Anhängerinnen und Anhänger. Mut und Hoffnung gingen ihnen längst verloren. Kein Funke Begeisterung ist im Alltag mehr zu spüren. Sie stecken fest in Trauer um das alte Haus und entwickeln keine Fantasie, wie man es neu mit Leben füllen kann.

Neulich erst sprach ich an einem Festtag in einer lutherischen Kirche. Ich bin viel Elend gewohnt von meiner eigenen, aber diese Kirche entsetzte mich doch in besonderer Weise. Die Leute in den Bänken waren allesamt so alt. So alt wie ich die Besucherinnen und Besucher auf keiner Veranstaltung bei uns Katholiken kenne. Viele sprachen mich nach meiner Rede an, dass es doch schön sei, dass es noch einen jungen Menschen gibt, der für das Christentum steht. Die eigenen ­Kinder hätte man für die Sache Christi ja leider verloren.