Nick 5 (zweite Serie): Atomexplosion im Pazifik - Thomas Newton - E-Book

Nick 5 (zweite Serie): Atomexplosion im Pazifik E-Book

Thomas Newton

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Beschreibung

Diese werkgetreue Umsetzung als Roman umfasst den Inhalt des fünften Abenteuers aus den Großband-Comicheften 44-55 von Hansrudi Wäscher. - Vor den Augen von Nick, Xutl und Tom Brucks wird das Sternenschiff aus der geheimen Basis in Nevada entführt. Als es in einer Atomexplosion über dem Pazifik abstürzt, kommen Nick Zweifel, ob das Schiff wirklich zerstört wurde. Seine Nachforschungen führen ihn nach Ekuador – und zusammen mit dem Widerstandskämpfer Garcia deckt er auf, welche größenwahnsinnigen Pläne der herrschende Diktator Drago verfolgt.

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Seitenzahl: 162

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Impressum

 

Originalausgabe August 2019

Charakter und Zeichnung: Nick © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators

Text © Thomas Newton

Copyright © 2019 der eBook-Ausgabe Verlag Peter Hopf, Petershagen

 

Korrektorat: Andrea Velten, Factor 7

Redaktionelle Betreuung: Ingraban Ewald

Umschlaggestaltung: etageeins, Jörg Jaroschewitz

Hintergrundillustration Umschlag: © Karelin Dimitriy – fotolia.com

E-Book-Konvertierung: Thomas Knip | Die eBook-Manufaktur

 

ISBN ePub 978-3-86305-269-0

 

www.verlag-peter-hopf.com

 

Hansrudi Wäscher wird vertreten von Becker-Illustrators,

Eduardstraße 48, 20257 Hamburg

www.hansrudi-waescher.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.

Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

 

Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.

 

Inhalt

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

 

 

THOMAS NEWTON

Atomexplosion im Pazifik

 

Nick Band 5 (zweite Serie)

 

 

 

EINS

 

»Auch ich möchte Ihnen noch einmal zu Ihrem einzigartigen Erfolg gratulieren, Nick und Tom! Die ganze Menschheit …«

»Wir danken Ihnen, Sir!«, warf Nick ein und lächelte den Mann entwaffnend an, der hinter dem Schreibtisch saß. Murray, der Leiter der Weltraumbehörde, runzelte ein wenig erstaunt die Stirn.

»Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbrochen habe«, schickte der Weltraumfahrer hinterher. »Aber wir haben so viele Empfänge und Gratulationen hinter uns, dass wir vollkommen erschöpft sind.«

»Nick hat recht«, fügte Tom Brucks mit einem gespielten Stöhnen an. »Die Entdeckung des sagenhaften Planeten war ein Kinderspiel gegen die Anstrengungen der letzten Tage.«

Murray lachte auf und nickte verständnisvoll. »Übrigens … die ersten Raumschiffe der Welt-Gesundheitsbehörde sind bereits unterwegs.«

»Gut«, antwortete Nick und sah Murray erwartungsvoll an.

Es waren einige Wochen vergangen, seitdem sie von dem fremden Planeten im Paralleluniversum aufgebrochen und zur Erde zurückgekehrt waren. Ärzte und Wissenschaftler hatten die Zeit offenbar nutzen können, um die einzigartige gallertartige Masse eingehend zu untersuchen.

Der Leiter der Weltraumbehörde bedachte die beiden Männer vor sich mit einem eindringlichen Blick. »Ihre Aufgabe wird es sein, das von Ihnen neu entdeckte Universum zu untersuchen. Das Sternenschiff wird für diese Raumfahrt bereits neu ausgerüstet.«

»Ausgezeichnet!«, antwortete Nick. »Am besten, wir fliegen sofort nach Nevada.«

Die drei Männer erhoben sich, und Murray reichte Nick die Hand, um sich zu verabschieden, als er plötzlich innehielt. »Übrigens, ein alter Freund wartet dort schon auf Sie«, meinte er.

»Xutl?«, fragten Nick und Tom wie aus einem Mund.

Murray nickte. »Ja. Er hat seine Arbeiten auf dem Deimos abgeschlossen und möchte Ihnen bei Ihrer schweren Aufgabe zur Seite stehen.«

»Wunderbar!«, entgegnete Nick. »Einen besseren Mitarbeiter als Xutl könnte ich mir gar nicht wünschen!« Er hatte den Marsianer lange nicht mehr gesehen, da sie in den letzten Monaten durch ihre Aufträge keine Gelegenheit mehr gehabt hatten, sich zu treffen.

Mit einem kraftvollen Handschlag verabschiedeten sich Tom und er von Murray und verließen das Büro.

 

*

Am nächsten Morgen landeten die beiden Freunde mit einer Sondermaschine der Weltraumbehörde auf dem Rollfeld der Forschungsstation in der Wüste von Nevada.

Nick sah sich beeindruckt um, und auch Tom machte aus seinem Erstaunen keinen Hehl. Jedes Mal, wenn er die Anlage besuchte, schien sie noch ein Stück gewachsen zu sein. Inzwischen mochte das Areal die Ausmaße einer kleinen Stadt erreicht haben. Auch das geschäftige Treiben auf dem Landefeld unterstrich diesen Eindruck.

Er konnte durch eine der Sichtscheiben sehen, wie sich der Maschine eine Gruppe von Menschen näherte, noch bevor sie endgültig ausgerollt war. Eilig wurde eine Gangway herangefahren. Sobald die Außentür entriegelt war, trat Nick ins Freie und sah, wie ihm schon ein Mann mit freudestrahlendem Gesicht entgegenkam.

»Hallo, Nick, Tom!«, rief er und breitete die Arme einladend aus. Der Marsianer hob sich mit seiner grünen Hautfarbe unübersehbar von der Gruppe ab, die abwartend am unteren Ende der Treppe stand.

»Xutl, alter Freund!«, antwortete Nick und reichte ihm die Hand. Tom trat neben ihn und schenkte dem Marsianer ein breites Grinsen.

Der Waltraumfahrer sah sich um. »Wo ist Professor Raskin?«

Xutl lächelte leicht. »Natürlich in seinem Laboratorium«, erwiderte er. »Er knobelt wieder an einer neuen Erfindung. Aber kommt, so viel Zeit, euch die Hand zu schütteln, wird er wohl haben.«

Die Männer stiegen die Gangway herab. Nick hatte keinen Blick mehr für seine Umgebung, als seine Augen die gewaltige Stahlkugel erfassten, die am Ende des Landefeldes stand. Das Sternenschiff ragte mit seiner Größe wie ein Berg in die Höhe. Unwillkürlich wurde Nick von einer freudigen Erregung ergriffen, als er daran dachte, das Schiff schon bald wieder durch den Weltraum lenken zu dürfen und damit das geheimnisvolle Paralleluniversum zu erforschen.

Plötzlich jedoch verengten sich seine Augen zu Schlitzen, als er die Schwaden aus verdampfendem Trockeneis wahrnahm, die von der Triebwerkssektion aufstiegen.

»He!«, meinte er zu Xutl. »Was ist das denn? Habt ihr noch nie etwas von Sicherheitsvorschriften gehört?«

Das Trockeneis wurde nur eingesetzt, um die Triebwerke vor einem unmittelbar bevorstehenden Startvorgang vor Überhitzung zu schützen. Das ausgestoßene Plasma war so heiß, dass es lebensgefährlich war, sich bei einem Start in einem Umkreis von mehreren hundert Metern um das Schiff herum aufzuhalten.

»Ich … verstehe das nicht«, antwortete Xutl zögernd. »Das sieht ja so aus, also ob …«

In diesem Augenblick heulten die Warnsirenen auf, aber es war bereits zu spät.

»Zu Boden!«, rief Nick und warf sich schützend vor seinen Freund.

Mit einem ohrenbetäubenden Getöse schoss das Sternenschiff in den wolkenlosen Himmel. Wabernde Lohen des glühend heißen Gases zogen einen feurigen Schweif hinter sich her. Auf dem Landefeld herrschte das blanke Chaos. Schreie hallten über den Platz. Aufbauten wurden aus ihrer Verankerung gerissen. Rauchschwaden stiegen auf und raubten jede Sicht.

Wie von einer Riesenfaust getroffen, wurden die Menschen durch die Luft gewirbelt. Der ungeheure Druck ließ die Gebäude, die den Startplatz begrenzten, einstürzen. Glas splitterte, und berstende Stahlverstrebungen kreischten in ihren Verankerungen.

Es verging eine scheinbare Ewigkeit, bis wieder Ruhe einkehrte und sich die Schwaden legten. Nick legte seine Hand schützend vor den Mund und musste dennoch wiederholt husten. Er hob den Kopf und sah das Ausmaß der Zerstörung. Überall standen Gebäude in Flammen. Dichte Rauchwolken stiegen in den Himmel. Die Hilferufe von Verletzten waren zu hören. Sirenen heraneilender Fahrzeuge hallten schmerzhaft in seinen Ohren.

Der Weltraumfahrer hörte, wie jemand neben ihm aufstöhnte. Besorgt drehte er sich um und sah Xutl, der sich auf einen Arm stützte. Auch Tom Brucks erhob sich und hielt sich den Kopf.

»Bist du verletzt?«, fragte Nick den Marsianer und half ihm auf.

Dieser verzog den Mund. »Ja, mein Arm …«, er unterdrückte einen Ausruf. »Ich glaube, er ist gebrochen!«

»Hilf mir, Tom. Xutl muss ins Lazarett«, wandte sich Nick an den Biologen. Erleichtert stellte er fest, dass dieser trotz seines schmerzverzerrten Gesichts keine schlimmere Verletzung davongetragen zu haben schien.

Schon Sekunden nach der Katastrophe waren Nottrupps und Feuerwehren im Einsatz, um Verwundete zu bergen und Brände zu löschen. Weite Teile des Platzes wurden mit einer chemischen Lösung eingesprüht, die die Brände schneller unter Kontrolle brachte, als es Wasser gekonnt hätte.

»Achtung, Achtung«, gellte wiederholt eine Stimme aus dem Lautsprecher eines Helikopters. »Der Startplatz ist sofort zu räumen! Es ist starke radioaktive Strahlung festgestellt worden!«

Nick bahnte sich mit seinen Freunden so gut er konnte einen Weg durch die Trümmer. Er atmete auf, als er vor sich einen Sanitäter in einem Schutzanzug erkannte.

»Kümmern Sie sich um Xutl«, bat er den Mann und wandte sich dann an Tom. »Bleib du bitte bei ihm. Ich muss zum Kommandanten.«

Der Biologe nickte und stützte den Marsianer, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Nick rannte zwischen den Flammen hindurch zum Hauptgebäude, das glücklicherweise am anderen Ende des Landefeldes stand. In ihm waren sämtliche Kontrolleinrichtungen dafür untergebracht. Wäre auch dieses Gebäude zerstört worden, hätte die gesamte Forschungsanlage stillgelegt werden müssen.

Der Wachposten am Eingang sah ihn nur erschüttert an und winkte ihn durch, noch bevor er ihm etwas zurufen konnte. Nick eilte durch die Gänge zum Büro des Kommandanten. Die Tür stand weit offen, und so konnte er die Stimme des Mannes bereits auf dem Gang hören.

»Achtung, Achtung! An alle Bodenstationen. Der Kurs des Sternenschiffs muss unter allen Umständen festgestellt werden!«

Nick klopfte kurz gegen die Glasscheibe, trat aber ein, ohne eine Antwort abzuwarten.

Er sah Kommandant Wells vor seinem Visiphon stehen. »Ja, Sir«, wandte sich dieser an seinen Gesprächspartner. »Es besteht kein Zweifel, es war Sabotage!«

Die Züge des Weltraumfahrers verhärteten sich bei dieser Feststellung.

Wells verabschiedete sich, schaltete das Gerät ab und sah auf. »Ah, Nick!«, meinte er und winkte ihn zu sich her.

»Ich wollte Sie gerade fragen, wie es zu dem Unglück kommen konnte«, sagte der Pilot. »Aber nun habe ich es schon gehört. Sind Sie sicher?«, fügte er an.

Der Kommandant presste die Lippen aufeinander und schnaufte. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Schließlich kann sich das Sternenschiff ja nicht selbstständig machen.«

»Einen Unglücksfall halten Sie für ausgeschlossen?«, fragte Nick.

»Ja«, antwortete Wells, ohne zu zögern. »Die Antriebsaggregate sind schon vorige Woche überprüft und für einwandfrei erachtet worden. Das Sternenschiff war startklar bis auf die Ausrüstung mit Lebensmitteln und Waffen.«

Nick dachte angestrengt nach.

»Ich begreife das alles nicht!«, gestand er ein. »Außer Xutl, Professor Raskin und mir kann niemand das Sternenschiff mit Überlichtantrieb fliegen. Das Schiff hat für die Entführer keinen Wert, wenn sie die Überlichtgeschwindigkeit nicht nutzen können …«

Er zuckte zusammen und sah den Kommandanten erschrocken an.

»Was ist?«, fragte dieser.

»Wo ist Professor Raskin?«, rief Nick aus.

Wells stöhnte auf. »Großer Himmel. Sie glauben doch nicht, man hätte ihn entführt?« Er trat vors Visiphon und wählte Raskins Nummer, doch der Bildschirm blieb leer. Der Kommandant beschloss, keine weitere Zeit mehr zu verlieren und ließ sich mit dem technischen Dienst der Zentrale verbinden.

Er bat den Ingenieur am Bildschirm, die Leitung zu prüfen. Dieser konnte ihm nach einer schnellen Überprüfung allerdings nur mitteilen, dass die Verbindung gestört sei. Der Kommandant fluchte unterdrückt auf.

»Das Gebäude ist doch von dem Unglück verschont geblieben!«, rief er und sah zu Nick. »Das könnte bedeuten …«

»Kommen Sie!«, forderte ihn der Weltraumfahrer auf, und die beiden Männer hasteten den Gang entlang zum Ausgang. Das Forschungsgebäude lag nur unweit der Kommandantur, und so legten sie den Weg zwischen Sanitäts- und Räumfahrzeugen hindurch zu Fuß zurück.

Nick stellte sich vor die Tür und wartete darauf, dass sie sich automatisch öffnete. Doch nichts geschah. Er stemmte sich gegen einen der Türflügel und musste einsehen, dass er so nicht weiterkam. Resigniert schüttelte er den Kopf und wandte sich Wells zu.

»Die Laboratoriumstür ist verschlossen!«

Der Kommandant winkte mit dem Arm, um ein Einsatzfahrzeug aufzuhalten. »He, hierher!«, rief er dem Fahrer zu, der den Kommandanten erkannte und den Wagen anhielt. Nick erklärte ihm rasch die Situation, und Augenblicke später rammte der Stahlschild des Räumpanzers die Tür, die unter dem Druck der Belastung nachgab und mit einem Krachen aufflog.

Zusammen mit Wells drang Nick in das Gebäude ein und rief nach dem Professor. Sie brauchten nicht lange, um dessen Labor zu erreichen und sahen fassungslos auf das Chaos, das sich ihnen bot. Sämtliche Schranktüren waren genauso aufgerissen wie die Schubladen an den Schreibtischen, und überall lagen Unterlagen und Aktenordner am Boden verteilt.

»Himmel! Es sieht aus, als ob die Hunnen hier gehaust hätten!«, stieß Wells aus und sah sich um. »Der Tresor ist auch aufgebrochen!«, stellte er fest.

Nick stieß den Atem gepresst aus.

»Professor Raskin? Professor? Hören Sie mich?«

Doch niemand antwortete ihm.

»Ich verstehe das alles nicht«, murmelte der Kommandant. »Das Versuchsgelände ist von mehreren Sicherheitszonen umgeben und außerdem streng bewacht. Es können keine Fremden eingedrungen sein, und alle Mitarbeiter sind seit Jahren hier beschäftigt und völlig zuverlässig!«

»Das wird sich noch herausstellen«, entgegnete Nick, der in größter Sorge um seinen väterlichen Freund war.

»Wir … was war das?« Der Kopf des Kommandanten ruckte herum. Ein Pochen hallte durch den Raum. Dann war es still.

»Es hört sich an, als ob jemand klopft«, antwortete Nick.

Erneut war das Pochen zu hören.

»Da ist es wieder!«, stieß der Weltraumfahrer aus und versuchte, dessen Herkunft zu orten. Sein Blick ging zum hinteren Bereich des Labors. »Das Geräusch scheint aus dem Keller zu kommen.«

Die beiden Männer liefen die Treppe nach unten. Nicks Muskeln waren bis aufs Äußerste gespannt. Er rechnete mit allem. Auch damit, dass ihnen jemand eine Falle stellte. Sie erreichten den Turbinenraum, der das ganze Gebäude mit Energie versorgte. Halb hinter einer der Aufbauten erkannte er einen am Boden liegenden Mann.

 

 

»Professor!«, rief Nick und eilte auf den Gefesselten zu. Er befreite ihn vom Knebel und den Seilen und half ihm auf. Raskin nickte ihm dankbar zu.

»Es … waren zwei Männer!«, erklärte er und musste nach Atem ringen. »Ich hörte ein knirschendes Geräusch im Keller. Als ich nachsehen wollte, wurde ich plötzlich überfallen und betäubt.«

Er wies auf eine halb im Schatten verborgene Stelle, an der sich ein gähnendes Loch im Boden auftat. Kacheln lagen versprengt umher. »Da, sehen Sie!«

»Die Entführer unseres Sternenschiffs sind mit einem ›Maulwurf‹ eingedrungen«, vermutete Nick und untersuchte die Öffnung, die mehr als zwei Meter durchmaß. Er blickte den Kommandanten an. »Da haben Sie den schwachen Punkt in den Sicherheitsmaßnahmen.«

Nick besah sich die Stelle genauer.

»Aber ich verstehe nicht, warum die Eindringlinge ihre Spur nicht verwischt haben. Es sei denn …«, überlegte er laut.

Ohne den Satz zu beenden, stieg er in die Öffnung. Die vorstehenden Erd- und Gesteinsbrocken boten ihm ausreichend Halt. Er musste nicht lange suchen, sondern fand keine zwei Meter unter sich einen länglichen Behälter aus Metall.

Nick schürzte die Lippen. »Hier liegt eine Zeitbombe«, teilte er seinen beiden Begleitern mit.

»Um Himmels willen!«, rief der Kommandant. »Kommen Sie schnell heraus!«

Der Weltraumfahrer folgte der Bitte, schüttelte aber den Kopf, als er Wells‘ besorgten Blick sah. »Ich glaube nicht, dass noch Gefahr besteht, Sir. Die Bombe sollte sicher zu dem Zeitpunkt explodieren, als das Sternenschiff startete. Der Zeitzünder hat versagt.«

Er nahm die Hand, die ihm der Kommandant reichte, und zog sich über den Rand der Öffnung.

»Damit hätten die Schurken alle Spuren verwischt«, fuhr er fort. »Aber dieser technische Fehler wird ihnen zum Verhängnis werden.«

Dem Kommandanten war die Anspannung deutlich anzusehen. »Kommen Sie«, forderte er die beiden Männer auf, »wir wollen auf jeden Fall das Gebäude sofort verlassen. Mit der Bombe werden sich unsere Spezialisten befassen.«

Sie rannten die Stufen empor, doch oben angekommen, wandte sich Raskin seinem Labor zu. »Meine Papiere! Ich muss sofort feststellen, was …«, rief er entsetzt.

»Das hat Zeit, bis die Bombe entschärft ist, Professor«, fiel ihm der Kommandant ins Wort. »Wir können uns ohnehin denken, was fehlt: alle Laborberichte, die den Überlichtantrieb des Sternenschiffs betreffen!«

Nur widerwillig folgte Raskin der Anweisung. Als sie ins Freie traten, stöhnte er beim Anblick der Zerstörung auf. Mit offenem Mund sah er sich um und schien nicht fassen zu können, was sich ereignet hatte.

»Achtung, Achtung«, riss ihn eine Lautsprecherdurchsage aus seiner Erstarrung. »Kommen Sie bitte sofort in die Zentrale, Herr Kommandant! Es liegen uns Meldungen über das Sternenschiff vor.«

 

 

 

ZWEI

 

Bevor Wells zusammen mit Nick und Professor Raskin in die Funkzentrale eilte, in der hektische Betriebsamkeit herrschte, gab er Anweisungen, die Bombe zu entschärfen. Ein Funker salutierte vor ihm und las die Meldung vor, die er erhalten hatte.

»Die Beobachtungsstation von Manzanillo in Mexiko hat das Sternenschiff gesichtet, Sir. Es fliegt in 8.000 Metern Höhe in geradem Kurs auf Hawaii über dem Pazifik.«

»Was?!«, stieß Wells aus und riss dem Funker den Zettel aus der Hand, um ihn selbst noch einmal zu lesen.

»Ich hatte auch erwartet, es würde die Erde verlassen«, meinte Nick nachdenklich. Ratlos sahen sich die Männer an.

»Achtung, ich bekomme eine neue Meldung«, rief ein weiterer Funker. »Ich schalte auf Lautsprecher.«

Die Männer versammelten sich um die Konsole.

»Hier Flugzeugträger ›Orion‹!«, meldete sich eine Stimme. »Das Sternenschiff ist auf seinem Kurs nach Hawaii auf 130 Grad westlicher Länge gesichtet worden.«

Wells trat an das Pult heran und nahm das Mikrofon in die Hand.

»Können Sie sofort einige schnelle Jäger auf seine Verfolgung ansetzen?«, fragte er.

Die Stimme am anderen Ende bestätigte.

»Gut, aber keine Kampfhandlungen!«, wies er an. »Sie wären zwecklos, da das Sternenschiff einen Energieschirm hat.«

Er ließ sich seine Anweisung bestätigen und beendete das Gespräch. Mit einem ernsten Blick drehte er sich zu Nick und Professor Raskin um.

 

*

Es vergingen nur wenige Minuten, bis zwei Jäger vom Flugzeugträger ›Orion‹ starteten. Die schlanken Maschinen schraubten sich binnen Sekunden in den tiefblauen Himmel, der nur vereinzelt von Wolkenbänken unterbrochen wurde.

Unter anderen Umständen hätte Lieutenant Jones die Aussicht genossen, doch im Augenblick konzentrierte er sich einzig und allein auf sein Ziel, und es dauerte kaum eine Minute, bis er es vor sich deutlich am Himmel ausmachen konnte. Der stählerne Koloss eilte mit einer Geschwindigkeit davon, der der Jäger nur mit Mühe folgen konnte.

»Achtung, Achtung«, gab der Pilot an den Kommandostand des Flugzeugträgers durch, »Sternenschiff gesichtet. Es behält Kurs auf Hawaii bei«, fügte er nach einem Blick auf seine Navigationsinstrumente an.

Er presste die Lippen aufeinander und verlangte dem Triebwerk seines Jägers alles ab. Dennoch schien es, als könne sich das kugelförmige Raumschiff der Verfolgung mit spielerischer Leichtigkeit entziehen.

Plötzlich aber holten die Jäger rasch auf. Verwirrt wollte sich Jones schon seinem Kopiloten zuwenden, als Lichtblitze den Himmel zerteilten.

»Das Sternenschiff hat gestoppt und nimmt uns unter Beschuss!«, rief er in sein Helmmikrofon. »Wie sollen wir uns verhalten?« Aus dem Augenwinkel verfolgte er, wie sich die zweite Maschine mit waghalsigen Manövern vor den Schüssen zu retten versuchte.

»Bringen Sie sich außer Schussweite und beobachten Sie die Bewegungen des Schiffes weiter«, kam die Anweisung von der ›Orion‹.

Jones leckte sich über die Lippen, die mit einem Mal staubtrocken waren und zögerte keine Sekunde, dem Befehl nachzukommen. Er gab Dawson, seinem Wingman in der anderen Maschine, mit Gesten Anweisungen, und in gebührendem Abstand folgten sie dem Raumschiff.

Dieses behielt seinen Kurs bei, doch mit einem Mal sackte es nach unten und ging in eine Trudelbewegung über.

»Achtung, Sternenschiff scheint außer Kontrolle geraten zu sein!«, meldete Jones und ging mit dem Jäger in eine Schräglage, um das Schiff weiterhin im Blick zu behalten. Der Kugelraumer trudelte noch, als er plötzlich nach unten absackte und auf die schillernde Wasseroberfläche zuraste.

»Es stürzt ab!«, schrie Jones auf.

Wie ein Stein fiel das Sternenschiff aus einer Höhe von 8.000 Metern in die See. Gischt spritzte in einer gewaltigen Fontäne Dutzende von Metern hoch in die Luft. Einen Moment lang blieb es still, und das Wasser beruhigte sich wieder – als ein gleißendes Licht das Meer zu zerreißen schien. In einer mächtigen Detonation wurde das Wasser in Sekundenbruchteilen verdampft und stieg als dichte Wolke in die Höhe. Sie schraubte sich immer weiter nach oben, bis sie weit über den Aufklärern auseinanderfiel und die unverkennbare Form eines Pilzes bildete …

Der Detonationsdruck wirbelte die beiden Jäger wie Blätter durch den Wind. Nur mit Mühe verhinderte Jones eine Kollision mit der anderen Maschine. Im Cockpit heulten alle Alarmsignale wie wild durcheinander.

»Allmächtiger«, stöhnte der Pilot auf. »Eine atomare Explosion!«

Ohne einen Befehl abzuwarten, verließen die Jäger mit Höchstgeschwindigkeit die tödliche Zone.

 

 

Jones musste sich zur Ruhe zwingen, um Meldung zu machen.

»Achtung, ›Orion‹? Das Sternenschiff ist beim Aufschlag ins Meer explodiert«, stieß er mit krächzender Stimme aus.

 

*