Nick 8 (zweite Serie): Die andere Möglichkeit - Thomas Newton - E-Book

Nick 8 (zweite Serie): Die andere Möglichkeit E-Book

Thomas Newton

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Beschreibung

Diese werkgetreue Umsetzung als Roman umfasst den Inhalt des neunten Abenteuers aus den Großband-Comicheften 79-112 von Hansrudi Wäscher. Gerade erst hat die Menschheit die Tyrannei der ›Herren der Galaxis‹ abgeschüttelt, als sie von einer neuen Gefahr bedroht wird. Astronomen entdecken einen wandernden Planeten, der direkten Kurs auf die Erde nimmt. Es bleibt nur ein Ausweg, um die Menschheit zu retten: Der Planet muss durch eine Wasserstoffbombe unglaublichen Ausmaßes gesprengt werden. Nick, Xutl und Tom sollen den Planeten untersuchen, damit die Sprengung die nötige Wirkung erzielt. Doch dabei kommen sie hinter das schier unfassbare Geheimnis des fremden Planeten und müssen sich entscheiden – befolgen sie die Befehle der Erdregierung oder bewahren sie den Planeten, um dessen Geheimnis zu entschlüsseln …?

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Seitenzahl: 358

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Impressum

 

Originalausgabe Februar 2022

Charakter und Zeichnung: Nick © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators

Text © Thomas Newton

Copyright © 2022 der E-Book-Ausgabe Verlag Peter Hopf, Minden

 

Korrektorat: Andrea Velten, Factor 7

Redaktionelle Betreuung: Ingraban Ewald

Umschlaggestaltung: etageeins, Jörg Jaroschewitz

Hintergrundillustration Umschlag: © Karelin Dimitriy – fotolia.com

 

ISBN ePub 978-3-86305-309-3

 

www.verlag-peter-hopf.com

 

Hansrudi Wäscher wird vertreten von Becker-Illustrators,

Eduardstraße 48, 20257 Hamburg

www.hansrudi-waescher.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.

Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

 

Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.

 

Inhalt

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

 

 

THOMAS NEWTON

Die andere Möglichkeit

 

 

Nick Großband 8

 

 

 

EINS

 

Knapp zwei Wochen waren vergangen seit dem Start der Außerirdischen aus der Andromeda-Galaxis. Nach wie vor war die Menschheit damit beschäftigt, die Spuren der selbst ernannten ›Herren der Galaxis‹ zu beseitigen. Doch es war eines, die Veränderungen von Kan Dor I und seinen Schergen rückgängig zu machen. Die Erinnerungen daran, wie die Menschheit von dem außerirdischen Diktator unterjocht worden war, würden sie jedoch noch lange verfolgen.

Zudem kam, dass Jahre vergehen würden, bis wieder eine große Raumflotte von der Erde aus in die Tiefen des Alls vordringen konnte. Professor Raskins Weigerung, der Abordnung der Außerirdischen im Tausch gegen deren Raumschiffe das Geheimnis des Teleportationsbogens zu überlassen, stellte die Erdregierung vor eine schwierige Aufgabe.

Nick dachte an seinen väterlichen Freund. Er machte ihm für dessen Entscheidung keinen Vorwurf. Im Gegenteil, er konnte die Beweggründe des Wissenschaftlers nur zu gut verstehen. Gedankenversunken lenkte er seinen Turbowagen die Serpentine entlang, die die Klippe an der spanischen Südküste nach oben führte. Ein warmer Wind wehte ihm ins Gesicht. Er war erfüllt von der würzigen Seeluft.

Der Weltraumfahrer trug statt seiner Kombination eine legere Sommerbekleidung. Er holte tief Luft und lehnte sich mit dem linken Arm auf die Seitentür des offenen Wagens. Nach und nach gelang es ihm, sich zu entspannen und die Gedanken hinter sich zu lassen, die ihn die letzten Tage und Wochen beschäftigt hatten.

Nach mehreren Kurven auf der engen Straße kam endlich sein Ziel in Sicht. Nun schlich sich auch ein Lächeln auf seine Lippen. Ein moderner Bungalow ragte von Säulen gestützt über die Klippe – hier war Xutl zu Hause.

Nick hatte seinen Freund seit dem Kampf gegen Kan Dor I nicht mehr gesehen. Der Marsianer war durch eine Energieentladung schwer verletzt worden und musste stationär behandelt werden. Als der Weltraumfahrer von seinem Freund die Nachricht erhalten hatte, dass er als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen worden war und gedachte, seine Genesung mit einer Party zu feiern, hatte Nick längst aufgeschobene Urlaubstage eingereicht und keine Sekunde verloren, um nach Spanien aufzubrechen.

Er winkte dem Marsianer zu, der sich lässig gegen eine niedrige Ziegelsteinbrüstung lehnte und den Gruß erwiderte. In der Einfahrt parkte bereits an anderer Wagen.

»Hallo, Nick!«, begrüßte ihn Xutl, nachdem der Turbowagen auf einem freien Platz zum Halten kam. »Miss Lee und Tom sind nur wenige Minuten vor dir eingetroffen.«

»Xutl!«, rief Nick mit einem Lachen aus und sprang aus dem Fahrzeug. »Es freut mich, dich wohlauf wiederzusehen!« Die beiden Männer umarmten sich freundschaftlich und gingen auf die offen stehende Eingangstür des Bungalows zu.

»Professor Raskin hätte ich auch gerne eingeladen. Aber ich habe es nicht gewagt«, meinte der Marsianer auf dem Weg dorthin. »Als Leiter der Bauarbeiten an unseren neuen Raumschiffen hat er bestimmt keinen Sinn und keine Zeit für Partys …«

Schlagartig wurde Nick wieder ernst und sah seinen Freund von der Seite an. »Du weißt also nicht …?«, eröffnete er und stockte.

»Was?«, erwiderte Xutl und runzelte die Stirn.

Sie betraten den Eingangsbereich. Übergangslos umfing sie eine wohltemperierte Luft, die nach der Hitze, die schon jetzt am späten Vormittag herrschte, eine Wohltat war. Nick nahm sie jedoch nur beiläufig wahr. Er schob den Unterkiefer vor.

»Trotz gegenteiliger Versicherungen hat man es ihm übel genommen, dass er das Geheimnis um das Teleportationsgerät nicht lüftet und es der allgemeinen Verwendung zugänglich macht«, erklärte er. »Nun hat das Direktorium ihn von der Leitung des Raumschiffprojektes ausgeschlossen.«

»Aber das ist doch …!«, entfuhr es Xutl. Er beschleunigte seinen Schritt. »Dann will ich sofort …«

Nick legte seinem Freund den Arm auf die Schulter und hielt ihn zurück.

»Lass!«, meinte er und erwiderte den fragenden Blick des Marsianers. »Der Professor ist verbittert. Er hat sich in sein Landhaus zurückgezogen und will vorläufig niemanden sehen. Sogar mich hat er abgewiesen.«

Der Blick des Marsianers verdüsterte sich bei dieser Eröffnung zusehends. Ihm war anzusehen, dass ihm nicht mehr der Sinn nach einer Party stand. Die beiden Männer traten aus der Eingangshalle auf die Terrasse auf der Rückseite des Bungalows, die einen grandiosen Blick auf die See eröffnete. Palmen in dem geschmackvoll gestalteten Garten wehten im Wind. Unter einem Sonnenschirm saßen zwei Personen an einem Tisch und unterhielten sich lachend miteinander.

Als Tom Brucks und Jane Lee sahen, in wessen Begleitung Xutl zu ihnen herüberkam, erhoben sie sich und begrüßten Nick mit einem Glas in der Hand. Die unbeschwerte Stimmung war jedoch rasch verflogen, als der Weltraumfahrer auch ihnen von der ungerechten Behandlung des Wissenschaftlers berichtete, dem die gesamte Menschheit so viel zu verdanken hatte.

»Ich finde es einfach beschämend für unsere Regierung!«, brauste Jane Lee auf. »Ein Mann wie …«

»Meiner Ansicht nach hat die Regierung unter dem Druck der Raumfahrtdirektion gehandelt …«, unterbrach Nick sie, wofür er sich einen bösen Blick aus ihren funkelnden Augen einhandelte. Als die junge Frau merken musste, dass er darauf überhaupt nicht einging, sah sie ihn fragend an.

Nick spielte mit dem Rand seines Glases, an dem er noch nicht einmal genippt hatte. Er blickte in die Ferne, bevor er weitersprach. »… und ich habe daraus auch bereits die Konsequenzen gezogen.«

Nun erst setzte er an und nahm einen Schluck.

»Was willst du damit sagen?«, hakte Tom Brucks mit einem ungeduldigen Drängen in der Stimme nach.

Nick bedachte seinen langjährigen Freund mit einem undeutbaren Blick.

»Das Gesuch für meine Entlassung aus dem Staatsdienst ist bereits unterwegs«, erklärte er ganz nebenbei.

Tom sah ihn mit offen stehendem Mund an und fand keine Worte.

»Was?!«, stieß Xutl aus und beugte sich vor. Er musterte Nick, als frage er sich, ob er einen schlechten Scherz gehört habe.

Nur um Jane Lees Lippen legte sich ein Lächeln. »Also, ich finde das wunderbar!«, erwiderte sie. Der Weltraumfahrer sah sie verblüfft an. Ihr Lächeln wurde noch breiter. Sie legte eine Fingerspitze ans Kinn. »Dann engagiere ich Sie!«

Nun war es an Nick, einen verdutzten Gesichtsausdruck aufzusetzen. Jane Lee konnte bei dem Blick ein Lachen nicht unterdrücken.

»Miss Lee!«, brachte Tom Brucks hervor.

Die junge Frau sah die drei Männer schelmisch an. »Ich habe meine Diamanten zurückerhalten. Kan Dors Leute hatten das Schiff zum Glück entladen lassen, bevor es zerstört wurde. Und, ja …«, sie zuckte mit den Schultern, als wollte sie sich entschuldigen, »… bereits ein Raumschiff in Auftrag gegeben. Ein Raumschiff, das speziell für den Tierfang auf anderen Planeten eingerichtet wird.«

Sie genoss die verblüfften Blicke auf den Gesichtern der Männer und erhob sich, als würde sie am liebsten umgehend zu ihrer ersten Expedition aufbrechen wollen.

»Sie, Nick, werden das Kommando übernehmen!«, richtete sie sich an den Weltraumfahrer. Sie senkte die Augen für einen Moment, bevor sie ihn wieder ansah. »Das heißt natürlich nur, wenn Sie wollen.«

Nick schmunzelte. Jane Lees burschikose Art war entwaffnend. Wie konnte er da ›nein‹ sagen?

»Darüber ließe sich reden«, antwortete er betont langsam und nickte.

»Es könnte auch nichts schaden, wenn Sie einen erfahrenen Xeno-Biologen in Ihrem Team hätten«, beeilte sich Tom Brucks zu erwähnen.

»Nicht zu vergessen einen guten Astro-Ingenieur«, fügte Xutl mit einem breiten Grinsen an.

Sie alle sahen sich an, lachten auf und prosteten sich zu.

 

 

 

ZWEI

 

Während die vier Freunde daran gingen, Pläne für die erste Raumfahrt-Expedition zu schmieden, wurde auf dem Dach der Welt eine folgenschwere Entdeckung gemacht.

»Das ist doch nicht möglich!«, murmelte Harm Bengsten. Sein Blick wanderte erneut über die Nachricht, die auf dem Folienausdruck stand. Er verstand den Sinn, doch er weigerte sich, die Worte zu glauben. Dabei merkte er nicht einmal, wie seine Lippen anfingen zu beben. Der Funkoffizier des Sternen-Observatoriums auf dem Mount Everest atmete hörbar ein und aus. Sein Herzschlag beschleunigte sich.

 

 

»Leider doch«, entgegnete Bob Richards, der leitende Astronom, und zupfte mit den Fingern am Gestell seiner altertümlich wirkenden Hornbrille. Wer ihn kannte, wusste, dass das ein Zeichen wachsender Anspannung war. »Ich will nur noch die Berechnungen unseres Elektronengehirns abwarten, dann stellen Sie bitte eine Direktverbindung zur Weltregierung her.«

Bengstens Augen flackerten. Bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, flog die Tür in seinem Rücken auf, und ein Mann des astronomischen Teams stürzte herein. Dabei wedelte er mit einem Ausdruck durch die Luft.

»Hier sind die Berechnungen, Chef!«, stieß er aus und reichte sie Richards.

Dieser überflog sie. Ein verhaltenes Brummen löste sich von seinen Lippen.

»Und?«, fragte Miller, der stellvertretende astronomische Leiter, der seine Unruhe nicht mehr zurückhalten konnte. »Sind unsere Befürchtungen begründet?«

Bob Richards sah ihn über den Rand seiner Brille an und nickte.

»In vollem Umfang«, antwortete er nur.

Miller stöhnte auf. Schweiß perlte auf seiner Stirn. »Großer Gott …«

Richards stieß den Atem aus und straffte seinen Oberkörper. »Verbinden Sie mich sofort mit der Regierung«, bat er Bengsten.

Dieser schluckte schwer und hastete zur Funkkonsole.

 

*

Kaum eine Stunde später hatte der Präsident der Weltregierung eine Sondersitzung einberufen. Er warf einen Blick auf die Anwesenden an dem lang gestreckten Tisch und sah jedem einzelnen von ihnen in die Augen, bevor er das Blatt anhob, das vor ihm lag.

»Meine Herren«, setzte er an und hielt für einen Moment inne, als müsse er nach den passenden Worten suchen, »ein sehr ernster Anlass hat mich zu dieser Einberufung bewogen. Sie können sich vorstellen, dass ich dies nicht leichtfertig tun würde. Nicht, nachdem die Erde kaum eine Gefahr überstanden hat! Doch wir sehen uns bereits einer neuen Bedrohung ausgesetzt.«

»Greifen uns die Wesen aus dem Andromedanebel an?«, fragte Mr. Marsh, der ihm direkt gegenüber saß. »Haben sie uns doch getäuscht?«

Der Präsident winkte ab. »Nein«, sagte er kurz angebunden und warf dem Chef der Weltsicherheitsbehörde einen Blick zu, der unmissverständlich machte, ihn nicht weiter zu unterbrechen. »Lassen Sie mich den Bericht der Mount Everest-Sternwarte vorlesen. Dieser Bericht ist übrigens inzwischen von allen anderen wichtigen Observatorien weltweit bestätigt worden. Also …«

Er sah noch einmal in die Runde und ließ seine Augen eine Sekunde länger als bei allen anderen auf Marsh ruhen.

»Ein wandernder Himmelskörper von der Größe des Mars dringt aus dem interstellaren Raum in unser Sonnensystem ein. Die Berechnungen haben ergeben, dass er die Erdbahn in einhundertzwanzig Tagen schneiden wird. Zu einem Zusammenstoß kommt es nicht, aber die Annäherung der beiden Himmelskörper wird so stark sein, dass berechtigte Befürchtungen bestehen, dass unser Planet aus seiner Bahn gerissen wird.«

Mehrere der Anwesenden keuchten entsetzt auf.

»Außerdem scheint es fraglich, ob die Erdkruste dem ungeheuren Zug widerstehen kann. Wir halten es mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit für sicher, dass unsere Erde durch den Wanderplaneten zerstört wird, wenn nicht umgehend entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen werden«, fuhr der Präsident unbeirrt fort.

»Gegenmaßnahmen?«, echote Marsh und sprang von seinem Stuhl auf. »Wie stellt sich der Mann denn Gegenmaßnahmen vor?!« Er schüttelte den Kopf. »Ja, wenn wir noch das Sternenschiff hätten …«

Der Präsident sah ihn ernst an und warf einen weiteren Blick auf die Mitteilung. »Die Wissenschaftler haben errechnet, dass wir einundachtzig Tage Zeit haben, den fremden Planeten zu zerstören. Danach ist er zu nahe, um noch Sprengkörper einsetzen zu können. Die Folgen der Explosion würden die Erde mitvernichten.«

Mit diesen Worten legte er den Zettel auf die Tischplatte und presste den Atem hervor.

Mr. Marsh warf einen Blick in die Runde. »Großer Himmel! Eine Frist von einundachtzig Tagen … Das ist so viel wie nichts, gemessen an der gigantischen Aufgabe!« Auf seiner Stirn bildeten sich Falten. »Genügend Wasserstoffbomben, um den fremden Planeten in seine Bestandteile zu zerlegen, hätten wir. Aber die Transportmittel …« Er schüttelte den Kopf.

Auch den übrigen Männern stand die Ratlosigkeit und Resignation ins Gesicht geschrieben.

»Professor Raskin!«, rief der Präsident aus. »Jetzt muss er das Geheimnis des Teleportationsgerätes preisgeben! Es geht um das Schicksal der gesamten Menschheit!«

»Das ist die Rettung!«, stimmte ihm Marsh zu, und auch die anderen Männer nickten.

Der Präsident schaltete das tragbare Sprechteil des Visiphons vor sich auf dem Tisch ein. »Verbinden Sie mich sofort mit Professor Raskin«, forderte er seinen Sekretär auf, der sich am anderen Ende meldete.

Er musste nicht lange auf einen Rückanruf warten, doch anstelle des Wissenschaftlers hörte er die Stimme seines Sekretärs. Er lauschte dessen Worten mit versteinerter Miene, und als er den Hörer aus der Hand legte, war er totenblass.

»Was ist mit Ihnen?«, fragte einer der Minister besorgt.

Der Präsident stützte das Kinn auf seine ineinander gefalteten Hände und blickte gedankenverloren vor sich hin. Schließlich blinzelte er, als sei er aus einer Trance erwacht. »Professor Raskin liegt mit einer schweren Vergiftung im Krankenhaus«, eröffnete er und musste sich räuspern. »In einem Anfall von Schwermut hat er versucht, sich das Leben zu nehmen.«

Er sah in die fassungslosen Gesichter der Männer um sich herum.

»Es ist wie ein Wunder, dass er gerettet werden konnte«, fuhr er fort. »Aber man hat ihn in Tiefschlaf gelegt – für sechs Wochen …«

»Die Erde ist verloren!«, stieß einer der Minister aus.

»Nein!«, beharrte der Präsident mit fester Stimme. »Wir haben noch eine Chance. Wir konzentrieren die Arbeit auf zwei Raumschiffe mit R3-Antrieb. Das erste Schiff fliegt bemannt zu dem uns bedrohenden Himmelskörper und untersucht ihn. Das Untersuchungsergebnis wird die Sprengkraft bestimmen, die wir brauchen werden, um den Planeten zu pulverisieren.«

Er machte eine kurze Pause. Gespannt warteten die Männer darauf, dass er fortfuhr.

»Das zweite Raumschiff, das bis dahin fertiggestellt sein muss, nimmt die Bomben auf und kann dann nur wenig später ferngelenkt werden«, schloss er seine Überlegungen.

»Das ist die Lösung!«, antwortete der Minister für Infrastruktur. »Ich gebe sofort die nötigen Anweisungen.«

»Gut«, entgegnete der Präsident. »Wir dürfen von nun an keine Sekunde verlieren!«

 

 

DREI

 

Seit der Sondersitzung der Weltregierung waren mehrere Tage vergangen. Nick war zusammen mit seinen Freunden noch immer Gast bei Xutl, und er genoss die Entspannung nach den Ereignissen der letzten Wochen.

Während Tom in einer Zeitung blätterte und an seiner Pfeife schmauchte, hatte es sich der Weltraumfahrer mit einem guten Buch in einer Liege auf der Terrasse bequem gemacht. Nur Xutl ließ es sich nicht nehmen, seinen Forschungsaufgaben nachzugehen. Müßiggang läge nicht in seiner Art, hatte der Marsianer mit einem Lächeln erklärt.

Nick merkte, wie er beim Lesen immer wieder eindöste, und beschloss, das Buch zur Seite zu legen. Er hatte gerade die Augen geschlossen, als er schnelle Schritte auf den Fliesen hörte.

»Nick, Xutl, Tom!«, riss ihn Jane Lees hektische Stimme aus seinem Schlummer. Er seufzte und wollte sich schon über die Störung beschweren, als er den Blick in den Augen der jungen Frau sah. Sofort war er hellwach.

»Was ist los, Miss Lee?«, fragte er.

Sie blieb vor den Männern stehen, öffnete den Mund und gestikulierte wild, bevor sie ihre Sprache wiederfand. Sie streckte ihnen einen zusammengeknüllten Zettel entgegen. »Die Raumschiffwerft …«, schnappte sie, »… sie hat meinen Auftrag zurückgewiesen. Gerade habe ich das Telegramm erhalten!«

Nick runzelte die Stirn.

»Was?«, entgegnete er mit einem ungläubigen Blick.

Jane Lee entfaltete das Stück Papier und wies mit dem Zeigefinger darauf. »Sie beruft sich auf höhere Gewalt, ist aber ohne zu zögern bereit, die Konventionalstrafe in voller Höhe zu zahlen!«

Nick und Tom sahen sich an. Auch Xutl blickte von seiner Apparatur auf.

»Das verstehe ich nicht«, meinte der Marsianer. »Wieso sollte eine Werft ohne Grund auf solch einen lukrativen Auftrag verzichten und sogar noch die Strafzahlung in Kauf nehmen?«

»Das ist mir auch ein Rätsel«, erwiderte Nick. »Ich will mich sofort erkundigen, was das soll.«

Er warf Jane Lee einen aufmunternden Blick zu, und sie nickte dankbar.

 

*

Doch da Nick inzwischen seinen Abschied vom aktiven Dienst in der Raumflotte genommen hatte, konnte auch er kaum mehr in Erfahrung bringen.

Über die Gründe, warum offenbar sämtliche Raumschiffwerften der Erde Privataufträge zurückwiesen, hatte die Weltregierung strengstes Stillschweigen geboten, um eine weltweite Panik zu verhindern. In aller Eile war das erste Raumschiff vollendet worden und zu seiner geheimen Reise gestartet.

Als das Raumschiff nach siebzehn Tagen zurückkehrte, setzte es zum Erstaunen der Wissenschaftler nicht auf dem vorgesehenen Landeplatz am Weltraumhafen auf, sondern flog mit der deutlichen Absicht, das Gebäude zu rammen, auf den Sitz der Weltregierung in New York zu.

Nur im letzten Augenblick gelang es den Sicherheitskräften, den Energieschirm zu aktivieren, und das Raumschiff prallte in einem steilen Winkel vom Schirm ab. Scheinbar steuerlos raste es zum Entsetzen der Menschen in den Straßen mit aufheulenden Triebwerken über die Metropole hinweg, um dann einige hundert Kilometer entfernt in einen Naturschutzpark zu stürzen.

Es verging nur kurze Zeit, als auch schon die ersten Rettungsmaschinen über der Absturzstelle kreisten. Den Besatzungen bot sich ein Bild der Verwüstung. Über eine Länge von einem Kilometer war das Erdreich aufgerissen. Bäume waren durch die entfesselten Kräfte beim Aufschlag entwurzelt worden und lagen wie Streichhölzer verstreut auf dem Boden. Es grenzte schier an ein Wunder, dass das Raumschiff bei seinem Absturz eine hoch aufragende Felsklippe nur knapp verfehlt hatte und in einem solch flachen Winkel aufgeschlagen war, um durch die Wucht nicht in seine Einzelteile zerrissen zu werden.

Dennoch hatte sich die Spitze der Rakete mehrere Meter tief ins Erdreich gebohrt, und eine dichte Rauchsäule stieg aus dem Hecktriebwerk in die Höhe.

Angespannt blickte Major Barnes durch ein Fernglas nach unten und suchte die Absturzstelle ab. Der Pilot seines Aufklärers hatte die Geschwindigkeit so weit verringert, dass sie in engen Kurven über dem Boden kreisen konnten.

Barnes schaltete sein Mikrofon auf die Frequenz der Raumflotte ein. »Können Sie mich hören?«, fragte er. »Antworten Sie. Bitte antworten Sie.«

Doch aus dem Lautsprecher drang nur Rauschen. Der Major presste die Lippen aufeinander und gab seinem Piloten mit einem Fingerwink die Anweisung, tiefer zu gehen.

»Sie müssen noch am Leben sein«, sprach der Pilot seine Überlegung offen aus.

»Ja, das Raumschiff ist von einem Energieschirm umgeben, sonst wäre es am Schutzschirm des Regierungssitzes nicht abgeprallt, sondern zerschellt«, bestätigte Barnes. Er blickte durch das Fernglas. »Auch den Absturz hier konnte es nur überstehen, weil der Schirm aktiviert ist. Die Außenhülle zeigt nur geringe Verformungen an.«

Der Aufklärer flog in niedriger Höhe über das in den Himmel ragende Heck der Rakete hinweg.

»Außerdem ist dieser neue Raumschifftyp mit Andruckneutralisatoren in der Zentrale ausgerüstet«, fügte Barnes an. »Die Mannschaft hat also nichts von dem Aufprall des Absturzes gespürt.«

»Hm … wahrscheinlich ist das Funkgerät entzwei«, brummte der Pilot.

Major Barnes erwiderte nichts darauf, sondern warf ein weiteres Mal einen Blick durch den Feldstecher und griff zum Mikrofon.

»Achtung, wir landen«, gab er kurz entschlossen den Befehl an die übrigen beiden Maschinen weiter. Er musste seinem Piloten keine Anweisung geben. Dieser reagierte umgehend und schaltete auf den Rotorantrieb um, mit dem die Aufklärer senkrecht starten und landen konnten. Die Flugzeuge setzten gut dreihundert Meter vom Raumschiff entfernt auf dem unebenen Gelände auf.

Barnes warf dem Piloten einen fragenden Blick zu.

»Wir können nicht näher heran, Sir«, erklärte dieser. »Der Boden ist glühend heiß. Die Reifen am Fahrwerk könnten mit dem Erdreich verschmelzen, oder wir laufen Gefahr, einzusinken.«

Barnes knurrte, nickte und löste die Sicherheitsgurte um seine Brust. Zusammen mit Collins, dem Navigator und dritten Mann an Bord, ging er nach hinten zur Ausstiegsluke. Er öffnete die Tür und sprang die kurze Distanz mit einem Satz zu Boden. Im Nu fühlte er unter den isolierten Sohlen seiner Stiefel die Hitze des Erdreichs.

»Radioaktive Strahlung?«, fragte er Collins, der neben ihm aufkam und einen Pfiff als Reaktion auf die Hitze ausstieß.

»Keine, Sir«, gab der Navigator nach kurzer Messung mit einem Geigerzähler zurück.

Beruhigt ging Barnes weiter, doch er achtete bei jedem Schritt auf den Untergrund. Mit einem Seitenblick stellte er fest, dass in der Zwischenzeit auch die übrigen Mannschaften ihre Aufklärer verlassen hatten und mit schnellen Schritten zu ihm aufschlossen.

»Ich bräuchte drei Freiwillige, die mit Einmannhubschraubern hinüberfliegen und die Schleuse aufschweißen, nachdem wir den Energieschirm ferngesteuert abgeschaltet haben«, richtete er sich an die Männer.

»Da!«, fiel ihm Collins ins Wort. Barnes drehte sich mit einem Stirnrunzeln zu ihm um und blickte dann in die Richtung, in die der ausgestreckte Arm wies. Inmitten des stählernen Rumpfes war ein Spalt entstanden, der rasch größer wurde. Die Hangarschleuse öffnete sich.

»Bringen Sie mir einen Lautsprecher«, wandte er sich an Collins. »Sie müssen uns zwar gesehen haben, aber mit dem Megaphon kann ich sie einweisen.«

Der Navigator eilte zum Aufklärer zurück und reichte nur eine Minute später den Lautsprecher an seinen Vorgesetzten weiter. Barnes betätigte den Schalter nahe am Griff und hielt sich das Gerät vor die Lippen.

»Hallo!«, schallte seine Stimme aus der Membran. »Landen Sie hinter unseren Maschinen! Davor ist der Boden zu heiß!« Um seine Worte zu unterstreichen, wies er mit dem Arm in die Richtung, die von der Rakete weg zeigte.

Angestrengt blickte er auf die offen stehende Luke. Selbst nach mehreren Minuten zeigte sich keinerlei Aktivität.

»Das müssen sie doch gehört haben!«, murmelte er. »Warum winken sie nicht wenigstens?«

Als hätten die Männer an Bord des Raumschiffes nur auf diese Frage gewartet, schoss in diesem Augenblick ein kleiner Aufklärer aus dem Hangar und schraubte sich in den Himmel, ohne den Anweisungen des Majors zu folgen.

»Aber das ist doch …«, entfuhr es Barnes. Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Sie landen nicht! Sie scheinen uns überhaupt nicht zu bemerken!«

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte einer der Männer.

»Das möchte ich selbst gern wissen«, knurrte der Major und eilte zu seiner Maschine zurück. Er warf sich auf seinen Sitz und schaltete die Visiphon-Verbindung ein.

»Achtung, hier spricht Major Barnes von der Rettungsmission! Verbinden Sie mich sofort mit Direktor Marsh!«, wies er den Adjutanten am anderen Ende an.

Es dauerte keine zwanzig Sekunden, bis Marsh auf dem kleinen Bildschirm zu sehen war. »Was sollen wir unternehmen, Chef?«, fragte Barnes mit hastiger Stimme. »Die Besatzung des abgestürzten Raumschiffs ist in einem Aufklärer in Richtung auf die Hauptstadt abgeflogen, ohne Notiz von uns zu nehmen.«

Marsh nahm die Nachricht mit sichtlicher Irritation zur Kenntnis.

»Mir ist das Verhalten der Männer selbst unbegreiflich«, meinte Barnes. »Ich wollte Ihre Entscheidung abwarten.«

»Zwingen Sie die Maschine zur Landung!«, befahl der Chef der Weltsicherheitsbehörde. »Nach dem Vorfall in New York sind hier alle äußerst nervös.«

»Verstanden, Sir!«, antwortete der Major. Der Bildschirm wurde schwarz. Barnes verlor keine Sekunde und stieg aus dem Aufklärer. Vor der Luke hatten sich bereits die übrigen Männer versammelt.

»In die Maschinen!«, gab er die Anweisung. »Wir starten. Wir haben die Aufgabe, die Maschine der Raumschiffbesatzung zur Landung zu zwingen.«

Die Männer sahen ihn zuerst verblüfft an, doch dann beeilten sie sich, zu ihren Flugzeugen zurückzukehren. Bereits zwei Minuten darauf erhoben sich die drei Maschinen in die Lüfte und jagten dem Aufklärer hinterher, dessen Feuerlohe aus dem Hecktriebwerk sich als dünner leuchtender Strich am Himmel abzeichnete.

»Da vorne ist die Maschine!«, hörte Barnes aus dem Lautsprecher.

Barnes strich sich sinnierend über die Lippen. »Seltsam, sie fliegt in geradem Kurs zur Hauptstadt zurück.«

»Vielleicht haben die Männer eine so wichtige Entdeckung gemacht, dass sie so schnell wie möglich der Regierung Bericht erstatten wollen«, überlegte sein Pilot.

Collins, der direkt hinter ihm saß, schüttelte den Kopf. »Diese Erklärung passt nicht zu ihrem Verhalten von vorhin. Ihr Vorhaben, das Regierungsgebäude zu vernichten, war eindeutig. Das war kein versehentlicher Anflug.«

Barnes blickte angestrengt nach draußen. »Geben Sie vollen Schub!«, wies er den Piloten an.

 

*

Zur gleichen Zeit landeten Nick und Tom mit ihrer Maschine auf dem Regierungsflugplatz. Der Weltraumfahrer wollte sich in Person an maßgebender Stelle erkundigen, warum die Raumschiffwerft Jane Lees Auftrag zurückgewiesen hatte. Tom Brucks hatte es sich nicht nehmen lassen, ihn zu begleiten. Nach den paar Tagen Erholung war ihm die Rastlosigkeit deutlich anzumerken.

»Stellen Sie Ihre Mühle in Hangar IV ab«, kam die Anweisung vom Tower. »Möglichst weit hinten, damit sie nicht auffällt. Streng nach den Vorschriften dürften Sie diesen Flugplatz nicht mehr benutzen, seit Sie bei uns ausgeschieden sind.«

»Mühle?!«, erwiderte Tom Brucks und verzog die Lippen.

Nick lächelte und winkte ab. »Danke, Major Ruben«, antwortete er mit freundlicher Stimme. »Es freut mich, dass man mich noch nicht ganz abgeschrieben hat.«

Ein Lachen folgte zur Antwort. »Bleiben Sie bei Ihrer Maschine. Ich hole Sie ab und schleuse Sie vom Platz.«

Nick schaltete das Funkgerät ab und setzte zur Landung an. Obwohl die Raumflotte durch den Diktator Kan Dor I vollkommen vernichtet worden war, herrschte am Raumhafen hektische Betriebsamkeit. Kleinere Flugzeuge und Aufklärer starteten und landeten im Sekundentakt. Am rötlich gefärbten Himmel des späten Nachmittags waren die Kondensstreifen von Überschallflugzeugen zu erkennen.

Der Weltraumfahrer verringerte die Geschwindigkeit und lenkte die Maschine wie angewiesen in Hangar IV. Hier standen bereits mehrere Aufklärer, sodass ein weiteres Flugzeug nicht auffallen würde.

»Es ist gut, Freunde zu haben«, meinte er zu Tom, der sich nach allen Seiten interessiert umsah. »Mit Rubens Hilfe sparen wir eine Menge Zeit, die wir sonst in den Vorzimmern von Mister Marsh verbringen müssten!«

Noch bevor die Maschine in einer Bucht sanft ausrollte, sah Nick bereits den Turbowagen, der sich rasch näherte. Zusammen mit Tom Brucks verließ er die Maschine und winkte Major Ruben zu, der selbst hinter dem Steuer saß und nun ausstieg.

»Steigen Sie ein«, bat der Major die beiden Freunde, nachdem er sie mit einem Handschlag begrüßt hatte. »Na?«, meinte er mit einem verschmitzten Lächeln zu Nick und wies auf die gewaltige Anlage des Raumhafens. »Tut es Ihnen nicht doch leid, dass Sie Ihren Abschied genommen haben?«

Nick schüttelte mit einem wehmütigen Lächeln auf den Lippen den Kopf. »Sie wissen sicher, wie es dazu kam?«

Rubens Gesicht verfinsterte sich. »Ja. Eine böse Geschichte … Der arme Professor. Er wollte sich das Leben nehmen.«

Nick blieb wie vom Schlag getroffen stehen und sah den Major entsetzt an.

»Was?«, stieß er aus.

»Davon wussten wir noch nichts!«, erwiderte Tom Brucks betroffen.

Der Blick des Majors ging verwirrt zwischen den beiden Freunden hin und her. »Ich dachte … oh, nun, es wird Sie freuen zu hören, dass er zum Glück mit dem Leben davongekommen ist! Aber es wird Wochen, vielleicht sogar Monate dauern, bis er wieder auf dem Damm ist.«

Nick und Tom machten aus ihrer Erleichterung keinen Hehl.

»Sichtlich zum Verdruss unserer Regierung, wie ich gehört habe«, fügte Ruben an und wiegte den Kopf. Er bat die beiden Männer mit einer Geste, einzusteigen, und startete den Turbowagen, als sie neben ihm Platz genommen hatten.

»Man munkelt, dass man den Professor jetzt noch dringender braucht als jemals zuvor«, hob er seine Stimme gegen den Fahrtwind an.

»Wahrscheinlich hat man eingesehen, dass er für den Aufbau einer neuen Raumflotte unentbehrlich ist«, entgegnete Nick. »Gleich nach unserer Besprechung mit Mister Marsh besuchen wir den Professor, Tom.«

Sein Freund nickte bekräftigend.

»Das wird wenig Sinn haben«, warf der Major ein. »Wie ich gehört habe, liegt der Professor für die nächsten Wochen im künstlichen Tiefschlaf.«

Nick sah den Leiter der Flughafensicherheit fassungslos an.

»Und genauso wenig Sinn wird es haben, Mister Marsh sprechen zu wollen«, meinte Ruben und schürzte die Lippen. »Seit die Versuche mit den beiden neuen Raumschiffen laufen, kommt niemand an ihn heran, den er nicht zu sich bestellt hat.«

Nick fuhr sich durchs kurzgeschorene Haar. »Na, mit Ihrer Hilfe werden wir es wohl schaffen«, antwortete er zuversichtlich.

Die Gesichtszüge des Mannes neben ihm wurden noch härter. »Ausgeschlossen.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, steuerte er den Turbowagen an den Rand des Flughafengeländes und hielt vor einem Terminalgebäude an. Die Männer stiegen aus dem Wagen, und der Major zog ein schmales Objekt aus einer Seitentasche seines Overalls.

»Hier haben Sie einen Passierschein«, erklärte er und reichte die Karte an Nick weiter. »Damit können Sie Ihre Mühle nachher wieder abholen.« Er schüttelte kaum merklich den Kopf. »Das ist alles, was ich für Sie tun kann.«

Nick nahm die Karte entgegen. »Danke. Übrigens, wir haben vorhin, als wir uns der Stadt näherten, eines der beiden neuen Raumschiffe gesehen. Es flog regelwidrig tief und …«

»Schon gut, schon gut!«, unterbrach ihn der Major und stieg in den Wagen. »Auf Wiedersehen.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, beschleunigte er das Fahrzeug und rauschte in hohem Tempo davon.

Nick sah Tom verwundert an. »Bin ich ins Fettnäpfchen getreten? Ich wollte doch nur …«

Sein Freund sah mit einem Mal an ihm vorbei und riss die Augen auf. »Was ist das?«, stieß er aus und deutete in die Luft. Nick blickte nach oben und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Direkt neben dem Flughafengelände ragte der Wolkenkratzer, in dem der Sitz der Weltregierung lag, hoch aufragend in den Himmel. Und nur wenige Meter über dem Gebäude jagten vier Aufklärer in wilden Manövern durch die Luft.

»Schau!«, rief Tom. »Einer von ihnen will auf dem Dach landen. Die drei anderen versuchen, ihn daran zu hindern!«

»So etwas hat die Welt noch nicht gesehen …«, entfuhr es dem Weltraumfahrer. Er verfolgte die Flugmanöver und sah, wie es den drei Aufklärern gelang, die vierte Maschine abzudrängen. Doch anstatt auf dem Dach zu landen, stürzte sie nun in hoher Geschwindigkeit dem Boden entgegen. Mit jeder Sekunde wurde das Heulen des Triebwerkes lauter.

Nick ahnte, dass ihm nur ein paar Sekunden zum Handeln blieben.

»Sie fliegen direkt auf uns zu!«, knurrte er. »Nichts wie weg, Tom!«

Wie in Zeitlupe wurden die Maschinen immer größer und nahmen binnen weniger Augenblicke das gesamte Sichtfeld ein. Der Pilot aus der abgedrängten Maschine schien zu bemerken, dass er auf das Landefeld niedergedrückt werden sollte, und so startete er knapp über dem Boden einen verzweifelten Ausbruchsversuch.

Der Aufklärer wurde schräg nach oben gerissen, aber dabei streifte der Rotor an der Oberseite des Rumpfes eine der Maschinen, die viel zu knapp aufgeschlossen hatte. Die Rotorblätter zersplitterten mit einem berstenden Geräusch und sirrten unkontrolliert durch die Luft. Durch die Kollision verlor der Pilot völlig die Kontrolle über seine Maschine. Mit einem hellen Pfeifen raste der Aufklärer dem Landefeld entgegen.

Wartungspersonal und Sicherheitskräfte schrien entsetzt auf und rannten in alle Richtungen davon. Viele versuchten, sich in eines der flachen Gebäude in Sicherheit zu bringen, und behinderten sich dabei gegenseitig.

Nick sah ein abgesplittertes Rotorblatt einem dunklen Schemen gleich durch die Luft zischen und warf sich nach vorne. Dabei riss er Tom mit sich.

»Zu Boden!«, schrie Nick und presste sich gegen die Betonplatten. »Die Maschine kann jeden Augenblick explodieren!«

Das Rotorblatt jagte nur knapp über sie hinweg, und dann erfolgte auch schon das ohrenbetäubende Bersten und Krachen von Metall und Beton. Eine Staubwolke stob empor und hüllte den Platz ein. Nick schloss die Augen. Er rechnete jeden Moment damit, dass die Treibstofftanks durch einen einzigen Funken explodierten.

Doch sie alle hatten Glück.

Die Tanks hielten dem Absturz aus gut fünf Metern Höhe Stand, und gerade als aus dem Motor eine Stichflamme emporzuckte, war die Flughafen-Feuerwehr bereits zur Stelle und erstickte die drohende Gefahr unter einem dichten Teppich Löschschaum.

Männer riefen wild durcheinander und hetzten über den Platz. Sirenen heulten durch die Luft. Ein Krankenwagen näherte sich mit hoher Geschwindigkeit. Sanitäter sprangen mit Bahren aus dem Heck – und blieben verwundert stehen.

Aus der Maschine, deren Heck vollkommen zerstört worden war, sprang die Besatzung heraus. Den Männern schien nichts geschehen zu sein. Erleichtert gingen die Rettungskräfte auf sie zu, nur um einen Moment darauf in Deckung zu gehen.

Mit verzerrten Mienen rannten die Raumfahrer von dem schwelenden Wrack weg, jeder von ihnen mit einem schussbereiten Strahlenkarabiner im Anschlag.

Entsetzt wichen die Anwesenden auf dem Landefeld vor der tödlichen Bedrohung der Waffen zurück, während die vier Männer wortlos auf den Ausgang zurannten. Dabei richteten sie den Lauf der Karabiner in alle Richtungen und erstickten damit jeden Versuch, sie aufzuhalten, im Keim.

»Was hat das zu bedeuten?«, zischte Nick. »Sind denn alle wahnsinnig geworden? Zuerst Rubens seltsames Verhalten, und nun das …«

Er sah den Männern nach und kniff die Augen zusammen. »Der Letzte da!«, rief er Tom zu, der sich ächzend erhob. »Das ist doch Adams! Er war Mitglied der Sternenschiffbesatzung!«

»Tatsächlich …«, entgegnete sein Freund und rückte sich die Brille zurecht. »Ich hatte ihn nicht erkannt. Die Gesichtszüge der Männer sind völlig verzerrt – wie bei Amokläufern.«

Nick verfolgte, wie die vier Bewaffneten zum Regierungsgebäude hinüberliefen. Er verlor keine Sekunde und rannte ihnen hinterher.

»Stehen Sie nicht so rum!«, hörte er einen Mann zu seiner Rechten eine Gruppe Uniformierter anfahren. »Unternehmen Sie etwas, bevor das Schlimmste geschieht.«

Einer der Gescholtenen schüttelte heftig den Kopf. »Wir sind unbewaffnet! Wer kann denn mit so einem Angriff rechnen?«

Nick schüttelte bei den Worten innerlich den Kopf und rannte weiter.

»Geben Sie eine allgemeine Warnung durch!«, wies er einen der Uniformierten mit reich verzierten Schulterklappen an und stieß dann einen weiteren zur Seite, der sich ihm in den Weg stellte. Der Mann taumelte nach hinten, hob einen Arm an und winkte heftig. »Halt! Bleiben Sie zurück! Die Verrückten werden Sie niederschießen.«

Die Warnung war überflüssig. Nick war sich sehr wohl bewusst, welches Risiko er einging. Dennoch rannte er unbeirrt weiter. Bis auf Adams, der den Abschluss der Gruppe bildete, hatten die Raumfahrer die Flügeltüren passiert und waren in das Regierungsgebäude eingedrungen.

Nick schloss zu ihm auf, und noch bevor er um eine Ecke entschwinden konnte, hatte er den Mann erreicht und hechtete auf ihn zu. Er brachte Adams mit seinem Gewicht zu Fall und griff mit seinem rechten Arm nach vorne. Anders als gehofft, hatte sein Gegner die Waffe nicht fallen gelassen, sondern hielt sie mit beiden Händen fest umschlossen.

Nick packte den Lauf des Karabiners, doch Adams leistete heftigen Widerstand.

»Lassen Sie mich!«, brüllte er mit sich überschlagender Stimme. »Ich … ich muss den Präsidenten töten! Alle müssen sterben, die uns zu dem Planeten geschickt haben. Alle!«

»Was?!«, entfuhr es Nick, der seinen Ohren nicht traute. »Adams, kommen Sie zu sich!«

Genauso wie es Tom Brucks beschrieben hatte, war das Gesicht des Raumfahrers zu einer Grimasse verzerrt. Es war unverkennbar, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war. Dennoch wehrte er sich nach Leibeskräften und stemmte sich gegen Nick an.

»Lassen Sie mich, oder …!«, setzte Adams an, doch da traf ihn schon die harte Rechte des Weltraumfahrers. Wie vom Blitz getroffen stürzte er zu Boden und blieb liegen.

Nick atmete heftig. »Tut mir leid, aber Sie haben mir keine andere Wahl gelassen!«

Er nahm den Strahlenkarabiner an sich – und zuckte zusammen. Die Waffe war tatsächlich auf Vernichtungsstrahl eingestellt!

Ohne einen weiteren Augenblick zu verlieren, setzte er den drei übrigen Männern nach, die allem Anschein nach den Verstand verloren hatten. Noch im Laufen stellte er die Waffe auf Lähmungsstrahl um. Er durchquerte den Eingangsbereich und erreichte durch eine Tür die Lobby, die in die oberen Stockwerke führte.

Einen Moment lang war Nick bei dem Anblick schockiert. Die prachtvoll eingerichtete Halle lag halb zerstört vor ihm. Schmauchspuren und Einschüsse zeichneten die hoch aufragenden Säulen und die Stufen der Haupttreppe. Geschmolzenes Metall aus der Deckenverkleidung lag am Boden. Dünne Rauchfahnen stiegen auf. Ein beißender Geruch nach verschmorten Plastik lag in der Luft.

Hinter der Rezeption, an der sich üblicherweise alle ankommenden Personen anmelden mussten, kam ein Kopf zum Vorschein, der sich vorsichtig umsah. Als er Nick erblickte, richtete sich der Mann erleichtert auf.

»Die Kerle müssen wahnsinnig sein«, stammelte er. »Sie haben ohne Vorwarnung mit Desintegrationsstrahlen geschossen, als wir sie aufhalten wollten. Zum Glück ist niemand verletzt worden!«

Als er den Blick des Weltraumfahrers sah, zuckte er mit den Schultern.

»Wir konnten nichts unternehmen!«

»Wir sind nicht auf solch einen Angriff vorbereitet«, ergänzte ein weiterer Mann, der nun aus seiner Deckung hinter der Theke kam. »Wir müssen abwarten, bis die Polizei eintrifft.«

»Bis dahin ist es zu spät«, erwiderte Nick. »Der Fahrstuhl! Schalten Sie den Fahrstuhl zum Stockwerk der Regierung frei!«

»Wie?«, entgegnete einer der Angestellten mit offen stehendem Mund, beeilte sich dann aber, der Aufforderung nachzukommen.

 

*

Viele Stockwerke über der Lobby wurde in diesem Augenblick eine Tür aufgestoßen, und ein Sicherheitsbeamter stürmte in den Raum. »Kommen Sie schnell, meine Herren«, rief er den Anwesenden zu. »Einige Hubschrauber werden Sie in Sicherheit bringen!«

Der Präsident der Weltregierung, der mit seinem Kabinett mitten in einer Sitzung saß, blickte den Offizier verwundert an. »Was hat das alles zu bedeuten? Wir haben den Tumult selbst durch die Scheiben wahrnehmen können. Was geht da unten vor sich?«

»Wir müssen uns beeilen!«, erwiderte der Mann von der Sicherheit. Seine ganze Anspannung überzeugte die Regierungsmitglieder davon, keine weiteren Fragen zu stellen, sondern ihm zu folgen.

»Hier entlang«, forderte er sie mit hastigen Worten auf, als sie durch den Gang auf den Aufzug zurannten. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Wahnsinnigen können jeden Augenblick hier sein!«

Gerade als sie die geschwungene Treppe passierten, die bis zur Lobby reichte, sah einer der Minister drei Bewaffnete, die mit verzerrten Mienen über die Stufen nach oben rannten. Entsetzt schrie er auf und wollte sich an seinen Kollegen vorbeidrängen. Andere schlossen sich ihm in wachsender Panik an und drückten die übrigen Männer zur Seite. Vor ihnen öffnete sich die Tür zum rettenden Aufzug – und der Kabine entstieg ein weiterer Mann mit vorgehaltenem Karabiner.

Nick brauchte nur eine Sekunde, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Er zielte an den Männern der Regierung vorbei auf die Angreifer, die gerade ihre todbringenden Waffen anhoben, und gab mehrere Schüsse mit Lähmungsstrahlen auf sie ab. Noch bevor ein einziger der Raumfahrer einen Schuss abgeben konnte, brachen sie besinnungslos zusammen.

Mit einem Aufschrei wichen die Mitglieder der Regierung zurück.

Nick machte eine beschwichtigende Geste und richtete sich an den Sicherheitsbeamten. »Das war gerade noch im letzten Augenblick … fordern Sie einen Krankenwagen an. Diese Männer sind keine Verbrecher, sondern haben allem Anschein nach den Verstand verloren!«

»Nick?«, antwortete ihm eine ungläubige Stimme, und ein Mann kam ihm aus der Gruppe entgegen.

» Mister Marsh«, antwortete der Weltraumfahrer mit einem schiefen Lächeln. »Ich hatte mir unsere erste Begegnung nach meinem Abschied nicht so stürmisch vorgestellt …«

Sein ehemaliger Chef lachte gequält auf und schüttelte den Kopf. »Sie und Ihr Humor … Sie haben uns allen gerade das Leben gerettet!«

 

*

Schon eine Stunde später traf der Bericht der beauftragten Ärzte und Fachwissenschaftler über den Zustand der vier Raumfahrer in Mr. Marshs Büro ein. Er hatte neben Nick auch Tom Brucks gebeten, anwesend zu sein, und sah die Männer über seinen Schreibtisch hinweg mit angespannter Miene an.

Beim Blick auf die Ergebnisse schüttelte er den Kopf.

»Das ist der merkwürdigste Fall, dem ich seit meiner Berufung als Leiter der Weltraumbehörde gegenüberstehe«, wandte er sich an die beiden Freunde. »Sie gehören zwar nicht mehr zu uns, aber Sie sind die einzigen Menschen, die über so viel Weltraumerfahrung verfügen, dass Sie mir einen Rat geben können.«

Er machte eine Pause und bedachte die Männer vor sich lange mit einem nachdenklichen Blick. Nick fing schon an, unruhig zu werden, als Marsh zu erzählen begann. Mit knappen Worten unterrichtete er die Freunde über den wandernden Planeten und die bisher getroffenen Gegenmaßnahmen.

Trotz all ihrer Erfahrung und der bestandenen Abenteuer brauchten auch Nick und Tom erst einmal einen Augenblick, um das gerade Gehörte zu verarbeiten.

»Die vier Männer des ersten Erkundungsfluges sind offensichtlich wahnsinnig geworden«, sagte Nick nach einigem Nachdenken.

Mr. Marsh neigte den Kopf. »›Wahnsinnig‹ ist nicht der richtige Ausdruck. Nach dem Bericht der Ärzte sind die Männer von der fixen Idee besessen, den Auftraggeber zur Erkundung des Planeten zu vernichten – und sich dann nach erfolgter Tat selbst zu töten. Abgesehen davon reagieren sie völlig normal.«

»Ja, natürlich«, musste Nick zugeben. »Sonst hätten sie das Raumschiff ja nicht wieder zur Erde steuern können.«

Der Chef der Weltraumbehörde fuhr sich durch das angegraute Haar. »Leider lässt sich nicht feststellen, wie die fixe Idee in den Männern entstanden ist. Sie berichten, dass sie den Planeten angeflogen haben und plötzlich eine immer stärker werdende Vibration das Schiff erfasst habe. Daraufhin schalteten sie den Energieschirm ein und näherten sich dem Himmelskörper weiter. Dann kam der ›Befehl‹, wie sie es nennen, und sie kehrten um.«

Nick rieb sich am Kinn. »Seltsam …« Er blickte von Tom zu Mr. Marsh. »Wir wissen, dass man Gedanken beeinflussen kann, sogar über große Entfernungen. Das haben wir selbst auf einer unserer Expeditionen mit dem Sternenschiff erlebt. Aber … das würde intelligente Wesen auf diesem Planeten voraussetzen.«

Mr. Marsh strich mit der Hand durch die Luft. »Das ist vollkommen ausgeschlossen! Es kann kein Leben auf diesem Planeten geben. Denken Sie doch … er kommt aus den tiefsten Fernen des Alls. Es muss Tausende von Jahren her sein, dass er in der Nähe einer lebensspendenden Sonne war.«

Nick lehnte sich sinnierend in seinem Stuhl zurück. »Dieser Planet beginnt mich zu interessieren.«

Der Chef der Weltraumbehörde erhob sich und streckte seinen Arm vor.

»Hier, meine Hand!«

Nick sah ihn verdutzt an.

»Schlagen Sie nicht aus«, bat ihn Marsh. »Sie und Ihre Freunde Tom und Xutl allein besitzen die Erfahrung, dieses Rätsel zu lösen und unsere Aktion gegen den Planeten erfolgreich durchzuführen!«

»Aber …«, setzte der Weltraumfahrer zu einer Erwiderung an.

»Denken Sie an das Schicksal der Erde!«, beeilte sich Marsh anzufügen. »Begraben Sie Ihren Groll gegen uns, ich bitte Sie!«

Nick blickte auf die gereichte Hand und schlug ein. »Gut! Wir sitzen alle im selben Boot.«

»Ich bin auch dabei!«, meldete sich Tom Brucks zu Wort. »Ich kann nicht abseits stehen, wenn es um die Existenz unserer guten alten Erde geht!«

Nick schmunzelte. »Xutl wird es nicht anders gehen, denke ich. Benachrichtige ihn bitte, während ich mit Mister Marsh alle Einzelheiten bespreche.«

 

 

 

VIER

 

Es wurden alle erdenklichen Mittel eingesetzt, und schon acht Stunden später war das unbeschädigt abgestürzte Erkundungsschiff geborgen und neu ausgerüstet. Startbereit stand es mit warmgelaufenen Triebwerken auf dem Regierungsflughafen. Die Spitze des Schiffes glänzte im Mondlicht. Über Nick spannte sich der tintenschwarze Himmel einer wolkenlosen Nacht. Tausende von Sternen glitzerten am Firmament. Würde er sie jemals wieder von der Erde aus sehen?

»Hier sind die Spezialhelme gegen die Gedankenbeeinflussung«, riss ihn die Stimme von Mr. Marsh aus seinen Betrachtungen.

Nick wandte sich ihm zu und nahm wie Tom und Xutl, die beide neben ihm standen, einen der schalenförmigen Helme entgegen. »Gut«, antwortete er. »Ohne sie wäre ich nicht gestartet.«

Der Chef der Weltraumbehörde stand inmitten einer Gruppe von Offizieren und Wissenschaftlern. Er öffnete den Mund, stockte und nickte den drei Männer dann zu. »Hals- und Beinbruch!«, wünschte er ihnen. »Und vergessen Sie bitte nicht … die Zeit drängt!«

Sie schüttelten sich zum Abschied die Hände, und die drei Freunde bestiegen die Rakete über einen Antigravitationsschacht an der Außenseite. Es war nicht nötig, viele Worte zu wechseln. Sie alle waren seit Jahren ein eingespieltes Team und konnten sich gegenseitig aufeinander verlassen.