NIEMAND KÖNNTE DICH LIEBEN WIE ICH - Harald Nyssen - E-Book

NIEMAND KÖNNTE DICH LIEBEN WIE ICH E-Book

Harald Nyssen

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Beschreibung

Wir glauben, die Liebe wäre dazu da, uns glücklich zu machen. Das ist jedoch nur eine oberflächliche Hoffnung. Die Liebe kommt zu uns, um uns echt und lebendig zu machen. Das geht aber nur, wenn wir die dunklen Gefühle in der Liebe richtig verstehen und genauso lieben wie die so wunderbaren positiven Schwingungen, die sie uns geben kann. Oft wird Liebe gesucht, damit sie uns vor unseren Verletzungen schützt. Im Gegenteil will sie uns aber von diesen heilen. Dazu müssen wir bereit sein, gerade die scheinbar negativen Gefühle zu fühlen und ihren Wert zu erkennen. Die Liebe ist keine Eigenschaft des Menschen, sondern der Mensch ist eine Eigenschaft der Liebe. Deshalb formt die Liebe uns und nicht wir sie. Viele Menschen lesen Sachbücher oder Ratgeber, wenn es mal schlecht läuft in der Liebe. Aber die hat man schneller vergessen, als man sie gelesen hat. Sie sind wirkungslos, weil sie den Verstand ansprechen. Wir werden aber durch Gefühle gesteuert. Deshalb sind Poems viel wirksamer als Sachtexte. Wenn sie sich einmal in die Seele gepflanzt haben, wachsen sie dort im Verborgenen weiter. Denn sie öffnen die Quelle der Liebe in uns, die in allen Menschen gleich ist. Das Buch möchte mehr, als mit ein paar netten Wortspielen schöne Dinge über die Liebe zu sagen. Es möchte dazu beitragen, die Empfindungen in uns, egal ob es harmonische oder leidende sind, klarer und deutlicher zu spüren. Werden Gefühle wirklich zu Ende gefühlt, bringen sie uns in eine andere Tiefe. Hier können wir die Welt mit anderen Augen sehen. Und uns selbst anders fühlen. Mit diesen drei Absichten ist auch kurz beschrieben, was ich mit dem Untertitel des Buches meine: den Liebenden das Überleben zu ermöglichen. Aus meinen Erfahrungen in der Psychotherapie und Paarberatung weiß ich, dass genau das in unserer Zeit dringend erforderlich ist. Und das geht mit Poesie am besten. Die Vorschau des Buches beginnt mit einer Kostprobe. Damit der interessierte Leser herausfinden kann, wie so ein Poem schmeckt.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2020

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NIEMAND

KÖNNTE DICH

LIEBEN

WIE

ICH

 

POEMS ZUM ÜBERLEBEN

FÜR LIEBENDE

 

 

HARALD NYSSEN

IMPRESSUM

Texte: © Copyright 2020 Harald NyssenUmschlag: © Copyright 2020 Harald Nyssen

Covergestaltung: Rebecca DeLancré

Harald NyssenLothringer Straße 2752062 Aachenharaldnyssen(a)redaktion-social.de

Copyright © 2020 Harald Nyssen

Alle Rechte vorbehalten.

 

Tolino Media

ISBN 9783752122565

 

 

 

 

 

WIDMUNG

 

Dieses Buch ist den Frauen gewidmet,

die das Feuer der Liebe in mir entzündet haben.

Auch denen, die es wieder gelöscht haben.

 

 

 

MOTTO

 

Nicht jedes Poem

passt zu jedem Menschem

 

Aber zu jedem Menschen

passt ein Poem

 

Du musst es nur suchen

damit es Dich finden kann

 

Wenn es Dich gefunden hat

liest Du Dich in ihm

 

 

Einführungspoem

Als ich diese Einführung schreiben wollte,

und mir nicht sofort was einfiel,

ging ich in den Garten.

Ich dachte, ich schließ mal die Augen,

um auf ein Poem zu warten,

und dann bin ich im Liegestuhl eingenickt.

Noch im Traum

hörte ich ein sanftes Zwitschern.

Als ich davon wach wurde,

saß eine junge Amsel auf meinem linken Fuß

und sah mich an.

Sie hat mir diesen Anfang hier ins Ohr gesungen

und ich bin immer noch gerührt,

weil sie mir diese Worte hier geschenkt hat.

Ich höre sie immer noch

singen in diesen Zeilen.

 

So ist das mit den Poems.

Sie kommen zu Dir,

wenn Du bereit zum Träumen bist.

Wenn Du gerade nicht weißt,

wie es weitergehen kann.

Vor allem dann.

 

Wenn Du es wieder richtig draufhast,

Poems zu empfangen,

dann bist Du einfach glücklich,

wenn eines zu Dir kommt.

Poems machen glücklich.

Das Glück ist nämlich selbst ein Poem.

Und manchmal eine Amsel.

 

Ich hatte mal als Student eine Zeit

der Einsamkeit ohne Freundin und Liebe.

Ich stand auf einer Fete allein herum

und hielt mich

am fünfzehnten Glas Bier fest,

als dieses unglaubliche weibliche Wesen

auf mich zusteuerte.

Natürlich dachte ich,

sie meint jemand anderen.

Ich trat zur Seite.

Alle männlichen Köpfe

drehten sich nach ihr um,

weil sie so bezaubernd war.

Sie blieb neben mir stehen

und die bunten Bänder,

die sie mit ihrem Haar

zu kleinen Zöpfen geflochten hatte,

machten mich fast wahnsinnig.

Sie sah mir mit einem tiefblauen Blick

in die Augen

und lächelnd bat sie mich,

mit ihr zu tanzen.

Ich habe sie gefragt,

warum sie ausgerechnet mich angesprochen hat

und sie sagte,

weil ich so dagestanden hätte

wie ein trauriges Gedicht.

Ich hätte sie am liebsten sofort geheiratet,

weil sie mich so gut lesen konnte.

Aber es ist nicht zu mehr gekommen

als drei Stunden mit ihr zu tanzen.

Worin aber so viel Liebe war

wie in einer Ehe.

 

Ein Poem ist wie ein Tanz

mit einem schönen Mädchen,

wenn Du gerade einsam bist.

 

Poems stehen nicht nur auf dem Papier.

Sie liegen überall in der Luft.

Dort sind sie auf der Suche nach Dir.

Wenn Du genug Platz in Dir offenhältst,

landen sie in Dir.

Von einem Poem gefunden zu werden ist dasselbe süße Gefühl, wie plötzlich verliebt zu sein.

Hals über Kopf verliebt zu sein in das,

was gerade geschieht.

 

An sowas Schönes glaubst Du nicht?

Das ist der Grund, warum es Dir nicht passiert.

Mir geschieht das jetzt immer häufiger,

und das liegt nur an den Poems.

Deshalb verbringe ich so viel Zeit mit ihnen.

Meine Söhne sagen immer,

ich soll mal wieder mein Zimmer verlassen.

Meine Tochter will immer neue Hemden

mit mir kaufen gehen.

Ich sage ihr,

ich ziehe lieber Poems an,

die stehen mir viel besser.

Zu meinen Söhnen sage ich,

hört mal zu und macht euch keine Sorgen,

ich habe ein wildes Leben gehabt,

aber so glücklich wie jetzt mit den Poems bin ich noch nie gewesen.

Warum sollte ich also irgendwo hingehen,

außer zum Poem pflücken?

Deshalb bleibe ich

am liebsten Zuhause bei mir,

da sind die meisten zu finden.

 

Als ich noch mehr spüren wollte darüber,

wie die Sache mit dem Poem funktioniert,

bin ich doch mal in den Wald gegangen.

Immer wieder hörte ich unterwegs

ein Knacken und Scharren hinter mir.

Als ich mich vorsichtig umsah,

stand da ein Rehkitz,

das an meinen Fußspuren schnupperte

und mich voller Liebe ansah.

Es war mir hinterhergegangen,

weil es vielleicht glaubte,

ich wäre seine Mutter.

So vertraulich kommt neben den Tieren und Kindern auch ein Poem zu Dir.

 

Das wird Dir auch bald passieren,

wenn Du ein Poem suchen gehst.

Die Kinder und die Tiere freuen sich,

wenn Du wieder anfängst,

Poems zu lieben,

denn sie sind selber welche.

 

Wenn Du lieber drastische Bilder magst

und ständig unter Druck bist:

 

Ich war auf der Autobahn unterwegs

und ich hatte es eilig,

weil ich zu einem Termin musste.

Vor mir stockte der Verkehr.

Ich spürte,

dass ich mal pinkeln musste

und es wurde immer schlimmer

und ich fuhr auf der Standspur einfach an allen

vorbei bis zur nächsten Raststätte.

Ich sprang aus dem Auto

und hatte noch nicht mal Zeit genug,

die Autotür zuzuwerfen

und den Schlüssel abzuziehen

und ich spurtete zur Toilette

und schaffte es gerade noch so,

meine Hose runterzuziehen

und dann ließ ich es einfach laufen.

 

Einfach

alles

      laufen

            lassen.

 

Und weil das laufenlassen

so erleichternd war,

rief ich noch auf der Klobrille sitzend

bei meinem Termin an

und sagte ihn ab

und dachte mir,

scheißegal,

und auf dem Rückweg war die Autobahn

plötzlich wie leergefegt.

Ich sang das Lied im Radio mit,

so laut ich konnte.

So erleichternd ist auch ein gutes Poem.

Du darfst es einfach laufen lassen.

 

Wenn Du Dich auf Poems einlässt,

kriegst Du mit der Zeit immer mehr Übung.

Du beginnst,

überall verborgene Poems zu entdecken.

Sie sind in allen möglichen Ecken versteckt wie die Ostereier in Deiner Kindheit.

Mich erinnern sie immer

an die Vögel im Park.

Sie sind flink und scheu,

weil sie verletzbar sind.

Zuerst verstecken sie sich vor Dir,

aber wenn Du ruhig bleibst,

dann wissen sie bald,

dass Du ihnen nichts tust

und sie zeigen sich überall.

 

Du brauchst nur ein bisschen Training

für Deine Augen und Ohren

und ein wenig Vogelfutter im Herzen

und sie flattern plötzlich um Dich herum.

Überall wo Du bist und zu jeder Zeit,

sogar auf der Klobrille oder auf der Autobahn.

 

Poems kommen am liebsten zu Dir,

wenn Du Deine Gedanken vergessen hast.

Denn da,

wo die Dich sonst quälen,

sprießt ein Poem am schnellsten empor.

 

Ich bin ja mal Therapeut gewesen

und heilte schon damals mit Poems.

Ohne dass ich davon wusste.

Ich hörte mir all die Geschichten an,

die vollgepackt waren

mit Angst und Traurigkeiten

und manchmal von Tränen begleitet waren,

bis ich irgendwann zwischen den Worten

des Leidens eine Lücke entdeckte.

Ich schnitt die leere Stelle

mit einer Papierschere vorsichtig heraus

und zeigte sie meinen Patienten.

Wir schauten dann gemeinsam

in diese Leere hinein

und legten unsere Ohren an sie

und dann kamen Worte heraus

und in uns hinein,

die sich durch uns sprachen,

ohne dass wir etwas von ihnen wussten.

Meine Patienten haben sie sorgfältig eingepackt

und mit nach Hause genommen.

Sie haben die ganze Woche

von ihnen gelebt.

Ein Poem ist wie die Lücke

zwischen den Gedanken,

von der wir lange leben können.

 

Wenn Du Poems suchen gehst,

dann gib Dir bloß nicht zu viel Mühe.

Sie kommen von ganz alleine zu Dir.

Sie brauchen den Raum

zwischen den Mühen,

um in Dir zu landen.

Sie wachsen in Dir,

wo sie Wurzeln schlagen können.

Nur da werden sie Dich zum Blühen bringen

an einem verdorrten Tag.

 

Du musst nur aus Deinem Denken erwachen,

und die Tür aufmachen

die zu Deinem Herzen führt.

Dort kann es Dein Leben retten,

weil es Dich zum Staunen bringt.

 

Wenn Du es wirklich draufhast,

und wieder Poems lesen kannst,

hier und überall,

wirst Du verliebt sein

in jede Sekunde,

die Du da bist

und wach bist,

denn jede Sekunde ist ein Poem.

 

Wenn Du das machst,

dann erkennst du bald,

dass Du selbst

das schönste Poem bist,

das Du lesen kannst.

 

Denn Du bist wirklich eins.

 

Die Poems über die Liebe sind natürlich

genauso schön.

Weil es die dieselben sind.

 

WAS EIN POEM IST

DIE TEXTE DER LIEBE in diesem Buch nenne ich Poems. Das hat einen einfachen Grund: um sie von Gedichten zu unterscheiden. Gedichte liegen nämlich gelangweilt in der Schublade herum, Poems aber liegen überall in der Luft. Sie begleiten uns von morgens bis abends und warten darauf, von uns entdeckt zu werden. Wir laufen aber in unserem von Gedanken betäubten Leben an ihnen vorbei und verpassen so die wunderbare Wirkung, die sie auf uns ausüben wollen. Deshalb lade ich meine Leser ein, die Anwesenheit der Poems in ihrem Leben wieder zu entdecken und sich von ihnen nähren zu lassen.

Poems sind keine altklugen Gedanken, sondern junge lebendige Wesen. Sie sind in Worten lebende Gefühle. Deshalb sind sie nicht immer vernünftig, sondern oft übermütig und unbeschwert. Auch wenn sie von der Schwere handeln. Ein Poem kann nicht erdacht werden. Es fällt direkt vom Himmel in unsere Köpfe hinein. Dazu muss er nur eines sein: leer. Wenn er voll ist, ist kein Raum für die Liebe vorhanden. Manche Dichter glauben, besoffen besser zu schreiben. Weil sie ihre Gedanken ertränken wollen. Da die aber schwimmen können, schreibe ich immer nüchtern. Was sehr berauschend ist, weil dann Poems zu mir kommen. Poems sind immer voller Liebe, auch wenn sie hin und wieder von Trauer und Sehnsucht erfüllt sind.

Ein Poem muss natürlich nicht aufgeschrieben werden. Es muss nur entdeckt werden, indem wir offen bleiben. Deshalb rate ich jedem Liebenden (alle Menschen sind Liebende, die wenigsten wissen es aber), sein eigenes Poem zu finden. So wie ein Poem ein Gefühl enthält, so enthält jedes Gefühl ein Poem. Es lebt nur ein paar Augenblicke. Wir sind es gewohnt, unsere Augenblicke zu einer persönlichen Geschichte zusammen zu denken. Die ist aber nur ausgedacht und alles andere als lebendig. In einem Poem wird ein Augenblick als solcher wahrgenommen. Er lebt außerhalb von uns und wir sind sein Zeuge. Seine Schönheit zeigt sich erst, wenn er einzeln für sich leben darf. Dann offenbart er sich als Kunstwerk und manchmal sogar als Wunder.

Jeder Augenblick ist ein eigenes Lebewesen. Jeder Moment spricht zu Dir. Das zu erfahren ist bereits die ganze Kunst, die ein Poem ausmacht. Diese Momente im Jetzt müssen nicht mit früheren Erfahrungen zu einem eisernen Kettenhemd zusammengeschweißt werden. An dieser Art zu leben tragen wir viel zu schwer.

Ich habe das Wort Poem nicht ausgewählt, weil es die englische Übersetzung für Gedichte ist. Sondern weil es das älteste deutsche Wort für Dichtung ist. Lt. Wikipedia ist es veraltet. Deshalb gefällt es mir so gut. Schließlich ist der Körper, mit dem ich derzeit schreibe, auch schon etwas veraltet. Der Rest von mir ist aber zeitlos, was ich gleich beweisen werde.

Angeblich ist Poem auch ein verächtliches Wort für Gedichte. Auch das finde ich sehr passend. Ich bin auch kein Freund dieser komplizierten Wortkünste, die man erst versteht, wenn man sie zehnmal gelesen hat und eine Deutung im Internet zu Hilfe nimmt. Deshalb verachten wir sie. Eine größere Verachtung als das Interesse zu verlieren gibt es nicht. Das gilt für Menschen wie für Dinge. Wenn wir an Gedichte denken, befürchten wir Langeweile. Kein Wunder, dass niemand mehr Gedichte liest. Das möchte ich ändern. Deshalb sind meine Poems so einfach wie möglich geschrieben. Trotzdem kann es sich lohnen, sie mehrmals zu lesen, denn sie sind komprimiert und zeigen immer wieder neue Seiten. Auch wenn sie immer auf derselben stehen.

Meine Poems sind Texte, die Liebe in sich tragen. Und zwar in einer möglichst geringen Anzahl von Worten. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren für die Liebe. Ein Poem ist eine Art SMS an die Seele. Da die Seele kaum noch angesprochen wird, eignet sich ein Poem sehr gut als Zwischenmitteilung. Das ist wie Nahrung für sie. Die einzige Nahrung, die es für die Seele gibt, ist Liebe. Jedes Poem in diesem Buch erzählt deshalb von der Liebe. Oder ein bisschen über sich selbst, um sich als Auge der Liebe anzubieten, durch das wir auf die Welt sehen können.

Poem ist als Wort so unbekannt, dass ich mit ihm machen kann, was ich will. Es ist völlig leer und frei. Vor allem von schlechten Erfahrungen. Deshalb habe ich mir das frühe Wort aus dem Keller der Sprachgeschichte geholt. Für die Mehrzahl nutze ich aber, international wie die Freiheit nun mal ist, das flotte englische „Poems“. Die deutsche Mehrzahl „Poeme“ kommt mir zu schwerfällig vor für das, was ich mit ihnen vorhabe. Ich nutze das alte Wort Poem so gerne, weil es aus einer Zeit stammt, in der die Menschen noch Zeit hatten, sich zu langweilen. Also Zeit für eine lange Weile hatten. Wir leben heute in einer so hektischen Zeit, in der uns Informationen von allen Seiten bedrängen, dass wir keine Zeit mehr haben für das Zeit haben. Ein Poem kann uns eine lange Weile zurückbringen und das sogar blitzschnell.

Wir sind alle Opfer der Gedanken, die wir uns in der Schule um Gedichte machen mussten. Dort wurden sie gnadenlos auseinandergenommen, seziert und aufgeschnitten. Bis ihre Eingeweide offen lagen. Dabei erlischt das Feuer der Liebe in ihnen. So wie der Duft sich aus einer Rose verzieht, wenn sie in ihre Einzelteile zerlegt wird. Ein Poem ist aber nichts anderes als das Leben durch die Augen der Liebe zu sehen. Wenn man ein Auge seziert, weiß man vielleicht, wie es funktioniert, aber es sieht nichts mehr.

Ein Poem kann nicht wie ein normaler Text gelesen werden. Sie lesen nämlich in uns. Deshalb bringen sie uns manchmal ein bisschen durcheinander und verwirren den Aufseher, den Verstand, damit wir ihn verlieren. Für den Bruchteil einer Sekunde. In dieser Lücke ist der Raum, in dem unsere Aufmerksamkeit erwacht. Dort blitzt sie auf. Dort erhellt sie Dich. Mit ihr entdecken wir die Liebe zum Augenblick ganz neu. Entdecken ist hier wörtlich zu nehmen. Ein Poem zieht die Gedanken von den Gefühlen herunter wie die Decke, unter der wir schlafen. Dann lebt die Liebe auf in uns.

Für meine frischen Worte der Liebe ist im alten Begriff der Gedichte kein Platz mehr. Auch wenn die Liebe durch alle Zeiten hinweg immer gleichgeblieben ist, so brauchen wir doch in jeder Zeit neue Worte für sie. Damit wir jederzeit wieder neu anfangen können mir ihr.

 

 

 

 

Furchtlos

Hab keine Furcht

vor den Poems

Sie sind viel leichter

als Du glaubst

Die Welt ist schwer genug

Sie sind einfach Sätze

die sich an der Hand halten

und sich gemeinsam

um die Liebe

drehen

 

Eigentlich sind es gar keine Gedichte

es sind nur Worte

die noch zusammen halten

was in der Welt

auseinander

gefallen ist

 

Ich nenne sie nur so

weil ich sie an Deinem Verstand

vorbei dichte

und sie direkt in Dein Herz

fallen lasse

damit sie überleben können

unter den Gedanken

 

Dort werden sie Dich nähren

ohne dass es durch das Sieb

Deines Verstandes

zu weiteren Verlusten kommt

für Dich

 

DIE UFER DER LIEBE

NIEMAND KÖNNTE DICH LIEBEN WIE ICH, wer spricht einen solch mutigen Satz? Nur so viel will ich hier bereits sagen: Ich bin es jedenfalls nicht. Der Titel dieses Buches ist mir in einer dunklen Stunde zur Hilfe geeilt. Er hat mich angesprochen, als ich ohne Worte war. Und dann von der Liebe geheilt. Und zwar durch Liebe.

Die Poems in diesem Buch sind in Prolog und Epilog eingebettet. Diese Texte müssen nicht gelesen werden, um die Poems zu verstehen. Wenn Du zu den seltenen Menschen gehörst, die nur Gedichte mögen, kannst Du auch kreuz und quer lesen. Jedes Poem spricht und wirkt durch sich selbst.

Ich finde es aber schön, den Fluss der Liebe in diesem Buch in starke Ufer zu fassen, zwischen denen er zum Leser fließen kann. Diese Ufer sind der Titel und der Untertitel des Buches. Natürlich mündet die Liebe, die durch jedes Poem fließt, von ganz alleine im Leser. Ein Fluss ohne Ufer aber kann das Land überschwemmen und versandet irgendwann. Es tut sogar der Liebe gut, wenn sie gehalten wird.

Deshalb geben Prolog und Epilog einen Einblick, was die beiden Titel zu bedeuten haben und auf welch wunderbare Weise sie zu mir gekommen sind. Sie enthalten die Erfahrungen, die ich in der Psychotherapie und in der Paarberatung machen durfte. Und in der Liebe natürlich. Wichtig ist das nicht. Es ist nur ein Spiel mit Worten. Und mit der Liebe.

 

 

 

Uferlose Liebe

Geist und Gefühl

sind nicht nur Geschwister

sie sind ein einigendes Strömen

weil sie die Ränder der einen großen Liebe sind

berührt von ihr

die uns nach Hause bringt

Ohne Ufer aber bleibst Du

auf der Stelle stehen

 

Wenn die Liebe uferlos fließt

greift sie rechts und links

in das Land Deiner Seele

mit ihren weiten Armen

flutet sie Dich voller Freude

aber sie wird vertrocknen

und Du hast sie vertan

 

Die Liebe sucht Halt in Dir

Für einen Liebenden

der seine Heimat ersehnt

will sich die Liebe fassen

lassen

in sie umgreifende Arme

geformt und geleitet von Ufern

die selbst aus Liebe sind

um Dich sanft zu tragen

wie ein Blatt auf ihren Wellen

nach Hause ins Meer zurück

 

Du fließt mit der Liebe uferlos

wenn Du in ihr die Ufer bist

So verrückt ist das eben

PROLOG

DIE LIEBE IST AUCH EIN FEUER in uns. Das Feuer des Lebens. Wo gibt es noch Gelegenheit in unserem Leben, uns an der Liebe zu wärmen? Wir suchen die Liebe fast ausschließlich in Beziehungen. Aber damit überlasten wir diese und sie brennen aus. Viele Menschen frieren deshalb. Auch in ihren Beziehungen.

Wenn Du die Poems in diesem Buch liest, wird Wärme auf Dich strahlen. Das ist der Sinn des Buches. Es will die Glut der Liebe entfachen. Die Liebe in einem Poem ist nämlich ansteckend. Weil ein Poem Liebe ist. Wenn Du ihre Liebe in Dir fühlst, holst Du sie in Dein Leben. Denn das, was in Dir lebendig ist, vor allem in den Gefühlen, gestaltet auch die Umstände, in denen Du lebst. Das Lebendige kommt aus Dir heraus und baut Dir ein neues Leben, in dem es sich entfalten kann. Wenn Du Liebe fühlst, wird auch Dein Leben voller Liebe sein.

Das Feuer der Liebe kann uns wärmen und uns behagliche Harmonie schenken. Aber es kann auch ausbrechen wie ein Flammenmeer und wenn wir nicht achtgeben, verbrennen wir in ihm. Das Verbrennen in der Liebe ist erstaunlicherweise nicht unbedingt das Schlechteste, was uns passieren kann. Wenn man weiß, wie es geht und wozu es gut ist. Davon werde ich im Epilog erzählen.

Wenn wir das Feuer der Liebe nicht richtig nähren, brennt es schnell aus und das Frieren beginnt. Bevor wir uns um das Feuer kümmern, möchte ich Dir etwas über den Untertitel des Buches erzählen. Das hat einen einfachen Grund: Ich habe keine genaue Ahnung, was er bedeuten will. Ich habe ihn mir nicht ausgedacht, sondern er hat mich wie eine Infektion befallen.

Es mag seltsam klingen, dass ein Autor die Bedeutung seiner Worte nicht kennt. Das ist aber für einen Lyriker ganz normal. Die Faszination für einen Satz in einem Poem kommt nicht aus seinem geistigen Gehalt, sondern aus der Schönheit, die in ihm verborgen ist. Sonst wäre er nicht lebendig. Mich verzaubern solche Sätze. Sie sind Wegweiser in Lebensbereiche, die wir noch nicht betreten habe. Von dort her bringen sie die Schönheit zu uns. Dorthin lädt ein Poem uns ein. Ich bin in solche Sätze so verliebt wie in einen Menschen, vielleicht sogar noch mehr. Ich bin so hypnotisiert vom unerforschten Geheimnis in einem Satz, dass ich ihn überall mit mir herumtrage. Bis ich ihn verstanden habe. So geht es mir auch mit den Titeln dieses Buches. Ich habe sie nicht erdacht, sondern vom Himmel abgeschrieben, der sie mir gesandt hat.

Danach erst beginnt die Arbeit. Was ist die Botschaft, die in den Worten verborgen ist? Dazu muss ihre Tiefe erforscht werden. Das Verliebt sein entsteht ja nicht einfach nur so. Irgendetwas steckt dahinter. Was ist das, was diese Sätze auf die Welt bringen wollen? Woher kommt die Liebe?

 

Was die Liebe ist

Als ich noch als Paartherapeut gearbeitet habe, brauchte ich natürlich Handwerkszeug. Also forschte ich jahrzehntelang, was die Liebe ist, wie sie entsteht und vor allem danach, wie sie bei uns bleiben kann. Hier sind ein paar Antworten:

Ein Chemiker sagte mir, die Liebe ist ein Hormon namens Oxytocin, das Menschen aneinander bindet.

Ein Neurologe sagte mir, die Liebe ist ein Produkt des Gehirns, bestehend aus Dopamin und Serotonin, die Menschen in positive Stimmungen versetzen.

Ein Immunologe sagte mir, die Liebe entsteht, wenn zwei Immunsysteme sich treffen, die besonders gut zu einander passen.

Ein Naturwissenschaftler sagte mir, die Liebe kommt aus Duftstoffen und lebt auf, wenn Menschen sich besonders gut riechen könnten.

Ein Psychologe sagte mir, die Liebe kommt auf die Welt, wenn unbewusste Bilder der Eltern in einem anderen Menschen gesehen werden.

Nette Geschichten, aber sie helfen niemanden weiter, der sich um das Fortbestehen der Liebe kümmern möchte.

Meine Antwort ist diese hier: Die Liebe ist ein Poem. Es ist immer ein Poem, das uns die Liebe bringt. Zuerst verliebst Du Dich in die Worte, die Du im Gesicht eines Menschen liest. Es kann auch die Anmut des Körpers sein, die Art, wie sich jemand bewegt oder wie er spricht, die Ausstrahlung, die von ihm ausgeht. Du verliebst Dich in einen Menschen, weil er ein Gedicht, eine Botschaft für Dich in sich trägt. Die Liebe ist ein Mysterium. Wenn Du Glück hast, dauert es ein ganzes Leben, bis Du einen Menschen gelesen hast. Manchmal reicht ein Leben nicht aus. Es kommt auch vor, dass Du schneller durch bist und Du hast einen Menschen in ein paar Jahren ausgelesen. Dann geht das Feuer aus und es kommt zur Trennung. Du kannst auch auf einen Menschen treffen, der sich gegen das wehrt, was Du in ihm liest. Er möchte sich ganz anders erzählen. Manche Menschen beginnen als Roman, enden aber als Kurzgeschichte. Es gibt auch Menschen, die wie eine Liebesgeschichte beginnen, aber als Psychothriller enden. Und es gibt Menschen, die sich überhaupt nicht lesen lassen. Oder Dich nicht lesen können. Kurzum, es ist ein Poem, das die Liebe zu uns bringt. Deshalb müssen wir wieder lernen, sie zu erkennen. Um sie nicht mit dem Menschen zu verwechseln, indem wir sie zu lesen glauben. Denn es ist nie der Mensch, der ein Poem schreibt. Du bist es auch nicht. Der Autor ist immer die Liebe.

 

Poems zum Überleben für Liebende

In den Untertitel des Buches habe ich mich verliebt, als ich vor ein paar Monaten eine Liebe verlor. Diese Liebe hatte mich fast zwanzig Jahre gewärmt. Die Frau, die ich liebte, liebte mich nicht mehr. Sondern einen Anderen. Das ist okay. Sowas passiert überall auf der Welt. Sie muss neben mir gefroren haben. Ich hatte es nicht bemerkt.

Sie hat mich also vollständig ausgelesen. Glaubt sie jedenfalls. Das ist ihr gutes Recht, denn es herrscht Religionsfreiheit in unserem Land. Ich glaube aber, dass noch wichtige Kapitel in mir geschrieben sind, die ungelesen sind. Deshalb schreibe ich sie auf. Vielleicht werden sich andere Leser finden. Aber darum geht es hier nicht. Mir passierte das, was allen Liebenden passiert, wenn sie verlassen werden: Ich fiel in den Schmerz. Ich wollte aber unbedingt als Liebender überleben. Also tat ich das, was ein Dichter nun mal tut, wenn er sich verlassen fühlt. Er schreibt.

Die beste Methode, sich vom Verlust der Liebe zu heilen, besteht darin, sich an alle früheren Lieben zu erinnern. Sie wieder in unser Inneres zu holen. Sie nochmal zu fühlen. Gerade auch die Anfänge der Liebesbeziehung, die jetzt erfroren ist. Dadurch erfahren wir, dass die Liebe nie von einer Person abhängt oder durch diese bedingt ist. Wenn Du das glauben solltest, dann hole sie Dir schnellstmöglich zurück. Indem Du alle Deine Lieben nochmal besuchst und ihre Poems liest. Du hast viel mehr Liebe erfahren, als Du jetzt erinnerst. Sie kommt zu Dir zurück, wenn Du sie suchen gehst. Es gibt keine bessere Therapie für den Verlust einer Liebe. Denn wir verlieren vielleicht einen Menschen, aber nie die Liebe. Die Poems in diesem Buch sind meine Reise durch die Lieben meines Lebens. Deshalb dienen sie dem Überleben der Liebe in mir. Und ich bin sicher, dass sie in jedem Menschen die Liebenden nähren können.

Natürlich schreibt ein Dichter auch dann, wenn er sich gerade verliebt. Und ich verliebte mich tatsächlich. In den Untertitel. Als er mich in einer Nacht voller Qualen besuchte (ich wusste, dass meine Liebe bei dem Anderen lag), sprühten Funken in die Dunkelheit meines Herzens und es stand sofort in Flammen. Er hat mich aus der Dunkelheit geholt. Seither brennt er in mir. Er regte mich an, dieses Buch zu schreiben. Vielleicht ist er auch nicht spurlos an Dir vorbei gegangen. Du bist hoffentlich auch ein bisschen verliebt in ihn, weil er Dich neugierig macht. Neugierde ist nämlich auch eine Form von Verliebtheit.

Also, was ist nun die Botschaft, die in diesem Satz versteckt ist? Welchen Schatz will er uns bringen?

Zuerst einmal rührt er mich, weil er aussagt, dass Liebende Unterstützung brauchen, um zu überleben. Für mich gilt das auf jeden Fall. Natürlich überlebt der Körper, wenn die Liebe gestorben ist. Aber was ist das für ein Leben ohne Liebe? Wir können ohne die Liebe nicht leben. Die Liebe berauscht uns nicht nur, sondern sie macht uns auch verletzbar wie nichts anderes im Leben. Was ist das für eine Verletzbarkeit?

---ENDE DER LESEPROBE---