"Nur eine Geschichte" - Roland M. Horn - E-Book

"Nur eine Geschichte" E-Book

Roland M. Horn

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Beschreibung

Die Novelle spielt in ferner Zukunft in Israel – im Friedensreich, das von den biblischen Propheten vorhergesehen wurde. Allabendlich trifft sich die vierzehnjährige Ziva mit ihrem Großvater vor dessen Haus und lässt sich von ihm alte Geschichten erzählen. Bis sie ihn eines Tages aufgrund seiner Verbindungen in die höchsten Kreise danach fragt, ob er etwas über angebliche Zeitreisen weiß. Der Großvater, Nathaniel, weiß darüber Bescheid und kennt auch die politischen Hintergründe, die er versucht, seiner Enkelin verständlich zu erklären.

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Seitenzahl: 160

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Roland M. Horn:

Nur eine Geschichte

Eine Zeitreisenovelle

Impressum:

Texte: © Copyright by Roland M. Horn

Umschlaggestaltung: © Copyright by Roland M. Horn

Verlag:

Roland M. Horn

Kloppstr. 53

66271 Kleinblittersdorf

[email protected]

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Roland M. Horn:

Nur eine Geschichte…

Eine Zeitreise-Novelle

Hinweise:

Folgende Bibelausgaben fanden beim Schreiben dieser Novelle Verwendung:

Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. Übersetzt von Hermann Menge. Stuttgart 1949/84

Die neue Scofield-Bibel mit Erklärungen: Die Heilige Schrift nach der Deutschen Übersetzung Martin Luthers, neu durchgesehen (1914) nach dem vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss genehmigten Text. Pfäffikon o. J.

Die vierundzwanzig Bücher der heiligen Schrift übersetzt von Leopold Zunz, Basel 1980

Wenn der Protagonist im nachfolgenden Buch von der „Thora“ spricht, so meint er nicht nur die fünf Bücher Moses, sondern den gesamten Tanach und somit das gesamte Alte Testament.

Die Bibelzitate wurden zum Teil angepasst: Namen, die in verschieden Übersetzungen unterschiedlich lauteten, werden Durch eine einheitliche Schreibweise ersetzt, und die Zitate wurden an die neue Rechtschreibung angepasst.

Die Novelle fußt z. T. auf Teile der folgenden Sachbücher:

Horn, Roland: M.: Geheimagenten aus der Zukunft? Lübeck 2002

Horn, Roland M.: Sie kamen aus der Zukunft – Das Geheimnis der alten Propheten. Lübeck 2000, und

Horn, Roland M.: UFOs – The Final Countdown. Wasungen 2014

„Ich werde sein, der ich bin.“ (2.Mose 3,14)

„Was geschieht, das ist zuvor geschehen, und was geschehen wird, ist auch zuvor geschehen; und Gott sucht wieder auf, was vergangen ist.“ (Prediger 3,15)

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 1

Es war Sommer. Die vierzehnjährige Ziva und ihr Großvater Nathaniel saßen wie so oft auf ihrer Bank Richtung Tempelberg in Jerusalem. Es war Abend, und die Temperaturen waren angenehm. Schon oft hatten die beiden hier gesessen, und Nathaniel hatte seiner Enkeltochter von der Vergangenheit ihres gemeinsamen Volkes erzählt. Dabei zitierte er gerne aus der Bibel – sogar aus dem Neuen Testament, obwohl dieses eigentlich nicht Glaubensinhalt seiner jüdischen Religion war.

Doch diesmal hatte sie etwas ganz Besonderes auf dem Herzen: „Opa“, sagte sie, „ich habe gehört, dass unsere Agenten schon Zeitreisen durchgeführt hätten. Weißt Du etwas darüber?“ Ziva wusste, dass ihr Großvater als hochangesehener Religionswissenschaftler gute Kontakte zu höchsten Kreisen hatte. Sie fragte sich schon lange, ob sie ihrem Opa diese Frage stellen sollte, denn schließlich hatte sie nur ein- zweimal von dem Gerücht gehört und sie fragte sich, ob dies wirklich wahr sein könnte, oder ob dieses Gerücht nur eine Geschichte war, die das Sommerloch füllte.

Nathaniel überlegte lange. Ziva konnte die Spannung kaum aushalten, bis ihr Opa endlich antwortete: „Weißt Du Ziva, den allumfassenden Frieden, den wir hier erreicht haben, hatten wir nicht immer. Besonders im 20. und 21. Jahrhundert wurde uns übel mitgespielt. Nachdem es unseren Vorfahren gelungen war, unseren Staat wieder zu errichten, wurde er von allen Seiten angefeindet.“

Ziva entgegnete ungeduldig: „Ja, ich weiß das Opa, das habe ich schließlich schon in der Schule gelernt!“

Nathaniel antwortete: „Kleines, ich will Dir doch nur den Unterschied zu heute klarmachen. Heute leben wir in einer Zeit, in der es wohl keine Möglichkeit gibt, uns zu schaden. Alle Völker leben in Frieden, der Geheimdienst hat keine Probleme mehr, ein eventuell entstehendes Terrornest ausfindig und kampfunfähig zu machen. Wie Du weißt, sind Waffen seit langem verboten, und wenn jemand welche herstellen würde, würde unser Geheimdienst das sicher bald erkennen. Doch es gab tatsächlich ein heimliches Widerstandsnest, das allerdings von Wissenschaftlern geführt wurde, die am Bau einer Zeitmaschine arbeiteten. Der Geheimdienst übersah allerdings, dass die Motive dieser Zeitreisenden nicht edel waren. Seit der Entstehung des Friedensreiches war der Geheimdienst wenig gefordert, vielleicht sind wir da nachlässig geworden. Das Ziel dieser Wissenschaftler, und jenen die dahinterstanden, war es allerdings, unser Friedensreich vor dessen Entstehung zu verhindern, denn sie wollten kein Friedensreich, das von Juden angeführt wurde. Ja, wie Du noch hören wirst, wollten sie sogar das Entstehen und später die Entwicklung unseres Volkes verhindern. Doch unsere Regierung hatte schnell ihre eigenen Agenten in die Vergangenheit geschickt, um unsere Zeitlinie zu retten, das heißt einfach ausgedrückt, die ‚richtige Vergangenheit‘ wiederherzustellen bzw. soweit es möglich war, das Ändern der Vergangenheit von vornherein zu unterbinden.“

Opa, Du hast schon oft erzählt, dass es vor diesem Friedensreich Kriege gab. Ich kann mir das gar nicht vorstellen“, fiel Ziva ein. „Der Prophet Micha hat doch auch von einer Zeit gesprochen, in der Schwerter zu Flugscharen gemacht würden. Ist das die Zeit, in der wir jetzt leben?“

„Ja“, sagte Nathaniel, „das hast Du richtig erkannt. In dem christlichen Buch der Offenbarung des Johannes heißt es, dass dieses Friedensreich auf tausend Jahre beschränkt ist. Danach, so heißt es, würde der „Satan“ – das heißt ‚Widersacher‘ und soll gewissermaßen der Gegenspieler Gottes sein –, der seit Beginn des Friedensreiches gefesselt war, nachdem 1000 Jahren vergangen sind, wieder freigelassen wird, um unsere Feinde an den Enden der Erde – was immer Johannes damit meint – anzustacheln, wieder gegen uns zu kämpfen. Ziva, ich glaube nicht, dass es den Satan als Person wirklich gibt. Ich glaube aber, dass es nach einer gewissen Zeit eine Krise im Friedensreich gab, in der die Feinde, von denen ich Dir gerade erzählt habe, aktiv wurden – und das waren die angesprochenen Zeitreisenden. Zum Glück konnten unsere Agenten aber alles wieder richten. Sonst hätten wir jetzt kein Friedensreich, von unserem Volk wären nur noch wenige übrig, und die wären wahrscheinlich immer noch in alle Welt zerstreut. Doch davon später mehr.“

Ziva hörte gespannt zu.

„Du kennst doch die Geschichte von Abraham und seinem Sohn Isaak, als Gott von Abraham verlangte, dass er seinen eigenen Sohn opfern sollte und in letzter Sekunde von Gott aufgefordert wurde, es nicht zu tun?“, fragte Nathaniel.

„Ja, Gott wollte Abraham prüfen, ob er wirklich Gott blind gehorsam war.“, antwortete Ziva mit entschiedener Bestimmtheit.

„Ja, siehst Du, Ziva, genau das ist das Problem: blinder Gehorsam ist nie gut. Hätte Abraham seinen einzigen von seiner Frau Sara geborenen Sohn tatsächlich getötet, hätte unser Volk niemals entstehen können, denn der Vater Jakobs, Isaak, der der Stammvater unseres Volkes war, wäre dann nie geboren worden. Er wäre tot gewesen und hätte so niemals Jakob zeugen können – aber genau das war es ja, was Gott Abraham versprochen hatte. Wäre Abraham blind gehorsam gewesen, hätten die Prophezeiungen Gottes niemals eintreten können.

Was wäre, wenn der, der diesen blinden Gehorsam forderte, gar nicht Gott gewesen wäre?

Er war es auch wirklich nicht, sondern einer unserer in die Vergangenheit gereisten Feinde. Der, der Abraham von dieser Tat abhielt, war nicht derselbe, der ihn dazu aufforderte! Es war einer unserer Zeitagenten, der die Entstehung unseres Volkes retten sollte!“

Ziva staunte. So etwas hatte sie noch nie gehört. Und ihr Großvater, jetzt ganz in seinem Element, legte noch eine Schippe drauf:

„Du hast sicher noch nie darüber nachgedacht, dass Gott gegen seine eigenen Gebote verstieß, indem er es zuließ, dass Isaaks zweiter Sohn Jakob seinem älteren Bruder Esau das Erstgeburtsrecht abluchste, der dann später auf der Basis von Betrug der Gründer unseres Volkes wurde.

Aber würde ein gerechter Gott so handeln? Da wüsste ja keiner mehr, woran er ist. Ich habe zwar keine Ahnung, wie das in der ursprünglichen Geschichte – also bevor die Zeitreisenden sich einmischten – ablief und was unsere Feinde veränderten, aber ich weiß, dass unsere Zeitagenten Jakob zum Gründer des Volkes Israels machen mussten, um es zu retten.“

Ziva staunte: „Hat Jakob nicht auch mit einem Engel gekämpft, der ihm dann später den Namen Israel gab?“

„Ja, Ziva, das ist eine merkwürdige Geschichte. Da kommt ein Engel, der wie ein Mensch aussieht und kämpft mit Jakob. Wie es zu diesem Kampf kam, wissen wir nicht, doch er dauert bis zur Morgenröte. Der mysteriöse Engel verliert den Zweikampf gegen Jakob, und plötzlich ist die Rede von Gott und nicht mehr von dem Engel. Jakob aber hatte sich den Muskel über der Hüftpfanne verrenkt, und zahlreiche Israelis essen heute noch der Tradition folgend, nicht von diesem Muskel. Dieser Brauch geht auf dieses Ereignis zurück.

Dann wollte Jakob plötzlich von dem Fremden gesegnet werden. Das lief sogar auf Erpressung hinaus, denn der Fremde bettelte Jakob an, ihn gehen zu lassen, da es bereits Morgen war. Wieso ließ sich Gott von einem Menschen in einem Zweikampf schlagen und ihn auch noch am Fortgehen hindern?

Und der Fremde sagte zu Jakob: ‚Ab sofort sollst Du nicht mehr Jakob, sondern Israel‘ – das bedeutet: Gotteskämpfer – heißen, denn Du hast gegen Gott und Menschen gekämpft und gesiegt‘.

Nun wollte Jakob den Namen des Fremden wissen, der ihm diesen Namen gegeben hat. Findest Du das nicht merkwürdig? Da bittet Jakob darum, von einem Fremden, den er im Zweikampf besiegt hat, gesegnet zu werden, obwohl er nicht einmal weiß, wie der Fremde hieß? Und der verrät Jakob seinen Namen nicht, sondern antwortet mit einer Gegenfrage: ‚Wieso willst Du meinen Namen wissen? ‘, und dann – segnete er ihn!

Ach diese Unsitte, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, konnte bis heute noch nicht ausgemerzt werden “, stöhnte Nathaniel beiläufig.

Ziva hörte gespannt zu.

„Das alles steht in der Genesis“, sagte Nathaniel. „Doch die Geschichte geht noch weiter: Der Mann erschien Jakob ein zweites Mal, und, während er bei der ersten Begegnung Jakob nicht mitgeteilt hatte, wer er war, ließ er dieses Mal keinen Zweifel daran, dass er Gott selbst war. Dieser wiederholte seine Verheißung, weitete sie noch aus und verschwand, in dem er ‚emporstieg‘.

Der zweite Auftritt ist vielleicht eines Gottes würdig, doch der erste?“

Nathaniel zuckte mit den Schultern. „Aber es war – das wirst Du die vielleicht jetzt schon gedacht haben – nicht Gott, der mit Jakob kämpfte. Auch hier handelte es sich wieder um einen Zeitreisenden. Bei der zweiten Begegnung funktionierte die Inszenierung perfekt, während bei der ersten eine Panne passierte.

Ich weiß zwar nicht, was da genau schiefgelaufen ist, aber soweit ich mitbekomme habe, muss das eine sehr verworrene Geschichte gewesen sein, in dem sowohl unsere Feinde als auch unsere Agenten eine Rolle spielten. Es heißt, dass es ein technisches Problem bei der Rückkehr gegeben habe und dass der Agent fast nicht mehr zurückkonnte, weil er beinahe das Öffnen des Wurmlochs verpasst hätte.“

„Wurmloch?“, fragte Ziva sichtlich verwirrt. „Was ist das denn nun wieder?“

„Weißt Du, meine Kleine Prinzessin“, antwortete Nathaniel sofort, „das ist eine sogenannte ‚Krümmung‘ im Weltraum. Vielleicht hilft Dir folgendes Bild weiter: Wenn Du Dir ein Stück Papier vorstellst und machst links ein Loch hinein und rechts noch eines, liegt ein langer Weg zwischen den beiden Löchern. Wenn Du aber das Blatt so zusammenrollst, dass die Enden übereinanderliegen, ist der Weg so kurz, dass er fast nicht mehr vorhanden ist. Dadurch ist eine Abkürzung entstanden. Und im Raum gibt es ebenso eine Abkürzung wie auf der Fläche. Dazwischen vergeht die Zeit schneller und somit werden auch Zeitreisen möglich.“

„Und warum heißt das Wurmloch? Was hat das Ganze mit einem Wurm zu tun?“.

„Nun Ziva, das beruht wieder auf einem anderen Bild: Wenn ein kleines Tier, nehmen wir ein Insekt, von einer Seite des Apfels über die Oberfläche auf die andere Seite krabbelt, dann ist das der normale Weg. Ein Wurm würde sich aber eher durch den Apfel hindurchfressen. Dadurch wäre er schneller auf der anderen Seite des Apfels angelangt – und hat Zeit gespart. Aus diesem Bild leitet sich der Begriff „Wurmloch“ ab.“

„Und durch ein solches Wurmloch kann man also in die Zeit reisen?“

„Gewissermaßen ja, wenn man es in eine Zeitmaschine umbaut. Doch, ob man das wirklich kann, war lange Zeit sehr fraglich. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts haben sich einige Wissenschaftler, Physiker, zum ersten Mal ganz intensiv Gedanken über Zeitreisen gemacht und ob diese durchführbar sind oder nicht. Aber wie Du Dir vielleicht denken kannst, wurden diese von ihren Kollegen zunächst einmal ausgelacht. Es war einfach unvorstellbar, eine Zeitreise zu machen oder ein Gerät dafür zu bauen, um Durch die Zeit zu reisen. Man hätte dafür eine große Menge Energie gebraucht, die die Maschine antreibt und für die Forschung hätte man außerdem eine große Menge Geld benötigt. Wer hätte das alles bezahlen sollen?

Die Physiker wurden immer demotivierter und verfolgten die Idee später auch nicht konsequent weiter. Ein Problem bei der Zeitreiseidee war, dass nach der damals vorherrschenden Physik ein Wurmloch als sehr instabiles Gebilde galt. Heute können wir problemlos mit Hilfe von negativer Energie dafür sorgen, dass ein Wurmloch offenbleibt.

Das zweite Problem war die Finanzierung. Damals ein unmögliches Unterfangen. Heute wird kein Geld mehr für Waffen ausgegeben, und außerdem haben wir gelernt, die Freie Energie zu nutzen. Wir haben im Vergleich zu damals riesige Ressourcen für die Forschung.

Ein weiteres Problem war das sogenannte Muttermordparadoxon: Was passiert, wenn ich in die Vergangenheit reise und meine Mutter töte? Dann hätte ich niemals existiert und hätte auch nicht in die Vergangenheit reisen können. Deswegen waren wir auch sehr vorsichtig mit dem Zeitreisen. Wir führten nur ein paar Stippvisiten in die ferne Vergangenheit durch, um die Risiken der Veränderung der Vergangenheit so klein wie möglich zu halten. Doch unsere Feinde hat diese Problematik nicht interessiert. Im Gegenteil: Sie bauten die Zeitmaschine, gerade um die Vergangenheit zu ändern! Als wir die ersten vorsichtigen Versuche anstellten, in die Zeit zu reisen, waren wir überrascht, dass die Reise in die ferne Vergangenheit überhaupt möglich war. Lange Zeit sind wir davon ausgegangen, dass wir nur bis zu dem Zeitpunkt zurückreisen könnten, in der das Wurmloch in eine Zeitmaschine umgewandelt worden war. Möglichweise war das Wurmloch irgendwann in der Vergangenheit schon mal als Zeitmaschine genutzt worden, aber durch wen und wann?“, sagte Nathaniel mehr zu sich selbst als zu Ziva. „Also wurde diese Frage offengelassen. Aber das Zeitreisen wurde nach den Vorfällen mit unseren Feinden strikt verboten und es wurden strenge Kontrollen durchgeführt. Obwohl man heute nicht mehr viel davon hält, etwas zu verbieten, wurde hier eine Ausnahme gemacht. Aus gutem Grund. Ich werde Dir gleich noch mehr über das Chaos erzählen, dass durch diese ‚Sünde‘, die größte aller Sünden, hervorgerufen wurde und verhindert werden konnte, dass die heutige Zeit zu unserem Nachteil verändert wurde.“

„Aber um auf das Thema von vorhin, bevor Du mich unterbrochen hast, zurückzukommen: beim zweiten Versuch lief endlich alles glatt, und Jakob hatte nun keinen Zweifel mehr daran, dass er mit Gott gekämpft hatte. Im Gegenteil: Überschwänglich gab er zu verstehen, dass er Gott gesehen hat und trotzdem noch lebt. Du weißt ja, Ziva, dass es an anderer Stelle in der Bibel heißt: ‚Kein Mensch kann Gott sehen und leben.‘ Wieder so ein Widerspruch.“

Kapitel 2

Ein sanfter Windhauch streifte Ziva und Nathaniel. Ziva machte sich Gedanken über das Gehörte. Kann das wirklich sein, dass ihr Gott in Wirklichkeit zwei Gruppen von Zeitreisenden waren? Doch Nathaniel verkehrte in den höchsten Kreisen. Der musste das ja wissen.

Zivas Gedanken wurden jäh von Nathaniels Stimme unterbrochen. „Weißt Du, dass unser Religionsstifter auch an der Geschichte beteiligt war?“, frage er, und bevor Ziva antworten konnte, sagte er: „Weißt Du, wer Moses begraben hat?“

„Ja, sicher, sein Volk, unsere Vorfahren,“ antwortete Ziva, doch Nathaniel gab ihr zu verstehen, dass es in der Thora ganz anders geschrieben steht.

Dort heißt es:

‚So starb denn dort Mose, der Knecht des Herrn, und er begrub ihn im Lande der Moabiter nach dem Befehl des Herrn…‘

„Hast Du genau zugehört, meine Kleine? Dort steht „Er begrub ihn“. Er – Gott! Ein Gott, der seinen Knecht persönlich begräbt? Kannst Du Dir so etwas vorstellen?“

Jetzt war Nathaniel voll in seinem Element. „Doch das ist nicht alles. Es heißt dann der gleichen Stelle: ‚…aber niemand kennt sein Grab bis auf den heutigen Tag.‘

Moses: Ein Religionsstifter, dessen Grab unbekannt ist? Der von Gott persönlich an einem unbekannten Ort begraben wurde? Das ist doch höchst seltsam.“

Ziva holte aus, um zu antworten, doch Nathaniel war jetzt nicht mehr zu bremsen: „‚Moses war bei seinem Tod Hundertzwanzig Jahre alt; seine Augen waren nicht schwach geworden, und seine Rüstigkeit war nicht geschwunden‘“, zitierte er weiter.

„Moses war topfit“, erklärt er weiter, „ja quicklebendig! Die Wirklichkeit ist, wie Du Dir als intelligentes Mädchen vermutlich schon gemerkt hast, ganz simpel. Moses ging mit Zeitreisenden mit und anschließende traten diese wieder als „Jahwe“ auf und erklärten dem Volk, dass er gestorben sei und er ihn begraben hätte. Aber Moses war gar nicht tot.

Ich weiß jetzt nicht, ob Moses selbst einer der Zeitreisenden war oder ob er von diesen nur benutzt wurde, auf jeden Fall aber nahmen sie ihn mit in die Zukunft.“

Ziva saß mit groß aufgerissenen Augen da. Während sie vorhin noch Zwischenfragen hatte stellen wollen, wusste sie nun überhaupt nicht mehr, was sie zu diesem Thema sagen oder fragen könnte. Der Großvater ließ ihr ja keine Zeit, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber er würde von sich aus die ganze Geschichte erzählen, sie musste nur zuhören. Stumm und fasziniert saß sie da und lauschte den weiteren Erklärungen.

Und Nathaniel fuhr fort: „Die Geschichte um Moses Geburt in der Bibel ist merkwürdig. Du weißt ja aus der Thora, dass unser Volk seit den Zeiten Josefs, dem Sohn Jakobs, in Ägypten lebte, wo es für den Pharao arbeiten musste. Davon habe ich Dir ja schon früher erzählt. Du weißt ja, dass damals ein Gesetz erlassen worden war, nach dem jeder Erstgeborene unseres Volkes getötet werden sollte und dass es heißt, eine hebräische Dienerin habe ihren Sohn, Moses, in ein Weidekörbchen gelegt und auf den Nil ausgesetzt, um ihn zu schützen. Und ausgerechnet die Tochter des Pharaos zog ihn an Land, um ihn großzuziehen.

Jetzt gibt es aber eine ältere Geschichte, die sich um dem König Sargon dreht, der ungefähr 2000 Jahre vor Moses lebte. Auch von ihm heißt es, dass er in einem Weidekörbchen auf einem Fluss ausgesetzt wurde. So kann es sein, dass Moses – sein Name bedeutet ägyptisch übrigens schlicht und einfach ‚Kind‘ – diese Geschichte nur angedichtet wurde, weil man über die wahren Umstände seiner Geburt und seinem Auftauchen nicht Bescheid wusste.“

„Aber das steht doch so in der heiligen Thora. Das muss doch stimmen“, platzte es aus Ziva heraus.

„Kann schon sein, dass es stimmt, Ziva“, sagte Nathaniel. „Aber es ist doch seltsam, dass Moses‘ Geburtsgeschichte ebenso merkwürdig ist wie die Umstände seines Todes. Und auch beim Propheten Elias und bei Jeschua, dem Messias der Christen, waren die Schilderungen ihrer Geburt, oder im Falle Elias seiner Herkunft, sehr merkwürdig.“

„Elias – der ist doch in den Himmel aufgefahren“, sagte Ziva.

„Ja, so steht es in der Thora“, meinte Nathaniel. „Da heißt es, dass Elias zu seinem Jünger Elisa gesagt habe, er solle sich etwas von ihm erbitten, bevor er ‚von ihm hinweggenommen‘ werden würde. Und Elisa – gar nicht bescheiden – sagte: ‚Möge mir doch ein doppelter Anteil deines Geistes zufallen.‘ Elias – scheinbar gar nicht gerade begeistert – erwidere: ‚Wenn Du mit ansehen darfst, wie ich von Dir entrückt werde, so wird deine Bitte erfüllt werden, sonst nicht!‘ Und unvermittelt erschien plötzlich etwas, das beschrieben wird als ‚ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen‘, der die beiden voneinander trennte. Und dann heißt es: ‚Und Elias fuhr im Wettersturm zum Himmel empor.‘ Als Elia außer Sicht war, fasste Elisa seine Kleider um zerriss sie in zwei Stücke.“

„Feurige Rosse, die in den Himmel ritten?“, fragte Ziva zweifelnd.