Nur mir ganz allein - Lotte Kinskofer - E-Book

Nur mir ganz allein E-Book

Lotte Kinskofer

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Beschreibung

Völlig unterschiedliche Lebensentwürfe, aber ein gemeinsames Hobby: Sechs Frauen gründen eine Band. Die Musik, die sie verbindet, verändert ihr Leben, und schon bald ist nichts mehr, wie es war. »Das Klavier stand verschlossen im Wohnzimmer, die Jungs interessierten sich nicht für Musik – und ihr Mann wollte ›den Kasten‹, wie er sagte, schon verkaufen, aber dagegen hatte sie gekämpft. Der ›Kasten‹ erinnerte sie an Zeiten, in denen sie Träume hatte«. Abgesehen vom täglichen Klavierspiel führt die verwitwete Margarete ein eintöniges Leben. Karin hingegen hat einen allzu fürsorglichen Mann an ihrer Seite. Carla kämpft sich durch den Alltag als treu sorgende Ehefrau und Mutter, während ihre alleinerziehende Schwester Gabi dem Traum vom Märchenprinzen nachjagt. Bei Elena steht die Karriere im Mittelpunkt, und die Studentin Patricia gibt sich geheimnisvoll. Sechs Frauen, die nichts verbindet. Bis auf eines: die Liebe zur Musik. Das ungewöhnliche Sextett feiert Erfolge mit alten Revue-Liedern und erhält als Krönung ein Engagement für eine Donau-Kreuzfahrt. Auf engstem Raum lernen sich die Frauen erst richtig kennen. Fassaden bröckeln und leise Zweifel werden laut: So unterschiedliche Charaktere in einer Band, kann das gut gehen? Als die Situation eskaliert, muss jede der Frauen auf eigene Weise erfahren, wie schmerzhaft – aber auch heilsam – Aufrichtigkeit sein kann. »Nur mir ganz allein« ist ein einfühlsam erzählter Roman über den Wunsch, dem Alltag zu entfliehen, und über die Möglichkeit, den Traum vom Glück zu leben.

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Seitenzahl: 359

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Lotte Kinskofer

Nur mir ganz allein

Roman

Copyright der eBook-Ausgabe © 2013 bei Hey Publishing GmbH, München

Originalausgabe © 2002 unter dem TitelDie Sextantenbei Reclam Verlag (Leipzig) erschienen.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic®, München

Autorenfoto: © foto art, Regensburg

ISBN: 978-3-942822-65-7

Von Lotte Kinskofer ebenfalls bei hey! erschienen:

Agentur der bösen Mädchen

Besuchen Sie uns im Internet:

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Nur mir ganz allein

Völlig unterschiedliche Lebensentwürfe, aber ein gemeinsames Hobby: Sechs Frauen gründen eine Band. Die Musik, die sie verbindet, verändert auch ihr Leben. Ein Roman über den Traum, dem Alltag zu entfliehen, und über die Möglichkeiten, ein Quäntchen Glück aus dem Traum in den Alltag zu retten.

Ja soll denn etwas so Schönes nur einem gefallen?

Die Sonne, die Sterne gehör’n doch auch allen!

Ich weiß nicht zu wem ich gehöre,

ich glaub’, ich gehöre nur mir ganz allein!

Aus: Ich weiß nicht zu wem ich gehöre

Musik und Text: Friedrich Hollaender, Robert Liebmann

1

Das Mädchen, das die Tür aufmachte, hatte ein T-Shirt an, sonst nichts. Barfuß und ohne Hose stand Julia da und starrte Gabi an. Dann drehte sie sich um und brüllte: »Mama, es ist die Tante Gabi!« Gleichzeitig fing sie an zu pinkeln und unter ihr bildete sich eine große Pfütze. Das ist meiner Tochter mit vier Jahren nicht mehr passiert, dachte Gabi. Carla kam aus der Küche, einen zweijährigen Jungen auf dem Arm, der ihr gerade die Haare mit zerkauten Keksen verschmierte. Sie wirkte genervt.

»Paul, lass das, entweder du isst den Keks oder … Und Julia, kannst du nicht aufs Klo gehen wie andere …«

»Aber ich wollte doch«, brüllte Julia zurück, »dann hat es geklingelt. Und du, du …«

Carla fuhr Julia durchs Haar und schob das Mädchen Richtung Toilette.

»Jetzt mach dich sauber und zieh dich wieder an. Und du sollst nicht immer die Hose ganz ausziehen, nur weil du musst.« Julia maulte kurz, verschwand aber, während Paul intensiv das Sweatshirt seiner Mutter mit Keksbrei bekleckerte.

Carla achtete nicht darauf. Sie sah ihre Schwester, die wie ein Storch zur Tür hereinstelzte, sehr bemüht, Julias Pfütze aus dem Weg zu gehen. Gabi trug einen schicken Hosenanzug, das lange aschblonde Haar zu einer aparten Frisur hochgesteckt – anders als Carla, die im alten Jogginganzug rumlief, die ungewaschenen Haare mit einem Gummi zusammengebunden, Mit einer schnellen Bewegung hievte Carla Paul auf den Arm ihrer Schwester und lief fort, um einen Lappen zu holen. Während sie aufwischte, setzte Paul sein Zerstörungswerk fort. »Keks«, sagte er, nahm die weichen Reste davon aus dem Mund und klebte sie Gabi auf die Brille. So weit Gabi auch den Kopf nach hinten beugte, sie entkam Paul nicht.

Amüsiert sah Carla zu.

»Paul wird mal Maurer«, verkündete sie. »Gestern hat er mit seinem Keks-Spucke-Brei die Schlüssellöcher im Haus zugepappt. Das Zeug ist angetrocknet und ich hatte zwei Stunden zu tun, um die Türen wieder sauber zu kriegen.«

Gabi verzog das Gesicht. Sie stellte ihren Neffen auf den Boden und putzte sich die Brille, doch Paul begann sofort zu brüllen. Seufzend hob Carla das Kind hoch. Sofort war Ruhe. Gabi setzte ihre Brille wieder auf und beäugte skeptisch die Szene. Sie sagte nichts, aber Carla konnte ihre Gedanken lesen.

»Jetzt komm erst mal rein. Ich hoffe, du hast Kuchen mitgebracht, ich bin nicht zum Backen gekommen.« Carla winkte mit dem Kopf in Richtung Küche.

»Wusste ich’s doch«, murmelte Gabi, als sie über den Bagger und etwa fünfzig kunterbunte Legosteine hinweg in Richtung Küche stakste.

»Es ist Vollwertkuchen«, verkündete sie.

Julia kam inzwischen vollständig bekleidet wieder herein. Sie sah auf den Kuchen, den Gabi gerade auspackte.

»Iih«, schrie sie, »der ist scheißebraun, den möchte ich nicht.« Dann war sie wieder weg. Gabi sah Carla verunsichert an. Die lenkte ab.

»Mach schon mal Kaffee und deck den Tisch. Ich lege den Kleinen hin. Der hatte noch keinen Mittagsschlaf. Wenn wir Glück haben …«

Carla war schon zur Tür hinaus.

Gabi sah sich in der völlig chaotischen Küche um. Sie nahm die mit Ketchup verschmierten Kinderteller vom Tisch und räumte sie in die Spülmaschine, wischte den Tisch ab, suchte zwei saubere Tassen, setzte Kaffee auf und drapierte ihren mitgebrachten Kuchen ordentlich auf einen Teller. Immer wieder knirschte es unter ihren Füßen, und sie bereute es, sich nach der Schule nicht umgezogen zu haben.

Carla kam zurück und grinste. »Glück«, sagte sie, »sogar sehr viel Glück. Paul ist eingeschlafen und Julia hockt in ihrem Zimmer und hört Kassetten. Der Nachmittag ist gerettet.«

»Muss das immer so sein?«

Carla zuckte die Schultern.

»Ich kenne keinen Haushalt mit Kindern, wo es anders ist. Sie machen Lärm, sie machen Schmutz, sie versuchen, ihren Willen durchzusetzen.«

»Mit Jana war das nicht so.«

Carlas Augen wurden schmal, ihr Gesichtsausdruck war ernst. »Du hast doch deine Tochter kaum gesehen. Sie hat fast die ganze Woche bei unseren Eltern verbracht. Du hast dich bloß abends und am Wochenende um sie gekümmert.«

Gabi sah ihre Schwester wütend an.

»Ich hatte keine andere Wahl. Ohne Mann, der ordentlich verdient, so wie bei dir. Das war eine harte Zeit – allein mit Kind, und es ist immer noch hart. Aber so …« – Gabi warf einen angeekelten Blick auf den Herd und die Spüle – »… so hat es bei mir niemals ausgesehen.«

Carla wollte aufbrausen, doch dann zuckte sie nur die Schultern und holte die Kaffeekanne. Gabi nutzte diesen Augenblick, um den Stuhl kurz mit einem Tuch abzuwischen, bevor sie sich darauf setzte. Carla schenkte ein und ließ sich mit einem ächzenden Ton auf den Stuhl fallen.

»Erzähl mir etwas von der Welt da draußen«, forderte sie ihre Schwester auf. »Sag mir einfach, was da so passiert, was geboten ist, womit sich die Menschen beschäftigen, wenn sie nicht den ganzen Tag Kinder hüten und Wäsche waschen.«

Gabi überlegte, ob sie noch mal auf das Thema ›Der richtige Umgang mit kleinen Kindern‹ zu sprechen kommen sollte, dann aber ließ sie es.

»Ich bereite gerade das Schulkonzert vor. Wir spielen Albinoni und Vivaldi – und vielleicht trete ich auch selbst auf, als Solistin, mit Haydn.«

Carla rührte in ihrer Tasse und versuchte einen müden Augenaufschlag.

»Mögen die Kids so was überhaupt?«

»Warum sollte ihnen das keinen Spaß machen, mir hat das immer gefallen.«

Carla nickte. Sie konnte sich erinnern. Die ältere Schwester hatte schon immer zwei Ziele: möglichst schön Geige zu spielen und einen Mann zu finden. Ersteres war ihr gelungen, Letzteres schien sich zu einer Lebensaufgabe auszuwachsen. Die perfekte Gabi, in diesem Punkt versagte ihre Planung kläglich. Das Kind kam während des Studiums. Unbeirrt setzte sie ihre Ausbildung fort, ließ das Kind bei ihren Eltern und der damals erst fünfzehn Jahre alten Schwester Carla, die sich nur ungern um die kleine Jana kümmerte. Wer der Vater war, verriet Gabi niemandem, nicht einmal ihrer Schwester. In den folgenden Jahren schleppte sie viele Männer an, aber es wurde nie etwas Ernstes daraus. Keiner hielt Gabis Ansprüchen stand.

Plötzlich wechselte Gabi das Thema.

»Am Sonntag mache ich eine Bergtour – mit einem Bekannten.«

Carla lachte, es klang ein bisschen boshaft.

»Du und Berg? Du gehst doch keine zwei Meter zu Fuß, wenn sich das anders machen lässt.«

Beleidigt rührte Gabi in ihrem Kaffee. Sie war nie so sportlich gewesen wie Carla, sie hatte nicht ihre Größe, ihren ausholenden dynamischen Schritt, sie war kleiner und zierlich, aber auch zäh. Und außerdem –

»Man wird sich doch noch verändern dürfen. Neues entdecken und ausprobieren …«

Carla hörte schon nicht mehr zu. Von oben kamen Geräusche, als ob Julia aus ihrem Zimmer Kleinholz machte. Carla wartete auf einen markerschütternden Schrei, aber nachdem nichts kam, beschloss sie, auch nicht nachzusehen. Nur hier sitzen und Kaffee trinken, mehr wollte sie im Moment nicht vom Leben.

Aus dem Nachbarhaus klang gedämpft Klaviermusik. Die Nachbarin hatte mit dem Üben begonnen. Carla seufzte. Es würde keine zehn Minuten dauern und Paul war wach. Aber in einem Reihenhaus konnte man der Nachbarin wohl kaum verbieten, nachmittags um drei Klavier zu spielen.

Gabi horchte kurz auf.

»Wer spielt da?« Carla nahm sich ein zweites Stück Kuchen. »Die Nachbarin ist eine große Musikliebhaberin. Sie spielt täglich drei Stunden – mindestens.«

Gabi lauschte.

»Toll.«

Carla verzog das Gesicht.

»Mag schon sein, aber die Kinder finden das nicht.«

Wie auf Kommando begann Paul zu brüllen. Carla stand auf, ging hinauf und kam mit dem Kind auf dem Arm zurück. Paul hörte sofort zu weinen auf, als er den Kuchen sah. Er saß auf Carlas Schoß und zerkleinerte die Reste. Erschöpft sieht sie aus und ein bisschen frustriert, dachte Gabi und legte, während Paul die Brösel in seinen Mund stopfte, den Arm um ihre Schwester.

»Vermisst du die Musik nicht manchmal?«, fragte sie leise. »Du und dein Saxophon …«

»Ich hab doch sowieso keine Zeit – und außerdem, alleine üben ist langweilig.«

Gabi nickte.

»Deshalb sucht man sich jemanden, der ein anderes Instrument spielt. Frag doch mal deine Nachbarin.«

Carla sah überrascht auf. Was für eine Idee! Sie hatte immer so gerne gespielt, wollte mal Orchestermusikerin werden … Aber sie hatte sich anders entschieden, erst gegen die Musik und für ein BWL-Studium, dann für Kinder und Familie, Lautes Gebrüll aus dem ersten Stock unterbrach das Gespräch. Carla setzte Paul auf Gabis Schoß, und schon war sie zur Tür hinaus. Als sie mit einer heulenden Julia herunterkam, saß Paul am Boden und aß Staubflusen. Gabi klopfte sich gerade ihre Hose ab.

»Ich muss gehen«, sagte sie. »Und du mach mal was für dich.«

»Wenn du mir heute Abend die Kinder abnimmst …«, konterte Carla. Gabi schüttelte bedauernd den Kopf.

»Tut mir leid. Ich muss noch arbeiten. Unterricht vorbereiten.«

Carla spürte den Ärger in sich hochsteigen, aber sie wollte keinen Krach.

»Mit wem gehst du in die Berge?«

Sofort hellte sich Gabis Gesicht auf.

»Du, stell dir vor, ich habe einen Mann kennen gelernt. Pass auf: Ich habe eine Reifenpanne, bleibe stehen, da steigt sofort einer aus dem Auto und hilft mir. Ein ganz netter Mann. Er hat mich zum Essen eingeladen …«

Carla wusste sofort, was los war: Gabi hatte wieder mal eine Kontaktanzeige aufgegeben und klapperte jetzt die einzelnen Typen ab. Und um es nicht zugeben zu müssen, erfand sie himmlisch romantische Geschichten. Gabis Tochter Jana hatte das herausgefunden und ihr erzählt. Gabi hatte keine Ahnung, dass Jana und Carla dieses Geheimnis kannten.

»Dann wünsche ich dir einen schönen Tag«, kürzte Carla die Erzählung ab. Im Gehen meinte Gabi: »Wegen der Kinder: Frag doch Jana. Die passt gerne auf.«

2

Margarete hörte das Schreien des Kleinen. Wahrscheinlich hatte sie den Jungen aufgeweckt mit ihrem Klavierspiel. Nun ja, Beethoven konnte man nicht nur piano spielen. Sie hätte mit stilleren Sachen anfangen sollen, aber ihr war heute so nach Wut und Leidenschaft.

Erst vor wenigen Wochen hatte sie wieder mit dem Üben angefangen.

Sie hatte Zeit. Ein bisschen Haushalt und Garten, gelegentlich Schwimmen, mehr war nicht. Nach dem Tod ihres Mannes hatten sich alle Freunde zurückgezogen, die beiden Jungs lebten in einer anderen Stadt – was blieb da noch? Das Klavierspiel konnte ihr wenigstens keiner nehmen. Hatte sie sich das nicht immer gewünscht, Zeit zum Üben zu haben? Erst trieben ihr die Eltern den Traum aus, Klavierlehrerin zu werden. Dann wurde sie Sekretärin, heiratete einen Abteilungsleiter, der Karriere machte, bekam zwei Söhne. Das Klavier stand verschlossen im Wohnzimmer, die Jungs interessierten sich nicht für Musik – und ihr Mann wollte »den Kasten«, wie er sagte, schon verkaufen, aber dagegen hatte sie gekämpft. Der ›Kasten‹ erinnerte sie an Zeiten, in denen sie Träume hatte.

Jetzt hatte sie eine Frau kennen gelernt, die Cello spielte, auch viel allein war, Zeit hatte. Sie musizierten gemeinsam. Karin war zwar deutlich schwächer auf ihrem Instrument, aber es machte Spaß, einmal pro Woche zusammen zu spielen. Dennoch: War das ihr Leben? Margarete war so froh gewesen, als die Kinder selbstständig wurden, sie dachte an ein paar schöne Jahre mit ihrem Mann. Aber es war anders gekommen. Und da sie sich nie um einen eigenen Freundeskreis, um Hobbys, um ihre Interessen gekümmert hatte, stand sie allein da. Sie hatte den wohl temperierten Gleichklang der letzten Ehejahre als angenehm empfunden, große Leidenschaften waren nicht ihre Sache. Doch hätte sie nicht gedacht, dass sie Richard so sehr vermissen würde. Über Nacht, so ihr Eindruck, war sie eine alte Frau geworden. Goss das Grab und hatte Angst allein im Haus, wollte aber nicht in eine kleine Wohnung umziehen, weil sie die gewohnte Atmosphäre, die Erinnerungen, die Vertrautheit nicht missen mochte.

Mit Anfang sechzig ist man noch jung, meinten die beiden Damen, die sie beim Schwimmen kennen gelernt hatte, und machten Vorschläge: Kino, Theater, Ausflüge, Reisen, mehr Sport – aber das war nichts für Margarete. Sie fühlte sich allein zu unsicher und wollte nicht immer andere Damen bitten, gemeinsam mit ihr etwas zu unternehmen.

Wahrscheinlich war es nicht so klug gewesen, immer in Richards Windschatten durchs Leben zu segeln. Aber nun war es zu spät.

Margarete spielte seit einigen Minuten nicht mehr. Sie saß auf dem Klavierhocker und dachte nach. Sie horchte. Drüben im Nachbarhaus ein Rums, ein Schrei, die beruhigende Stimme der Mutter, nachlassendes Weinen. Sie kannte das alles und hätte nie gedacht, dass sie es einmal vermissen würde.

3

»Warte mal, Elena, Paul möchte dir etwas sagen.« Paul wollte gar nichts sagen, er wollte nur den Hörer halten. Er starrte auf die obere Muschel, aus der eine menschliche Stimme kam.

»Hallo Paul«, rief Elena am anderen Ende der Leitung. »Hallo, hallo.« Blöd, mit einem Kind zu telefonieren, das keinen Ton von sich gibt. Man kommt sich vor wie ein Idiot, wenn man andauernd »Hallo« schreit, dachte Elena.

Sie rief immer noch »Hallo«, als sie von Carla unterbrochen wurde.

»Ich bin’s wieder, du kannst normal reden.«

Elena musste lachen.

»Schade, dass aus unserem Kino-Abend nichts wird.«

»Tut mir wirklich leid«, meinte Carla. »Aber Julia hat völlig überraschend Fieber und Ohrenschmerzen gekriegt.«

»Und Peter?«, fragte Elena nach.

»Peter muss zurzeit länger arbeiten.«

»Was ist mit Jana?«

»Versteh mich bitte nicht falsch, aber … ich will eine Fünfzehnjährige nicht mit zwei kleinen Kindern allein lassen, von denen eines krank ist.«

»Soll ich vorbeikommen? Quatschen statt Kino.«

Carla zögerte kurz, dann räusperte sie sich.

»War schön. Aber stell dich drauf ein, dass ich mich recht viel um Julia kümmern muss. Ich weiß nicht, ob die so schnell einschläft.«

Elena schwieg enttäuscht.

»Vielleicht klappt’s nächste Woche«, tröstete Carla.

Elena versuchte, die Situation mit einem Scherz aufzulockern. »Freust du dich schon auf die Zeit, wenn Julia und Paul volljährig sind?«

Carla lachte. »Manchmal ja. Trotzdem: Ein Leben ohne die beiden kann ich mir nicht vorstellen.«

Das ist nicht die Carla, die ich kenne, dachte Elena und starrte auf den Bildschirm ihres Computers. Sie waren seit fast zwanzig Jahren befreundet. Kennen gelernt hatten sie sich in der Big Band des Gymnasiums und auf Anhieb verstanden. Zwei Mädchen, die Klarinette und Saxophon spielten, waren eine Ausnahme. Von den Jungs in der Band wurden sie mit Gejohle und Gepfeife empfangen. Natürlich auch umworben. Damals konnten sie es sich aussuchen, mit wem sie ausgehen wollten. Schüchtern waren sie beide nicht.

Elena wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Sie sah die Schriften durch. Welche Schrift für ein Briefpapier, das zu einem seriösen Banker wie Carlas Mann passte? Ein Gefälligkeitsauftrag. Natürlich würde sie nichts daran verdienen. Schließlich war sie mit seiner Frau befreundet. Mit Peter selbst nicht, darauf legte sie Wert. Weil sie mit Individuen befreundet sein wollte, nicht mit »Minigruppen«, wie sie die Paare und Kleinfamilien um sich herum heimlich nannte. Dunkelrot, das war nichts für Peter. Blau – war das zu kühl oder gerade richtig? Einen Stich ins Grün? Eigentlich wollte sie mit Carla darüber reden, aber das hatte sie vergessen – das Gespräch mit dem kleinen Paul hatte sie aus dem Konzept gebracht.

Die beiden Kinder beeinflussten nicht nur Carlas Leben, sondern auch ihre Freundschaft. Es gab kaum noch Möglichkeiten, sich zu zweit zu treffen. Gingen sie wirklich einmal ins Kino, schlief Carla häufig schon bei der Werbung ein. Elenas Probleme galten nichts mehr, sie verschwanden hinter den Geschichten, die Carla zum Besten gab, hinter einem Berg von Windeln und Spielzeug.

Carla hatte sich verändert. War sie selbst stehen geblieben? Elena schaltete den Computer aus und warf noch kurz einen Blick auf den Katalog des Reiseveranstalters, der auf dem Schreibtisch lag. Sie sollte ihn bis übermorgen fertig haben. Und da bastelte sie am Briefpapier von Peter, den sie ohnehin nicht so besonders mochte? Gleich morgen früh würde sie an dem Katalog Weiterarbeiten.

Sie stand auf und zog sich um. Heute war kein Abend zum Alleinsein. Sie brauchte Ablenkung, zu sehr hatte sie sich auf einen netten Abend mit Carla eingestellt. Sie rief Ludwig an, aber wieder ging er nicht ans Telefon. Sie hatte es schon mehrmals versucht in der letzten Stunde, ohne Erfolg. Sie würde trotzdem zu ihm fahren.

Ludwig sah nicht ganz nüchtern aus, als er öffnete. Er begrüßte Elena mit einem Kuss, es wirkte aber nicht so, als ob dies der Beginn eines leidenschaftlichen Abends war.

»Ich dachte schon, dass du das bist«, sagte er unbekümmert, als sie von ihren Bemühungen erzählte, ihn telefonisch zu erreichen.

»Arbeitest du so viel, dass du nicht einmal mehr ans Telefon gehst?«

»War heute ein produktiver Tag. Ich hab ein ganzes Kapitel für den Sardinien-Reiseführer geschrieben. Stimmungsbild. Aber den Kleinkram hab ich immer noch nicht zusammen. Lokale, Hotels, Preise, Verkehrsverbindungen – dabei ändert sich das doch sowieso ständig.«

»Aber die Touristen interessiert’s, wo man nett isst und preiswert übernachten kann.«

»Die Touristen«, knurrte Ludwig, »alles müssen sie schon von zu Hause aus geregelt haben. Sitzen noch mit ihrem Hintern auf dem Wohnzimmersessel und wollen schon wissen, wo sie am dritten Dienstag im August auf Sardinien ihren Espresso schlürfen.«

Elena schwieg leicht beleidigt. Ludwig spielte mit dieser Bemerkung auf ihren Hang zur Planung an. Ein wohlmeinender Mensch hätte auch sagen können, sie hätte Organisationstalent. Aber Ludwig sprach meistens vom Perfektionswahn.

»Außerdem«, nahm Ludwig den Faden wieder auf, »bin ich Journalist und kein Reiseverkehrsfachmann. Ich schreibe kreative Texte, die Lust machen auf Leben, und kein Verzeichnis der besten oder billigsten Unterkünfte.«

Elena atmete tief durch. Sie hatte sich den Abend netter vorgestellt. Aber warum nur? Die meisten waren so. Doch immer wieder trieb sie eine tiefe Sehnsucht hierher und manchmal kamen diese Abende und Nächte mit Ludwig ihren Wünschen ganz nahe. Dann ging sie nach Hause und hörte einige Wochen nichts von ihm, weil er sein eigenes Leben und seine Freiheit brauchte. War sie zu anspruchsvoll? Oder lief hier etwas schief?

»Du könntest mal wieder für mich arbeiten.«

Ludwig hob sein Weinglas und trank es mit einem Zug aus: »Werbung ist nichts für mich. Da mach ich lieber Reiseführer. Der Wein da«, er goss sein Glas wieder voll, »der ist die richtige Einstimmung auf die Insel. Bald geht’s los. Sardinien, drei Wochen mindestens.«

Elena war enttäuscht. Ludwigs Texte für Broschüren, wenn er sie dann mal endlich schrieb, waren gut, und sie konnte ihn zahlen, ohne ihm das Gefühl zu geben, er lebe von ihrem Geld. Es reichte ja, dass er sich von seiner Ex-Frau noch aushalten ließ – und alles nur unter dem Vorwand, ein kreativer Mensch wie er könne nicht immer über Geld nachdenken.

Sollte sie wieder gehen? Ludwig wirkte nicht so, als ob er ihre Gegenwart genießen würde. Und sie, genoss sie das Beisammensein? Dieses Herumhocken und Trinken? Ein Gespräch würde wohl auch nicht mehr zustande kommen. Dazu war Ludwig eindeutig zu blau, er stierte schon seit einigen Minuten nur noch vor sich hin.

Elena stand auf. »Ich geh dann besser.«

Ludwig schreckte hoch.

»Aber Elena. Der Abend hat doch gerade erst angefangen. Und ein andermal arbeite ich bestimmt wieder gern für dich, aber jetzt …«

Elena sah ihn skeptisch an.

»Schließlich«, schob Ludwig nach und lächelte verschwörerisch, »haben wir uns doch kennen gelernt, als du einen Autor gesucht hast.«

Ludwig war aufgestanden, er stellte sich Elena in den Weg. Er nahm sie in den Arm, sie spürte seinen Atem, diese Mischung aus Wein und Zigaretten, unwahrscheinlich, dass er heute schon etwas anderes zu sich genommen hatte. Komisch, dass sie das anmachte. Sie trank selten Alkohol und rauchte nur manchmal aus Geselligkeit.

Ludwig küsste sie, Elena hatte ihr Ziel erreicht. Warum musste sie immer mit Liebesentzug drohen? Konnten sie nicht wie Erwachsene …?

Aber das war jetzt egal. Sie fühlte sich wohl in seinen Armen, doch Ludwig ließ sie gleich wieder los. Er nahm einen Schluck Wein und lächelte.

»Willst du nicht mitfahren nach Sardinien, das müsste sich doch machen lassen.«

Elena strahlte.

»Wann denn konkret?«

Ludwig sah nicht so aus, als wollte er konkret werden. Er streckte sich.

»Nicht heute. Ich muss dringend schlafen. Ich habe letzte Nacht kein Auge zugetan.«

Er schwankte leicht, als er in Richtung Schlafzimmer ging und drehte sich noch einmal kurz um.

»Na, was ist? Kommst du nicht mit?«

Elena lächelte. Es gab charmantere Methoden, einen anderen Menschen für eine gemeinsame Nacht zu gewinnen, aber es war eben nicht seine Art, große Worte zu machen. Sie ging noch kurz ins Bad, und als sie ins Schlafzimmer kam, lag Ludwig angezogen auf dem Bett. Er war eingeschlafen. Elena zog ihm Schuhe und Hose aus und deckte ihn zu. Morgen würde sie mit ihm über seine Trinkgewohnheiten reden müssen. Vorsichtig natürlich, er war da empfindlich.

4

Gabi saß allein am Frühstückstisch. Ihre Tochter Jana hatte bei einer Freundin übernachtet. Gabi war das sehr recht – einerseits. Denn es war schwer, mit Kind ein Privatleben aufzubauen, einen Mann kennen zu lernen. Andererseits, das Mädchen ging neuerdings sehr häufig eigene Wege. Fühlte Jana sich vernachlässigt? Sollte sie mehr mit ihrer Tochter unternehmen?

Außerdem: Wie viele Kinder gab es, die jedes Wochenende oder jedes zweite Wochenende beim Vater verbrachten, hin und her gerissen zwischen sich streitenden Eltern – oder zumindest zwischen Eltern, die sich nicht mehr liebten, die oft schon eine neue Familie gegründet hatten.

Versonnen nagte Gabi an ihrem Croissant. Das hatte sie ihrer Tochter erspart. Mitten im Studium hatte sie das Kind bekommen, mit einundzwanzig. Niemandem hatte sie gesagt, wer der Vater war, auch der Mann selbst wusste von nichts. Was ging es ihn an? Er war schon verheiratet, er hätte sich niemals für sie und das Kind scheiden lassen. Sie wollte kein Geld von ihm, dafür aber auch nicht die Tochter mit ihm teilen. Es war ihr Kind – und sie war stolz darauf, es allein zu schaffen. Allerdings hätte sie nicht gedacht, dass es so hart werden würde. Arbeit und Kind, da war für nichts anderes mehr Platz – und das auf Jahre hinaus. Aber nun war die schlimmste Zeit vorbei, und Gabi hatte es sich in den Kopf gesetzt: nicht mehr alleine bleiben.

Wie würde der sein, den sie morgen treffen wollte? Sein Brief hatte ihr gefallen und das Foto – so weit ein Foto aussagekräftig war – zeigte einen gut aussehenden Mann. Am Telefon war er nicht sehr gesprächig gewesen. Aber was will man schon mit einer Frau reden, die man nicht kennt, aber kennen lernen will. Es war immer wieder peinlich, eine Anzeige aufzugeben und sich mit einigen Männern zu treffen. Es war für Gabi, als klebte sie sich einen Zettel an die Stirn: »Ich suche einen Mann.« Aber wenn sie ehrlich war – das war auch ihr Anliegen. Gabi räumte den Tisch ab und ging ins Wohnzimmer, um Geige zu spielen. Wenigstens einmal pro Woche wollte sie noch intensiv üben, nicht alles verlernen, nicht provinziell werden, nur weil sie in einer Kleinstadt lebte. Wie oft wünschte sie sich wieder zurück nach München, wo sie studiert hatte. Die Oper, die Konzerte, einfach mal eine Ausstellung ansehen, so nach der Arbeit, im Vorbeigehen. Aber es war notwendig gewesen nach dem Studium, wieder in die Nähe der Eltern zu ziehen. Schließlich brauchte sie deren Hilfe wegen Jana. Gabi blätterte in ihren Noten. Das Schulorchester spielte Haydn, sie würde den Solopart übernehmen. Wenigstens eine kleine Herausforderung. Aber wer hörte, wie sie spielte? Die Kollegen? War das wichtig? Woher nahm sie die Kraft, immer noch zu üben? Sie würde nie wieder so gut sein wie damals. Und für wen tat sie das alles? Sie hatte weder Mann noch Freunde. Die vielen Abende allein oder mit Jana zu Hause – irgendwie hatte sie es verlernt, unter die Leute zu gehen. »Dir sind doch alle zu primitiv«, hatte Carla mal im Streit zu ihr gesagt. »Du hältst dich doch für ganz was Besonderes, sonst hättest du Freunde.« Später hatte sie sich dafür entschuldigt, aber getroffen hatte es Gabi trotzdem.

Zugegeben, sie hatte nie viel Freude an diesen Besuchen auf dem Kinderspielplatz gehabt. Die Kleinen schaukelten, gruben im Sand, kletterten herum, die Frauen saßen auf der Bank und unterhielten sich. Die Themen waren nicht nach Gabis Geschmack. Kochen und Haushalt, Windeln und Wäsche, hatten die Mütter denn nichts anderes im Kopf? Die eine oder andere redete auch davon, dass sie bald wieder zu arbeiten anfangen wollte. Aber bei den meisten Frauen kam das zweite Kind, bevor sie überhaupt einen klaren Gedanken in diese Richtung fassten. Sie hingegen hatte ihr Studium abgeschlossen, dann die Stelle hier an der Schule bekommen. Nein, sie wollte nicht zu Hause bleiben, sie wollte nicht vereinsamen. Aber allein war sie dennoch geblieben.

Irgendetwas musste passieren. Und zwar bald.

5

Carla stand vor Margaretes Haustür. Es war ein günstiger Zeitpunkt, die Nachbarin zu besuchen. Peter spielte mit den Kindern – also wann, wenn nicht jetzt? Seit drei Monaten wohnten sie nun hier, bis auf ein paar höfliche Worte hatte Carla mit dieser Nachbarin nie gesprochen. Margarete öffnete die Tür und sah sie erstaunt, aber doch freundlich an.

»Frau Winkelmann«, sagte Margarete, »schön, Sie zu sehen. Kann ich Ihnen helfen?«

Carla lächelte vorsichtig. Helfersyndrom, dachte sie, die Nachbarin hat ein Helfersyndrom. Blöder Gedanke. Kaum wurde sie freundlich empfangen, schon hatte sie was auszusetzen. »Ich hätte Sie gern kurz gesprochen.«

Margarete machte die Tür weit auf und lächelte warmherzig. »Kommen Sie herein.«

Sie fragt gar nicht, was ich will, überlegte Carla, als sie eintrat. »Ich hole nur noch schnell eine Tasse«, rief Margarete und verschwand in der Küche.

Carla sah sich unauffällig um. Es war klar, dass hier einmal mehrere Menschen gelebt hatten. Viel Platz für die Garderobe im Flur, daneben ein großes Schuhregal. Sie lugte ins Wohnzimmer. Bilder, die schon lange dort hingen – man hätte sie nicht entfernen können, ohne weiße Flecken zu hinterlassen. Die Couchgarnitur bot für mindestens acht Leute Platz, am Esstisch standen vier Stühle – und auch die Schrankwand war bestückt mit Dingen, die kaum von der Nachbarin sein konnten: ein paar Pfeifen, Comics, Bildbände über Fußballweltmeisterschaften und Olympische Spiele. Und dann das Klavier. Wie vor fünfundzwanzig Jahren bei uns zu Hause, dachte Carla. Carla stand noch unschlüssig in der Tür zum Wohnzimmer. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Nachbarin bereits Besuch hatte. Carla sah sie nur von hinten, eine nicht ganz zierliche Frau mit dunklen, kurz geschnittenen Haaren, etwas älter als sie, in Hose und Bluse, beides sah teuer und sterbenslangweilig aus. Sie stand vornübergebeugt, öffnete gerade ihren Cellokasten, nahm das Instrument heraus und richtete sich leise ächzend auf.

Karin hörte ein Geräusch und drehte sich unsicher um. Statt Margarete stand eine fremde Frau in der Tür, jung, schlank, sportlich, die Haare lässig zusammengebunden, mit einem leicht ironischen Blick, fand Karin. Wie lange die sie wohl schon beobachtete? Karin war misstrauisch, wollte es aber nicht zeigen. Sie setzte ein Lächeln auf.

Carla nahm ihre Unsicherheit wahr und empfand sich als taktlos. Man beobachtete andere nicht so neugierig. Aber dieses falsche Lächeln ging ihr sofort gegen den Strich. Schweigend sahen sich die Frauen an. Carla hielt es nicht mehr aus, ging entschlossen auf Karin zu, streckte ihre Hand aus: »Ich bin Carla Winkelmann, die Nachbarin von Frau Weichert.«

Karin gab ihr die Hand. »Mein Name ist Karin Sandner.«

»Sie spielen Cello?«

Ihre Frage kam Carla sofort überflüssig vor – denn schließlich stand das Instrument da. Karin nickte.

»Frau Weichert und ich üben gelegentlich miteinander.«

»Ja«, ergänzte Margarete, die gerade hereinkam. »Ich habe so lange jemanden gesucht, der mit mir Hausmusik macht.«

»Aber ich habe Sie beide noch nie zusammen gehört.« Margarete stellte die Tasse auf den Tisch, wo bereits für zwei Leute gedeckt war.

»Wir haben auch noch nicht oft geprobt. Die ersten Versuche haben Sie wohl versäumt.«

Margarete machte eine einladende Geste, Karin setzte sich, Carla blieb unsicher stehen.

»Ich wollte Sie nicht vom Üben abhalten …«

»Aber das macht doch nichts!« Margaretes Tonfall war überschwänglich. »Wir können auch erst Kaffee trinken und dann üben. Sonst machen wir das umgekehrt.«

Margarete schenkte ein, reichte den Teller mit Gebäck herum und blickte dabei verstohlen auf Carla. Warum war sie so unvermutet vorbeigekommen? Carla wusste nicht, wie anfangen. »Ich hab nicht gewusst, dass Sie jemanden haben, mit dem Sie Musik machen, Frau Weichert.«

Carla sah unsicher auf Karin. Die wurde nervös. Was hatte sie mit der ganzen Sache zu tun?

»Ich höre Sie immer Klavier spielen, richtig schwere Stücke, toll.«

Margarete lächelte geschmeichelt. Sie spürte, dass das Lob ernst gemeint war.

»Wie Sie spielen, weiß ich ja nicht«, ergänzte Carla schnell und sah auf Karin, die skeptisch dreinsah. »Ich will mich jetzt hier nicht einmischen oder was durcheinander bringen …«, fing Carla noch einmal an.

»Schießen Sie los«, rief Margarete.

»Wissen Sie«, setzte Carla neu an, »ich habe Saxophon gelernt, aber kaum noch gespielt, seit Julia vor vier Jahren zur Welt kam. Ich wollte mal Musiklehrerin werden … Jetzt sitze ich zu Hause mit den Kindern und … Ich wollte Sie fragen …«, Carla holte noch einmal tief Luft, »… ob ich nicht mal mitspielen könnte. Zu zweit mit Ihnen, Frau Weichert, oder auch zu dritt, wenn das geht.«

Die beiden anderen Frauen sagten zunächst nichts. Carla hörte die Wanduhr ticken in diesem Familienmuseum. Karin nahm sich ein Gebäckstück. Ihr war unbehaglich. Sie hatte in Margarete endlich einmal jemanden kennen gelernt, mit dem sie musizieren und vor allem plaudern konnte, ein Mensch, der zu ihr passte: gepflegt, zurückhaltend, freundlich, höflich. Und jetzt kam diese forsche Frau daher, die bestimmt sehr gut Saxophon spielte, und wollte ihr den Rang ablaufen.

Margarete spürte, was in Karin vorging – und das machte ihr Angst. Wie würde Karin reagieren, wenn sie jetzt ›Ja‹ sagte? Wäre sie beleidigt? Aber Lust hatte sie schon, Klavier und Saxophon, das klang bestimmt auch hübsch. Und Klavier, Saxophon und Cello?

»Saxophon?« Karin sah skeptisch aus.

»Altsaxophon«, erklärte Carla. »Ich werde Sie nicht übertönen, glauben Sie mir. Man kann auch Blasinstrumente sehr lyrisch spielen.«

Karin schwieg.

»Das müsste man mal versuchen«, sagte Margarete, »vielleicht passt das zusammen. Und eine etwas andere Klangfarbe, das kann doch sehr schön werden, meinen Sie nicht auch, Karin?« Geschickt, wie Frau Weichert die andere Frau einband, fand Carla anerkennend. Zwar eierte sie noch ein bisschen rum, aber es war klar, dass sie große Lust hatte. Wäre günstiger gewesen, mit der Nachbarin alleine zu reden, ohne das Cello. »Ich würde auch wieder üben, glauben Sie mir, ich war gar nicht schlecht«, bekräftigte Carla.

Margarete merkte, dass Karin von dem Besuch nicht angetan war, aber sie wollte Carla gerne dabeihaben. Die Nachbarin sah so nett und so lebhaft aus, das wäre auf jeden Fall ein Gewinn für sie, mit dieser Frau mehr zu tun zu haben. So viel Egoismus würde wohl noch erlaubt sein.

»Ich habe hier noch jede Menge alter Noten.« Sie stand auf, öffnete eine Schranktür, nahm eine Kiste heraus und wühlte darin herum.

»Sie müssen nicht gleich etwas heraussuchen«, sagte Carla einschränkend. »Und sich nicht sofort entscheiden. Reden Sie beide doch erst mal drüber und dann …«

Margarete hörte gar nicht auf sie. Sie fischte Noten heraus: »Da – das ist für Geige, Cello und Klavier, ganz leicht, von Telemann. Geht das auch mit Saxophon statt Geige?«

Carla warf einen Blick auf die Noten und zuckte die Schultern. »Ich kann’s probieren.«

»Ich weiß nicht, zu dritt ist bestimmt noch schwieriger als zu zweit …«, meinte Karin zögerlich.

»Wir sind alle etwas aus der Übung«, unterbrach Margarete sie. »Das wird schon. Zusammen spielen macht viel mehr Spaß, das haben wir beide gesehen, nicht wahr, Karin?«

Karin wagte nicht mehr zu widersprechen. Und Carla wunderte sich über diese energische Stellungnahme ihrer Nachbarin. Margarete dachte sogar noch weiter. »Was machen Sie dann mit Ihren Kindern, Carla – ich darf Sie doch Carla nennen, oder?« Carla nickte überrascht.

»Ich bin Margarete«, fuhr die Nachbarin fort. »Ist das möglich, dass Sie gelegentlich die Kinder einen Nachmittag abgeben?«

Just in diesem Moment ging im Nachbarhaus ein Gezeter los. »Ich muss wieder rüber.« Carla nahm die Noten, eilte zur Tür und winkte noch einmal. »Jetzt weiß ich endlich mal, wie das bei Ihnen klingt, was bei uns abläuft. Das ist ja schauderhaft.«

Als sie die Haustür aufsperrte, war es still. Im Wohnzimmer saß Julia und malte, Peter hatte Paul auf dem Arm und erzählte ihm eine Geschichte.

»Du bist schon da?« Peter war erstaunt.

»Ich habe Paul schreien hören.«

Peter grinste.

»Er hat sich gestoßen. Aber stell dir vor, sein Vater war da, hat ihn aufgehoben, verarztet und getröstet.«

Carla zuckte zusammen. Die Ironie traf sie. Manchmal führe ich mich auf wie eine Glucke, dachte sie.

6

Seit einer halben Stunde lief Elena durch den Park. Wie sollte das mit Ludwig weitergehen? Er hatte sie am nächsten Morgen mehr oder minder vor die Tür gesetzt, weil er seine Ruhe brauchte. Aus Frust hatte sie den ganzen Tag an dem Katalog für einen Reiseveranstalter gearbeitet. Arbeit aus Enttäuschung, das war ungesund.

Sie lief, weil es die unkomplizierteste und einfachste Möglichkeit war, körperlich müde zu werden. Wenn sie ihre Knochen spürte, wenn die Muskeln zogen, dann ging für kurze Zeit der Gedanke an Ludwig weg – und sie hatte das Gefühl, etwas für sich getan zu haben.

Sie kam ins Schwitzen und lief langsamer, die echten Profis hetzten nicht. Wenn sie so sehr nach Luft schnappte, war sie auch zu schnell. Das stand in jedem Jogger-Handbuch. Aber immer musste sie übertreiben. Schnell zum Erfolg, schnell zum Ziel, schnell alles erledigen, Geduld war wirklich nicht ihre Stärke.

Eigentlich hatte sie damit gerechnet, den Tag mit Ludwig zu verbringen. Aber daraus wurde nichts. Es war auch zu blöd sich immer auf ihn einzustellen, auf seine Anrufe zu warten, ihn zu besuchen, obwohl er sich nicht meldete, sich seinen Launen anzupassen.

Langsam trabte Elena zurück zu ihrer Wohnung. Es ging ihr besser. Diesen Idioten wollte sie für heute mal vergessen. Was dachte der, mit wem er es zu tun hatte? Sollte sie sich wirklich alles bieten lassen? Elena wollte sich nur auf sich konzentrieren – wenigstens an diesem einen Tag. Sie könnte alles tun, niemand schränkte sie ein. Eigentlich war Elena nach einem ausgiebigen Bad zumute. Doch sie hatte Angst, dass sich danach das heulende Elend einstellen könnte. Lieber nicht zur Ruhe kommen, nicht nachdenken. Während des Duschens ging Elena die Dinge durch, die sie schon immer mal machen wollte und die sie doch meist aufschob.

Nach München fahren, durch die Stadt bummeln, ins Museum, ins Kino? Einfach ein paar Stunden spazieren gehen? Ein Buch lesen? Freunde besuchen? In Ruhe eine Oper anhören? Oder selbst Musik machen? Wie lange hatte sie das schon nicht mehr getan. Ob jemand anrufen würde? Sicher nicht, am Sonntag klingelte fast nie das Telefon. Carla und andere Freundinnen versanken in ihren Familien, meldeten sich erst wieder, wenn ihnen ab Montag der Alltag die Luft abdrückte. Einfach faul eine DVD reinziehen? Wozu hatte sie Lust?

Elena stieg aus der Dusche, trocknete sich ab, föhnte ihre Haare. Widerspenstig waren sie, rot, lockig und unzähmbar, vor einigen hundert Jahren hätte man mich als Hexe verbrannt. Elena gab es auf. Eine Frisur würde aus diesen Haaren nie werden. Sie begann mit dem Eincremen: Dünnhäutige Menschen brauchen viel Schutz, dachte sie.

Die ganze Woche wünschte sie sich, Zeit für sich zu haben. Heute hatte sie Zeit. Sie konnte ihren freien Tag so richtig genießen. Mit Unbehagen erinnerte sie sich aber an den vergangenen Sonntag. Zuerst war es so schön gewesen, mit einem Buch auf dem Sofa zu liegen, mal zu lesen, mal zu schlafen, und irgendwann am Nachmittag aufzuwachen. Dann kroch die Einsamkeit hoch, dann wurde ihr deutlich, dass sie noch einige Stunden mit sich zubringen musste – und meistens fehlte ihr dann schon die Energie, das Ruder herumzureißen und doch noch auszugehen. Müde von der Woche, in Gedanken bei einem Mann, der sich kaum für sie interessierte, allein. Die Folge war: der große Jammer.

So weit sollte es heute nicht kommen. Schnell zog sich Elena an und verließ die Wohnung. Was auch immer sie machen würde – auf keinen Fall durfte sie zu Hause bleiben. Der Sonntag musste gestaltet werden, auf Biegen und Brechen. Durchorganisiert, in Etappen eingeteilt, die keine Trübsal aufkommen ließen. Blue Sunday – nicht mit ihr.

7

»Endlich mal wieder Zeit für die Kinder«, sagte Peter, als er um neun Uhr zum Frühstück kam. Carla hatte schon längst gefrühstückt – mit eben diesen Kindern, die seit sechs Uhr Lärm gemacht hatten. Julia baute im Wohnzimmer einen Turm aus Klötzchen, ziemlich hoch schon und leider ein beliebtes Ziel für Paul.

»Ui«, meinte Paul, »Turm« und fasste danach, zog ein Klötzchen unten heraus, der Turm fiel in sich zusammen. Einzelne Bausteine verirrten sich im Raum, schlugen gegen das Regal, gegen den Fernseher. Julia fing an zu weinen, vor Enttäuschung und Empörung. Paul schrie, eines der Klötzchen hatte ihn getroffen. Er schrie aber noch viel mehr, als Julia ihn schubste und er hinfiel. Julia begann, die Teile aufzuheben und damit um sich zu werfen.

Peter sah aus der Essecke leicht verärgert auf die Kinder. »Könnt ihr nicht still spielen wie andere Kinder auch?«

Carla lächelte. Kinder und still? Sie ging hin und nahm Paul auf den Arm.

»Du gehst jetzt mit mir die Schwimmsachen einpacken und Julia kann ihren Turm noch mal aufbauen.«

»Will aber nicht«, schrie Paul und strampelte mit Armen und Beinen.

»Will aber nicht«, schrie auch Julia und schlug verärgert mit dem Fuß gegen ein Klötzchen. Paul hatte keine Chance. Carla ignorierte sein Strampeln und Schreien und trug ihn einfach hinaus. Sie warf einen Blick auf Peter: »Kümmerst du dich bitte um Julia?«

Peter nickte, nahm seine Kaffeetasse und stand auf.

»Komm Julia, wir bauen den Turm wieder auf.«

»Lass lieber deine Tasse auf dem Tisch stehen – da fällt sie wenigstens nicht um«, sagte Carla noch, bevor sie zur Tür hinaus verschwand, während Pauls Schreien in ein klägliches Wimmern überging. Peter verdrehte die Augen. Er hasste es, wenn seine Frau sich als Expertin aufspielte. Konnte ja sein, dass sie einiges besser wusste, sie hatte den ganzen Tag mit den Kindern zu tun. Aber es gab Sachen, die konnte man so oder so erledigen. Und er machte es eben anders als sie.

Es dauerte eine Stunde, bis sie endlich ins Schwimmbad gehen konnten. Carla setzte noch eine Maschine Wäsche auf, Peter räumte die Spülmaschine ein, inzwischen packte Paul den Rucksack mit den Schwimmsachen wieder aus, Julia verpetzte ihn, Peter räumte ihn wieder ein. Dann wickelte er Paul, ermahnte Julia noch einmal, auf die Toilette zu gehen. Die wollte nicht. Peter setzte sie einfach drauf. Das wiederum sah Carla nicht gerne, die gerade mit einem Korb trockener Wäsche aus dem Keller kam. »Wenn sie nicht muss, dann zwing sie nicht«, mischte sie sich ein. Peter beschloss, ihre Bemerkung zu ignorieren. Er wollte einfach einen schönen, unkomplizierten Sonntag mit seiner Familie verbringen.

»Papa macht das immer«, maulte Julia und machte damit alles nur noch schlimmer.

»Sie muss es selbst spüren und wollen«, meinte Carla, aber Peter schwieg, zog Julia an, nahm den Rucksack und zeigte zur Tür.

»Wir gehen.«

Carla zwängte Paul in wärmere Kleidung. Nach dem Hallenbad gab es immer die schönsten Erkältungen, jetzt im Spätsommer konnte es schon verdammt kühl werden. Julia wollte ihre Mütze nicht mitnehmen.

»Doch.« Carla drückte ihr wild entschlossen die Wollmütze auf den Kopf.

»Wenn ich nicht muss, dann zwing mich nicht«, zitierte Julia altklug ihre Mutter und Peter lächelte. Die Kleine schlug Carla mit ihren eigenen Waffen. Das gefiel ihm. Schlaues Mädchen. »Keine Diskussion. Mütze muss sein«, sagte Carla.

»Du legst dich jetzt hin«, sagte Carla zu Paul, nachdem sie, vom Schwimmen zurückgekehrt, alle ihre Tiefkühlpizza gegessen hatten.

»Du auch«, antwortete Paul – und Carla fand diese Idee gut. Sie ging mit Paul die Treppe hinauf, las ihm etwas vor, kuschelte sich mit ihm ins Bett – und innerhalb weniger Minuten waren sie beide eingeschlafen. Peter saß unten und machte mit Julia ein Spiel. Er ärgerte sich. Hätte er doch den Part übernommen, Paul ins Bett zu bringen. Er könnte auch Schlaf gebrauchen. Doch dann bemerkte er mit einem Blick auf die Uhr, dass es höchste Zeit war.

»Komm, Julia, wir spielen später weiter«, schlug Peter vor, ging zum Sofa und schaltete den Fernseher ein. Das Rennen hatte schon begonnen. Peter stellte den Ton leise, Carla und Paul mussten ja nicht unbedingt vom Lärm der heulenden Motoren wach werden. Zumal Carla für Formel 1 wirklich gar nichts übrig hatte. Julia auch nicht.

»Langweilig«, sagte sie.

Peter holte die Legosteine heraus und begann, mit Julia etwas zu bauen, immer mit einem Blick zum Bildschirm. Als das Mädchen abgelenkt war, streckte er sich auf dem Sofa aus und seufzte wohlig. So stellte er sich Erholung vor. Julia hörte auf zu spielen und setzte sich zu ihm. Kurz darauf schlief sie ein. War das ein Klingeln? Carla hob den Kopf und sah verschlafen um sich. Sie musste sich erst orientieren. Wer klingelte da mitten in der Nacht? Sie sah Paul angezogen neben sich liegen. Ah, Mittagsschlaf. Natürlich war sie sofort mit eingepennt. Es klingelte wieder. Warum machte Peter nicht auf? Carla stand auf, strich sich den Pullover glatt und lief die Treppe hinunter.

Aus dem Wohnzimmer hörte sie Motorengeräusche. Sie verdrehte die Augen. Peter konnte es einfach nicht lassen. Carla öffnete und sah überrascht auf Elena.

»Ich war in der Gegend und …«

Solche Floskeln sehen Elena überhaupt nicht ähnlich, dachte Carla. Warum windet sie sich so in ihrer Ausrede?

Elena musterte Carla: »Hab ich dich geweckt? Das tut mir leid.«

Carla trat zur Seite und winkte Elena herein.

»Macht nichts, wollte sowieso aufstehen.«

Elena horchte.

»Stör ich? Peter guckt offenbar gerade Formel 1.«

»Komm rein. Wir können auch …«

Carla überlegte. Wo konnten sie hingehen? Doch nicht ins Schlafzimmer oder in eines der Kinderzimmer und schon gar nicht nach oben in Peters Büro. Elena sah Carla aufmerksam an, dann lachte sie.

»Du hast noch den Abdruck vom Kopfkissen auf der Backe!« Carla grinste.

»Komm, wir gehen in die Küche und ich mach uns Kaffee. Dann wird sich auch mein Gesicht wieder entfalten.«

Carla warf noch kurz einen Blick ins Wohnzimmer. Dort ging das Rennen gerade in die letzten Runden, aber weder Peter noch Julia bekamen das mit. Beide lagen friedlich eingeschlafen auf dem Sofa. Carla überlegte kurz, ob sie den Fernseher ausschalten sollte, das Motorengeräusch nervte sie, aber dann überlegte sie es sich anders. Die beiden wachten bestimmt auf, wenn die Lärmkulisse weg war. Und jetzt wollte sie erst mal Kaffee trinken.

»Ich weiß, dass Sonntag euer Familientag ist. Aber dann war ich grade in der Gegend …«

»Das sagtest du schon«, unterbrach Carla sie. Komisch ist es trotzdem, dachte Carla, irgendwas stimmt hier doch nicht. Ob Elena Kummer hatte? Wenn sie schnell machten, konnten sie noch ein paar Takte reden, bevor eines der Kinder aufwachte.