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Im Hafen von Regensburg wird ein toter Orchestermusiker gefunden. "Ihre Leiche", sagt der Chef zum Thomas Reitinger. Der ist eigentlich Sportjournalist, aber der Polizeireporter ist in Urlaub. Und der Reitinger hat ja schon einmal über einen Mord berichtet, in Helmering - aber da hatte er Heimvorteil. Zwischen seinem Dorf in der Oberpfalz und Regensburg hin- und herpendelnd gelingt es ihm, Licht in den Fall zu bringen. Nach und nach entdeckt er nicht die schöne Welt der Musik, sondern eine Hölle, die ein ehrgeiziger Geiger für seine Familie und seine Kollegen geschaffen hat.
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Seitenzahl: 280
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Lotte Kinskofer
Grabenkämpfe
Kriminalroman
Prolibris Verlag
Handlung und Figuren dieses Buches entspringen der Phantasie. Darum sind eventuelle Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen zufällig und nicht beabsichtigt.
1. Kapitel
Wenn man irgendwo auf der Welt die Kunst der Langsamkeit neu erlernen konnte, dann hier. Während anderswo über Entschleunigung geredet wurde, hatten die Menschen in Helmering noch gar nicht damit begonnen, überhaupt eine Beschleunigung einzuführen. Sie gingen langsam, sie nickten selbst langsam mit dem Kopf, wenn sie grüßten, nach ein paar Worten übers Wetter bewegten sie sich behutsam vorwärts, als wollten sie die Luft nicht zu schnell zerschneiden, die sie umgab.
Thomas Reitinger saß auf der Bank vor seinem Elternhaus, blinzelte in die Sonne und hing seinen Gedanken über die Helmeringer Langsamkeit nach. Vor einem guten halben Jahr war er mehr provisorisch bei der Mutter eingezogen, weil es mit seiner Frau Probleme gab und sie sich gemeinsam in ihrer Wohnung in Regensburg nicht mehr wohlfühlten.
Seit knapp acht Wochen wohnte er nun hier allein. Die Mutter hatte ihre Ankündigung wahr gemacht und war nach Regensburg gezogen. Das hatte sie schon zum Jahresende vorgehabt, aber dann dauerte es eben bis Anfang April. Sie wollte mit ihren 63 Jahren noch einmal von vorne anfangen. Was wollte eigentlich er mit seinen 36 Jahren?
„Wie ein akuter Herzinfarktler schaust net aus“, hörte er jemanden rufen. Sein Schulfreund Richard Wachter nahm neben ihm auf der Holzbank Platz. „Eher wie ein fauler Journalist, der sich recht schnell an die schönen Seiten des Dorflebens gewöhnt hat.“
Reitinger grinste den Landarzt an.
„Du hast aber, scheint’s, auch nicht viel zu tun.“
„Von wegen – noch drei Hausbesuche, dann wieder Sprechstunde.“
„Ich habe heute frei, weil ich gestern im strömenden Regen auf dem Fußballplatz gestanden bin und dann bis spät abends noch in der Redaktion war.“
Wachter beeindruckte das nicht. „Ich habe auch nicht freigehabt – und zwar genau wegen dieser blöden Fußballspieler. Bänderriss, Erstversorgung.“
Thomas fühlte sich sehr wohl in seiner Haut. Wie gut, dass es bei ihm für ein Medizinstudium nicht gereicht hatte! Lieber Fußballreporter als Landarzt. „Augen auf bei der Berufswahl“, feixte er.
Der Wachter grummelte grantig vor sich hin und stand auf. „Ich muss noch zur alten Hofmeisterin.“
„Ich komme mit“, sagte Reitinger und schlüpfte in die Schuhe, die er vorher ausgezogen hatte. „Ich muss zum Friedhof, die Palmkätzchen stehen noch auf dem Grab von meinem Vater.“
„Ostern ist schon fast zehn Wochen her.“
Reitinger nickte. „Deswegen hat mich eine Freundin von meiner Mutter angesprochen, dass ich sie mal wegräumen soll.“
„Auf dem Land bleibt eben nichts verborgen.“
Gemeinsam gingen die alten Freunde den Weg hinauf, Wachter schob sein Rad neben Reitinger her.
„Wie gefällt es dir denn jetzt bei uns?“, fragte der Arzt.
Das wusste Thomas selbst noch nicht. Es störte ihn, dass er so einen weiten Weg zur Arbeit hatte, jeden Tag 30 Kilometer nach Regensburg und wieder nach Hause. Ihm fehlte die Stadt, ihm fehlte seine Wohnung, ihm fehlten die Kneipen, in denen die Leute ihn zwar kannten, ihn aber nicht gleich ansprachen wie hier im Wirtshaus. Ihm fehlte sogar seine Frau Lisa. Er zuckte nur die Schultern.
„Im Sommer ist es bei uns heraußen schöner als in der Stadt“, meinte Wachter. „Hast den Weiher, hast den Wald, hast den Garten, hast deine Ruhe. Wenn’s dich nach einem halben Jahr immer noch in die Stadt zurückdrückt, dann machst das halt.“
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