O Wei O Weihnachten - Rolf Kremming - E-Book

O Wei O Weihnachten E-Book

Rolf Kremming

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Beschreibung

Besinnliche Weihnachten... Doch nicht immer ist es auch ein friedliches Fest. Da brennen Weihnachtsbäume, Bankräuber sind auf Tour oder ein hässlicher Pickel auf der Nase versaut fast das erste Date. Eine Domina wird brav, den Mord im Altersheim klärt Oma Grete auf. Aus Feinde werden Freunde, aus einem Tresorknacker ein guter Mensch. Lustig, spannend, unterhaltsam und ein wenig nachdenklich. Aufgeschrieben von Rolf Kremming

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Seitenzahl: 60

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Guten Heiligabend... Ich hoffe euch eine kleine Freude mit diesem Buch zu machen. Vielleicht für eine halbe Stunde nach dem Gänsebraten, als Einschlaflektüre oder für den nächsten Sommer am Strand, wenn Weihnachten nur noch Erinnerung ist... Alles Liebe Rolf

Inhaltsverzeichnis

Der Weihnachtspickel

Herr und Frau Appeldoorn

Lydias wundersame Wandlung

Mord im Altersheim

Heiligabend im Supermarkt

Ein Held stirbt nie...

Kaum zu glauben

Frohe Weihnacht

Das hässliche Bäumchen

Hätte...könnte...wäre – wenn und aber...

Der Bettler am Straßenrand

Der Weihnachtspickel

Zweiter Weihnachtsfeiertag in einer Kreuzberger Wohnung. Ungläubig starrte sie in den Spiegel. Das darf doch nicht wahr sein. Sabrina schloss die Augen. Zum dritten Mal innerhalb der letzten zehn Sekunden. Und wieder hoffte sie auf ein Wunder. Auf ein kleines wenigstens. Schließlich war heute der zweite Weihnachtsfeiertag. Sie hoffte, einer Sinnestäuschung zum Opfer gefallen zu sein. Doch auch diesmal war ER wieder da. ER, der dicke rote Pickel, links neben der Nase, auf halber Höhe zwischen Nasenflügel und Oberlippe. ER sah verdammt nicht witzig aus.

Die Wölbung in seiner Mitte dunkel, mit einem kleinen hellen Fleck obendrauf. Verdammter Mist, dachte Biene. Warum muss immer mir sowas passieren? Und dann noch im ungünstigsten Moment. Und das dieser Augenblick der denkbar Dümmste war, lag auf der Hand. Noch eine gute halbe Stunde, dann würde sie vor Jens stehen, lächeln und ihm sein Geschenk in die Hand drücken. Einpackt in rotem Papier mit Weihnachtssternen drauf und grüner Schleife drum. Und verträumt würde sie gucken. So verträumt wie die Schauspielerin in dem Fernsehfilm, den sie gestern gesehen hatte. Erst hatte die Frau den Mann angelächelt, dann hatte er sie in die Arme genommen und geküsst. Auch das hatte sie mehr als einmal geübt. Dieses Lächeln. Und nun machte ihr dieser blöde Pickel einen Strich durch die Rechnung. So kann sie sich unmöglich mit ihm treffen. Sie würde krank werden. Ja, das war die Lösung. Sie würde Jens anrufen und sagen, sie hätte eine schwere Grippe und wolle ihn nicht anstecken. Er würde denken, wie rücksichtsvoll sie sei. Nein, das würde er überhaupt nicht denken. Er wäre sauer und schwer enttäuscht sie nicht zu sehen.

Hoffte sie jedenfalls. Nein, keine Grippe. Zu gefährlich. Was würde er denken, wenn er sie morgen beim Einkaufen im Supermarkt träfe? Außerdem lügt man nicht. Und frau schon gar nicht. Haben wir nicht nötig. Biene seufzte. Aus tiefsten Herzen. Sogar ihr neuer BH zitterte.

Ohje, das Preisschild ist auch noch dran. 19 Euro 99. Warum die immer so krumme Zahlen machen? Vielleicht könne sie sich auch ein Tempotuch vor das Objekt Pickel halten. Aber was macht sie, wenn er sie küssen will? So ganz leidenschaftlich und so? Auch keine Lösung. Vielleicht die Weihnachtmannmaske mit dem Wattebart, mit der Onkel Friedbert am Heiigabend ihren Sohn Jordan erschreckt hatte? Geht auch nicht. Beim Küssen fusselt es.

Ich hab’s. Ich ruf ihn an und schlage vor, wir treffen uns im „Osram“. Die Kneipe ist so dunkel, als hätten sie dort noch nie was von elektrischem Licht gehört. Und wenn sie noch ein wenig mehr Make up drauf tupfen würde, wäre das die Lösung.

Jordan bummerte mit seinen Fäustchen gegen die Badezimmertür. Was soviel wie „mach endlich auf, Mama“ hieß. Biene war kinderlieb. Aber nicht gerade jetzt. Der Pickel hatte bedrohliche Formen angenommen. Nein, nicht wirklich. Doch in Bienes Augen war aus dem Zwerg ein Riese geworden.

Eine Mutation unglaublichen Ausmaßes hatte sich vollzogen. Jordan hatte es inzwischen aufgegeben gegen die Tür zu hämmern. Er saß bei Oma auf dem Schoß und löffelte Nougatcreme aus dem Nutellaglas. Auf dem Teppichboden raste ein Feuerauto mit Sirene im Kreis. Das Geschenk vom Weihnachtsmann.

„Wo ist das scheiß Make up grummelte Biene vor sich hin. Ihre Finger wühlten im Regal herum, stießen erst gegen die Nivea-Lotion, die daraufhin auslief, dann riss sie das Glas mit den Q-Tips um. Diesmal fluchte sie schon lauter und genervter. Die weißen Dinger fielen zu Boden und bildeten ein seltsames Muster auf den graugrünen Fliesen. Für einen Moment überlegte Sabrina, ob sie sich bücken solle oder nicht.

In Anbetracht der Tatsache, dass sie noch zwanzig Minuten Zeit hatte, und das auch nur, wenn sie eine Viertelstunde zu spät käme, entschied sie sich fürs Liegenlassen.

„Warum bin ich nur so ein verdammter Langschläfer und habe den Rest Tages getrödelt“, maulte sie und übte danach noch einmal das bewusste Lächeln. Der Pickel spannte. Als sie endlich die Tube mit der Schminke fand, schlug die Turmuhr sieben Mal. Schnell ein Klecks auf das Ding an der Backe, Jordan einen Kuss gegeben, der Mama zum Abschied zugewinkt, dann war Biene weg. Fast hätte sie dabei noch den geschmückten Weihnachtsbaum umgerannt. Als sie zwei Minuten später zu Jens ins Auto stieg war sie noch ganz außer Atem. Aber sie war sich sicher, dass Jens ihren Pickel nicht sehen würde. Als Weihnachtsgeschenk hielt er ihr ein Duft-Plastiktannenbäumchen unter die Nase. Dass dabei das Licht der bunten Kerzen ihr Gesicht erhellte, war nicht ganz in Bienes Sinne.

„He, was hastn da?“ Jens lachte, nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und küsste sie genau auf die Mutation.

„Sieht schlimm aus...nöö?, fragte Sabrina kleinlaut. „Ach iwo“, is doch lustig. Hatte ich letzte Woche auch. Allerdings am Arsch und noch viel größer.“

Herr und Frau Appeldoorn

Frederic Appeldoorn überlegte seit geraumer Zeit, wie er seine Frau los werden könne. Undzwar für immer. Nicht das Appelddorn sie hassen würde, so weit war es noch nicht, aber lieben, nun ja, das tat er sie auch nicht mehr. Und manchmal fragte er sich auch, ob er das überhaupt jemals getan habe. Heiligabend vor drei Jahren hatten sie geheiratet. Es war ein schönes Fest geworden. Den Kuss unter dem Weihnachtsbaum hatte er nicht vergessen.

Ihre Köpfe hatten sich in den goldenen, blauen und roten Kugeln gespiegelt. Danach hatten sie sich bei Kerzenschein gegenseitig das Ja-Wort gegeben. Die ersten Monate waren glücklich gewesen. Doch danach hatte sie einen schlechten Einfluss auf ihn ausgeübt. Frau Appeldoorn war jünger als Herr Appeldoorn. Um genau zu sein, waren es 19 Jahre, elf Monate und vier Tage.

Wobei die vier Tage keine so große Rolle spielten. Sie sagten einander Herr und Frau Appeldoorn und gingen respektvoll miteinander um. Er hielt ihr die Tür auf, ließ ihr, in Momenten, in denen es angebracht war, den Vortritt und trug den Schirm, wenn es regnete, obwohl er sich dabei so ungeschickt anstellte, dass er selbst nass wurde. Auch gab er ihr, da sie selbst nicht arbeitete, sein ganzes Gehalt, damit sie sich schöne Dinge kaufen konnte. Mal eine Bluse mit Rüschen, die er grottenhässlich fand und verabscheute; mal ein zu enges Kleid, weil das Marzipankonfekt seine Spuren hinterlassen hatte. Er sah, so glaubte er, über vieles hinweg, auch wenn er dafür hin und wieder seine Brille absetzen musste.

Manchmal störte ihn ihre schnelle Entschlussfreudigkeit, die zuletzt dazu