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Entdecke die wildesten Bikepacking-Abenteuer auf der ganzen Welt! 30 einzigartige Touren führen dich von den bayerischen Alpen über die Dolomiten bis hin zum mystischen Tian-Shan-Gebirge in Kirgisistan. Ob du offroad die Eifel erfährst, durch die Canyons Montenegros streifst oder durch die märchenhaften Wüsten Jordaniens navigierst – diese Routen lassen dein Herz höherschlagen. Mach dein Gravelbike bereit und ziehe hinaus in die weite Welt!
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Seitenzahl: 143
Veröffentlichungsjahr: 2025
Thorsten Brönner
30 große Fahrradabenteuerin Europa und der Welt
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATENZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
Blick auf den Skutarisee in Montenegro, umrahmt von Karstbergen und weitläufigen Feuchtgebieten
Serpentinenweg durch die rosafarbenen Berge Jordaniens – Teil des legendären Jordan Bike Trails
Vorwort
Gravel-Symphonie – auf zwei Rädern ins Abenteuer
Deutschland
1Vom Bodensee zum Königssee
Offroad durch die Berge
Deutschland
2Eifel – Mosel – Taunus
Zeitensprung durch die Jahrtausende
Deutschland
3Mainfranken Graveller
MAINe Schotterliebe
Deutschland
4Am Europa-Radweg Eiserner Vorhang
Stille Wege auf geschichtsträchtigem Boden
Deutschland und Tschechien
5Sachsen und Böhmen
Wald, Wiesen und Weite
Deutschland und Österreich
6Gravel-Spaß in den Ammergauer Alpen
Flotter Schotter
Schweiz und Italien
7Wilde Alpenwelt
Radfahren durch die Postkartenidylle
Österreich und Ungarn
8Von Salzburg zum Neusiedler See
Von den Alpen ins Steppenland
Großbritannien
9Durch Wales
Bikepacking zwischen Bergen und Meer
Finnland
10Unterwegs in der Region Lahti
Gravel-Spaß im hohen Norden
Polen
11Epische WISŁA 1200
Offroad durch Polens wilden Osten
Tschechien – Slowakei – Polen
12Durch die Karpaten
Go East!
Italien
13Dolomiten Bike & Hike
Wo Fahrspaß auf Wanderglück trifft
Italien
14Piemont und Ligurien
Wilde Fahrt durch ruhige Bergregionen
Italien
15Friaul-Julisch Venetien
Radlerland zwischen Alpen und Adria
Italien
16Italy Divide
Mamma mia, fantastico!
Österreich – Kroatien
17Entdeckertour Amazon of Europe Bike Trail
Drei Flüsse, fünf Länder, tausend Eindrücke
Deutschland – Rumänien
18Auf dem Donauradweg
Der Donau folgen, Europa entdecken
Kroatien
19Spektakuläre Inseltour
Die Küstenstraße des Südens
Bosnien-Herzegowina und Kroatien
20Die raue Seele des Balkans
Von Grasinseln und Drachengebirgen
Montenegro und Albanien
21Geheimtipps im Südosten Europas
Rauschende Wasser und verwunschene Berge
Spanien
22Iberica Traversa
Der Ruf der Wildnis
Spanien
23Durch die Badlands
Im Wilden Westen Europas
Türkei
24Historisches Lykien
Malerisches Gravelbike-Juwel
Georgien
25Im Land von Wehrtürmen und Eisriesen
Europas verborgener Garten
Jordanien
26Am Jordan Bike Trail
Lost Tracks
Oman
27Zwischen Dünen und Oasen
Orientalisches Radmärchen
USA
28Durch die Appalachen North Carolinas
Gravel meets Indian Summer
USA
29Colorado – im Land der Canyons
Höhenrausch in den Rocky Mountains
Kirgisistan
30Die wilde Seele Zentralasiens
Radabenteuer im Himmelsgebirge
Register
Über den Autor
Impressum
Spektakuläre Serpentinen durch ein alpines Hochtal bei Livigno, umgeben von schroffen Berggipfeln und saftigen Almwiesen
Das Knirschen der Reifen auf Schotter durchbricht die Morgenstille. Steine springen zur Seite, während sich die Räder ihren Weg über den Waldtrail bahnen. Der Puls steigt mit jedem Tritt in die Pedale, die Luft wird dünner – doch das Grinsen im Gesicht wird immer breiter. Dann, wie ein Geschenk des Moments, öffnet sich der Blick, und vor uns liegt eine majestätische Bergkette. Dies ist Bikepacking in seiner reinsten Form, ein Abenteuer, bei dem mit jeder Kurve neue Geschichten geschrieben werden.
Die Region Livigno beeindruckt mit kurvenreichen Passstraßen, die sich durch die majestätische Kulisse der italienischen Alpen schlängeln.
Das Gepäck ist fast wie bei einem Kunstwerk mit dem Rahmen verbunden, während wasserdichte Taschen das Überlebensnotwendige für die Wildnis bewahren. Die Nächte unter dem funkelnden Sternenhimmel schenken königliche Träume, untermalt vom sanften Rauschen des Windes.
Von den zerklüfteten Alpen bis zu den mystischen Höhen des Himalayas, von den wilden Gestaden des Atlantiks bis in die zeitlosen Wüsten Jordaniens spannt sich ein endloses Netz aus Entdeckerpfaden. Wie ein lebendiger Organismus verwandeln sich die Routen stetig: Hier führen die Spuren auf römischen Militärstraßen durch die Geschichte, dort folgen sie den Pfaden uralter Karawanen. Über weiten Steppen komponieren die Reifen ihre einsame Symphonie der Freiheit.
Die wahre Magie dieser Reiseform offenbart sich in den ungeplanten Zwischentönen: Ein spontaner Tee in einer kirgisischen Jurte wird zur kulturellen Brücke. Auf einer anderen Reise taucht das erste Sonnenlicht die Dolomiten in flüssiges Gold. Oder im Oman verwandelt eine geteilte Wasserflasche Fremde in Freunde – solche Momente prägen sich tief in die Seele ein.
Die Natur zeigt sich dabei von ihrer ehrlichsten Seite: In Montenegro donnern Wasserfälle wie Naturgewalten durch enge Schluchten, während Finnlands stille Seen die endlosen Wälder wie Spiegel zurückwerfen. Georgiens urige Wehrtürme stehen als steinerne Wächter über wilden Tälern, und durch Andalusiens karge Badlands jagen moderne Nomaden auf ihren Gravelbikes wie moderne Cowboys.
Diese Art des Reisens lehrt den ursprünglichen Rhythmus der Natur. Kein Motorengeräusch übertönt den Gesang der Vögel oder die Melodie des Windes in den Speichen. Die eigenen Beine bestimmen das Tempo, während der Wetterbericht zum täglichen Begleiter wird. Manchmal zwingt ein aufziehendes Gewitter zur spontanen Routenänderung, dann wieder lockt der Vollmond zu einer magischen Nachtfahrt.
Die Kontraste dieser Reiseform schärfen alle Sinne: Ein Tag beginnt im Kampf über verschneite Bergpässe und endet in der warmen Umarmung eines Canyons. Gestern bezwangen die Reifen alpine Schotterpisten, heute gleiten sie sanft über verlassene Bahntrassen-Radwege. Diese Vielfalt macht jede Tour zu einem einzigartigen Erlebnis.
Die beeindruckenden Sandsteinfelsen und Wüstenlandschaften des Wadi Rum in Jordanien bieten eine spektakuläre Kulisse für Bikepacking-Abenteuer.
Die Faszination des Bikepackings entspringt diesem Zusammenspiel von Gegensätzen: Körperliche Herausforderung trifft auf meditativen Genuss, tiefe Einsamkeit auf bewegende Begegnungen, präzise Planung auf pure Spontaneität. Keine andere Reiseform kommt dem Ursprünglichen so nahe – nur du, dein Bike und der Weg, der sich wie ein endloses Band vor dir entfaltet.
Für diese Abenteuer stehen verschiedene Gefährte bereit: Mountainbikes erobern verwegene Trails und alpine Steige mit spielerischer Leichtigkeit; Gravelbikes vereinen Geschwindigkeit und Geländetauglichkeit zu einer perfekten Symbiose – ideal für endlose Schotterpisten; Trekkingräder wiederum tragen geduldig Zelt und Ausrüstung zu den schönsten Lagerplätzen der Welt.
Dieses Buch bietet für jeden Radler Traumrouten – von entspannten Wochenendtouren bis zu epischen Durchquerungen, von sanften Pfaden bis zu alpinen Herausforderungen. Es ist eine Einladung zum Träumen und Planen, zum Aufbrechen und Erleben.
Der Ruf der Ferne wird mit jeder Seite lauter, neue Horizonte locken: weiter, immer weiter, WEITER – möge dein Bike dich zu unvergesslichen Abenteuern tragen!
Der von hohen Nadelbäumen gesäumte Forstweg führt durch die üppigen Wälder der österreichischen Alpen.
Der Bodensee-Königssee-Radweg zählt zu den schönsten Routen im Land. Unsere Strecke taucht hier und da noch tiefer ins Gebirge ein. Eine spannende und fordernde Naturfahrt mit großen Panoramen.
Landschaftsschutzgebiet Südufer Walchensee: Über dem türkisfarbenen Juwel liegt eine trügerische Stille. Ein Sonntagmorgen im Juli. Die ersten Sonnenstrahlen streichen vom Jochberg her über das satte Grün der Mischwälder. 15 °C, kein Lüftchen rührt sich. Doch schon mischt sich ins Vogelgezwitscher der Sound einer Blechlawine. Vom Alpenvorland her mäandert sie durch die Täler und wird sich bald an vielen Stellen des Gebirges festsetzen. Meine Frau Monika und ich rollen auf den Fahrrädern ostwärts über das Mautsträßchen. Auch wir sind aus München – begonnen haben wir die Reise allerdings schon vor vier Tagen in Lindau. Es ist unsere dritte Fahrt längs der bayerischen Berge. Hier legen die im Jahr 2019 eingerichteten Wasser-Radlwege Oberbayern ihre schönsten acht Kilometer in die Landschaft.
Das weltberühmte Schloss Neuschwanstein thront majestätisch über den blühenden Bergwiesen des Allgäus.
Gestern Morgen begann die Fahrt in Lindau und zog sich auf dem Bodensee-Königssee-Radweg hinauf ins Allgäu. Am zweiten Tag geht es südlich von Oberstaufen in den Naturpark Nagelfluhkette. Die Weißach hat sich mit der Geduld von Jahrmillionen in das harte Gestein gegraben. Morgens um sechs sperren wir die Räder unter einem Baum ab und tapsen den Treppensteig hinunter in die Klamm. Der Bach stürzt über zwei Geländestufen und zieht einen kühlen Schleier hinter sich her. Einem Tanzpaar gleich, folgen Weg und Bach einander tiefer ins Ehrenschwanger Tal hinein. Die Weißach führt dabei, sie gibt das Terrain vor. Das Asphaltsträßchen steigt mit Serpentinen im Nadelwald empor.
9:30 Uhr: Auf 1150 Meter Höhe weichen die Bäume und machen Platz für die Alpe Unteregg. Auf der Terrasse genießen zwei Wanderer die wärmenden Sonnenstrahlen, ringsum weidet Allgäuer Braunvieh neben Haflinger Pferden. Hinter den Wiesen steigt der Nadelwald weiter an, darüber erhebt sich die gezackte Nagelfluhkette. Eine üppige Käseplatte liefert Energie für den nächsten Anstieg.
Nach der Stärkung treffen wir Andreas, einen erfahrenen Routenplaner, der in der Nähe sein Planungsbüro »top plan« betreibt. Während wir im kleinen Gang durch die Wiesen fahren, erzählt er von seiner Arbeit. »Unterwegs nehmen wir verschiedene Sachen auf: Beschilderung, Verkehrssicherheit, Wegezustand, Wegebreite.« Er erklärt, was im Allgäu anders läuft: »Ein gutes Beispiel ist Füssen. Der Forggensee-Radweg tangiert nicht die Füssener Altstadt, und er tangiert auch nicht Schloss Neuschwanstein. So kann man Radler verkehrsarm an Schwangau und Füssen vorbeiführen.«
Beschauliche Fahrt entlang des Geroldsees in Oberbayern
Halblech und Halbammer entspringen nahe beieinander im Herzen der Gebirgsgruppe. Der eine Wasserlauf schlängelt sich Richtung Westen, der andere Richtung Osten. An beiden entlang verlaufen Forststraßen. Der Wald wirkt so urig, als wäre er zu Zeiten von König Ludwig II. in einen Dornröschenschlaf gefallen. Ich spüre den Flow, die Beine kreisen von allein. Der Kopf scannt unentwegt die Eindrücke. Farne greifen nach dem Schotterweg, dahinter knorrige moosüberzogene Stämme.
Der vierte Morgen empfängt uns mit tief hängenden Wolken, die über Schloss Neuschwanstein hinwegziehen. Mystisch und geheimnisvoll ragt das Märchenschloss aus dem Nebel. Wir passen einen Regenschauer ab und fahren an den Bergen entlang. Hinter dem Bannwaldsee zeigt uns der Halblech den Weg in die Ammergauer Alpen. Das Wasser schäumt in seinem felsigen Bett.
Die Isar flussabwärts, durch die Attenloher Filze zum Tegernsee, lockt dann die Übernachtung im Bergsteigerdorf Kreuth, gefolgt von einer weiteren stillen Waldpassage. Diese führt über den Elendsattel zur Elendalm und durch das Kloo-Ascher-Tal. Schön ist es hier, überall! Am Wasserfall Tatzelwurm und rund um den Chiemsee sowieso. Dort schippern wir mit der MS Josef hinüber zur Insel Herrenchiemsee, wo sich König Ludwig II. seinen größten Prachtbau errichten ließ – neben seiner Bergbegeisterung war dies die zweite Leidenschaft des Königs: das Schlösserbauen.
Südlich von Ruhpolding führt unsere Reise wieder hinein ins Gebirge. Bis zum Königssee sind es noch 56 Kilometer und 1250 Höhenmeter. Die nächste Bikeroute trägt den Namen »Auf den Spuren der Salzsäumer«. Die ehemalige Soleleitung versteckt sich in den Büschen, wir radeln auf dem Weg daneben den Berg hinauf.
Auf dem letzten Teilstück ragen die Berchtesgadener Alpen steil in den weiß-blauen Himmel. So fällt unsere Wahl wieder auf den Bodensee-Königssee-Radweg, der im Wald über mehrere Geländestufen hinweg bergauf führt. Mal rauscht nebenan die B20, mal ist es ruhig. Auf Bischofswiesen folgt Berchtesgaden, dann zieht sich der geschotterte Weg an der Seite der Königsseer Ache bis zu unserem Reiseziel. Zu Fuß geht es alsdann über den Wanderweg am See entlang zum Malerwinkel – die meisten Urlauber kommen uns allerdings von oben, aus den Bergen, entgegen.
Der schönste See im Land legt sich geschmeidig und grün leuchtend in die Berge. Er hat Glück: Die Flanken fallen zum Wasser hin so steil ab, dass kein Platz für eine Straße ist. Die Sonne senkt sich über den Königssee, und wie in einem riesigen Trichter nimmt die Nordwestflanke des Hagengebirges die Sonnenstrahlen auf. Unten gleiten zwei Elektroboote lautlos durch den Bergschatten in Richtung Schönau. Wilde Natur, geschützt im Nationalpark Berchtesgaden. Mir fallen die ruhigen Momente dieser Radtour ein: der Morgen in Lindau, die Fahrt durch die Nagelfluhkette und besonders die Waldpassage durch die Ammergauer Alpen. Es gibt sie noch, die verborgenen Wege durchs Gebirge.
Neugierige Kühe einer Almweide in Bayern inspizieren interessiert die Fahrradtaschen an einem Tourenrad.
Wir fahren auf der Brücke über die wildromantische Ammer, die sich durch die dicht bewaldeten Berghänge der Ammergauer Alpen schängelt.
Der geschotterte Radweg führt durch die grünen Almwiesen mit traditionellen Heustadeln vor der beeindruckenden Kulisse des Wettersteingebirges.
Schwer
562 km
9.500 Hm
Wegoberfläche
Asphalt 402 km, Schotterund Naturwege 160 km
Charakter
Anspruchsvolle Alpentour mit vielen Höhenmetern. Die Route folgt teilweise dem klassischen »Bodensee-Königssee-Radweg«, taucht aber immer wieder tief ins Gebirge ein. Alternative Streckenführung über ruhige Nebenwege und durch Naturschutzgebiete
Ausgangspunkt
Lindau (401 m)
Endpunkt
Schönau am Königssee (605 m)
An- und Abreise
Ausgangs- und Endpunkt sind gut mit der Bahn erreichbar: Lindau ist IC/EC-Halt, nach Berchtesgaden fährt eine Regionalbahn. Parkplätze sind in beiden Orten vorhanden.
Beste Zeit
Mai bis Oktober. An Wochenenden sind die touristischen Hotspots wie der Walchensee stark frequentiert, daher besser unter der Woche fahren.
Touristinfo
bodensee-koenigssee-radweg.de, oberbayern.de/erleben/wasser-radlwege
Der grüne Westen Deutschlands lockt zu stillen Mehrtagestouren in die Natur. Radler starten in der Eifel und folgen den malerischen Tälern von Mosel, Rhein und Lahn. Die Räder rollen über ehemalige Bahntrassen, vorbei an Seen und durch Weinberge. In den Höhen des Taunus begleitet uns der historische Limes.
Nationalpark Eifel, Obersee – ein Platschen lässt die Wasseroberfläche erzittern. Der Ranger an unserer Seite verharrt. Ralf Hilgers deutet am Ufer auf abgenagte Birkenstämme und flüstert: »Biber.« Ich spähe durch die Äste auf den See und erkenne nichts. Da ist nur ein Kreis, der schnell verschwindet und einen perfekten Wasserspiegel hinterlässt. Sattgrün steht der Laubwald im Wasser Kopf. Nebel steigt auf, die schrägen Sonnenstrahlen tauchen die Szene in ein mildes Licht.
Die moderne Hängebrücke über den Rursee führt Radfahrer durch die waldreiche Landschaft der Eifel.
Es ist der letzte Samstag im Juni, acht Uhr am Morgen des dritten Reisetags. Wir sind seit zwei Stunden mit Ralf Hilgers unterwegs. Er trägt einen Schnauzbart, einen Rangerhut und führt an einer Leine seine Hündin Molly mit sich. Kamillenblumen umsäumen den schmalen Pfad. Auf die Frage nach der hiesigen Artenvielfalt lacht der Ranger: »Das kann ich genau sagen, weil wir am Mittwoch Leistungspflichtprobe hatten: 10 847 Arten sind es.«
Der im Januar 2004 ausgerufene Nationalpark reicht von Nideggen im Norden bis an die belgische Grenze. Etwa 400 Höhenmeter trennen die Gipfel der Hocheifel von den Tälern der Flüsse Rur und Urft. Zu beiden Seiten des Wegs liegen umgestürzte Laubbäume. Dazwischen blüht der Fingerhut.
Oberhalb der massigen Urfttalsperre macht der Wandertrail seinem Namen alle Ehre. Ralf Hilgers erzählt im Eifeler Platt: »Unsere Schreibtischtäter hatten hier einen Radweg ausgewiesen, den gibt es nicht mehr.« Der Schotterweg steigt steil wie eine Skisprungschanze an. Der Puls pocht, die Luft wird knapp.
Als wir am nächsten Morgen aufbrechen, zeigt sich die einstige Tuchmacherstadt Monschau von ihrer schönsten Seite. Frühmorgens holpern wir über das Kopfsteinpflaster. Die Gassen sind noch leer. Fachwerkhaus reiht sich an Fachwerkhaus. Es gibt wenig Platz, sodass sich die Bauten die umliegenden Hänge hinaufziehen. Unten wirft die Rur Schleifen. Der Fluss nimmt uns mit stromaufwärts. Im Wasser liegen Felsbrocken. Daneben eine schmale Blumenwiese, dahinter krallen die Bäume ihre Wurzeln in die Hänge. Geschottert zieht sich der Weg hinüber nach Belgien und ins Hohe Venn.
Der geschotterte Radweg schlängelt sich durch weitläufige Getreidefelder des Westerwalds.
Hier in den Ardennen entladen von Westen heranziehende Regenwolken ihre nasse Fracht. Auf dem 5000 Hektar großen Hochplateau fallen bis zu 1400 Millimeter Niederschlag pro Jahr und Meter. So bildete sich zum Ende der letzten Eiszeit auf den kargen wasserstauenden Böden eine mehrere Meter dicke Torfschicht.
In der Region Wallonien radeln wir in einem Routennetz mit Knotenpunkten: An jeder Kreuzung stehen Wegweiser mit Ziffern. Auf dem Vennbahn-Radweg kosten wir die gewonnenen Höhenmeter aus – die Räder flitzen über eine stillgelegte Bahntrasse. Ab elf Uhr kommen uns mehrere Draisinen entgegen, vierrädrige Gefährte angetrieben mit Muskelkraft.
Egal, wie man unterwegs ist: Die Eifel macht Laune. In diesem Mittelgebirge fällt es leicht, eine Mehrtagestour zu erstellen. Unser Plan ist es, Richtung Osten zu ziehen. Die Wege sollen verkehrsfrei sein. Genau das bieten die Eifel-Höhen-Route, der Kylltal-Radweg und der Eifel-Ardennen-Radweg.
Auf der Fahrt von Nordrhein-Westfalen hinüber nach Rheinland-Pfalz verliert der Wald an Dominanz, stattdessen locken Hügel mit weiten Blicken. Wir rollen an den Dauner Maaren vorüber und erreichen die Mosel. Der Fluss hat eines der malerischsten Täler Deutschlands aus dem Rheinischen Schiefergebirge gewaschen. An den sonnenverwöhnten Steilhängen reifen die Trauben für den weltberühmten Riesling, und zwischen den gestaffelten Weinbergterrassen führen schmale Pfade hinauf, gesäumt von alten Trockenmauern aus Schiefer. Die Winzer bewirtschaften hier seit Generationen die steilen Lagen in mühevoller Handarbeit. Kleine Schutzhütten aus Stein, sogenannte Weinbergshäuschen, zeugen von der jahrhundertealten Weinbautradition. In der Luft liegt der würzige Geruch der Rebstöcke und Wildkräuter. Die Mosel legt ihre Schleifen in die Höhenzüge von Eifel und Hunsrück – hier Weinberge, dort von Burgen bewachte Kleinstädte.
Die vorletzte Etappe beginnt, und wir schalten in die kleinen Gänge. Steil ansteigend zieht sich der Deutsche Limes-Radweg in den Westlichen Hintertaunus. Mit seinen 550 Kilometern ist der Obergermanisch-Raetische Limes nach der Chinesischen Mauer das zweitlängste Bodendenkmal. Der Limes diente vor allem als Demarkationslinie. Die Legionäre schlugen eine Schneise in den Wald und errichteten darin Palisaden, später auch Wachtürme. Im Grenzverlauf gab es viele Durchlässe für den Handel.