Ohne dich kein Sommer - Ab Juli 23 als Originalserie auf prime video - Jenny Han - E-Book

Ohne dich kein Sommer - Ab Juli 23 als Originalserie auf prime video E-Book

Jenny Han

4,9

Beschreibung

Ab Juli 23 als Originalserie auf prime video. In all den Sommern mit Conrad und Jeremiah fühlte Belly sich stets zu dem verschlossenen Conrad hingezogen. Doch kaum hat die 16-Jährige dessen Herz erobert, fällt ein Schatten auf die erste Liebe. Conrads Mutter Susannah stirbt, und sein Vater will auch noch das Strandhaus verkaufen. Um das zu verhindern, bricht Conrad sofort dorthin auf. Jeremiah und Belly folgen ihm. Wird jetzt noch einmal alles wie früher, die drei in Freundschaft vereint? Belly klammert sich an diese Vorstellung - doch bei der Abschiedsparty werden die Karten noch einmal neu gemischt. In raffinierten Rückblenden erzählt dieses Jugendbuch von der verwickelten Gefühlswelt eines Mädchens an der Schwelle zum Erwachsenwerden.

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Hanser E-Book
Jenny Han
Ohne dich kein Sommer
Roman
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann
Carl Hanser Verlag
Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel It’s Not Summer Without You bei Simon & Schuster. Published by arrangement with Jenny Han.
ISBN 978-3-446-24552-5
© Jenny Han 2010
Alle Rechte der deutschen Ausgabe:
© Carl Hanser Verlag München 2012/2013
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann
Umschlag und Umschlagfoto: Peter-Andreas Hassiepen, München
Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch
E-Book-Konvertierung: Beltz Bad Langensalza GmbH
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele andere Informationen finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de
Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/HanserLiteraturverlage oder folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/hanserliteratur
J & S forever
1
2. Juli
Es war ein heißer Sommertag in Cousins. Ich lag am Pool, eine Zeitschrift aufgeschlagen auf dem Gesicht. Meine Mutter spielte Solitaire auf der Veranda vorm Haus, Susannah werkelte in der Küche. Vermutlich würde sie bald herauskommen, in der einen Hand ein Glas Sommertee, in der anderen ein Buch, das ich dringend lesen sollte. Irgendeine Liebesgeschichte.
In der Nacht hatte es heftig gestürmt, deshalb waren Conrad, Jeremiah und Steven den ganzen Morgen über zum Surfen am Strand gewesen. Conrad und Jeremiah kamen als Erste nach Hause. Ich hörte sie schon, bevor ich sie sah. Sie kamen die Treppe hoch und lachten sich halb tot darüber, dass es Steven bei einer besonders wilden Welle die Shorts ausgezogen hatte. Conrad schlenderte zu mir herüber, nahm mir die schweißnasse Zeitschrift vom Gesicht und grinste. »Du hast Wörter auf den Backen.«
Ich kniff die Augen zusammen und schaute zu ihm hoch. »Und? Was steht da?«
Er hockte sich neben mich und sagte: »Moment. Lass mal sehen.« Dann sah er mir mit diesem typischen Conrad-Blick forschend ins Gesicht. Schließlich beugte er sich vor, küsste mich, und seine Lippen waren kalt und salzig vom Meer.
Jeremiah sagte: »Vielleicht solltet ihr euch irgendwo ein Zimmer nehmen!«, aber ich wusste, er machte nur Spaß. Er zwinkerte mir zu, schlich sich von hinten an Conrad ran, packte ihn und schmiss ihn in den Pool.
Dann sprang er selbst hinterher und brüllte: »Komm schon, Belly!«
Natürlich hüpfte ich auch rein. Das Wasser fühlte sich gut an. Besser als gut. Hier wollte ich sein, in Cousins. Nirgends sonst.
»Hallo? Hast du überhaupt irgendwas mitbekommen von dem, was ich eben gesagt hab?«
Ich schlug die Augen auf. Taylor schnippte mit den Fingern vor meinem Gesicht. »Tut mir leid«, sagte ich. »Was hast du gesagt?«
Ich war nicht in Cousins. Conrad und ich waren nicht zusammen, und Susannah war tot. Nichts würde je wieder so sein wie zuvor. Wie viele Tage waren vergangen? Wie viele genau? Zwei Monate war es her, dass Susannah gestorben war, und noch immer konnte ich es nicht glauben. Ich erlaubte mir nicht, es zu glauben. Wenn jemand stirbt, den man liebt, fühlt es sich absolut unwirklich an. Es kommt einem vor, als würde es jemand anderem geschehen. Als lebte man ein fremdes Leben. Abstraktes Denken war noch nie meine Stärke. Was heißt das – dass jemand wirklich und wahrhaftig gegangen ist?
Manchmal habe ich die Augen geschlossen und immer wieder stumm vor mich hin gesagt: Es ist nicht wahr, es ist nicht wahr; das hier ist alles nicht wahr. Das war nicht mein Leben. Doch das war es jetzt. Mein Leben danach.
Wir waren bei Marcy Yoo im Garten. Die Jungs tobten im Pool herum, wir Mädels lagen nebeneinander aufgereiht auf unseren Strandlaken am Beckenrand. Ich war mit Marcy befreundet, aber die anderen, Katie und Evelyn und so, waren eher Taylors Freunde.
Wir hatten schon jetzt dreißig Grad im Schatten, dabei war es gerade mal kurz nach zwölf. Es würde ein heißer Tag werden. Ich lag auf dem Bauch und fühlte, wie mir Schweißtropfen in kleinen Rinnsalen über den Rücken liefen. Langsam hatte ich die Sonne satt. Erst der zweite Juli, und schon zählte ich die Tage, bis der Sommer vorbei war.
»Ich hab dich gefragt, was du zu der Party bei Justin anziehst?«, wiederholte Taylor nachdrücklich. Sie hatte ihr Handtuch Kante an Kante mit meinem gelegt, sodass es war, als teilten wir uns ein großes.
»Keine Ahnung«, sagte ich und drehte den Kopf, damit ich ihr ins Gesicht sehen konnte.
Sie hatte winzige Schweißtropfen auf der Nase. Taylor schwitzte immer zuerst auf der Nase. »Ich zieh das neue Sonnenkleid an, das ich neulich mit meiner Mom im Outlet-Center gekauft hab.«
Ich ließ die Augen wieder zufallen. Da ich meine Sonnenbrille aufhatte, konnte Taylor sowieso nicht feststellen, ob ich sie ansah oder nicht. »Welches?«
»Das weißt du doch, das getupfte Neckholderkleid. Ich hab es dir gezeigt, erst – warte mal – vorgestern.« Taylor ließ einen ungeduldigen kleinen Seufzer los.
»Ach das«, sagte ich, dabei hatte ich immer noch keinen blassen Schimmer, und Taylor merkte das auch.
Gerade wollte ich etwas anderes sagen, irgendwas Nettes über das Kleid, als ich plötzlich eiskaltes Aluminium im Nacken fühlte und aufschrie. Neben mir hockte Cory Wheeler, eine tropfende Coladose in der Hand, und lachte sich schief.
Ich richtete mich auf, wischte mir über den Nacken und blitzte Cory wütend an. »Was soll der Scheiß, Cory?«, blaffte ich ihn an. Dieser Tag stank mir schon jetzt total, ich wollte bloß noch nach Hause.
Cory lachte immer weiter, was mich nur noch wütender machte.
»Du lieber Himmel, bist du kindisch!«, sagte ich.
»Ich wollte dir doch nur ein bisschen Abkühlung verschaffen«, protestierte er. »Du sahst so aus, als wäre dir verdammt heiß.«
Ich gab keine Antwort, ließ die Hand aber im Nacken liegen. Ich spürte die Anspannung in meinen Kiefermuskeln und die entgeisterten Blicke der anderen Mädchen. Corys Lächeln verschwand schlagartig, und er sagte: »Tut mir leid. Magst du die Cola haben?«
Ich schüttelte den Kopf, und er ging schulterzuckend wieder zum Pool hinüber. Ich sah mich um, und mein Blick fiel auf Katie und Evelyn mit ihrer Was-hat-die-denn-für-ein-Problem-Miene. Peinlich. Zu Cory gemein zu sein war so, als wäre man gemein zu einem Schäferhundwelpen. Komplett unsinnig. Aber jetzt war es zu spät. Ich versuchte, Corys Blick einzufangen, aber er wich mir aus.
Taylor sagte leise: »Das sollte einfach nur ein Jux sein, Belly.«
Ich legte mich wieder auf mein Handtuch, dieses Mal auf den Rücken. Dann holte ich tief Luft und atmete wieder aus, ganz langsam. Der Kopf tat mir weh von der dröhnenden Musik aus Marcys iPod-Station. Außerdem hatte ich tatsächlich Durst. Hätte ich doch bloß Corys Cola genommen!
Taylor beugte sich vor und schob mir die Sonnenbrille auf den Kopf, sodass sie mir in die Augen sehen konnte. »Bist du sauer?«
»Nein. Mir ist bloß zu heiß.« Ich wischte mir mit dem Arm den Schweiß von der Stirn.
»Sei nicht sauer. Cory macht immer den Clown, wenn du in der Nähe bist. Er mag dich.«
Ich schaute weg. »Ach was.« Aber auf seine Art mochte Cory mich wirklich, und das wusste ich auch. Ich wünschte nur, es wäre nicht so.
»Sag, was du willst, aber der steht total auf dich. Und ich finde immer noch, du solltest ihm eine Chance geben. Das würde dich ablenken von Du-weißt-schon-wem.«
Ich drehte den Kopf weg, und Taylor sagte: »Ich könnte dir für heute Abend Zöpfe flechten, wie wär’s? So wie letztes Mal.«
»Okay.«
»Was ziehst du denn an?«
»Weiß noch nicht.«
»Auf jeden Fall musst du richtig gut aussehen, schließlich sind heute alle da«, sagte Taylor. »Ich komm schon früh rüber, und wir machen uns zusammen fertig.«
Justin Ettelbrick gab schon seit der Achten jedes Jahr im Juli eine riesige Geburtstagsfete. Normalerweise war ich zu der Zeit immer schon in Cousins am Strand, und mein Zuhause und die Schule und die Freunde aus der Schule waren Millionen Meilen entfernt. Kein einziges Mal hatte es mir leidgetan, dass mir die Party entging, nicht einmal, als Taylor mir von der Zuckerwattemaschine erzählte, die Justins Eltern gemietet hatten, oder von dem tollen Feuerwerk, das in einem anderen Jahr um Mitternacht am See gezündet wurde.
Zum ersten Mal war ich nun zu Justins Party zu Hause, zum ersten Mal würde ich nicht nach Cousins fahren, und das tat mir leid. Das machte mich wirklich traurig. Ich hatte geglaubt, mein ganzes Leben lang würde ich jeden Sommer in Cousins verbringen. Das Sommerhaus war der einzige Ort, zu dem es mich wirklich hinzog. Der einzige Ort, an dem ich immer sein wollte.
»Aber du hast doch noch vor hinzugehen, oder?«, wollte Taylor wissen.
»Klar. Hab ich doch gesagt.«
Sie zog die Nase kraus. »Ich weiß, aber –« Dann brach sie ab. »Schon gut.«
Taylor wartete darauf, dass alles wieder so werden würde wie vorher, das wusste ich. Aber nichts konnte wieder so sein. Ich würde nie wieder so sein.
Immer war ich mir so sicher gewesen. Immer hatte ich gedacht, ich müsste mir etwas nur fest genug wünschen, dann würde alles genau so kommen, wie ich es wollte. Schicksal, so nannte das Susannah. Ich hatte mir immer Conrad gewünscht. An jedem Geburtstag, bei jeder Sternschnuppe, jeder ausgefallenen Wimper, jeder Münze in einem Brunnen. Immer dachte ich dabei an den, den ich liebte. Und ich hatte geglaubt, das würde für alle Zeit so bleiben.
Taylor wollte, dass ich Conrad vergaß, ihn einfach aus meinen Gedanken, meiner Erinnerung ausradierte. Dauernd sagte sie Sachen wie: »Jeder hat eine erste Liebe, über die er hinwegkommen muss, das gehört zum Erwachsenwerden dazu.« Aber Conrad war nicht einfach meine erste Liebe. Er war nicht einfach ein Schritt auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Er war so viel mehr als das. Conrad und Jeremiah und Susannah waren meine Familie. In meinen Erinnerungen würden diese drei immer zusammengehören, eine Einheit bilden. Nie konnte es einen von ihnen geben ohne die anderen.
Würde ich Conrad vergessen, würde ich ihn aus meinem Herzen aussperren, so tun, als hätte er dort nie einen Platz gehabt, dann wäre das, als täte ich das Gleiche mit Susannah. Und das wäre unmöglich.
2
Sobald die Schule im Juni endete, packten wir das Auto voll und fuhren auf schnellstem Weg nach Cousins. Am Tag davor ging meine Mutter in den Supermarkt und kaufte bergeweise Sonnencreme, Apfelsaft, Müsliriegel, Vollkornflocken. Wenn ich bettelte, sie solle doch mal Lucky Charms oder Capt’n Crunch kaufen, sagte sie nur: »Keine Sorge, Beck hat garantiert genug von diesem zähnezerfressenden Zeug da.« Und natürlich hatte sie recht. Susannah – oder Beck, wie meine Mutter sie nannte – liebte all diese Getreideflocken für Kinder genau wie ich. Wenn wir im Sommerhaus waren, vertilgten wir gigantische Mengen von Cornflakes und dergleichen; eine Chance, muffig zu werden, hatte das Zeug nicht. Ich erinnere mich an einen Sommer, in dem die Jungs morgens, mittags und abends nichts als ihre diversen Frühstücksflocken aßen. Mein Bruder Steven wollte immer Frosties, Jeremiah Capt’n Crunch und Conrad Honigpops. Jeremiah und Conrad waren Becks Söhne, und beide liebten ihre speziellen Flocken. Ich selbst aß, was gerade da war, aber immer mit viel Zucker obendrauf.
Mein ganzes Leben lang waren wir jeden Sommer nach Cousins gefahren. Kein einziges Jahr hatten wir ausgelassen. Bald siebzehn Sommer lang war ich den Jungs hinterhergelaufen, hatte sehnsüchtig darauf gewartet, dass ich irgendwann alt genug sein würde, um bei ihnen mitmachen zu dürfen. Bei ihrer Sommerbande. Endlich hatte ich es geschafft, und jetzt war es zu spät. Vergangenen Sommer hatten wir uns am letzten Abend versprochen, dass wir jedes Jahr wiederkommen würden. Schon unheimlich, wie leicht Versprechen gebrochen werden konnten. Einfach so.
Als ich nach dem letzten Sommer wieder zu Hause war, wartete ich. Der August ging zu Ende, der September kam, die Schule fing an, und immer noch wartete ich. Es war gar nicht so, als hätten Conrad und ich uns gegenseitig irgendwelche großen Versprechen gegeben. Es war nicht so, als wären wir zusammen. Wir hatten uns geküsst, mehr nicht. Inzwischen ging er aufs College, wo es eine Million Mädchen gab. Mädchen ohne abendliche Sperrstunde, Mädchen im selben Wohnheim, alle schlauer als ich und hübscher als ich, alle geheimnisvoll und neu auf eine Weise, wie ich es nie für ihn sein könnte.
Ich dachte ständig an ihn – daran, was das alles zu bedeuten hatte, was wir einander inzwischen bedeuteten. Denn dahinter zurück konnten wir nicht mehr, das wusste ich. Was zwischen uns geschehen war – zwischen Conrad und mir, Jeremiah und mir –, hatte alles verändert. Als dann der August vorüberging und es September wurde und das Telefon immer noch nicht geläutet hatte, da musste ich mich nur daran erinnern, wie er mich an jenem letzten Abend angesehen hatte – und schon wusste ich wieder, dass immer noch Hoffnung bestand. Ich wusste, ich hatte mir das alles nicht eingebildet. Das hätte ich gar nicht gekonnt.
Von meiner Mutter wusste ich, dass Conrad am College mit einem total nervigen Typ aus New Jersey zusammenwohnte und dass Susannah sich Sorgen machte, er bekäme nicht genug zu essen. Meine Mutter erzählte mir diese Sachen wie nebenbei, um meinen Stolz nicht zu verletzen, und ich drängte sie nie, mir mehr zu berichten. Ich wusste, er würde anrufen, ich wusste es einfach. Ich musste nur warten, mehr nicht.
Der Anruf kam in der zweiten Septemberwoche, drei Wochen nachdem wir uns zuletzt gesehen hatten. Ich saß im Wohnzimmer und aß Erdbeereis, und Steven und ich zankten uns um die Fernbedienung. Es war ein Montagabend, neun Uhr, also beste Sendezeit. Das Telefon läutete, und weder Steven noch ich machten Anstalten dranzugehen. Wer von uns als Erster aufstand, hatte die Schlacht ums Fernsehprogramm schon verloren.
Meine Mutter nahm den Anruf in ihrem Arbeitszimmer entgegen. Sie brachte das Telefon ins Wohnzimmer und sagte: »Belly, für dich – Conrad.« Dann zwinkerte sie mir zu.
Auf einmal schwirrten Schmetterlinge in meinem Bauch, und in meinen Ohren rauschte, dröhnte das Meer. Es war, als wäre ich high. Ein goldener Schimmer lag auf allem. Ich hatte gewartet, und dies war meine Belohnung! Ich hatte Geduld bewiesen, und ich hatte recht behalten. Beides fühlte sich jetzt so gut an, besser als je zuvor.
Steven holte mich auf den Boden zurück. »Wieso sollte Conrad dich anrufen?«, fragte er irritiert.
Ich ignorierte ihn, nahm meiner Mutter den Hörer aus der Hand und ging weg – weg von Steven, weg von der Fernbedienung, weg von meinem schmelzenden Eis. Nichts davon war jetzt noch wichtig. Ich ließ Conrad warten, bis ich die Treppe erreicht hatte und saß, erst dann sagte ich: »Hey.«
Ich versuchte, nicht zu lächeln, ich wusste, er würde es meiner Stimme anmerken.
»Hey«, sagte er, »was tut sich so bei dir?«
»Nicht viel.«
»Weißt du was? Mein Zimmergenosse schnarcht noch lauter als du.«
Am nächsten Abend rief er wieder an und auch am übernächsten. Wir telefonierten stundenlang. Anfangs war Steven noch verwirrt, wenn diese Anrufe für mich waren und nicht für ihn. »Wieso ruft Conrad dich plötzlich dauernd an?«, wollte er wissen.
»Wieso wohl? Er mag mich. Wir mögen uns.«
Steven tat, als müsste er würgen. »Der hat den Verstand verloren«, sagte er kopfschüttelnd. »Findest du es unmöglich, dass ein Conrad Fisher mich mögen könnte?«, fragte ich mit trotzig verschränkten Armen.
Über seine Antwort musste Steven keine Sekunde nachdenken. »Allerdings«, sagte er. »Total unmöglich.«
Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen: Er hatte recht.
Es war wie ein Traum. Unwirklich. Nach all dem Wünschen und Sehnen und Schmachten, Jahr um Jahr, ganze Sommer lang, rief er auf einmal mich an. Er redete gern mit mir. Ich brachte ihn zum Lachen, selbst wenn ihm gar nicht danach war. Ich verstand, was er durchmachte, denn mir ging es ganz ähnlich. Es gab nur wenige Menschen auf der Welt, die Susannah so liebten wie wir. Und ich dachte, das müsse reichen.
Etwas entwickelte sich zwischen uns. Etwas, das nie genauer definiert wurde, aber da war. Etwas Tolles.
Ein paarmal fuhr er die dreieinhalb Stunden vom College zu mir. Einmal blieb er über Nacht, weil es so spät geworden war, dass meine Mutter nicht wollte, dass er noch zurückfuhr. Conrad übernachtete im Gästezimmer, während ich stundenlang schlaflos in meinem Bett lag und mir vorstellte, wie er nur wenige Schritte von mir entfernt schlief, bei mir zu Hause, ausgerechnet.
Steven nervte total, er rückte uns die ganze Zeit auf die Pelle, sonst hätte Conrad wenigstens versucht, mich zu küssen, das wusste ich. Aber mein Bruder war dauernd um uns rum, und so lange war das praktisch unmöglich. Wenn Conrad und ich zum Beispiel vor dem Fernseher saßen, quetschte Steven sich einfach dazwischen. Er redete mit Conrad über irgendwelchen Kram, von dem ich nichts verstand oder der mich langweilte, Football zum Beispiel. Einmal, nach dem Essen, fragte ich Conrad, ob er vielleicht Lust hätte, Eis essen zu gehen, und sofort mischte Steven sich ein und meinte: »Klingt gut.« Ich funkelte ihn böse an, doch er grinste bloß zurück. Da nahm Conrad meine Hand, vor Steven, und sagte: »Warum gehen wir nicht alle?« Das taten wir dann auch, sogar meine Mutter ging mit. Es war nicht zu fassen – da hatte ich endlich ein Date, und auf dem Rücksitz saßen meine Mutter und mein Bruder.
Aber eigentlich machte das alles jene eine erstaunliche Nacht im Dezember nur umso schöner. Conrad und ich fuhren nach Cousins zurück, nur wir zwei. Vollkommene Nächte sind so selten, aber diese war es wirklich. Eine Nacht, für die sich jedes Warten lohnt.
Ich bin froh, dass wir sie hatten.
Denn im Mai war alles aus.

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