Only One Night Stand: Band 1 - 3 - Sissi Kaipurgay - E-Book

Only One Night Stand: Band 1 - 3 E-Book

Sissi Kaipurgay

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Beschreibung

Ole und Cornelius Cornelius ist mit der Clique verabredet. Es soll auf irgendeine Party in der Walachei gehen. Obwohl er überhaupt keine Lust hat, lässt er sich breitschlagen hinzufahren und sogar noch jemanden mitzunehmen: Ole. Frank und Timo Timo ist verknallt. Ausgerechnet in Frank, den Filou und Frauenschwarm, Sohn reicher Eltern. Als Frank dann auch noch mit Biggi, Timos Mitbewohnerin, eine Affäre anfängt, scheint die Katastrophe perfekt. Wolfgang und Wladimir Nachdem seine Mutter ihn rausgeworfen hat, wohnt Wolfgang bei Wladimir. In dessen Wohnung ist mehr als genug Platz, daher erscheint diese Lösung ideal. Späte Rache Trifft man sich wirklich zweimal im Leben? Einst hatte Hendrik eine kurze Affäre mit Aaron. Damals befand er sich in seiner schlimmsten Sturm- und Drangphase und lehnte jede Art von Bindung ab. Späte Einsicht Olaf war unzufrieden. Die Beziehung mit Aaron entwickelte sich nicht weiter und er hatte immer mehr den Eindruck, dass es falsch war, länger daran festzuhalten. Spätes Glück Krüger hat mit seinem Leben abgeschlossen, jedenfalls bezüglich der Liebe. Nachdem er fünfzig geworden ist, erscheint ihm die Chance, doch noch etwas Zuneigung neben dem Sex, der auch immer seltener wird, zu finden, unmöglich. Schmutzige Geschäfte Jordan führt eine kleine Firma, die Ingenieurleistungen anbietet. Die Marktlage ist schlecht und wenn er alle seine 20 Mitarbeiter behalten will, muss er dringend einen guten Auftrag an Land ziehen. Schmutzige Rache Seit Holger Kevin das erste Mal gesehen hat, ist er verliebt. Leider besitzt er keinen Gaydar und weiß daher nicht, ob er sich in eine Hete verschossen hat. Schmutzige Gedanken Seit fünf Jahren arbeitet Olaf für Kaiser-Solar und als mal wieder ein großes Projekt ansteht, bittet er, einen Freiberufler hinzuziehen zu dürfen.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Ole und Cornelius

Frank und Timo

Epilog

Wolfgang und Wladimir

Epilog

Späte Rache

1.

2.

3.

4.

5.

Feuerwerk

Späte Einsicht

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Epilog

Spätes Glück

1.

2.

3.

Epilog

Schmutzige Geschäfte

1.

2.

3.

4.

5.

Epilog

Schmutzige Rache

1.

2.

3.

4.

5.

Epilog

Schmutzige Gedanken

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Epilog

Only One Night Stand?

Band 1 bis 3

One Night Stand ist nicht genug

Only One Night Stand? – Schmutzige Geschäfte

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!

Text: Sissi Kaiserlos/Kaipurgay

Foto: shutterstock_215059030, Depositphotos_5797970_l-2015

Coverdesign Lars Rogmann

Kontakt: https://www.sissikaipurgay.de/

Sissi Kaiserlos/Kaipurgay

c/o Autorenservice Karin Rogmann

Kohlmeisenstieg 19

22399 Hamburg

Ole und Cornelius

Cornelius ist mit der Clique verabredet. Es soll auf irgendeine Party in der Walachei gehen. Obwohl er überhaupt keine Lust hat, lässt er sich breitschlagen hinzufahren und sogar noch jemanden mitzunehmen: Ole. Einen Kerl, den er überhaupt nicht einschätzen kann.

Es nieselte schon den ganzen Tag. Cornelius hatte keine Ahnung, ob die Fete im Freien stattfinden sollte und richtig Lust hatte er auch nicht. Viel lieber würde er den Abend auf dem Sofa verbringen und etwas später kurz im Goldenen Hirsch reinschauen. Es war schon wieder eine Weile her, dass er Sex gehabt hatte. Ein guter Blowjob erschien ihm weitaus reizvoller, als ein geselliger Abend unter Heteros.

Dass er doch in seinem altersschwachen Golf saß und Richtung Tonndorf fuhr, war einzig Timos Überredungskunst zu verdanken. Laut seinem Kumpel verkroch er sich viel zu oft. Außerdem wäre er der Einzige, der Ole mitnehmen könnte, da alle anderen Fahrgelegenheiten bereits ausgelastet waren. Am Ende hatte Cornelius widerwillig zugesagt und nun ärgerte er sich darüber. Vielleicht sollte er sich endlich outen. Danach würden die anderen ihn bestimmt in Ruhe lassen, ein Gedanke, der ihm nicht so recht gefallen wollte. Obwohl er ein Eigenbrötler war, brauchte er soziale Kontakte. Die Clique bestand schon ewig, hatte sich ursprünglich aus dem Fußballverein gebildet und ab und an kam jemand Neues dazu. Ole gehörte zu denen, die erst kürzlich von jemand mitgebracht worden waren. Er war ein Kumpel oder Arbeitskollege von Gunther, so genau wusste Cornelius das nicht. Bisher hatten sie sich erst ein paar Mal gesehen, wobei Ole nur durch seine schwarzgefärbten Haare einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen hatte. Ansonsten war der Kerl mundfaul und hielt sich meist im Hintergrund.

Cornelius hielt vor einem modernen Gebäude, stellte den Motor ab und starrte einen Moment düster durch die Frontscheibe. Seine Laune war auf dem absoluten Nullpunkt angekommen, wozu das miese Wetter noch beitrug. Falls die Feier wirklich draußen stattfand, würde er sich so früh wie möglich wieder verpissen. Er schlug den Kragen seiner Lederjacke hoch, kletterte aus dem Wagen und ging auf die Haustür zu.

„Mittermaier“, murmelte er vor sich hin, während er die Klingelschilder nach diesem Namen absuchte.

Rechts unten wurde er fündig. Nachdem er geläutet hatte, dauerte es einen Moment, bis der Türsummer ertönte. Erwartete Ole ihn nicht? Sie waren doch um sechs verabredet, oder? Als er die Treppe ins Hochparterre hinaufstieg, wurde eine Tür geöffnet. Ole sah ihm mit deutlich verwirrter Miene entgegen.

„War nicht sieben ausgemacht?“ Der Kerl wischte sich ein paar Haare aus der Stirn und bat Cornelius mit einem Handwink herein. „Ich bin noch gar nicht fertig. Außerdem beginnt die Party doch erst um acht.“

„Echt? Das ist wohl irgendwie schiefgelaufen. Timo hat mir was von sieben erzählt.“ Cornelius guckte sich neugierig in dem winzigen Flur um. „Mir ist’s egal. Dann warte ich eben, bis du fertig bist.“

Sollte ihm doch nur recht sein, wenn es später losging. Vielleicht hatte sich bis dahin das Wetter geändert. Zumindest sollte der Regen endlich aufhören.

„Ich hab nicht aufgeräumt“, nuschelte Ole mit sichtbarem Unbehagen. „Warte kurz.“

Er verschwand geradeaus durch eine Tür. Cornelius konnte hören, wie Ole hektisch herumräumte und musste grinsen. Wahrscheinlich versteckte der arme Kerl gerade seine Pornosammlung. Ihm machte es nichts aus, wenn er bei einem Kumpel Farbmagazine herumliegen sah, seine eigenen hielt er jedoch lieber unter Verschluss. Wie sollte er auch erklären, dass er sich lieber nackte Männer als Frauen ansah, außer mit einem Outing?

„Kannst reinkommen“, rief Ole.

Cornelius ließ seine Jacke und die Schuhe im Flur. Für ihn gehörte sich das so, außerdem waren sie nass. Auf Strümpfen betrat er das Zimmer und erfasste mit einem Blick, dass es sich um einen kombinierten Wohn-Schlafraum handelte. Rechts an der Wand stand ein breites Bett, daneben ein Kleiderschrank. Gegenüber, unter dem Fenster, befand sich ein Schreibtisch. Ein gemütlich wirkender Sessel und ein Stuhl waren die einzigen Sitzgelegenheiten, wenn man vom Bett absah.

„Möchtest du was trinken?“, fragte Ole, ein Bündel Wäsche im Arm, auf dem Weg zur Tür.

„Hast du Cola? Sonst nehme ich Wasser“, rief Cornelius ihm hinterher, entschied sich für den Sessel und streckte die langen Beine aus.

Sein Blick wanderte weiter durch das Zimmer. Ein riesiger Flachbildfernseher hing an der Wand gegenüber dem Bett. Offenbar guckte der Bewohner gern von der Matratze aus fern. Na ja, so viel andere Möglichkeiten boten sich in diesem Raum auch nicht, dabei war durchaus Platz für eine Couch. Hochfloriger Teppich in einem warmen Beige bedeckte den Boden.

„Die Fernbedienung liegt auf dem Schreibtisch. Es dauert einen Moment. Muss noch duschen und so.“ Ole war mit einer Flasche Cola in der Hand wieder aufgetaucht und stellte sie, zusammen mit einem Glas, neben dem Sessel auf den Boden. „Kann mir gar nicht vorstellen, dass bei dem Wetter wirklich eine Grillparty stattfinden soll.“

„Vielleicht gibt es bei Frank eine überdachte Terrasse. Ich war noch nie bei ihm“, meinte Cornelius und musterte seinen Gastgeber nun ausführlich.

Die schwarzen Haare wirkten fettig. Jeans und T-Shirt sahen aus, als hätte Ole damit den Boden aufgewischt und er roch ziemlich penetrant nach Schweiß. Er meinte sich zu erinnern, dass der Kerl sonst einen überaus gepflegten Eindruck gemacht hatte.

„Ich war gerade beim Sport. Mag die Duschen da nicht“, erklärte Ole, der die Musterung wohl bemerkt hatte.

„‘Tschuldige. Du musst nichts erklären.“ Cornelius griff nach dem Glas, klemmte es zwischen seine Beine und goss Cola hinein. Als er die Flasche zurück auf den Boden stellte, fiel sein Blick unter den Schreibtisch. Ganz hinten, nahe der Wand, lag eine Zeitschrift. Deutlich prangte auf dem Titelblatt ein halbnackter Männerkörper. Natürlich konnte es sich um ein Bodybuildingmagazin handeln oder irgendeine andere Fachzeitschrift.

Er angelte nach der Fernbedienung, setzte das Glas an die Lippen, richtete die Augen auf den Fernseher und erstarrte zu Stein. Seelenruhig schob Ole gerade seine Pants über den Hintern, stieg heraus, ließ den Kleiderhaufen vorm Bett liegen und marschierte pudelnackt zur Tür hinaus. Warum zog der Kerl sich nicht im Bad aus? Andererseits waren sie unter sich. Also: Unter Männern. Da war es normal, kein Schamgefühl an den Tag zu legen. Oder? Cornelius trank einen Schluck. Oles kleiner Hintern geisterte vor seinem inneren Auge. Der Kerl entsprach genau seinem Typ: Schmal, keine Körperbehaarung, schöne Haut. Moment! Keine Körperbehaarung? Hatte er richtig gesehen, dass Oles Schambereich blank war? Welcher Hetero rasierte sich dort? Ach, bestimmt viele. Es war ein Klischee, dass hauptsächlich schwule Männer diesem Fetisch frönten. Zumindest glaubte Cornelius das.

Im Bad wurde die Dusche angestellt. Wie auf Kommando stellte Cornelius das Glas weg, krabbelte unter den Schreibtisch und zog die Zeitschrift zu sich heran. Ha! Es war ein Schwulenmagazin. Damit war zwar nichts bewiesen, da auch ein Hetero sich solche Zeitung kaufen konnte, doch das war eher unwahrscheinlich.

Er kroch rückwärts, setzte sich wieder in den Sessel und legte die Arme auf den Lehnen ab. Die Beine weit von sich gestreckt, legte er den Kopf in den Nacken und fixierte die Decke. War Ole schwul? Cornelius besaß kein gutes Gespür dafür. Wenn ein Mann ihn offensichtlich lüstern ansah, dann verstand er das schon, doch wenn jemand sein Interesse verbarg, hatte er keine Chance. Ach, was machte er sich Gedanken. Sollte Ole doch schwul sein, ihm war das egal.

Cornelius schaltete die Glotze ein und zappte so lange herum, bis er irgendeine Soap gefunden hatte. Während er an der Cola nippte, beobachtete er die Akteure, bekam aber nichts von der Handlung mit. In Gedanken war er wieder bei Ole und dessen geilem Körper. Ob er ihn anmachen sollte? Nein! Ole gehörte zur Clique, also käme das einem Outing gleich. Vor allem dann, wenn er sich irrte.

Der Ton des Fernsehers war auf ganz leise gestellt, weshalb Cornelius hören konnte, dass die Brause ausgestellt wurde. Bestimmt perlten gerade Wassertropfen über Oles nackte Haut. Von dem verdammten Kopfkino wurde sein Hals ganz trocken. Er schenkte sich Cola nach und trank das Glas in einem Zug leer. Hoffentlich kam der Kerl nicht gleich nackt hereinspaziert, hoffentlich tat er es doch. Cornelius‘ Blick hing wie gebannt an der halboffen stehenden Tür und richtig: Ole kam hereinmarschiert, nur mit einem Handtuch um den Nacken.

Das war doch reine Provokation! Kein Hetero tat so etwas! Cornelius guckte krampfhaft zum Fenster, wobei er die Anwesenheit des anderen Mannes überdeutlich spürte. Er konnte förmlich hören, wie Ole in eine Pants schlüpfte, was natürlich reine Einbildung war. Inzwischen goss es draußen in Strömen. Eine Windböe peitschte Tropfen gegen die Fensterscheibe und es war ganz schön dunkel geworden. Cornelius konnte die Spiegelung des Fernsehers in der Scheibe sehen und schemenhaft Oles Gestalt. Sein Handy vibrierte.

„Ja?“, meldete er sich, dankbar für die Ablenkung.

„Grillen fällt ins Wasser. Das ist doch ein bisschen viel Nass“, erklang Timos Stimme.

„Okay. Schade. Grüß Frank von mir. Bye.“ Er stopfte das Handy zurück in seine Hosentasche und stand auf. „Die Party fällt aus“, informierte er Ole, der gerade versuchte, in eine enge Jeans zu steigen. „Für das Ding brauchst du einen Schuhanzieher“, meinte er grinsend.

„Hat sich dann ja erledigt.“ Ole plumpste auf die Bettkante und starrte auf seine nackten Zehen.

Somit war der Abend gelaufen. Er hatte sich so darauf gefreut, Cornelius zu sehen und nun das. Wann würde sich wieder Gelegenheit ergeben, den Mann zu treffen? Sicher erst in einigen Wochen. Ihm wurde übel vor Enttäuschung.

„Mann! Da draußen wird’s immer schlimmer. Kannst du mir vielleicht einen Schirm leihen?“ Cornelius stand am Fenster, ihm den Rücken zugekehrt.

„Hättest du Lust …“, setzte Ole an, räusperte sich und begann neu: „Ich hab Pizza im Tiefkühlfach und im Kühlschrank ist Bier. Hättest du vielleicht Lust, mit mir einen Film anzugucken?“

„Einen Film?“ Cornelius drehte sich um und guckte so verwundert, als hätte er einen unsittlichen Antrag bekommen.

Ole fühlte sich dumm, klein und unzulänglich im Vergleich zu dem attraktiven Mann. Gleich auf den ersten Blick hatte er sich heillos in Cornelius verschossen. Mit seiner Aktion, nackt herumzulaufen, hatte er herausfinden wollen, auf welcher Seite der Kerl stand. Wenn Cornelius wüsste, wie viel Mut es gebraucht hatte, sich einfach auszuziehen, würde er ihn sicher auslachen. Die erhoffte Reaktion war ausgeblieben und warum er jetzt noch darum bettelte, dass Cornelius blieb, wusste er selbst nicht genau. Ach ja, er wollte den Abend nicht allein verbringen.

„‘Tschuldige. Es wäre einfach schön, wenn ich nicht allein vor der Glotze hängen müsste“, murmelte er, kickte die enge Jeans weg und stellte sich vor den Kleiderschrank, um nach einer Jogginghose zu suchen.

„Warum gehst du nicht weg? Musst doch nicht hier abhängen.“

„Allein weggehen ist nicht mein Ding. Wüsste eh nicht, wohin.“ Er stieg in eine bequeme Hose, schloss die Schranktüren und wandte sich mit hängenden Armen zu Cornelius. „Machst du das? Allein weggehen?“

„Selten. Fast nie.“

Die Antwort klang komisch. Hatte der Mann etwas zu verbergen? Cornelius‘ Miene war verschlossen, die Hände hatte er in die Hintertaschen seiner Jeans gestopft. Das sah verdammt lässig aus.

„Der Regen lässt nach“, meinte Ole und nickte zum Fenster. „Also dann: Schönen Abend.“

„Du hast nicht viele Freunde?“

Er blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. Es war peinlich das zugeben zu müssen, aber Tatsache war nun mal, dass er außer der Clique kaum Kontakte hatte. Während seiner Schulzeit musste er den Spott ertragen, den seine schmächtige Gestalt bei den lieben Klassenkameraden hervorrief. Damals war er schon als Schwuchtel bezeichnet worden, ohne dass er sich geoutet hatte. Freundschaften waren in der Zeit nicht zustande gekommen und später war sein Misstrauen gegenüber anderen zu groß gewesen, als dass er jemanden an sich rangelassen hätte. Erst Gunther, sein Arbeitskollege, hatte ihn mühsam überzeugt, dass er doch mal zu einem Treffen mitkommen sollte.

„Nein“, nuschelte er beschämt.

„Ich bin ganz gern mal allein.“ Cornelius zog die Hände aus den Taschen, seufzte und guckte sich suchend um. „Wo sind deine Filme?“

„Im Container unter dem Schreibtisch.“ Als Ole genau dort hinguckte, entdeckte er das Farbmagazin unter dem Tisch. Hoffentlich hatte Cornelius das nicht gesehen! Das der nicht interessiert war, dessen war er sich inzwischen ziemlich sicher. Wenigstens nicht an ihm, schwul konnte er immer noch sein. „Kommst du mit in die Küche? Ich hab verschiedene Pizzasorten im Eisfach.“

Sein Plan, Cornelius von dem verdammten Schreibtisch wegzulocken, ging auf. Zusammen gingen sie in die Küche und entschieden sich für eine Salamipizza und eine mit Peperoni.

„Darf ich dein Klo benutzen?“, fragte Cornelius anschließend.

„Klar.“ Ole atmete auf. Nun bot sich Gelegenheit, das verflixte Heftchen zu verstecken. Vorhin hatte er es in der Aufregung wohl übersehen. Da er selten Besuch bekam, war er etwas nachlässig mit seinen Wichsvorlagen.

Kaum war Cornelius im Bad verschwunden, eilte er ins Wohnzimmer, kroch unter den Tisch und schnappte sich das Magazin. Er warf die Zeitschrift in die unterste Schublade des Containers, zu den anderen, und drapierte ein paar weiße Blätter über die Sammlung. Leise schlich er zurück in die Küche, was natürlich dämlich war. Cornelius konnte es nicht hören, wenn er barfuß durch die Wohnung lief. Irgendwie hatte er schon eine ganz schöne Macke.

Kurz darauf war die Pizza im Ofen. Ole brachte Bier ins Wohnzimmer, deponierte die Flaschen auf dem Schreibtisch und schloss die Vorhänge. Der Regen hatte wieder zugenommen und inzwischen war es richtig dunkel geworden. Er hatte es schon immer gemütlich gefunden, dem Pfeifen des Windes und Klatschen der Tropfen zu lauschen, jedenfalls dann, wenn er im Trockenen war. Dass er diesmal dabei nicht allein war, verstärkte das Gefühl. Ob Cornelius nur aus Mitleid blieb? Ach, und wenn schon. Ole konnte sich keine großen Spitzfindigkeiten leisten.

Seine sexuellen Erfahrungen beschränkten sich auf wenige Besuche einer Cruising Area an einem nahegelegenen Badesee. Ansonsten war er aufs Internet angewiesen und besaß ein paar Sexspielzeuge. Noch nie hatte er mit einem Mann im Bett gelegen oder nennenswerte Zärtlichkeiten ausgetauscht. Wie sich das wohl anfühlen würde? Die Klospülung rauschte, gleich darauf lief der Wasserhahn.

Oles DVD-Sammlung befand sich in der Schublade über dem verräterischen Material. Um sicherzugehen, dass Cornelius nicht doch noch darüber stolperte, stapelte er die Hüllen auf der Tischplatte.

„Wie lange braucht die Pizza? Ich hab ein Loch im Bauch.“ Cornelius trat neben ihn und musterte die Sammlung. „Die Hard?“, murmelte er, nahm eine DVD hoch und studierte die Rückseite. „Ich mag Bruce Willis. Lass uns den Quatsch gucken. Ist lang her, dass ich den gesehen habe.“

„Du magst Bruce Willis?“

Cornelius wirkte für eine Sekunde perplex, dann fing er sich und begann zu Grinsen. „Klar. Ich mag auch Batman und Spiderman. Magst du keine Superhelden?“

„Natürlich. Wer mag die nicht.“ Der würzige Duft von geschmolzenem Käse drang aus der Küche. „Die Pizza!“, riefen sie gleichzeitig und rannten los.

„Ganz schön knusprig.“ Cornelius, bewaffnet mit Messer und Gabel, hatte sichtlich Mühe, die Pizza in Viertel zu schneiden.

„Tut mir leid. Soll ich sie wegwerfen und zwei neue in den Ofen packen?“

„Quatsch! Leg schon mal den Film ein.“

„Okay.“ Ole huschte davon.

Ein kulinarisches Erlebnis stand ihnen wahrlich nicht bevor. Cornelius hatte jedoch schon ganz andere Sachen gegessen und war diesbezüglich absolut pragmatisch: Wenn er Hunger hatte, aß er fast alles. Mit den Pizzastücken, verteilt auf zwei Tellern, betrat er das Wohnzimmer.

„Essen wir auf dem Boden oder …?

„Auf dem Bett ist’s gemütlicher. Falls dir das nichts ausmacht.“ Ole zupfte ein bunte Wolldecke zurecht, die er über der Bettwäsche ausgebreitet hatte.

So konnte das Bett glatt als überdimensioniertes Sofa durchgehen. Die nächsten Stunden dort mit dem leicht bekleideten Ole zuzubringen war eine Scheißidee, aber nun war es zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Außerdem war Cornelius kein wildes Tier, das von Trieben übermannt über unschuldige Kerle herfiel. Er setzte sich auf die Bettkante, stellte die Teller auf den Nachtschrank und machte es sich auf der rechten Seite bequem.

Der DVD-Player befand sich in einem niedrigen Regal unter dem Fernseher. Ole kniete davor auf dem Boden, fummelte an dem Gerät herum und bot – absichtlich oder nicht – einen fantastischen Ausblick auf seinen Hintern. Cornelius musste einfach hinstarren und da Ole das nicht sehen konnte, war es für ihn okay. Aufgeilen durch glotzen war ja wohl erlaubt.

„So. Jetzt müsste es gehen“, murmelte Ole, stand auf und krabbelte übers Fußende auf die freie Bettseite.

Während Bruce die Welt rettete, saßen sie mit Tellern auf dem Schoß da und verspeisten die Pizza. Cornelius begann sich wohl zu fühlen. Wann hatte er je mit einem Mann auf dem Bett gesessen und einen Film geguckt? Nachdem der letzte Krümel vertilgt war, brachte er die leeren Teller zum Schreibtisch und kehrte mit zwei Flaschen Pils zurück. Maschinengewehrsalven dröhnten aus den Boxen, die links und rechts neben dem Bildschirm angebracht waren. Ole dankte mit einem stummen Nicken, als er ihm eine Flasche reichte. Anscheinend fesselte ihn der Film, denn er sah wie gebannt auf die Mattscheibe.

„Bruce mit Haaren ist schon sehr sexy.“

Ole hatte die Worte nur gemurmelt, dennoch verstand Cornelius sie deutlich und mit einem Mal war alles klar. Der Kerl fischte an seinem Ufer. Sie tauschten einen kurzen Blick, wobei Oles Wangen rötlich schimmerten.

„Bitte sag’s niemanden“, flüsterte er.

„Keine Sorge. Von mir erfährt niemand etwas“, erwiderte Cornelius, setzte die Flasche an die Lippen und trank.

„Danke.“

Neben einem potentiellen Sexpartner zu sitzen war anders, als nur neben einem Kumpel. Cornelius studierte heimlich seinen Nachbarn. Oles Gesicht war hübsch, mit natürlicher Haarfarbe würde er bestimmt noch attraktiver aussehen. Das Schwarz wirkte zu hart gegen seine blasse Haut. Unter dem engen T-Shirt zeichneten sich deutlich zwei harte Knöpfchen ab. War er erigiert? Cornelius selbst war es.

Oles bezaubernder Duft, den er zuvor gar nicht wahrgenommen hatte, übte eine verheerende Wirkung auf seine Sinne aus. Seit wann stand er auf Zitrone, vermischt mit einem Hauch Mann? Bruce‘ Aktivitäten gerieten in den Hintergrund. Vor Cornelius‘ innerem Auge lief der Film Sex mit Ole.

„Ich besorg uns neues Bier.“ Sein Bettnachbar rutschte zum Fußende, lief in die Küche und kam mit zwei vollen Flaschen zurück.

Es war Ole klar, dass Cornelius seine Erregung sehen konnte. Der weiche Stoff von Pants und Jogginghose beulte sich. Nachdem er nun einmal über seinen Schatten gesprungen und sich geoutet hatte, kam es nicht mehr darauf an. Er reichte Cornelius das Bier, krabbelte diesmal über dessen Beine auf seine Seite und machte es sich wieder gemütlich. Spürte nur er diese Anziehungskraft oder merkte Cornelius sie auch? Unauffällig warf er einen Blick auf dessen Mitte und meinte, eine Ausbuchtung erkennen zu können.

Der arme Bruce killte einen fiesen Verbrecher nach dem anderen, doch das interessierte Ole nicht mehr. Er kannte den Film ohnehin schon, hatte ihm mehrfach gesehen und es kam nicht drauf an, wenn man eine Leiche verpasste. Am Ende gewann der Gute, das war alles, was zählte. So wie im Leben. Nur das im wahren Leben kein Happy End auf ihn wartete. Seine dusselige Verliebtheit war einseitig, sonst hätte Cornelius sich schon auf ihn gestürzt. Oder?

Als der Abspann lief, war auch die Flasche leer. Oles Gehirn war von dem ungewohnten Alkohol ziemlich benebelt und seine Fantasie trieb wilde Blüten. Ob er Cornelius einfach von sich aus anmachen sollte? Vielleicht wartete der Mann nur darauf.

„Wollen wir uns Teil 2 auch noch reinziehen?“ Unter halb geschlossenen Lidern hervor sah Cornelius zu ihm rüber.

Ein eindeutiger Schlafzimmerblick! Es konnte aber auch sein, dass sein Bettnachbar schlicht müde war. Ole nickte, rutschte auf dem Hintern zum Bettende und wechselte die DVD. Als er sich zurück zu seinem Platz begab, rückte er wenige Millimeter näher zu Cornelius. Für ihn ein großer Schritt.

Während Bruce erneut auf Ganovenjagd ging, wagte Ole kaum zu atmen. Cornelius‘ Körperwärme drang bis zu ihm, sein unglaublicher erregender Duft auch. Immer wieder linste er zu der vermeintlichen Ausbuchtung und war inzwischen sicher, dass es sich um einen gewaltigen Ständer handelte. Was sollte er tun? Oles Erregung steigerte sich von Minute zu Minute und er wurde immer hibbeliger.

Schließlich fasste er all seinen Mut zusammen, drehte sich leicht zu Cornelius und legte seine rechte Hand auf die Wölbung. Es kam keine Reaktion, was er in seiner Geilheit als Aufforderung zum Weitermachen wertete. Der Reißverschluss stellte eine Herausforderung dar, die Ole nur mit Mühe meisterte. Vorsichtig breitete er den Stoff auseinander und sah sich mit einer unüberwindlichen Barriere konfrontiert. Wie sollte er Cornelius, der gegen das Kopfteil gelehnt saß, von der verdammten Shorts befreien? Er konnte doch schlecht bitten, dass sein Wunschsexpartner mal kurz den Hintern hob.

„Puh! Warm hier.“ Cornelius richtete sich auf, zog seinen Pullover über den Kopf und warf ihn auf den Boden. Anschließend schob er sich das Kissen in den Nacken und rutschte tiefer aufs Bett.

Mit angehaltenem Atem hatte Ole die Aktion verfolgt, dabei aber so getan, als wenn er sich für Bruce interessierte. Langsam bewegte er sich auch weiter runter, bis er neben Cornelius lag. Irgendwie war das hier irre. Es fühlte sich an, als wären sie Teenager, die sich nicht trauten, offen miteinander umzugehen. Dass Cornelius genauso spitz wie er war, zeigte sich in Form einer geschwollenen Eichel, die sich unter dem Bund der Shorts hervor mogelte. Ole wurde immer neugieriger auf den Mordsständer, der sich unter dem Stoff abzeichnete.

Vorsichtig griff er in Cornelius‘ Shorts, legte die Finger um das harte Stück Fleisch und unterdrückte ein wollüstiges Stöhnen. Bisher kannte er beim Sex nur die Ruckzuck-Methode, daher war dieses Gefummel für ihn wahnsinnig aufregend. Nach einem vorsichtigen Blick auf Cornelius‘ Gesicht, wagte er ganz runterzurutschen und befand sich nun auf gleicher Höhe mit der Schwanzspitze. Der Scheißstoff störte total. Er wollte alles sehen, nicht nur fühlen. Als er probeweise am Bund der Jeans zog, hob Cornelius den Hintern an. Mehr Aufforderung bedurfte es nicht. Mit nervös zitternden Fingern befreite er das Zentrum seines Interesses.

Natürlich hatte Ole schon viele Schwänze gesehen. Im Internet gab es reichlich Bilder von dem Mercedes unter den Geschlechtsorganen, doch Cornelius‘ Glied war schöner als alle anderen. Andächtig fuhr er mit der Fingerspitze die Verästelungen der bläulich schimmernden Adern nach. Die Eichel war halb freigelegt. Ole schob die Vorhaut ganz zurück und bewunderte die Vollkommenheit der breiten Gliedspitze. Purpurn angelaufen, wundervoll glänzend, einfach perfekt. Eine glasklare Perle lief an dem Wunderwerk der Natur herunter. Er rückte näher, schnupperte genüsslich und leckte, als handele es sich um eine Zuckerstange, an dem Schwanz herum. Wie konnte Cornelius nur so still daliegen? Er spürte doch, wie heiß es in dem steifen Schaft pochte.

Cornelius fand das Spielchen aufregend, zugleich bot ihm die passive Rolle Deckung. So konnte er immer noch behaupten, dass er nur hatte ausprobieren wollen, wie es sich mit einem Mann anfühlte. Oles andächtige Verehrung amüsierte ihn, zugleich fand er sie rührend. Hatte je ein Mann seinem Schwanz derartig gehuldigt? Würde Ole ihm einen blasen?

Die zarten Liebkosungen machten ihn ganz hibbelig. Küsse, verspielte Bisse und immer wieder ein sanftes Lecken. Wie lange wollte Ole da unten rumspielen, bis er zum Hauptteil überging? Würde er überhaupt weitergehen? Der Gedanke machte ihm Angst. Inzwischen war seine Lust an einem Punkt angelangt, an dem es kein Zurück gab. Er musste abspritzen, wenn er keinen gesundheitlichen und seelischen Schaden davontragen wollte. Das zwang ihn, aktiv zu werden.

Cornelius umschloss Oles Hand mit seiner, zwang sie einmal am Schaft auf und ab. Es kribbelte bis in die Zehenspitzen. Endlich wurde die Schwanzspitze ganz von Lippen umschlossen. Oh ja! Das war der richtige Weg! Er begleitete Oles Faust weiter mit seiner, zeigte ihm, wie er es brauchte. Finger schmuggelten sich unter seinem Schenkel hindurch, packten ihn an den Eiern und fast wäre das das Ende gewesen. Nachdem er nach dem Höhepunkt gedürstet hatte, wollte er ihn nun hinauszögern. Wer weiß, wann er je wieder in den Genuss eines so geilen Blowjobs kam? Cornelius biss die Zähne zusammen, drängte den Orgasmus zurück, dabei hielt er mit der Massage inne.

„Mach ich was falsch?“, flüsterte Ole heiser und linste zu ihm hoch.

Der Mann musste wirklich wenig Erfahrung haben. Cornelius kraulte durch das schwarze, wirre Haar seines Bläsers und lächelte aufmunternd. „Es ist geil. Hast du ein Kondom?“

„Äh. Ja. Warum?“ Es war Ole an der Nasenspitze anzusehen, dass er keinen Gedanken an irgendwelche Risiken verschwendete und sein Sperma schlucken würde.

„Wo?“

„Moment.“ Ole lehnte sich über ihn, angelte einen Karton unter dem Bett hervor und stellte ihn neben Cornelius ab. Außer den Gummis befanden sich einige nette Sexspielzeuge in der kleinen Kiste. Cornelius schnappte sich ein Päckchen, riss es auf und rollte das Kondom über sein Glied. Mittlerweile ging ihm die Geräuschkulisse auf den Zeiger. Maschinengewehrsalven als Untermalung beim Sex empfand er als abturnend. Jedenfalls im Moment. Zu der Spielerei mit Ole passte das nicht, zu einem harten Fick eher.

„Kannst du den Ton ausmachen?“, bat er und griff nach einem weiteren Gummi.

Ole musste sich über ihn beugen, um an die Fernbedienung zu gelangen. Er nutzte das aus, zog dem Kerlchen die Hosen nach unten und rasch das Kondom über. Perplex glotzte Ole an sich runter und vergaß offensichtlich, was er gerade vorhatte.

„Ole? Der Ton“, erinnerte er grinsend.

„Aber … aber was wird das?“ Der Mann gehorchte und die plötzlich eintretende Stille war wohltuend.

„Danke.“ Cornelius nahm Ole die Fernbedienung aus der Hand, warf sie beiseite und schnappte sich dessen Beine. Im nächsten Moment hing der verpackte Schwanz über seinem Mund. Ohne Gummi wäre es natürlich schöner, aber Cornelius ging kein Risiko ein. Genüsslich lutschte er das steife Glied, während seinem eigenen die gleiche Behandlung zuteilwurde. Ole kam als Erster. Er gab einen entzückenden Wimmerlaut von sich und es schien, als würde die Anspannung vieler Monate aus ihm rausspritzen. Das Kondom war gut gefüllt, als der Nachschub irgendwann versiegte. Cornelius‘ Schwanz wurde endlich weiter bearbeitet. Es dauerte gar nicht lange, bis seine Lust sich explosiv entlud.

Aus dieser Sache kam er nicht heil raus. Das wurde Cornelius bewusst, nachdem sein Gehirn wieder funktionierte. Zum einen wusste Ole nun, dass er schwul war, zum anderen wollte er mehr. Ole war bezaubernd und hatte sich innerhalb weniger Stunden in sein Herz geschlichen. Das war ihm ewig nicht mehr passiert und dass es ausgerechnet ein Mitglied der Clique sein würde, hätte er sich nie träumen lassen. Natürlich kam nicht infrage, dass er sich darauf einließ. Wenn er es täte, müsste er sich outen und wäre damit seine Freunde los. Niemals würden die einen Schwulen in ihrer Mitte akzeptieren.

„Hat’s dir gefallen?“, erkundigte sich Ole, der neben ihm kniete und gerade das Kondom abzog.

„Ja. War okay.“ Cornelius kam sich mies vor und als Ole das Gesicht enttäuscht verzog, ging’s ihm noch schlechter mit seinen lapidaren Worten. „Es war schön“, besserte er nach.

„Können wir das irgendwann wiederholen?“ Ole hätte am liebsten gefragt, ob Cornelius bleiben würde und sie gleich weitermachen könnten, aber das traute er sich dann doch nicht. Es war nur okay für Cornelius gewesen, was für ihn wie ‚es war mies‘ klang. Das andere hatte er nur gesagt, um ihn, Ole, zu beruhigen. Cornelius war ein netter Mann, das wusste er inzwischen. Außerdem war er sexy, attraktiv und beneidenswert selbstbewusst. Ole war ganz verschossen in Cornelius‘ traumhaft blaue Augen. Ach, einfach in den ganzen Kerl.

Belastendes Schweigen breitete sich aus, während Cornelius aufstand, das Gummi entfernte und seine Kleidung richtete. Dass Ole mit runtergelassener Hose auf dem Bett hockte, merkte er gar nicht. Sein Herz wartete ängstlich auf eine Antwort, ein Versprechen, irgendetwas, an das es sich klammern konnte. Bei den falschen Worten war es bereit, sofort in tausend Teile zu zerspringen.

„Ich denke, es ist besser wir tun so, als wäre nichts passiert.“ Ein ernster Blick aus blauen Augen streifte ihn. „Niemand muss hiervon wissen.“

Ole konnte nicht antworten. Seine Brust wurde auseinandergerissen. Der Schmerz loderte wie Feuer in seiner Kehle und Tränen brannten hinter seinen Augen.

„Ich geh dann mal. Bis bald.“ Cornelius ging in den Flur. Ole konnte hören, wie er in die schwere Lederjacke schlüpfte, dann klappte die Tür.

~ * ~

Jeden Dienstag war Stammtisch im Rostigen Nagel, einer Kneipe in der Nähe der Wandsbeker Chaussee. Irgendwann hatte sich das so eingebürgert und das Motto hieß: Wer kommt der kommt. Mit anderen Worten: Wer keine Lust hatte, brauchte nicht erscheinen.

Cornelius wurde Oles Bild nicht mehr los. Mit entblößtem Unterkörper, aufgerissenen Augen, in denen sich Schmerz spiegelte, hatte das Kerlchen auf dem Bett gehockt. Wie konnte er nur so kaltherzig sein, den Mann in diesem Zustand zurückzulassen? Mit jedem Tag fühlte er sich beschissener. Vorsichtshalber, um ihm nicht zufällig zu begegnen, mied er den Stammtisch in der Woche nach dem verhängnisvollen Samstag.

Schon am nächsten Tag bereute er die Entscheidung. Inzwischen war ihm klar geworden, dass er sein Herz in Oles Wohnung verloren hatte. Das erklärte das Loch in seiner Brust. Er musste es wiederhaben, sonst ging er vor die Hunde. Wie das vonstattengehen sollte, wusste er nicht. Einfach zu Ole hinfahren und um Herausgabe bitten? Wie ging es dem überhaupt?

Cornelius rief Gunther an unter dem Vorwand, näheres über die ins Wasser gefallene Party vom vergangenen Wochenende erfahren zu wollen. Sein Kumpel wusste zu berichten, dass statt des Grills eine Pfanne herhalten musste und man im kleinen Kreis die Küche gerockt hatte.

„Klingt, als hätte ich was verpasst“, meinte er lahm.

„Bestimmt. Du kennst doch Frank. Der ist eben ein Fass der guten Laune.“ Gunther lachte.

„Wie geht’s Ole?“, fragte Cornelius beiläufig.

„Den hab ich die ganze Woche kaum gesehen. Macht sich rar, der Kerl. Scheint irgendwie niedergeschlagen zu sein, dann verkriecht er sich.“

„Ich dachte, ihr seid Arbeitskollegen?“

„Sind wir auch, aber in verschiedenen Abteilungen. Ach ja, nur damit du’s auch weißt, du warst ja Dienstag nicht da: Ole ist schwuuul.“

„Echt?“, gab Cornelius sich verwundert, wobei sein Herz plötzlich schneller schlug. „Nimmst du das an oder …?“

„Er hat’s einfach so gesagt: Hey Leute, ich bin schwul. Ich hab mir das schon gedacht, allein wegen der gefärbten Haare.“

„Wieso? Färben sich alle Schwulen die Haare schwarz?“

„Das wäre praktisch, dann könnte man das Pack gleich erkennen.“

„Pack?“, echote Cornelius schwach.

„‘Tschuldige. Ich mag Ole und mir ist egal, ob er seinen Schwanz in eine Muschi oder in einen Arsch schiebt. Ehrlich.“ Gunther seufzte. „Der arme Kerl tut mir echt leid. Darum hab ich ihn auch in unsere Clique geschleust. Scheint, als wenn er kaum Freunde hat.“

Dem konnte Cornelius nur zustimmen. Sein schlechtes Gewissen wog immer schwerer und die Sorge, dass Ole sich am Ende etwas antun könnte, wuchs. Letzten Samstag hatte er ausgesehen, als wäre er von einem LKW überfahren worden. Na ja, war er ja auch. Von dem blöden Cornelius überrollt und halbtot liegengelassen.

„Du hast echt nichts gegen Schwule?“, versicherte er sich.

„Betrachte es so: So lange mich keiner dieser Kerle angrabbelt, ist es mir schnurz. Ach ja, du glaubst nicht, was Frank zu dem Thema beigesteuert hat.“ Gunther machte eine Kunstpause. „Er behauptet, er hätte auch schon mal mit einem Kerl rumgehühnert. Es wäre sogar ziemlich geil gewesen. Na ja, Frank eben.“

„Ja, Frank, wie er leibt und lebt“, murmelte Cornelius abwesend. Seine Gedanken waren bei Ole. Wieso hatte der sich geoutet?

„Schade, dass am Wochenende nichts anliegt. Sehen wir uns Dienstag?“

„Bestimmt. Schönen Abend.“ Cornelius legte auf, fuhr sich über die Stirn und sah auf die Uhr. Sollte er zu Ole fahren? Es war bereits halb zehn und er musste am nächsten Morgen schon um sieben auf Arbeit sein. Ein wichtiges Meeting stand an und die Unterlagen dafür waren nicht fertig geworden. Er verschob den Besuch.

Feige wie er war, fand er auch am folgenden Tag eine Ausrede, um sich seinen Gefühlen nicht stellen zu müssen. Immerhin legte er aber schon mal Oles Telefonnummer bereit. Die hatte ihm Timo, nebst der Adresse, am letzten Samstag gegeben.

Der Freitagabend war so angefüllt mit Aktivitäten, wie Duschen, Rasieren, einer Gesichtsmaske, dass Cornelius einfach nicht dazu kam, Ole anzurufen. Ach, wenn er ehrlich war, fürchtete er sich davor. Schlechtes Gewissen hin und her, er hatte schlicht Schiss sich eine Abfuhr einzuhandeln. So einfach war das.

Der Samstag wartete mit strahlendem Sonnenschein bei niedrigen Temperaturen auf. Ideales Wetter für einen Spaziergang. Cornelius schlich, nachdem er den Haushalt erledigt hatte, um das Telefon herum. Das verdammte Ding schien ihn anzugrinsen, weil es seine Angst spürte. Schließlich riss er sich zusammen, wählte Oles Nummer und lauschte ängstlich.

„Krieger“, meldete sich Ole.

„Hier ist … hier ist Cornelius. Hättest du Lust, mit mir an die Elbe zu fahren?“

„Ach? Du willst dich mit einem Schwulen in der Öffentlichkeit blicken lassen? Spinnst du?“ Ole klang sarkastisch.

„Ja oder nein?“

„Hör mal: Du hast mir klar gesagt, dass zwischen uns nichts war. Also: Was willst du jetzt von mir?“

Cornelius war auf Oles kriegerisches Verhalten nicht gefasst. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass der Kerl ihm die Zähne zeigen würde.

„Ich möchte mit dir reden.“

„Aha. Und wenn uns jemand dabei sieht?“

„Ich komm zu dir. Da sieht uns niemand“, polterte er los. „Ich will doch bloß reden. Hör auf, so ätzend zu mir zu sein.“

„Stimmt. Ätzend ist dein Metier.“

Cornelius schwieg einen Moment. Das hier war nicht Ole. Außerirdische hatten den Mann entführt und an dessen Stelle ein kaltes Monstrum hinterlassen.

„Tut mir leid. An die Elbe? Okay. Wann und wo?“, gab Ole schließlich nach.

Nachdenklich legte er den Hörer auf, nachdem sie einen Treffpunkt verabredet hatten. Was wollte Cornelius? Ihm Vorhaltungen machen, weil er sich geoutet und damit auch ihn in Gefahr gebracht hatte? Es wusste doch niemand von ihrer Affäre. Wobei man davon kaum sprechen konnte. Zu einer Affäre gehörte wenigstens einmalig richtiger Geschlechtsverkehr und dazu zählte wohl kaum ein gegenseitiger Blowjob. Das war irgendwie Semi-Sex. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Aber geil war es schon.

Um kurz vor vier verließ er die S-Bahnstation Königsstraße und wandte sich in Richtung Elbe. Cornelius hatte vorgeschlagen, dass sie sich auf der Ecke Palmaille/Behnstraße trafen. Schon von weitem sah er die großgewachsene Gestalt mit den windverwuschelten Haaren an der Straße stehen. Cornelius trug die unvermeidliche Lederjacke, dazu schwarze Jeans und Stiefel. Er sah umwerfend sexy aus und Oles Groll auf den Arsch schmolz, wie Schnee in der Sonne.

Als er näher kam und Cornelius ihn entdeckte, brachte ein charmantes Lächeln sein Herz zum Trudeln. Vielleicht hätten sie sich doch besser in seiner Wohnung getroffen. Der Wunsch, über den Kerl herzufallen, war übermächtig.

„Schön, dass du Zeit für mich hast“, grüßte Cornelius höflich.

„Du passt gerade noch zwischen zwei Termine“, gab er ätzend zurück.

Einmal in der Rolle der beleidigten Leberwurst, kam er irgendwie nicht mehr heraus. Cornelius zuckte die Achseln, schob seine Hände in die Jackentaschen und stiefelte los. Buntes Laub raschelte unter ihren Schritten. Der Spätsommer war so trocken gewesen, dass die Bäume es eher als gewöhnlich abwarfen. Die Sonne blinzelte durch das verbliebene Blätterdach und herrliche Ruhe lag über dem Park.

Sie begegneten kaum Menschen. Ab und zu blieb Cornelius stehen, guckte zur Elbe und bewunderte den einen oder anderen Frachter, der sich langsam durch die Fluten schob. Ole wusste nicht, was er sagen könnte. Außerdem hatte Cornelius reden wollen, dann sollte der auch damit anfangen.

Mal trabten sie hintereinander her, mal gingen sie nebeneinander. Ole mied Cornelius‘ Blick, linste nur gelegentlich aus dem Augenwinkel zu ihm rüber. Kaum zu glauben, dass er den Schwanz dieses Fremden gelutscht hatte. Anscheinend hatte Cornelius ein Ziel, denn er beschleunigte plötzlich seine Schritte und steuerte ein Gebäude an. Ole erkannte, dass sie sich am Övelgönner Museumshafen befanden. Eine kalte Brise vom Fluss her ließ ihn frösteln, daher betrat er nur allzu gern hinter Cornelius das Lokal.

Das plüschige Ambiente gefiel ihm. Sie saßen sich an einem Tisch am Fenster gegenüber, während Cornelius beim Ober Kakao mit Schuss bestellte. Dass er vorher nicht gefragt hatte, ob Ole das Zeug mochte, wies entweder auf Nervosität oder Überheblichkeit hin. Inzwischen war Ole des Schweigens müde. Da Cornelius immer noch keine Anstalten machte, ein Gespräch aufzunehmen, tat er es.

„Was genau wolltest du mit mir besprechen? Dass ich dich nicht verraten soll?“

„Das würdest du nie tun. Ich vertrau dir, irgendwie.“

„Was wolltest du dann?“

„Ich hab mich wie der letzte Arsch verhalten. Es tut mir leid. Ich hätte gern eine Wiederholung oder mehr.“ Cornelius sprach so leise, dass Ole sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. „Es ist total mutig von dir, dich vor unseren Freunden zu outen. Ich bewundere dich.“ Aufrichtig guckten blaue Augen ihn an.

„Zwei Kakao, die Herrschaften“, näselte der Ober dazwischen und maß sei beide mit einem strengen Blick, während er die Tassen auf den Tisch stellte. Abrupt wirbelte der Kerl herum und stolzierte davon.

„Homophober Arsch“, flüsterte Ole und zwinkerte Cornelius zu.

„Die sind überall“, kam seufzend die Erwiderung.

„Ich hatte den Eindruck, dass die Clique mein Outing gut aufgenommen hat. Frank hat sogar …“

„Ja, hat Gunther mir erzählt. Frank steckt sein Ding wirklich in alles. Wahrscheinlich würde der auch eine Klorolle ficken.“ Cornelius grinste.

Das Eis war gebrochen. Auf Fragen von Ole hin erzählte Cornelius freimütig über sein verkorkstes Leben als Versicherungskaufmann. Davon, wie schwer das Geheimnis manchmal wog und warum er bisher von einem Outing abgesehen hatte. Im Gegenzug gab Ole Details seines beschissenen Lebens preis und traf damit nicht auf Mitleid, sondern auf Verständnis. Als sie nach dem zweiten Kakao, diesmal ohne Rum, den Rückweg antraten, griff Cornelius wie selbstverständlich nach Oles Hand. Die Blicke entgegenkommender Passanten ignorierten sie, da es sich einfach zu gut anfühlte.

Cornelius‘ Golf parkte an der Palmaille. Sie blieben vor dem Wagen stehen und sahen sich unsicher an. Vieles war zur Sprache gekommen, jedoch nicht ihr Verhältnis. Top oder Hop? Ein Muskel zuckte in Cornelius‘ Wange. Ole bekam Bauchschmerzen.

„Soll ich dich nach Hause bringen?“

„Das wäre lieb. Ich wäre gern noch einen Moment mit dir zusammen“, bekannte er.

„Dann steig ein.“ Cornelius hielt zuvorkommend die Beifahrertür auf, lief dann um den Golf herum und kletterte hinters Lenkrad.

Wenn man davon absah, dass der Fahrstil des Chauffeurs Ole an den Rand eines Herzkaspers trieb, hätte er nicht glücklicher sein können. Ganz nah neben Cornelius zu sitzen, über den Gestank des Benzins hinweg (hinter den Vordersitzen befand sich ein Kanister und Ole vermutete, dass der Deckel lose saß) dessen Duft zu riechen, war berauschend. Als der Golf vor seinem Wohnhaus zum Stehen kam, war er wie benebelt.

„Muss mal den Kanister in den Tank leeren. Fühl mich total besoffen von dem Gestank“, brummelte Cornelius.

„Meinst du, das kommt nur davon?“ Ole löste den Gurt, wandte sich auf dem Sitz zu Cornelius und lächelte ihn – hoffentlich! – verführerisch an.

„Könnte auch von der Sirene kommen, die neben mir sitzt.“

„Magst du mit hochkommen? Auf eine Kaffee oder mehr?“ Ole leckte sich über die trockenen Lippen und übte einen verruchten Blick.

„Ole? Willst du echt mit mir ins Bett? Trotz allem?“ Cornelius stellte den Motor aus und drehte sich halb herum. „Oder geht’s wirklich nur um Kaffee? Das wäre auch okay für mich. Ich will nämlich …“

Dass das schmuddelige Ambiente seines alten Golfs für ein Liebesgeständnis herhalten sollte, war nicht geplant. Allerdings war mit Ole alles irgendwie planlos. Warum also jetzt zimperlich werden?

„Ja?“, hauchte Ole mit aufgerissenen Augen.

„Ich will nämlich dringend aufs Klo“, improvisierte Cornelius, dem der Arsch schon wieder auf Grundeis ging. Ole signalisierte zwar grundsätzliche Bereitschaft, aber vielleicht vertrieb er den Mann sogar, wenn er zu schnell vorpreschte. Sie kannten sich doch kaum. „Der Kakao, du verstehst?“

„Ach so“, nuschelte Ole, seufzte und stieg aus.

Herrgottsakrament!, fluchte Cornelius innerlich, als er hinter Ole dessen Wohnung betrat. Wenn er weiterhin kniff, würde er unverrichteter Dinge das Haus wieder verlassen. Vielleicht sollten sie endlich mit dem Küssen anfangen. Ein guter Plan!

„Ole?“, nuschelte er, während er Jacke und Stiefel abstreifte. „Ich werde dich jetzt küssen.“

Kaffeebraune Augen glotzten ihn überrascht an. Die Jeansjacke noch in der Hand, stand Ole da wie ein Ölgötze.

„Äh?“

„Ich mach das jetzt“, verkündete Cornelius, packte den Mann an den Schultern und ließ Taten folgen.

Bestimmt hatte er schon mal geschickter geküsst, aber noch nie so voller Gefühl. Ole schmeckte nach Rum und Kakao, ein leichter Duft von Benzin lag in der Luft. Eine scheue Zunge ließ sich zögerlich zu einem Tanz überreden. Die Unerfahrenheit seines Kusspartners wirkte wie Brandbeschleuniger. Am liebsten wäre Cornelius gleich zur Sache gekommen, doch ein Funken Vernunft hielt ihn davon ab. Diesmal sollte alles richtig und perfekt sein.

„Gefällt’s dir?“, flüsterte er rau und übersäte Oles Gesicht mit zarten Küssen.

„Mjam“, machte der, verklärt grinsend.

„Weißt du, ich muss gar nicht aufs Klo. Ich will was ganz anderes. Ich hab hier nämlich was verloren.“

„Stimmt. Ich hab dein Handy unterm Bett gefunden. Wundert mich, dass du es erst jetzt vermisst.“

Handy? Fing auch mit ‚H‘ an, war aber nicht das, was Cornelius sagen wollte. Jedenfalls war seine schöne Ansprache nun hinüber. Er löste sich von Ole, tastete seine Taschen ab und musste feststellen, dass das verdammte Mobiltelefon wirklich nicht da war. Da er das Ding eh selten benutzte, war ihm das gar nicht aufgefallen.

„Es liegt auf dem Schreibtisch.“ Ole hängte seine Jacke auf, schüttelte die Schuhe von den Füssen und tapste auf Strümpfen ins Wohnzimmer.

Mit hängenden Schultern blieb Cornelius zurück. Die Worte waren ihm ausgegangen. Ole einfach zu sagen, dass er etwas fühlte, das konnte er nicht. Jedenfalls jetzt nicht mehr, nachdem sein zurechtgelegter Text zu etwas ganz anderem geführt hatte.

„Ich geh aufs Klo“, rief er, ging ins Bad und schloss die Tür hinter sich ab.

Nachdem er seine Blase entleert hatte, wusch er sich die Hände und starrte dabei sein Spiegelbild an. Die Haare standen wild vom Kopf ab, ein Werk des Windes. Er ordnete sie mit Oles Kamm und scannte anschließend die Gegenstände auf dem Regal über dem Waschbecken. Wenn es doch nur einen Lippenstift gäbe. Dann könnte er ein Herz auf den Spiegel malen. Der Rasierschaum geriet in sein Blickfeld.

Was machte Cornelius so lange? Ole lief unruhig im Zimmer umher, lauschte auf Geräusche und atmete auf, als die Tür endlich aufsprang und Cornelius aus dem Bad kam. Der Kuss hatte ihn vollkommen überrumpelt und er würde gern dort weitermachen, wo sie im Flur aufgehört hatten. Leider wirkte Cornelius etwas zerstreut und nahm das Handy mit einem laschen ‚Danke‘ entgegen. Nach dem schönen Ausflug, auf dem sie sich so nahe gekommen waren, stand plötzlich wieder eine Mauer zwischen ihnen. Bereute Cornelius inzwischen und war alles nur aus Mitleid geschehen? Eine Eiskruste wuchs um Oles Herz.

„Im Bad … da fehlt Klopapier.“ Cornelius nickte rüber zu der offenstehenden Tür.

„Kann nicht sein. Neben dem Klo stapeln sich die Rollen.“

„Du irrst dich. Da ist nichts. Ich hab das letzte Blatt aufgebraucht“, beharrte Cornelius, wobei er auf dem dämlichen Handy rumtippte.

„Ach? Willst du andeuten, dass du dir eben den Arsch nicht abwischen konntest?“, höhnte Ole und sein Blick wanderte automatisch genau dorthin, wo er eine braune Spur vermutete. Deshalb hatte Cornelius so lange gebraucht.

„Nein! Bitte guck mal nach. Bitte!“

Was hatte der Idiot nur plötzlich? Cornelius tat ja so, als würde vom Klopapier sein persönliches Glück abhängen. Mit einem genervten Schnauben erfüllte Ole die Bitte. Schon als er um die Ecke bog, sah er den Turm Klorollen neben der Kloschüssel. Er wollte gerade zurück ins Wohnzimmer stürmen, als sein Blick auf den Spiegel fiel. Was – bitteschön! – war das denn?

„I.I.Y.“, konnte er entziffern. Das weiße Zeug, das er als Rasierschaum identifizierte, zerfloss und tropfte zum Teil auf das Regal. Um die Lettern war ein ungeschicktes Herz gemalt. War das Cornelius‘ Art, ihm etwas sagen zu wollen? IIY? I ill you? Ich mache dich krank? Hatte er HIV? Ich irrer Younkie? Schrieb man das nicht mit ‚J‘? Okay, sicher hatte dort ursprünglich I.L.Y. gestanden und der untere Strich des ‚L‘ war als Erstes der Schwerkraft erlegen. Doch so einfach würde er es dem verstockten Idioten nicht machen.

Oles Herz klopfte aufgeregt, als er zurück ins Wohnzimmer ging. Cornelius sah hoch und wirkte dabei so nervös, dass Ole sein Mitleid bekämpfen musste. Der verdammte Kerl bekam die Zähne nicht auseinander, aber mit Rasierschaum herumschmieren konnte er. Na warte!

„Irgendjemand …“ Er betonte das Wort sehr deutlich. „… hat meinen Spiegel eingesaut. Hier muss eingebrochen worden sein. Ehrlich gesagt hab ich etwas Angst. Die Botschaft scheint zu lauten: Du Arsch, ich werde dich krank machen.“

„Bitte?“, flüsterte Cornelius und sackte in sich zusammen.

„Willst du mal gucken?“ Lauernd beobachtete Ole den starken Kerl, der im Moment auf Teenagerniveau schrumpfte.

„Ich wollte … Ich war das und da steht … da sollte stehen …“, stammelte Cornelius mit hängendem Kopf.

„Sag mal, wo ist der selbstbewusste Mann hin, an den ich mein Herz verloren habe?“ Die Worte schwebten im Raum, lösten den Druck um seinen Brustkorb und Ole fühlte sich so leicht, als wäre ein Zentner Steine von ihm gefallen. Sollte Cornelius doch weiter rumstottern. Er stand zu seinen Gefühlen und würde sich nicht länger verstecken.

„Du … du … Ich?“ Cornelius sah ihn verzagt an. „Ich bin nicht gut im Reden.“

„Ja? Da kenne ich dich anders. Also: Was sollte da stehen?“

„Ich … binverliebtindich.“ Oles Gegenüber hob das Kinn, sah ihn geradewegs an und der zuckende Mund verriet, welche Überwindung die Worte ihn kosteten.

„Cornelius“, seufzte er. „Ich werde dich jetzt küssen.“

Sie prallten aufeinander, umarmten sich wie zwei Ertrinkende und küssten sich gegenseitig die Seele aus dem Leib. Ole wurde mit jeder Sekunde sicherer. Dass Cornelius Gefühle für ihn hegte, vertrieb jegliche Scheu. Ohne den Kuss zu unterbrechen, dirigierte er sie zum Bett und löste dabei schon mal Cornelius‘ Gürtelschnalle. Nachdem die Jeans offenstand, griff er gierig hinein.

„Uoh! Du bist ein Tier“, stöhnte Cornelius begeistert.

„Ein Tiger?“, fragte Ole atemlos und betastete die seidige Schwanzspitze.

„Ein … Uah! Ein Erdferkel.“

Er ließ das unkommentiert, war sowieso total abgelenkt von seinem tollen Spielzeug. Cornelius‘ hartes Glied pochte unter seinen Fingern. Leider musste er es loslassen, um die verdammten Klamotten loszuwerden. Danach bekam er keine Gelegenheit, sich erneut mit dem geilen Teil zu beschäftigen. Cornelius schubste ihn rücklings aufs Laken und machte sich lüstern über ihn her.

„Ole“, stöhnte er und knabberte an dessen Hals.

Gefühlte 1.000 Oles später war er endlich etwas tiefer angelangt. Wenn das so weiter ging, waren sie morgen früh immer noch beim Vorspiel. Ungeduldig packte Ole seinen Lover am Schopf, zog ihn hoch und rollte sich mit ihm herum.

Oben. Unten. Am Ende lag Cornelius unten, er auf ihm drauf. Den Rücken ihm zugewandt und Cornelius‘ Schwanz tief in seinem Arsch. Auf der Suche nach einem Kuss, drehte er den Kopf und ihre Münder fanden sich. Eine Hand fuhr über Oles Brust, die andere hatte sich nach unten verirrt. Es fühlte sich geil an, die Eier massiert zu bekommen und gleichzeitig gefickt zu werden. Eine Faust schloss sich um seinen Ständer und schon rauschte eine gigantische Woge heran. Er kam.

Viel später ließen sie Essen vom Chinesen liefern. Danach probierten sie noch etliche Stellungen durch, wobei Ole letztendlich die Missionarsstellung als Favoriten wählte. Er war so verliebt, dass er Cornelius ständig ansehen wollte. Vor allem dann, wenn dessen Schwanz in ihm drin steckte.

Den Sonntag verbrachten sie im Bett. Es regnete, was eine gute Begründung war, die warme Höhle nicht zu verlassen. Am Abend wechselten sie in Cornelius‘ Wohnung und gegen Mitternacht war das letzte Kondom aufgebraucht. Ole brannte ohnehin der Arsch, weshalb eine Zwangspause bitter nötig war.

Das gemeinsame Frühstück am Montagmorgen fiel schweigsam aus. Ole hatte keine Ahnung, wie es weitergehen würde. Er wollte Cornelius zu nichts zwingen und wenn sie ihre Beziehung geheim halten mussten, war er damit auch einverstanden. Für Cornelius würde er alles tun, auch wenn das erbärmlich klang. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so wohl gefühlt und der Sex war gigantisch.

„Ich bringe dich zur Arbeit, wenn das okay für dich ist“, bot Cornelius an, während sie den Tisch abräumten.

„Sehr okay. Sehen wir uns heute Abend?“

„Natürlich! Wie soll ich es ohne dich aushalten?“ Ein flüchtiger Kuss auf die Wange begleitete die Worte und Ole war selig.

Mittags traf er Gunther in der Kantine und setzte sich zu ihm an den Tisch.

„Mensch! Du strahlst ja so, als wenn du frisch verliebt bist.“ Der Kollege schob eine Gabel voll Nudeln in den Mund und fügte hinzu: „Schorry. Wollte dir nischt zu nah treten.“

„Schon gut. Wenn du so dämlich grinsend durch die Gegend laufen würdest wie ich, würde ich auch einen dummen Spruch machen.“ Ole war wohl bewusst, dass seine Mundwinkel zu einem Dauergrinsen festgefroren waren. Er pikte eine Gurkenscheibe auf und betrachtete sie versonnen. „Das Leben ist schön.“

„Kenne ich den Typ?“ Gunther griff nach seinem Glas und sah ihn über den Rand hinweg an, während er einen Schluck nahm.

„Glaube ich nicht“, meinte Ole ausweichend.

„Ist ja auch egal. Von mir aus kannst du ihn Dienstag mitbringen. Bin sicher, dass die anderen nichts dagegen haben.“

„Mal gucken.“

„Am Wochenende ist Party bei Timo. Ich soll dir ausrichten, dass du auch eingeladen bist.“ Gunther stellte das Wasserglas ab und betrachte die Reste auf seinem Teller, dann wanderte sein Blick rüber zu Oles Salat. „Darf ich die Tomate haben?“

„Klar. Die esse ich eh nicht.“

„Also, wenn du mich fragst, gibt es noch mindestens einen Homo in unserer Clique. Ich hab da einen Verdacht.“ Präzise stach Gunther die Zinken seiner Gabel in die unschuldige Tomatenscheibe.

Oles Blut stockte. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber seine Finger zitterten so stark, dass er das Besteck weglegen musste. „Ach ja? Wer denn?“, brachte er mühsam heraus.

„Na, Frank. Ist doch klar. Der Kerl war so begeistert, als du dich geoutet hast. Ich dachte, der springt dich jeden Moment an.“ Genüsslich kaute Gunther auf der Tomate herum und zwinkerte ihm zu. „Pass bloß auf, dass du Dienstag nicht neben ihm sitzt.“

Die Erleichterung war groß. Ole stieß den angehaltenen Atem aus, zwang das Lächeln auf seine Lippen zurück und nahm die Gabel wieder hoch. „Danke für die Warnung.“

„Gern geschehen. Ich muss dann wieder.“ Gunther stand auf, nahm seine Tablett hoch und ging davon.

Ole starrte noch einen Weile auf seinen Teller, bevor er weiter essen konnte. Es würde schwer werden, das Geheimnis zu bewahren. Anscheinend hatten die anderen Blut geleckt und waren nun versessen darauf, die sexuelle Ausrichtung eines jeden Cliquenmitglieds auf den Prüfstand zu stellen. Was Cornelius wohl dazu sagen würde?

Am Ende behielt Ole lieber für sich, was Gunther vermutete. Er wollte die Stimmung nicht zerstören, außerdem durfte er Cornelius toppen, was seine Gedanken in ganz andere Bahnen lenkte. Na ja, weniger die Gedanken, eher den Blutfluss. Jedenfalls kamen sie kaum zum Reden und vielleicht war das auch gut so. Cornelius brauchte nicht alles wissen und den Stammtisch würden sie eben meiden.

Den Dienstag über wich Ole Gunther aus. Dafür brauchte er einfach nicht in die Kantine gehen, also war das leicht. Nach Feierabend fuhr er heim, duschte und wechselte seine Klamotten. Wie selbstverständlich hatte Cornelius am Morgen gesagt: „Bis nachher. Du kommst doch zu mir, oder?“ Er hatte ihm sogar einen Schlüssel in die Hand gedrückt. „Falls ich länger arbeiten muss“, war Cornelius‘ Begründung.

Während Ole im Bus saß, spielte er in der Tasche mit dem Schlüsselbund. Einerseits freute er sich auf Cornelius, andererseits wäre er gern in den Rostigen Nagel gegangen. Vielleicht könnten sie im Abstand weniger Minuten das Lokal betreten und sich in gebührendem Abstand unter die Freunde mischen. Meist waren locker 15 Leute anwesend und die Stimmung ausgelassen, sodass es kaum auffallen würde, wenn sie sich gelegentlich dumm angrinsten.

Als er die Wohnung betrat, duftete es nach Essen. Er guckte in die Küche, entdeckte eine Pfanne auf dem Herd, aber keinen Cornelius. Im Bad plätscherte Wasser. Sofort war Oles Libido erwacht. Noch im Flur streifte er seine Klamotten ab, betrat nackt das Badezimmer und drängelte sich zu Cornelius unter die Dusche. Es dauerte nur Sekunden, bis jeder vernünftige Gedanke aus seinem Hirn verbannt war.

Cornelius war froh, dass er in weiser Voraussicht ein Kondom in der Seifenschale deponiert hatte. Die langen Stunden der Trennung waren kaum auszuhalten und er auf dem Heimweg schon derart rattig gewesen, dass es ohne großartiges Vorspiel gleich zur Sache ging. Zum Glück war Ole auch scharf wie nichts Gutes. Keuchend vögelten sie unter dem heißen Duschstrahl, bis Sperma gegen die Fliesen klatschte. Cornelius‘ Knie wurden weich, als er Oles krampfenden Muskel spürte. Der Höhepunkt blies seinen Kopf leer und für Sekunden war er eins mit seinem Liebsten.

Während sie sich gegenseitig abtrockneten überlegte er, wie Ole wohl auf seinen Plan reagieren würde. Cornelius wollte gern in den Rostigen Nagel, allerdings ohne sich zu outen. Dafür war er einfach noch nicht bereit. Ob Ole das verstehen würde?

„Sag mal, was hältst du davon, wenn wir nach dem Essen ausgehen? Heute ist Stammtisch und da ich letzte Woche schon gefehlt habe, würde ich gern hingehen.“ Cornelius warf sein Handtuch über die Heizung und suchte Oles Blick.

„Gute Idee. Wir könnte im Abstand von fünf Minuten dort aufschlagen, dann merkt keiner was“, stimmte sein Schatz zu und lächelte dabei verständig.

In diesem Augenblick verliebte er sich ein zweites Mal in Ole. Womit hatte er so ein Goldstück verdient? Ein ganzer Schwarm Schmetterlinge tanzte in seinem Bauch und am liebsten hätte er den geilen Kerl gleich ein weiteres Mal vernascht.

„Ich hab Hunger“, lenkte Ole ab, gab ihm einen Kuss auf den Mund und ging in den Flur.

Cornelius war so aufgewühlt, dass er keinen Appetit mehr hatte. Immer wieder starrte er sein Gegenüber an und es gelang ihm nur mit Mühe, wenigstens ein paar Bissen des Reisgerichtes runterzuwürgen. Fühlte sich so Liebe an? So, als wenn man vor Glück platzen könnte und in die Welt rausschreien möchte, dass dieser wundervolle Mann zu ihm gehörte?

„Cornelius? Geht’s dir gut?“ Ole ließ die Gabel sinken und betrachtete ihn besorgt.

„Mhm.“

„Magst du dein eigenes Essen nicht?“

„Doch. Bin nur satt.“

„Okeee“, meinte Ole gedehnt und widmete sich wieder seinem Teller.

Eine halbe Stunde später stellte Cornelius seinen Golf auf dem Parkplatz hinter dem Rostigen Nagel ab. Es war bereits dunkel, was sein Vorhaben begünstigte.

„Ich komme in zehn Minuten hinterher“, wandte er sich an Ole, gab ihm einen langen Kuss und schubste ihn dann sanft an. „Wir bleiben nicht lange. Die ganze Nacht gehört uns“, versprach er leise.

„Freu mich schon“, flüsterte Ole, lächelte leicht und stieg aus.

Cornelius sah ihn im Rückspiegel auf den Hintereingang zulaufen. Ihm war ganz warm ums Herz und er schloss kurz die Augen. Ole gehörte zu ihm. Sie waren zusammen. Das fühlte sich verdammt gut an.

Die Zeit kroch elendig langsam voran. Scheinwerfer erhellten kurz den Innenraum seines Wagens, als ein Auto auf den Parkplatz rollte und einige Meter entfernt zum Stehen kam. Cornelius erkannte Timo und duckte sich hinters Lenkrad. Was für ein Scheißspiel. Es fühlte sich lächerlich an und was sollte er sagen, wenn Timo ihn entdeckte? Zum Glück beachtete der die parkenden Fahrzeuge nicht, sondern ging gleich auf die Kneipe zu. Cornelius atmete auf. Eine Ewigkeit später waren die zehn Minuten endlich um.

Vier Tische waren zusammengerückt worden, damit alle Platz hatten. Cornelius grüßte in die Runde, entdeckte Ole neben Frank und setzte sich selbst neben Gunther, der gutmütig ein Stück beiseite rückte, damit ein weiterer Stuhl an den Tisch passte. Nahezu alle Freunde waren versammelt, es fehlten lediglich drei oder vier. Die Bedienung stellte ein Tablett voller Bierkrüge auf den Tisch und überließ es ihnen, diese zu verteilen. Man kannte sie hier und wusste, dass keiner von ihnen die Zeche prellen würde.

„Frank baggert wie blöde. Ole guckt schon ganz komisch“, brummelte Gunther amüsiert.

„Was?“ Cornelius‘ Blick irrte über die Tische zu Ole.

Frank hatte einen Arm auf dessen Stuhllehne abgelegt und flüsterte irgendetwas in Oles Ohr. Cornelius sah, wie sein Schatz errötete und sich weglehnte, doch Frank gab nicht auf. Rote Kringel erschienen vor seinen Augen. Wut ballte sich in seinem Magen zu einem Feuerball zusammen. Als Frank dann auch noch einen Kuss auf Oles Wange schmatzte, brannten bei ihm alle Sicherungen durch.

„Lass meinen Mann in Ruhe!“, brüllte er quer über die Tische, sprang auf und erdolchte Frank mit Blicken. „Ole gehört zu mir!“

Schlagartig herrschte Stille. Aller Augen waren auf ihn gerichtet und Cornelius begriff, dass er sich gerade selbst in die Scheiße geritten hatte. Ihm wurde speiübel. Das war’s dann wohl. Er stieß sich das Schienbein an Gunthers Stuhl, als er ungeschickt aus der Lücke manövrierte. Wie betäubt torkelte er auf den Ausgang zu, schubste die Tür auf und lehnte sich draußen gegen die kalte Mauer.

„Scheiße-Scheiße-Scheiße“, stöhnte er, das Gesicht in den Händen vergraben.

„Das war unglaublich mutig von dir.“ Oles Stimme klang gedämpft, übertönt von dem wilden Pochen seines Herzens.

„Ich konnte einfach nicht zugucken, wie Frank an dir rumgrabbelt.“ Er ließ die Hände sinken und sah Ole verzweifelt an. „Ich konnte einfach nicht. Dazu mag ich dich zu sehr.“

„Sch. Alles ist gut.“ Warme Handflächen legten sich an seine Wangen, heiße Lippen berührten seine. „Ich soll dich wieder reinholen. Frank will sich entschuldigen.“

„Der Arsch kann mich mal!“, stieß Cornelius hervor, umarmte Ole und presste ihn so fest an seine Brust, dass ein atemloses Japsen erklang. „Ich liebe dich“, flüsterte er. „Niemand darf dich angraben. Ich will das nicht.“

„Nun krieg dich wieder ein“, ertönte Franks Stimme von der Tür her. „Hey, es tut mir leid. Wusste doch nicht, dass du und Ole zusammen ficken.“ Lässig schlenderte der Arsch auf sie zu, wobei sein Blick neugierig zwischen ihnen hin und her wanderte. „Der Kleine ist sexy. Wollte doch nur mein Glück versuchen.“

„Bin nicht klein!“, echauffierte Ole sich, wobei er Cornelius wegdrückte.

„Lass die Finger von ihm! Ich polier dir sonst die Fresse.“

„Bleib cool. Ich rühr ihn nicht mehr an, okay? Und nun kommt wieder rein. Wir müssen noch was wegen Timos Party besprechen.“ Frank drehte um, ging zurück und hielt die Tür auf. „Na, husch-husch! Mir friert gerade der Arsch ab. Die köpfen mich da drinnen, wenn ich ohne euch zurückkehre.“

Nach seinem Abgang hätte Cornelius nie vermutet, dass er wie ein König in die Mitte seiner Freunde zurückkehren würde. Sie hatten sogar zwei Stühle für ihn und Ole nebeneinander freigemacht. Natürlich musste er den einen oder anderen dummen Spruch über sich ergehen lassen, aber im Ganzen konzentrierte sich die Aufmerksamkeit eher auf Timos Fete. Er hielt Oles Hand fest umklammert und irgendwie war es genau dieser Körperkontakt, der ihm Kraft gab. Sein Schatz war viel stärker als er selbst. Wer hätte das gedacht? Immer wieder lächelte er Ole zu und dass er das nun im Kreis seiner Freunde tun durfte, verstärkte das glückselige Gefühl in seinem Bauch. Er hatte den Richtigen gefunden, dank Bruce Willis. Oder war der gar nicht schuld?

Gunther guckte schmunzelnd in die Runde. Also hatte er recht gehabt. Dass Cornelius etwas verbarg, war ihm schon lange klar gewesen und Oles Reaktion hatte das bestätigt. Frank war nur eine Strohpuppe, die er benutzt hatte, um seine Vermutung zu überprüfen. Sein Blick verharrte auf einem Gesicht. Nanu? War das etwa Eifersucht? Gunther schüttelte den Kopf, grinste in sich rein und beobachtete weiter den schmachtenden Blick, der auf Frank lag. Wer hätte das gedacht? Anscheinend hatten noch mehr Leute ein Geheimnis. Er konnte schweigen.

ENDE

Frank und Timo

Timo ist verknallt. Ausgerechnet in Frank, den Filou und Frauenschwarm, Sohn reicher Eltern. Als Frank dann auch noch mit Biggi, Timos Mitbewohnerin, eine Affäre anfängt, scheint die Katastrophe perfekt. Der weitere Verlauf ist gespickt von Missverständnissen, Joints, Alkohol und einem armen Wolfgang, der so gar nichts dafür kann, dass er da ist.