Ontologie, Ethik, Erkenntnistheorie - Joachim Stiller - E-Book

Ontologie, Ethik, Erkenntnistheorie E-Book

Joachim Stiller

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Beschreibung

Das vorliegende Werk ist ein Auszug aus Stillers Grundriss der Philosophie und eignet sich als Kurzeinführung in die Philosophie. Das Werk besteht aus drei Teilen, einer Ontologie, die sich eng an die Metaphysik von Aristoteles anlehnt, eine negative Ethik auf der Grundlage des Nichtsschadensprinzips und einer Erkenntnistheorie, die die bekannten Erkenntnistheorien von Thomas von Aquin, Immanuel Kant und Rudolf Steiner noch einmal erweitert.

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Joachim Stiller

Ontologie, Ethik, Erkenntnistheorie

Eine kleine Einführung in die Philosophie

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Ontologie

Negative Ethik

Erkenntnistheorie

Impressum neobooks

Ontologie

Seinsontologie - Sein und Seiendes

„Der Begriff Sein (griechisch einai, lateinisch esse - Infinitiv) bedeutet in der Philosophie Dasein, Gegebensein, In-der-Welt-sein, etwas Allgemeines, allem Zugrundeliegendes, aber auch das alles umfassende Höchste (Gott). Im Gegensatz dazu kennzeichnet der Begriff des Seienden (griechisch to on, mittellateinisch ens - Partizip) einzelne Gegenstände oder Tatsachen. Seiendes kann auch die Gesamtheit des Existierenden, also „die ganze Welt“, bezeichnen, solange dies räumlich und zeitlich bestimmbar ist. Sein ist hingegen das unveränderliche, zeitlose, umfassende Wesen (griechisch ousia, lateinisch essentia) sowohl einzelner Gegenstände als auch der Welt als Ganzes.

Die Begriffe „Seiendes“ und „Sein“ stehen in einem Spannungsverhältnis, da jedem Seiendem in irgendeiner Weise ein Sein zukommt. Seiendes ist im Werden vergänglich. Seiendes ist gewordenes Mögliches. Die Untersuchung des Wesens von allem Seienden ist Hauptgegenstand der Ontologie. Ein weiteres Thema ist die Abgrenzung des Seienden zum Nichtseienden. So betont jede Form des Realismus, dass es sich vor allem beim sinnlich Gegebenen um Seiendes handelt, dagegen bei bloß Gedachtem eher um Nichtseiendes. Seiendes setzt eine existierende Welt von Gegenständen, Eigenschaften oder Beziehungen voraus. Im Gegensatz dazu sehen die verschiedenen Formen des Idealismus das eigentlich Seiende in der Innenwelt des rein gedanklich Vorgestellten, während gerade die Realität einer Außenwelt bestritten und für bloßen Schein gehalten wird.

Der Begriff des Seins hat den weitesten möglichen Bedeutungsumfang (Expansion) überhaupt, weil er sich auf alles, was denkbar ist, beziehen kann. Alles, was denkbar ist, bedeutet dabei alles, was nicht „nicht ist“. Für Sein und Nichts gilt der Satz vom ausgeschlossenen Dritten. Erst durch den Begriff des Seins wird die Vorstellung von Negation und Differenz möglich. Differenz ist der Übergang vom Sein zum Seienden. Das Sein und das Seiende stehen in einem dialektischen Verhältnis zueinander. Aus dem Sein (These) und dem Nichts (Antithese) ergibt sich durch die Unterscheidbarkeit das Seiende (Synthese). Der Unterschied von Sein und Existenz besteht darin, dass man mit Existenz ein Sein in der Realität mit einer örtlichen und zeitlichen Bestimmung meint. Dem gegenüber kann man auch solchen Gegenständen ohne bewiesene Existenz durchaus Eigenschaften zuschreiben: Atlantis ist ein untergegangenes Weltreich.“ (Wiki)

Der Begriff des Seins

„Ein erster Zugang zum Thema ist der sprachliche Gebrauch des Ausdrucks sein. Im umgangssprachlichen Deutsch und in den indogermanischen Sprachen überhaupt wird „sein“ als sprachliche Verknüpfung, als Kopula, zur Verbindung von Subjekt und Prädikat in Sätzen grammatisch oder in Aussagen der Logik verwendet. Ob diese grammatische Funktion als bloße Kopula einer semantischen Bedeutungslosigkeit des Wortes „Sein“ entspricht, wird spätestens seit Aristoteles kontrovers diskutiert.

„Auch das Sein oder Nichtsein ist kein bedeutungshaltiges Zeichen der Sache [von der es gesagt wird], auch dann nicht, wenn man das "seiend" an sich selbst nackt sagen würde, denn es selbst ist gar nichts, sondern bezeichnet eine gewisse Verbindung [zu etwas] hinzu, welche ohne das Verbundene nicht zu denken ist“ – Aristoteles

Dabei kommt es, so eine Beobachtung von Aristoteles, die auch heute noch viele Philosophen für zutreffend halten, je nach Aussagekonstellation zu verschiedenen Bedeutungen des Wortes „ist“. „Da aber das Seiende, schlechthin ausgesprochen, in vielfachen Bedeutungen gebraucht wird.“ (Aristoteles)

Die Folien der ontologischen Differenzen:

Sein / ist (Einheit)

Seiendes (Vielheit)

Sein / ist (Existenz)

Nicht-Sein (Nichtexistenz)

Sein / bleibt (Beharren)

Werden (Veränderung)

Das Sein ist transzendental. Das Sein ist eine Kategorie des Verstandes und somit ein tranzendentaler Verstandesbegriff. Kant hat das noch nicht gewusst.

Die ontologische Differenz

„Sein ist jeweils das Sein eines Seienden“ (Heidegger), jedoch nicht darauf reduzierbar: „Das Sein des Seienden 'ist' nicht selbst ein Seiendes.“ (Heidegger) Eine Suche nach dem Sein fördert somit immer nur Seiendes zutage. Allerdings bleibt das Sein als kontextueller Hintergrund die Voraussetzung dafür, dass Seiendes ist. Nur so kann etwas als etwas aufgefasst werden. Damit bleiben trotz der Differenz Sein und Seiendes aufeinander bezogen. Keines ist ohne das andere denkbar: Ihr Verhältnis besteht in der Identität der Differenz.

Schon Aristoteles kannte im Prinzip den Unterschied von Sein und Seiendem. Das Buch Gamma (Buch IV) der Metaphysik beginnt er mit den folgenden Worten:

„Es gibt eine Wissenschaft, die das Seiende als Seiendes und die demselben an und für sich zukommenden Bestimmungen betrachtet. Sie fällt mit keiner der sogenannten Spezialwissenschaften zusammen. Denn keine der letzteren handelt allgemein vom Seienden als solchem; sie sondern vielmehr ein bestimmtes Gebiet aus und betrachten dasjenige, was dem diesem Gebiet angehörenden Gegenstande zukommt. So macht es z.B. die Mathematik. Da wir nun die obersten Prinzipien und Gründe suchen, so sind diese offenbar als Gründe einer an und für sich bestehenden Wesenheit zu denken. Wenn nun diejenigen, die die Elemente dessen was ist erforscht haben, gleichfalls diese Prinzipien gesucht haben, so ergibt sich mit Notwendigkeit, dass auch die Elemente, die sie meinten, Elemente sind des Seienden nicht als dessen was an anderem ist, sondern was schlechthin ist, und dass deshalb auch wir die obersten Gründe des Seienden rein sofern es ist ins Auge zu fassen haben.“

Aristoteles sagt hier, dass es eine Wissenschaft vom Sein des Seienden gibt, die mit keiner andern Wissenschaft zusammenfällt. Sie allein ist die Wissenschaft der letzten Gründe. Damit ist wohl auch die Ausgangsfrage aus Buch Beta (Buch III) geklärt. Interessant ist, dass hier schon vom Sein des Seienden (das Seiende „als“ Seiendes) die Rede ist, womit gezeigt ist, dass Heidegger weitestgehend Unrecht hat, wenn er von einer "Seinsvergessenheit" der alten Philosophie spricht. Übrigens, wenn es ein Sein des Seienden gibt, dann gibt es auch ein Werden des Werdenden. Ich persönlich möchte hier einmal den Vorschlag machen, lieber vom Sein und Werden "der Dinge" zu sprechen. Das ist etwas neutraler.

Joachim Stiller Münster, 2013/14

Wesensmetaphysik - Die Essenz-Akzidens-Lehre

„Die ontologische Analyse des Aristoteles nahm ihren Ausgang von der Untersuchung der Veränderungen, die an den Substanzen erfolgen. Die Ortsbewegung ist nur eine dieser Veränderungen. Andere Veränderungen betreffen etwa die Quantität (z.B. zunehmen und abnehmen), die Qualität (z.B. erkranken und genesen), die Beziehungen, in welchen die Substanz steht (z.B. sich nähren und sich entfernen) etc. In allen diesen Veränderungen ändert sich eine Bestimmung der Substanz, während die Substanz selbst sich gleichbleibt (Anm: zumindest erst einmal). Damit ergibt sich eine wichtige Unterscheidung:

Die Beziehung zwischen Akzidens und Substanz ist eine Akt-Potenz-Beziehung. Die Substanz ist in Potenz gegenüber den Akzidenzien. Akzidenzien sind Akte, welche die Substanz bestimmen. Dabei bedingen sich beide Seiten. Die Substanz ist nur wirklich in durchgängiger akzidentieller Bestimmung. Die Akzidenzien sind nur wirklich an der Substanz.“ (Arno Anzenbacher: „Einführung in die Philosophie“ S.65f)

Ich möchte hier, und das ist heute eine allgemein anerkannte Kritik sowohl an Aristoteles, als auch an Thomas von Aquin, die diese Substanz-Akzidens-Differenz nicht ganz zu Ende gedacht haben, feststellen, dass sich nicht nur die Akzidenzien verändern (als Bestimmungen des Substanz), sondern auch die Substanz selber (z.B. faulen oder verwesen). Es können sich also die akzidentiellen Eigenschaften ändern, aber auch die substantiellen.

„Erinnern wir uns an die platonische Unterscheidung zwischen Erscheinung und eigentlichem Sein. Wir sehen jetzt, dass die Erscheinung den Charakter des Akzidentiellen hat. Die Substanz tritt in ihren Akzidenzien in Erscheinung. Wir nehmen von der Kuh ihre Größe, Figur, Farbe, ihre Bewegung war; wir riechen und hören sie. Die Substanz zeigt sich in ihren erscheinenden Akzidenzien. Durch die Akzidenzien erfahren wir, welcher Art die Substanz ist.“ (Arno Anzenbacher: „Einführung in die Philosophie“ S.66)

Thomas von Aquin unterschied neuen Akzidenzien, und zwar alle Kategorien von Aristoteles, außer der Substanz. Allerdings kann sich auch die Substanz verändern. Ich selber unterscheide daher folgende Arten der Veränderung:

Veränderung der Quantität