Optimal vorbereitet in die Prüfung - Martin Schuster - E-Book

Optimal vorbereitet in die Prüfung E-Book

Martin Schuster

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Beschreibung

Zu einer optimalen Prüfungsvorbereitung gehören neben den richtigen Lerntechniken auch eine gute Planung der Lernaktivitäten, die Motivation zum Lernen und der Umgang mit Prüfungsängsten. Und für das Bestehen einer Prüfung ist es natürlich zudem wichtig, sich in der Prüfung richtig zu verhalten. Ziel des Ratgebers ist es, wissenschaftlich fundierte und an zahlreichen Beispielen veranschaulichte Informationen zur Prüfungsvorbereitung zu geben. Welche Aktivitäten begünstigen das Lernen? Wie kann das Lernen großer Stoffmengen organisiert werden? Welche effektiven Lerntechniken gibt es und wie können diese erfolgreich eingesetzt werden? Wie kann mit emotionalen Problemen wie Lernunlust und Prüfungsängsten umgegangen werden? Welche Erkenntnisse kann man aus dem Prüfungsverhalten erfolgreicher Absolventen gewinnen und welche Vorgehensweisen übernehmen? Der Ratgeber gibt kurz und bündig Antworten auf diese Fragen und zeigt auf, dass Lernen auch eine lustvolle und spaßbringende Aktivität sein kann.

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[1][2][3]

Optimal vorbereitet in die Prüfung

Erfolgreiches Lernen, richtiges Prüfungsverhalten, Angstbewältigung

von Martin Schuster

2., aktualisierte und erweiterte Auflage

[3]Prof. Dr. Martin Schuster, geb. 1946. Verhaltenstherapeut und Kunsttherapeut. 1976-2010 Akademischer Rat am Institut für Psychologie der Universität zu Köln. Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher zu Themen der Psychologie des Lernens, wie z.B. „Lernen zu lernen“, „Besser lernen“, aber auch zu Themen der Psychotherapie, wie z.B. „Schüchternheit“, „Prüfungsangst und Lampenfieber“.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Die erste Auflage des Buches ist 2001 unter dem Titel „Für Prüfungen lernen. Strategien zur optimalen Prüfungsvorbereitung“ erschienen.

© 2001 und 2014 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG

Göttingen • Bern • Wien • Paris • Oxford • Prag • Toronto • Boston

Amsterdam • Kopenhagen • Stockholm • Florenz • Helsinki

Merkelstraße 3, 37085 Göttingen

http://www.hogrefe.de Aktuelle Informationen • Weitere Titel zum Thema • Ergänzende Materialien

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Umschlagabbildung: © fotoschab - Fotolia.com

Satz: ARThür Grafik-Design & Kunst, Weimar

Format: EPUB

EPUB-ISBN 978-3-8444-2612-0

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

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Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Audiodateien.

[5]Inhalt

1 Lerntipps

1.1 Warum ist lernen so schwer?

1.2 Die Lernaktivität planen

1.2.1 Der Lernplan

1.2.2 Die Auswahl des Lernstoffs

1.3 Was ist wichtig?

1.4 Sie können den Quatsch noch nicht einmal lesen!

1.5 Eine Lesestrategie

1.6 Beim Lesen besonders markieren: Modelle und Analogien

1.7 Lernen durch Einsicht, den Text verstehen

1.8 Missverständnisse und richtiges Verständnis von „Üben“ und „Wiederholen“

1.9 Noch einmal: Wiederholung

1.10 Sich selbst so abfragen, wie geprüft wird

1.11 Unbemerkt schlüpft die Lernumgebung mit ins Gedächtnis

1.12 Eine Ideenkarte anfertigen

1.13 Die Aufmerksamkeit

1.14 Was geht mich das an?

1.15 Langeweile überwinden

1.16 Pausen und Pausenaktivitäten

1.17 Nicht im Schlaf, sondern vor dem Schlafengehen lernen!

1.18 Automatisch lernen

1.19 Auch Männer sollten weinen (können)!

1.20 Verschiedene Menschen lernen anders

1.21 Kreativ lernen

2 Die Tricks der Gedächtniskünstler

2.1 Die Loci-Technik

2.1.1 Lernen von Wortlisten mit der Loci-Technik

2.1.2 Lernen von Zahlen mit der (etwas abgewandelten) Loci-Technik

[6]2.1.3 Das Lernen von Vokabeln mit einer (etwas abgewandelten) Loci-Technik, der Ersatzworttechnik

2.1.4 Weitere nützliche Anwendungen der Loci-Technik

2.2 Andere Eselsbrücken für Aufzählungen, Wortlisten oder Gliederungen

2.2.1 Die Kennworttechnik

2.2.2 Akronyme

2.2.3 Die Geschichtentechnik

2.3 Das phonetische System

2.4 Lernen mit Reimen

3 Spezielle Lern- und Merkaufgaben

3.1 Vokabeln und Namen

3.2 Häufige Handlungen: Herd an oder Herd aus?

3.3 Lernen von Bewegungen

3.4 Sich an Vornahmen und Termine erinnern

3.5 Lernen richtig hinzuschauen

3.6 Nützliches im Internet

4 Körperliche Bedingungen des Lernens

5 Die Lernmotivation

5.1 Die richtige Einstellung finden

5.2 Wirklich anfangen

5.3 Bei Laune bleiben

5.4 Kränkungen beim Lernen vermindern

6 Angst beim Lernen – Prüfungsangst

6.1 Richtiges Atmen

6.2 Angstgedanken abschalten

6.3 Autosuggestionen

6.4 Entspannung

6.5 Bewegung

6.6 Erfahrung, auch unter Angst leistungsfähig zu sein

6.7 Am Modell lernen

6.8 Dialog mit der Angst

6.9 Ankern

[7]6.10 Die grundlegenden Dimensionen des Problems malen und in der Vorstellung bewältigen

6.11 Ausgewählte Medikamente

6.12 Soziale Anpassung in der Prüfung

7 Das soziale Umfeld

7.1 Die Mitprüflinge

7.2 Die Eltern

7.3 Die Partner

7.4 Der Prüfer

7.5 Ehemalige Kandidaten

8 Verhaltenstipps in Prüfungen

8.1 Sich informieren

8.2 Sich gut fühlen

8.3 Die Zeit vor der Prüfung

8.4 Selbst die Initiative ergreifen

8.5 Kritische Situationen in Prüfungen

9 Nützliche Literatur

10 Sachregister

[8][9]1 Lerntipps

1.1Warum ist lernen so schwer?

Man muss normalerweise nicht „absichtlich“ lernen. Lernen ist ein automatischer Begleitprozess der täglichen Aktivitäten. Ich lese eine Zeitung und merke mir, dass bald ein Konzert meiner Lieblingsband stattfindet. Es ist gut, dass ich’s mir merken konnte, aber ich habe nichts weiter getan, um es mir einzuprägen. Und – das ist das Schlimme – die meisten Menschen wüssten auch gar nicht, was sie tun sollten, um etwas zu lernen oder zu behalten. Eigentlich kann man sich darauf verlassen, dass man sich alle wichtigen Sachen schon irgendwie merken wird. Wenn es zu viel wird oder man an der eigenen Merkfähigkeit zweifelt, dann schreibt man sich die Information eben auf!

In der Schule und im Studium ist es zumeist nicht anders: Man liest etwas, man nimmt es im Vortrag zur Kenntnis, man übt Bewegungen ein, und Lehrer und Schüler verlassen sich darauf, dass sich die täglichen Aktivitäten schon irgendwie einprägen werden.

Das funktioniert zumeist. Allerdings tut es das nicht mehr, wenn in kurzer Zeit riesige Mengen Stoff zu lernen sind. Dann ahnen Schüler und Studenten, dass sie in Wirklichkeit gar nicht absichtlich und willkürlich lernen können und sind einigermaßen verzweifelt. Was sollen sie jetzt anstellen?

Auch dieser Text zur Prüfungsvorbereitung kann das Lernen nicht zu einem Willkür-Akt machen wie das Schnippen mit den Fingern. Was wir aber tun können, ist, zwischen Aktivitäten zu unterscheiden, die ein Lernen begünstigen, und Aktivitäten, die nicht zum „Hängenbleiben“ des Stoffes führen. Davon handelt dieser Lernführer. Dabei wird die umfangreiche Aufgabe „Lernen für eine Prüfung“ in kleine, leicht zu bewältigende Schritte aufgeteilt.

[10]Zu dem Text sei weiter angemerkt: (1) Was hier empfohlen wird, ist (wissenschaftlich) geprüft und bestätigt. (2) Ich verbreite keinen übertriebenen Optimismus, sondern empfehle, was möglich ist. (3) Ich lulle Sie nicht mit überflüssigen Geschichtchen ein, d. h. der Text ist so kurz wie möglich und nötig. Sie wollen ja etwas lernen und sich nicht unnötig lange mit Vorbereitungen aufhalten.

Traditionelle Texte, die beim Lernen helfen wollen, orientieren sich an den Grenzen des psychologischen Faches „Lernen und Gedächtnis“. Erfolgreiches Lernen hat aber darüber hinaus emotionale Anteile: z. B. muss Prüfungsangst bewältigt oder Langeweile und mitunter Widerwillen überwunden werden. Man muss es zudem schaffen, sich zu motivieren.

Lernen findet auch in einem sozialen Kontext statt, der wesentlich zum Gelingen oder Misslingen beitragen kann, und schließlich muss auch das Ergebnis in einem sozialen Kontext präsentiert werden. Hier werden in einer erweiterten Betrachtung des Lernvorganges diese und auch noch körperliche Voraussetzungen und Bedingungen des Lernens und des Lernerfolges behandelt.

1.2 Die Lernaktivität planen

1.2.1Der Lernplan

Meist lernt man zur Vorbereitung von Prüfungen. Der ungefähre Termin der Prüfung steht in der Regel fest. Also können Sie, wenn Sie den Lernstoff ausgewählt haben (vgl. Kap. 1.2.2), einen Plan für die Vorbereitung anlegen. Wie viele Tage stehen zur Verfügung? Wie viele Stunden pro Tag können Sie lernen? Nach meiner Erfahrung sind Studenten und Schüler in Hinblick auf beide Fragen zu optimistisch. Viele Studenten haben während ihres Studiums nicht allzu viel Lernerfahrung gesammelt (sie haben nämlich an Seminaren teilgenommen, Referate vorbereitet oder Bücher gelesen, sie haben aber nur selten versucht, etwas zu behalten und zu reproduzieren). Nun, im Angesicht solcher Anforderungen, kommt der Moment der Wahrheit, in dem man [11]entdeckt, wie lange man sich pro Tag auf eine reine Lernaktivität konzentrieren kann. Das sollte man nicht überschätzen. Wenn Sie am Tag tatsächlich vier Stunden lernen, ist das schon eine ganze Menge. Sowohl was diese vier Stunden als auch was die Anzahl der Tage anbelangt, kommt natürlich immer wieder etwas dazwischen. Sie müssen vielleicht einmal zum Arzt, das Auto muss umgemeldet werden, Sie erhalten wichtigen Besuch. Im Nachhinein zeigt sich, dass nicht alle freien Tage bis zur Prüfung wirklich frei waren. Also muss die Planung großzügige Zeit-Pufferzonen vorsehen, in denen Sie Lernstunden nachholen können.

Eine häufige Lernstörung ist diese: Man fängt gar nicht erst an, weil ja noch so viel Zeit zur Verfügung steht. Man denkt auch gar nicht gern an die kommende Prüfungsphase – und plötzlich steht nur noch wenig, vielleicht zu wenig Zeit zur Vorbereitung zur Verfügung. Deshalb lohnt es sich nun erst recht nicht mehr anzufangen. So vergeht die Zeit ohne angemessene Vorbereitung, aber die Panik vor der Prüfung steigt von Tag zu Tag. Das vermeiden Sie durch eine rechtzeitige Planung ihrer Lernaktivität.

Sie müssen dazu natürlich wissen, wie schnell Sie lernen. Daher lohnt es sich, ganz zu Beginn (nach Auswahl des Lernstoffes) einmal die Lerngeschwindigkeit am konkreten Prüfungsstoff zu überprüfen. Wie viele Seiten des Stoffes schaffen Sie an einem Tag? Wiederum sollte man nicht zu optimistisch sein. Das Lernen geht langsamer als das Lesen, und zum Lernen sind eventuell auch noch mancherlei Verarbeitungsschritte nötig (s. u.). Ohne einen individuellen Test mit dem wirklichen Lernstoff können Sie gar nicht wissen, wie schnell Sie vorankommen.

Nachdem Sie es aber nun wissen, können Sie – vom Prüfungszeitpunkt zurückgehend – die nötigen Lerntage in einen Kalender eintragen. An den letzten ein bis zwei Tagen vor der Prüfung sollten Sie Zeit für Abfragen und Wiederholungen haben und keinen neuen Stoff mehr lernen müssen. Jetzt wissen Sie genau, wann Sie anfangen müssen!

Diesen Zeitplan sollte man nun nicht in der Schublade verschwinden lassen. Es ist sehr motivierend, den eigenen Lernfortschritt immer vor [12]Augen zu haben. Also sollte der Kalender so geartet sein, dass er immer sichtbar an der Wand oder auf dem Schreibtisch platziert ist (also ein Übersichtskalender auf einem Blatt: kein Buch-Kalender). Die vorgesehenen Lerneinheiten werden jeweils mit einer sehr deutlich sichtbaren Markierung bestätigt oder offen gelassen. So können Sie mit Stolz [13]betrachten (und abhaken), was Sie geschafft haben. Sie wissen aber auch jederzeit, wie viele Tage überraschend als Lerntage ausgefallen sind. Wenn Sie Ihr Pensum geschafft haben, können Sie sich mit erfreulicheren Aktivitäten belohnen (gut Kochen, Sport, Tanzen, Schlafen, Badewanne usf.). Diese Art der Planung erweist sich auch als sehr wirkungsvoll gegen die langsam wachsende Prüfungsangst. Wenn Sie Ihren Kalender betrachten, wissen Sie, dass Sie sich auf dem richtigen Weg befinden und dass noch genug Zeit zur Vorbereitung bleibt.

Abbildung 1: Der Lernplan wird auf einer Jahresübersicht eingetragen und gut sichtbar an einer Stelle aufgehängt die häufig wahrgenommen wird. Tage, die bereits mit anderen Aktivitäten belegt sind, als die Vorbereitung für die Prüfung sind markiert. Wenn eine vorher bestimmte Zeitmenge (z. B. 4 Stunden) mit der Vorbereitung verbracht wurde, wird als Zeichen des Erfolges eine gut sichtbare Markierung an dem Tag angebracht. Vor der Prüfung in Fach 1 (19. April) könnte der Plan also wie auf Abbildung 1 aussehen.

Ein Beispiel für einen Lernplan, wie man ihn an die Wand hängen könnte, finden Sie in Abbildung 1.

1.2.2 Die Auswahl des Lernstoffs

Mal ist ein Lernstoff vorgegeben, mal müssen Sie selbst auswählen, aus welchen Quellen Sie lernen wollen. Hier sollten rechtzeitig Entscheidungen getroffen werden, denn die Vorbereitung lässt sich ja ohne genaue Kenntnis des Stoffumfangs und der Stoffschwierigkeit nicht planen (s. o.).

Aktivierung von Kontakten

Hilfe bei dieser Entscheidung geben Personen, welche die Ihnen bevorstehende Prüfung schon einmal gemacht haben (kennen Sie solche?), natürlich auch die Prüfer mit ihren Literaturlisten oder in Sprechstunden sowie die Mitprüflinge. In der Vorbereitung zeigt sich, wie gut Ihr soziales Netz ist. Aber verzweifeln Sie nicht, wenn Sie überhaupt niemand kennen, der Ihnen einen Tipp geben kann. Seien Sie stattdessen kreativ: Heften Sie einen Zettel mit einem Kontaktwunsch zu Personen mit dem gleichen Prüfungsthema ans schwarze Brett! Sprechen Sie in Kolloquien der Prüfer andere Studenten an. Auch die anderen Prüflinge sind ängstlich und freuen sich über Kontakte, die zu Informationen führen können. Gehen Sie auf jeden Fall zu allen vorbereitenden Besprechungen, um Schicksalsgenossen kennen zu lernen. Versuchen Sie, eine Arbeitsgruppe zu organisieren. Fragen Sie eventuell [14]den Prüfer nach Adressen von Mitprüflingen. Manchmal kann er Ihnen helfen.

Die Entscheidung, ob sich ein Stoff zum Lernen eignet, sollte dann spätestens nach einem ersten Lesen der in Frage kommenden Bücher und Skripte getroffen sein und auch – es sei denn, es ergeben sich neue Gesichtspunkte – endgültig bleiben. Ein Hin- und Herpendeln zwischen verschiedenen Texten kann die Vorbereitung sehr behindern.

Lernen aus Mitschriften von gesprochenen Texten (Vorträge und Vorlesungen)

Eine Stunde Vortrag entspricht ca. 30 Seiten Text. Die Vorlesung eines Wintersemesters füllte also niedergeschrieben ca. 500 Druckseiten. Das ist viel Stoff, der natürlich nicht allein durch Zuhören im Gedächtnis bleibt. Um den Stoff später noch einmal lernen zu können, benötigt man Mitschriften. Es hat sich auch allgemein gezeigt, dass das zusammenfassende Mitschreiben während eines Vortrags die Verständnis- und Lernleistung verbessert, auch wenn gar keine weitere Bearbeitung der Mitschrift erfolgt.

Das Lernen aus eigenen Mitschriften wird durch ordentliche Schrift, regelmäßige Teilnahme und ein Minimum an Tagträumen während der Veranstaltung außerordentlich begünstigt. Gerade eigenes Mitschreiben erfüllt alle diese Voraussetzungen oft nicht, weil es gar nicht so leicht ist, zwischen Zuhören, Verstehen und Mitschreiben hin- und herzupendeln: man kommt in Zeitnot und schreibt dann vielleicht unleserlich oder unverständlich. Man ist sich im Moment der Mitschrift der späteren Bedeutung der Aufzeichnungen auch nicht bewusst (allzu oft landen sie nämlich später ungelesen im Papierkorb).

Bei Mitschriften, die vielleicht einmal Grundlage einer Prüfungsvorbereitung werden sollen (sei es für eine Klausur am Ende des Semesters oder für eine Examensprüfung), lohnt sich eine Nachbearbeitung direkt nach dem Kurs oder der Vorlesung! Können Sie am Tag nach der Vorlesung noch alles verstehen, was Sie mitgeschrieben haben? Ist der Text leserlich? Sind die Seiten richtig nummeriert und datiert? Eventuell [15]lohnt es sich wegen des Mangels in den beiden erwähnten Punkten, den Text neu in ein Schreibprogramm einzugeben. Auf jeden Fall sollte die Mitschrift zu einem Zeitpunkt nachbearbeitet werden, zu dem Ihnen der Inhalt der Vorlesung oder des Seminars noch im Gedächtnis ist, so dass sie unverständliche Stellen korrigieren können. Die Nachbearbeitung ist selbst schon wieder eine Aktivität, die das langfristige Lernen des Stoffes fördert.

Natürlich können, wenn Sie keine eigenen Mitschriften haben, auch ordentliche Mitschriften von Mitstudenten und Sitznachbarn hilfreich sein. Dies sollte aber keinesfalls alleinige Grundlage der Prüfungsvorbereitung sein. Vermutlich werden Sie aus den fremden 20 bis 50 Seiten Zusammenfassung des ca. 500 Seiten umfassenden Vorlesungsstoffes (s. o.) auch gar nicht schlau.

Manchmal verfertigen oder kopieren Studenten Skripten. Aber Vorsicht! Prüfer kennen die Fehler in solchen Skripten oft und entdecken so die Quelle der Vorbereitung. Sie sollten auf jeden Fall die angegebene Originalliteratur in der Hand gehabt haben, um im kritischen Fall über Autoren und Aussehen, Abbildungen und Beispiele dieser Bücher Auskunft geben zu können. Nach meiner Erfahrung fragen Prüfer (speziell wenn sich Prüflinge Literatur selbst auswählen konnten oder wenn mehrere Werke zur Wahl standen) bei möglichen Missverständnissen nach der Literatur, die den aktuellen Aussagen des Kandidaten zu Grunde liegt. Es macht dann einen denkbar schlechten Eindruck, wenn man Autor oder Titel der Prüfungsliteratur nicht nennen kann.

Am günstigsten ist es, wenn Sie Ihre Mitschriften nur dazu verwenden, noch einmal zu klären, welche Themen und Fragestellungen vorgekommen waren, die Sie dann aus den angegebenen Fachbüchern lernen sollten (s. u.).

Lernen aus Filmen und Videofilmen

In Vorlesungen werden oft Filme gezeigt. Manchmal gibt es Lehrfilme, die man sich ausleihen kann und die der Vorbereitung zu Grunde liegen können. Es scheint, als würde die Information der Filme ganz von [16]selbst gelernt, weil alles anschaulich ist. Viele Studenten, die in Vorlesungen mitschreiben, legen nun – wenn ein Film gezeigt wird – den Kuli zur Seite.

Besser ist, man behandelt einen Film genau wie den mündlichen Vortrag und schreibt sich die Kernideen, die wichtigen Themen und Aussagen auf. Denn genauso wie der Inhalt des mündlichen Vortrags, so ist ohne eine solche Maßnahme auch der Inhalt des Films bald vergessen.

Lernen aus Multimedia-Angeboten

Auf dem Markt werden CD-ROMs angeboten, die Lernstoff „multimedial“ aufgearbeitet haben. Was bedeutet das? Sie bekommen kleine Informationshappen (Text, Bild, Bildsequenz und Ton) angeboten, die über Verbindungen (Links) irgendwie sinnvoll mit weiterer, dazugehöriger Information verbunden sind. Über den individuellen Abruf der Verbindungen finden Sie einen eigenen individuellen (interessegeleiteten) Weg durch den Lernstoff. Manchmal gibt es Testfragen und Übungen. Fast immer gibt es eine Stichwortfunktion. In modernen Systemen kann man auch unterstreichen oder sich Notizen machen. Das ist im Prinzip nicht schlecht, hat für den Lernenden aber dennoch möglicherweise Nachteile:

• die Entwicklung des Systems ist aufwändig, und daher wird es nicht ständig erneuert. Es kann sein, dass der Stoff alt ist. Bei einem nicht sehr schnell veränderten Stoff, wie z. B. in der Anatomie, spielt das natürlich keine Rolle.

• Ohnehin ist zu überprüfen, ob der Entwicklung eventuell schon ein reichlich angejahrtes Lehrbuch zu Grunde lag, wie ich es bei einigen amerikanischen CDs zur Einführung in die Psychologie entdecken musste.

• Wegen des individuellen Weges durch den Stoff kann die Informationsaufnahme unsystematisch und ungünstig sein. Das papierne Lehrbuch gibt dagegen eine (nach Meinung seines Autors) optimale Gliederung vor, die sehr „auffällig“ ist. Eventuell ist der eigene Lernweg durch die CD-ROM nicht dokumentiert, und man wird durch [17]immer neue Wege durch das Material verwirrt. Man kann mitunter nur schwer erkennen, ob man auch alle wichtigen Informationen, die das System anbietet, abgerufen hat. Im Lehrbuch, in dem man Seite für Seite lernt, ist das dagegen evident.

• Ein schnelles Nachschlagen ist erschwert (Computer starten, CDROM einlegen, Stelle finden). Bei heutigen Computern und CDROMs kann das leicht fünf Minuten dauern. Im Lehrbuch finden Sie die relevante Stelle oft in 30 Sekunden.

• Man kann nur am Computer, d. h. zu Hause, lernen (einen Laptop kann man ins Schwimmbad mitnehmen, die Sonne sollte aber nicht zu stark scheinen!)

•[18]Mir ist es schon passiert, dass der Computer in Situationen, in denen es darauf ankam, nicht funktionierte (Viren, Abstürze).

• Im Lehrbuch findet man seine Notizen durch schnelles Durchblättern. Überhaupt hat man ein Gedächtnis „für den Platz auf der Seite“, das beim Abruf eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Im Multimedia-System wird diese Erinnerung durch die Scroll-Funktionen verwirrt: Man findet die Information nicht immer an der gleichen Stelle des Bildschirms.

• Das, was man „Verständnis“ des Multimedia-Angebotes nennen würde, macht wieder rückgängig, was der Konstrukteur des Angebotes vorher getan hat. Er hat aus einem zusammenhängenden Text didaktische Atome gemacht. Wenn Sie die Verknüpfungen richtig verfolgen und verstehen, könnten Sie nun wieder einen zusammenhängenden Text schreiben (und müssen dies in Klausuren auch oft tun). Es lohnt sich daher, beim und zum Lernen aus den Informationsatomen wieder eine Gesamtgliederung zusammenzustellen. Vielleicht wäre das einfacher, wenn man gleich, wie in einem Lehrbuch, eine umfassende Gliederung vor sich hätte.

Abbildung 2: Wenn es darauf ankommt, ist es gut, auch nach einem „Absturz“ des Computers noch arbeitsfähig zu bleiben.