Ortsbesichtigung - Hans Drawe - E-Book

Ortsbesichtigung E-Book

Hans Drawe

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Beschreibung

Das Buch »Ortsbesichtigung« stellt ein Sammelsurium schräger Typen in verschiedenen Lebensbereichen vor. Wie unter einem Vergrößerungsglas erscheinen ihre Schwächen und Stärken, ihr Versagen, ihre Neigung zum Betrug, ihre sexuellen Abartigkeiten, ihre Verlassenheit und Einsamkeit. Einige suchen beharrlich nach dem Sinn des Lebens, andere wieder lassen sich bewusst in den moralischen Morast fallen. Allen gemeinsam aber ist ihr Zweifel an Gott, den Ideologien und ihre existentielle Ratlosigkeit in einer fragwürdig gewordenen Welt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 38

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Hans Drawe

Ortsbesichtigung

FamilienchronikHochhaustexteKneipentextePorträts

Copyright: © 2020 Hans Drawe

Umschlag & Satz: Erik Kinting

www.buchlektorat.net

Verlag und Druck:

tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

978-3-347-12481-3 (Paperback)

978-3-347-12482-0 (Hardcover)

978-3-347-12483-7 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Hans Drawe

absolvierte das Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig. Er schrieb mehrere Film- und Fernsehdrehbücher (ZDF, NDR, hr), den Roman Kopfstand (Hoffmann & Campe), Griebnitzsee und Die Verführung bei Tredition. Neben dem Lyrikband Seelengesichter Lyrik für Anthologien und Auswahl 66, Verlag Neues Leben.

Er schrieb außerdem Hörspiele für verschiedene Sender der ARD und mehrere Theaterstücke, die in Berlin, Ingolstadt, Halle und Düsseldorf aufgeführt wurden.

Von 1968 bis 1970 arbeitete er als Dramaturg bei der DEFA Kurzfilm.

1970 Flucht über die Mauer.

Dann Außenlektor beim ZDF; Rundfunkmoderator beim hr.

Von 1978 – 2005 Hörspielregisseur beim hr.

Deutscher Hörbuchpreis; Hörbuch des Jahres 2000; Preis der Bayrischen Theatertage für das Stück Der Englische Pass; Bundesfilmförderungspreis für das Drehbuch Ein Mädchen aus zweiterHand.

Inhalt

Familienchronik

Mein Großvater

Mein Onkel Kurt

Tante Helga

Mein Vater

Meine Mutter

Meine Schwester

Mein Onkel Anton

Mein Onkel Friedrich

Manchmal hab' ich Angst

Hochhaustexte

Frau Schmidt

Kirpacz

Über mir

Der Kinderschlafsackvertreter

Binder

Frau Anton

Avola

Die Frau des Hausverwalters

Bingler

Peters

Der Richter

Hollmann

Frau Fahr

Der Mercedesvertreter

Sackers

Im Fahrstuhl

Kneipentexte

Die Frau vom Kneiper

Die Frau vom Kneiper II

Sissi

Hopp

Der Alte

Karl, der Pianist

Der Chemiestudent

Onkel Schorsch

Die alte Frau

Der Buchhalter

Angelo

Frau Liebich

Der Automarder

Der Generaldirektor

Der idealistische Vertreter

Die Frau des Bauunternehmers

Der Käseverkäufer

Fredy

Der Apotheker

In die Kneipe kamen zwei

Der Maulwurf

Porträts

Der Kaninchenzüchter

Fritzens Frau

Der Drücker

Franz Karg

Schwarzeder

Der Lokalredakteur

Der Masseur

Jogybär

Krogmann

Li Lichting

Der Metzgersohn

Der Mann von der Rennbahn

Adam, der Korbflechter

Familienchronik

 

Mein Großvater

Mein Großvater war Braumeister

und meistens besoffen.

Wenn er sich zusätzlich zu seinem Urlaub

Urlaub verschaffen wollte,

hackte er sich ein Glied

eines seiner Finger ab.

So hat er innerhalb von vierzehn Jahren

die Finger seiner linken Hand eingebüßt.

»Aber die Tage, wo ich meine Finger für

geopfert habe, hab' ich ganz bewusst gelebt,

weil ich ja gewusst hab' wofür«,

sagte mein Großvater.

 

Mein Onkel Kurt

Mein Onkel Kurt ist Ingenieur.

Jetzt betreibt er einen Waschsalon.

Onkel Kurt wäscht für Daimler-Benz, die Post

und Privatkunden.

Onkel Kurt hat Schultern wie ehemals Mister Atlas.

Er war Panzerleutnant und hat ein Glasauge.

Zu meinem Sohn sagt er,

dass er für Fußball keine Eintrittskarten brauche,

da er sein Glasauge durch jede Ritze

halten könne

und somit alle sähe.

Doch mein Sohn glaubt ihm nicht so recht.

Zu mir sagt Onkel Kurt,

dass ihn die Wäscherei anstinke,

und er lieber ein Büro für Probleme aufmachen würde.

Denn jedes Problem ist lösbar, meint er.

 

Tante Helga

Tante Helga heiratete kurz nach dem Krieg Larry,

einen Amerikaner.

Der Ami schaffte alles ran, was wir brauchten.

Mir schenkte er zu Weihnachten eine elektrische Eisenbahn,

mit der er selbst so lange spielte, bis sie zu Bruch ging.

Im Sommer fuhren wir mit seinem weißen offenen

Amischlitten

quer durch Deutschland,

und Tante Helga hatte mehrere »Männeraffären«.

Zwei Jahre später schrie sie Onkel Larry

unter dem Weihnachtsbaum an:

»Ich hab' mich nur mit dir eingelassen,

weil wir was zu fressen brauchten.

Ich habe mich für die Familie geopfert.« –

Larry lachte:

»Sie will mir heimzahlen, dass ich als Ami alles hatte,

was sie brauchte«, sagte er.

»Ich habe ihren Stolz verletzt.«

Griff nach seiner Flinte

und schoss Tante Helga in die Stirn.

 

Mein Vater

Mein Vater ist ein Elfeinhalbender.

Er bekommt keine Kriegerpension.

Er hätte den Krieg ein halbes Jahr lang

weiterführen müssen,

um eine Vaterlandsrente zu bekommen.

Mein Vater hat fürs Vaterland

ein Bein und einen Arm geopfert.

Er ist Elfeinhalbender

und liebt das Vaterland jetzt nicht mehr.

 

Meine Mutter

Auch meine Mutter glaubt nicht mehr ans Vaterland.

Meine Mutter glaubt nur noch an ihre Kinder.

Sie hat meinen Vater immer mit Blumen

an den Frontzug gebracht.

Meine Mutter war auch mal eine junge Frau,

die ans Vaterland geglaubt hat. –

Meine Mutter ist für mich ein Geschichtsbuch.

 

Meine Schwester

Meine Schwester schreibt mir,

dass ein Mann über sie gekommen ist,

bei dem sie Glück empfunden hat,