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Eine Königin suche einen König. Doch alle Prinzen, die um ihre Hand anhalten, verschwinden plötzlich und spurlos. Dass ausgerechnet ihr Erzfeind, der böse Boris, als einziger Prinz übrig bleibt, kann doch kein Zufall sein! Oskar, Anna und Phil tauchen in diese mittelalterliche Welt ein und müssen das Rätsel lösen. Doch Boris ist groß und gemein. Wie sollen sie nur gegen ihn bestehen? Und was hat das mit dem Burggeist Erwin dem Ewigen auf sich?
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Seitenzahl: 58
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Das Buch der fantastischen Abenteuer
Band 2: Oskar und der flüssige Mut
Dirk Rietema
http://www.das-buch-der-fantastischen-abenteuer.de
bisher erschienene Bände:
Band 1 – Oskar und das diebische Hirngespinst
Band 2 – Oskar und der flüssige Mut
Band 3 – Oskar und der wahnsinnige Wald
Band 4 – Oskar und der Flug zum Mond
Kapitelverzeichnis
Der verlorene Mut
Der Ritter, die Prinzessin und der Barde
Das Tor und der Wagen
Das Fass
Prinz Boris
Boris´ böser Plan
LachMichTot
Die gute Hexe WeißGanzViel
Erwin der Ewige
Die Schleife und die Seife
Oskars Plan
Die Wahl des Königs
Das Rätsel des flüssigen Mutes
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Das Buch der fantastischen Abenteuer
Band 2: Oskar und der flüssige Mut
„Schmecken dir die Spaghetti nicht?“, fragt Oma Barbara.
Sie hat für Oskar Mittagessen gekocht. Er ist direkt nach der Schule zu ihr gegangen. Denn heute ist Mittwoch und Mittwoch ist Oma-Tag.
„Doch“, sagt er und erinnert sich daran, wie Spaghetti schmecken. Probiert hat er heute nämlich noch keinen einzigen Bissen. Essen macht irgendwie keinen Spaß, wenn man traurig ist.
Oskar ist aber nicht traurig, weil er heute bei Oma ist. Er ist gerne bei ihr. Er liebt es sogar, bei ihr zu sein.
Denn Oma Barbara hat etwas ganz Besonderes: das Buch der fantastischen Abenteuer.
Es ist ein riesiges Buch – viel zu groß für seinen Schulranzen.
Es ist ein uraltes Buch – es staubt immer, wenn sie es aufschlägt.
Es ist ein magisches Buch voller fantastischer Geschichten.
Geschichten, die Oskar nicht nur hören kann.
Abenteuer, die er sich nicht nur vorstellen kann.
Wenn seine Oma ihm aus diesem Buch vorliest, erlebt er die Geschichten wirklich!
So ist Oskar der Held der wundersamsten Abenteuer und seine beiden besten Freunde Anna und Phil sind immer mit dabei.
Oma Barbara legt ihre Gabel zur Seite und fragt: „Was ist denn los, mein Lieber? Warum bist du so traurig?“
Oskar versucht auszuweichen: „Oma, liest du mir eine Geschichte vor?“
„Gleich, Oskar. Aber zuerst musst du mir sagen, was los ist“, antwortet Barbara.
Eigentlich will Oskar nicht mehr daran denken, was heute in der Schule passiert ist. Und er will schon gar nicht darüber reden.
„Warum? Warum muss man immer alles erzählen?“, fragt er trotzig.
„Oh, du MUSST mir nichts erzählen. Du kannst aber kein Abenteuer bestehen, wenn dich etwas bedrückt. Du wirst deine ganze Kraft und deinen ganzen Mut brauchen“, sagt Barbara.
Oskar denkt nach. Über das, was heute passiert ist. Über das, was seine Oma gesagt hat. Er denkt an seine beiden besten Schulfreunde Anna und Phil.
Dann flüstert er: „Ich habe keinen Mut. Nicht mehr jedenfalls!“
Oskar schaut Barbara in die Augen. Sie wird nicht locker lassen, bis er ihr alles erzählt hat.
Also berichtet er: „Wir hatten auf dem Spielturm gespielt. Dann kam Boris. Du weißt doch, der größte Kerl in der ganzen Schule. Wir nennen ihn nur den bösen Boris, weil er jeden ärgert und immer gemein ist. Er hat gesagt, wir sollen verschwinden. Anna und ich wollten schon gehen. Doch Phil hat zu Boris gesagt, er soll uns in Ruhe lassen. Dann hat Boris Phil geschlagen. Aber wir sind oben geblieben und haben ihm nicht geholfen. ICH habe ihm nicht geholfen!“
Oma Barbara kniet sich neben Oskars Stuhl und nimmt ihn in den Arm.
„Oskar, du bist ganz sicher nicht feige. Denk an all die Abenteuer, die du schon bestanden hast! Das schafft nur jemand, der ganz viel Mut hat“, sagt sie.
„Hab ich den, ja?“, fragt Oskar ungläubig.
„Ganz sicher“, tröstet Barbara ihn. „Weißt du, der Mut sitzt hier drin.“ Oma Barbara deutet auf Oskars Brust. „Ganz tief da drin. Der gehört dir und der bleibt immer bei dir. Wenn er sich einmal gezeigt hat, dann weißt du, dass er da ist.“
Oskars Stimme ist fester und lauter als zuvor: „Du hast recht. Mein Mut war schon mal da.“
„Und er wird immer da sein“, sagt Barbara. „Das Problem ist, dass man den Mut manchmal verliert. Dann ist er vielleicht hier“, sie streichelt ihm über den Unterarm.
„Oder hier“, sie wackelt an seinem Ohr.
„Oder hier“, sie kitzelt ihn am Fuß.
Oskars Lächeln kommt zurück.
„Hey! Hör auf, Oma!“, schmunzelt er. „Mein Mut ist doch nicht in meinem Fuß!“
„Wieso nicht? Wenn du ihn mal verloren hast, kann er überall sein. Das Gute ist: er kommt wieder zurück. Du musst nur wissen, dass er da ist“, sagt Barbara.
„Ich habe mal ganz tief eingeatmet, als ich in den dunklen Keller gehen musste. Das hat geholfen“, erinnert sich Oskar.
„Ja, das funktioniert gut“, stimmt Barbara zu.
Oskar atmet ganz tief ein. Als könnte er so seinen ganzen Mut wieder in die Brust einsaugen.
Dann ballt er eine Hand zur Faust und sagt: „Wenn er doch nur jetzt hier stehen würde, dieser Boris. Jetzt hätte ich den Mut und würde gegen ihn kämpfen!“
„Na, wenn du jetzt so mutig bist, dann wird es doch Zeit für ein kleines Abenteuer, oder?“, fragt Barbara und steht auf.
„Oh ja!“, ruft Oskar.
Beide gehen in Barbaras Wohnzimmer. Oskar hüpft auf das grüne Sofa. Barbara holt das Buch aus dem alten Eichenschrank und setzt sich neben ihn.
Sie schlägt das Buch der fantastischen Abenteuer auf. Eine Wolke aus Staub erhebt sich von den Seiten, die das Alter gelb gefärbt hat. Oma Barbara blättert eine Weile und beginnt dann zu lesen.
„Es war einmal eine Burg in einem fernen Land. In dieser Burg lebte eine Königin. Diese Königin war wunderschön und jung. Doch sie hatte keinen König. Und so wollte sie sich unter allen Prinzen der Welt den schönsten und stärksten zum König erwählen. Sie lud alle Prinzen in ihre Burg. Und nach und nach kamen auch alle, um König zu werden. Doch aus irgendeinem Grund verschwanden die Prinzen wieder spurlos - alle bis auf einen. Und sie hatte nur einen tapferen Ritter, der dieses Rätsel lösen konnte.“
Während Oma Barbara liest, wird der Staub aus dem Buch immer dichter. Wie ein Vorhang legt er sich vor Oskars Augen. Die Stimme seiner Oma wird leiser. Dafür hört er andere Geräusche. Stimmen – viele Stimmen! Und auch Tiere! Das Wiehern von Pferden. Füße und Hufe die auf Holz treten. Er spürt den warmen Wind in seinem Gesicht. Der Staub verweht und Oskar erkennt, dass er nicht mehr auf dem Sofa in Oma Barbaras Wohnzimmer sitzt. Das Abenteuer beginnt!
Er steht auf der Zugbrücke einer Burg. Einer echten Ritterburg, wie Oskar es aus seinen Büchern kennt! Eine dicke Mauer aus großen Steinen verbindet die beiden Wachtürme, die hoch in den Himmel ragen. Direkt vor ihm, am Ende der Brücke, steht das Burgtor offen.
„Hey! Weg da! Was steht ihr hier rum! Macht Platz für Prinz IstGanzWichtig!“, ruft plötzlich eine unfreundliche Stimme hinter ihm.
Oskar dreht sich um und sieht einen Ritter auf einem Pferd direkt auf ihn zureiten. Die Zugbrücke ist schmal und voller Leute, die er nicht kennt. Oskar steht mitten im Weg.