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Im Königreich der Waldmenschen spielt das Wetter verrückt. Nur ein kleiner Fluss trennt den Wald in klirrend kalten Winter und drückend heißen Sommer. Als Kämpfer und Zauberer stellen sich Oskar, Anna und Phil den Gefahren dieses Abenteuers. Ob der fast taube Maulwurf Manfred da eine große Hilfe ist? Immerhin stellt sich ihnen die Eishexe Esra entgegen.
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Seitenzahl: 65
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Das Buch der fantastischen Abenteuer
Band 3: Oskar und der wahnsinnige Wald
Dirk Rietema
http://www.das-buch-der-fantastischen-abenteuer.de
bisher erschienene Bände:
Band 1 – Oskar und das diebische Hirngespinst
Band 2 – Oskar und der flüssige Mut
Band 3 – Oskar und der wahnsinnige Wald
Band 4 – Oskar und der Flug zum Mond
Kapitelverzeichnis
Die Zeichen des Winters
Der wahnsinnige Wald
Die Abenteurer
Der maulende Manfred
Die zerstörte Brücke
Die grüne Unterhose
Aslana die Waldfee
Esra die Eishexe
Der wichtige Grubok
Die Maulwurfsuppe
Zurnox der Waldgeist
Das Herz des Waldes
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Das Buch der fantastischen Abenteuer
Band 3: Oskar und der wahnsinnige Wald
Oskar steht am Fenster und schaut in den nahen Park. Es ist so windig, dass selbst die dicksten Bäume wild hin und her wackeln. Er ist sich sicher, dass bald einer von ihnen umknicken wird.
Das will Oskar nicht verpassen, wenn er schon nicht mehr ins Schwimmbad gehen kann. Minutenlang starrt er bereits auf diesen wilden Tanz der großen Nadelbäume, der ganz plötzlich begonnen hatte. Eben noch hatte warm und friedlich die Sommersonne geschienen. Doch irgendwie hatte seine Oma schon gewusst, dass noch ein Gewitter kommen würde.
Es regnet zwar noch nicht, aber der Wind hat dicke, dunkle Wolken mitgebracht. Dass es jetzt bald regnen wird, muss ihm seine Oma nicht mehr sagen.
Doch das Wetter ist für Oskar manchmal ein Rätsel und er hasst es, wenn er etwas nicht versteht.
„Oma, wo kommt denn auf einmal der ganze Wind her?“
Oskars Oma heißt Barbara. Sie sitzt auf dem grünen Sofa mit dem alten Bezug. Sie strickt für ihr Leben gerne. Oskar hat nie verstanden, was so toll am Stricken sein soll. Aber er liebt es, im Winter ihre dicken Wollsocken, Schals und Mützen zu tragen.
Noch mehr liebt er es aber, wenn sie ihm vorliest. Denn Oma Barbara hat etwas ganz Besonderes: das Buch der fantastischen Abenteuer.
Es ist ein riesiges Buch – viel zu groß für seinen Schulranzen.
Es ist ein uraltes Buch – es staubt immer, wenn sie es aufschlägt.
Es ist ein magisches Buch voller fantastischer Geschichten.
Geschichten, die Oskar nicht nur hören kann.
Abenteuer, die er sich nicht nur vorstellen kann.
Wenn seine Oma ihm aus diesem Buch vorliest, erlebt er die Geschichten wirklich!
So ist Oskar der Held der wundersamsten Abenteuer und seine beiden besten Freunde Anna und Phil sind immer mit dabei.
Sie legt ihr Strickzeug beiseite und stellt sich zu Oskar ans Fenster.
„Das sind die ersten Zeichen des Winters“, beantwortet sie seine Frage nach dem Wind.
„Des Winters? Es ist doch noch Sommer!“, empört sich Oskar, als hätte seine Oma ihm gerade die letzten Sommertage gestohlen.
„Es ist September. Auch wenn ich weiß, wie sehr du den Sommer liebst – er neigt sich dem Ende zu. Der Herbst beginnt.“
Oskar ist jetzt ganz verwirrt.
„Aber dann sind es doch die ersten Zeichen des Herbstes!“, besteht er darauf, dass der Winter noch lange auf sich warten lassen soll.
„Schon, aber für mich gibt es im Grunde nur den Sommer und den Winter. Im Herbst und im Frühling streiten sich der Sommer und der Winter um das Wetter. Und im Herbst gewinnt zum Schluss immer der Winter.“
„Und im Frühling der Sommer“, fügt Oskar an.
„Genau. Dieser Wind hier, dieser Sturm, entsteht, weil die kalte Luft des Winters auf die warme Luft des Sommers prallt“, erläutert Barbara.
„Alarm! Zu den Waffen! Der Winter greift den Sommer an. Wir müssen ihn verteidigen!“, witzelt Oskar und stellt sich kampfbereit vor das Fenster.
Seine Oma lacht, aber Oskar wird nachdenklich. Er lehnt sich an die Fensterbank und betrachtet, wie leicht der Wind die dicksten Bäume verbiegen kann. Er wird gegen den Winter nichts ausrichten können.
„Ich hoffe, der Sommer gewinnt“, sagt er sehnsüchtig.
„Das wird er. So schnell gibt er nicht auf“, beruhigt ihn seine Oma.
„Von mir aus könnte es das ganze Jahr lang Sommer sein: Schwimmbad, Eis, Fußball spielen …“, schwärmt Oskar.
Barbara legt eine Hand auf seine Schulter und tröstet ihn: „Ich weiß, aber so schlecht ist der Winter gar nicht. Schlitten fahren, Schlittschuh laufen, Schneeballschlacht, Schneemann bauen, Weihnachten: Das alles gibt es im Sommer nicht.“
„Schnee und Weihnachten, ja das müsste es auch noch im Sommer geben. Dann wäre er perfekt“, meint Oskar.
Seine Oma lächelt. „Ja, das wäre was.“
Beide betrachten schweigend den Sturm und wie es beginnt zu regnen.
„Die Natur macht da schon alles richtig. Jede Jahreszeit hat ihre guten und ihre schlechten Seiten. So ein Wetter beispielsweise ist richtig toll“, sagt Barbara mit so vergnügter Stimme, dass es Oskar ärgert.
Er deutet auf das trübe Schmuddelwetter vor dem Fenster und fragt: „Was soll daran bitte schön toll sein?“
Weder das Wetter noch Oskars mürrische Miene hindern Barbara daran zu lächeln: „Das, mein Lieber, ist das beste Wetter, um zu lesen.“
Ein Abenteuer! Natürlich hat seine Oma recht: Das Wetter ist perfekt für ein Abenteuer. Und jetzt strahlt auch Oskar und er hüpft über die Rückenlehne auf das Sofa.
Oma Barbara geht an ihren alten Eichenschrank und holt das dicke Buch, das Oskar so sehr liebt.
Sie setzt sich auf ihren Lieblingsplatz neben Oskar und schlägt das Buch auf. Es staubt ein wenig, während sie die Seiten umblättert. Dann beginnt sie zu lesen.
„In einem riesigen Wald lebte das Volk der Waldmenschen glücklich und zufrieden. Es gab genug Holz, um Häuser zu bauen und genug Essen, um satt zu werden. So hätte die Geschichte schon enden können, wäre der Wald nicht eines Tages wahnsinnig geworden. So einfach erklärten sich die Waldmenschen zumindest die ganzen seltsamen Dinge, die in ihrem Wald plötzlich passierten. Selbst die klügsten Gelehrten hatten keinen Rat für Eric Eichenstamm, den König der Waldmenschen. Deshalb entsandte der König eine Gruppe mutiger Abenteurer, um herauszufinden, was mit seinem Wald nicht stimmte.“
Während Oma Barbara liest, wird der Staub aus dem Buch immer dichter. Wie ein Vorhang legt er sich vor Oskars Augen. Die Stimme seiner Oma wird leiser. Dafür hört er andere Geräusche. Das Flattern eines Stoffes im Wind. Eine Fahne vielleicht? Das Knarren von Holz. Schritte über einen alten Holzboden.
Der Staub verweht und Oskar findet sich in einem kleinen Zimmer mit einer niedrigen Decke und vielen Fenstern wieder. Die Vorhänge an den geöffneten Fenstern tanzen im Wind. Zwischen den Fenstern befinden sich Regale voller Bücher. Vor ihm steht ein Baum in der Form eines Mannes. Doch dieser Baum hat lange graue Haare wo andere grüne Blätter haben. Und ein Gesicht mit Nase, Augen und einer Brille.
Oskar zuckt fürchterlich zusammen, als sich der Mund dieses Baumes zu einem gequälten Lächeln verzieht. Oskar erkennt, dass es nicht ein Baum in der Form eines Mannes ist. Es ist ein Mann mit der braunen rauen Haut einer Baumrinde.
Dieser Baummann geht ein paar Schritte auf Oskar zu.
Neben Oskar stehen Anna und Phil, seine beiden Freunde aus der Schule. Glücklicherweise sind sie immer dabei, wenn Oskar ein Abenteuer aus Barbaras Buch erlebt.
Anna trägt ihr blondes Haar in zwei kurzen Zöpfen. Ihr Gesicht ist voller Sommersprossen. Sie ist gekleidet in einer Hose und einer Weste aus braunem Leder und einem weißen Hemd. Auf dem Rücken trägt sie einen Bogen und einen Köcher Pfeile.
Phil heißt eigentlich Philipp. Er ist einen Kopf größer als Oskar. Sein schwarzes Haar steht in kurzen Stoppeln von seinem Kopf ab. Seine Ohren sind größer, als es zum Hören notwendig wäre. Er trägt eine Hose aus schwarzem Leder, ein Kettenhemd und einen Helm. An der linken Seite seines Gürtels baumelt einen kleine Axt.