Oslo und Bergen – Lieblingsorte - Knut Hoem - E-Book

Oslo und Bergen – Lieblingsorte E-Book

Knut Hoem

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Beschreibung

Zwei fantastische Städte in einem Band: Oslo begeistert mit nordischem Künstlerflair und exzentrischer Kulinarik. In Bergen schlendern wir stundenlang durch schmale Gassen. Gemeinsam liefern die Städte einen schillernden Eindruck des fernen Nordens.

In Oslo starten wir mit einem Morgenspaziergang durch den Vigelandpark und einem Besuch des Vigeland-Museums in den Tag. Sein Namensgeber hat die gesamte Anlage mit nackten Figuren bestückt – unter ihnen ein entkleideter Beethoven! Auf den Schock erst einmal eine ordentliche Mahlzeit. Wie wäre es mit Rentier-Granatapfel-Pizza im Café des Kunstnernes Hus? Wir setzen auf die Halbinsel Bygdøy über: Mit Ausblick auf die alten Wikingerschiffe begegnen wir der blühenden Geschichte Norwegens. Anschließend geht es früh ins Bett – denn morgen treten wir die atemberaubende Überfahrt nach Bergen an …
Schienen tragen uns vorbei an Schafherden und Fjorden, im Fischerdorf Flåm steigen wir in das Express-Schiff nach Bergen: Fünfeinhalb Stunden später gleiten wir in das Hafengebiet Vågen. Links und rechts reihen sich die farbenfrohen Fassaden schmaler Holzhäuser aneinander, es duftet nach selbstgeröstetem Kaffee. Wir folgen der Spur und kehren in Det lille Kaffekompaniet ein. Gut gestärkt spazieren wir auf den Berg Fløyen, der uns eine malerische Aussicht über die Hansestadt bietet. Am Abend kehren wir beim berühmtesten Kind der Stadt ein: Edvard Griegs ehemaliges Wohnhaus Troldhaugen am See Nordåsvannet ist Veranstaltungsort zahlreicher Sommerkonzerte.

Unsere Reise-Reihe im insel taschenbuch führt Sie zu Orten, von denen viele bald zu Ihren Lieblingsorten werden könnten und zu denen Sie immer wieder zurückkehren möchten. Entdecken Sie versteckte Plätze und Parks, kaufen Sie auf den schönsten Märkten ein und genießen Sie die besten Cafés, Restaurants und Bars der Stadt!
Unsere Autoren haben ihre (Wahl-)Heimat neu erkundet, wie Fremde, aber mit „Heimvorteil“. Jedem Lieblingsort sind zwei Seiten gewidmet, mit Farbfoto, Extratipps, Wegbeschreibung und Öffnungszeiten. Durch die praktische Anordnung nach Stadtteilen können Sie die Umgebung Ihres Lieblingsortes gleich mit erkunden.
Unsere »Lieblingsorte« – Reise-, Geschenk- und Lesebücher, die viele Überraschungen bereithalten und zum Neuentdecken der schönsten Städte einladen!

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Zwei fantastische Städte in einem Band: Oslo begeistert mit nordischem Künstlerflair und exzentrischer Kulinarik. In Bergen schlendern wir stundenlang durch schmale Gassen. Gemeinsam liefern die Städte einen schillernden Eindruck des fernen Nordens.

In Oslo starten wir mit einem Morgenspaziergang durch den Vigelandpark und einem Besuch des Vigeland-Museums in den Tag. Sein Namensgeber hat die gesamte Anlage mit nackten Figuren bestückt – unter ihnen ein entkleideter Beethoven! Auf den Schock erst einmal eine ordentliche Mahlzeit. Wie wäre es mit Rentier-Granatapfel-Pizza im Café des Kunstnernes Hus? Wir setzen auf die Halbinsel Bygdøy über: Mit Ausblick auf die alten Wikingerschiffe begegnen wir der blühenden Geschichte Norwegens. Anschließend geht es früh ins Bett – denn morgen treten wir die atemberaubende Überfahrt nach Bergen an … Schienen tragen uns vorbei an Schafherden und Fjorden, im Fischerdorf Flåm steigen wir in das Express-Schiff nach Bergen: Fünfeinhalb Stunden später gleiten wir in das Hafengebiet Vågen. Links und rechts reihen sich die farbenfrohen Fassaden schmaler Holzhäuser aneinander, es duftet nach selbstgeröstetem Kaffee. Wir folgen der Spur und kehren in Det lille Kaffekompaniet ein. Gut gestärkt spazieren wir auf den Berg Fløyen, der uns eine malerische Aussicht über die Hansestadt bietet. Am Abend kehren wir beim berühmtesten Kind der Stadt ein: Edvard Griegs ehemaliges Wohnhaus Troldhaugen am See Nordåsvannet ist Veranstaltungsort zahlreicher Sommerkonzerte.

KNUT HOEM, geboren 1970 in Bergen, ist Literaturkritiker und Journalist beim norwegischen Rundfunk, unter anderem auch für deutsche Literatur. Während seines Germanistik-Studiums hat er sowohl in Dresden als auch in Berlin gelebt. 2010 erschien sein Reiseführer über Berlin (Berlin En veiviser; Berlin. Ein Wegweiser, 2010; neue Ausgabe, 2016). Seit 1993 lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern in Oslo.

eBook Insel Verlag Berlin 2019

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 4698

© Insel Verlag Berlin 2019

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Die Fotografien stammen vom Autor; folgende Abbildungen wurden von mauritius images, Mittenwald, zur Verfügung gestellt: S. 33 und 38 (Alamy), S. 144 (imageBroker/Dr. Wilfried Bahnmüller), S. 151 (Jose Fuste Raga).

Vertrieb durch den Suhrkamp Taschenbuch Verlag

Umschlaggestaltung und Layout: Marion Blomeyer, München

Illustrationen: Ryo Takemasa, Tokio

Karten: Peter Palm, Berlin

eISBN 978-3-458-76257-7

www.insel-verlag.de

INHALTSVERZEICHNIS

Bergen ist auch im Regen schön, und Oslo glänzt im Winterschnee

OSLO

ZENTRUM UND BISLETT

Hovedøya – ein Sommermärchen

Munch am Fjord (Das neue Munch-Museum)

Oslos warmes Herz aus Marmor

Der Handschuh am Christiania Torv

Weihnachten auf der Festung Akershus

Oslos offenes Rathaus

Das Astrup-Fearnley-Museum

Theatercaféen

Das Versteck in der Bibliotheksbar

Der Jazztintenfisch auf Karl Johan

Das Haus der Künstler

Vor dem Ausgehen ins Café Provence

Die Kaffeerösterei unter dem Lindenbaum

EKEBERG UND GAMLE OSLO

Munchs Aussichtspunkt

Das mittelalterliche Zentrum Oslo Torg

Der Esel auf dem Kinderbauernhof

Das geheime Leben im Botanischen Garten

FROGNER

Ibsen geht spazieren

Mois berühmte Fischsuppe

Das Vigeland-Museum

NYDALEN UND VESTRE AKER

Das Schwimmbad im Fluss

Das Emanuel-Vigeland-Museum

Restaurant Frognerseteren

GRÜNERLØKKA UND TORSHOV

Das Haus von Hønse-Lovisa

Bei Parkteatret wird sitzend getanzt

Der blaue Club am Fluss der Zeit

BYGDØY UND ULLERN

Das Frammuseum

Villa Grande

Die Grabkammer der Wikingerschiffe

Edvard Munchs Ekely

VON OSLO NACH BERGEN

Flåm

BERGEN

ZENTRUM

Die Hallen von Edvard und Håkon

Die Kunstsammlung von Rasmus Meyer

Auf ein Bier und eine Schallplatte bei Apollon

Café Opera

Essen wie ein König bei Allmuen und bei Holbergstuen

Das Hotel Bergen Børs

Das Hanseatische Museum

Auf Mikrocruise im Stadtinneren

Det Lille Kaffekompaniet

Der Bergweg nach Fløyen

Das Lepramuseum St. Jørgens Hospital

Die Ruhe am Bahnhof

MØHLENPRIS UND NORDNES

Die Bar im Cornerteateret

Musik in der Heringsfabrik Kafé Kippers

SANDVIKEN

Das Fischereimuseum

Das alte Bergen

Der Trommler in Sandviken

AUSFLÜGE

Auf Berg Ulrikens Spitze – der Höhepunkt in Bergen

Edvard Griegs Troldhaugen

REGISTER

Bergen ist auch im Regen schön, und Oslo glänzt im Winterschnee

Oslo und Bergen könnten nicht unterschiedlicher sein, und zwischen den beiden Städten herrscht schon seit dem Mittelalter eine freundschaftliche Rivalität. Die Stadt an der Westküste mit der feuchten Meeresluft des Atlantiks und dem ewigen Regen diente nach der Wikingerzeit als Hauptsitz der Könige. Dies sollte sich ändern, als König Magnus VI. Håkonsson, genannt Lagabøte, im Jahr 1280 starb. Im Sinne seines Letzten Willens wurde das Land zwischen seinen zwei Söhnen aufgeteilt. Die Stadt Bergen und Umgebung ging an seinen 12-jährigen Sohn Erik. Die damals kleinere Stadt am Oslofjord gab Magnus seinem anderen Sohn Håkon. Als Erik mit 19 starb, übernahm Håkon das Land seines Bruders, hatte aber keine Lust, in seine Geburtsstadt zurückzukehren. Stattdessen machte er es sich in seinem Herzogtum im Osten bequem, wo er sich mit seiner deutschen Königin Euphemia aus Rügen niedergelassen hatte.

Seitdem hat Oslo die Oberhand. Die Bergenser versuchten sich später mithilfe der deutschen Hanse zumindest wirtschaftlich zu rächen. Die politischen Institutionen wie das Storting (das Parlament) und die Königsfamilie blieben jedoch in Oslo.

Dafür ist Bergen die schönere Stadt. Das Stadtbild hat sich seit der Hansezeit eigentlich kaum verändert. Man läuft entzückt durch die kleinen Gassen und schon nach ein paar Tagen hat man das Gefühl, die Menschen, die man am blauen Stein auf dem Platz Torgallmenningen trifft, ein bisschen zu kennen. Die Musik- und Literaturszene gilt als die beste im Land. Bands wie Kings of Convenience, Röyksopp, Razika, Alan Walker oder Kygo und Autoren wie Karl Ove Knausgård und Tomas Espedal sind nur einige, die es geschafft haben, mit ihrer Kunst weit über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich zu sein. Die Bergenser lieben ihre Stadt mit ungebrochener Leidenschaft. Sie lieben die sieben Gebirge Løvstakken, Rundemanen, Ulriken, Lyderhorn, Fløyen, Damsgårdsfjellet und Sandviksfjellet, die wie die Zähne eines Trolls um die Stadt herum liegen. Mit den Bergen im Rücken schauen die Menschen aufs blaue Meer. Irgendwo da draußen liegen Færøyene (die Färöer-Inseln) – und Island. Vielleicht sehen wir von hier aus auch das Schiff Hurtigruten, das täglich von Bergen in Richtung Nordkap fährt. Unter der Meeresoberfläche verbergen sich Schätze, die seither eine Quelle von Reichtum (und Streit) waren. Der Fisch ist frischer als in der Hansezeit, und immer mehr – sehr gute – Restaurants verarbeiten dieses Meeresgold zu perfekten Kreationen. Das Gleiche tun übrigens die Frauen mit den Fischbällchen im Fischladen der Geschwister Hagelin (siehe Lieblingsort Nr. 39), und das zu einem günstigeren Preis, was wohltuend ist in diesem Land, in dem sogar die Einheimischen gelegentlich etwas verblüfft auf die Rechnung schauen.

Im Vergleich zum pittoresken Bergen ist Oslo wilder. Nicht nur im neuen Hafengebiet Bjørvika, sondern auch überall sonst wird gebaut. Man hat ein bisschen das Gefühl, in einer boomenden Stadt zu leben. Das Nachtleben um die Ausgehmeile Torggata tobt dank immer neuer Bars und Clubs. Beide Städte sind ausgesprochen grün, aber in Oslo ist die Natur ausgeglichener. Bergen hat seine Gebirge, Oslo hat den Wald. Der Winter ist stabiler hier im östlichen Inland als an der Westküste, wo der Golfstrom dafür sorgt, dass die Meerestemperatur um fünf bis zehn Grad Celsius höher liegt als in Regionen wie Alaska oder Sibirien, die auf dem gleichen geografischen Breitengrad liegen.

Sonntags, am Vormittag, verschwinden die Osloer in den Wald. Auf ihren dünnen Langlaufskis legen sie Meile um Meile zurück. Scheinbar unangestrengt nicken sie den weniger Geübten munter zu. Die Bergenser sind frech und schnörkellos, die Osloer sind höflich. »Zu höflich! Was haben sie denn zu verbergen?«, denken die Bergenser. Oslo ist wie ein Kessel. Die U-Bahn klettert tapfer die Talseite hinauf. Seien Sie nicht überrascht, wenn ein Mitglied des Königshauses in die Bahn einsteigt. Die Norweger sind sehr stolz auf ihre gleichberechtigte und egalitäre Gesellschaft, obwohl die Reichen schon längst aufgehört haben, sich ihres Reichtums zu schämen. Der Fluss Akerselva teilt die Hauptstadt in zwei Gebiete. Die traditionelle Einteilung der Stadt mit dem Reichtum im Westen und der Armut im Osten gilt zum Teil immer noch. Die Kreativen und Künstler der Hauptstadt haben sich natürlich längst in Ost-Stadtteilen wie Grünerløkka, Torshov und Tøyen angesiedelt.

Allen Unterschieden zum Trotz: Sowohl Oslo als auch Bergen hatten ihren Edvard, der sozusagen den Ton angab. Niemand hat das Bild von Oslo so entscheidend geprägt wie Edvard Munch, der auf einem Hügel im Stadtteil St. Hanshaugen sein erstes Bild malte. In Bergen hat der Komponist Edvard Grieg nach seinen Studienjahren an der Musikhochschule in Leipzig sein Haus Troldhaugen außerhalb des Zentrums bauen lassen, in der Hoffnung, endlich in Ruhe arbeiten zu können. (Der Zustand traf nie ein.)

Nach Bergen fährt man am besten Ende Mai, wenn sich der Regen, pünktlich zu den internationalen Festspielen, eine seltene Pause gönnt und die Rhododendronbüsche am See Lille Lungegårdsvannet blühen. Die Sinne werden von dieser Mischung aus Blütengeruch und Meeressalz fast ein bisschen betrunken und die Feuchtigkeit in der Luft kräuselt das Haar.

Nach Oslo fährt man am besten im August, wenn die Osloer aus ihren Ferienhäusern im Süden zurückkommen und sich vor der größten Bühne des Landes, auf dem Rockfestival Øya, wiedersehen. Oder vielleicht sollte man doch einmal im Winter vorbeikommen. Denn obwohl die Menschen die langen und hellen Sommernächte zu schätzen wissen, in denen das Licht nie richtig auszugehen scheint, ist die wahre Identität der Norweger doch eigentlich irgendwo unter dem ersten Winterschnee begraben.

OSLO

Zentrum und Bislett

FÄHRE B1/B2/B3 AKER BRYGGE

Hovedøya – ein Sommermärchen

TIPP

KLOSTERKROA CAFÉ

HOVEDØYA

TEL. 90 59 89 19

WWW.KLOSTERKROA.NO

An richtig warmen Sommertagen sind die Schlangen scheinbar endlos zu den Fähren, die zu den Inseln im inneren Oslofjord übersetzen. Es geht aber immer schnell voran. Ob die Fähre nach Hovedøya oder zu einer der anderen Inseln fährt, ist nicht immer eindeutig, wenn man da hinten in einer der Reihen steht, aber im Zweifel landet man auf Gressholmen, Lindøya oder Langøyene, und dort ist es auch schön. Die jungen und teilzeitarbeitenden Matrosen und Matrosinnen, die außerhalb der Hochsaison vermutlich etwas ganz anderes tun – wie beispielsweise Jura oder Literaturwissenschaften an der Osloer Uni studieren –, schieben uns ungeduldig an Bord. Die erfahrenen Fahrgäste eilen ganz nach vorne in Richtung Bug, dann die Treppe hoch zum Oberdeck und sichern sich einen Sitzplatz. Um die Fahrscheinkontrolle kümmert sich niemand. Die Fahrkarte haben wir schon, denn die U-Bahn- und Straßenbahn-Tickets gelten auch für die Fähren. Das ist so ausgesprochen nett in dieser sonst nicht so besonders preiswerten Stadt, dass niemand auf die Idee kommt schwarzzufahren. Nur sieben Minuten später legen wir auf Hovedøya an. Die Botaniker schauen sich die seltenen Blumen an, die Geologen die verschiedenen Bergarten, und die Segler verschwinden im Bootshafen. Der Rest wandert fröhlich weiter, und schon nach fünfzig Metern tauchen vor ihnen die Klosterruine und der Klosterkrug auf. Das ist der einzige Ausschank auf der ganzen Insel – und nur bis 18 Uhr geöffnet (siehe Tipp). Aus dieser nicht zu ändernden Tatsache ist zu schließen, dass man am späten Nachmittag nicht nach Hovedøya reisen sollte ohne einen sorgfältig gepackten Picknickkorb. Dieser sollte zumindest Badehose und Badelatschen enthalten, vielleicht auch einen Fußball oder ein Beach-Ball-Set. Dazu noch Brot, Garnelen (die gibt es im kleinen Fischmarktrestaurant am Rathauskai) und eine Flasche Weißwein aus dem Kühler im staatlichen Weinmonopol. Dazu noch einen warmen Pullover. Dann sind wir bestens vorbereitet für die Mittsommernacht auf Hovedøya, in der, wie es in einem norwegischen Schlager aus den fünfziger Jahren heißt, vieles passieren kann und in der vieles schon passiert ist.

Die Geschichte der Insel Hovedøya beginnt mit dem Abt Philippus aus England, der im Frühjahr des Jahres 1147 mit einer Gefolgschaft von etwa zwölf Mönchen auf der Insel eintraf. Er war von dem Osloer Bischof William eingeladen worden, der sich ein Zisterzienserkloster auf dem fruchtbarsten Land im Oslofjord wünschte. Fast vierhundert Jahre lang dauerte das Klosterwesen auf Hovedøya an, bis der dänische Statthalter der Festung Akershus, Mogens Gyldenstierne, im Kielwasser von Martin Luthers Reformation im Jahr 1532 die Mönche verjagte und das Kloster in eine Ruine verwandelte. Ein paar Jahrhunderte später, im März 1716, wollten schwedische Soldaten unter König Gustav Adolf die Stadt erobern. Der Fjord war zugefroren. Sie suchten sich also ihren Weg über das Eis in Richtung Christiania. Als aber aus der Festung Akershus die Kanonenkugeln flogen, zerbrach das Eis, und die Soldaten mussten sich hinter Hovedøya verschanzen, bevor sie sich auf den demütigen Heimweg begaben.

Während des Zweiten Weltkriegs errichtete die Wehrmacht ein großes Barackenlager auf der Insel, um Soldaten einzuquartieren. Nach Kriegsende wurden dort über 1000 norwegische Frauen interniert, denen vorgeworfen wurde, mit deutschen Soldaten liiert gewesen zu sein. Ohne jede gesetzliche Grundlage wurden sie im Oktober 1945 nach Hovedøya deportiert. Die Haft dauerte ein halbes Jahr, bis ein norwegischer Minister das Lager besuchte und feststellte, dass ihn die Einrichtung an ein Konzentrationslager erinnerte, aus dem er gerade befreit worden war. Die Baracken wurden kurz darauf abgerissen, mit Ausnahme des heutigen Klosterkrugs, dessen Gebäude als Zeugnis der Besatzung stehen geblieben ist.

Trotz der bewegten Geschichte der Insel gibt es an warmen Sommertagen wohl kaum einen schöneren Ort in der Stadt als hier bei der Klosterruine.

U-BAHN JERNBANETORGET

Munch am Fjord (Das neue Munch-Museum)

MUNCH-MUSEUM

KIRSTEN FLAGSTADS PLASS 1