Panische Gefühle - Freia Hoffmann - E-Book

Panische Gefühle E-Book

Freia Hoffmann

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Beschreibung

Panische Gefühle und seelische Verletzungen sind für viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit der Musik und dem Musizieren verbunden. Eine empirische Erhebung ergab, dass fast jede fünfte Musikstudentin und über drei Prozent der Musikstudenten bereits sexuelle Übergriffe erlebt haben. Musikmachen ist ein sinnlicher Vorgang. Körperlichkeit und Nähe können aus dem Unterrichtsgeschehen nicht ausgeklammert werden. Deshalb ist es für Lehrende wichtig, Grenzen zu respektieren, mit Wünschen und Bedürfnissen verantwortungsvoll umzugehen und die körperliche und sexuelle Integrität der ihnen anvertrauten Menschen zu achten. Mit dieser Veröffentlichung liegt zum ersten Mal ein Handbuch vor, das mit Fallbeispielen, Analysen und praktischen Ratschlägen aufklärt und sensibilisiert.

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Panische Gefühle

Panische Gefühle

SEXUELLE ÜBERGRIFFE IM INSTRUMENTALUNTERRICHT

HERAUSGEGEBEN VON FREIA HOFFMANN

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bestellnummer SDP 120

ISBN 978-3-7957-8668-7

© 2015 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

Alle Rechte vorbehalten

Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer UM 5002

© 2006 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

www.schott-music.com

www.schott-buch.de

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlags. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung kopiert und in ein Netzwerk gestellt werden. Das gilt auch für Intranets von Schulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen.

Inhalt

Vorwort

Statements und Fundsachen

Fallbeispiele

Franziska: Verehrung, Blockaden und Verpflichtungsgefühle

Sabina: „Ich war das Gummipüppchen, das er sich immer gewünscht hat“

Joachim M.: Väterlich, harmlos und unbeholfen?

Michael K.: Faszination und Ekel

Monika Holzbecher

Gesellschaftliches Tabu und psychologisches Trauma.

Gedanken zu den Fallbeispielen

Anja Herold

Sexuelle Übergriffe gegen Studierende.

Ergebnisse einer Umfrage an Musikhochschulen

„Eine Musikhochschule ist wie eine große Familie“.

Gespräch mit Claudia Vogtländer, Gleichstellungsbeauftragte an einer Musikhochschule

Yuko Tamagawa

„Warum regen Sie sich so auf? Das ist doch keine ernste Sache“.

Einige Bemerkungen über sexuelle Belästigungen an Musikhochschulen in Japan

Ute Wellner

Eingriff in die Menschenwürde.

Rechtliche Aspekte im Umgang mit Machtmissbrauch und Grenzverletzungen

Dagmar Höppel

Sex sells.

Umgang mit Medien

Anja Herold

Zwischen Nähe und Distanz.

Beziehungen im Instrumental- und Gesangsunterricht

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: Richtlinie gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt

„Auf Gegenüberstellung wird grundsätzlich verzichtet“.

Offizieller Beschwerdeweg an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Birgit Fritzen

Was tun?

Strategien zum Umgang mit sexueller Belästigung

Adressen und Literatur

Nachwort

Vorwort

Am Anfang dieses Projekts stand der Impuls, ein Thema zu behandeln, das in vielen Zusammenhängen der Musikausbildung präsent ist. Wer auch immer in der Kindheit oder in der beruflichen Ausbildung Instrumental- oder Gesangsunterricht erhalten hatte: Die meisten Bekannten, mit denen das Thema „Sexuelle Belästigung“ zur Sprache kam, konnten Beispiele nennen, sei es aus eigener Erfahrung, sei es aus Berichten Dritter oder vom Hörensagen. Trotzdem war der Weg dahin, es in Texte und eine Publikation zu fassen, mühsam. Warum sind sexuelle Belästigung und Gewalt in vielen anderen Bereichen, in Universitäten, betrieblicher Ausbildung, Pädagogik, Psychotherapie, Sport usw. seit Jahren wissenschaftlich behandelt worden, während die Musikpädagogik sie bisher ganz ignoriert hat? Ist die Verbindung von Musik und sexuellen Übergriffen, die „Verbindung des Schönen mit dem Angstbesetzten“, wie es Monika Holzbecher in ihrem Beitrag formuliert, besonders tabuisiert? Es scheint so.

Die Entstehung dieses Buches war gekennzeichnet von den Schwierigkeiten der Betroffenen, sich nochmals mit ihren Erlebnissen zu konfrontieren, von der anstrengenden Lektüre von Gerichtsakten, von anfänglichem Engagement und schrittweisen Rückzügen von Frauen, die mit dem Thema beruflich befasst sind, von Zeitverzögerungen, von Schreibschwierigkeiten und nicht zuletzt dem Lernprozess der Herausgeberin, die sich mit eigenen Erfahrungen während des Studiums nochmals auseinander zu setzen hatte, aber auch in vielen Unterhaltungen mit Fachfrauen Anregungen bekam, die eigene langjährige Tätigkeit als Hochschullehrerin im Hinblick auf persönliche Grenzziehungen, auf den Umgang mit Machtgefälle und Vertrauen hin zu überprüfen.

Umso mehr bin ich den Frauen zu Dank verpflichtet, die durch Gespräche und Beiträge geholfen haben, dass dieses notwendige Buch zustande gekommen ist. In erster Linie sind es die Autorinnen, die das mehrdimensionale Thema aus ihrer fachlichen Perspektive kompetent beleuchten: Monika Holzbecher setzt sich als Psychologin in ihrer therapeutischen Praxis wie auch wissenschaftlich seit Jahren mit sexueller Gewalt auseinander und hat Gedanken zu den Fallbeispielen formuliert. Claudia Vogtländer, ebenfalls psychologisch ausgebildet, ist mit dem Thema seit mehreren Jahren als Gleichstellungsbeauftragte befasst und hat für ein ausführliches Interview zur Verfügung gestanden. Ute Wellner beschreibt und diskutiert die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Hinblick auf Möglichkeiten und Risiken juristischer Verfahren. Dagmar Höppel, Leiterin der Geschäftsstelle der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten der wissenschaftlichen Hochschulen Baden-Württembergs, beschreibt die widersprüchliche Rolle, die Medien in spektakulären Fällen sexueller Übergriffe spielen können. Birgit Fritzen, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, verdanken wir die Formulierung praktischer Ratschläge für Betroffene. Anja Herold, die sich im Rahmen ihrer Dissertation mit Fragen des Instrumentalunterrichts beschäftigt, diskutiert in ihrem Beitrag die Beziehungen zwischen Lehrkräften und Lernenden in einer differenzierten Weise, die diesem Buch sehr gut tut. Im Rahmen ihrer Mitarbeit im Sophie Drinker Institut Bremen hat sie zudem eine Befragung der Gleichstellungsbeauftragten an deutschen Musikhochschulen durchgeführt und kommentiert. Marion Gerards, ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin des Sophie Drinker Instituts, hat die Bearbeitung eines Fallbeispiels übernommen. Yuko Tamagawa, zurzeit als Gastwissenschaftlerin am Institut arbeitend, verdanken wir, obwohl sie wissenschaftlich andere Schwerpunkte hat, einen Einblick in die entsprechende Problematik an japanischen Musikhochschulen.

Ohne diejenigen Frauen, die als Betroffene an diesem Buch mitgewirkt haben, hätte es allerdings überhaupt nicht entstehen können. Um sie als Personen zu schützen, um nicht einzelne Musikschulen, Musikhochschulen und Universitäten herauszugreifen, heißen die betroffenen Frauen hier Sabina, Franziska, Ulrike, Birthe, Annika und Sarah (auch alle anderen Namen sind geändert). Es geht in diesem Buch nicht darum, auf einzelne Menschen oder Institutionen zu zeigen, sondern es geht um typische Fälle, die an jeder anderen Musikschule, Musikhochschule oder Universität ebenso gut hätten vorkommen können bzw. vermutlich auch vorkommen. Für die Frauen, die ihre Geschichte oder ihren Text zur Verfügung gestellt haben, war dies in einigen Fällen aber mit erneuter Konfrontation und Anstrengung verbunden. Ihnen möchte ich nicht nur meinen Dank aussprechen, sondern auch meinen großen Respekt: Sie haben mit ihrer Bereitschaft zur erneuten Formulierung und zur Mitarbeit dazu beigetragen, das Thema öffentlich zu machen, zur Diskussion einzuladen, anderen Betroffenen zu zeigen, dass sie mit ihren Verletzungen nicht allein sind – und sie helfen damit, andere Menschen vor ähnlichen Traumatisierungen zu bewahren.

Für die Entstehung dieses Buchs waren weitere Frauen wichtig, die sich in den vergangenen Monaten Zeit für ausführliche und hilfreiche Gespräche genommen haben: An erster Stelle sei Judith Hanhart genannt, Mitglied des Schweizerischen FrauenMusikForums, das seit Jahren zu diesem Thema eine beispielhafte Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Auch Ingeborg Wibbe von der Beratungsstelle Wildwasser Oldenburg e. V. und Gisela Runte von der psychosozialen Beratungsstelle an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg haben wichtige Informationen und Gedanken beigetragen.

Weiterhin möchte ich allen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Musikhochschulen danken, die per Fragebogen oder in persönlichen Gesprächen geholfen haben, sexuelle Übergriffe sowie Ursachen und Folgen in ihrem Erfahrungsbereich zu erfassen. Für Unterstützung und Recherche bedanke ich mich außerdem bei Annegret Huber, Linda Koldau, Claudia Schweitzer, Birgit Selhofer, Brigitte Vedder, für die kritische Lektüre von Texten bei Barbara Schulte, Rebecca Grotjahn, Sylvia Gebhard und Andreas Kisters.

Nicht zuletzt gilt ein großes Dankeschön dem Verlag und der Redaktion von Üben & Musizieren. Die spontane Bereitschaft von Andrea Raab und Rüdiger Behschnitt, die Publikation in ihre Buchreihe aufzunehmen (und zwar bevor sie überhaupt eine Zeile davon gelesen hatten!), war eine große Ermutigung und vielleicht der entscheidende Grund, dass sie allen Schwierigkeiten zum Trotz doch zustande gekommen ist.

Notre Dame de la Rouvière, August 2005

Freia Hoffmann

Statements und Fundsachen

An der Hochschule in W., an der ich vor Jahren mein Examen ablegte, war es ein offenes Geheimnis, bei welchen – prominenten – Professoren die Studentinnen mit entsprechenden Annäherungsversuchen rechnen mussten. In bestimmten Klassen gehörte es einfach dazu.

T. B., Komponist

Musikunterricht ist ja häufig eine 1:1-Situation. Es gibt keinen Beobachter, der mitkriegen würde und den man fragen könnte, ob eine Situation „richtig“ oder „falsch“ ist. Musikmachen heißt Gefühle zeigen, und manchmal geht es einem so schlecht, dass man keine Musik machen kann. Da wird der Lehrer oder die Lehrerin schnell zum Therapeuten, wenn das Vertrauen da ist. Wenn tiefe Gefühle zur Sprache kommen, ist das ziemlich intim, privat und persönlich. Da die Grenze zu halten, ist, glaube ich, richtig schwer.

H. S., Musikstudentin an einer Universität

Während meines Musikstudiums war die erotische Spannung förmlich zu greifen. Niemand ist da nur Zuschauer gewesen. Wir haben Feste gefeiert, privat und in der Hochschule, unsere Lehrenden haben selber die Feten-Musik gemacht. Die Studentinnen saßen in Scharen um den Flügel herum, und natürlich gab es Liebeleien, offene und heimliche, für die Studentinnen oft mit unglücklichem Ausgang. Manchmal habe ich auch handfeste Zudringlichkeiten erlebt. Aber im Großen und Ganzen hat man das hingenommen, das war Teil der Kultur. Ich kam aus einem eher prüden kleinstädtischen Elternhaus, und der offenere Umgang miteinander war auch für mich faszinierend. Wenn unsere großen Meister da Hof hielten, das war beeindruckend, und ich muss sagen, dass ich damals nicht genau hätte sagen können, wo eine Grenzüberschreitung anfing.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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