Paradiso - Thomas Klupp - E-Book

Paradiso E-Book

Thomas Klupp

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Beschreibung

Es ist heiß. Glühend heiß. In der flirrenden Tankstellenluft wartet Alex Böhm auf einen gelben Kombi, der gleich an den Zapfsäulen halten und ihn nach München bringen soll. Von dort wird er am nächsten Morgen mit seiner Freundin Johanna nach Portugal fliegen. Das ist der Plan. Aber dann taucht Konrad auf, der »Loserkonrad« aus Schulzeiten, und diese Begegnung katapultiert Böhm auf das Minenfeld seiner Vergangenheit. Während er in atemlosen Monologen einen Zünder nach dem anderen schärft, findet er sich plötzlich am Rand der Autobahn wieder, auf sonnenverbrannten Rastplätzen und in den Kellergewölben bayerischer Provinz-Erotheken. Er begegnet bekehrten Lastwagenfahrern mit langen Messern, schwärmenden Hippiemädchen, Dostojewski-Jüngern und Jana-Hensel-traumatisierten Taxifahrern. Anarchisch und mit tiefschwarzem Humor erzählt, lässt dieser Roman den Leser mit weit aufgerissenen Augen zurück.

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Don’t put your faith,

don’t put your faith in me.

NoFX

1

Es ist noch früh am Nachmittag und glühend heiß, und ich stehe hier an einer Raststätte gleich bei Potsdam und warte darauf, bald wegzukommen. Obwohl ich im Schatten des Tankstellendachs stehe und nur eine kurze Hose und ein ärmelloses T-Shirt trage, schwitze ich, als hätte ich Gewichte gestemmt. Das Shirt klebt mir im Nacken, und weil es neu ist und ich vergessen habe, es zu waschen, juckt es am Saum ganz schlimm. Ich bekomme sicher einen Ausschlag davon, weil ich eine sehr empfindliche Haut habe, die so etwas nicht verzeiht. Über mir schnarrt ein Gebläse, das den Benzingeruch mit warmer Toilettenluft mischt, und während ich den Gestank einatme, schaue ich immer wieder zu den Zapfsäulen. Ein paar Leute tanken dort ihre Autos voll, und ich bin mir sicher, dass mich jeder einzelne von ihnen für einen Tramper hält. Wie ich neben meinem Rucksack an der Wand des Tankstellenshops lehne und dauernd so verstohlen hinüberblinzle, muss das auch so wirken: als würde ich gerade eine Pause machen und im nächsten Moment schon wieder mein bemaltes Pappschild rausstrecken, an alle möglichen Scheiben klopfen und betteln, dass ich einsteigen darf. Würde ich mich nicht so matt fühlen, ich glaube, ich würde den Leuten reihum erzählen, dass ich hier auf meine Mitfahrgelegenheit warte und übrigens selbst ein Auto habe, das momentan bloß in der Werkstatt ist. Das wäre nicht einmal gelogen, meine Eltern haben mir vor kurzem eins geschenkt, so ein kleines rotes mit Schiebedach, und vor ein paar Tagen hat es meine Freundin dann zu Schrott gefahren. Ihr selbst ist nichts passiert, nicht einmal eine Schramme hat sie abgekriegt, nur das Auto war hinüber. Sie ist gegen einen Baum gefahren oder vielleicht war es ein Laternenmast. Ich bin mir nicht ganz sicher, ich habe nicht weiter nachgefragt. Johanna hat andauernd geweint und sich dabei hysterisch entschuldigt, und ich wollte nicht den Anschein erwecken, als ginge es mir ums Blech. Ehrlich gesagt war es mir tatsächlich egal, dass das Auto kaputt war und jetzt Reparaturkosten anfallen und die Versicherungsgebühren höher werden und so weiter. Mein Vater kümmert sich um solche Sachen, er kennt da alle Tricks.

Damit hier auch wirklich keiner auf falsche Gedanken kommt, lehne ich mich extra unbeteiligt gegen die Wand und schaue konsequent nur auf meine Schuhspitzen hinunter und auf die eingetretenen Kaugummis im Asphalt. Nur ab und zu schaue ich hoch, und zwar wenn Frauen und Mädchen in kurzen Kleidern und Röcken vorbeilaufen, was recht häufig passiert, ich stehe nämlich gleich neben dem Toiletteneingang. Ich kann die Aussicht aber gar nicht genießen, weil das Jucken immer penetranter wird und ich mich mit aller Kraft konzentrieren muss, nicht zu kratzen; sonst rubbeln die Fingerspitzen die gefärbten Baumwollfasern noch tiefer in die Haut, und dort fangen sie erst richtig zu brennen an. Das ist dann wirklich unerträglich, so als würde man barfuß in einen Ameisenhaufen steigen oder mit kurzen Hosen durch Brennnesselstauden waten. Mein Opa hat das manchmal gemacht, gegen sein Rheuma, aber der war ja auch ein Bauer und hatte keine Allergien, der war immer an der frischen Luft. Und während ich noch meinen Opa vor mir sehe, wie er mitten im Wald in einem Ameisenhaufen steht und mich dauernd überreden will, mit hineinzusteigen, fällt mir ein, dass meine Mitfahrgelegenheit ein Förster ist. Ein Starnberger Förster mit einem gelben Passat, das hat er zumindest gesagt. Wir waren um Punkt eins verabredet, und wenn ich mich nicht täusche, ist es schon mindestens zwanzig nach.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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