Perry Rhodan 1605: Besucher aus dem Irgendwo - Peter Terrid - E-Book

Perry Rhodan 1605: Besucher aus dem Irgendwo E-Book

Peter Terrid

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Beschreibung

Er erscheint im Solsystem - die Hyperraum-Parese hält ihn nicht auf Die Krise um die Superintelligenz ES, die nicht nur das Solsystem, sondern die ganze dazugehörige Mächtigkeitsballung ins Verderben zu ziehen drohte, liegt rund 26 Jahre zurück, und die Situation hat sich längst wieder stabilisiert. Kein Wunder daher, dass die Terraner Silvester 1199, die Jahreswende zum 13. Jahrhundert NGZ, feierlich begehen. Schließlich erwartet man, dass auch das neue Jahrhundert ebenso friedlich verlaufen wird wie die letzten 25 Jahre. Dies ist ein tragischer Irrtum, wie es sich am 10. Januar um 5 Uhr 33 Galaktischer Standardzeit herausstellt. Denn zu diesem Zeitpunkt bricht über die Welten des Solsystems und das benachbarte Raumgebiet eine Katastrophe herein, die die gesamte auf 5-D-Basis arbeitende Technik lahmlegt und somit eine "Tote Zone" erzeugt. Inzwischen schreibt man den März 1200 NGZ. Während die außerhalb der Toten Zone Lebenden bereits über die Ausdehnung des sich in seinen Grenzen stetig verändernden Raumgebiets, in dem die Hyperraum-Parese herrscht, Bescheid wissen und sogar schon freigegebene Planeten besucht haben, kennt man im Innern nur die Regel von der Funktionsschädigung sämtlicher Hypertechnik. Diese Regel, so scheint es, gilt jedoch nicht für den BESUCHER AUS DEM IRGENDWO ...

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Veröffentlichungsjahr: 2013

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Nr. 1605

Besucher aus dem Irgendwo

Er erscheint im Solsystem – die Hyperraum-Parese hält ihn nicht auf

von Peter Terrid

Die Krise um die Superintelligenz ES, die nicht nur das Solsystem, sondern die ganze dazugehörige Mächtigkeitsballung ins Verderben zu ziehen drohte, liegt rund 26 Jahre zurück, und die Situation hat sich längst wieder stabilisiert.

Kein Wunder daher, dass die Terraner Silvester 1199, die Jahreswende zum 13. Jahrhundert NGZ, feierlich begehen. Schließlich erwartet man, dass auch das neue Jahrhundert ebenso friedlich verlaufen wird wie die letzten 25 Jahre.

Dies ist ein tragischer Irrtum, wie es sich am 10. Januar um 5 Uhr 33 Galaktischer Standardzeit herausstellt. Denn zu diesem Zeitpunkt bricht über die Welten des Solsystems und das benachbarte Raumgebiet eine Katastrophe herein, die die gesamte auf 5-D-Basis arbeitende Technik lahmlegt und somit eine »Tote Zone« erzeugt.

Inzwischen schreibt man den März 1200 NGZ. Während die außerhalb der Toten Zone Lebenden bereits über die Ausdehnung des sich in seinen Grenzen stetig verändernden Raumgebiets, in dem die Hyperraum-Parese herrscht, Bescheid wissen und sogar schon freigegebene Planeten besucht haben, kennt man im Innern nur die Regel von der Funktionsschädigung sämtlicher Hypertechnik.

Die Hauptpersonen des Romans

Philip – Ein Besucher aus dem Irgendwo.

Nora Bierer – Kommandantin einer Raumstation.

Reginald Bull – Der Unsterbliche wird von seiner Vergangenheit eingeholt.

Tyler Danning – Er entwickelt einen verwegenen Plan.

Myles Kantor

1.

»Ich bin dafür«, erklärte Nora Bierer mit fester Stimme. »Es wird Zeit, dass wir festen Boden unter die Füße bekommen – und dieses Mal ist es buchstäblich gemeint.«

Tyler Danning schüttelte den Kopf und machte ein sehr ernstes Gesicht. In dem spärlichen Licht in der Zentrale der Raumstation NEPTUN ORBITER IX wirkten seine Züge wie gemeißelt. Sie drückten Anspannung und Konzentration aus; wer dieses Gesicht sah, wusste, dass die Lage kritisch war.

Es roch nach Schweiß in der Zentrale und nach billigem Konservenessen. Und nach Angst.

Die Hauptbeleuchtung war ausgefallen, Licht gab es nur noch aus den beleuchteten Instrumentenpulten; ein schwacher, rötlich durchsetzter Schein, der keine Wärme verbreitete. Die meisten dieser Instrumente waren selbst defekt oder hatten keine Messwerte mehr, die sie hätten anzeigen können.

»Es würde unsere Lage nur unwesentlich verbessern«, gab er zu bedenken. »Und es brächte eine beträchtliche Menge an Unbequemlichkeiten mit sich.«

»Inwiefern?«

Noras Frage kam schnell und scharf, begleitet von einer energischen Handbewegung. Und das war ein Fehler. Beinahe augenblicklich begann sich die Frau zu bewegen, und ebenso schnell versuchte sie, den spontanen Fehler wieder auszugleichen. Das Ergebnis war, dass sie haltlos im Raum herumdriftete und sich mehrfach überschlug, bis eine von den anderen Frauen sie zu fassen bekam und wieder zur Ruhe brachte.

»Da siehst du es!«, schimpfte Nora Bierer; es war nicht klar zu erkennen, weshalb sie wütend war – war es wegen ihres kleinen Fehlers, oder lag es daran, dass sie schon immer Probleme gehabt hatte, mit offenem Widerstand gegen ihre Beschlüsse fertig zu werden? Nora war eine sehr autoritäre Kommandantin, das ließ sich nicht leugnen. Zweifelsohne kompetent, aber auch störrisch.

»Was sehe ich?«, fragte Danning zurück. »Dass wir mit dieser kleinen Panne fertig geworden sind, wie mit allen anderen Pannen auch, seit diesem verfluchten 10. Januar.«

»Wir haben überlebt«, antwortete Nora Bierer. »Aber das ist dann auch schon alles.«

»Mir genügt es«, gab Tyler zurück. »Vorerst. Es gibt uns Zeit, unsere Maßnahmen genau zu durchdenken.«

Die beiden sahen sich grimmig an.

Nora Bierer war die Kommandantin der Station NEPTUN ORBITER IX, einer von insgesamt vierundzwanzig Stationen dieser Art. Eine Frau von knapp über Einhundert, Dimensionsmathematikerin von Beruf, energisch, umsichtig, diszipliniert, gescheit und äußerlich noch recht ansehnlich. Bis zu diesem Schicksalstag, dem 10. Januar 1200 NGZ, hatte sie niemals große Schwierigkeiten gehabt, die Station in ihrem Sinn arbeitsfähig zu halten.

Seither hatte sich so manches geändert – und der komplette Ausfall aller 5-D-Technologie war nur der kleinste Teil des Ärgers, mit dem sie sich herumzuschlagen hatte.

»Okay«, sagte Nora Bierer halblaut und strich sich die leicht struppigen grauen Haare glatt. »Diskutieren wir die Sache noch einmal durch.«

Sie blickte in die Runde, aus müden, ein bisschen wehmütig blickenden Augen. Jeder wusste, dass sie alles getan hatte in den letzten Tagen und Wochen. Dass es noch Leben im Inneren der NEPTUN ORBITER IX gab, dass es noch Anlagen und technische Geräte gab, die funktionierten und imstande waren, dieses Leben für einige Zeit zu erhalten, wenn auch auf niedrigem Niveau, war nicht zuletzt ihr Verdienst.

»Wir sind nur noch elf einsatzfähige Personen«, sagte die Kommandantin. »Unsere Technologie ist weitgehend zusammengebrochen, wir haben zwei Verletzte, die wir kaum noch medizinisch versorgen können. Wir brauchen Hilfe, aber bis Hilfe kommen kann ...«

»Haben wir auch graue Haare, wie du ...«, ergänzte eine trockene Stimme aus dem Hintergrund; über Noras Gesicht huschte der Schimmer eines Lächelns.

»So ist es«, sagte sie halblaut. »Wir müssen selbst zusehen, wie wir uns helfen, aber dazu ist nötig, dass wir uns wenigstens in einem Teil der NEPTUN ORBITER IX halbwegs normal bewegen können.«

»Und wie ist das zu erreichen?«

Nora Bierer deutete auf die Zeichnung, die sie angefertigt hatte. Früher hätte man diese Aufgabe vom Syntron erledigen lassen, in so winzigen Bruchteilen von Sekunden, dass man sie mit menschlicher Wahrnehmung nicht hätte erfassen können. Unter den gegenwärtigen Umständen dieses Tages – man schrieb den 2. März 1200 NGZ – hatte Nora fast zwei Minuten dafür gebraucht, und bei anderen Tätigkeiten, die nicht mehr vom Syntron geleitet, organisiert und überwacht wurden, war der Zeitverlust noch viel größer.

»Dies ist der Rumpf der NEPTUN ORBITER«, sagte Nora halblaut. Die Gruppe hatte sich so eng um sie geschart, dass sie die Stimme nicht zu heben brauchte. »Ein Rotationsellipsoid, zweihundert Meter lang, fünfzig Meter dick. Die Dicke ist dabei besonders wichtig, denn sie gibt uns eine Chance.«

Tyler Danning ließ die Kommandantin ruhig ausreden. Er hatte sich in einem der fest am früheren Boden montierten Sessel angeschnallt, ein großer, kräftiger Mann mit dunkler Haut und dunklen Augen, der sich langsam und vorsichtig bewegte und auch so sprach. Er hörte Nora aufmerksam zu, und seine Freunde spürten: Es kam ihm auf die Sache an, nicht darauf, die Position der Kommandantin zu untergraben.

Tyler Danning war ein Xenobiologe von Ruf und Rang, ein erstklassiger Gen-Ingenieur und Terraforming-Spezialist und gehörte eigentlich nicht zur regulären Besatzung der NEPTUN ORBITER IX. Er war erst vor einigen Wochen zur Mannschaft gestoßen, als Vertretung für einen Erkrankten; anfänglich hatte er die Reise hinaus an den Rand des Solaren Systems als eine Art Urlaub betrachtet, aber nun saß er in der gleichen gnadenlosen Todesfalle wie alle anderen auch. Mit anscheinend unerschütterlichem Gleichmut betrachtete er gelassen Nora Bierers Werk.

Auf der groben Handzeichnung war die NEPTUN ORBITER als eine Art Riesenzigarre zu erkennen, an den beiden Enden versehen mit Andockmöglichkeiten für Raumschiffe. Die NEPTUN ORBITER konnte Raumschiffe der Merz-Klasse bis zu einem Durchmesser von 500 Metern anlegen lassen. Zurzeit waren diese Positionen frei; man befand sich im Frieden, und die NEPTUN ORBITER wurde vornehmlich für wissenschaftliche Zwecke genutzt. Ansonsten stellten die vierundzwanzig Raumstationen der NEPTUN ORBITER-Reihe einen Teil des Frühwarnsystems für den solaren Raum dar. Erbaut worden waren die Stationen im letzten Vierteljahrhundert, mit der modernsten Technik, die zu haben war – und die jetzt ausnahmslos nicht funktionierte.

»Wenn wir unsere Antriebsdüsen zur Feinkorrektur zünden«, erklärte Nora Bierer eindringlich, »von Hand gewissermaßen und in der richtigen Reihenfolge, dann können wir die NEPTUN ORBITER in Drehung versetzen.«

»Um welche Achse?«

»Um die Längsachse, also einer Linie von einer Dockschleuse zur anderen, die mitten durch die Zentrale geht. Wenn sich das Schiff um diese Achse zu drehen beginnt, werden wir dadurch eine Art Pseudoschwerkraft erleben. Die Zentrifugalkraft, die durch die Drehung hervorgerufen wird, wird uns ein ähnliches Gefühl geben wie eine normale Schwerkraft. Und das heißt, dass wir wieder voll arbeitsfähig sein werden und nicht ständig mit der Schwerelosigkeit zu kämpfen haben.«

»Das wurde aber auch langsam Zeit«, ließ sich Kiraah Hulvyn vernehmen, das Nesthäkchen der Gruppe; sie lächelte schüchtern. Ihre langen blonden Haare umgaben ihr schmales Gesicht mit einem goldschimmernden Halo. »Ich mag die Schwerelosigkeit überhaupt nicht.«

Nora lächelte zurück; es war eine von Kiraahs Eigenschaften, dass man ihr Lächeln kaum unerwidert lassen konnte; sogar unter den gegenwärtigen Bedingungen wirkte es ansteckend, aber nur mehr für kurze Zeit. Vielleicht lag es daran, dass der Gedanke an blondgelockte Engel zurzeit eher beängstigende Assoziationen bei allen Anwesenden hervorrief.

»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Nora Bierer. »Ich weiß, wie unangenehm das ist.«

»Geradezu unnatürlich!«, rief jemand.

»Genau das ist es nicht«, warf Tyler Danning ruhig ein. »Wir kennen es nur einfach nicht anders als so, dass wir überall künstliche Schwerkraft vorfinden. Aber früher war Schwerelosigkeit normal und wurde sogar simuliert.« Er lächelte dünn. »Perry Rhodan hat die Schwerelosigkeit ausgiebig trainiert, bevor er zum Mond geflogen ist.«

»Das liegt ein paar Jahrtausende zurück«, konterte Nora Bierer. »Zurück zum Thema: Wenn wir die NEPTUN ORBITER in Drehung um ihre Längsachse versetzen, bekommen wir dadurch eine neue künstliche Schwerkraft.«

»Und wie hoch wäre die?«

Nora Bierer zuckte die Schultern.

»Keine Ahnung«, sagte sie. »Mit einem funktionsfähigen Syntron könnte man es ausrechnen, aber wir haben keinen Syntron mehr.« Eine Aufzählung dessen, was es nicht mehr gab und nicht mehr zur Verfügung stand, hätte Stunden gedauert. »Wir werden es experimentell herausfinden müssen. Es wird davon abhängen, wie schnell wir uns drehen werden – ich schätze, dass wir bei 0,5 bis 0,8 der Einheitsgravitation herauskommen werden.«

Kiraah wandte den Kopf und sah Tyler an; der Hagere zuckte mit keiner Wimper. Als Einziger schien er in der ganzen Zeit nicht bemerkt zu haben, wie hübsch Kiraah war. Jedenfalls gönnte er ihr nie einen Blick, der mehr verriet als die Tatsache, dass er ihre Anwesenheit bemerkt hatte.

»Und du bist dagegen? Warum?«

Tyler kratzte sich im Nacken.

»Weil diese Lösung für das Problem ihrerseits Probleme aufwirft«, sagte er. »Grundsätzlich hat Nora natürlich recht, wir bekämen neue Schwerkraft, und das wäre positiv für alle an Bord. Wir könnten wieder normal gehen, liegen, schlafen, Dinge absetzen und aufnehmen, Hebel bewegen und dergleichen mehr. Dazu reichen die 0,5 g, die Nora mindestens zu erzielen hofft, durchaus aus. Nur ...«

Die anderen sahen ihn an.

»Nur ist es so, dass diese Schwerkraft gewissermaßen variabel ist. Am stärksten wird sie in den Decks unterhalb von uns sein, nahe der Außenwand der NEPTUN ORBITER.«

Während er sprach, beobachtete er die Gesichter. Es waren durchweg qualifizierte Wissenschaftler, die ihn ansahen, kundige und kompetente Leute – aber sie hatten ganz offensichtlich große Probleme damit, die ziemlich einfache Physik und Mathematik zu begreifen, die zurzeit gültig war. Ohne die Hilfe durch moderne Technik und die schnelle Schaltlogik des Syntrons schienen sie geistig wie amputiert zu sein.

»Es ist wie auf einem Karussell – je weiter man vom Mittelpunkt entfernt ist, umso größer ist die Rotationsgeschwindigkeit und damit der Schwerkrafteffekt. Zum Mittelpunkt hin wird diese Zentrifugalkraft immer schwächer, und das wird zur Folge haben, dass sich an den Zuständen hier, in der Zentrale unserer NEPTUN ORBITER, praktisch gar nichts ändern wird. Hier werden wir so schwerelos sein wie jetzt auch.«

Jemand murmelte einen Fluch.

»Aber es kommt noch schlimmer«, sagte Tyler Danning gedehnt. »Die alte künstliche Schwerkraft war überall an Bord vektorgleich. Sie hat uns jeweils auf den Boden herabgedrückt, und das in jeder Schicht der NEPTUN ORBITER. Vom obersten Deck bis hinab zum untersten, Schicht um Schicht gewissermaßen, immer zeigte der Kraftvektor nach unten, auf den Boden. Die neue Schwerkraft aber ist nicht überall vektorgleich – ihre Vektoren gehen von der Rotationsachse aus, die mitten in unserer Zentrale liegt. Und das heißt, Freunde?«

Kiraah hatte als Erste begriffen. Sie deutete nach oben, dorthin, wo jene Decks lagen, die sich auf den Plänen oberhalb der Zentrale befanden.

»Heißt das, dass wir in den alten oberen Decks auch eine Schwerkraft haben, aber zur Decke hin?«

Tyler Danning nickte.

»Genau so ist es«, sagte er. »Die Kraft, die auf uns wirkt, wird von der Rotationsachse ausgehen, die längs durch das Schiff läuft. Aber das Schiff ist nicht rotationssymmetrisch, und folglich hat Kiraah recht.«

Nora Bierer ließ ein unwilliges Schnauben hören.

»Natürlich habe ich das bedacht«, sagte sie. »Aber wir brauchen Schwerkraft. Die Schwerelosigkeit ist nicht mehr auszuhalten. Und wir können in diesem Zustand nicht richtig arbeiten und zupacken.«

Tyler Danning breitete die Arme aus.

»Verstehe ich«, sagte er. »Aber wir müssen uns darüber klar sein – in dem Maß, in dem alle Handgriffe unterhalb der Zentrale leichter werden im Vergleich zu jetzt, im gleichen Maß wird es über unseren Köpfen schwieriger werden, etwas zu unternehmen. In den oberhalb liegenden Decks wird nicht nur alles auf dem Kopf stehen, sondern die gesamte Einrichtung des jeweiligen Decks wird weitgehend an der Decke kleben. Und damit umzugehen, ist nach meiner Einschätzung so schwierig und problematisch, dass es die Vorteile des Manövers bei weitem aufwiegt.«

Nora presste die Lippen aufeinander.

»Dein Vorschlag ist also, alles so zu lassen, wie es ist?«

»Zumindest was die Schwerkraft angeht«, antwortete Tyler ruhig. Er konnte es sehen, die anderen hatten ihn zwar verstanden, halbwegs, aber sie hatten es satt, in der Luft herumzutreiben wie Seifenblasen, immer wieder überraschende Purzelbäume zu schlagen und sich gelegentlich mit anderen Besatzungsmitgliedern zu seltsamen Knäueln aus Leibern und Gerätschaften zusammenzuballen.

»Abstimmung!«, schlug Nora vor.

»Es genügt, wenn du es befiehlst«, sagte Uryn Aetzold, der Hyperphysiker.

Nora schüttelte den Kopf.

»Dies ist eine Notlage«, sagte sie. »Und solange es möglich ist, möchte ich bei Entscheidungen von solcher Wichtigkeit möglichst große Übereinstimmung erzielen. In unserer Lage können wir es uns auf keinen Fall erlauben, Streitereien nach dem Motto: Habe ich es nicht gesagt? anzuzetteln.«

Tyler Danning nickte. Das war ein gutes Argument, fand er. In einer Notlage wie dieser war in der Tat Solidarität fast so wichtig wie der Sauerstoff.

Langsam schoben sich Hände nach vorn. Nora ließ den Blick wandern und zählte mit, desgleichen Danning.

»Zehn, elf, meine Stimme macht zwölf ...«

Tyler Danning streckte ebenfalls eine Hand aus, nicht weil er dem Vorschlag wirklich zustimmte, sondern um klarzustellen, dass er die offenkundige Entscheidung der gesamten Gruppe uneingeschränkt akzeptierte.

»Sehr gut«, sagte Nora Bierer; sie schenkte Tyler ein knappes Lächeln. »Dann wollen wir beginnen. In drei Minuten werden wir zünden. Kümmert euch bitte um die Verletzten, damit ihnen nichts geschieht, wenn die neue Schwerkraft einsetzt.«

Tyler Danning, noch einer der Geschicktesten im Umgang mit der Schwerelosigkeit, ließ sich hinübergleiten zu Ariel Hirsut und Kiraah Hulvyn, den beiden verletzten Besatzungsmitgliedern der Station NEPTUN ORBITER IX.