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Rückkehr nach Noman - zur Falle der Schwerkraftwelt Die galaktische Expedition, die über die Distanz von 225 Millionen Lichtjahren an den Rand der Großen Leere führte, hat trotz aller Erfolge ernsthafte Probleme. Bei ihren Erkundungen erfuhren die Terraner und ihre Verbündeten an Bord der BASIS, dass es im Bereich der Großen Leere vor rund zwei Millionen Jahren eine gigantische Gefahr gegeben hat, deren Auswirkungen bis in die aktuelle Zeit zu spüren sind. Als Nachwirkungen dieser Gefahr gelten die Sampler-Planeten, die von den Galaktikern erforscht werden. Nur: Diese Welten sind auch "Tabu-Planeten" und dürfen nicht betreten werden. Alle Expeditionen und Forschungen der Galaktiker haben den Zorn der in dieser Region agierenden uralten Mächte erregt: Die geheimnisvollen Theans, eine Art Richter, schicken ihre Helfer, die Gish-Vatachh, in den Einsatz gegen die BASIS. So stellt sich die Situation im Jahr 1207 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ), was dem Jahr 4794 alter Zeitrechnung entspricht, als kritisch dar: Zwar konnte der Kyberklon Voltago auf dem Planeten Shaft eine "Spindel" bergen, deren Inhalt bisher noch nicht entschlüsselt werden konnte, der Lösung des "Großen Kosmischen Rätsels" kam man dadurch aber nicht näher. Im Sektor des Pulsars Borgia kam es zu ersten Gefechten zwischen der BASIS und den Flotten der Gish-Vatachh, und nur der Einsatz der Friedensstifter konnte ein Gemetzel im All verhindern. Die Galaktiker erhalten die Erlaubnis zu einer letzten Expedition - sie vermuten ein großes Geheimnis IM GRAVO-KUBUS ...
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Nr. 1676
Im Gravo-Kubus
Rückkehr nach Noman – zur Falle der Schwerkraftwelt
von Peter Terrid
Die galaktische Expedition, die über die Distanz von 225 Millionen Lichtjahren an den Rand der Großen Leere führte, hat trotz aller Erfolge ernsthafte Probleme. Bei ihren Erkundungen erfuhren die Terraner und ihre Verbündeten an Bord der BASIS, dass es im Bereich der Großen Leere vor rund zwei Millionen Jahren eine gigantische Gefahr gegeben hat, deren Auswirkungen bis in die aktuelle Zeit zu spüren sind. Als Nachwirkungen dieser Gefahr gelten die Sampler-Planeten, die von den Galaktikern erforscht werden.
Nur: Diese Welten sind auch »Tabu-Planeten« und dürfen nicht betreten werden. Alle Expeditionen und Forschungen der Galaktiker haben den Zorn der in dieser Region agierenden uralten Mächte erregt: Die geheimnisvollen Theans, eine Art Richter, schicken ihre Helfer, die Gish-Vatachh, in den Einsatz gegen die BASIS.
So stellt sich die Situation im Jahr 1207 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ), was dem Jahr 4794 alter Zeitrechnung entspricht, als kritisch dar: Zwar konnte der Kyberklon Voltago auf dem Planeten Shaft eine »Spindel« bergen, deren Inhalt bisher noch nicht entschlüsselt werden konnte, der Lösung des »Großen Kosmischen Rätsels« kam man dadurch aber nicht näher.
Perry Rhodan – Der Unsterbliche muss gegen ein Versprechen verstoßen.
Siodor Thean – Er soll einen Bruch des Tabus erlauben.
Voltago – Der Kyberklon sucht das fehlende Spindel-Segment.
Nadja und Mila Vandemar – Die Spiegelgeborenen müssen sich bewähren.
Nosrein
»In schätzungsweise einer halben Stunde werden sie landen«, stellte Atlan nach kurzer Berechnung fest. »Dann kann die nächste Runde mit den Theans beginnen.«
Perry Rhodan nickte langsam.
Auf den Panoramaschirmen waren die anfliegenden Schiffe genau auszumachen.
Die ATHUER von Siodor Thean flog voran, das zweite Raumschiff wurde von Illinor Thean befehligt, ein halbes Dutzend Quappenschiffe bildete den Begleitschutz für die beiden Theans.
»Sie werden uns garantiert auffordern, mit unseren Schiffen schnellstens zu verschwinden«, vermutete der Arkonide.
»Höchstwahrscheinlich«, stimmte Perry Rhodan zu. In einem bequemen Pneumosessel, dessen Massageteil eingeschaltet war, ruhte mit geschlossenen Augen der linguidische Friedensstifter Arinu Barras, der bisher einen Hauptteil der Verhandlungen mit den Theans geführt hatte. Perry Rhodan musste zugeben, dass Barras seine Sache bisher gut gemacht hatte. Die Lage hatte sich nicht weiter zugespitzt, aber sie war natürlich noch brisant genug.
»In jedem Fall«, fügte der hoch gewachsene Terraner hinzu, »werden wir uns erst dann zurückziehen, wenn überhaupt, wenn alle unsere Leute wieder an Bord der BASIS eingetroffen sind.«
Atlan war mit seinen Schiffen ATLANTIS und LAIRE vor einem Tag eingetroffen, die Canaxu-Expedition konnte damit als abgeschlossen gelten. Die beiden Arcoana Shaba und Pulan waren zwar mit dem Nakk Paunaro noch auf Canaxu verblieben, für weitere Forschungen, wie sie sagten, aber nach Abschluss ihrer Arbeiten waren sie auf dem schnellsten Wege zur BASIS zurückgekehrt, fast zeitgleich mit Atlan, der einen anderen Weg genommen hatte.
»Du meinst Dilja Mowak und ihre Leute?«
Perry Rhodan nickte.
Die Besatzung der NEPTUN war noch immer in den Händen der Gish-Vatachh, als Gefangene. Gewissermaßen zum Ausgleich hatte ein Kommando unter Arlo Rutan, fast zweitausend Köpfe stark, hundert der Quappenschiffe gestürmt und erobert. Die Gish-Vatachh, die dabei gefangen genommen worden waren, konnten als Faustpfand in den Verhandlungen mit den Theans noch nützlich sein.
»Außerdem fehlt noch die DIONE«, erinnerte Rhodan. Er lächelte schwach. »Und an einen Abflug ohne Gucky ist nicht zu denken.«
Die drei Kreuzer DIONE, HYPERION und RHEA hatten sich vor Monaten auf die Reise zu einem weiteren Sampler-Planeten gemacht, Sloughar genannt. Zwei der Schiffe waren inzwischen wieder zurückgekehrt, lediglich die DIONE mit Gucky und Alaska Saedelaere an Bord war noch überfällig.
Schon beim ersten geplanten Zwischenstopp, der nach dem Abflug von Sloughar vereinbart worden war, hatte sich die DIONE nicht eingefunden; zum gegenwärtigen Zeitpunkt fehlte das Schiff seit fast drei Monaten.
Mit ihrer Rückkehr konnte jederzeit gerechnet werden. Allerdings musste befürchtet werden, dass diese Expedition über 43 Millionen Lichtjahre hinweg teilweise gescheitert war. Rhodan musste zugeben, dass er sich wegen der DIONE nicht geringe Sorgen machte.
Die Theans mit ihrem Begleitschutz kamen näher. Die Spezialschirme der Ortung ließen erkennen, dass die Schiffe ihre Schutzschirme aufgebaut hatten, eine deutliche Geste des Misstrauens und der Ablehnung. Inzwischen hatten sowohl die Theans als auch die Gish-Vatachh die Erfahrung machen müssen, dass sie in der Offensiv- wie in der Defensivbewaffnung den Galaktikern technisch weit unterlegen waren.
Als Sicherheitsmaßnahme taugten die Schirmfelder daher wenig, aber dafür war die symbolische Botschaft umso klarer: Wir trauen euch nicht, wir sind vor euch auf der Hut!
Rhodan deutete auf die ankommenden Schiffe.
»Vielleicht sollten wir ein Gegensignal geben«, sagte er halblaut. Atlan verstand ihn sofort.
»An was denkst du?«, fragte er.
Rhodan dachte kurz nach.
»Wir könnten Arlo Rutan und seine Kommandoabteilung zurückberufen«, schlug er vor.
Der Arkonide bewegte langsam den Kopf auf und ab.
»Wir geben damit unsere Gefangenen aus der Hand«, warnte er.
»Wennschon«, antwortete Rhodan gelassen; er lächelte dünn. »Da wir den Gish-Vatachh ohnehin keine Haare oder Schuppen krümmen werden, sind sie als Faustpfand wertlos, jedenfalls aus unserem Blickwinkel. Die Frage ist, was schwerer wiegt: eine Drohung, die wir mit Sicherheit nicht wahr machen werden, oder das Signal des guten Willens, wenn wir sie wieder freilassen und Rutan samt seiner Truppe wieder an Bord nehmen.«
Arinu Barras drehte langsam den Kopf.
»Die Drohung«, sagte der Linguide sanft, »besteht aus Worten, die wahr sein können oder nicht. Das andere ist hingegen eine eindeutige Tat. Sie bedarf nicht einmal eines Kommentars, sie spricht für sich selbst.«
Atlan und Perry Rhodan wechselten einen raschen Blick; sie waren zum gleichen Ergebnis gekommen wie der Friedensstifter.
»Syntron, eine Verbindung zu Arlo Rutan«, ordnete Rhodan an. Nach wenigen Augenblicken war die Leitung geschaltet.
»Ich habe schon auf den Kontakt mit euch an Bord gewartet«, ließ sich der Chef der Kampftruppe vernehmen. »Wie soll es jetzt weitergehen, Perry?«
»Gefällt dir die Rolle als Gefangenenwärter?«, erkundigte sich Rhodan freundlich.
»Nicht die Spur«, antwortete Rutan, ohne zu zögern; er grinste breit. »Lass mich raten – du willst, dass wir uns zurückziehen, nicht wahr?«
Perry Rhodan lächelte. Es sprach für Arlo Rutans Qualitäten als Taktiker und Stratege, dass er nicht nur an den Kampf dachte, sondern auch die Konsequenzen überlegte. Die Machtdemonstration war voll und ganz gelungen, obwohl die Landetruppen – wie sie sich ausdrückten – mit einer Hand auf dem Rücken hatten kämpfen müssen, da Rhodan strikte Zurückhaltung beim Waffengebrauch angeordnet hatte. Selbst unter diesen Umständen waren die Gish-Vatachh keine Gegner gewesen, die von den Truppen der BASIS hätten gefürchtet werden müssen.
»Richtig kalkuliert«, antwortete Rhodan. »Kehrt an Bord der BASIS zurück, ohne Kommentar gegenüber den Gish-Vatachh. Mal sehen, wie die Theans darauf reagieren.«
»Einverstanden«, stimmte Arlo Rutan zu. »Der Befehl wird sofort ausgeführt. Nehmen wir Gefangene mit?«
»Wozu?«, fragte Rhodan zurück. »Es macht keinen Sinn. Wir sehen uns an Bord!«
Die Verbindung wurde unterbrochen, wenig später wurde der Funkverkehr zwischen den Quappenschiffen auffallend verstärkt. Offenbar informierten die gekaperten Einheiten ihre Kommandeure, dass sich die Galaktiker zurückzogen.
»Hoffentlich hat die Geste auf die beiden Theans die gewünschte Wirkung«, bemerkte Atlan.
Arinu Barras lächelte verhalten.
»Sie wird«, prophezeite er. »Vor allem wird es euch selbst gut tun.«
Unterdessen leiteten die Theans das Landemanöver ein. Die Quappenschiffe landeten auf dem riesigen Rumpf der BASIS. Auf den Bildschirmen konnten die Galaktiker sehen, wie sich die Schleusen öffneten und eine mittelgroße Armee von Gish und Vatachh ausspie, die sofort auszuschwärmen begann.
»Was haben die vor?«, murmelte Atlan kopfschüttelnd. »Glauben die Theans, nun ihrerseits die BASIS stürmen und erobern zu können?«
Perry Rhodan lächelte.
»Wahrscheinlich soll es eine kleine Machtdemonstration sein«, vermutete er. »Sie stecken sich gewissermaßen ein Territorium auf der BASIS ab, um zu zeigen, dass sie zu allem entschlossen sind.«
Seine Vermutung fand rasch ihre Bestätigung. Die holographische Kommunikation wurde aktiviert, und wenig später tauchten die dreidimensionalen Projektionen der beiden Theans in dem Raum auf, in dem sich Rhodan und Atlan aufhielten.
Atlan unterdrückte mit Mühe ein Schmunzeln. Die Theans hatten die Projektion so verändert, dass sie in dieser Darstellung ein Stück größer waren als ihre Gesprächspartner.
»Willkommen«, sagte Perry Rhodan und zeigte die leere rechte Handfläche. Das Zeichen wurde verstanden, auch die Theans zeigten an, dass sie unbewaffnet waren. »Es freut mich, dass ihr unserer Einladung gefolgt seid.«
»Und wir begrüßen es, dass ihr euren frevelhaften Angriff auf unsere Schiffe beendet habt, bevor wir gezwungen waren, euch zu vernichten!«
Arinu Barras war aufgestanden und hatte sich zu Rhodan und Atlan gesellt. Die anderen Galaktiker, die sich im Raum aufhielten, traten ein wenig zurück.
»Wie wäre es damit, wenn auch die anderen Galaktiker zu uns zurückkehrten?«, fragte Arinu Barras freundlich.
Er benutzte das Idiom der Gish-Vatachh, das er inzwischen mit erstaunlicher Perfektion beherrschte, bis in die Feinheiten hinein.
»Wir schicken sie euch nach!«, antwortete Siodor Thean; er führte das Gespräch auf Seiten der Theans. Im Hintergrund waren die Gestalten zahlreicher Vatachh zu erkennen, die sich recht grimmig gebärdeten. »Sobald ihr das Gebiet der Völkerallianz Damurial verlassen habt.«
Für die Galaktiker übertrug der Translator den Begriff Damurial als »Wächter der Endlosen Grenze«. Die Worte machten einiges vom Selbstverständnis der Theans deutlich, sie gaben eine Vorstellung davon, in welchen Größenordnungen gedacht und gehandelt wurde.
»Wir lassen niemals unsere Leute irgendwo zurück«, warf Perry Rhodan ein. »Unter gar keinen Umständen. Bevor wir über einen Abzug verhandeln, müssen erst alle Galaktiker an Bord der BASIS eingetroffen sein.«
»Ausgeschlossen«, stellte Siodor Thean klar. »Ohne Abzug gibt es keine Freilassung der Geiseln.«
»Ohne Freilassung der Geiseln gibt es keinen Abzug«, sagte Rhodan im Gegenzug. »Damit heben sich eure und unsere Wünsche und Handlungen gegenseitig auf, ein Fortschritt zum beiderseitigen Vorteil ist nicht möglich.«
Siodor Thean machte eine Geste, deren Bedeutung den Galaktikern verborgen blieb.
»Es ist Vorteil genug für euch, wenn ihr überhaupt abziehen dürft«, behauptete er. »Offenbar habt ihr Galaktiker nicht die geringste Vorstellung davon, welch ungeheuren Frevels ihr euch schuldig gemacht habt.«
»In diesem Fall bitten wir um Aufklärung«, erwiderte Arinu Barras sofort. »Ein Gesetz, von dessen Existenz wir nichts wissen, können wir auch nicht beachten. Das werdet ihr wohl sicher einsehen.«
Die beiden Theans gaben zunächst keine Antwort.
»Außerdem«, fügte der Linguide hinzu, geschickt auf das Selbstverständnis der Theans als Richter und Tabu-Bewahrer anspielend, »gilt bei uns der Grundsatz, dass nur nachvollziehbare Gesetze Gültigkeit haben.«
»Unsinn!«, verwahrte sich Siodor Thean. »Es handelt sich dabei nicht um übliche Rechtsvorschriften oder so etwas.«
»Sondern?«
Perry Rhodans Spannung stieg. Offenbar hatten die Theans nicht damit gerechnet, ausgerechnet in eine Art rechtsphilosophischen Disput verwickelt zu werden. Wenn sie die Herausforderung des Linguiden annahmen, waren sie gezwungen, weitere Informationen zu geben. Und genau darauf wartete Perry Rhodan. Die Existenz und das System der Theans hatte seine Vorgeschichte und Begründung, und darüber wollte der Terraner mehr wissen.
Siodor Thean antwortete etwas, das der Translator nach kurzem Zögern mit »das Große Heilige Verbot« übersetzte.
Arinu Barras zögerte ebenfalls.
»Können wir uns kurz beraten?«, fragte der Linguide nach. »Wir nehmen dann wieder Kontakt auf.«
»Es sei!«, lautete die Antwort aus dem Translator. Die hoch entwickelte Technik dieser Geräte machte es möglich, auch feine Sinnunterschiede auszudrücken und in diesem Fall einen hoheitsvoll-geschraubten Ausdruck zu benutzen.
Arinu Barras wandte sich an Perry Rhodan.
»Der Thean hat den Begriff Großes Heiliges Verbot benutzt«, sagte er nachdenklich. »Ein ziemlich verschwommener und vager Begriff. Du, Atlan, hast neulich im gleichen Zusammenhang das Wort Tabu benutzt. Ich weiß auch, glaube ich, was es bedeutet – ebenfalls etwas Verbotenes. Ich weiß ebenfalls, dass dieses Wort aus einer der alten Sprachen der Terraner stammt. Aber was bedeutet es ganz genau?«
Einmal mehr musste Atlan auf den Wissensfundus seines Extrahirns zurückgreifen und sein fotografisches Gedächtnis bemühen.
»Das Wort stammt tatsächlich aus einer der alten Sprachen Terras«, erinnerte er sich. »Aus dem Polynesischen, um genau zu sein. Es bezeichnet in der Tat ein Verbot, aber dabei handelt es sich nicht einfach um irgendeine gesetzliche Vorschrift, sondern um etwas, das die Götter verhängt haben. Kein Priester oder Gesetzgeber kann etwas aussprechen, das einem Tabu gleichkäme. Ein Ort kann mit einem Tabu belegt sein oder eine Handlung, und dieses – gewissermaßen heilige – Verbot ist so tief greifend und so selbstverständlich, dass kein Mensch auch nur auf den Gedanken kommen wird, es zu brechen.«
Atlan suchte nach einem Vergleich.
»Es ist beispielsweise so, dass kein Mensch – von ganz extremen Ausnahmen abgesehen – jemals auf den Gedanken käme, Menschenfleisch zu essen.« Er blickte rasch um sich. »Wenn ich in eure Gesichter blicke, dann sehe ich, dass ihr gerade gespürt habt, was mit Tabu gemeint ist. Der Gedanke allein, ein solches Verbot zu brechen, erregt Abscheu. Wir alle können uns vorstellen, dass Menschen in äußerster Not zu extremen Mitteln greifen, aber wenn wir hören, dass Menschen, um dem Hungertod zu entgehen, das Fleisch anderer Menschen gegessen haben, dann überkommt uns bei allem Verständnis und Mitgefühl ein gewisses Gruseln. Als hätten diese Menschen eine Grenze des Handelns überschritten, die man einfach nicht überschreiten darf. So ungefähr ist der Begriff Tabu zu verstehen.«
Arinu Barras nickte verstehend.
»Dann hat es etwas mit dem innersten Selbstverständnis zu tun«, sagte er nachdenklich. »Wer ein Tabu verletzt, gerät ethisch in einen Zustand des freien Falls, dann gibt es nichts mehr, woran er sich festhalten könnte. Ich glaube, wir können die Theans so besser verstehen. Syntron, stelle die Kommunikation wieder her ...«
»Nun, seid ihr zu einem Ergebnis gekommen?«, fragte Siodor Thean, kaum dass er wieder aufgetaucht war.
»Das sind wir«, antwortete Arinu Barras. Perry Rhodan hörte konzentriert zu. »Wir haben Schwierigkeiten, euch ganz und gar zu verstehen. Aus unserem Blickwinkel sieht es so aus: Wir sind auf ein paar Planeten gelandet, die gewisse hyperphysikalische Besonderheiten aufweisen – das ist alles. Wir begreifen nicht, was daran so Besonderes sein soll ...«
»Törichte Narren!«, empörte sich Illinor Thean. »Ihr spielt mit Dingen herum, die ihr nicht begreift und die euch nichts angehen.«
»Dann erklärt sie uns«, forderte Arinu Barras. »Helft uns, euren Standpunkt zu begreifen.«
Die Theans zögerten lange. Für einige Minuten unterbrachen sie nun die Verbindung, um sich intern zu beraten. Offenbar fiel es ihnen sehr schwer, über den eigenen Schatten zu springen. Aber schließlich rangen sie sich dennoch dazu durch.
»Tanxtuunra«, sagte Atlan leise. »In unserer Sprache die ›Allianz der tausend Galaxien‹. Kannst du dir so etwas vorstellen, Perry?«
Perry Rhodan schüttelte den Kopf.