Perry Rhodan 1700: Möbius - Robert Feldhoff - E-Book

Perry Rhodan 1700: Möbius E-Book

Robert Feldhoff

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Beschreibung

Der Plan ist zwei Millionen Jahre alt - die Spindelwesen und ihre große Aufgabe Dass an der Großen Leere, rund 225 Millionen Lichtjahre von der Menschheitsgalaxis entfernt, das angeblich Größte Kosmische Geheimnis zu finden ist, wissen Perry Rhodan und seine Freunde schon seit langem. Bei ihrer ersten Expedition mit der BASIS fanden die Terraner zwar viele Hinweise, konnten aber das große Rätsel nicht lösen. Gegen Ende des Jahres 1216 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - das entspricht dem "alten" Jahr 4803 - scheinen sich die Ereignisse jedoch zu überschlagen. Mit der BASIS sind Perry Rhodan und seine bewährten Gefährten zum zweiten Mal an der Großen Leere aktiv. Die Tabuwächter, mit denen es schon vor Jahren massive Probleme gab, scheinen mit den Terranern kurzen Prozess machen zu wollen und attackieren die Expedition. Perry Rhodan wagt die Flucht nach vorne: hinein in die Große Leere, in direktem Flug zum Dunkelplaneten Charon. Im Leerraum trifft er Moira, die geheimnisvolle Söldnerin, die von sich behauptet, schon seit zwei Millionen Jahren zu leben. Sie spielt ihr eigenes Spiel - und gemeinsam mit den von den Terranern geschaffenen Spindelwesen folgt sie anscheinend einem zwei Millionen Jahre alten Plan. Das Schlüsselwort zu diesem Plan und zum Größten Kosmischen Geheimnis ist uralt. Das Wort lautet schlicht und ergreifend MÖBIUS ...

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Nr. 1700

Möbius

Der Plan ist zwei Millionen Jahre alt – die Spindelwesen und ihre große Aufgabe

von Robert Feldhoff

Dass an der Großen Leere, rund 225 Millionen Lichtjahre von der Menschheitsgalaxis entfernt, das angeblich Größte Kosmische Geheimnis zu finden ist, wissen Perry Rhodan und seine Freunde schon seit langem. Bei ihrer ersten Expedition mit der BASIS fanden die Terraner zwar viele Hinweise, konnten aber das große Rätsel nicht lösen.

Gegen Ende des Jahres 1216 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem »alten« Jahr 4803 – scheinen sich die Ereignisse jedoch zu überschlagen. Mit der BASIS sind Perry Rhodan und seine bewährten Gefährten zum zweiten Mal an der Großen Leere aktiv. Die Tabuwächter, mit denen es schon vor Jahren massive Probleme gab, scheinen mit den Terranern kurzen Prozess machen zu wollen und attackieren die Expedition.

Perry Rhodan wagt die Flucht nach vorne: hinein in die Große Leere, in direktem Flug zum Dunkelplaneten Charon. Im Leerraum trifft er Moira, die geheimnisvolle Söldnerin, die von sich behauptet, schon seit zwei Millionen Jahren zu leben. Sie spielt ihr eigenes Spiel – und gemeinsam mit den von den Terranern geschaffenen Spindelwesen folgt sie anscheinend einem zwei Millionen Jahre alten Plan.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner im Spannungsfeld eines uralten Planes.

Moira – Die Söldnerin will vollenden, was vor zwei Millionen Jahren begann.

Voltago – Der Kyberklon zeigt sein wahres Gesicht.

Mila und Nadja Vandemar – Die Spiegelgeborenen entwickeln neue Gaben.

Alaska Saedelaere

1.

Dunkelheit

Ob der 31. Oktober 1216 NGZ eine neue Epoche in der Geschichte der Menschheit einleitete, wusste zu diesem Zeitpunkt niemand. Die Galaktiker an der Großen Leere interessierten sich auch nicht dafür. Was den Beginn und das Ende einer Epoche markierte, hatten künftige Generationen zu entscheiden.

Vor langer Zeit waren sie aufgebrochen, um das angeblich Größte Kosmische Rätsel zu lösen. Ohne zu wissen, was darunter zu verstehen war, und ohne das Bewusstsein, sich in tödliche Gefahr zu begeben. Niemand hatte das Gefühl, der Lösung nahe zu sein. Sie waren Blinde, die einen sumpfigen Ozean befuhren und das Perlenfeld am Grund nicht sehen konnten.

2.

Sehen lernen

An Bord der STYX waren sie Gäste. Als solche hatten sie sich zu verhalten, wenngleich sich jede der anwesenden Personen über die ungeschriebenen Gesetze der Gastfreundschaft hinweggesetzt hätte, wäre das irgendwie möglich gewesen.

Moiras Schiff stellte in diesem Teil des Universums das größte vorhandene Machtmittel dar. Sie ließ kaum eine Gelegenheit aus, die Verfügungsgewalt über ihre Gäste auf subtile Weise darzustellen. Niemand an Bord vergaß nur eine Sekunde ihre Anwesenheit – und die Tatsache, dass sie über Tod und Leben entschied.

Allerdings konnte Moira sich auch sehr umgänglich zeigen. Besonders dann, wenn es ihren eigenen Zielen nützte.

Am 16. September 1216 NGZ fasste Alaska Saedelaere einen einsamen Entschluss. Er unterrichtete weder Perry Rhodan noch Voltago oder die vierzehn Spindelwesen. Stattdessen verließ er seine Kabine, stellte sich offen in den geschwungenen Korridor davor und sagte: »Moira! Ich hoffe, dass du mich hören kannst. Ich bitte um eine Unterredung.«

Keine zwei Minuten waren verstrichen, als der Korridor sich vor seinen Augen veränderte. Wände rückten zusammen, der Boden gehorchte einer unsichtbaren Kraft und hob sich. Saedelaere folgte einer sanft ansteigenden Kurve, ohne Kreuzungen zu passieren, ohne einen Antigravlift zu benutzen. Er vermutete, dass seine Kabine im Heck des Schiffes lag. Der Ort des Zusammentreffens befand sich dagegen im Bug.

Moira erwartete den ehemaligen Maskenträger bereits mit allen Zeichen von Ungeduld.

Sie war ein humanoides, überaus muskulöses Wesen, über zwei Meter siebzig groß und mit dunkler, bronzefarbener Haut. Der Inbegriff von Macht und eleganter Kraft. Ein Wirbelsturm, der selbst einen Riesen von Halut zerlegen könnte. Ihre Kleidung erinnerte an einen Taucheranzug, hatte aber mit einem solchen nichts gemein, außer der mattschwarzen Farbe.

»Alaska Saedelaere! Was willst du? Du stiehlst meine Zeit.«

»Die STYX ist auf dem Weg nach Charon«, stellte er nüchtern fest. »Selbst mit einem Schiff wie dem deinen dürfte das den ganzen Tag dauern. Du bist also ohne Beschäftigung, Moira.«

»Unsinn! Du redest von Dingen, die du nicht verstehst. Mit Langeweile wird man nicht zwei Millionen Jahre alt.«

Saedelaere versuchte, aus ihrer Mimik schlau zu werden, musste jedoch erkennen, dass er außer einer perfekten Maske nichts zu sehen bekam. Der Kopf war kantig, die Nase breit, und ihre Augen lagen in tiefen, knochigen Höhlen. In die gelbe Iris waren violette Pupillen eingebettet. Durch einen fünf Zentimeter breiten Spalt in ihrem Helm wuchs eine widerspenstige, manchmal zuckende Haarpracht, zu knotigen Strängen geflochten. Hängen blieb sein Blick allerdings am karpfenartigen, nach unten gewölbten Mund, der ihr einen beklemmenden Gesichtsausdruck verlieh.

»Ich will mit dir über Mila und Nadja Vandemar sprechen. Ich habe mit den beiden Pläne, für die ich deine Hilfe benötige.«

Moira horchte sichtbar auf.

Was immer sich in ihrem Geist abgespielt, welche Gedanken sie auch verfolgt hatte, in diesem Moment erwachte ihr Interesse. Spiegelsehen war etwas, das sie als faszinierend empfand. Ihr Interesse an der Mutantenfähigkeit der Zwillinge war Saedelaere bekannt. Und wenn er etwas zur Verfügung hatte, womit er die Söldnerin manipulieren konnte, so nutzte er diesen Umstand ohne Scheu.

»Nenne die Hilfe, die du brauchst.«

»Bist du in der Lage, auf psionisch veranlagte Gehirne in irgendeiner Weise einzuwirken? Damit meine ich keinen operativen Eingriff. Ich denke vielmehr an eine Art von Strahlung.«

»Das wäre machbar, wenn du mir sagst, was du anstellen willst.«

Alaska Saedelaere erklärte es ihr.

*

Kurz darauf bat er Mila und Nadja Vandemar in seine Kabine.

»Setzt euch! Mila, Nadja – wir haben zu reden.«

Im Gegensatz zu früher hatten sie sich zu eindeutig gereiften Charakteren entwickelt. Die lange Reise an Bord der STYX, allein mit Moira und Alaska Saedelaere, hatte viel dazu beigetragen. Zu wirklich großen Persönlichkeiten, im Stil eines Perry Rhodan etwa, fehlte allerdings ein ganzes Stück.

Die beiden jungen Frauen fühlten sich alles andere als wohl. Als wüssten sie bereits, was ihnen bevorsteht. Saedelaere war ein fähiger Analytiker. Er konnte sehen, was in ihnen vorging.

»Was ist los, Alaska?«, fragte Nadja, die etwas redefreudigere der zwei ausgesprochen schweigsamen Persönlichkeiten.

»Wir müssen entscheiden. Über euch beide.«

Mila bewegte sich unruhig.

Abkapselung, Abwehr, verstellte Flucht.

Saedelaere war ein sehr zurückhaltender Mann, der das Schweigen einer Predigt immer vorzog. Aber manchmal, so hatte er gelernt, gab es keinen anderen Weg, den man gehen konnte. Seine bestimmte Geste bannte sie an den Platz.

»Mila und Nadja, ihr verfügt über eine Mutantenfähigkeit, die immer noch rätselhaft ist. Ich vermisse euren unbedingten Willen, an der Gabe zu arbeiten. Von euch beiden kommt nichts, immer nur Angst. Diese Art Stillhaltepolitik ist jedoch nicht angebracht.«

Er, der ein halbes Leben lang eine Plastikmaske getragen hatte, um nicht mit dem Anblick seines entblößten Gesichtes andere Menschen in den Wahnsinn zu treiben, betrachtete sie mit verstecktem Mitleid.

»Insgeheim denkt ihr immer noch, ihr seid einsam, isoliert, auf euch gestellt. Es geht vielen Menschen so. Die meisten werden die Geister der Vergangenheit niemals los, im ganzen Leben nicht. Aber ihr zwei seid dazu gezwungen. Euer ganzes Leben – das wird sehr lange dauern. Man kann sich wehren. Gegen das ganze Universum, und auch gegen die Schranken, die der eigene Geist einem auferlegt.«

Nadja Vandemar hob den Kopf und sah ihm gerade in die Augen. Er konnte Trotz erkennen, Ärger über einen ungerechten Vorwurf.

Früher wäre sie zu einem solchen Blick nicht fähig gewesen.

»Wir wollen nicht auf diese Weise kämpfen, die du dir vorstellst, Alaska. Wir brauchen einfach Zeit. Sind wir nicht potenziell unsterblich? Lass es doch hundert Jahre dauern. Dann sind wir sicher da, wohin wir wollen.«

»Lernen ist immer eine bittere Angelegenheit«, entgegnete er nach einer Weile. »Für euch zwei gibt es aber keinen leichten Weg. Ich habe das sichere Gefühl, dass es in hundert Jahren längst zu spät ist. Euch wird nichts geschenkt. Jeder Sieg ist mit Schmerzen verbunden, und ihr könnt sehr viel mehr davon ertragen, als ihr glaubt.«

Vergangenheit.

Denke mehr als ein Jahr zurück, Alaska. Zur STYX, soeben auf Canaxu gelandet ...

Während sich Moira auf der Suche nach Spindelwesen befand, um die vierzehn wieder zusammenzuführen, erkundeten Saedelaere sowie Mila und Nadja Vandemar die Umgebung. Der ehemalige Maskenträger wandte sich nach Norden. Die Zwillinge schlugen westliche Richtung ein.

Kurz darauf machte er in eben dem Gebiet, wo er die Zwillinge vermutete, Energieentladungen aus. Saedelaere verfügte über einen SERUN. Es dauerte nicht lange, an Ort und Stelle zu gelangen. Im Mittelpunkt eines weiten Talkessels fand er völlig verängstigt etwa zwanzig Trepecco-Nomaden vor; die intelligenten, wenig zivilisierten Einwohner von Canaxu.

Die Nomaden steckten in einer tödlichen Falle. Sämtliche Ausgänge des Talkessels waren von einer gewaltigen Raubtierart besetzt, die offenbar in Herden jagte.

An anderer Stelle wurden zwölf Nomaden bereits angegriffen; es waren nicht mehr als drei Tiere, und doch lag die Hälfte der Nomaden tödlich verletzt am Boden.

Energieblitze. Von rechts: Saedelaere fuhr herum.

Und in diesem Augenblick sah er Mila und Nadja.

Die beiden Frauen waren nicht wiederzuerkennen. Sie hatten sich getrennt – sie, die sonst ohne nahen Körperkontakt fast nicht zu gebrauchen waren! Unabhängig voneinander machten sie mit ihren Strahlern auf die Raubtiere Jagd.

Der ehemalige Maskenträger war nicht sicher, ob er das Massaker an den Raubtieren gutheißen sollte; die Trepecco-Nomaden waren vermutlich durch eigene Schuld in Gefahr geraten. Dass die Zwillinge aber von sich aus die Initiative ergriffen, um Leben zu retten, stellte einen gewaltigen Schritt nach vorne dar.

Ihre Persönlichkeit entwickelte sich allmählich. An diesem Tag überlebten 22 Trepeccos, die andernfalls gestorben wären.

Denke daran, Alaska Saedelaere!

Er fand mühsam in die Gegenwart zurück.

Mila Vandemar, die Mutantin, lachte bitter, als könnte sie die Gedanken des ehemaligen Maskenträgers lesen.

»Es hat keinen Sinn, Alaska. Versuch nicht, unsere Entwicklung zu erzwingen. Wir sind noch gefesselt. Sieh das ein.«

»Falsch!« Der Tonfall des ehemaligen Maskenträgers ließ die beiden zusammenzucken.

»Nur die eigene Mutlosigkeit fesselt euch. ES hat mit der Unsterblichkeit ein ungeheures Geschenk verteilt. Unter all den Billiarden Wesen in der Milchstraße hat es euch zwei getroffen. Wir haben keine andere Wahl, als mit eurer Mutantengabe zu arbeiten. – Und übrigens ...«, fügte er wie beiläufig hinzu, »Moira wird uns dabei helfen.«

»Moira?«, fragte Nadja gedehnt.

Mila fügte vehement hinzu: »Wir vertrauen ihr nicht. Vergiss es, Alaska!«

»Zu spät. Wir werden das Angebot nutzen. Es geht in einer halben Stunde los. Ihr beide werdet voneinander getrennt. Ich halte es für besser, wenn ihr euch für eine Weile weder sehen noch besprechen könnt.«

»Was habt ihr überhaupt vor?«, wollte Nadja wissen, so hilflos wie zuvor.

»Wir fügen euch Schmerzen zu«, erwiderte Saedelaere scheinbar ungerührt. »Schätzungsweise 20 Stunden, bis Charon. Dann sehen wir weiter. Moira wird die STYX während dieser Zeit mit einer psionischen Reizstrahlung fluten. Die Strahlung wirkt direkt auf mutierte Gehirne. Sie hilft euch vielleicht, die Psi-Fähigkeit besser zu entwickeln.«

*

Mila Vandemar galt als Mutantin mit ungeheurem Potenzial, weil sie die Dinge von vorne und von hinten zugleich sehen konnte. Außerdem von innen nach außen – und eine fünfdimensionale, nicht definierte Komponente war auch noch dabei.

Es hieß, Mila Vandemar sehe die Dinge an sich. Normale Menschen wussten nicht, wie das war. Mila begriff selbst nicht, was sich in ihrem Geist tat. Und sie war außerstande, die Fähigkeit zu beherrschen. Sie konnte es nicht ertragen, wurde fast wahnsinnig dabei.

Als stabilisierender Faktor wirkte ihre Schwester. Nur wenn Nadja in der Nähe war, höchstens 900 Meter entfernt, war Mila bei klarem Verstand. Dann war das Spiegelsehen ausgeschaltet. Ihr ganzes Leben hatten die Spiegelschwestern also mit weniger als 900 Metern Abstand zueinander verbracht.

Bis Voltago gekommen war, der Kyberklon: Seitdem wusste Mila, was sie leisten konnte. Denn Voltago hatte ihr dazu verholfen, erstmals ihre Fähigkeit anzuwenden. Spiegelsehen, bis zu fünf Minuten bei klarem Geist ... kilometerweit entfernt von Nadja! Mila war auf die Vermittlung eines Interpreters angewiesen. Auf ein überlegenes Denkvermögen, das ihr half, die verwirrenden Sinneseindrücke zuzuordnen.

Nadja Vandemar blieb als der überflüssige Part zurück.

Zu nichts anderem gut, als zu bremsen, als die Fähigkeit der eigenen Schwester zu blockieren.

Nadja stand vor einer psychologisch schrecklichen Situation. Sie wollte sich nicht damit abfinden, dass man sie nur als Hemmschuh brauchte. Und doch hatte sie keine Wahl, weil sie eine eigene Psi-Fähigkeit nun einmal nicht besaß.

Das war der Stand der Dinge.

Mit einem entscheidenden Fehler!

Alaska Saedelaere breitete vor den beiden Schwestern einen Wust bedruckter Plastikfolien aus.

»Moira war so freundlich, ein Messprotokoll der Psi-Tätigkeit in euer beider Gehirne anzufertigen«, sagte er. »Daraus geht eindeutig hervor, dass deine Psi-Werte, Nadja, hin und wieder ähnliche Spitzen erreichen wie die von Mila. Du bist ebenfalls eine Mutantin. Du kannst etwas.«

Nadja schaute kurz voller Hoffnung auf, weil genau das die Lösung aller Probleme gewesen wäre. Dann aber ließ sie den Kopf wieder hängen.

»Schön und gut«, sagte sie. »Die Wissenschaftler auf Mimas haben das auch bemerkt. Mein Psi-Potenzial nützt mir allerdings gar nichts, solange ich es nur destruktiv gebrauchen kann. Nur, um Milas Fähigkeit zu blockieren.«

»Moira sagt uns eindeutig: Deine Fähigkeit reicht sehr viel weiter. Zur reinen Blockade wäre eine so differenzierte Struktur, wie sie das Messprotokoll ausweist, niemals nötig.«

»Wir werden sehen, was passiert«, sagte Nadja zweifelnd.

»Sei auf alle Überraschungen gefasst!«

Nadja begab sich in den Bug des Schiffes, wo Moira ihr eine neue Kabine geschaffen hatte.

Mila dagegen machte es sich in der alten Unterkunft bequem. Der ehemalige Maskenträger gab sich große Mühe, ihr die Furcht zu nehmen. Für eine halbe Stunde verließ Saedelaere den Raum, um der Mutantin Zeit zur inneren Vorbereitung zu geben, und kehrte dann so leise wie möglich zurück.

Inzwischen hatte Moira die Reizstrahlung aktiviert.

»Wie geht es dir, Mila?«

Die Gäanerin war blasser als sonst, und der bläuliche Schimmer ihrer Haut trat scharf hervor. Mit beiden Händen krallte sie sich an der Polsterung eines couchartigen Möbels fest. »Schlecht«, versetzte sie feindselig. »Aber das wolltest du doch, Alaska!«

»Ja«, gab er zurück, ohne sich provozieren zu lassen. Sie hatte ja völlig Recht. »Ich wüsste es allerdings gern genauer.«

Mila Vandemar legte die Finger an die Schläfen. Ein feines Netz von Schweißperlen bedeckte ihre Stirn. »In meinem Kopf ist eine Art Pulsieren ... Nicht wie sonst, sehr viel stärker. Wie weit befindet sich Nadja entfernt?«

»Etwa 200 Meter, schätze ich.«

»Bist du sicher, dass es nicht mehr als 900 sind?«

Alaska Saedelaere horchte auf.

»Vollkommen. Vergiss nicht, die STYX ist nur 800 Meter insgesamt lang. Es wäre überhaupt nicht möglich, die kritische Distanz zu überschreiten.«

»Trotzdem ... Es fühlt sich genauso an, als wäre Nadja gerade an der Grenze. Meine Wahrnehmungen überlagern sich. Ich sehe deinen Körper, Alaska. Aber mehr als jeder andere. Ich habe nie einen Menschen wie dich betrachtet. Du bist unendlich groß, weißt du das? – Verdammt! Ich kann dein Gesicht nicht erkennen. Da ist eine furchtbare Leere, ein dunkler Brunnen ... Wenn ich eine Minute länger in deine Augen sehe, werde ich wahnsinnig!«

Er lächelte, um ihr Mut zu machen.

»Meinetwegen kannst du die ganze Zeit gegen die Wand schauen.«

»Die Wand?«, murmelte sie. »Da ist keine Wand. Da ist ein mehrdimensionales Gebilde ... Es windet sich, nein, es erstarrt in diesem Augenblick zu Kristall. So ist Spiegelsehen, Alaska.«

»Optimal für unsere Zwecke. Du rufst mich, sobald sich etwas in deinem Befinden ändert.«

Alaska klopfte auf den Funkempfänger seines SERUNS, warf ihr einen prüfenden Blick zu und verschwand.