Perry Rhodan 1916: Krieg der Träume - Peter Terrid - E-Book

Perry Rhodan 1916: Krieg der Träume E-Book

Peter Terrid

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Beschreibung

Duell auf Curayo - der Kampf um eine Galaxis beginnt Während Perry Rhodan als neuer Sechster Bote von Thoregon versucht, den Machenschaften Shabazzas zu begegnen und sein altes Raumschiff SOL wiederzufinden, sind alte Weggefährten des Terraners an anderer Stelle des Universums in völlig andere Probleme verwickelt. Die Rede ist von dem Haluter Icho Tolot, dem Ilt Gucky sowie den beiden Terranern Michael Rhodan und Julian Tifflor. Alle vier verschwanden auf noch unbekannte Weise aus dem Umfeld der heimatlichen Milchstraße und wurden in die fremde Galaxis Puydor versetzt. Ihr geheimnisvoller Auftraggeber ist Shabazza - wobei die vier Aktivatorträger noch gar nicht wissen können, dass dieser gleichzeitig als Feind der Menschheit aktiv ist. Er hat sie losgeschickt, um ein Wesen namens Jii'Nevever zu befreien. Dieses Wesen war früher unter der Bezeichnung einer Träumerin von Puydor bekannt. Die Befreiung auf dem Planeten Curayo gelingt, und die Zeitfelder, zwischen denen die Träumerin jahrtausendelang gefangen war, brechen zusammen. Jii'Nevever ist jedoch nicht gewillt, ohne Widerspruch den Befehlen Shabazzas und seiner vier unfreiwilligen Helfer zu folgen. Die Träumerin lehnt sich gegen Shabazza auf und schickt den Aktivatorträgern ihre Einflüsterungen. Es entbrennt der KRIEG DER TRÄUME …

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nr. 1916

Krieg der Träume

Duell auf Curayo – der Kampf um eine Galaxis beginnt

von Peter Terrid

Während Perry Rhodan als neuer Sechster Bote von Thoregon versucht, den Machenschaften Shabazzas zu begegnen und sein altes Raumschiff SOL wiederzufinden, sind alte Weggefährten des Terraners an anderer Stelle des Universums in völlig andere Probleme verwickelt.

Die Rede ist von dem Haluter Icho Tolot, dem Ilt Gucky sowie den beiden Terranern Michael Rhodan und Julian Tifflor. Alle vier verschwanden auf noch unbekannte Weise aus dem Umfeld der heimatlichen Milchstraße und wurden in die fremde Galaxis Puydor versetzt.

Ihr geheimnisvoller Auftraggeber ist Shabazza – wobei die vier Aktivatorträger noch gar nicht wissen können, dass dieser gleichzeitig als Feind der Menschheit aktiv ist. Er hat sie losgeschickt, um ein Wesen namens Jii'Nevever zu befreien. Dieses Wesen war früher unter der Bezeichnung einer Träumerin von Puydor bekannt.

Die Befreiung auf dem Planeten Curayo gelingt, und die Zeitfelder, zwischen denen die Träumerin jahrtausendelang gefangen war, brechen zusammen. Jii'Nevever ist jedoch nicht gewillt, ohne Widerspruch den Befehlen Shabazzas und seiner vier unfreiwilligen Helfer zu folgen.

Die Träumerin lehnt sich gegen Shabazza auf und schickt den Aktivatorträgern ihre Einflüsterungen. Es entbrennt der KRIEG DER TRÄUME ...

Die Hauptpersonen des Romans

Gucky – Der Mausbiber jagt einem Traum nach.

Icho Tolot – Der Haluter geht dem Ilt ans Fell.

Michael Rhodan – Der Terraner bleibt stur und standfest.

Jii'Nevever – Die Träumerin will weder Puydor noch ihre Ziele aufgeben.

Shabazza – Der Geflügelte zeigt seine Macht.

Julian Tifflor

1.

Julian Tifflor kniff die Augen zusammen. Auf der großen Panoramaprojektionsfläche erschien die graphische Darstellung der gegenwärtigen Situation im Jandahar-System: eine kleine, sehr helle Sonne, umlaufen von einem Dutzend Planeten, von denen sechs Leben trugen. Die Jandaren waren auf dem fünften Planeten entstanden, später hatten sie fünf weitere Welten in Besitz genommen und sich dort angesiedelt. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie nur die unterlichtschnelle Raumfahrt gekannt, und ihre Expansion war zu einem natürlichen Ende gekommen. Die anderen Planeten und Monde ihres Systems waren als zu lebensfeindlich angesehen worden, um dort dauerhafte Siedlungen zu gründen.

In den Jahrtausenden nach dem Ende der Kolonisierung hatten sich die Jandaren weiterentwickelt, entsprechend den Welten, auf denen sie geboren worden waren. Und sie hatten die Erfahrung machen müssen, die schon viele raumfahrende Völker in ihrer Entwicklung hatten machen müssen: Nach einigen Generationen auf einer Welt mit anderen Bedingungen hatten sich aus einem einheitlichen Volk unterschiedliche Formen entwickelt, die in gewisser Weise nicht mehr kompatibel waren und auch – grausige Ironie – ihre jeweilige Heimatwelt kaum noch verlassen konnten.

Der siebte Planet beispielsweise hatte eine dünnere Atmosphäre als die Ursprungswelt Jandar, eine um fünfzig Prozent geringere Schwerkraft und auch eine um einige Grad niedrigere Durchschnittstemperatur. Die Folgen waren unausweichlich: Die Siebener-Jandaren konnten auf ihrer Ursprungswelt kaum noch existieren, wenn sie diese Welt besuchten. Für sie war Jandar eine lebensfeindliche Schwerkrafthölle, unerträglich warm und mit einer viel zu dichten Atmosphäre. Für die anderen Siedlungswelten galten ähnliche Verhältnisse.

Irgendwann mal hatten die Jandaren dann zu einer anderen Zivilisation Kontakt bekommen, die bereits den überlichtschnellen Raumflug beherrschte. Intelligent und geschickt, wie sie waren, hatten die Jandaren diese Technologie schnellstens adaptiert – und damit begonnen, aus dem Handikap ihrer früheren Verhältnisse einen Vorteil zu machen. Denn nun waren sie in der Lage gewesen, mit Angehörigen ihrer unterschiedlichen Völker auch völlig andersartige Planeten zu besiedeln, mal friedlich, mal gewaltsam.

Bereits nach einem Jahrtausend verfügten die Jandaren über ein Sternenreich in der Galaxis Puydor, das einhundertzwölf Sonnensysteme mit insgesamt rund zweihundert Planeten umfasste. Davon waren zwei Dutzend friedlich besiedelt worden; alle anderen Planeten hatten die Jandaren mit Kampfschiffen angegriffen, erobert und sich untertan gemacht. Die einheimische Bevölkerung war, wenn sie dazu taugte, zu Sklaven gemacht worden. Wo das nicht möglich war, hatten die Jandaren durch gezielte Geburtenhemmung dafür gesorgt, dass diese Völker nach kurzer Zeit ausgestorben waren.

Die Jandaren waren, so hatte ihre Geschichte gezeigt, ebenso geschickt wie skrupellos in ihrem Eroberungsdrang. Brutale Gewalt wandten sie nur selten an, wo es sich – nach ihrer Auffassung – beim besten Willen nicht vermeiden ließ. Ihre Sklaven behandelten sie nach Grundsätzen der Vernunft: Sklaven hatten ihren Wert und mussten entsprechend pfleglich behandelt werden. Konsequenterweise gehörten diese Sklaven nicht Einzelpersonen, sondern dem Imperium von Jandahar. Ihr Leben war strapazen- und arbeitsreicher als das der Jandaren, aber es ließ sich, wenn man den Verlust der Freiheit nicht mitrechnete, unter jandarischer Herrschaft recht erträglich leben.

Wenn erbitterter Widerstand von einem potentiellen Beutevolk erwartet wurde, zogen sich die Jandaren meist zurück und warteten geduldig ab, bis ihre zweite Strategie gegriffen hatte. In streng geheimen Operationen, von denen die Betroffenen nicht das geringste bemerkten, stellten die Jandaren fest, wie die Fortpflanzung der Rebellen vonstatten ging, und entwickelten dann Medikamente, die in diesen Zyklus eingreifen konnten und die Zahl der Geburten drastisch verringerten.

Wenn die Betroffenen endlich merkten, was mit ihnen geschah, war es für Gegenwehr zu spät. Die Jandaren brauchten lediglich abzuwarten, bis der störende Teil des Ökosystems der Beuteplaneten mangels Nachwuchs ausgestorben war, und konnten dann den Planeten problemlos mit Angehörigen ihres Volkes besiedeln.

»Was nun, General?«, fragte der Shuuke an Tifflors Seite. »Greifen wir an?«

Tifflor machte eine abwehrende Geste. »Noch nicht«, sagte er nachdenklich.

Inzwischen umfasste das Imperium von Jandahar mehr als dreihundert Sonnensysteme mit 412 besiedelten Welten. Den einmal eingeschlagenen Weg konsequent verfolgend, hatte sich das Volk der Jandaren inzwischen in siebzehn unterschiedliche Typen aufgespalten, die sich aber alle als Jandaren begriffen und entsprechend zusammenhielten. Die Raumflotte, mit denen sie ihre Expansion vorantrieben, war über einhunderttausend Einheiten groß, bestens ausgerüstet und kampferprobt.

Julian Tifflor lächelte verhalten.

Nur ein Narr hätte in dieser Lage den Fehler begangen, die Jandaren offen anzugreifen. Die Flotte, die Julian Tifflor im Auftrag der Träumerin von Puydor befehligte, konnte nicht mehr als rund zweitausend kampfkräftige Einheiten aufbieten, war dem Gegner also hoffnungslos unterlegen.

»Es gibt andere Mittel«, sagte Tifflor nachdenklich.

Wo man mit brutaler, offener Gewalt nicht zum Ziel kam, waren List und Täuschung angesagt, und auf diesem Gebiet hatte gerade Julian Tifflor einiges aufzuweisen. Er hatte nicht ohne Nachwirkungen jahrhundertelang zum engeren Umkreis eines Mannes gehört, der Gewalt grundsätzlich verabscheute und seine Pläne mehr auf seine Intelligenz und seinen Einfallsreichtum aufgebaut hatte. Und der Erfolg hatte Perry Rhodan und seinen Getreuen eigentlich fast immer recht gegeben.

Von allen Seiten kamen die Einheiten der Flotte der Jandaren herangestürzt; offenbar war auf der anderen Seite Großalarm ausgelöst worden.

Auf der graphischen Darstellung konnte Julian Tifflor nicht nur die einzelnen Planeten in ihren derzeitigen Konstellationen erkennen, sondern auch jedes einzelne Raumschiff der Jandaren, das sich im System bewegte. Während die ersten Einheiten bereits auf sein Schiff zurasten, starteten neue Raumschiffe von den bewohnten Planeten des Systems und nahmen Kurs auf den Eindringling. Wahrscheinlich wurde zum gleichen Zeitpunkt die über den ganzen Raumsektor verstreute Flotte des Jandahar-Imperiums in höchste Alarmbereitschaft versetzt und nahm ebenfalls Kurs auf das Zentralsystem.

Die Jandaren verfügten über gute Raumschiffe, waren aber technologisch den Einheiten von Tifflors Flotte deutlich unterlegen. So verfügten sie beispielsweise nicht über ein Ortungssystem, das in der Lage gewesen wäre, Tifflors Schiff während des Linearfluges zu erfassen. Tifflor hatte das bei der Annäherung an das Imperium festgestellt – und aus diesem Grund hatte er sich auch entschlossen, nach der ersten Erkundung gezielt ins Herz des Jandahar-Imperiums vorzustoßen.

Für die Jandaren musste sein völlig überraschendes Auftauchen einen erheblichen Schock bedeuten, und genau das war beabsichtigt.

»Die MILLY ORSONS und drei andere Kommandoschiffe bleiben im System!«, bestimmte er. »Für alle anderen Einheiten ordne ich den Rückflug an. Der Sektor, in dem sich die Flotte wieder sammeln soll, ist bekannt.«

»General!«, wagte der Shuuke halblaut zu protestieren. »Rückzug?«

»Rückzug«, sagte Tifflor energisch und stand auf. Der Terraner lächelte verhalten. »Wir werden doch diese wundervoll große Flotte nicht dezimieren wollen, nicht wahr? Schließlich werden wir die Einheiten der Jandaren noch brauchen.«

Der Shuuke machte eine Geste, die seine Ratlosigkeit deutlich machte. Er begriff Tifflors Strategie nicht, aber das war auch nicht seine Aufgabe. Er hatte zu gehorchen, vor allem, wenn der Befehl von einem unmittelbaren Vertrauten der Jii'Nevever, der Träumerin von Puydor, kam.

»Gib den Startbefehl weiter!«, ordnete Tifflor an.

Der Shuuke zögerte, machte dann eine Geste des Respekts und zog sich zurück. Er gehorchte immer.

Julian Tifflor lächelte zufrieden.

In jenem Sektor von Puydor, für den er zuständig war, bildete das Imperium von Jandahar wahrscheinlich den letzten ernstzunehmenden Gegner der Träumerin von Puydor. War Jandahar erst bezwungen, stand der nächsten großen Aktion im Plan nur mehr wenig im Wege. Dann war Puydor befriedet, und der Weg in eine andere Galaxis konnte betreten werden.

Dazu aber, das war Tifflor von Anfang an klar gewesen, brauchte die Träumerin von Puydor jedes einsatzfähige Kampfschiff, das sich in Puydor auftreiben ließ. Die Einheiten der Jandahar-Flotte waren unter diesem Gesichtspunkt eine hochwillkommene Bereicherung ihrer Macht.

Julian Tifflor reckte und streckte sich ausgiebig. Trotz des Zellaktivators fühlte er sich einigermaßen ausgelaugt und erschöpft; die Anstrengungen der letzten Monate hatte bei ihm ihre Spuren hinterlassen. Während er diesen Sektor der Galaxis der Jii'Nevever zuführte, waren seine Freunde in anderen Sektoren mit der gleichen Arbeit beschäftigt, und auch sie konnten auf eine Serie ununterbrochener Erfolge zurückblicken.

Vor allem galt das für Icho Tolot. Es hatte Fälle gegeben, in denen allein das Auftauchen des Haluters und die knappe, wenngleich falsche Information, dass es Millionen seinesgleichen gäbe, völlig ausgereicht hatten, den Widerstandswillen eines Volkes binnen weniger Augenblicke zerbröseln zu lassen. Julian Tifflor musste grinsen, wenn er daran dachte.

Wenn der Haluter, nur so zum Spaß, eine Drangwäsche schauspielerte, mussten Geschöpfe mit schwachen Nerven den Eindruck haben, als sei er von den Sternenteufeln persönlich entworfen und auf sie losgelassen worden. Dabei war Tolot Angehöriger eines Volkes, das seine aggressiven Impulse schon vor Jahrtausenden gezügelt hatte und seither mehr seinen philosophischen Neigungen nachging.

Außerdem wurde der Begriff »Drangwäsche« in sehr vielen Fällen gründlich missdeutet. Mitunter, vor allen Dingen in der älteren Vergangenheit, mochte es vorgekommen sein, dass ein Haluter in der Drangwäsche einen Zustand von Tollwut erreicht hatte, aber in der Regel lief Drangwäsche auf einen unbändigen Aktionsdrang, auf Lust an Abenteuer und Gefahren hinaus. Aber die Nervenstärke, dies zu glauben, war nur wenigen gegeben, die Haluter persönlich kannten. Für alle anderen wirkte Icho Tolot in diesem Zustand wie eine lebende Kombination von Orkan und Erdbeben in höchster Stärke.

Auf der Projektion konnte Tifflor erkennen, wie seine Einheiten beschleunigten, aus dem System hinausflogen und wenig später in den Linearraum verschwanden. Ein paar jandarische Verbände setzten nach, hatten aber keinerlei Aussicht, diese Schiffe jemals aufzuspüren und zum Kampf zu stellen.

Der Rest der Jandahar-Flotte nahm weiter Kurs auf Tifflors Flaggschiff und die drei anderen Einheiten, die bei ihm geblieben waren.

Was würde der Befehlshaber der Jandahar-Flotte nun unternehmen? Fraglos, und das wusste Tifflor, war der Kommandant durchaus imstande, mit einem konzentrierten Feuerschlag Tifflors Restverband aus dem Einsteinkontinuum zu blasen. So technisch hochentwickelt waren die Einheiten der Träumerin von Puydor nicht, dass sie derlei hätten verkraften können. Selbstverständlich wussten das auch die vier Kommandanten der Schiffe, und auf einigen kleineren Bildschirmen konnte Tifflor die deutlich besorgten Mienen seiner Untergebenen sehen.

Auf der anderen Seite musste sich der Kommandant der Jandaren sagen, dass man einen Gegner, dessen Stärke man überhaupt nicht einschätzen konnte, besser nicht aus heiterem Himmel angriff. Wenn Tifflors Flotte das Zentralsystem des Imperiums hatte anfliegen können, ohne dabei bemerkt zu werden, konnte ein Angriff auf die vier Schiffe sehr leicht zur Folge haben, dass andere Einheiten ebenso unbemerkt bis dicht an die Zentralwelt herankamen und sie aus dem Weltraum angriffen, womöglich mit Waffen, die Jandar restlos zerstören konnten.

Nein, wenn dieser Kommandant auch nur halbwegs intelligent war, würde er erst einmal Kontakt aufnehmen und sich nach dem Woher und Wohin erkundigen. Vielleicht ergab sich daraus sogar eine Chance für die Jandaren, ein paar neue Welten ihrem Imperium eingliedern zu können.

»Werden wir angefunkt?«, wollte Tifflor wissen.

»Schon seit geraumer Zeit, Gebieter!«, antwortete die Mannschaft in der Funkzentrale sofort. »Willst du antworten?«

»Noch nicht!«

Geduld bewahren, darauf kam es an. Und darauf, einen Punkt zu erreichen, an dem man sich immer stärker in den Gegner hineinversetzte.

Wenn ich als Kommandant der Jandaren Handlung A ausführe, wie kann oder wird der andere darauf reagieren? Und wenn er reagiert, wie mache ich dann weiter ...?

Es war in gewisser Weise die Eröffnung eines gedanklichen Schachspiels; schon nach wenigen theoretischen Zügen gab es so viele unterschiedliche Kombinationen, dass man beim Nachdenken Kopfschmerzen bekommen konnte, wenn man nicht gerade ein Genie auf diesem Gebiet war.

»Legt das Funkbild auf meine Projektion!«, bestimmte Tifflor.

Der Befehl wurde sofort aufgeführt. Nun konnte Tifflor seinen potentiellen Gegner sehen.

Die Jandaren hatte schlanke, dreiteilige Körper. Der Hinterleib erinnerte an Insekten und wurde von vier ziemlich zerbrechlichen, dreigelenkigen Beinen getragen. Der Oberkörper war umgeben von einem rings umlaufenden Kranz von acht bis zehn ebenfalls recht dünnen Armen, die in dreifingrige Greiforgane ausliefen. Der Kopf glich einem Rugbyball, gekrönt von einem spitz zulaufenden Sehorgan. Damit konnte der Jandare sich eine komplette Rundumsicht verschaffen, was ihm ermöglichte, mit seinen Greiforganen eine Vielzahl komplizierter Handlungen gleichzeitig vorzunehmen. Am unteren Ende des Kopfes waren zwei kleine, greiferartige Werkzeuge zur Aufnahme und Zerkleinerung von Nahrung zu erkennen, darüber gab es eine von einer braunen Membran bedeckte Öffnung, die gleichzeitig zur olfaktorischen Wahrnehmung diente und als Sprachorgan verwendet wurde.

Bevor Tifflor Befehl gegeben hatte, das Jandahar-System anzufliegen, hatte er bereits Informationen über die Jandaren gesammelt. Die Translatoren seiner Flotte waren bereits auf das melodische Summen eingestellt, mittels dessen sich die Jandaren verständigten.

»Ich rufe die fremden Schiffe, die in unser System eingedrungen sind!«, ließ sich der Jandaren-Kommandant vernehmen.

Der Unterton seiner Begrüßung wurde vom Translator als »barsch« wiedergegeben, ein Beweis dafür, wie hochwertig die Systeme arbeiteten.

Es hatte Tifflor und seine Untergebenen einige Zeit gekostet, die besondere Bedeutung der Farbmuster auf dem Hinterleib eines Jandaren zu deuten. Sie waren ausgesprochen vielsagend: Es ließ sich daraus das Geschlecht des Jandaren erkennen, sein Alter, seine Stammeslinie, die Volkszugehörigkeit, sein Beruf, der Rang, den der Jandare in seinem jeweiligen Beruf einnahm, und eine Fülle anderer Detailinformationen. Nach dem, was Tifflor wusste, bildeten sich diese Muster von selbst, ein sehr eigentümliches Verfahren, das Identitätsausweise überflüssig machte und Hochstapeleien und Betrug gar nicht erst zuließ.

»Identifiziert euch!«, befahl der Jandaren-Kommandant.

Nach Tifflors Wissensstand handelte es sich um einen sehr ranghohen, männlichen Jandaren, dicht unterhalb der Staatsspitze angesiedelt, eindeutig ein Militär, der bereits dreimal gelegt hatte und dem Volk der Fünfer-Jandaren angehörte. Seine Stimme klang ziemlich tief, auch das ein Hinweis auf hohen Rang.

»Wollen wir antworten?«, kam die Frage aus der Funkzentrale.

»Noch nicht!«, bestimmte Tifflor.

Die ersten Einheiten der Jandaren-Flotte hatten die MILLY ORSONS bereits erreicht und ihre Fahrt abgebremst. In einem Abstand von weniger als eintausend Kilometern flogen sie neben Tifflors Flaggschiff, und alle Geschütze waren auf Tiffs Schiff gerichtet.

Tifflor rieb sich sanft die Nase und zeigte ein schmales Lächeln.

»Schutzschirme desaktivieren!«, ordnete er an.