Perry Rhodan 2243: Die Mediale Schildwache - Frank Borsch - E-Book

Perry Rhodan 2243: Die Mediale Schildwache E-Book

Frank Borsch

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Beschreibung

Im Land Keyzing - eine Legende offenbart sich Im Jahr 1332 NGZ sind Perry Rhodan und Atlan, die beiden Unsterblichen und ehemaligen Ritter der Tiefe, schon seit vielen Wochen verschollen im noch vom Standarduniversum entrückten Raum des Sternenozeans von Jamondi. Hier stehen sie den menschenähnlichen Motana im Kampf gegen die Unterdrücker Jamondis zur Seite, gegen die Kybb. Mit dem Fund von 61 Bionischen Kreuzern und der Rückeroberung des Planeten Baikhal Cain gelang ein erster wichtiger Sieg. Doch die Kybb sind nach wie vor die stärkste Kraft in Jamondi: Fernab von Baikhal Cain formieren sich die Kybb-Traken unter dem Kommando von Iant Letoxx zum Gegenschlag. Die Rebellen ahnen davon nichts, Drängenderes beschäftigt sie: Sie brauchen mehr Informationen, mehr Verbündete - und neue Schutzherren von Jamondi. Rhodan und Atlan könnten diesen altehrwürdigen Titel erhalten, sollten sie es schaffen, sowohl die sechs verschollenen Schildwachen aufzuspüren und für sich zu gewinnen als auch das Paragonkreuz Jamondis zu finden. Eine gute Chance auf einen ersten Erfolg erhofft sich Rhodan auf Baikhal Cain - denn dort ruht DIE MEDIALE SCHILDWACHE...

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Nr. 2243

Die Mediale Schildwache

Im Land Keyzing – eine Legende offenbart sich

Frank Borsch

Im Jahr 1332 NGZ sind Perry Rhodan und Atlan, die beiden Unsterblichen und ehemaligen Ritter der Tiefe, schon seit vielen Wochen verschollen im noch vom Standarduniversum entrückten Raum des Sternenozeans von Jamondi.

Hier stehen sie den menschenähnlichen Motana im Kampf gegen die Unterdrücker Jamondis zur Seite, gegen die Kybb. Mit dem Fund von 61 Bionischen Kreuzern und der Rückeroberung des Planeten Baikhal Cain gelang ein erster wichtiger Sieg. Doch die Kybb sind nach wie vor die stärkste Kraft in Jamondi: Fernab von Baikhal Cain formieren sich die Kybb-Traken unter dem Kommando von Iant Letoxx zum Gegenschlag.

Die Rebellen ahnen davon nichts, Drängenderes beschäftigt sie: Sie brauchen mehr Informationen, mehr Verbündete – und neue Schutzherren von Jamondi. Rhodan und Atlan könnten diesen altehrwürdigen Titel erhalten, sollten sie es schaffen, sowohl die sechs verschollenen Schildwachen aufzuspüren und für sich zu gewinnen als auch das Paragonkreuz Jamondis zu finden.

Eine gute Chance auf einen ersten Erfolg erhofft sich Rhodan auf Baikhal Cain – denn dort ruht DIE MEDIALE SCHILDWACHE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Zephyda – Die Epha-Motana bringt einschneidende Veränderungen in ihre alte Heimat.

Perry Rhodan – Der Terraner folgt seinem Traum.

Rorkhete – Der Shozide vergisst Raum und Zeit angesichts einer neuen Aufgabe.

Iant Letoxx

Prolog

Nacht an Bord der SCHWERT.

Die Zeit, in der die Beleuchtung der Korridore und Antigravschächte heruntergeregelt wurde, bis eine dämmerige Grau-in-grau-Welt entstand. Eine widernatürliche Zeit auf dem Bionischen Kreuzer, eine erzwungene Pause für das Schiff, ein Tribut an die Lebewesen, die Motana, welche die SCHWERT bevölkerten und die auf regelmäßige Schlaf- und Ruhepausen angewiesen waren.

Mit leisem Zischen öffnete sich eine Kabinentür, ein unerträglich lautes Geräusch in der Stille der Bordnacht. Ein Schatten lugte hervor, vorsichtig, sah in der Furcht, er könne jemanden geweckt haben, nach links und rechts.

Nichts rührte sich. Nicht einmal die Beleuchtung, die auf Bewegung reagierte, erwachte aus ihrem Schlaf. Es war, als existiere der Schatten nicht für sie – oder als ob Echophage, die Biotronik, die hinter allem stand, was auf der SCHWERT geschah, im Bund mit dem Schatten sei.

Der Schatten schlüpfte auf den Korridor hinaus. Er war wuchtig. Seine Schenkel waren so breit wie der Rumpf einer Motana, seine Hände mächtig genug, um einen Motana-Kopf in einer von ihnen zu bergen. Der Doppellauf eines Gewehrs, das er stets mit sich führte, ragte über seine Schulter hinauf, stieß bei jedem zweiten Schritt um ein Haar gegen den Hinterkopf.

Der Schatten war flink. Ein zufälliger Beobachter, eine Motana auf dem Rückweg von einer Stunde der Leidenschaft beispielsweise, hätte ihn nicht als Körper, sondern als Bewegung wahrgenommen. Und wenn sie innegehalten und den Blick auf die Stelle der Bewegung gerichtet hätte, wäre ihr Blick ins Leere gelaufen.

Der Schatten war längst weiter, schwebte in einem der zentralen Antigravschächte der SCHWERT nach unten. Die flackernden Lichtstrahlen, die aus dem mittleren Level der Zentrale drangen, rissen die Tätowierungen auf der ledrigen Haut des Schattens für die wenigen Momente, in denen er hindurchhuschte, aus der Dunkelheit, dann blieben sie zurück und mit ihnen Epasarr, der Beistand des Bordrechners.

Der Schatten gelangte zum unteren Level der Zentrale, in dem er den Todbringer Selboo wusste. Der Motana mochte wach sein oder sich in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein befinden, doch er gefährdete den Schatten nicht, so wenig wie der Schatten ihn. Selboos Aufmerksamkeit galt allein dem Feind von außen, der angreifen würde – heute Nacht, in einer Woche oder in einem Monat.

Der Schatten verließ den Schacht. Hier, auf dem Deck mit der größten Grundfläche, reihte sich Kabine an Kabine, nicht alle in Verwendung. Der Schatten schlich an den Türen entlang, hinter denen die Motana schliefen. So nah erschienen sie ihm, dass er ihren Atem zu hören glaubte.

Der Schatten betrat eine unbewohnte Kabine am Ende des Korridors. Als die Tür hinter ihm zuglitt, sprach der Schatten sein erstes und einziges Wort: »Licht!« Echophage gehorchte. Der Schatten sah einen Stuhl, den er ignorierte – er war nicht für seinesgleichen konstruiert – und einen Tisch. Und auf dem Tisch ...

Der Schatten trat an den Tisch, nahm einen der von festen Einbänden aus Pflanzenfasern geschützten Bände, legte ihn vor sich und schlug ihn auf.

Der Schatten hatte sämtliche Bände in diesem Raum aus den Archiven der Motana-Stadt Kimte erhalten. Heimlich, gereicht von der jungen Botin Venga, die sich seiner angenommen hatte. Die Bände zeichneten die Geschichte der Motana auf dem Planeten der Stürme nach, hatte ihm Venga versichert.

Der Schatten war selbst jetzt, nach Monaten der Lektüre, immer noch weit davon entfernt, die Geheimnisse der Chronik zu ergründen, trotz des Unterrichts, den ihm Atlan auf Vengas Veranlassung gab. Die Zeichen stellten einen Kode dar, den er nicht zu entziffern vermochte. Jedes der Male, hatte ihm Atlan erklärt, stand für einen Laut – oder mehrere von ihnen, oder auch für einen ganz anderen, fand sich ein bestimmtes Zeichen in seiner Nachbarschaft. Zusammen ergaben die Laute Worte, die Worte Sätze und die Sätze Sinn.

Der Schatten legte seinen Finger auf den unteren Rand eines Buchstabens, als versuche er ihn festzuhalten, formte in Gedanken den zugehörigen Laut, legte einen zweiten Finger unter den nächsten und formte einen weiteren Laut. Dann versuchte er, beide Laute miteinander zu verbinden. Seine Lippen formten ...

Das Zischen, mit dem die Tür aufglitt, schreckte den Schatten auf. Er wirbelte herum. Atlan stand in der Tür. Der Arkonide richtete einen erbeuteten Kybb-Strahler auf ihn.

Atlan senkte die Waffe, als er den Schatten erkannte. »Was, zum Teufel, treibst du hier um diese Zeit?«, fragte er. »Ich dachte schon, du wärst ein versprengter Kybb, der sich an Bord ...«

Der Arkonide verstummte, als er den Band bemerkte, den der Schatten hinter seinem Rücken zu verstecken suchte.

»Ah, ich verstehe.« Er steckte die Waffe weg. »Dir schwirrt der Kopf noch nicht genug, was?«

1.

Würde sie jemals wieder Ruhe finden?

Zephyda war zurück auf ihrer Heimatwelt Baikhal Cain, dem Ort, an dem sie aufgewachsen war, an dem sie den Großteil ihres Lebens verbracht hatte, eines Lebens, das ihr im Licht der letzten Monate als kurz und ereignislos erschien.

Natürlich, sie und ihresgleichen hatten im Wald von Pardahn in ständiger Gefahr gelebt. Wer unvorsichtig gewesen war, sich von der Ereignislosigkeit des Alltags hatte einlullen lassen, war schnell den Kybb-Cranar in die Hände gefallen und hatte seinen letzten Atem in der Mine des Heiligen Berges gehaucht. Der Wald hatte den Motana gehört, aber gleichzeitig hatte er einem Minenfeld geglichen, in dem man sich nur mit äußerster Vorsicht bewegen durfte.

Und doch war das Leben ruhiger gewesen, beschaulicher. Selbst wenn man in die höchsten Wipfel der Baumriesen geklettert war, die die Residenz von Pardahn beschützt hatten, hatte man nie den festen Boden unter den Füßen verloren. Die Kybb-Cranar waren die Bösen gewesen, jeder Motana hatte gewusst, dass es ein Überleben nur in der Gemeinschaft und in der Unterordnung unter die Gemeinschaft gab. Die Planetare Majestät hatte die Geschicke ihres Volkes geleitet wie Dutzende ihrer Vorgängerinnen zuvor. Ihre Wegweiserinnen – eine von ihnen Zephyda – hatten ihre Entschlüsse bekannt gemacht, die Frauen hatten sie umgesetzt und darauf geachtet, dass die Männer und Kinder nicht allzu viel Unsinn anrichteten.

Die Dinge waren gewesen, wie sie immer gewesen waren. Eingefahren in einer effizienten Routine, die dennoch Platz für Muße gelassen hatte. Die Motana hatten jede Gelegenheit genutzt, Zeit in Gesellschaft zu verbringen, das Dasein zu genießen, denn niemand hatte gewusst, ob man nicht trotz aller Vorsicht schon am nächsten Tag den Kybb-Cranar in die Hände fiele.

Und nun? Die Motana waren frei. Zephydas Streitmacht aus 61 Bionischen Kreuzern stand über Baikhal Cain, die verfluchten Kybb-Cranar waren vertrieben oder getötet. Das Crythumo, hässliches Symbol der Kybb-Macht, war aus der Haut des Planeten gebrannt. Die wenigen Kybb-Cranar, die entkommen waren, erfuhren am eigenen Leib, wie es sich anfühlte, gejagt zu werden – und sie waren, ihrer Technik beraubt, ein ungeschicktes Wild, das sich den Motana nicht lange würde entziehen können.

Wenn es jemals in Zephydas Leben einen Moment gegeben hatte, innezuhalten und das Erreichte zu feiern, war er jetzt gekommen.

Und was tat sie? Sie hastete von Besprechung zu Besprechung, pausenlos verlangte man von ihr Entscheidungen, zu jeder Stunde ...

»Zephyda!«, unterbrach sie eine Stimme. »Gut, dass ich dich finde!«

Eine der Kreuzer-Kommandantinnen stand im Türrahmen der Hütte, in die sich Zephyda verkrochen hatte, um einige Augenblicke Schlaf zu finden, bevor die Erschöpfung sie mitten im Satz umkippen ließ.

Zephyda brummte unwillig.

Die Kommandantin schien es nicht zu bemerken – oder nicht zu bemerken wollen. »Ist dein Funkgerät defekt?«, fragte sie. »Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber du hast dich nicht gemeldet ...«

»Mein Funkgerät ist in Ordnung.« Zephyda versuchte, die bleierne Müdigkeit abzuschütteln. Ihr Kopf dröhnte. Schuld stieg in ihr auf. Sie hätte das Funkgerät nicht abschalten dürfen. Die Motana aktivierte es und fragte: »Was ist?«

»Es geht um die Evakuierung. Wir sind bereit.«

»Gut.«

Gut. Sie benutzte das Wort in letzter Zeit oft. »Gut«, lobte sie, wann immer eine Motana eine Aufgabe erledigt hatte. »Gut«, lobte sie auch, wenn die Betreffende nur mittelmäßige Arbeit verrichtet hatte. Mittelmäßig, hatte Zephyda gelernt, war oft gut genug. Musste gut genug sein. »Gut«, lobte Zephyda mittlerweile selbst dann, wenn die Arbeit ungenügend war und sie denselben Auftrag unter der Hand ein zweites Mal einer anderen Motana gab, damit er zufrieden stellend erledigt wurde.

Gut. In diesem Fall meinte sie es. Die Evakuierung war ihre einzige Hoffnung, damit die denkbare Rückeroberung Baikhal Cains nicht in einem Blutbad an den Motana endete.

Zephyda trat hinaus in die grelle Mittagssonne. Die Hütte, in die sie sich verkrochen hatte, lag am Rand des Landefelds. Sie war aus einfachem Holz gezimmert und musste lange vor dem Raumhafen von Baikhalis existiert haben. Wahrscheinlich hatte sie einem Obstbauern gehört. Früher, hatte sie einmal an einem Lagerfeuer gehört, waren die Vay Shessod nicht auf das Eis des Landes Keyzing beschränkt gewesen. Ganz Baikhal Cain hatte ihnen gehört.

Mehrere Bionische Kreuzer waren in weitem Abstand auf dem Feld gelandet. Ihre geschwungenen Formen ließen sie wie gewaltige Tiere erscheinen, die sich zur Rast niedergesetzt hatten. Zwischen den Kreuzern und um das Landefeld herum drängte sich Zephydas größtes Problem – und zugleich der Keim seiner Lösung.

Das Landefeld und die Hügel, die es umgaben, waren mit Motana übersät. Es mussten Zehntausende sein, und stündlich schwoll ihre Zahl an. Weite Teile des Landefelds waren unbenutzbar, weil Gruppen von Motana auf ihm kampierten und sich standhaft weigerten, ihre Plätze aufzugeben.

Die ehemals in der nahen Mine des Heiligen Berges versklavten Motana waren die Ersten gewesen, die gekommen waren. Die geschwächten Arbeiter hatten nicht einmal den Versuch unternommen, ihre alten Wohnorte zu erreichen, als spürten sie, was sie nicht wissen konnten, aber Zephyda mit eigenen Augen aus dem Orbit gesehen hatte. Nämlich, dass ihre Heimatorte nicht mehr existierten. In ihrer wahnwitzigen Jagd nach Motana-Sklaven hatten die Kybb-Cranar zügellos auf Baikhal Cain gewütet. Die ausgedehnten Wälder, die Heimat der Motana, waren zu Inseln in einem immer noch rauchenden Meer aus Asche geschrumpft. Die Kybb-Cranar hatten mit Hilfe ihrer Strahler Waldstück um Waldstück verbrannt, um die Motana, die sich darin vor ihnen versteckten, herauszutreiben.

Viele der Arbeiter waren auf dem Marsch zum Landefeld gestorben. Die Anstrengung war nach den Entbehrungen in der Mine zu groß gewesen – ein weiteres Problem für Zephyda, mussten sie doch einen Teil der knappen Ressourcen für die Beseitigung der Toten verwenden, um den Ausbruch von Seuchen zu verhindern.

Dann waren die Motana aus den Gefangenenlagern der Kybb-Cranar um Baikhalis zum Raumhafen geströmt, die meisten von ihnen in nur marginal besserer Verfassung als die Exsklaven. Auch von diesen Motana waren viele gestorben.

Und dann, als Zephydas Ressourcen eigentlich schon komplett ausgeschöpft waren, hatte der eigentliche Zustrom eingesetzt. Die Motana verließen überall auf Baikhal Cain ihre Verstecke und zogen zum Raumhafen von Baikhalis, wo die Bionischen Kreuzer waren, ihre Befreier.

»Wie viele sind es?«, fragte Zephyda die Kreuzer-Kommandantin. Sie kannte ihren Namen nicht. Früher wäre es für Zephyda undenkbar gewesen, mit Motana zu tun zu haben, ohne ihre Namen zu kennen. Aber inzwischen war es eher die Regel als die Ausnahme geworden. Es waren einfach zu viele Gesichter, als dass eine gewöhnliche Sterbliche sie sich alle hätte merken können. Und außerdem, was machte es schon? Was zählte, war die Funktion der Frau und dass sie sie erfüllte.

»Wir wissen es nicht genau. Über 70.000«, antwortete die Frau. Sie hatte etwas Harsches, Männliches an sich, gepaart mit der unerschütterlichen Zuversicht, die nur jenen zu Eigen war, die noch nie gescheitert waren. »Täglich kommen ungefähr noch einmal 5000 dazu. Wir rechnen aber damit, dass diese Zahl weiter steigen wird. Aus dem Orbit machen unsere Kreuzer immer neue Gruppen aus, die nach Baikhalis aufgebrochen sind, manche haben sich auch aufgemacht, die Meere von anderen Kontinenten zu überqueren. Und wahrscheinlich ist das nur ein Bruchteil der tatsächlichen Zahl. Viele Motana trauen der neuen Freiheit noch nicht und schleichen sich eher heran, als dass sie marschieren.«

Zephydas Funkgerät summte. Sie überprüfte die Kennung des Anrufers – es war eine untergeordnete Motana – und ignorierte das Geräusch.

»Wie geht der Bau der Auffanglager voran?«

»Nach Plan. Die Kapazitäten schließen zum tatsächlichen Bedarf auf. Wenn wir die alten Kybb-Lager benützten, wären wir bereits ...«

»Nein, das kommt nicht in Frage.« Die Lager. Die Kybb-Cranar hatten dort versucht, diejenigen Motana, die ein besonderes Psi-Potenzial besaßen, aus ihren Gefangenen herauszufiltern. Viele Tausende hatten die brutale Auslese nicht überlebt, als »Ausschuss« war den Kybb-Cranar ihr Schicksal gleichgültig gewesen.

Die Lager waren nahezu intakt geblieben. Ein guter Teil der Flüchtlinge hätte auf der Stelle in ihnen unterkommen können, hätte dort, wenn auch auf primitivem Niveau, Unterkunft, Trinkwasser und sanitäre Anlagen vorgefunden.

Aber allein der Gedanke, die Motana nach ihrer Befreiung als Erstes zurück in die Todeslager zu schicken ... er war obszön.

Die Motana hatten bereits zuviel erlitten. Sie verdienten eine bessere Zukunft, und Zephyda schuftete 15 von 19 Stunden, aus denen ein Baikhal-Cain-Tag bestand, um sie ihnen zu schaffen.

Die beiden Frauen hielten jetzt auf die Mitte des Landefelds zu, auf den Platz, an dem die SCHWERT niedergegangen war. Rhodan erwartete Zephyda und die Übrigen in einer halben Stunde. Er wolle ihnen einen Entschluss verkünden, hatte der Terraner nur auf ihre Nachfrage geantwortet, als er sie am Morgen über Funk benachrichtigt hatte.

Die Flüchtlinge machten ihnen Platz, sahen ihnen schweigend aus großen, tief in den Höhlen liegenden Augen nach, als könnten sie ihren Sinnen nicht trauen. Zephyda und ihre Begleiterin schienen ihnen von einer anderen Welt zu kommen. Was sie auch taten: die Kommandantin von Tom Karthay, der einzig freien Motana-Welt des Sternenozeans von Jamondi, die nie die Grausamkeit der Kybb-Cranar verspürt hatte. Und Zephyda mochte zwar auf Baikhal Cain geboren sein, aber sie war längst zwischen den Sternen zu Hause.

»Wir haben alles durchgerechnet«, fuhr die Kommandantin fort. »Wenn wir die zwanzig Schiffe, die du uns zugestanden hast, als Grundlage nehmen, können wir die Evakuierung in einem überschaubaren Zeitraum abschließen.«

Zwanzig Schiffe, ein Drittel ihrer Streitmacht – mehr wagte Zephyda nicht vom Wachdienst im Cain-System abzuziehen, und auch das nur unter schwersten Bedenken. Früher oder später würden die Kybb-Cranar versuchen, das System zurückzuerobern. Jeden Tag konnte es soweit sein. Schon als Zephyda mit ihren Kreuzern Baikhal Cain erobert hatte, war es den Kybb-Cranar gelungen gewesen, mehrere Hunderte Einheiten ihrer Wachflotte bedingt einsatzbereit zu machen. Sie stellten keine ernsthaften Gegner für die Bionischen Kreuzer dar, aber Zephyda war zu klug, um sich in Sicherheit zu wiegen.

Die Kybb-Cranar würden weiter an ihren Schiffen arbeiten, sie nach und nach wieder zur Einsatzreife bringen. Oder sogar andere Kybb alarmieren, von denen man bisher nur die Namen kannte: Kybb-Traken, Kybb-Titanen, Motoklone von Kherzesch ... Der Graue Autonom hatte so wenig verraten, doch das Wenige klang bedrückend. Setzte Zephyda alle ihre Schiffe zur Evakuierung ein, ginge sie das Risiko ein, einem Kybb-Angriff wehrlos gegenüberzustehen. Es hätte den Tod aller auf Baikhal Cain verbliebenen Motana bedeutet.

»Was meinst du mit ›überschaubar‹?«, fragte sie die Kommandantin.

»30 bis 40 Tage – je nachdem, wie viele Motana überlebt haben und wie viele wir finden können.«

Hier war sie, ihre Chance. Der Strom der Flüchtlinge zum Raumhafen Baikhalis stellte Zephyda vor beinahe unlösbare Versorgungsprobleme, aber andererseits minimierte er die Ladezeiten der Kreuzer, die ihre Motana-Fracht nicht mühsam zusammensuchen mussten.

»Jeder Kreuzer kann pro Flug 300 Motana transportieren. Das heißt ...«

»Wohin transportieren?«

Es war eine der ungelösten Fragen gewesen, die sie ihren Kommandantinnen gestellt hatte. Wohin?